entschiedenste GewerkschaftSpolM treiben und mit dem Proletariatsm den wirtschaftlichen und politischen Kämpfen zusammengehenmüsse. Denn mit dem gewerkschaftlichen Kampf allein sei es nichtgetan, vielmehr mühten auch die technisch-industriellen Beamten eineentschieden demokratische Politik mit aller Energie zu unterstützensuchen.Der Vortrag des demokratischen Redners fand die stürmischeZustinimung der imposanten Versammlung. Auch die Diskussionsredner, die zum Teil Breitscheids Ausführungen unterstrichen, fandenlebhaften Beifall. Nachdem zwei Redner zwei Resolutionen begründethatten, die auf die Gewerbeordnung bezügliche Forderungen dertechnisch-industriellen Beamten formulierten(die später einstimmigangenommen wurden), erbrachten die Redner aus den jüngstenMaßregelungs- und Bespitzelungsaffären in Augsburg dendrastischen Nachweis dafür, daß das Recht der persönlichen Freiheitbei den technischen Angestellten ebenso übel mit Füßen getretenwird, wie bei den Arbeitern. Die Empörung über daS Herren�Menschentum der Unternehmer, die Bütteldienste ihrer Exekutivorganeund das feige Denunziantentum gewisser Auchkollegen fand herzerfrischend kräftigen Ausdruck.In der Diskussion ergriff auch der gematzregelte Leiter desTelegraphenarbeiterverbandes Volle nthin das Wort, um diePrivatbeamten zu energischer gemeinschaftlicher Erkämpfung gewerbfchaftlicher und staatsbürgerlicher Rechte aufzurufen. Leider der-schuldeten die an Mitgliederzahl so starken Organisationen derStaats- und Reichsarbeiter selbst durch ihr schlappes Verhalten der-fassungswidrige Willkürakte, wie den, dem er selbst zum Opfer gefallen sei.Auch dieser Redner betonte die Notwendigkeit eines energischenKlassenkampfes.— An der Diskussion beteiligte sich auch der Land-tagsabgeordnete Ströbel, der die Notwendigkeit und das Wesendes Klassenkampfes darlegte, an der Hand der letzten Verhandlungendes preußischen Landtages die Unzuverlässigkeit sämtlicher bürgerlichen Parteien nachwies und unter starkem Beifall der ZuversichtAusdruck gab, daß bei den bevorstehenden Berliner Landtagsersatzwählen die technisch-industriellen Beamten beweisen würden, daß dieBeteuerungen von der Zusammengehörigkeit der Kopf- und Hand-Proletarier mehr seien als schone Phrasen.Eine unbeachtete Einnahmequelle für Preußen.In der preußischen Jorstverwaltung besteht heute noch derunglaubliche Zustand, daß den Oberförstern nicht nur das Abschuß-recht zusteht, sondern daß sie das erlegte Wild auch zugunstenihrer eigenen Tasche verkaufen dürfen. Sie haben für das höchst«inträglicbe Privilegium der Jagd lediglich an die unteren Beamtenein Schußgeld und an den Staat«ine bescheidene Taxe für jedeserlegte Stück Wild abzuführen. WaS der Oberförster beim Ver-kauf mehr erzielt, ist sein Profit, der sein Gehalt oft bei weitemübersteigt. So wird dem„Berliner Tageblatt" berichtet:„In der Oberförsterei Letzlingen kommen jährlich rund 1000Stück Damwild und 100 Stück Schwarzwild zum Abschuß, welchebei einer Durchschnittstaxe dem Staat rund 22 000 bringen.Beim Verkauf stellt sich das Stück jedoch(mäßig gerechnet) aufmindestens 46 M. Die Oberförsterei hat demnach an den 1100Stück Wild im Jahre(abzüglich 6000 M. Unkosten) rund 22 600Mark Gewinn. Nach dem Etat konimen in Preußen 34 Ober-forstmeistereien und 761 Oberförstereien in Frage. Zugegeben,daß nicht in jedem Bezirk der Wildabschntz so reichlich ist, soläßt sich dennoch bald nachrechnen, daß bei dem Wildverkaufdem Staate mindestens gegen 16 Millionen Mark verloren gehen.Interessant ist dabei noch, daß jetzt diese 16 Millionen Rtark nichteinmal versteuert zu werden brauchen."Diese Ungeheuerlichkeit ist bei der Beratung des Forstetats impreußischen Landtage namentlich von sozialdemokratischerSeit« erörtert worden, freilich ohne Erfolg. Von bürgerlicherSeite, speziell von dem famosen Herrn Fischbeck, wurde ein-fach betont, daß man den Oberförstern die Freud« am Berufnehmen würde, wenn man ihnen die Jagd entziehen wollte. Wennder preußische Staat die Jagd in seinen Forsten verpachten würde.so toäre damit eine jährlich nach vielen Millionen zählendeEinnahme für den Staat geschaffen. Die Oberförster rekrutierensich aber zum Teil aus den Junkern, den Herrschern inPreußen, und so ist man eher bereit, die kleinen Einkommenschärfer zur Steuer heranzuziehen, bevor man sich dazu verstehenkann, den Oberförstern zum Teil enorme Gewinne zu nehmen,um dergestalt der Staatskasse eine erhebliche Einnahme zuzuführen.Endlich:?in Halle a. S. soll, wie jetzt be-der zweiten Hälfte des November,6. November stattfinden. EineMontagDie Reichstagswahlrichtet wird, nicht insondern„bereits" amamtliche Meldung liegt noch nicht vor, sie soll fürzu erwarten sein....—_Sind O.nitt»nae« über die Rückzahlung von Spar-etnlagcn stempelpflichtig?Wie die„Freis. Ztg." mitteilt, hat sich d«r ReichStagsabgeord-nete Müller-Meiningen an das Reichsschatzamt gewendet, um fest-zustellen, ob die den Sparkassen über Rückzahlung von Sparein-lagen zu unterschreibenden Bescheinigungen stempelpflichtig sind.Er hat jetzt die Antwort erhalten, daß die Verpflichtung zur Be-ftempclung der Quittungen über Rückzahlungen nach Nr. 10 desReichsstciupeltarifs für Sparkassen nur insoweit bestehe, als dieSparkassen zu den in§ 2 des Schcckgesetzes vom 11. März 1908bezeichneten Anstalten gehören, d. h. die Fähigkeit besitzen, mitSchecks bezogen, werden zu können. Einer unter amtlicher Aufsichtstehenden Sparkasse kommt diese sogenannte passive Scheckfähigkeitaber nur zu, wenn sie die nach Landrecht für sie geltenden Be-stimmungcn erfüllt. Darüber läßt sich also nur von Fall zu Fallentscheiden, ob den Sparkassen passive Scheckfähigkeit zukommt. Seiletzteres der Fall, so sei der Sparkasscnkontoinhaber bei Rück-Zahlungen aus dem Sparkassenguthaben stempelpflichtig, gleichvielob die Quittung durch einen dritten oder durch den Sparer selbstbei der Kasse vorgelegt wird.Werden Guthaben abgehoben, ohne daß der Inhaber eine Be-scheinigung ausstellt, so besteht natürlich keine Stempclpflicht.Absage der Mittelständler an die Konservativen.Im Reichstagswahlkreise Schweidnitz-Striegau, woder Junker v. Richthofen mit freisinniger Hilfe in der Stichwahlgegen den Sozialdemokraten gewählt wurde, geht jetzt auch denMitt eist änd lern, die hier über einen verhältnismäßig großenAnhang verfügen, durch die neue Steuerbelastung ein Licht auf.Alach und nach kommt ihnen zum Bewußtsein. daß„ihr*Abgeordneter, für den sie bei der letzten Wahl sich eifrigins Zeug legten, sie mit seinen Versprechungen rechtkräftig hinterS Lichj geführt hat. Das kam in einer Versammlungder Mittelständler in Schweidnitz sehr deutlich zum Ausdruck. Sosagte u. a. ihr Führer, ein Schneidermeister M a i e r, der bei denletzten Wahlen sich noch eifrig für NichtHofen mS Zeug legte:»W i rhaben ein dickes Brett vor dem Kopf gehäbt unduns von den Junkern als Stimmvieh bei den letztenWahlen gebrauchen lassen".Ein anderer Führer der Mittelständler. ein Herr P e s ch e, warfden Konservativen vor, daß ihr ganzes Tun und Treiben daraushinauslaufe, den Mittelstand an den Ruin zu bringen. Der Sozial-demokratie, die einzige Partei, die den Junkern Respekt abnötige.wünsche er guten Erfolg beim Schnapsboykott.Dann sagte er mit deutlicher Anspielung auf den Reichstags-abgeordneten v. Richthofen, der eine Versammlung, in der er überFinanzborlage Bericht erstaitete. auf 11 Uhr bormiitagS ansetzte, zueiner Zeit, wo kein städtischer Wähler kommen konnte:Alle Verbrecher, auch die politischen, haben eine Scheu vor derbreiten Oeffentlichkeit, weil sie kein reines Gewissen haben. Ein Ab-geordneter, der seinen Wählern ReHenschaft abzulegen habe, müsseden Zeitpunkt so wählen, daß die Masse der Wähler an der Ver-sammlung teilnehmen könne.Dem Genossen F e l d m a n n, der in dieser Versammlung denStandpunkt der Sozialdemokratie wirksam vertrat, wurde vielfachrecht lebhaft zugestimmt, einem freisinnigen Redner dagegeneine recht deutliche Absage erteilt.Der Zusammenbruch der konservativ- mittelständlerischen Wahl-freundschaft im Wahlkreise Schweidnitz- Striegau scheint somit kom-plett zu sein, wenn es den Junkern nicht gelingt, die revoltierendenMittelständler bis zu den nächsten Wahlen wieder einzuseifen. Imübrigen aber treffen die Worte des Mittelständlers Pesche von denpolitischen Verbrechern auch noch für viele andere Abgeordnete voll-kommen zu, die sich vor der Berichterstattung drücken.Saure Trauben.Der Antisemitismus ist im Königreich Sachsen im stetigen Rück-gange begriffen. Die Deutsch-soziale' Partei fühlt sich denn auch soschwach, daß sie sich bei den sächsischen LaudtagSwahlen mit eigenenKandidaten nicht beteiligen will. Sie hat folgenden Beschlußgefaßt:„Angesichts der politischen Verhältnisse im Königreich Sachsenhaben wir davon abgesehen, bei den diesjährigen Landtagswahleneigene Kandidaten aufzustellen. Keine», Gesinnungsgeilossen könnenwir, besonders mit Rücksicht auf die Haltung der liberalen Pressezumuten, für eine» linlsstehenden Kandidaten seine Stimme ab-zugeben. Dagegen fordern wir unsere Freunde in Stadt und Landsoivie die Angehörige» des Mittelstandes und der nationalen Arbeiter-und Gehilfenschaft auf, die Kandidaten der rechtsstehenden Parteientatkräftig zu unterstützen."_Auch ein Nachspiel zur Radbod-Katastrophe.Vor der Strafkammer zn Münster stand am Freitag dieWitwe D o r a, die Frau eines der bei der Radbod-Katastrophe ver-unglückten Bergleute. Sie ist Mutter von sieben Kindern, einedauernde St ente aus der Knappschaftskasse wurdeihr aber versagt, weil sie mit dem Vater der Kinder nichtstaudesanitlich verbunden war. Da sie sozialdemokratische Gesinnungverriet und in Gemeinschaft mit anderen Witwen auf sofortige Aus-Zahlung der gesammelten Unterstützungsgelder zu klagen wagte, sowar sie bei Behörden und bei der Zechenverwaltung bald schlechtangeschrieben. Sie geriet bald in bitlere Not und wlirde von denGläubigern zum Offenbarungseid geladen. Sie hat ihn dann einesTages vor dem Amtsgericht zu Werne geleistet, nachdem sie ebeneine veranltvortliche Vernehmung wegen der Beschuldlgimgder Brandstiftung hinter sich hatte. Ein Verzeichnis ihrerReichtümer hatte sie nicht bei sich, sie mußte sie aus dem Gedächtnisaufzählen. Bald darauf wurde die Frau durch dieRadbod aus der Wohnung in der Zechenkolouie hinausgesetzt undihre Möbel auf die Straße gestellt. Man entdeckte, daz die Fraubeim Offenbanmgsetd eine Waschmaschine, ein nlteS Fahrrad, einenkleinen Ofen und einen Spiegel anzugeben vergessen hatte. DaSheischte im RechtSstaate Preußen Sühne. Die Frau wurde i«fortverhaftet und ein hochnotpeinliches Verfahren wegen Mein-e i d e s eingeleitet. In der Voruntersuchung schrumpfte es dannfreilich auf ein Verfahren wegen fahrlässigen Falscheides zusammen.Der Gcrichtsvorsitzende mußte die Art. wie der Frau der OffenbaruugSeid abgenommen worden war, selbst als bedenklich bezeichnen— der Staatsanwalt beantragte trotzdem eine Gefängnis-st r a s e von neun Monate». Die Angeklagte sieldarob in Ohnmacht, aus der sie sich nur schwer er-holte.— Der Verteidiger beantragte Freisprechung.DaS Gericht trat der Verteidigung insofern bei, daß die Angeklagte nicht alle Habseligkeiten im Kopf haben konnte. In derV e r s ch!v ei gun g der Waschmaschine allein erblickte daSGericht eine Fahrlässigkeit; das Urteil lautete dieserhalb auf eineGefängnisstrafe von 10 Wochen, die durch die Untersuchungshaft fürverbüßt gelten. Der Gerechtigkeit ist damit Genüge geschehen.Die bürgerliche Presse hatte nach der Verhaftung der Unglücklichen gemeldet, daß sie beim OffenbaruilgSeid eine größere Partiebesserer Möbel st ücke und einen Geldbetrag von400 Mark nicht angegeben habe.Rührend ist die Schnelligkeit der Justiz in diesem Falle. Obwohl noch einmal einer der Schuldigen an der Radbod-Katastropheangeklagt wird?_Abermals ein vertagter Radbod-ProzestVor der Dortmunder Strafkammer sollte Sonnabend derRadbod-Prozeß gegen den Genossen Nottebohm von der.Arbeiter-geitung" verhandelt werden. Der Hauptzeuge, einBergmann aus Böhmen, hat nicht ermittelt werden könnenEin anderer Zeuge, der bei dem Radbod-Unglück gerettete BergmannThomas, der vom Berliner Bergarbeiter-Kongreß her bekannt ist,ist an, Freitag tödlich verunglückt.Nach längerer Verhandlung faßte das Gericht gegen denAntrag des Staatsanwalts den Beschluß, die Verhandlungzu vertagen. Der neue Termin soll nach dem 18. Oltober au-gesetzt werden, an welchem Tage der gleiche Prozeß gegen den Re-dakteur der„Bergarbeiter-ZeiMng" in Bochum verhanvelt wird.„Streikbrecher"— ein Lob!Folgender Bescheid eines Hamburger Gerichts wird vom„Ham-burger Echo' veröffentlicht:Amtsgericht Hamburg.In Privatklagesachen.... Privatklägers, gegen.... Beschuldigten, beschließt das Amtsgericht durch den Amtsrichter....:„Der Antrag auf Eröffnung des HauptverfnhrenS wird abgelehnt; der Kläger trägt die Kosten des Verfahrens. Gründe:Das Wort Streikbrecher ist keine Beleidigung. Es be-belltet einen ArbeitSivilligen, etilen Menschen, der arbeitet stattzu streiken, das ist kein Vorwurf, sondern ein L o b.'H a m b u r g, den.,..g-z.........beglaubigt.....«Wir teilen zlvar nicht den Standpunkt des Hamburger Gerichts,daß die Bezeichnung Streikbrecher ein Lob enthält, eine Ansicht, dieauS den Anschauungen der Unternehmer geboren ist. Aber wirstimmen darin allerdings dem Hamburger Gericht zu, daß„Streik-brecher' keine Beleidigung ist. Denn es konstatiert lediglichdie Wahrheit. Wenn diese Wahrheit den.wettvollsten Elementen'nicht paßt, so geht daS die Justiz nichts an.Das wettere Verfahren gegen Eulenburg.Die Berliner Universalkorrespondenz meldet:„Wie wir aus einer der Staatsanwaltschaft nahestehendenQuelle erfahren, will man den Fürsten Eulenburg wenigstens aufabsehbare Zeit mit gerichtsärztlichen Untersuchungen verschonen,nachdem die aus Liebenberg vorliegenden Nachrichten über Eulen-burgS Gesundheitszustand sehr ungünstig lauten. Eine gerichtS--ärztliche Untersuchung, die übrigens für den Staat jcdesiilal miterheblichen Kosten verbunden ist, erscheint nach Ansicht der Staats-anwaltschaft für den Augenblick zwecklos, nachdem während derim Sommer d. I. gegen den Fürsten begonnenen Schwurgerichts-Verhandlung ztkifersfrei festgestellt wurde, daß der Fürst nichtsimuliert. Im günstigsten Falle kann im Frühjahre des nächstenJahres an eine Fortsetzung des Prozesses gedacht werden. EineVerhandlung im Sommer soll unter allen Umständen vermiedenwerden, da der Fürst, der schwer herzleidend ist, Wärme nichtf�ine parlamentarische Tätigkeit und seine Haltung bei Beratung der I vettqagen kann, Bevor die Staatsanwaltschaft neuerlich an bisStraflammer zut UnberaumitNg clüeS Termins gegen den FürstenEulenburg herantreten wird, muh sie die weitgehendeste Sicherheitbesitzen, daß der Prozeß ohne Störung zur Beendigung gelangenwürde. Es liegt auch kein Anlaß vor, mit der Fortsetzung desProzesses nicht bis zur völligen Wiederherstellung des Fürsten zuwarten, da Jlucht- und Kollisionsgefahr als nicht mehr vorliegendangesehen werden und eine Verjährung in Anbetracht der fürMeineide geltenden zehnjährigen Verjährungsfrist ausgeschlossenerscheint."Wir haben nichts gegen dies schonende Verfahren. Zu fordernbleibt aber, daß es auch gegen Proletatter zur Anwendung gelangt.Wie sehr es damit noch hapert, das brauchen wir nicht auseinander-zusetzen.Fürst Eulenburg hat übrigens seine Berliner Wohnung, vonder aus er zu den Verhandlungen fuhr und wo ihn die Polizei sofürsorglich bewachte, aufgegeben. Er rechnet offenbar damit,daß es zu einer neuerlichen Verhandlung überhaupt nicht mehrkommt!_Militärisches Schreikensurtett.Vom Kriegsgericht der 10. Division wurde der aus Berlinstammende und seiner Militärpflicht beim 60. Infanterieregiment inRawitsch nachkommende Musketier Wennhaus zu 4 JahrenZuchthaus und Ausstoßung aus dem Heere verurteilt. Wem, hauswar in die Kantine de« 1. Bataillons eingebrochen und hatte auSdieser Geldmarken und Kleidungsstücke entwendet.»»frankreick.Der Kongreß der Regierungspartei.Paris, 9. Oktober. Der Kongreß der radikalen und radikal-sozialistischen Partei in Nantes, nahm gestern eine Sympathie-adresse zugunsten der spanischen Republikaner,speziell F e r r e r s an. Dem Ausschuß, der sich mit derFrage der Wahltaktik beschäftigt, wird dem Kongreß vor-schlagen, zu beschließen, daß die Kandidaten der Parteibei Stichwahlen sich zugunsten der s o z i a l i st i s ch e n K a n d i-baten, welche mehr Stimmen erhalten, zurückziehen, in dem Fall,wo die betreffenden sozialistischen Kandidaten sich verpflichten, denAntipatriotisniuS und den Aufruhr abzulehnen.Der Ausschuß wird ebenfalls dem Kongreß vorschlagen, in jedemWahlbezirk nur einen einzigen Kandidaten aufzustellen.Maßrcgrlung d'AmadeS.Die scharfen Aeutzerungen deS Generals dÄmadeS gegendie spanische Marokkopolitik haben die französische Regierung,die die Einmischung aktiver Offiziere in die Politik nichtdulden will, veranlaßt, den General, der bekanntlich dieletzten Kämpfe der Franzosen in Marokko geleitet hat, zurDisposition zu stellen.Spanien.Der Begimi des Justizmordes.varceloun, 9. Oktober. Heute morgen 8 Uhr begann imGefängnis von Modale der Prozeß Ferrer. Den Vorsitzdes Kriegsgettchts führt Oberstleutnant Lacalla. Ein zahl-reiches Publikum wohnt den Verhandlungen bei. Der Unter-suchungsrichter verliest die Anklageschrift und berichtetüber die bei Ferrer beschlagnahmten Dokumente. Unterletzteren befinden sich unter anderem ein Plan füreine spanische Republik, politische und revolutionäre Schriftenund Briefe, ein Dokument, betreffend Gründung einer überdie ganze Welt sich erstreckenden proletarischen Gesellschaft undein Brief Jglesias über die Morales-Affäre. Der Unter-suchungsrichter führt aus. aus all diesen Schriftstücken gehehervor, daß Ferrer in ständigen Beziehungen zu revolutionärenElementen gestanden habe. Unter den beschlagnahmtenBriefen befinden sich solche von Politikern, deren revo-lutionäre Gesinnung bekannt sei. Es wird alsdann in dieZeugenvernehmung eingetreten. Der Polizeidirektor erklärtFerrer für einen Anarchisten und Begründer anarchistischerSchulen(I) Der Zeuge berichtet über die Beziehungen, dieFerrer zu dem Blatt„Progrese" gehabt und erzählt, daß amVorabend der ersten Truppeneinschiffung nach Melilla indiesem Blatt eine Warnung Jglesias' an die Regierunggestanden habe, worin mit einer Revolution gedroht wird,ivenn die Truppen wirklich eingeschifft würden. Ein andererZeuge namens D o m o n e ch versichert, Ferrer habe einmalerklärt: Wir werden, wenn notwendig, dem Beispiel derRussen folgen.Cnglanä.In die Schranken gewiesen.London, 8. Oktober. Handelsininistcr Churchill hieltheute hier eine R e d e. in der er ausführte, es fei n i ch t an»zunehmen, daß das Oberhaus das Budget verwerfenwerde. Eine Ablehnung des Budgets von feiten des Ober-Hauses würde ein GewaltaktgegendicVerfassungsein und auf den Anspruch hinauslaufen, daß das OberhausRegierungen einsetzen und absetzen könne. Die Regierungwerde keiner von dem Oberhause an dem Budget Vorgenom-menen Abänderung nähertreten und sich auf kein Kom-pro miß einlassen.X Rußland.Nach der Dumawahl.Trotzdem es der Sozialdemokratie nicht gelungen ist, dasMandat bei der jüngsten Ersatzwahl in Petersburg zu er-obern, bedeutet die Wahl doch für sie einen bedeutenden Er-folg. Das muß selbst das Kadettenorgan„Rjetsch" eingestehen.Es schreibt:„Die sozialdemokratische Kandidatur folgt jetzt,obgleich sie bloß 19 Proz. der Wähler auf sich konzentrierthat, unmittelbar auf die kadettische, nachdem sie die okto»bristische Kandidatur, die früher die zweite Stelle einnahm,auf die dritte Stelle hcrabgedriickt hat. Man hat sogar vielenGrund zur Annahme, daß sich die Zahl der Anhänger derlinken Kandidatur bedeutend vermehrt hätte, wenn die Wahl-listen erneuert worden wären oder wenn selbst bei diesenWahllisten die Wahlen an einem Feiertage stattgefundenhätten." In Wirklichkeit bieten die Petersburger Wahlenein für die Sozialdemokratie noch weit günstigeres Bild.Obgleich die Arbeiter von den Wahlen fast völlig ausgeschlossenwaren, obgleich eine umfassende Wahlagitation dank demMangel einer legalen Organisation, dem Fehlen einer Partei»presse und der Polizeizensur in den Wählerversammlungenden Sozialdemokraten unmöglich gemacht wurde, brachte esder sozialdemokratische Kandidat auf 4(571 Stimmen oder fastebensoviel wie bei den Hauptwahlen im Jahre 1907. währendder Kandidat der Kadetten 12 467 Stimmen erhielt gegen22 714, die bei den Hauptwahlen für den mit der größtenStimmenzahl gewählten Kandidaten der Kadetten abgegebenwurden.Die Sozialdemokratie hat aber nicht bloß alle Ursache, mitdem zahlenmäßigen Ausgange der Wahlen zufrieden zn sein,die Wahlkampagne bot ihr außerdem nach langer Zeit Ge-legenheit, die Anziehungskraft ihrer Losung, ihre Popularität