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GewerhfcbaftUcbeg. Solidarität. Neber eine Million Mark hat die deutsche Arbeiterschaft bisher schon den schwedischen Kämpfern über- Mitteln können. Bis zum 25. September waren laut Quittung des Kassierers der Generalkommission bei dieser 1 027 751,16 M. eingegangen. Da jetzt in Schweden auch die wieder in Arbeit getretenen Kämpfer erhebliche Beträge für die noch im Streik stehenden abgeben, die deutsche und die skandinavische Arbeiter- schaft auch sonst nach wie vor ihre Pflicht tut, so sind die kämpfenden Arbeiter, trotz der langen Dauer des Kampfes, der Not nicht in dem Maße ausgesetzt, wie es die schwedischen Kapitalisten und mit ihnen die schwedische Regierung den Streikenden wohl wünschten. Hoch die Solidarität der Arbeiterschaft aller Länderl_ Berlin und Umgegend. Die Staker haben sich darüber zu beklagen, daß ihre Unter« nehmer versuchen, den geltenden Tarif zu durchbrechen. Das wurde in der letzten außerordentlichen Mitgliederversammlung ihrer Sektion des Verbandes der baugewerblichen Hilfsarbeiter erörtert. D u p k e referierte darüber. Namentlich die Abmachungen, die neben dem Minimal stundenlohn von SL Pf. vereinbart sind, haben es den Unternehmern an- getan. Besonders daS Fahr- und Geschirrgeld. Früher überließ man die Abschnitte ohne weiteres den Stakern. Jetzt will man es vielfach mir tun. wenn die Staker auf Fahrgeld und Geschirrgeld verzichten. Auch sucht man sie zu einem solchen Verzicht zu bewegen, indem man 70 Pf. statt VS Pf. für die Stunde anbietet. Der Referent und die Persammlung stellten sich auf den Standpunkt, daß beides gleich energisch zurückzuweisen ist. Gegen einen höheren Stunden- lohn habe man natürlich nichts. Jeder Tarifbruch, auch in den Nebenpunkten, soll aber zurückgewiesen werden. Weiter wurde noch die Stärkung der Organisation angeraten. OeutTcbes Reich. Dem Verband der Bäcker traten im Juli und August 1767 De« rufsgenossen und-Genossinnen bei; davon wurden durch Hausagi- tation 600 Mitglieder gewonnen. Erfolgreiche Lohnbewegung der Liegnitzer Zivilberufsmusiker. Nach fünfzehnwöchigem Streik haben die Zivilberufsmusiker einen vollen Erfolg errungen und einen Tarif abgeschlossen. Der vom Gewerkschaftskartell über die in Frage kommenden Lotale verhängte Boykott, der wirksam durchgeführt wurde, ist aufgehoben worden. Und dies trotz der Arbeitswilligentätigkeit königlich- preußischer Militärkapellen.. Der Abwehrstreik der Töpfer in Königsberg i. Pr. ist nunmehr nach neunmonatiger Dauer beendet. Bekanntlich handelte es sich in diesem Kampfe für die Gehilfen darum, einen mit den Hirschen vereinbarten und reduzierten Meistertarif abzuwehren. Dies ist nun endlich insoweit gelungen, als die Meister das Zugeständnis gemacht haben, den alten Lohntarif der Töpfer wieder anzuerkennen, bis gegenseitige neue Vereinbarungen getroffen worden sind. Zu diesem Zwecke hat man nun auch den Hirschen den Lohntarif gekündigt, um einen einheitlichen Tarif zu erzielen. Weiter verpflichteten sich die Meister, die in letzter Zeit mit Hilfe der Organisation aus Berlin importierten gelben Hirsch-Dunckerschen Streikbrecher wieder zu entlassen. Es soll ihnen drei Wochen Zeit gelassen werden, bis sie sich daS Reisegeld zur Rückfahrt nach Berlin er- arbeitet haben. Als Streikbruchgarde hat man sie freudig will- kommen geheißen; jetzt erhalten sie den allerdings wohl- verdienten Fußtritt. Eine Warnung für alle, die geneigt sind, ihre Arbeiterehre aus die gleiche leichtfertige Weise aufs Spiel zu setze» I Anscheinend versagt hier aber auch die Hirsch-Dunckersche Verbandsleitung. Zur Abschiebung ihrer Arbeitswilligen zum Streikbruch hatte sie für ihre Mitglieder das nötige Reisegeld übrig, jetzt aber überläßt sie die Leute ihrem Schicksall Die Tabakarbeiter können mehrere erfolgreiche Streiks registrieren. Der Streik bei der Firma R e n s ch u. Cie., Zigarrenfabrik in W e r t h e r i. W. ist mit vollem Erfolg beendet. Die Firma hat einen von ihr angekündigten Lohnabzug zurück- genommen und sämtliche Arbeiter wieder eingestellt. Die Ver- teilnng der Sorten ist in der humansten Weise vor sich gegangen. Dieser Streik begann am 16. August. Die Zigarrenarbeiter von Werther i. W. haben diesen schönen Sieg durch ihr festes Zu- sammenhalten errungen. Die Firma W. Koch, Zigarrenfabrik zu Herford i. W., deren Zigarrenarbeiter seit März wegen Lohnabzug streikten, hat den Abzug ebenfalls zurückgenommen und können die Arbeiter alle Ivieder bei der Firma in Arbeit treten. Der Streik sowie der Boykott Kochscher Zigarren ist damit aufgehoben. In der Filiale Vlotho der bekannte» Zigarrenfirma Jürgensen '(Sitz Hamburg ) ist es wegen Lohnreduktionen und Maßregelungen zu Differenzen gekommen, welche zum Streik führen werden. Zu- zug ist fernzuhalten. Eruste Differenzen sind in der EisengießereiRemscheider Eisenhütte" wegen fortwährender Lohnabzüge ausgebrochen. Auf Vorstelligwerden wurde der Vertrauensmann der Metallarbeiter und ein anderer Kollege sofort entlassen. Jeglicher Zuzug ist streng fernzuhalten. Porzellanarbeiter, Vorsicht! Die Porzellanindustriegesellschaft Berghaus zu Auma in Thüringen , über welche die Sperre ver- hängt ist, sucht jetzt durch die Zeitungen Dreher und Arbeiterinnen, wobei sie für die letzteren auch Mindestlöhne garantiert. Auf Ver- sprechungen dieser Firma ist aber nichts zu geben. Sie sicherte Stanzern schon einen wöchentlichen Verdienst von 23 bis 30 M. zu; aber gehalten hat sie ihre Versprechungen nicht. Die Be- treffenden, die auf diese Lockungen eingingen, haben bitter ent- täuscht schon nach wenigen Tagen diesenMusterbetrieb wieder verlassen. Berghaus wandte sich auch schon an den städtischen Arbeitsnachweis in Jena , um von da 50 erwachsene männliche Ar- beiter und 50 Burschen und Mädchen zu erlangen, worauf sich auch einige einfanden. Als sie aber die in Aussicht gestellten Löhne in der Nähe besahen, nahmen sie zum Teil die Arbeit gar nicht auf, während der andere Teil sie schon nach wenigen Tagen wieder einstellte. Einen auswärtigen Arbeiter suchte Berahaus damit zu halten, daß er ihm für die erste Woche zulegte, konnte es aber alsechter Unternehmer" nicht anders, als den zugelegten Be- trag die folgende Woche wieder abzuziehen. Die Wohnungsmieten in Auma hat B e r g h a u s in den letzten Monaten um zirka das Doppelte gesteigert, indem er die Hausbesitzer auf die hohen Mieten in den Großstädten hinw-ieS. Aber dementsprechende bezw. nur halbwegs anständige Löhne zu zahlen, dazu will er sich anscheinend noch nicht bequemen. Nach seinem Ausspruche will er innerhalb eines halben Jahres die in der Triptiser Fabrik Beschäftigten in seinen Betrieb gezogen haben. Bei alledem wundert er sich noch, daß der Wechsel in seiner kaum in Betrieb gesetzten Fabrik ein so großer ist. Da Kündigung in diesem Betrieb nicht besteht, B e r g h a u s sich aber bemüht, beim Engagement der Verheirateten gleich die Familie mit nach Auma zu ziehen, und außerdem Defekt und alle möglichen Schadenersatzabzüge sich in einer an rigorosen Bestimmungen reichen Arbeitsordnung gesichert hat, empfiehlt es sich, die Sperre streng zu beachten und jeden Zuzug zu meiden. Die Arbeiter der Getreidemühle deS KommerzienratZ Voigt zu Kassel verlangen Abschaffung der in diesem Betriebe immer noch üblichen Sonntagsarbeit, ferner ein heizbares Zimmer, damit zur Winterszeit die Speisen nicht in gefrorenem Znstande genossen werden müssen, außerdem Waschgelegenheit und einige andere lanitäre VerantwVRedakt.: Emil Unger, Grunewald . Inseratenteil verantw.: Einrichtungen. Herr Kommerzienrat Voigt hat hierauf keine Antwort erteilt, sucht aber durch Inserate Walzenführer und Arbeiter. Da Mangel an Arbeitern nicht vorhanden ist, ist anzunehmen, daß Maß- regelungen vorgenommen werden sollen. Zuzug von Mühlen- arbeitern nach Kassel ist deshalb fernzuhalten I Die Nürnberger Polizei gegen Streikenfse. Die freisinnigen Rathausmänner Nürnbergs haben wieder ein- mal ein Streikpostenverbot angekündigt. Den Anlaß dazu muß ihnen ihre eigene Polizei herbeischaffen. Die Arbeiter der Zelluloid- Warenfabrik von Gebr. Wolfs befinden sich seit Wochen im Streik, um eine frivole Lohnverkürzung abzuwehren. Die Nürnberger Polizei legte sich bei diesem Kampf in der bekannten Weise für die Unternehmer ins Zeug. Am Freitag befaßte sich auch der Magistrat mit der Sache, nachdem eine Anfrage eingelaufen war, was der Magistrat zu tun gedenke, um weitereAusschreitungen" zu verhüten. Die noch in der Mehrheit befindlichen freisinnigen Agitatoren, die sich zu Wahlzeiten so sehr als Freunde der Ar- beiter und ihrer Bestrebungen nach wirtschaftlicher Besserstellung aufspielen, enthüllten dabei ihre Unternehmergesinnung wieder bis zur totalen Nacktheit. Sie erklärten, der Magistrat habe die Pflicht, die Arbeitswilligen zuschützen". Der Polizeireferent suchte durch Verlesung der täglichen Polizeiberichte, die immer von einer ganzen AnzahlStreikausschreitungen" zu berichten wissen, das Vorgehen der Polizei zu rechtfertigen. Nun sind aber die Streikbrecher nie bedroht gewesen; auch haben die Streikenden niemals Ansamm- lungen hervorgerufen, denn es waren nur immer die nötigen Streikposten am Platze. Trotzalledem hat die Polizei vom ersten Streiktage an sich der Streikbrecher liebevoll angenommen, indem tagtäglich nach Arbeitsschluß ein kolossales Schutzmannsaufgebot erscheint, die Streikbrecher am Faibriktor in Empfang nimmt, zur nächsten Straßenbahnhaltestelle eskortiert und dort in einen eigens bereit gestellten Sonderwagen verladen läßt. Dieses auffällige und durch nichts gerechtfertigte Vorgehen erregte natürlich die Aufmerksamkeit des Publikums, das sich zu Hunderten ansammelte, um das erhebende Schauspiel zu genießen; dadurch bekam die Polizei neuerdings Arbeit: sie mußte denAuflauf zerstreuen", was sie mit dem ihr eigenen Zartgefühl ausführte. Säbel wurden geschwungen, Stöße ausgeteilt, Frauen und Kinder von Schutzleuten überritten, eine schwangere Arbeiterin wurde ge- packt und zu Boden geworfen, andere Arbeiterinnen mit Schimpf- Worte bedacht usw. Am nächsten Tage berichtet dann der Polizei- bericht von de» üblichenStreikausschreitungen". Da ist davon die Rede, daß sich 800 Personen angesammelt hätten, darunter 200 Streikende, die die Arbeitswilligen verhöhnt und bedroht hätten. Darauf hätte die Polizei sie geschützt und die Ansammlung zer. streut. Die Nürnberger Polizei ist s o genial, daß sie aus einer Ansammlung von 800 Personen 200 Streikende herauszufinden weiß! Alle möglichen Vorgänge werden mit dem Streik in Ver- bindung gebracht. Wenn irgendwo was passiert, und sei eS auch an einem weitentfernten Orte, so warenvermutlich" Streikende im Spiele. Die ganze Polizeiberichterstattung hat offensichtlich nur den Zweck, die öffentliche Meinung gegen die Streikenden aufzu- regen, um dann einen Grund zu haben, mit schärferen Maßnahmen zugunsten der Unternehmer einzugreifen. Das hat der Polizei- referent auch ausgeplaudert, indem er erklärte, wenn die Ansamm- lungen nicht aufhörten, werde man den Erlaß einer vorüber- gehenden ortspolizeilichen Vorschrift erwägen müssen. Damit meinte er das Verbot des Streikpostenstehens, womit man schon 1306 einmal die Lohnkämpfe der Bauarbeiter und Metallarbeiter abgewürgt hat. Unsere Genossen, die Magistratsräte Treu und Merkel, konnten aus eigener Anschauung bestätigen, daß lediglich das starke Polizeiaufgebot und das rücksichtslose Vorgehen der Polizei die Ansammlungen verschuldet hat; diese würden von selbst aufhören, wenn die Polizei sich zurückhalte. Das wollen aber die freisinnigen Rathausgewaltigen nicht; sie wollen vielmehr noch mehr Polizei und dann das Streikpostenverbot. Ehristlicher Schwindel. Die christliche Presse verbreitet eine derAmb. Volksztg. ent- nommene Notiz über die Kosten des großen und langwierigen Streiks der bayerischen Glasarbeiter, um zu beweisen, daß die rote Presse auf die Dummheit und Urteilslosigkeit der Massen speku­liert, wenn sie den sozialdemokratischen Glasarbeiterverband als Retter in der Not anpreist und den christlichen Keramarbeiterver- band beschuldigt, seine Pflicht getan zu haben, wird da keck und kühn behauptet, der christliche Verband habe beim Streik pro Mann und Woche 12,85 M ausbezahlt, während dersozialdemo- kratische" Verband seinen Mitgliedern nur 5,71 M. bieten konnte. Das ist frech gelogen und ins gerade Gegenteil verkehrt. Der sozialdemokratische" Verband zahlte pro Mitglied und Woche 11,00 M. Unterstützung, der christliche Verband aber nur 4,96 M. Mit solchen Lügenstücken glaubt der christliche Verband, dem die Mitglieder wegen seiner kläglichen Haltung bei diesem Streik massenhaft davonlaufen, um zu denNoten" überzugehen, auf Dumme und Urteilslose Eindruck machen zu können. Aber mit der Zeit wird es auch in den schwärzesten Köpfen hell. Husland. Gemeindezuschiisse zur Arbeitslosemmterstützimg der Gewerkschaften Hollands sind zwar in einer Reihe von Städten eingeführt, jedoch unter Be- dingungen, die eigentlich nur auf lokale Fachvereine zugeschnitten sind und es den Zentralverbänden schier unmöglich machen, für ihre Mitglieder Nutzen daraus zu ziehen. An die Gewährung der Zu- schüsse wird nämlich in den meisten Gemeinden die Bedingung ge- knüpft, daß die Arbeitslosenkasse nicht nur von dem übrigen Kassen- wesen der Gewerkschaft getrennt verwaltet wird was ja leicht zu erfüllen ist sondern auch die, daß sie die lokalen Kasse eines Fachvereines, also nicht über das Land zentralisiert sein soll, aber gleichwohl eine bestimmte Minimalzahl von Mitgliedern haben muß. Da die meisten und die leistungs- fähigen Gewerkschaften Hollands zentralisiert sind und die Tragkraft ihrer Arbeitslosenkaffen von der Zentralisation abhängig ist. haben sie natürlich keine Neigung, ihre Arbeitslosenversicherung lokal zu organisieren, zumal sie damit auch keine Gewähr dafür haben, daß ihren Mitgliedern wirklich die Gemeindezuschüsse überall, wo sie ein- geführt find, zuteil werden. So wie die Dinge jetzt liegen, führt gerade die Zunahme der Arbeitslosigkeit in einer Gemeinde dazu, daß einer Organisation die in besseren Zeiten zur Verfügung gestellten Zuschüsse entzogen werden, weil am Orte nicht mehr die nötige Mitgliederzahl vorhanden ist. In der Stadt AmerSfoort , wo das Mitgliederminimum für die Gewährung des Zuschusses 15 ist, hatte z. B. die Bauarbeiterorganisation im vorigen Jahre eine Zeit- lang 22 Mitglieder. Nun ist die Mitgliederzahl infolge Rückganges der Bautätigkeit auf 14 gesunken und sie haben großenteils noch unter langer Arbeitslosigkeit zu leiden, aber die Zuschüsse der Ge- meinde gibt es nicht mehr. Der Verband der Genossenschaften Niederlands hat nun an alle Gemeinden, die dergleichen unpraktische Bestimmungen in ihren Statuten zu den Arbeitslosenzuschußfonds haben, ein eingehend begründetes Gesuch um zweckmäßige Abänderung des Statuts gerichtet, und zwar an die Gemeinderäte von Amsterdam . AmerSfoort , Lüssum, Delft , Groningen , Hilversum , Leeuwarden , Haag, Zaandem, Zeist, Deventer , Dorvrecht, Leiden, Utrecht . Middelburg und Nijmegen . Im Prinzip wird auf die Notwendigkeit der Gründung eines ReichS-Arbeitslosenfonds hin- gewiesen; so lange das jedoch nicht erreicht ist. sollen die Gemeinden sich nach dem Vorbild der Stadt Arnhem richten, die den Orts- LH, Glocke. Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstalt abteilungen der gentralvervände die Zuschüsse ebenso znr Verfügung stellt, wie lokalen Gewerkschaften und in der Vorlegung der Kassen- bücher und Belege über die Arbeitslosenunterstützung hinreichende Garantie für die rechtmäßige Verwendung der Zuschüsse findet. Die Dockarbeiter von Havre streike». Am Freitag durchzogen sie die Quais und versuchten, die noch Arbeitswilligen zu veranlassen, die Arbeit einzustellen. Ein Teil der Arbeiter kam dieser Forderung nach. Für den von einer Auslandsreise zurückkehrenden trans- atlantischen DanipferJean" fanden sich keine Arbeiter zur Reinigung des Schiffes von Muscheln usw. Der Dampfer mußte infolgedessen einen anderen Hafen aufsuchen. Ein Streikender wurde wegen Be« leidigung der Gendarmerie verhaftet. Truppen und Gendarmen be- wachten die Quais. Zwei Verhaftungen wurden gestern abend an der Landungsstelle der Dampfer aus Southampton vorgenommen. Die Streikenden versuchten über die Gelände der Docks zu klettern. In einer Versammlung der Streikenden wurde beschlossen, den AuS« stand bis aufs äußerste fortzusetzen. Versammlungen. Tie Anwendung der Konkurrenzklausel auf die gewerbliche» Ar­beiter der Kauf- und Warenhäuser behandelte eine vom Deutschen Transportarbeiterverband einbe« rufene öffentliche Versammlung der in den Kauf- und Waren- Häusern tätigen Hausdiener. Genosse Dr. Kurt Rosenfeld hatte das Referat übernommen. In leichtverständlicher Waise beleuchtete der Referent die juristische Seite der Frage. Alle Prozesse, die seitens der von den Folgen der Klausel Betroffenen angestrengt wurden, nahmen einen für sie ungünstigen Ausgang. In den aller- seltensten Fällen ist es möglich, daß der gelehrte Richter sich von dem sein Denken und Fühlen beeinflussenden Milieu freimachen und verstehen kann, warum der Angestellte nötgedrungen gezwungen ist, einen Vertrag zu unterschreiben, der eine derartige Klausel enthält. Daß Prinzipale erklären, eine derartige Klausel nötig zu haben, ist an sich schon ein Armutszeugnis für sie. Ganz un- verständlich aber ist, daß man glaubt, auch die Handelshilfs- arbeiter damit beglücken zu müssen, die doch gewiß nicht in die Lage kommen, der Konkurrenz Geschäfts- und andere Geheimnisse zu verraten. Dem Warenhause Ä. Wertheim gebührt das Ver- dienst, in dieser Beziehung den Vogel abgeschossen zu haben. Den dort tätigen Packern, Hausdienern usw. wurde folgender UkaS zur Unterschrift vorgelegt: Ich verpflichte mich, binnen einem Jahre vom Tage der Be- endigung meines Engagementsverhältnisses bei der Firma A. Wertheim G. m. b. H. ab keine Stellung mit oder ohne irgend ein Entgelt bei den Firmen Warenhaus W. Wertheim G. m. bi H. und Internationale Warenhausgesellschaft m. b. H. anzuneh- men oder für dieselben eine geschäftliche Tätigkeit auszuüben. Dieses Abkommen findet keine Anwendung, wenn die Firma A. Wertheim G. m. b. H. mir meine Stellung kündigt, ohne daß ein erheblicher, von mir verschuldeter Anlaß zur Kündigung gegeben ist, oder daß mir die Firma A. Wertheim G. m. b. H. durch vertragswidriges Verhalten Grund zur Aufhebung des Dienstverhältnisses ohne Kündigung gibt. Selbst gelesen, genehmigt und unterschrieben. B e r l i n, den.... 100 Unterschrist. Vor- und Zuname Die Firma A. Wertheim war es auch, welche weibliche Ange- stellte auf Grund der im Gesetz vorhandenen Lücke vor Gericht schleppte und verlangte, dieselben sollten verurteilt werden, die Tätigkeit in mehreren in der Konkurrenzklausel bezeichneten Ge- schäften zu unterlassen, widrigenfalls eine Hafistrafe für jeden Fall der Uebertretung festzusetzen sei. Gerade die Warenhaus- besitzer, die für den freien Wettbewerb auf dem Gebiete deS Handels eintreten, schreien Zeter und Mordw, wenn die Ange- stellten das Gleiche verlangen. Es wird dem Arbeitswilligen durch die Konkurrenzklausel unmöglich gemacht, eine seinen Kenntnissen und Fähigkeiten entsprechende Stellung, die seitens der Kon- kurrenz besser dotiert wird, anzunehmen. Und derselbe Staat, der sonst bei anderen Gelegenheiten, bei Streiks usw. die Arbeits - willigen glaubt schützen zu müssen, sieht ruhig zu, wie man den Handelshilfsarbeitern die Möglichkeit des Fortkommens vollständig nimmt. Es ist vollkommen ausgeschlossen, daß man die Handels- Hilfsarbeiter deswegen zum Unterschreiben einer derartigen Klausel zwingt, weil man befürchtet, dieselben könntenGeheim- nisse" verraten. Man wendet hier die Klausel an. um sich ge- fügige und willenlose Elemente zu schaffen, die nicht zu mucksen wagen. Es wird kaum Aussicht vorhanden sein, bei den ordent- lichen Gerichten sein Recht zu bekommen. Es muß vielmehr zu- Selbsthilfe gegriffen werden. Der Einzelne wird allerdings macht- los sein. Nur durch Organisation der in Betracht kommende» Hausdiener, Packer usw. im Deutschen Transportarbeiterverband. als derjenigen Organisation, die ollein nur in der Lage ist, ihre Mitglieder in wirksamer Weise zu schützen, kann dem Unternehmen- tum im Hcmdcls�ewerbe ein Pnroli geboten werben. Der starke Beifall, der dem Vortrag folgte, bewies, daß die Versammelten ge- willt sind, die an sie gerichteten flammenden Worte in die Tat umzusetzen. Folgende Resolution wurde einstimmig angenommen: Die stark besuchte öffentliche Versammlung der in Kauf- und Warenhäusern Berlins beschäftigten Handelshilfsarbciter hat mit Entlüftung Kenntnis genommen von dem Vorgehen der Kauf- und Warenhausbesitzer, die Konkurrenzklausel. durch die es heute schon den Handlungsgehilfen immer schwerer wird, ihren Kenntnissen und Fähigkeiten entsprechende Stellungen zu finden, auch auf die Handelshilfsarbeiter auszudehnen. Die Versammelten sehen in diesem Vorgehen der Unternehmer eine schwere Schädigung ihrer Berufsinteressen und verpflichten sich mit allen Mitteln gegen diese gegen die guten Sitten verstoßende Maßnahme zu kämpfen. Als eines der wichtigsten Mittel in diesem Kampfe erachten die Versammelten die Organisierung aller Kollegen in einer auf zentraler Grundlage aufgebauten modernen Organisation. Die Versammelten verpflichten sich. alles zu tun. um endlich dieses Ziel zu erreichen. Darüber hinaus erkennen die Versammelten an, daß es notwendig ist, im Interesse der gesamten Kollegenschaft die Gesetzgebung zu be- einflussen und beaustragen den Verbandsvorstand. Schritte in dieser Richtung baldmöglichst zu unternehmen, um dieses Vor- gehen der Unternehmer im Kauf- und Warcnhausgewerbc im Keime zu ersticken."..... ,, Der Ertrag der Tellersammlung wurde ungekürzt den schwe- dischen Arbeitern überwiesen. Letzte JVacbricbten und vepelcben. Preistreiberei. Benthe»(O.-SchU 2. Oktober. (SB. T. 0.) Das Oberschlesische Roheisenshndikat ist in der heutigen Generalversammlung cmf ein weiteres Jahr, bis 1910 verlängert worden. Die Geschäftsstelle teilte mit. daß die Verkaufstätigkeit lebhaft sei und daß die Spezi- fikationen der Kundschaft bedeutend an Umfang zugenommen hätten. Der päpstliche Maulkorb. Prag , 2. Oktober. (W. T. B.) DieBohemia" meldet. dast die Vorlesung des ehemaligen Jnnsbrucker, jetzigen Prager Kirchcnrcchtsprofessors Wahrmund über das System des Kirchenrechts inhibiert worden ist.____ [5aul Singer& Co.. Berlin SW, Hierzu 5 Beilagen.