Einzelbild herunterladen
 

anbersetzung.»-ine«istimnnm« sei vorgekommen, welche diese An- fFrankfurter Zeitung ' hätte sich die Fraktion in ihrer Haltung nähme rechtfertigen konnte. Unsere Haltung zur Erbschaftssteuer zur Börsensteuer nicht bestimmen lassen sollen. Wir ließen uns sei keine Frage des Prinzips. Sie dürfe nicht behandelt werden überhaupt zu sehr beeinflussen durch die bürgerliche Presse, anstatt ihren Aeußerungen über Revisionismus und Radikalismus kühl gegenüberzustehen. Das gelte besonders bezüglich der Resolution 41. Sie habe nicht die Bedeutung, die ihr von mancher Seite beigelegt werde. Soweit die Stimmung der Parteigenossen bekannt sei, würden sie bei einer Stichwahl zwischen einem Konservativen und einem F i s ch b e ck oder K o p s ch nicht für die letzteren eintreten, denn diese gelten uns nicht als das kleinere Uebel, sondern es sei zwischen ihnen und einem Konservativen kein Unterschied von unserm Standpunkt aus zu machen. Das Abkommen bezüglich der Maifeier sei mit Freuden zu begrüßen. Ebenso erfreulich sei es, daß seit Jahren zum erstenmal der Parteitag gezeigt habe, daß Gegensätze zwischen Parteigenossen in kameradschaftlicher Weise diskutiert werden können.(Beifall.) Dr. Wehl führte aus: Gewiß, der Parteitag habe einen fach- lichen Verlauf genommen, aber es sei nicht zu der notwendigen Klärung der Gegensätze gekommen, sondern dieselben seien ver- kleistert worden. Gegensätze müßten unbedingt zum Austrag ge- bracht«erden, allerdings in kameradschaftlicher Weise. Die Wer- lirrsr Genossen hätten einige Wortführer bestimmen müssen, die zu jeder wichtigen Sache gesprochen hätten. Als Fischer denVor- wärts" angriff, hätte Wels als Vertreter der Preßkommission denVorwärts" verteidigen müssen, denn mit der grundsätzlichen Haltung desVorwärts" seien die Berliner Parteigenossen einver- standen. In der Steuerfrage hätten die Führer beizeiten dos In- tevesse der Massen wecken müssen. Es sei aber in der Agitation gegen die Reichsfinanzreform gar keine Führung zu bemerken ge- lvesen. Hierauf wurde wegen der weitvorgerückten Zeit ein Wer- tagungsantrag angenommen. Als Stadtverordnetenkandidat für den 2S. Bezirk wurde Ge­nosse Zucht aufgestellt. nach dem Grundsatz: Diesem System keinen Groschen. Wenn wir die direkte Besteuerung der Besitzenden fordern, dann müßten wir auch der Erbschaftssteuer zustimmen. Daß unsere Fraktion die Talonsteuer als verkehrsfeindlich bezeich- nete und dagegen stimmte, dafür werde man im Volke kein Ver- ständnis haben. Die Stellung zur Erbschaftssteuer könne nicht zu einer Frage des Revisionismus oder Radikalismus gemacht werden. Die Genossen Emmel, Hoch und Stadthagen hätten der Partei keinen Dienst geleistet, indem sie die Meinungsverschieden- heiten der Fraktion hinsichtlich der Erbschaftssteuer erörterten und ihren von der Mehrheit der Fraktion abweichenden Standpunkt betätigen wollten. Gegen einen Mehrheitsbeschlutz der Fraktion zu bandeln, dazu habe auch der Abgeordnete von Niederbarnim kein Recht. Die Art, wie die württembergische Hofgängerangelegenheit erledigt wurde, habe gezeigt, daß der Parteitag den Willen hatte, Differenzen unter den Genossen friedlich zu erledigen. Die Er- klärung der württembergischen Genossen sei mit Freuden zu be- grüßen. Durch die Annahme des Abkommens hinsichtlich der Mai- feier sei die Gewähr gegeben, daß diese Angelegenheit nicht auf jedem Parteitage und Gewerkschaftskongreß zu erneuten Erörte- rungen führe. Durch die Regelung der Unterstützungsftage sei eine ruhige Weiterentwickelung der Maifeier gewährleistet. Wenn sich jeder Genosse ebenso, wie es der Parteitag tat, zur Aufgabe mache, die Einigkeit der Partei zu wahren, dann werde unsere Kraft im Kampfe gegen unsere Feinde gestärkt.(Beifall.) Dr. Wehl führte aus, er teile nicht die optimistische Aus- fassung des Genossen Wels über den Parteitag. Er sei vielmehr der Ansicht, daß nicht bei allen Abstimmungen das proletarische Klassenbewußtsein ausschlaggebend gewesen sei. Wenn wir uns vom Prinzip des Klassenkampfes leiten ließen, dürften wir nicht der Erbschaftssteuer zustimmen, denn sie sei doch nur ein Schwindel gewesen, dazu bestimmt, um die Liberalen für die Annahme der indirekten Steuern zu gewinnen. Einen solchen Schwindel wollten verschiedene Parteigenossen nicht mitmachen. Deshalb habe Stadt- Hägen recht gehandelt, wenn er sagte, er würde sich der Stimme enthalten haben, falls die Fraktion beschlossen hätte, für die Erb- schaftsstcuer zu stimmen. Uebrigcns sei ja diese Frage in unserer Kartei noch strittig. Wels dürfe deshalb seinen Standpuntt nicht so vertreten, als ob er der allein richtige wäre. Unsere Stellung zu den bürgerlichen Parteien sei auf dem Parteitage auch nicht klar zum Ausdruck gekommen. Bei der nochmaligen Diskussion der Resolution 41 hätte zum Ausdruck gebracht werden niüssen, daß wir gegen die Freisinnigen sind in allen Fällen, wo es sich um ihr volksverräterisches Treiben handelt. Der einstimmige Beschluß über die Resolution 41 sei leider nicht von der Gesamtheit der Partei getragen. Es sei zu bedauern, daß die Berliner Genossen bei dieser Gelegenheit nicht ihren Standpunkt vertreten haben. Auch bei anderen wichtigen Fragen habe keiner von den Berliner Genossen das Wort genommen, obgleich es manchmal sehr am Platze gewesen wäre, wem: Genosse Wels die Donnerkeile seiner Rede in die Debatte geschleudert hätte. Die Berliner Genossen hätten auch begründen müssen, weshalb sie nicht für die Abhaltung des nächsten Parteitages in Berlin feien. Der Standpunkt der Ber - liner Genossen hätte auch bei anderen wichtigen Fragen vertreten werden müssen. Die Vertrauensmänner müßten wieder mehr Fühlung mit den Massen suchen und die Massen schulen und auf- klären.(Lebhafter Beifall.) Benno Maaß erklärte, er unterschreibe die Ausführungen des Genossen Wehl Wor> für Wort. Ferner bezeichnete Maaß den Ausschluß des Buchdruckers M ü l l e r- Stuttgart wegen Be- richterstattung über eine geschlossene Parteiversainrnlung an ein bürgerliches Blatt als eine Rechtsbeugung und Fehlurteil. Wir hätten, sagt« Maaß, in unseren Reihen ein« Anzahl Genossen, die sich viel schwererer Verstöße schuldig gemacht hätten und nicht aus- geschlossen worden seien. Calw er sei schon lange zum Ausschluß reif gewesen. Schippe l stehe mit seinen handelspolitischen An- sichten tm(Scgcnfatz zur Partei. Ei» Arbeiter würde sich nicht den Ton erlauben dürfen, den Richard Fischer auf dem Parteitage angeschlagen habe. Maaß beantragte, die Berliner Parteiinstanzen sollten geeignete Matznahmen ergreifen, um auf dem nächsten Par- teitage eine Aufhebung des Urteils gegen Müller- Stuttgart zu erwirken. Wels hielt gegenüber der vom Genossen Wehl geübten Kritik seine Auffassung auftecht, daß ber Parteitag von dem Wunsche beseelt gewesen sei, wir müßten die Situation ausnutzen, um die Gegner einig und geschlossen zu bekämpfen, eine Tatsache, die er, W e l s, mit dem Ausdruck der Freud « begrüße. Es sei ihm nicht eingefallen, wie Wehl sagte, den Genossen Stadthagen zu verunglimpfen. Er habe nur den Wunsch ausgesprochen, daß die Fraktion geschlossen austrete und sich nicht jeder nach Belieben der Stimme enthalten dürfe, wenn er mit dem Standpunkt der Mehr- heit nicht übereinstimme. Eine Lücke bemerke er in den Ausfiih» rungen des Genossen Wehl. Dieser habe die Hofgängerangelegen- heit gar nicht berührt, was sich wohl daraus erkläre, daß Wehl seinerzeit für die Englandfahrt der Berliner Stadtverordneten ein- getreten sei und deshalb nicht gut die Württemberger Hofgänger ver- urteilen könne. Genosse Wehl habe die Reden der Berliner Ge- nossen auf dem Parteitage vermißt. Er, W e l s, habe sich zur Frage der Erbschaftssteuer zum Wort gemeldet, er sei aber nicht mehr zum Wort gekommen, und habe also keine Gelegenheit ge« habt, dieDonnerkeile seiner Rede" in die Debatte zu schleudern. Der Parteitag habe es verstanden, auch in der Frage der Erbschafts - steuer keinen Streit aufkommen zu lassen. Das sei gut, denn wir hätten jetzt ein« so reiche und fruchtbare Agitationsarbeit zu leisten, wie seit langer Zeit nicht. Der Ausschluß des Genossen Müller- Stuttgart werde vom Genossen Maaß nicht richtig beurteilt. Der Kontrollkommission, die sich eingehend mit diesem Fall beschäftigte, könne man zutrauen, daß sie guten Grund zu ihrem Urteil hatte. Es sei nicht schön, dem ausgetretenen Calw er einen Esels fuß- tritt zu versetzen. Was Schippe! betreffe, so habe er ja seine Handels- und kolonialpolitischen Ansichten vor den Genossen des sechsten Kreises dargelegt und diese hätten darin keinen Grund zu einem Ausschlußantrage gefunden. Das könne wohl dem Genossen Maaß genügen. Richard Fischer habe ja auf. dem Parteitag «inen recht boshaften Ton gegen denVorwärts" angeschlagen. Aber derVorwärts" habe darauf mit einem Artikel geantwortet, derart, daß man wirklich nicht sagen könne, hier sei nur einer der Geprügelte. Diese Angelegenheit beschäftigte die Preßkommission, deshalb könne ein abschließendes Urteil noch nicht gegeben werden. Wenn die Berliner Delegierten die Abhaltung des nächsten Partei- tages in Berlin nicht wünschten, so deshalb, weil alle zwei Jahre der preußische Parteitag in Berlin abgehalten werde, was erheb- liche Kosten verursache. Käme dazu noch die bedeuteitde Ausgabe für die Abhaltung des deutschen Parteitages, so dürfte das selbst für die finanziellen Verhältnisse Berlins etwas viel werden. Uöbri- gens dürfe doch den Genossen, die sich von der Abhaltung des Parteitages an ihrem Orte agitatorische Erfolge versprechen, solcher Erfolg nicht durch Berlin genommen werden. Engelmann trat für die Konsumgenossenschaftsbewegung 'Friedländer wandte sich gegen die Ausführungen des Genossen Wehl in Sachen der Erbschaftssteuer. Wenn Wehl meine, die Führer hätten keine Fühlung mit den Massen, jo sei daran erinnert, daß die Massen während der Beratung der Reichs- finanzreform wenig Interesse für die Steuerfragen zeigten. Erst nach Ablehnung der Erbschaftssteuer durch Junker und Psaffen sei das Interesse bei den Massen erwacht. Hätten wir gegen die Erb- schaftssteuer gestimmt, dann hätte Bülow vielleicht die Aus- lösuirg des Reichstags wagen können, denn so würden wir bei den Wahlen einen schweren Stand gehabt haben, wenn man sagen konnte, daß wir zusammen mit Junkern und Pfaffen gegen eine direkte Besteuerung der Befitzenden gestimmt hätten. Es sei zu be- dauern, daß unsere Fraktion zu anderen Steuern nicht die Stellung eingenommen habe, die sie im Interesse des Proletariats hätte nehmen müssen. Durch die Ansichten des BärsenberichterstatterS der Sechster Wahlkreis. Die Generalversammlung für den sechsten Reichstagswahlkreis war sehr gut besucht. 1. Punkt der Tagesordnung war die Aufstellung der Kandidaten zur Stadtverordnetenwahl. Kreiskonferenz und Vorstand bringen folgende Kandidaten in Vorschlag: für den an einem Augenleiden erkrankten Genossen Schubert im 31. Bezirk den Genossen Rechtsanwalt Dr. Kurt R o s e n f e l d, für den 32. Bezirk Borgmann, 39. Bezirk Adolf Ritter, für den 42. Bezirk, jetzt von dem Freisinnigen G e r i ck e vertreten, Rechtsanwalt Dr. Oskar Cohn , 43. Bezirk Ferdinand Ewald und für den 47. Bezirk, den unser leider ver- storbener Genosse Richard A u g u st i n vertrat, Heinrich M e tz k e. Den Vorschlägen wird ohne Debatte zugestimmt. Den Bericht von der Kreiskonferenz erstattet Genosse Rosenow. Aus dem der Konferenz zum ersten Male gedruckt vorgelegenen Geschäftsbericht rekapituliert Redner die Tätigkeit des Vorstandes und hebt hervor, daß leider infolge der wirtschaftlichen Krise ein Verlust an Mitgliedern und Abonnenten verzeichnet werden müsse. Redner beschäftigt sich eingehend mit den Beratungen der letzten Kreiskonferenz und gibt am Schlüsse seiner Darlegungen dem Wunsche Ausdruck, daß durch rege Agita. tionsarbeit die nächste Kreiskonferenz wieder ein besseres Resultat in bezug auf Organisation und Presse vorfinden möge..(Beifall.) Zum Gericht über den Parteitag referiert Genosse tzentschel.< Die Vorgänge auf dem Parteitag seien im wesentlichen be- kannt; er wolle sich daher nur auf die wichtigsten Punkte be- schränken. Die Jugendorganisation habe gute Fortschritte gemacht, doch mußten alle hierzu gestellten Anträge zurückgestellt werden, bis uian auf längere Erfahrungen auf diesem Gebiete zurück- blicken könne. Zur Zahl der Reichstagswähler steht die Zahl der organisierten Genossen noch in keinem Verhältnis; hier und auch für die Gewerkschaften könne noch mit Erfolg gearbeitet werden. Beim Kassenbericht, den man als befriedigend bezeichnet habe, müsse doch hervorgehoben werden, daß das günstige Resultat auf die Ueberschüsse aus den großen Parteiunternehmungen und nicht etwa auf die Beitragsleistung zurückzuführen sei. Gegen die säumigen Wahlkreise, die der Zentralkasse gegenüber ihren Pflichten nicht nachkommen, biete das neue Parteistatut eine Handhabe. Durch den Rückgang der Abonnentenziffern sei der Partei ein Ausfall von 76 200 M. entstanden. Redner geht auf den Bericht der Kontrollkommission näher ein und gibt die Versammlung ihrer Unzufriedenheit Ausdruck, weil die Kontrollkommission den Ausschluß deS Genossen Heinrich wegen Nichtbeteiligung an der LandtagStvahl inhibiert habe; in ähnlichen Fällen sei sie ebenso verfahren, und in Hildesheim z. B. habe man sogar einem Genossen die- Mitgliedschaft belassen, der seine Nichtbeteiligung an der Wahl mit seinem Zweifel über den praktischen Wert der Wahl verteidigte.(Hört! hört!) Die weiteren Ausführungen des Redner? erstrecken sich auf die agitatorischen Aufgaben der Partei, die Jugendbewegung, den be- schlossenen Schnapsbohkott. Beim Bericht über die parlamentarische Tätigkeit sei der Vor» Wurf erhoben worden, die Fraktion hätte bei Beratung der Finanz- reform Obstruktion treiben sollen; doch sei die Unmöglichkeit und Aussichtslosigkeit nachgewiesen worden. Zur Erbschaftssteuer ist insofern ein Beschluß gefaßt worden, als die Steuerpolitik auf die Tagesordnung des nächsten Parteitages gestellt werden soll. Die bekannte Resolution 41, die sich gegen ein eventuelles Zusammen- gehen mit den Liberalen richtet, sei erst angenommen, tags darauf jedoch abgelehnt worden, nachdem durch die Erklärung einer An- zahl Delegierter, irrtümlich gestimmt zu haben, eine erneute Ab. stimmung veranlaßt worden war.(Bewegung.) Aus dieser Ab- stimmung mache man einen Sieg des Revisionismus; man übersehe aber dabei die Resolution D i t t m a n n, die für die Taktik auf den Beschlutz des Dresdener Parteitages verweist. Die Gabel- frühstückaffäre sei durch eine Erklärung der in Frage, kommenden Genossen gegenstandslos geworden, wodurch unseren Gegnern etwas entzogen wurde, worauf sie sich schon lange freuten. Die heutige Versammlung dürfte mit den von Genossen Singer zu dieser unliebsamen Angelegenheit gemachten Ausführungen ebenfalls wie der Parteitag einverstanden sein.(Zustimmung.) Nachdem Mai- feier und Organisationsentwurf vom Referenten eingehend erörtert sind, schließt er seine Ausführungen mit dem Resümee, daß, wenn wir uns das Resultat des Parteitages vor Augen halten, wir mit demselben zufrieden sein könnten. In der Diskussion knüpft Fritz Krüger an diese Schlußworte an, die Frage auf- werfend, ob denn tatsächlich Gründe vorliegen, mit den Arbeiten des Parteitages zufrieden zu sein. Ihm scheine dies nicht der Fall zu sein. Aufgabe des Parteitages war es, uns neue Waffen zu schmieden und zu schärfen. Wie stehe es damit? Der Bülowblock habe die Schädigung des Volkes durck, die Finanzreform durch die Besitzsteuern schmackhafter machen wollen und ihr das Feigenblatt der Erbschaftssteuer umgehängt. Unsere Fraktion habe die Situa- tion nicht genügend ausgenutzt, und der Parteitag habe dazu nichts gesagt. Die Mehrzahl der Genossen, besonders derjenigen des sechsten Kreises, wolle vom Revisionismus nichts wissen. Wir dürfen keinerlei direkte Steuern bewilligen. Wenn im Programm davon die Rede sei, dann sind nur solche gemeint, die kulturellen Zwecken dienen sollen. Genosse Richard Fischer habe Karski angegriffen, der sich nur durchaus sachlich im Zentralorgan ge- äußert habe. Hier sei es notwendig, daß der sechste Kreis aus- spreche, mit Fischers Vorgehen nicht einverstanden zu sein; hoffentlich rede dazu heute der zweite Kreis ein kräftiges Wort. Daß die Resolution 41 in der zweiten Abstimmung wieder ab- gelehnt wurde, sei eine Verhöhnung des Parteitages. Die zen - tralistischen Bildungsbestrebungen der Partei seien zu begrüßen als das beste Mittel gegen den Revisionismus. Hoffentlich werden diese Organisationen mit derselben Klarheit geleitet wie bisher die Arbeiterbildungsschule.(Beifall.) Obst wendet sich ebenfalls dagegen, daß man mit dem Partei- tag zufrieden sein könne. Der Vorstandsbericht habe gezeigt, daß manches besser werden müsse. Daß die Kontrollkommission den Ausschluß Heinrichs abgelehnt, sei unbegreiflich; wer sich zur Partei bekenne, müsse auch allen Pflichten nachkommen. Bezüg- lich der Erbschaftssteuer stellt sich Redner auf Bebels Stand- Punkt. Das habe mit Revisionismus nichts gemein, denn Bebe! sei doch wahrlich kein Revisionist. Was Richard Fischers Aus- führungen betreffe, so ist nur zu bedauern, daß er sie in Leipzig und nicht hier in Berlin machte. Karskis Artikel war nicht ganz einwandsfrei. Beklage sich dieVorwärts"redaktion, über die Vorgänge in der Fraktion nicht unterrichtet zu sein, so war doch das Redaktionsmitglied Stadt Hagen mit in der Fraktion, um dem Mangel abzuhelfen, die Redaktion also zu unterrichten. Bezüglich der Württembcrger Hofgängerei soll man doch ehrlich sein und die Englandreise der Berliner Stadtverordneten in die Kritik mit- einbeziehen. Me inert: Die Diskussion auf dem Parteitag wurde sachlich geführt, und ist zu wünschen, daß nicht schon wieder in nächster Zeit der Stank imVorwärts" losgehe. Redner begrüßt den Schnapsboykott. Nichts sei leichter und notwendiger durchzuführen, als der Boykott des Fusels; bei anderen Getränken sei das schwie- riger. Bei der Erbschaftssteuer haben wir einen großen Bock ge- schössen. Nach dem Programm müßte die Fraktion dafür stimmen. (Rufe: Nicht für Rüstungszweckel) Die Maifeiervereinibarung sei zu begrüßen. Sie regele die Unterstützungsfrage, denn niemand kann nur aus Idealismus die Folgen einer Aussperrung auf sich nehmen. Genosse Fritz Müller erkennt an, daß der Parteitag gute Arbeit geleistet hat. Mit der Zustimmung zur Erbschaftssteuer in dritter Lesung erklärt sich Redner einverstanden, doch ist er dar- über im Zweifel, ob man die Finanzreform dem deutschen Volke in dieser Form zugemutet hätte, wenn alle Gegenmittel, Obstruk- tion und Opposition, was ja fast ein und dasselbe sei, zur Anwen- dung gekommen wären. Die Möglichkeit, größere Opposition zu treiben, war vorhanden. Im sechsten Kreis habe man sich mit dem Verhalten des Genossen Adolf Hoffmann einverstanden er- klärt, der im Landtag unter den schwierigsten Verhältnissen Oppo- sition trieb, bis man ihn gewaltsam mundtot machte. Dann habe sich H o f f m a n n in Volksversammlungen an die Arbeiterschaft gewandt, und damit agitatorische Erfolge erzielt. Aehnlich mußte auch die Reichstagsstaktion verfahren; hier war der Appell an das Volk am Platze. Wenn immer von Radikalismus und Rcvisionis- mus geredet lverde, dann müsse er doch fragen: wo bleiben die radikalen Taten? Wir hörten die radikalen Worte, bei. der Erb- schaftssteuer habe aber die radikale Handlung gefehlt. Ledebour will nur auf die Ansichten eingehen, die sich mit der Finanzreform befassen. Hier in der Versammlung gingen die Meinungen auseinander. Mancher der Vorredner sprach sich dafür, andere dagegen aus, als dritte Richtung kam jedoch Genosse Müller, der sich auffällig widersprochen habe. Müller mache keinen Unterschied zwischm Opposition und Obstruktion, indem er beide Begriffe verwechsele. In der Fraktion bestand darüber nur eine Meinung, daß man irgendwelche Obstruktion mit Erfolg unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht treiben könne. Was H o ßf- mann im Landtag getan, war scharfe Opposition, nicht aber Ob- struktion, und auch die Reichstagsfraktion nehme für sich in An- spruch, Opposition innerhalb und außerhalb des Parlaments gegen die Regierung betrieben zu haben. Als wir Obstruktion treiben konnten, geschah es, so bei der Zollvorlage» bei welcher Ge- legenheit man dann die Geschäftsordnung derart verschlechterte, daß die Obstruktion zur Unmöglichkeit gemacht wurde. In der Fraktion sei nicht ein Mann, der die Ansichten Müllers gut- heißt. Man berufe sich auf Bebels Erklärung zur Eübschafis- steuer und stimme dieser zu, kenne aber Bebels Gründe gar nicht. Er habe sie doch öffentlich nicht mitgeteilt.(Zuruf: Er hat sie doch Singer geschrieben!) Sicher genieße BÄel das größte Ver- trauen und verdiene die größte Beachtung. Di« Genossen aber, die sich auf Bebels Autorität berufen, ohne seine Gründe zu kennen, verfallen dem Autoritätsdusel. Bebel ist leidend und längere Zeit von der Frattion abwesend, konnte seine Gründe also gar nicht ausführlich entwickeln. Verwerflich sei es, daß man Bebel von gewisser Seite zu der bekannten Erklärung, die den Umständen nach nur kurz sein konnte, provozierte.(Bewegung.) Unser Pro- gramm spreche nur ein Prinzip aus; es sei aber nicht damit gesagt, daß wir jeder beliebigen Regierung solche Steuern bewilligen. 1906 tvar die Erbschaftssteuer in andere Steuervorlagen hineingearbeitet, die Fraktion hatte bei ihrer Abstimmung somit Gelegenheit, alles abzulehnen. Diesmal verzichtete die Regierung entgegen allem konstitutionellen Brauch auf das Mantelgesetz, sondern brachte alle Steuern einzeln zur Abstimmung; dies der Unterschied gegen 1906. M e i n e r t sagte, wir sollten direkte Steuern annehmen, um in- direkte Steuern zu beseitigen, aber etwas derartiges kommt doch gar nicht in Frage. Redner wendet sich in längeren Ausführungen noch gegen den Einwand, daß durch die Ablehnung der Erbschaft�- steuer die Agitation erschwert worden wäre. Die Agitation müsse sich eben auf unserer gesamten Weltanschauung aufbauen und könne nicht ängstlich Rücksicht nehmen auf die Augenblickspolitik; das hieße unsere prinzipielle Agitation vollständig aufgeben. Es be- stehen Menungsverschiedenheiten und wir sind nnS darüber einig gewesen, daß diese Steuerfragen auf dem nächsten Parteitag in großen Zusammenhängen zur Sprache gebracht werden sollten. Was den Genossen Richard Fischer betreffe, so handelte«S sich in Leipzig darum, daß er K a r s k i das Recht absprach, als Ausländer in der deutschen Politik mitzureden. Das sei ein Verstoß gegen die internationale Solidarität. Karski sei seit 15 Jahren für die deutsche Partei tätig, und es komme nur darauf an, daß er die Dinge, über welche er schreibe, auch genau kenne. Wenn Richard Fischer mit den Verhältnissen in Belgien und Frankreich hinreichend vertoaut ist, so kann er auch als Deutscher darüber schreiben, wie umgekehrt Karski bei seiner Kenntnis der deutschen Verhältnisse als Ausländer das Recht hat, über Deutschland zu schreiben. Wenn der Wunsch geäußert wurde, derVorwärts" möge keinenStaut" aufrühren, so ist das Zentral- organ doch dazu geschaffen, daß dort Meinungsverschiedenheiten zum Austrag gebracht werden,»venu dies auch manchem Genossen unangebracht erscheine. Nun ist beschloffen, unsere Stellung zur Steuerpolitik auf dem nächsten Parteitag zur Sprache und zur Klä- rung zu bringen, was der Partei und der Agitation nur zum Vor- teil gereichen wird.(Lebhafter Beifall.) Ein Schlußantrag wird abgelehnt und die Vertagung der Versammlung mit großer Mehrheit beschlossen, WasierstandS-Nachrichten »er LandeSanstalt s>1r Gewässerkunde, mitgeteilt vom Berliner Wetterdureau. Sasierstand M e m e I. Tilsit V r e g e l, Jnslerburg Weichsel. Thorn Oder, Natibor , Krossen , Franksurt Wa r t h e, Schrimm . Landsberg Netze, Vordamm Elbe, Leilmcritz , Dresden , Bardo , Magdeburg Wasserstand Saale, Grochlltz Havel , Spandau ') , Rathenow ') Spree , Spremberg ') , Bcestow Weser, Münden , Minden Rhein , ÄaxinnlianSau , Kaub Köln Neckar , Heildronn Main, Wertheüu Mosel, Trier 4- bedeutet Wuchs. ftall.') Unlerpegel. Verantwortlicher Retzakteur; Hcmö W«ber. Bertin. Für deognseratenteil verantw.: Th. Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärt»»uchdruckerei u. Verlagsanstalt Paul Singer& Co� Berlin SW,