als der Papst, die Vorarbeiter und Vorgesetzten werden keine sozialeGesinnung haben, sondern sie werden dann erst recht die Arbeit-g ebe rge s i n n u n g herauskehren.(Sehr richtig.) Ich erinnerenur an die fiskalischen Kohlengruben des Saarreviers. Dort Herr-schen die tollsten Zustände, viel tollere Zustände, als in den Privat-iohlengrubcn.(Widerspruch und Zustimmung.) Prost Wagner hatdie Vorzüge des deutschen Beamtentums gepriesen. Nun, w e r i stdenn in der Welt vorwärts gekommen, Deutschlandmit seinem moralisch so hoch stehenden Beamtentum oder die demo-kratischen Länder mit ihren korrupten Beamten? Ich meine, die-demokratischen Länder mit diesen bestochenen Beamten haben mehrgeleistet als wir mit unserer vielen Moralität. Ich kann deshalbvor der Hand an der Unübertrefflichkeit des deutschen Beamtentumsnoch nicht glauben.(Lebhafter Beifall.)Gemeinderat R e u m a n n- Wien: Wir Sozialdemokraten sindvon jeher für Verstaatlichung und Verstadtlichung eingetreten. Aberauch wir verlangen, das; als Vorbedingung für diese Ver-staailichung und Verstadtlichung gelten muß die D e m o k r a t i-sierun� der gesamten osfentlichen(Sinti ch tun-gen. Wir müssen die öffentlichen Betriebe kontrollieren könnendurch die Parlamente und Gemeindevertretungen, die mif Grunddes allgemeinen gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts zu-sammengesetzt sind. Deshalb gilt für uns der Satz: Nur Kommu-nalisierung mit vorheriger Demokratisierung und keine Demokrat!-sierung ohne folgende Kommunalisierung lProst von Sch u lze- G ev er n i tz- Freiburg i. Br.: Wirmüssen Professor Alfred Weber dankbar sein, daß er die De-batte auf eine grundsätzliche Höhe gehoben hat. Er hat der Klageder modernen Menschen Ausdruck gegeben über die turmhohenLasten, mit denen die Bureaukratie heute die Menschheit fast zu er-drücken droht. Er hat uns aber keinen Ausweg angebenkönnen, er hat uns vor ein Nichts gestellt. Das war der Fehlerseiner Ausfuhrungen. Ich meine, es liegt auch viel an der Er-ziehung eines Volkes..In England sind die Zustände vielbesser als bei uns, und das liegt daran, daß der englische Kapitalisteine viel bessere Vorbildung erhält als der deutsche Kapitalist. Prof.Redlich-Wien: Wir sind alle prinzipiell für die Verstadtlichungals einen Fortschritt, aber es gibt bei uns Meinungverschieden-heiten über das wann und wie. Prof. Weber beklagte die Gefahr.daß die moderne Menschheit der Hhperbureaukratisierung nahekäure. Dagegen mutz ich einwenden, daß die Bureaukratie(chne tv-pische Notwendigkeit für alle Staaten ist, sondern daß es so viele'Bureaukratie» gibt, als es Staaten gibt. Bureaukratie und Ge-meindebetriebe dürfen nicht in einem Urteil zusammengebrachttverden. Zwischen uns in Oesterreich und Ihnen in Deutschlandbestehen gewaltige Unterschiede. Die österreichischen Gc-meinden sind Verwaltungsrepubliken, an deren Spitzeein frei gewählter Bürgermeister steht, während bei Ihnen inDeutschland der B ü r g e r m e i st e r der Un t e g e b e n e deshöheren Verwaltungsbeamten ist.(Widerspruch.)Sorgen Sie für ein vernünftiges Wahlrecht zum preußischen> Landtagund Sie werden damit die Gefahr der Bureaukratisierung beseitigthaben.(Lebhafter Beifall.)Prof. Alfred W e be r- Heidelberg: Ich bin mir über diesozialpolitischen und technischen Borteile derKommunalisier ung durchaus klar. Ich verkenne auchnicht die fiskalischen Vorteile. Die Bureaukratie hat unsorganisiert, vielleicht stehen deshalb gerade die älteren Generationender Bureaukratie anders gegenüber als wir jüngeren. Ich binauch weit davon entfernt, die persönlichen Qualitäten der Bureau-traten als Beamten irgendwie antasten zu wollen. Die privateBureaukratie, sagt Gehcimrat Wagner, ist viel schlimmer als dieöffentliche. Er verwies auf Amerika und Freiherrn von Stumm.Sprechen wir aber nicht alle mit der größten Entrüstung von derKorruption der amerikanischen Universitäten und mit der größtenEntrüstung von Freiherrn von Stumm? Wenn Geheimrat Wagnersich nicht darüber entrüstet, daß hier in Wien niemand in derGemeinde angestellt wird, der nickt eingeschworen ist auf daspolitische Programm der hier herrschendenClique, dann hat er keine Berechtigung, sich überAmerika zu entrüsten,.„iZum Sahlkamps.Rebellierende Lehrer.Wir lesen in der bürgerlichen Presse:„Die Mißstimnlnng innerhalb der BerlinerLehrerschaft über die Haltung der liberalen Mehrheit derStadtverordnetenversammlung bei der neuen Lehrerbesoldungs-ordnung dürfte bei den bevorstehenden Ersatzwahlen zumL a n d l a g e deutlich zum Ausdruck kommen. Wie bei der Haupt-wähl ist seitens der Liberalen auck» bei der diesjährigen Landtags-wähl Stadtrat Dr. Weigert als Kandidat aufgestellt worden.Bei der Hauptwahl war jener bekanntlich dem Sozialdemokratenunterlegen. Nun wird jetzt von den städtischen Lehrern dieses Wahl-kreises eine lebhafte Agitation entfaltet. In einer zahlreich besuchten' LehrerversammliingwnrdeLehrer Rosin als Gegenkandidat gegenDr. Weigert aufgestellt sowie die Bildung eines Wahlsonds in dieHand genommen. Die Lehrer im siebenten Landtagswahlkreiseweigern sich auch, das Mandat eines Wahlmannes für StadtratDr.' Weigert anzunehmen, wie sie das bei der vorigen Wahl getanhatten."So berechtigt auch die Entrüstung der BerlinerLehrer über unseren doppelzüngigen Freisinn ist,so sehr sollten doch die Lehrer bedenken, datz sie durch Auf-stellung einer aussichtslosen Sonderlandidatur weder dieInteressen ihres Berufs noch die der Gesamt-heit fördern können. Vielmehr sollten die Lehrer in ihrerGesamtheit das tun, was mancher Einzelne be-reits getan hat: sie sollten geschlossen für die S o z i a l-d e m o k r a t i e eintreten, die ihre Interessen ebenso energischwahren wird, wie das nur ein aus dem Schulberns hervorgegangener Abgeordneter zu tun vermöchte.Sa! bayerische Budget.Die bayerische Kammer der Abgeordneten hielt gestern ihreerste Sitzung in der neuen Session ab. Finanzminister von Pfafflegte das Budget für 1310/11 sowie einen Gesetzentwurf über denMalzaufschlag und über Aenderungen des Gebühremgesetzes vor.Der Minister erklärte den Finanzabschluß für das Rechnungsjahr1306/07 für durchaus erfreulich. Wie er ausführte, beträgt derIleberschuß 24 730 633 M. Dazu haben nahezu sämtliche Verwal-tungszweige beigetragen. Das Jahr 1008 schließt mit einem lieber-schuß von 0 381056 M. ab, von denen 24ü Millionen für Schulden-lügung zurückgestellt werden. Die Aufstellung des Budgets für1010/11, erklärte der Minister weiter, bot ungewöhnliche Schwierig-leiten. Es lvaren Mittel für Mehrausgaben zu beschaffen, wie siesich bisher noch niemals ergaben, nämlich für rund 53 MillionenMark. Da die Steuerreform erst 1311 in Kraft tritt, bedarföS für 1310 einer zwanzigprozentigen Steuer-er höhung, der Erhöhung verschiedener Gebührenund der Erhöhung des Malzaufschlags. Gehalts-aufbesserungen sind ausgeschlossen. Nur die Pensionen für Witwenund Waisen sollen verbessert wenden.Bei der Eisenbahn macht sich die noch nicht völlig überwundenewirtschaftliche Depression geltend, immerhin wird die Neineinnahmedrei Millionen Mark betragen, y-Der Minister ging sodann die einzelnen Etats durch, diemannigfache Neuforderungen aufweisen, und fuhr fort: Dasordentliche Budget schließt in Einnahme und Ausgabe im ganzenmit 625 734 818 M. ab, weist also gegen das letzte Budget ein Mehrvon 73 762 724 M. auf. Die Aufstellung des außerordentlichenBudgets war durch die Ueberschüsse von 1306/37 etwas erleichtert.Daraus werden bestritten zahlreiche große Bauforderungen für dieUniversitäten und andere Ressorts, serner 600 000 M. für Bohrun-gen und Schürfungen auf Kohle, Erz und Salz, sowie für Er-Werbung von Grubenfeldern; vier Millionen für Zwecke der staat-lichen Bäder, darunter Erbauung eines neuen Konversationshausesund einer großen gedeckten Wandelhalle in Kissingen; vierzehnMillionen für die Korrektion der Gebirgsflüsse. Aus all-gemeinen Anleihen sollen insgesamt 51 Mil-lionen gedeckt werden. Der Minister schloß:„Das Bildunserer Finanzlage ist kein erfreuliches, denn es zeigt die Not-wendigkeit, der Staatskasse neue Einnahmequellen zu erschließen.DaS Bild ist aber in keiner Weife besorgniserregend, denn auchnach der Deckung des Mehrbedarfs kann das Maß der steuerlichenBelastung in Bayern sowohl im Vergleich zu anderen Ländern,wie im Vergleich zur Zunahme des Wohlstandes in Bayern nichtals ungünstig und nicht als die EntWickelung des Landes hemmendbezeichnet werden."''*'*'Unsere Genossen im bayerischen Landtag haben folgende An-träge eingebracht:Die Kammer wolle beschließen:Die Kgl. Staatsregierung sei zu ersuchen, in Rücksicht aufdie hohen Preise der unentbehrlichen Lebensmittel und sonstigenBedarfsartikel im Haushalte dem gesamten nichtstatusmäßigenPersonal aller Staatsbetriebe ab 1. Januar 1910 eine täglicheLohnzulage von 25 Pf. zu gewähren, jDie Kammer wolle beschließen:Die Kgl. Staatsregierung sei zu ersuchen, in Rücksicht aufdie hohen Preise aller Lebensmittel und sonstiger Bedarfsartikelim Haushalte den Beamten aller Dienstzweige des Staates, so»weit sie ein Jahreseinkommen unter 3000 M. ab 1. Januar1910 beziehen, eine Gehaltszulage im Betrage von jährlich 90 M.zu gewähren. v,.Die Kammer wolle beschließen:-• Es sei die Kgl. Staatsregierung zu ersuchen:1. für Zwecke der Arbeitslosenfürsorge erstmalig in denEtat für 1310/11 eine Summe von 150 000 M. einzusetzen. Ausdiesem Betrag sollen jene Gemeinden, welche arbeitslosen Ar-beitern Geldunterstützungen gewähren, Zuschüsse erhalten.Diese Zuschüsse sollen in der Regel 50 Proz. der von denGemeinden an Arbeitslose verausgabten Beträge nicht über-steigen.2. Um der in diesem Winter voraussichtlich auftretendengrößeren Arbeitslosigkeit zu begegnen, dafür zu sorgen, daß dieauf Rechnung des Staates, in allen Ressorts, vorgesehenen Neu-und Erweiterungsbauten rechtzeitig in Angriff, genommen unddie hierzu erforderlichen Mittel sofort angewiesen werden; in?-besondere soll der Etat der Bauverwaltung schnellmöglichst fertig-gestellt werden.3. Anordnung zu treffen, daß die auszuführenden Arbeitennicht unter den tariflich festgelegten oder im AusführungSortüblichen Berufslöhnen bezahlt werden und4. Die Kreis-, Distrikts- und Gemeindeverwaltungen zuveranlassen, ebenfalls für entsprechende Arbeitsgelegenheit zusorgen.Die Kammer wolle beschließen:Die Staatsregierung zu ersuchen, die Aufhebung deszwischen Bayern und Rußland vereinbarten Ausliefe-rungsvertrageö vom 1. Oktober 1885 sofort in die Wegezu leiten.Die Kammer wolle beschließen:Es sei die Kgl. Staatsrcgierung zu ersuchen, dem gegen-wärtig versammelten Landtag baldigst einen Gesetzentwurf vor-zulegen, nach dem auf Grund der 88 58 und 59 des Reichs-erbschaftssteuergesetzes vom 3. Juni 1906 Zuschläge zu der nachden Vorschriften dieses Gesetzes veranlagten Steuer und Abgabenvon den nach 8 11 Nr. 4a— e dieses Gesetzes von der Erbschafts-steuer befreiten Personen erhoben werden.Ferner brachte unsere Landtagsfraktion die folgende Jnter-pellation ein:>.1. Ist der Kgl. Staatsregierung bekannt, daß die von derAbgeordnetenkammer in der Session 1907/08 genehmigten Be-schlüsse des 10.(sozialen) Ausschusses nur teilweise in durchausungenügender Weise zur Durchführung gelangten, und was ge-denkt die kgl. Staatsregierung zu tun, um diese Beschlüsse derAbgeordnetenkammer zu erfüllen..2. Ist der Kgl. Staatsregierung bekannt, daß in der Ma-schinenbau-Aktiengesellschaft Werk Augsburg den technischen Be-amten das Koalitionsrecht in gesetzlich unzulässiger Weise ver-kümmert wird.Was gedenkt die Kgl. Staatsregierung zu tun, um in Be-trieben, die Staatsaufträge erhalten, das Koalitionsrecht derArbeiter und Beamten sicher zu stellen.3. Ist die Kgl. Staatsregierung gewillt, die baldige Ver-abschiedung des Gesetzentwurfes, die Aenderung des Berggesetzesbetreffend, zweite Novelle, soviel als möglich zu fördern.vom Kampf in Lchuieden.Zehn Tage dauerten die Verhandlungen in Stockholm. DieArbeitervertreter haben in dieser Zeit ehrlich versucht, einen Wegzum Frieden zu bahnen. Sie wollten keine Demütigung der Unter-nehmer, sie forderten nur i h r R e ch�t.Einen schroffen Gegensatz dazu bildete das Auftreten derUnternehmer. In der schamlosesten Weise wurden die Ausgesperrtendrangsaliert. Man hat sie aus den Fabrikwohnungenauf die Straße setzen lassen, weil sie ihr Koalitionsrechtnicht preisgaben; Polizei und Justiz hat man auf die Kämpfendenund ihre Führer gehetzt und geglaubt, damit ihren Widerstand brechenzu können. Vergeblich! Wie erbärmliche Wichte sind die Schmockoeiner Reihe von bürgerlichen Zeitungen über die Kämpfenden her-gefallen, haben sie bedroht und verhöhnt, ihre Führer verleumdetund mit Kot beworfen. Vergebliche Bemühungen!Die Arbcitvertrctrr haben schließlich der Unterhandlungskomödieein Ende gemacht. Die Gewerlschastsvorstände erklärten, die Be-dingungen der Unternehmer seien unannehmbar! Forderte man dochnicht mehr und nicht weniger als die Selbständigkeit der Arbeiter-organisation auszumerzen. In solchen Punkten kann es keineEinigung geben.So sind denn die Verhandlungen gescheitert. Darüber meldetuns eine Privatdepesche folgendes:Stockholm, den 23. S cp t e m b e r. Die Verhandlungensind endgültig gescheitert. Die Bedingungen der Unter-nchmer sind für die Arbeiter unannehmbar. Die Gewcrl-sch asten werden den Kampf fortsetzen mit all derKraft, die die schwedischen Arbeiter entfalten können. Hilft unsdie internationale Solidarität wie bisher, so sind wirwegen des Ausganges nicht bange! 3!lir der Hungerwird unsere Phalanx brechen könne». Wir hoffen, daß die Arbeits-brüder i» anderen Ländern nach Möglichkeit helfe» werden, diesenKampfgenosse» der Nnternchincr, auf den sie rechnen, zu bannen."»Wir haben im„Vorwärts" gleich bei Beginn der Verhandlungendie Auffassung vertreten, daß des großen Kampfes Ende damit kaumanbrechen werde. Dazu kennen wir die Drahtzieher der Unternehmerzu gut, als daß wir uns von der Verhandlungskomödie einschläfernließen. Die deutsche Arbeiterschaft hat daher unbekümmert um dieStockholmer Verhandlungen ihre Sammlungen für dieschwedischen Brüder fortgesetzt. Was an ihnen liegt,wird zweifellos auch fernerhin geschehen, um denKampf zu einem für die Arbeiter befriedigendenErgebnis zu führen!Was in Schweden zurzeit ausgefochten wird, ist der erbittertsteKlassenkampf zwischen Kapital und Arbeit. In einem solchen Kampfeist die Stellung der deutschen Arbeit nicht zweifelhaft. Wir begehenkeine Indiskretion, wenn wir mitteilen, daß sowohl von Deutschlandaus wie von anderen Ländern den schwedischen Gewerkschaftengrößere Summen zur Verfügung gestellt werden. Daneben werdendie all gemeinen Sammlungen fortgesetzt. Die Hoffnungen derschwedischen Kapitalisten, die Arbeiter aushungern zu können,werden daher zweifellos in der nächsten Zeil nicht erfüllt werden.Mehr als 100 000 stehen nach zwei Monaten noch im Kampfe.Das ist dasselbe Verhältnis, als wenn in Deutsch-land mehr als zwei Millionen Arbeiter aus-ständig resp. ausgesperrt wären. Ein Riesenkampf.wie er noch in keinem Lande geführt Ivurde, ist es auch jetzt noch,nach dem Verlauf von zwei Monaten!Eine jämmerliche Rolle spielt immerfort die s ch w e-dische Regierung. Ihren Vergleichsbeamten hatte sie schonfrüher die Freiheit in ihren Maßnahmen beschnitten. Auch die ein-geleitete Verhandlung war eine Komödie. Sie entsprangen nur denpolitischen Bedürfnissen der Regierung und der Großindustriellen,deren Geschäftsträger sie ist. Sie wollte sich vor dem Lande denDeckmantel der Friedensfreunde anziehen, nachdem ihre ungesetzlicheHaltung gegenüber den Vergleichsbeamten bekannt geworden warund ihr eine politische Blamage eingetragen hatte.Jetzt ist auch diese Maske gelüftet. Die schwedischen Groß-industriellen wollen den verwüstenden Krieg weiter führen. Sierechnen dabei auf große Extraprofite aus dem unvermeidliche» Ruinder kleineren und mittleren Industrie. Diesen Feldzug deckt dieschwedische Regierung.Diese Folgen des Kampfes werden einen weiteren Schritt zumSozialismus bedeuten. Die Großindustriellen wollen durch ihrenschamlosen Kampf, den sie angeblich nur gegen die nicht vorhandenenForderungen der Arbeiter führen, die kleinere und mittlere Industrieruinieren, die Konzentration des Kapitals durch ZwangSmaßregc!»beschleunigen. Die Klein- und Mittelbetriebe sollen verschwinden,das Großkapital allein Herr der Ausbeutung der schwedischen Arbeitsein. So betreibt der Großkapitalismus seine Geschäfte. In diesemVorhaben hilft ihm der Staat.Aber die Konzentration des Kapitals kannnicht das Ende der EntWickelung sein! Das bedenkendie Herren nicht, die jetzt den Großindustriellen Helfersdienste leisten.Mag auch die schwedische Arbeiterklasse in diesem Kampfe schwereOpfer bringen müssen, so wird sie doch dadurch entschädigt,daß der Kampf diesmal ohne ihren Willen die ökonomisch-polittscheEntwickelung in Schweden vielleicht um Jahrzehnte beschleunigt.ver ipioniereude Zar.W. Burz ew setzt in der soeben erschienenen Nummer seinerZeitschrift„Byloje" die Enthüllungen über das berüchtigt-«Journal des Zaren" fort, da? vom Direktor des Polizei-departements speziell für den Zaren angefertigt und vom Ministerdes Innern dem Zaren unterbreitet wird. Bekanntlich besteht diesesmit der Hand geschriebene Journal aus einer Folge von Berichten,die den Zaren über alle Einzelheiten des Kampfes der Regierunggegen das Volk unterrichten. Den Hauptinhalt des Journals desZaren bilden die Berichte seiner„getreuen Mitarbeiter" vom SchlageA z e w s und Hartings, und von ihrem Standpunkte aus sindauch die wichtigsten Ereignisse der inneren und äußeren Politik dar-gelegt. Der Inhalt dieses Journals ist aber nicht bloß charakteristischfür das geistige und moralische Niveau der Verbrecherbaiide, dieRußland regiert, er kennzeichnet auch die Methoden, die der Zar an-wendet, um diejenigen zu bekämpfen, die für die Freiheit deS Volkesihr Leben einsetzen.Als man Alexander U ein Verzeichnis der Personen unter-breitete, die einen russischen Emigranten in London besucht hatten,warf er es ins Feuer, weil er es als eine Schmach betrachtete.polizeiliche Denunziationen zu lesen. Nikolaus II. ist weit entferntvon diesem elementaren Rcinlichkeitsbe�ürfniS seines Großvaters.Die vorliegenden Abschnitte seines Journals, die ausschließlich derrussischen Emigration im Auslände in den Jahren 1897—1300 ge-widmet sind, und die er sämtlich„mit Vergnügen" gelesen hat,legen Zeugnis ab von den umfassenden Spionagetalenten dieses er-bärmlichsten und grausamste» aller Romanows.Der Zar interessiert sich nicht bloß für den Inhalt und dieMitarbeiter der im Auslände herausgegebenen revolutionären undoppositionellen Organe und Schriften, für die Art und Weise, wi-sie in Rußland eingeschmuggelt werden, für die Versammlungender im Auslande weilenden Revolutionäre, für ihre Partei-Verhältnisse, für die Stimmung der russischen studierenden Jugendim Auslande, er läßt sich auch eingehend berichten über dieKonflikte und Neugruppierungen im Lager der Revolutionäre,über ihren Verkehr mit den ausländischen sozialistischen Parteien,und über die Geldmittel, die ilrnen zufließen. Da wird die seitKönigsberg bekannte Ailschuldigiuig wiedergegeben, daß dieBorioärts-Vuchhandlung in Berlin russische sozial-demolratische Schriften in Nußland eingeschmuggelt habe. Da wirdberichtet, daß ein russischer sozialdemokratischer Verein in Amerikavom Reinerträge seines NeujahrSballeS 1750 Fr. dem GenossenPlechanoff in Genf sandte, daß ein Studentenverein in Wien25 Gulden für den„Fonds der Freien russischen Presse' inLondon spendete, daß Genosse Dr. Jngcrinann in AmerikaSammlungen für die politischen Verbannten in Sibirienveranstaltete, daß eine Gruppe jüdischer Sozialdemokraten in NewDork 3000 Rubel zur Unterstützung der sozialdemokratischen Pro-paganda nach Rußland sandte. Auch da? wird registriert, daß dieWiener jüdische Gemeinde den unbemittelten jüdischen Studentenaus Nußland eine JahreSunterftützung von 600 Gulden be-willigte mit dem Hinweis, daß dieses Geld in die Händevon Sozialdemokraten geraten sei, die es zum Teil zuPropagandazwecken ausgegeben hätten. Da wird ferner ein-gehend berichtet, welche Schritte die russischen Konstitutionalistcliim Auslande unternehmen, um die beginnende politische Bewegungin Rußland auszunutzen, wer von den russischen Liberalen sich durchseinen Verkehr mit den Revolutionären kompromittiert, welcheGeldmittel und Informationen den Revolutionären von ihnenzufließen. Vor allem sind es aber die Briefe einzelner, derRegierung als gefährlich erscheinender Emigranten, die das Interessedes Zaren erwecken. In den Berichten an den Zaren sind folgende„ans dem Wege der Geheimagentur", d. h. durch Durchleuchtung oderDiebstahl erlangte Abschriften von Briefen enthalten: 1. Briefvon Felix Wolchowski an Gabriel Valamez, Sofia; 2. Briefvon Burzew an Iwan Kaschinzew, Sofia; 3. Briefe von A. Teploff,London, an Iwan Kaschinzew, Sofia; 4. Brief von Stepanoff an