ick> kann auf dai verweisen, waS der Referent vorgetragen hat. (Gelächter.) Redner geht auf die Aktenstücke bezüglich der rumänischen Eisenbahn ein. Diese seien abgeschrieben worden. Daß dabei die Unterschriften weggelassen sind, halte keine de- sondere Absicht. Wie der Name Meißner unter das eine Akten« stück gekommen ist, hat sich ja nun vollständig herausgestellt. Die anderen Aktenstücke beweisen, wenn man sie mit einander vergleicht, daß alles mit einander stimmt. Die rumänische Bahn ist von Strousberg gegründet worden; ihm standen zur Seite der Herzog von Ratibor und Gras Lehndorf. Strousberg hat Aktien ausgegeben: er ist in Rumänien ebenso verfahren, wie anderwärts.(Präsident von Levetzow: Das Stronsberg'sche Verfahren geht uns nichts an.) Ich habe geglaubt, daß das für die weitere Verwaltung der rumänischen Bahn von Wichtigkeit sei.(Heiterkeit.) Ich komme nun zu einem Wider- spruch, der zwischen dem Finanzminister Micmel und mir besteht. (Gelächter.) Die Diskonto-Gesellschaft und Bleichröder sollen die rumänischen Bahnen gerettet, das deutsche Kapital vor Schädi- gung bewahrt haben. Nachdem die rumänische Bahngesellschaft gegründet war, wurden als Direktoren zwei Leute der Diskonto- dank eingesetzt, die also direkt unter Aufsicht des Herrn Hanse- mann standen. In den Büchern sind Ausgaben für die Presse angesührl, ganz erbebliche Beträge. Es ist von den Notizen, die in die Preffe gebracht wurden, in den Kommissionsberichten nur eine abgedruckt, die eine offenbare Unwahrheit enthält. Präsident v. Levetzow erklärt, daß die Presse den Reichstag nichts angeht. Abg. Ahlwardt : Ich komme nun zu der Zeichnung von 100 000 Thalern Für die Dislontogesellschaft zeichnete Hanse - mann eine erhebliche Summe, dann für persönliche Rechnung Hansemann IM 000 Thaler und Miquel ebensoviel. Der Finanz- minister Miquel erklärt, daß das keine persönliche Zeichnung sei, sondern eine im Auftrage erfolgte Zeichnung. Das ist mir nicht wahrscheinlich; es wäre doch richtiger gewesen, solche Zeichnungen für Auftraggeber mit in die Zeichnungen der Diskonlobank auf- zunehmen. Bezüglich des Eides des Herrn Miquel ist mir vor- feworfen worden, daß ich zu Unrecht von einem Falscheid ge- prochen hätte. Ich habe mich auf eine Schrift von Beta de- rufen; der Wortlaut des Eides stimmt ja auch überein mit dem Wortlaut desselben nach dem stenographischen Bericht. Es war behauptet worden, daß mit dem Gelde der Reichskaffe die rumänische Bahn unterstützt ist. Der Eid des Herrn Miquel crgiebt, daß er von diesem Geschäfte nichts erfahren habe; es seien seines Wissens 4 pCt. Zinsen und>/» pCl. Proviston ge- zahlt worden. Bezüglich des Zinssatzes ist eine Meinung»« Verschiedenheit entstanden zwischen dem Referenten und mir(Ge- lächter). Es wurden für das Darlehn 6 pCt. Zinsen und 4 pCt. Proviston für drei Monate verlangt, bei Pro- longirung sollte die Provision auf l/» pCt. herabgesetzt werden. Würde das Geschäft auf ein Jahr prolongirt sein. dann würde der vom Referenten berechnet« Zinsfuß herauskommen. 4 pCt. Provision für das Vierteljahr macht 16 pCt. für das ganze Jahr und dazu 6 pCt. Zinsen sind 22 pCt. Monatlich 2-/5 pCt. Zinsen würden 23'/, pCt. Zinsen für das Jahr ergeben. Be- züglich des Reichsdarlehns liegt ein Jrrthum vor; dabei handelt es sich wirklich nur um 4 pEt. und>/, pCt. Provision. Ob 22 pCl., die ich herausrechne, nicht Wucher sind, das ist eben die Frage. Ich hatte die Akten geordnet und mit Zeichen versehen; aber die Akten sind durcheinander gekommen; wenn das wSH- rend der Berathung der nommisston nicht geschehen ist, so ist es vorher geschehen. Präsident v. Levetzow: Ich muß dem Redner bemerken, daß tch den Auftrag gegeben bade, an der Lag« der Aktenstücke nicht das Geringste zu ändern; die Akten sind auch immer unter der schärfsten Aussicht gewesen(Hört! Hört!) Abg. Nhlwardt: Der Brief des Herrn Calindero soll ge- fälscht sein; das mag sein, aber es liegen andere Briefe des Herrn Calindero in Originalkopien vor(Großes Gelächter). Herr Metßner, der mir den Brief übergeben hat, war kürzlich noch in'Berlin , nach- her war er aber verschwunden(Heiterkeit). Ich habe ihn nicht aus- findig machen können, wohl aber habe ich einen Brief von ihm gesehen, aus Catania. (Heiterkeit, Zuruf: Krähahn I) Herr Meißner soll in den letzten Tagen in Berlin gesehen sein in Begleitung eines terrn, der ihm die Gelder zur Reise gegeben hat, aus welchem onds weiß ich nicht. Ich habe also keinen Beweis für meine Behauptung, ich bedauere dieselbe und zieh« sie mit Bedauern zurück.(Heiterkeit.) Ich komme auf die Kommission und aus die Erfahrungen, die ich in der Kommission selbst gemacht habe. (Großes Gelachter.) Daß Herr Horwitz Mitglied der Kommission war, obgleich ich ihn genannt halte, war mir bedauerlich. Das war nicht das Schl'mmste. Aber Abg. Lieber hat sein Urtheil gesprochen, seinen physischen Ekel kundgegeben, ehe der Referent berichtet hatte; ein Gericht, bei welchem ein Angeklagter so be-- handelt wird,— denn als Angeklagter stand ich doch vor der Kommission(Sehr richtig! links)— kann ich nicht mehr als Aus- druck der Gerechtigkeit anerkennen. Da andere Kominissions- Mitglieder mich in geradezu schmachvoller Weise der Oeffentlich- keit preisgegeben haben.(Gelächter.).... DaS ist doch kein Gegenstand des Lachens! Wenn s o viele Personen über einen zu Gericht sitzen, sollte doch die Uebermacht der Zahl der Personen dahin führen, daß nur anständige Mittel zur Anwendung kommen. Herr Lieber hat auch die Besucher meiner Versammlungen als Mob bezeichnet; ob daS richtig ist, überlasse ich dem Urtheil der Versammlungen. Die Besucher antisemitischer Versammlungen müssen doch auch als anständige Leute betrachtet werden. Dem Rechtsspruch der Kommisston konnte ich mich nicht beugen. Da der Finanzminister erklärt hat, daß er die Sache gerichtlich weiter verfolgen würde, wenn ich sie in die Oeffenllichkeit bringe, so erkläre ich, daß ich die Akten verarbeitet habe, das Buch wird demnächst erscheinen und bin ich bereit, mich dem ordentlichen Gericht zu stellen. Es ist mir peinlich gewesen, mit diesen Dingen vorzutreten, da ich doch nur sachlich kämpfe(Gelächter). Die Aktenstücke liegen vor. An dem Zinsfuß können Sie nicht rütteln. Eine Eingabe wegen Erlaß der Stempelkosten ist vorhanden. Wenn ich in einem Punkte meine Behauptungen zurückziehen muß, weil mir der Zeuge fehlt, so ist daS bedauerlich, aber ich konnte nicht wissen, daß mir dieser Zeuge so schnell entgehen wird. Es ist eine zweifellose Thatsache, daß an den vielen Gründungen ungezählte Summen verloren gegangen sind, große Volkskreise sind geschädigt worden. Ich mub gegen solche Zustände ankämpfen, das bin ich meinen Wählern schuldig. Daß dieser Kamps kein leichter ist. das ist selbstverständlich, wenn ich in dieser Weise dem«nlschicdensten Mißtrauen des ganzen Hauses begegne. Der Kamps wird hier in einer Weise geführt, die nicht ehrlichen und ritterlichen Anschauungen entspricht.(Präsident von Levetzow ruft den Redner wegen dieser Aeußerung zur Ordnung). Herr Miquel war ein Vertreter de? Großkapitals. Ob ick mit meinem Angriff gegen ihn bei Ihnen durchdringe, bezweifle ich.(Lachen.) Daß er an einer großen Anzahl von Gründungen belhettigt war, steht fest. Ich kann nur erklären, daß ich diesen Kamps fortsetzen werde und wenn ich noch so sehr persönlich angegriffen werde; ich glaube das den produktiven Volksklassen schuldig zu sein. Daraus schließt der Präsident die Diskusston, da sich nie- wand mehr zum Wort gemeldet hat. In seinem Schlußwort weist der Berichterstatter v. Cuny darauf hin, daß der Jnvalidenfonds von den Eisenbahn- Prioritäten keinen Nachlheil, sondern eine» Gewinn gehabt hat. Abg. Porsch lehnt es ab, auf die Angriffe Ahlwardt's gegen die Kommission irgend etwas zu erwidern; wenn Ahlwardt sich vor der Uebermacht der 21 Mitglieder fürchte, so müsse er daraus aufmerksam macheu, daß die Kommisston aus Wunsch des Herrn Ahlwardt selbst eingesetzt worden ist. Die Alten selbst sind auf das Sorgsamste gehütet worden; wenn sie in Unordnung ge- lommen sind, so kann das nur durch Herrn Ahlwardt selbst ge- schchen sein, der der Kommission etwas aus den Atten zeigen wollte, aber sich nicht zurecht finden tonnte. Redner spricht dem Finanzminister Miquel den Dank au? dafür, daß«r d» Be- denken nicht verkennend, trotzdem an den Verhandlungen theil- genommen hat im Interesse der öffentlichen Moral und des öffentlichen Vertrauens und zur Warnung und wenn möglich zur Belehrung für den von einem solchen Manne wie Ahlwardt irre geführten Theil des Volkes.(Beifall.) Darauf werden die Anträge der Kommisston einstimmig an- genommen.(Abg. Ahlwardt hat schon einige Zeit vorher den Saal verlassen.) Schluß gegen 6 Uhr. Nächste Sitzung Mittwoch 12 Uhr. (Zweite Berathung der Militärvorlage.) Uolrktles. Von wohl 10 000 Personen war am Sonntag, trotzdem das Wetter nicht allzu einladend war, die Baumblülhe in Werder besucht. Von Potsdam aus waren 6 Dampfschiffe voll- gepfropft mit Passagieren nach dort gegangen und die Eisen- vahn beförderte schon von früh an von Berlin große Menschen- massen nach der Havelstadt, zu welchen sich noch zahlreiche Rad- fahrer und Turner, die zu Fuß gekommen waren, gesellten. Nachmittags um 4 Uhr konnte man in Werder an verschiedenen Orten keine» Kaffee mehr bekommen, ebenso wie es keinen Kuchen und keine Backwaare mehr gab. Ersatz war wegen der Sonntags- ruhe nicht zu beschaffen. Die Verkäufer von Blüthenzweigen, meist Kinder, fragten indessen nichts nach der Sonntagsruhe und machten ebenfalls wie die Gastwirlhe und Obstweinschänker großartige Geschäfte. Zur Mastvieh-AuSstellung, welche morgen auf dem Zentral- viehhos eröffnet wird, sind in den letzten Tagen umfassende Vor- arbeiten getroffen worden. So manches Bourgeoisherz dürfte denn in den nächsten Tagen beim Anblick der gemästeten Pracht- exemplare vor Rührung vergehen und aufs neue die Bortrefflich. keit der„göttlichen Weltordnung" zu preisen Gelegenheit haben. Uebrigens wie wäre es, wenn man auch der Proletarier ein wenig gedächte und für diese etwa eine Hottehühausftellung ver- anstaltete? Unsere Nachbarstadt Potsdam befindet sich bereits wieder in Finanzschwulitäten. Die von derselben erst im Vorjahre auf- genommene Anleihe von 3 Millionen Mark reicht noch nicht ein- mal zur Erreichung der in dem Anleiheprivilegium vom S. Mai 1892 angegebenen Verwendungszwecke, nämlich: Errichtung eines städtischen Schlachthauses, Ankauf der Wasserwerke und Durch- führung der Kanalisation. Zum Bau eines neuen Feuerwacht- lokals sollen deshalb später rund 210000 M. durch eine neue Anleihe bei der städtischen Sparkasse, vorläufig aber durch Realistrung der städtischen Vermögensmasse beschafft werden. Die Explosion deS„Humboldt" dürfte, wie Breslauer Blätter übereinstimmend melden, noch ein gerichtliches Nachspiel haben. Premierlieutenant Groß hatte bei seiner Landung be- kanntlich sofort das herbeiströmende Publikum dringend gewarnt, ja nicht mit brennenden Zigarren sich dem Ballon zu nahen. Diese Mahnung wurde von dem Bauerngutsbesitzer K. aus Alt- Heinrichau nicht beachtet, und unmittelbar, nachdem er mit brennender Zigarre sich dem Ballon genähert hatte, erfolgte die Explosion. K. hat in seiner polizeilichen Vernehmung diesen Sachverhalt angeblich auch bereits zugestanden. Da K. sich in günstigen Vermögensverhältnissen befindet, so dürfte er, wie die Breslauer Blätter meinen, für den etwa 16 000 M. betragenden Schaden haftbar gemacht werden. Entgegen früheren Meldungen, daß durch die Explosion des„Humboldt" Menschen nicht verletzt worden seien, ist festzustellen, daß dies doch der Fall geivescn ist. Die Personen, welche den Ballon an de» Stricken festhielten, wurden mehrere Meter in die Höhe geschleudert. Ein zwölf- jähriger Knabe aus Zesselwitz bei Münsterberg kam dabei so unglücklich zu Fall, daß er bewußtlos liegen blieb und nach Hause getragen werden mußte, und gegenwärtig liegt derselbe nock schwer krank darnieder. Ein anderer Knabe aus Heinrichsau hat sich bei dem Sturz« zwei Zähne ausgeschlagen, und einem 'Arbeiter wurde das Gesicht erheblich verbrannt. Einer Anzahl von Personen, die durch Brandwunden verletzt waren, und deren Kleidungsstücke gelitten hatten, wurden von Premierlieutenant Groß sofort Schmerzensgelder bezw. Entschädigungen von drei bis fünf Mark ausgezahlt. Ein Schwindel mit englischen Zirkularnoten ist am 27. v. Mts. bei der hiesigen Diskonto- Gesellschaft vorgekommen. Ein anständig gekleideter Mann kam in die Wechselstube und legte einen Kreditbrief der Londoner Unionsbank und sieben Zirkularnoten über je 20 Pfd. Sterl. vor, die auch in dem Kreditbriefe verzeichnet waren. Er bat, den Werth in deutschem Gelde auszuzahlen. Als Name des Inhabers mar Charles Lee mittels Abdruckes angegeben; dieser Name befand sich auch als Unterschrift auf den Noten. Der Beamte der Diskonto- Gesell- schuft nahm eine sofortige Prüfung vor und da anscheinend alles in Ordnung war, auch das Wasserzeichen, wie Unter- schristen des Giranten und Sekretärs der Unionsbank stimmten, auch der Borzeiger erklärte, daß er im Hotel National logire, so wurde ihm der Betrag 20S3,10 Mark ausgezahlt. Dann erhielt er den Kreditbrief zurück, auf dem die Zahlung der Noten vermerkt worden war. Tags darauf wurden die Noten mit dem Giro der Diskonto-Gefellschaft der Unionbank in London übersandt. Gestern Nachmittag erfolgte darauf die Draht- nachricht, daß die Noten gefälscht seien, und daß außerdem Fälschungen mit 20 Pfundnoten der Unionbank von Nr. 93 740 aufwärts auf die Namen Georg Fischer, Charles Lee und Alfred Hill vorgekommen seien. Die Diskonto-Gesellschast fragte in dem Hotel hier an und erfuhr, daß dort ein Mann namens Charles Lee vom 24. bis 27. v. M. gewohnt habe, aber nach Dresden abgereist sei. Nach den weiteren Feststellungen der Gesellschaft find bei den hiesigen 4 Einlösungsstellen der Zirkularnoten weitere Betrügereien nicht vorgekommen, wohl aber bei zwei Firmen in Hamburg , wo je acht 20 Pfundnoten eingelöst sind und Geld er- hoben wurde. Der angebliche Lee ist in den 40er Jahren, mittel- groß, hat dunkelblonden Schnurrbarl und hat während der Ver- Handlungen seinen schwarzen Cylinderhut nicht abgenommen, sodaß Gesicht und Haare nicht ganz genau gesehen wurden. Auch im Hotel hat er den Hut stets auf dem Kopfe getragen. Ueberfahren wurde am Sonntag Morgen 3 Uhr in Steglitz ein Taubstummer von dem Fuhrwerk des Milchhändlers Möbus. Leider war nicht gleich Hilfe am Platz, da«in Arzt, der zuerst requirirt werden sollte, noch kein« Sprechzeit zu haben erklärte. Man trug den Armen daher zum Dr. Ganzer in der Albrecht- straße, welcher die erste Hitfe leistete. E» ist wenig Ausficht auf Wiederherstellung des Armen vorhanden. Ein Leichenfuud im WirthShause Zum Priilate». Der am 10. August 1852 geborene Kaufmann Karl Klösel, der in dem Hause Königgrätzerstr. V2 bei Kappel ein möblirles Zimmer be- wohnte, war m der Nacht zum Dienstag mit dem ihm bekannten Kaufmann Paul Rebstock. Alexanderstr. IS, zusammen im Prä- taten anwesend. Die Stnnde war bereits vorgeschritten, als Klösel erklärte, daß ihm unwohl geworden sei und sich in den Garten hinausbegab. Als er um II Uhr in das Jnnere des Lokals noch nicht zurückgekehrt war, so suchte man überall nach ihm, jedoch ohne Erfolg, und nahm jetzt an, daß er in aller Stille den Heimweg angetreten habe. Als nun gestern Morgen gegen 7 Uhr der Gärtner Trappe den Garten des Prälaten etrat, fand er in dem durch die Stadtbahn überbrückten Theile die Leiche eines unbekannten Mannes auf, in dein später der Kauf- mann Klösel erkannt wurde. Das Gerücht, das den Zeitungen den Vorgang als ein Verbrechen zutrug und von einem verübten Raube wissen wollte, ist völlig unbegründet. Klösel ist wahr- scheinlich infolge zu starken ZechenS an einem Herzschlage ge- starben. Die Leiche ist allerdings behördlich beschlagnahmt wor- den, indeß nur zu dem Zwecke, um die bisher unbekannte Todesursache, die durch einen hinzugerusenen Arzt nicht ermittelt werden konnte, festzustellen, da anders der Beerdigungsschein von der Staatsanwaltschaft nicht zu erlangen ist. Brände. Ein Brand in der Kastanien-Allee 29/30, der am Montag Nachmittag gegen 6 Uhr gemeldet wurde, war in einer der harligen Tischlereien ausgekommen: seine zerstörenden Wirkungen waren aber auf den möglichst engsten Kreis be- schränkt, da das schnelle Eingreifen der Feuerwehr mit einer Spritze eine umfangreichere Entwickelung verhinderte. Die Ursache des Feuers scheint von der Leimküche ausgegangen zu sein. Gleich darauf mußte die Feuerwehr nach der Reichenberger- straße 43 ausrücken, wo in einem Bretterverschläge auf dem Dachboden ein Sack mit Heu brannte. Bei einer verspäteten Wahrnehmung der Gefahr hätte ohne Zweifel ein Dachboden- brand bevorgestanden. Auf welche Weise der Brand entbanden, ist unaufgeklärt geblieben. Marktpreise in Berlin am 1. Mai, nach Ermittelungen des königlichen Polizeipräsidiums. Weizen per 100 Kg. g.uter von 16,40— 16,10 M., mittlerer von 16,00— IS, 30 M., geringer von 15,70—15,40 M., Roggen per 100 Kg. guter von 13,90 bis 13,60 M., mittlerer von 13,50—13,30 M., geringerer von 13,20 bis 13,00 M. Gerste per 100 Kg. gute von 17.50—16.30 M.. mittlere von 16,20—15,10 M., geringe von 15,00-— 13,30 M. Hafer per 100 Kg. guter von 16,00—15,50 M., mittlerer von 15,40—15,00 M., geringer von 14,90 bis 14,40 M. Stroh, Richt- per 100 Kilogr. von— Mark. Heu per 100 Kilogr. von— ,— Mark. Erbsen, gelbe zum Kochen per 100 Kg. von 40,00—24,00 M. Speisebohnen, weiße per 100 Kg. von 50,00—20,00 M. Linsen si>cr 100 Kg. von 80,00 bis 30,00 M. Kartoffeln per 100 Kg. von 6,00-/1,00 M. Rind- steich von der Keule per 1 Kg. von 1,60—1,20 M. Bauchfleisch per 1 Kg. von 1,80—0,90 M. Schweinefleisch per 1 Kg. von 1,60—1,20 M. Kalbfleisch per 1 Kg. von 1,60—0,30 M. Hammelfleisch per 1 Kg. von 1,50—0,90 M. Butter per 1 Kg. von 2,30—1,30 M. Eier per 60 Stück von 4,00—2,40 M. Fische per I Kg.: Karpfen von 2,40—1,20 M. Aale von 3,00 bis 1,20 M. Zander von 2,40—1,00 M. Hechte von 1,30—1,00 M. Barsche von 1,60-0,60 M. Schleie von 2,30—1,20 M. Bleie von 1,40 bis 0,70 M. Krebse per 60 Stück von 12,00—2,00 M. Polizeibericht. Am 1. d. M. Mittags fiel vor dem Grundstück Perlebergerstraße 49 ein Kutscher anscheinend in der Trunkenheit von dem von ihm geführten Gcschäftswagen und erlitt schwere innere Verletzungen, so daß seine Ueberführung nach dem Krankenhause Moabit erforderlich wurde.— Auf dem Hofe des Hauses Beemerstr. 67 stürzte Nachmittags ein Hänge- gerüst beini Aufwinden etwa zwei Meter hoch herab und traf einen dabei beschäftigten Maler, so daß er eine Verstauchung des Rückgrats erlitt. Er wurde nach dem Krankenhause Moabit gebracht.— Infolge des Sturmes wurde der an der Christiania- straße befindliche Zaun des Grundstücks Prinzen-Allee 23 um- geworfen und fiel auf einen dort spielenden fünfjährigen Knaben. Derselbe erlitt einen Bruch des Oberschenkels und mußte nach dem Krankenhause am Friedrichshain gebracht werden.— An der Eck« der Barnim - und Neuen Königstraße gerieth Abends ein Hutmacher unter die Räder eines Mörtelwagens und erlitt anscheinend schwere innere Verletzungen, so daß seine Ueber- führung nach dem Krankenhanse am Friedrichshain erforderlich wurde.— Nachmittags fanden zwei kleine Brände statt. Gerirftks-IeWmrgr Schwere Beleidigungen von Militärpersonen führten gestern den Postschaffner Heinrich Lotto vor die vierte Straf- kammer des Landgerichts 1. Der Angeklagte hat einen Sohn, der die Militärlanfbabn«ingeschlagen hatte und bei der hiesigen Garde-Feldarlillerie stand. Derselbe ist im Gegensatze zu seinen Kameraden, die mit ihm im gleichen Dienstalter standen, nicht zum Unteroffizier befördert worden. Der Angeklagte sah dies als eine ungerechte Zurücksetzung seines Sohnes an, die auf Voreingenommenheit des betreffenden Batteriechefs, sowie des Sergeanten, der der nächste Vorgesetzte seines Sohnes war, zurückzuführen sei. Eines Sonntags besuchte der Angeklagte eine Barbierstube. Der Barbier richtete an ihn die unglückliche Frage, ob sein Sohn Uuterosfizicr geworden sei und dadurch fiel ein Funke in ein Pulverfaß. Der Angeklagte, der kurz zuvor einen Brief von seinem Sohne erhalte« hatte, in welchem derselbe über die ihm zu theil gewordene Behandlung bitlere Klagen führte, gerieth in einen Zustand hoher Erregung. wobei er sich in schweren Beschuldigungen gegen die vor- erwähnten Vorgesetzten erging. Vergebens wies der Bar- bier ihn darauf hin, daß noch andere Personen, u. A. ein Schutzmann, anwesend seien, der Angeklagte ver- stärkte noch seine beleidigenden Behauptungen und machte den Schutzmann noch besonders daraus aufmerksam, daß derselbe wider seine Pflicht verstoße, wenn er das Gehörte nicht zur An- zeige bringe. In der gestrigen Verhandlung blieb der Angeklagte dabei, daß seine Behauptungen aus Wahrheit beruhten. Sein als Zeuge vernommener Sohn behauptete ebenfalls, daß ihm Unrecht geschehen sei. Er ist inzwischen als Ganz-Jnvalide entlassen ivorden. Der betr. Hauptmann hat der Ehefrau des Auge- Nagten erklärt, daß ihr Sobn zwar ein tüchtiger Soldat sei, aber nicht die Eigcnschasten besitze, die ein Vor- gesetzter haben müsse. Wahrend der Staatsanwalt als erschwerend hervorhob, daß der AngeNagle selbst Soldat gewesen und deshalb eine Gefängnißstrafe von 6 Monaten beantragte, bat der Vertheidiger, Rechtsanwalt Leonhard Friede- mann, unter Berücksichtigung der vielen Milderungsgründe um eine gelinde Strafe. Er erzielte auch, daß der Gerichtshof es bei einer Geldstrafe von 150 M. beließ. Zu eine«„festen Verhau" soll der Schlächtermeister Karl Becker , welcher im Verein mit seinem Bruder, dem Schlächtermeister Louis Becker aus Charlottenburg , und dem Schlächtergesellen Ernst Niese gestern vor der zweiten Strafkammer hiesigen Landgerichts 1 stand, am 9. Februar 1391 seinen Schlächterladen gemacht haben. Die drei Angeklagten wurden wegen Freiheitsberaubung und Körper- Verletzung mittels gefährlicher Werkzeuge(Knotenstock, Rauch- spieß und Ochsenziemer) zur Verantwortung gezogen. Bei dem ersten Angeklagten arbeitete der Schlächtergeselle Adolf Rick- st e i n, dessen Aufenthalt zur Zeit nicht mehr zu ermitteln ge- wesen ist. Derselbe schien die Absicht zu haben, seinem Meister etwas am Zeuge zu flicken, denn er kündigte demselben eines Tages die Arbeit auf, unter der gleichzeitigen Drohung, ihn wegen angeblicher Verarbeitung von Pferdefleisch denunziren zu wollen. Er hat späterhin diese Drohung auch wahr gemacht, ein Strafverfahren ist aber überhaupt nicht eröffnet worden. Meister Becker war über diese schimpfliche Beschuldigung aufs höchste empört und seine Erregthett machte sich Luft, als der Ge- selle am 9. Februar in seinem Laden erschien und einen Ent- lassungsschein forderte. Die Szene, welche sich da im Laden ab- spielte, hat der Geselle Rickstein in einer früheren gerichk- lichen Vernehmung sehr anschaulich geschildert und auch dein Arzt dargestellt, bei welchem er kurz nachher mit blutender Nase und blutendem Munde mit verbeulten Augen und blutrünstigen Striemen am Körper erschien, um sich ein'Attest ausstellen zu lassen. Nach dem Inhalt dieses Attestes muß der Geselle„nach allen Regeln der Kunst" verbauen worden sein. Nach seiner Be- hauplung habe er, als er den Laden seines Meisters betrat, diesen mit seinem Bruder angetroffen. Man habe die Ladenthür
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten