Einzelbild herunterladen
 

Nr. 235.

Abonnements- Bedingungen: Abonnements Preis pränumerando: Bierteljährl. 3,30 Mt., monatl. 1,10 m., wöchentlich 28 Pfg. frei ins Haus. Einzelne Nummer Pfg. Sonntags. nummer mit illustrierter Sonntags Beilage, Die Neue Welt" 10 Pfg. Post­Abonnement: 1,10 Mark pro Monat. Eingetragen in die Post- Zeitungs. Breisliste. Unter Kreuzband für Detichland und Desterreich Ungarn 2 Marl, für das übrige Ausland 3 Mart pro Monat. Bostabonnements nehmen an: Belgien , Dänemark , Holland , Italien , Luxemburg , Portugal , Rumänien , Schweden und die Schweiz .

#

Ericheint täglich außer Montags.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

26. Jahrg.

Die Infertions- Gebühr Geträgt für die sechsgespaltene Kolonel zeile oder deren Raum 50 fg., für politische und gewerkschaftliche Vereins­und Versammlungs- Anzeigen 30 Bfg. Kleine Anzeigen", das erste( fett, gedruckte) Wort 20 Pfg., jedes weitere Wort 10 Pfg. Stellengesuche und Schlaf stellen- Anzeigen das erste Wort 10 Pfg., jedes weitere Wort 5 P7. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.

Telegramm Adresse: Sozialdemokrat Berlin "

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.

Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.

Streikrecht.

=

Freitag, den 8. Oftober 1909.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69.

Fernsprecher: Amt IV, Mr. 1984.

" Ich zieh auf dürrem Wege, Mein Rock ist arg bestaubt; Weiß nicht, wohin ich lege In dieser Nacht mein Haupt!"

Einzig die konservative Deutsche Reichspost" erbarmt

-

-

rühmenden wissenschaftlichen Namen nicht bemerkt. Wer nur eine Spur von Wirtschaftsgeschichte kennt, müßte wissen, daß lange bevor die ersten Werke mit freihändlerischen Ideen er­Die Verhandlungen des Vereins für Sozialpolitik in schienen sind, Jahrhunderte vor der Prägung des berühmten Wien waren nur allzu sehr geeignet, den Eindruck voll- Wortes laissez faire et laissez passer durch den Marquis fingt der Schwäbische Merkur" den seltsamen Führer" an, in fommener Ergebnislosigkeit der bürgerlichen National- d'Argenson, die dann durch Quesnay und Turgot welt- dessen Brief das liberale Blatt an feiner einzigen Stelle irgend­fommener Ergebnislosigkeit der bürgerlichen National­ökonomie zu verstärken. Abgesehen von dieser allgemeinen berühmt geworden sind, es Streifs gegeben hat. Die Streits einen neuen Gedanken" entdecken kann, man möge ihn drehen und Feststellung besteht ihr größter Wert in einigen wenigen und die Manchesterschule haben nichts anderes miteinander wenden wie man will". Rosinen, die in den schlechtgeratenen Teig hineinkamen. gemein, als daß die Manchesterschule für die Streiks eine Damit meinen wir nicht einmal so sehr die Angriffe Theorie fand, für die Streifs, die es schon lange vorher ge- fich des Herrn Haußmann. Sie hält ihm nämlich, um ihn für die des linken Flügels auf den Verein für Sozialpolitik, geben hat. Man braucht wahrlich nicht, um Herrn Thiel zu Bukunft von solchen blamablen Reinfällen abzuhalten, eine fleine den dort betonten Gegensatz gegen die Bureaukratie, widerlegen, auf die Streifs im Altertum zu verweisen, der Vorlesung über Sozialdemokratie und bürgerliche als die Eingeständnisse der Geheimräte Wagner und Verfasser der Tucher- und Weberzunft in Straßburg , die Mit- Demokratie. Obgleich allerlei Schiefes und Unrichtiges mit Thiel über das vollständige Ungenügen der arbeiter an Mhones Zeitschrift für die Geschichte des Ober- unterläuft, muß doch anerkannt werden, daß das Zentralorgan der parlamentarischen Kontrolle des Parla- rheins, die zahlreichen Professoren, die da anwesend waren Konservativen Süddeutschlands in der Erkenntnis dessen, was die ments und der Stadtverordnetenversamm und ihre Schüler vom Studium der Gegenwart abhalten, und Sozialdemokratie ist und will, dem Demokraten " Haußmann weit Iungen in Preußen und die damit im Zusammenhang wahrlich im Namen der Wissenschaft, deren Vertretung fie föhnlichen Haß geschärfte Urteil des konservativen Blattes über die sie zu Problemen der Vergangenheit hintreiben, sie hätten überlegen ist. Für uns Sozialdemokraten ist das durch unver­stehende Betonung der Wichtigkeit sozialistischer Kritik in diesen Versammlungen. Unsere preußischen Ge- ia doch gepachtet zu haben meinen, protestieren müssen gegen Sozialdemokratie auch in anderer Beziehung nicht uninteressant. nossen werden es sicherlich nicht daran fehlen lassen, diese die Ableitung des Streits aus der Manchestertheorie. Sie Der Artikel Haußmann und Bebel" in Nr. 231 der Deutschen wichtigen Bemerkungen in der Agitation für das allgemeine, hätten betonen müssen, daß die Streits im heiligen römi- Reichs post" beginnt: gleiche, geheime und direkte Wahlrecht in Preußen entsprechend schen Reiche deutscher Nation schon im 13. Jahrhundert nach­zu gebrauchen. Wir möchten schon jetzt darauf aufmerksam weisbar sind, daß in den Urkunden aller städtischen Räte, in machen, daß man damit rechnen muß, daß diese wichtigen den Aften zahlreicher Neichstage immer und immer wieder Aeußerungen im stenographischen Protokolle über die General- zum Streifen Stellung genommen wird. Keiner wies hin versammlung des Vereins für Sozialpolitik nicht so zum auf die Frankfurter Buchbinderordnung, die Bücher heraus­Ausdruck gelangen, wie sie gesprochen wurden. Aber das gegeben hat, in denen so viel von den Streiks die Rede ist, erschiene nicht so gefährlich, weil ja doch in zahlreichen feiner wies auf Ortloffs corpus juris opificiarii" hin, in Zeitungen diese Bemerkungen, wenn auch leider nicht in dem doch auch von dem Streiken die Rede ist. Wenn wir nicht stenographischer Treue, festgehalten sind. irren, war es Rudolf Mayer, der einmal in der längst Eine andere Bemerkung des Geheimrats Thiel scheint berschollenen Berliner Revue" an einem Einzelfalle nach­aber in der Berichterstattung untergegangen oder wenig be- wies, daß die Professoren vom Verein für Sozialpolitik un­wertet, jedenfalls nicht genügend gewürdigt zu sein, auf die borbereitet über ökonomische Probleme nicht diskutieren zurückzukommen jedoch im Interesse der gewerkschaftlichen können. In Wien haben sie das aufs gründlichste bestätigt. Organisation und der Anwendung der gewerkschaftlichen Herr Thiel hat bewiesen, daß man eine große national­Stampfmitel unerläßlich erscheint. In der Debatte über die ökonomische Leuchte, einer der wichtigsten Beamten in der Gemeindebetriebe, in der gleichen Rede, in der die Bemerkung preußischen wirtschaftlichen Verwaltung, Herausgeber der über die notwendig gesteigerte Kontrolle in den Staats- und landwirtschaftlichen Jahrbücher, eines der angesehensten Mit­Stadtparlamenten fiel, in der Thiel den Kampf um ein glieder des Vereins für Sozialpolitik sein kann, ohne aber viel besseres Wahlrecht als notwendig bezeichnete, brachte er sehr Vereins für Sozialpolitik haben auch den Beweis geliefert, von Wirtschaftsgeschichte zu wissen. Und die Mitglieder des gefährliche Aeußerungen über das Streifrecht der Ar- Vereins beiter. Wie das nun heute selbst bei Unternehmersefre- daß man sie zwar mit politischen Unbequemlichkeiten, aber tären üblich ist, sagte er, er habe gegen das Koalitionsrecht nicht mit wissenschaftlichen Unrichtigkeiten zum Widerspruch der Arbeiter gar nichts einzuwenden und wünsche seine Minde- reizen kann. Die vorstehenden Feststellungen sind übrigens rung durchaus nicht, doch halte er das Streifrecht für durchaus vielleicht auch in einer anderen Hinsicht erheblich, um näm­überlebt und unhaltbar. Das Streifrecht den Arbeitern zu lich die bei den Arbeitern so häufig überschätzte Autorität nehmen, so führte er aus, sei überhaupt keine bedenkliche Sache der Universitätsnationalökonomie im richtigen Lichte er­für die Arbeiterschaft, weil die sich gewaltig entwickelten scheinen zu lassen. Unternehmerorganisationen die Aussichten des Streiks immer ungünstiger gestalten, die Kämpfe immer langwieriger und umfangreicher machen und so das Risiko des Streiks viel zu gewaltig ansteigen lassen. Vor allem sei es notwendig, das

Streifrecht in den öffentlichen Betrieben einzuengen. Den allgemeinen Gegensatz gegen das Streifrecht suchte er theoretisch zu begründen. Er leitet das Streifrecht ab aus der Theorie des Manchestertums, aus der Lehre von dem freien Spiel der wirtschaftlichen Kräfte, das einen ständigen und unaufhörlichen Kampf nach dem Prinzip der freien Konkurrenz zur Folge haben müsse. Das Manchester­tum sei überwunden, diese Theorie sei vollständig aufgegeben, es könne also nicht das Streifrecht erhalten werden, weil wenn die Voraussetzungen fallen, auch die Folgerungen auf gegeben werden müssen.

Und da saßen vor dem Redner die Vertreter der Uni­versitätswissenschaft der Nationalökonomie, die Repräsen­tanten der sich so stolz blähenden historischen Schule in der Nationalökonomie, da waren die Ethiker in der National­ökonomie, die Sozialpolitiker par excellence, und fein ein­ziger wußte etwas einzuwenden gegen diese merkwürdige Theorie, daß das Streifrecht und das Streifen nur aus den Manchesterlehren abgeleitet werden könne, daß mit dem Toten­schein, den irgend jemand den Lehren von Adam Smith , Ricardo, den beiden Mills und ihren Jüngern ausstellt, noch nicht ausgelöscht sei die Bedeutung dieser Theorien für den heutigen Staat und sein Recht, für die heutige Volkswirt­schaft und die Kräfte, die in ihr wirken. Mit dieser schönen Theorie fann man natürlich das Recht der Freizügigkeit, das Recht auf die freie Berufswahl, das Recht auf die Selbständig. feit, alle Folgerungen aus der Gewerbefreiheit und aus der Aufhebung der Leibeigenschaft einfach zunichte machen.

Thiel nicht nur nicht energisch zurückgewiesen wurde, soweit Wichtig ist uns aber, daß der Ausspruch des Geheimrats er sich auf die Vergangenheit bezog, sondern auch nicht in Be­ziehung auf die Gegenwart und auf die Zukunft. Es ist nicht richtig, daß die Streits heute für die Arbeiter keinen Wert haben, sie würden schon von ungeheurem Werte sein, wenn sie als Ausgleicher der agrarischen Verteuerungspolitik wirken würden; sie haben aber innerhalb der heutigen Volkswirt­schaft nicht nur diese Bedeutung und die verwandte, für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Arbeiter zu kämpfen. Sie sind auch unbedingt notwendig, um gegen die ständige Intensifizierung des Produktionsprozesses durch die Ver­fürzung der Arbeitszeit ein physiologisches Gegengewicht zu schaffen, ganz abgesehen von der großen sozialpolitischen und gerade die moralisierenden Herren Professoren sollten es - ethischen Bedeutung der Verkürzung der Ar­missen beitszeit. Der Streik bringt die Widerstandskraft der Ar­beiterklasse zum Ausdruck. Vielfach ist er das einzige Mittel gegen den Terrorismus und gegen den Despotismus, gegen die absolute Selbstherrlichkeit des Unternehmertums. Streifs unmöglich machen, heißt das ganze Niveau der Arbeiterklasse nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern auch geistig und moralisch herunterdrücken, d. h. den Arbeiter zum servilen Knecht degradieren, das heißt die Solidarität im Arbeiter zu den Historifern in der Nationalökonomie ebenbürtig: fie haben ersticken. Fürwahr, die Ethiker in der Nationalökonomie find Herrn Thiel angehört, sie haben ihm nicht widersprochen, sie bürgerliche Nationalökonomie und die Arbeiterklasse trennt. haben damit wieder aufgewiesen die gewaltige Kluft, die die

Haußmann und Bebel.

-

und

Herr Thiel war wahrlich lange genug im preußischen Mit seinem offenen Brief" an Genossen Bebel hat Conrad Landwirtschaftsministerium, um zu wissen, daß mehr als Haußmann, das große Kind aus Schwaben ", einen Erfolg erzielt, erratische Blöcke vom Feudalismus in Preußen erhalten sind, den er sich nicht hat träumen lassen. Schon wochenlang vorher hatte und daß die mächtigen Ostelbier alles daransezen, nicht nur die volksparteiliche Presse die Welt aufmerksam gemacht auf das zu erhalten, was vom Feudalismus noch besteht, sondern auch bevorstehende große Ereignis. Die Liberalen hielten den Atem an möglichst viel zu zerstören, was die Nachfolger des Feudalis - vor sehnsüchtiger Erwartung. Nach Meinung der demokratischen mus durchgesetzt hatten. In einer Zeit, wo die preußischen Presse. Nun ist das welterschütternde Ereignis eingetreten Minister, selbst ein Miquel, für die Einengung der Frei- der Erfolg ist ähnlich dem, den der bekannte Kandidat Jobs er­zügigkeit eintraten, sollte man nicht so gefährliche Theorien zielte, nämlich ein allgemeines Schütteln des Kopfes. über die Vernichtung des Manchestertums und über den Auf die Gefahr hin, nochmals der Unhöflichkeit geziehen zu wissenschaftlich nicht haltbaren Rechtszustand seiner Schöpfun- werden, müssen wir gestehen: Selten hat sich ein Politiker, der gen sprechen. Entweder war sich der sonst so ernst zu eine Rolle im öffentlichen Leben zu spielen beansprucht, so blamiert. nehmende Herr Thiel der Verantwortlichkeit seiner Worte Die sogenannte" unparteiische" Presse Württembergs macht zwar nicht bewußt oder er führte Böses im Schilde. verzweifelte Anstrengungen, Herrn Haußmann zu retten; aber selbst die liberalen Blätter haben erkannt, daß das ein Versuch an einem untauglichen Objekt ist.

Daß dabei seine theoretische Auseinandersetzung durchaus erfehlt war, wurde von all den Trägern der sich gegenseitig

" Der Reichstagsabgeordnete Conrad Haußmann hat im März" einen offenen Brief" an den sozialdemokratischen Führer Bebel gerichtet, in dem dieser ersucht wird, die sozialdemokra tischen Prinzipien materiell und taktisch zu revidieren, da­mit die sozialdemokratische Partei innerhalb des bürgerlich- demo­kratischen Agitationsrahmens zur Förderung bürgerlich- demokra tischer Zwecke verwandt werden kann. So wenigstens muß der ,, langen Rede kurzer Sinn" aufgefaßt werden. Es ist klar, daß Herr Bebel, wenn er überhaupt antwortet, das Haußmannsche Schreiben mit einer überlegenen Handbewegung abtut denn, offen gestanden, solch naive Forderungen, die auf einem so gänz lichen Verkennen sozialdemokratischer Anschauungen basieren, find felten von einem in der Oeffentlichkeit und in der Politik stehen­den Manne erhoben worden.

-

Herr Haußmann hebt in seinem Brief eine ganze Reihe von Widersprüchen" herbor ,, in denen sich die Sozialdemokratie sicherlich bewegt. Einen der wesentlichsten Widersprüche sieht Herr Haußmann darin, daß die Sozialdemokratie die Klassen" beseitigen will und doch Klassentampf treibt! Herr Haußmann fann wirklich nicht verlangen, daß ihn die Sozialdemokratie ob dieses Hinweises ernst nimmt! Aber auch der bürgerliche Politiker muß sagen, daß dieser Vorhalt der Dunfel. tammer der bon der Intelligenz unton. trollierten Gefühle entstammt. Auf einem ähnlichen fritischen Niveau bewegen sich die meisten Einwände Haußmanns gegen die sozialdemokratische Politit. Was Haußmann mit seiner langen Ansprache bezwecken will, ist ja ganz klar: die Sozialdemo fratie soll das unfruchtbare Beharren auf dem utopistischen Margismus aufgeben, unter der Führung der Revisionisten modern werden, d. h. sich auf den Boden des Privateigentums stellen, so daß die deutsche Arbeiterpartei für die demokratische Bour­geoisie bündnisfähig wird. Bildung" und" Freiheit" sollten verstärkt die Elemente werden, mit denen der Arbeiterstand zur Höhenentwickelung fommt. Die politische, soziale und parlamen tarische Führung übernimmt bereitwilligst und mit Ersatz der Selbstkosten das demokratische Bürgertum.

Der Führer der Deutschen Volkspartei ist von seiner absolut bourgeoismäßigen Anschauung so befangen, daß er die tiefsten Gründe der sozialistischen Bewegung nicht ers faßt hat. Die exakte Sozialdemokratie hat eine Weltanschauung, die ihr Karl Marr gegeben hat. Und diese Weltanschauung ist an sich sittlich und idealistisch. Sie will Elend und Armut, körperliche, geistige und moralische Plage aus der Welt schaffen, sie will Neid, Haß, Mißgunst, jene allgemeine Erdenschwere beseitigen, unter der die Menschheit seufzt.... Der Marrismus hat die Formel hierfür gefunden: Verwandlung des Besizes an Grund und Boden in Gemeineigen­tum und Verstaatlichung der industrialistischen Produktionsmittel, was den Besitz eines aller persönlichsten Privateigentums nicht ausschließt.

-

-

Was bietet nun der Revisionismus und die Demokratie? Die Revisionisten find bon ganz wenigen Ausnahmen abgesehen politische Heuchler. Sie haben kritisch erkannt, daß der Marris­mus gegen die Dentgeseße und gegen die Psychologie des sozialen und wirtschaftlichen Lebens verstößt, daß er eine Utopie ist. Die Revisionisten wären fonach verpflichtet, aus der sozialdemokratischen Partei auszutreten und eine neue Arbeiterpartei zu gründen. Gie wissen aber ganz genau, daß ihnen die Arbeiterschaft keine Ges folgschaft leistet, denn es ist ein psychisches Kriterium der Massen, daß sie demjenigen folgen, der die bollkommen. sten Versprechungen ma ch t. So bleiben die Revisionisten in der Partei und ersehen ihr Manto an marristischer Prinzipientreue durch ein verstärktes, rücksichts­Toses Agitationstempo. Bewegung ist ihnen alles, das End­ziel nichts. Unter dieser bequemen Phrase verbergen die Rebisio­nisten ihre Hetzerei, mit ihr lullen sie die marristisch denkende Arbeitermasse ein. So sind die Revisionisten die Geschäfts­träger der extremen bürgerlichen Demokratie innerhalb des So. zialismus.

Aber Herr Haußmann irrt sich, wenn er glaubt, durch den Sirenengesang des politischen Radikalismus, der aber die ökonomische Ordnung der Dinge dieser Welt unangetastet läßt, die sozialistischen Arbeiter vor den Wagen der bürgerlichen Demokratie zu bekommen. Denn gerade um die ökonomische Ordnung handelt es sich beim Sos zialismus, in ihr sieht er die Quelle des Leids. Daß der Sozialismus bei der Realisierung seiner Jdeen Bankerott machen würde, ist zweifellos. Doch daran glaubt er nicht. Es ist dies aber auch der Grund, weshalb sich die Sozialisten nicht zu den politischen Bannerträgern der Herren Haußmann und Genossen hergeben werden, denn dieser moderne Demokratismus der philosophisch und religiös im plattesten Eudämonismus wurzelt und Gott und Ewigkeit als persönlichkeitsgründende Faktoren

-