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1. Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 60.

Parlamentsberichte.

Deutscher   Reichstag  .

Donnerstag, den 12. März 1891.

8. Jahrg.

Taffung zum ersteren würde in Elsaß- Lothringen   nichts entgegen- Thatsache, daß wir nach der letzten Volkszählung weit über eine stehen. Ernste Einwendungen gegen die Zulassung der Frauen Million mehr weibliche als männliche Staatsbürger in Deutsch­sind überhaupt nicht zu erheben; hier in Berlin   wirken land haben, zwingt die Frauen, die ihren Beruf als Hausfrauen feit 20 Jahren weibliche Aerzte ohne jede Beanstandung. nicht erfüllen können, immer mehr, sich eine selbständige Lebens­Aber trotzdem solche ernsthaften Einwände nicht erhoben stellung zu suchen. Und die Frage des Studiums betrifft zunächst nicht werden können, ist ein großer Theil der Aerztewelt gegen die Zu- die Proletarierinnen, sondern gerade die Frauen der gebildeten Kreise. laffung der Frauen. Daß Frauen zum guten Theil sich für die Dieses Streben der Frauen wird von Jahrzehnt zu Jahrzehnt stärker ärztliche Praxis ebenso eignen wie Männer, daß sie den Anstren hervortreten. Durch Uebergang zur Tagesordnung ist die Sache nicht gungen des Berufs gewachsen sind, wird kaum noch geleugnet. erledigt. Die wahren Gründe gegen die Zulassung der Frauen Diesen Theil der Petition möchte ich den verbündeten Regierun- zum Studium find Konkurrenzrücksichten auf die Männer und gen dahin empfehlen, daß sie ihrerseits Einrichtungen treffen, fogenannte Sittlichkeits- und Anstandsrücksichten bezüglich des welche die Ablegung des Abiturienteneramens gestatten. Was medizinischen Studiums. Die Konkurrenz ist heute auf allen Ge­das Universitätsstudium betrifft, so ist man über unsere Bedenten bieten das tonangebende Element, wir können sie nicht zurück­in Amerika längst hinweg; dort fizen männliche und weibliche weisen oder müssen Mittel finden, die Vermehrung der Menschen Studenten einträchtig neben einander. Den Professoren sind zu verhindern. Ein großer Theil der jungen Männer widmet die weiblichen Studenten mindestens ebenso angenehm sich heute dem Studium nur, weil es so standesgemäß ist, für wie die männlichen( große Heiterkeit), und der Früh ein paar Jahre, hört aber keine Vorlesungen, um später als un­schoppen spielt für die weiblichen Studenten dort feine fähige Leute in den Staats- und Kommunaldienst überzugehen. Rolle. Die Zulassung zum Studium braucht noch nicht würde die weibliche Konkurrenz ihnen einen Stachel geben, fich die Zulassung zur Staatsanstellung zu bedingen; letzteres wird mehr des Studiums zu befleißigen, so wäre das ein großer Vor­sich in der Entwicklung der Dinge ganz von selbst machen. theil. Sittlichkeits- und Anstandsgründe haben die Herren dagegen Daß die Frau in das Haus gehört, ist kein Einwand gegen die nicht, daß jährlich Tausende und Abertausende von Frauen berufs­mäßig als Krankenpflegerinnen ausgebildet werden. Eine solche

86. Sigung vom 11. März, 2 Uhr. Am Tische des Bundesrathes: v. Bötticher, Dr. Schulz, Aschenborn und Kommissarien. Auf der Tagesordnung stehen lediglich Kommissionsberichte über Petitionen. Die Petition des Vereins zur Wahrung der Interessen des Viehhandels um Aenderung der jetzigen Frachtberechnung für die Beförderung lebenden Viehes auf den Eisenbahnen wird dem Reichskanzler zur Erwägung überwiesen. Die Dortmunder Union" hat wiederholt beim Reichstage die Rückerstattung von 140 000 m. gesetzwidrig erhobenen Roh­eifenzoll beantragt. Die Kommission hat zwei Mal ohne Erfolg Ueberweisung zur Erwägung beschlossen; die Petentin wendet sich wiederum an den Reichstag mit der Bitte, die Ueberweisung zur Berücksichtigung zu beschließen. Die Kommission( Ref. Abg. Goldschmidt) hat sich dies­mal diesem Antrage angeschlossen, da inzwischen auch die Höhe des Anspruchs klar nachgewiesen sei und der gesetzliche Anspruch der Dortmunder Union auf Rückerstattung jezt feinem Zweifel Wünsche. unterliegen könne.

Abg. Harmening( dfr.): Ich habe meinen Antrag gestellt, wird mindestens ebenso in allerlei intime Vorgänge des mensch­Abg. Möller( natl.) empfielt diesen Antrag und kündigt um für den Fall, daß das Haus die Ueberweisung zur Berücklichen Körpers eingeweiht, wie die Aerzte. Besonders die an, daß seine Partei aus diesem Falle neuen Anlaß nehmen sichtigung nicht beliebt, wenigstens die Ueberiveisung zur Er- fatholische Kirche brüstet sich ja damit, Mitglieder weiblicher wird, auf die Errichtung eines Reichssteuer- und Bollgerichshofes wägung   offen zu lassen. Ein großer Theil der Professoren der Orden zu diesem delikaten und anstrengenden Beruf auszubilden. zu bringen. Universität Jena ist mit der Zulassung der Frauen zum Studium Je mehr Sie Samariterinnen mit Rücksicht auf die Opfer fünftiger Abg. Hultzsch: Die Deutschkonservativen werden ebenfalls einverstanden. Die Frage hat seit Jahren in Deutschland   eine Kriege ausbilden müssen, um so weniger haben Sie Veranlassung, einstimmig für den Antrag eintreten. tiefgehende Bewegung hervorgerufen; es hätte also eigentlich sie nicht auch zum Studium zuzulassen. Uebrigens fönnen Sie Auch Abg. Hammacher erklärt, daß diefer Fall dringend auch schon die Reichsregierung fich damit beschäftigen sollen. den Frauen selbst überlassen, was sie über diese Sittlichkeits­auffordert, die Eröffnung des Rechtsweges in Zollstreitsachen( Sehr richtig! links); hoffentlich giebt der Reichstag   ihr jest gründe denken. Wenn der rohe Ton der Studenten ein Hinder­von den Regierungen auf dem Wege der Gesetzgebung zu ver- durch die Annahme des einen oder anderen Antrages dazu niß sein soll, so sind die Studenten zu bedauern. Wäre es da langen. Gelegenheit. Rechtlich zwar sind die Frauen zum nicht gerade besser, den rohen Ton der Studenten dadurch zu Kommissar Geheimer Finanzrath von Schmidt: Die Re- Universitätsstudium zugelassen und zur ärztlichen Praxis; modifiziren, daß sie genöthigt würden, stets mit Angehörigen des gierungen halten das eingeschlagene Verfahren für durchaus aber thatsächlich ist ihnen der Weg verkarrikadirt. Dieses Hinder- anderen Geschlechts im Hörsaal zusammenzutreffen? In den gefeßlich und müssen der Annahme des Kommissionsantrages ent- niß würde die Reichsregierung zu beseitigen haben. Es ist nicht Bereinigten Staaten Nordamerikas   befinden sich ca. 3000 Aerztinnen schieden widersprechen. Die Union   verlangt nach gesetzlichen abzusehen, weshalb nicht unter Ausnutzung seiner Kompetenz in der Praxis, und 18 000 Studentinnen stehen auf Gymnasien Bestimmungen behandelt zu werden, welche nicht schon 1879, das Reich die Zulassung der Frauen zum ärztlichen Studium und Universitäten mit männlichen Studenten im Verkehr, und fondern erst 1882 Geltung erlangt haben; eine Berücksichtigung so einrichten soll, daß ihnen das in jedem Einzelstaat ermöglicht das Verhältniß beider Geschlechter ist das allerbeste. Auch für dieses Verlangens würde gefezwidrig gewesen sein. Aus diesem ist. Ein großer Uebelstand der heutigen ärztlichen Praxis ist der, den Unterricht ist kein Schaden eingetreten, im Gegentheil, der Grunde glauben die Regierungen auch nicht den Billigkeitsrück- daß die Aerzte sich zu sehr in die großen Städte zurückziehen; Wetteifer wirkt sogar auf das männliche Geschlecht nüßlich. In der fichten nachgeben zu sollen, welche von anderer Seite geltend ge- würden wir Frauen zum ärztlichen Beruf zulassen, so würde auch Schweiz   ist durch den Ukas des russischen Kaisers den weiblichen Per macht sind. Ein Antrag auf nochmalige Erwägung würde das platte Land mehr Aerzte haben. sonen das Studium sehr erschwert, wohl aber haben sich, angeregt durch allerdings auch zwecklos sein, da die Erwägung des Falles bei Abg. Orterer( 3.): Ich kann beiden Anträgen nicht zustimmen, das Vorgehen der Russinnen, zahlreiche Schweizerinnen dem den Regierungen und auch im Schooße der preußischen so Ich kann mir ganz und gar nicht denken, daß der von Herrn Studium der verschiedenen gelehrten Berufe zugewendet. Im gründlich erfolgt ist, daß ein anderes Ergebniß nicht zu erwarten Schrader empfohlene Weg, zunächst einmal mit Elsaß   und der höheren Lehrfach leisten diese Frauen ganz Ausgezeichnetes. In steht. Universität Straßburg ein Experiment zu machen, irgendwie Zürich  , Bern  , Genf   werden sie überall sehen, daß in dem Studium Abg. Möller bleibt dabei stehen, daß fachlich die Union   voll- zweckmäßig ist. Wollen Sie hier etwas erreichen, so müssen sie der Frauen durchaus keine Gefahr liegt. Auch in Deutschland  ständig im Rechte war; auch die Kommission habe das einstimmig auch den Einzelstaaten die Verpflichtung auferlegen, in ihre waren bis vor wenigen Jahren Frauen zum Universitätsstudium anerkannt. Gymnasien auch weibliche Schüler aufzunehmen. Das würde zu ausnahmsweise zugelassen, z. B. in Leipzig  , wo jezt allerdings Abg. Hammacher verweist noch darauf, daß der Rechtsweg Konsequenzen führen, die ich hier nicht ausmalen will. Daß das tultusministerielle Erlaubniß nothwendig ist, auf Grund deren von der Dortmunder Union beschritten worden sei, daß aber der Reich für Alles kompetent wäre, wofür es sich als tompetent er aber auch jetzt noch zwei Töchter eines der ersten Professoren beklagte General- Steuerdirektor der Provinz Westfalen   den Kom lärt, muß ich bestreiten. Die Kompetenz des Reiches ist in der Medizin studiren. Es ist nur die Furcht vor der Konkurrenz petenzfonflikt erhoben habe. Es sei das ein unverantwortliches Verfassung ganz deutlich umgrenzt; das hier in Rede stehende und ein alter 3opf, der die freie Zulassung erschwert. Verfahren der Zollverwaltung; bei solcher Behandlung der Gebiet ist der Reichsverwaltung durchaus entzogen. Gewiß giebt Der Staat, der sich am meisten gegen weibliche Studenten Dinge gehe allmälig dem Bürger die Geduld aus.( Bewegung es eine große Zahl hochbegabter Frauen, welche sich für diesen gewehrt hat, ist Preußen. Charakteristisch ist aber, daß und Heiterkeit.) Beruf eignen würden, sollen aber gerade diese in die derjenige Minister, der bis heute im Amte war Staatssekretär v. Bötticher: Wir haben im Reiche und in ärmsten, abgelegenften, verlassenften Gegenden hinausgehen, der besonders die Frauen vom Studium zurückgedrängt Preußen den Rechtsweg in Bollsachen nicht; die zulegt geübte um dort den ärztlichen Beruf auszuüben? Und was soll hat, Herr von Goßler, nicht umhin fonnte, feine Kritik ist daher unberechtigt. Die Bollbehörde fonnte gar nicht aus unseren Universitäten werden, die jetzt schon an Ueber- Hochachtung einer früheren Studentin auszusprechen, der Frau anders verfahren, und es trifft weder sie noch die preußische völkerung leiden? Den Frauen, welche den Zugang zur Kowalewska, die leider vor Kurzem verstorben ist. Er lub Regierung in dieser Beziehung der geringste Vorwurf. Universität erhalten, muß auch die Möglichkeit der späteren sie zu einer Gesellschaft, zu der er auch die hervorragendsten Abg. Hammacher: Hätte sich die Regierung darauf beschränkt, Anstellung im Staatsdienst gegeben werden, wenn nicht ein sehr Koryphäen der Wissenschaft zuzog. Diese Frau hatte bei dem die Kompetenz des Gerichtshofes zu bestreiten, dann läge gefährliches studentisches Proletariat erzogen werden soll. Be- Abgangsexamen an der Pariser Universität den ersten Preis in die Sache anders; der Kompetenzkonflikt ist aber ex officio er- denken Sie, wie schwer es schon jetzt ist, zu einer Staats- Mathematit davongetragen und war dann bis zu ihrem Tode hoben worden. anstellung zu gelangen, wie erst, wenn dem weiblichen Geschlecht Professorin der Mathematik in Stockholm  . Man könnte es sehr Der Kommissionsantrag wird fast einstimmig angenommen. allgemein der Zugang zum gelehrten Beruf, also auch zur Rechts- wohl einmal probiren, Mädchen zum Gymnasialbesuch zuzulassen. Ueber die Petition des Allgemeinen deutschen Frauenvereins anwaltschaft u. f. w. gestattet wird? Der erste Schritt auf Die Erfahrungen, die man in den Vereinigten Staaten   damit in Leipzig   und des Deutschen Frauenvereins Reform in Weimar   diesem Gebiete möchte uns doch vielleicht bald Bustände bescheeren, gemacht hat, zeigen, daß gerade die künstliche Scheidung der um Zulassung von Frauen zum Universitätsstudium und zu den wie sie der Kollege Bebel in seinem mehrfach zitirten Buche uns beiden Geschlechter die meisten Gefahren in sich schließt. In Universitätsprüfungen bezw. zum Studium der Medizin und zum ahnen läßt. England, wo beide Geschlechter ungezwungen mit einander ver­ärztlichen Berufe beantragt die Petitionstommiffion Uebergang Abg. Bebel( Soz.): Als es sich darum handelte, bei der kehren, ist die denkbar größte sittliche Strenge zu Hause. Wenn zur Tagesordnung; die Abgg. Bebel und Schrader beantragen Berathung über die Gewerbe- Ordnung sämmtlichen Gewerbe- man einmal bei der Universität Straßburg den Versuch machen Ueberweisung zur Berücksichtigung, Abg. Harmening Ueberweisung treibenden ohne Rücksicht darauf, ob sie Gehilfen beschäftigen oder wollte, weibliche Personen zum Studium zuzulassen, würde das zur Erwägung. nicht, den Verkauf ihrer Waaren in bestimmten Stunden des teine Degradation, sondern ein Avanzement bedeuten. Abg. Schrader( fr.): Allerdings ist die Frage der Vor- Sonntags zu verbieten, und ebenso bei den Fortbildungsschulen Abg. Sulzsch( dk.) tritt den Ausführungen des Abg. Orterer bildung für den ärztlichen Beruf der Kompetenz der Einzelstaaten haben die Herren Orterer und Genossen sich leicht über die bei. Für die Konservativen sind die gestellten Anträge un­unterstellt. Da aber nach der Gewerbeordnung, wie auch der Kompetenzbedenken hinweggefeßt, obwohl damit thatsächlich annehmbar. Bleiben wir bei dem, wodurch wir in Deutschland  Kommissar bei den Kommissions besprechungen zugestanden hat, ein Eingriff in die Kompetenz der Einzelstaaten gemacht groß geworden sind, wodurch wir eine Nation geworden sind; an und für sich der Zulassung weiblicher Personen zur Aus- wurde. Hier hat man Kompetenzbedenken, weil die Sache der lassen wir den Frauen ihren Beruf als Gattinnen und Mütter! übung der ärztlichen Praxis fein Hinderniß entgegensteht, so wäre Partei nicht genehm ist. Wenn auch der Kommissionsantrag an Den Frauen, was ihnen gebührt, aber auch den Männern, was das Reich ohne Weiteres für die Lösung der Frage zuständig. genommen wird, so wird uns diese Frage doch noch öfter be- ihnen gebührt.( Beifall rechts.) Schon heute tönnen die Universitäten Dispensationen zulassen, schäftigen. Wäre der schriftliche Kommissionsbericht nicht erstattet, Abg. Rickert: Auch wenn heute die Majorität über die wodurch Frauen der Besuch der Vorlesungen gestattet werden kann; so wäre es auch daffelbe, denn in dem Bericht steht herzlich Sache zur Tagesordnung übergeht, wird damit die Frage nicht es würde sich hauptsächlich um die Frage der Zulassung zum wenig. Diese Frage ist nicht von Agitatorinnen aufs Tapet ge- todt gemacht. Traurig genug, daß sich heute noch eine große Abiturienten- Examen und zur Staatsprüfung handeln. Der Zu- bracht, sondern es handelt sich um eine große soziale Frage. Die Majorität dagegen findet. Wenn wir einen Antrag auf Ab­

Thermidor in Berlin  .

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diese Nation, wenn sie es nicht einstimmig ablehut. Und das drei Stunden. Ein Prestidigitateur dieser Sardon! Der hat sie nicht gethan. Aufschub, welcher nöthig ist, die edle Nonne zu retten, kann Unsere Kulturnachbaren", die Franzosen  , find zur Zeit Dennoch ist es in Paris   wenigstens geglückt, Sardou schließlich Sardon weiß das schon so einzurichten nur einmal wieder von der Laune beherrscht sich zu blamiren. wenn auch nur einstweilen den frechen Mund zu verbieten. dadurch erzielt werden, daß sie, die edle Himmelsbraut, sich A tout prix! heißt auf deutsch  : und wenn's einen Thaler In Petersburg   aber klatscht Bäterchen seinem faulen Zauber als schivanger bekennt. Aber wo wird sie denn! Niemals! fostet. Beifall, und in Berlin  , in einem Theater, welches den Namen Lieber sterben! Und da der Theaterabend bereits gefüllt Wenigstens ihre Herren Künstler geben sich redliche Lessings über die Pforte schreibt, wichert die Bourgeoisie ist, so zerreißt sie im Fanatismus ihrer Tugend das Papier, Mühe, ihre Nation bloszustellen. Der Wealer Detaille zieht demonstrativen Beifall, wenn ihre Revolution, das einzige auf dem sie ihre Schande bekennen sollte und besteigt voll seine Zusage, an der internationalen Berliner   Ausstellung anständige Ereigniß ihrer Familiengeschichte, von einem unentwegten Edelmuthes den Karren, welcher sie zur theilzunehmen, zurück, fuscht sich vor dem pöbelhaften Lärmen dramatischen Stiefelputzer beschmutzt wird. Guillotine führt. Da hat denn auch der eble Martial einer blöden Patriotenrotte und bemäntelt seine feige Wäre es nun nicht eine jämmerliche Betise, dieses Stück. sich eingefunden und läßt sich gegen die Staatsgewalt Jämmerlichkeit mit der denkwürdigen Phrase: in Sachen Man höre nur die rührende Geschichte! niederschießen. Sobald der Schuß aus der Pistole heraus Patriotismus gebe es keine Majoritäten und Minoritäten, Martial Hugon, ein edler Artillerie- Offizier, hat Fabienne iſt, athmet men erleichtert auf. Dieser Knalleffekt in des sondern nur Einstimmigkeit, und so stimme er eben ein. Lecoulteur, die edle Tochter edler guillotinirter Aristokraten Wortes eigenster Bedeutung fann nun nicht mehr überboten Die nicht minder patriotische" Wittwe des großen denn alle Legitimisten des Stückes sind natürlich edle, werden. Schlimmer kann es nun nicht mehr kommen; die Die nicht minder patriotische" Wittwe des großen Meissonier erzählt ihren" Landsleuten, daß seit dem Kriege eble Menschen", wie der alte Janikow in Sodoms Ende Kanonen find gottlob noch nicht bühnenfähig. von 1870 fein Deutscher mehr das Haus ihres Gatten be- sagt, und alle Republikaner sind Schufte- er hat sie also Es lohnt sich nicht, über diese blöde Anekdote über­treten habe. Das ist ihr Stolz! Sie hat zwar gelogen aber ein paar Monate in Kriegsgefangenschaft geräth, geht ja überhaupt lebenslose Marionetten führen da ein mathe­gerettet und beide lieben einander voll Edelmuth. Da er haupt noch Worte zu verlieren. Geist und gemüthsleere, und wird dessen überführt, aber ob sie sich schämt? Oder fie ins Klofter, oder legt wenigstens, da die Klöster geschlossen matisch ausgeflügeltes Ballett auf, dessen Wirkungen auf ob sie nun ihrem Gatten im Grabe zürnt, die brave find, ihr Gelübde als Ursulinerin ab. Er kehrt zurück, und den nachrechnenden Verstand durch einen möglichst brutalen Patriotin? es gelingt ihm in einer ganz papiernen, aus den hohlsten Spektakel verstärkt werden sollen. Der blecherne Wildenbruch Aber das ist Alles noch nichts, will noch gar nichts be- Theaterphrasen zusammengesezten Szene unschwer, sie ihr ist ein Dichter gegen diesen kalten Tamtamschläger: und das fagen gegen die Riesenblamage, die der alte Komödienschreiber Gelübde vergessen zu machen und sie zu bewegen, sich als will viel sagen. Sardou seinem Volte in den Augen aller guten Europäer" feine Braut im Verborgenen zu halten, während ihre bereitet hat. Diese Blamage heißt Thermidor. Aber unser süßer Premièrenpöbel hat sich durch alles Schwestern unter todesmuthigem Absingen eines Chorals hinter das nicht abhalten lassen, wieder und wieder in schamlose Nicht jedes schlechte und dumme Stück ist ja an und der Szene ins Gefängniß abmarschiren. Da will es natürlich Beifallsjalven auszubrechen. Die kleine Schaar der Zischer für sich beschämend für das Volt, in dessen Sprache es ge- der ebenso rechtzeitige wie plumpe Zufall, daß auch sie ent- wurde überbrüllt. Wenn es wahr ist, daß ein jedes Volk schrieben wurde. Sonst stünde es schlimmer um uns. Aber deckt und gefangen genommen wird, und das Resultat ist ein die Bourgeosie hat, die es verdient, so müssen wir ein Spektakel, wie dieser Thermidor, in dem ein Theater- wunderbarer Theatereffekt, ein Attschluß, wie er im Buche Deutsche große Sünder sein. schneider, jeden künstlerischen Gewissens bar, die Tage glor- steht. Eine weitere Reihe geschickter Zufälle fügt es inun Thermidor ist der Monat der Hundstage, die Zeit der reicher geschichtlicher Entwicklung seiner Nation unter dem so, daß an demselben Tage, dem neunten Thermidor, erstens verdorrenden Ueberreife. Das ist kein Symbol für die Zeit, Gefichtswinkel und mit dem Kinderstuben- Bathos eines Robespierre gestürzt wird und zweitens die eben eingefangene in der wir leben. Wir leben im Germinal, in der Zeit Romanpüppchens wiedergiebt, das wird zum Schimpf für Nonne verurtheilt und hingerichtet werden soll. Alles in des Keimen.

G- pp- lis