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Nr. 237. 26. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Wirtschaftlicher Wochenbericht.

Berlin  , 9. Oftober 1909.

Konjunkturfragen- Berschiebung in den wirtschaftlichen Verhält niffen Zoll- und Steuerpolitik als Hemmung des Aufstieges. Lebendigkeit an der Börse, Steigerung der Kurje, das ist die Situation am Aktienmarkt. Allerdings, es liegen auch noch andere Anzeichen vor, die auf eine wirtschaftliche Belebung schließen lassen fönnen. Es wird über anziehende Nachfrage berichtet; besonders in der Eisenindustrie will man steigenden Begehr fonstatieren können. Und die Preise werden etwas hinaufgefeßt. Da wird es auch Zeit für die Arbeiter zu rüsten, damit sie von der befferen Konjunktur ebenfalls profitieren. An der schlechten war ihr An­teil ja übergroß. Jedoch, großen Erwartungen auf starten in schwung am Arbeitsmarkt darf man sich noch nicht hingeben. Daß jezt etwas stärkere Kaufluft sich zeigt und die Verbraucher aus der Burüdhaltung heraustreten, das ist erklärlich, aber das bietet noch feine Gewähr für energische Aufwärtsbewegung. Gerade am Eisen markt hatten die Preise einen Punkt erreicht, der nicht mehr unter schritten werden konnte.

Wie tief die Eisenpreise gefallen sind, darüber ein paar Ans gaben, die zwingend find für die Ansicht, daß eine weitere Ent wickelung nach oben nicht mehr lange auf sich warten laffen kann. Gs notierten an der Düsseldorfer Börse pro Tonne Mart:

Luxemburger Deutsches

Spiegel Gießereieisen Gießereieisen Fluß

eifen mitte 1907.i 92-93 Mitte 1908. 80-82 September 1909 60-63

Nr. 3 72-74 54 46-48

stabeifen Nr. 3 81 140-145 69 100-105 54-56 96-102

Die letzten Notierungen ergeben sich nach den Preiserhöhungen, bie als Zeichen des Konjunkturumschwunges angesprochen werden. Nachdem die Werke zu den niedrigsten Preisen eine Summe von Aufträgen erlangt hatten, die ihnen für einige Zeit Arbeit sicherte, ließen sie minimale Preiserhöhung eintreten. Das lockt die Spe­fulation heraus, die mit weiteren Steigerungen rechnet und nun für den später zu erwartenden Bedarf Eindeckungen vornimmt. So fügt es sich ineinander, daß der Anschein eines fräftig einsehenden Begehrs erweckt wird. Wie wenig hoffnungsfreudig das Rheinisch Westfälische Kohlensyndikat die Gesamtlage bewertet, beweist ge nügend sein Beschluß, die bisherige Einschränkung von 40 Proz. bei Kots und 20 Broz. bei Kohlen und Briketts in Wirksamkeit zu belassen. Wohl fann man berichten, für die Befriedigung des Haus: brandbedarfs feien umfangreiche Aufträge zu buchen, aber am Eisenmarkt laffe die schon lange erhoffte Bedarfssteigerung immer noch auf sich warten.

Bei der Beurteilung der Wirtschaftslage und der Möglichkeit neuen industriellen Auflebens darf man die Veränderung unserer wirtschaftlichen Verhältnisse nicht übersehen. Gewiß, der kapita listische Ausdehnungsbrang stürmt schließlich über Hindernisse hin. veg, trob neuer Hemmungen kommt er zur Geltung; epochale Er­findungen und gewaltige Umwälzungen in der Produktionstechnik berheißen für Anlage suchendes Sapital sicheren Gewinn und loden zu Betätigungen, aber die Verteuerung der Produktion, als Folge der agrarisch- zentrümlichen Roll- und Steuerpolitit, erschwert den Aufstieg, wie sie auch den wirtschaftlichen Rüdgang verschärfte. In verschiedenen, jüngst erschienenen Handelskammerberichten fommt eine geradezu a- b- c- schübenhafte Auffassung über die jüngste Krise zum Ausdruck. Es wird da behauptet, der wirtschaftliche Rüdgang sei start abgeschwächt worden durch die größere Kauftraft

Sonntag, 10. Oktober 1909.

"

Der Preis des

der Landwirtschaft, die wir den neuen Handelsverträgen ver- duftion. Nicht nur die Rohmaterialien bedingen eine vermehrte dankten. Genau das Gegenteil ist richtig. Das deutsche   Bolt muß Ausgabe, wohl oder übel muß das Unternehmertum die Löhne der für seine Ernährung viele hunderte Millionen Mark mehr aus- gesteigerten Lebensmittelpreisen einigermaßen anpassen. Demnach geben. Aber an der Mehreinnahme hieraus ist nicht die gesamte müßte jezt auch das Preisniveau für industrielle Erzeugnisse höher deutsche Landwirtschaft in gleicher Weise beteiligt; zum überwiegend liegen, wenigstens insoweit, als nicht durch technische Verbesserung großen Teife fommt sie einer verhältnismäßig fleinen Gruppe von eine Produktionssteigerung eingetreten ist, wenn das Gleichgewicht Großgrundbesitzern zugute. Der dabei in Betracht kommende Ber- awischen fachlichen Kosten und Erlös unverändert bleiben follte. Daß fonenkreis tann aber nicht die verminderte Kauffraft der Millionen das für die Eisenindustrie nicht der Fall ist, beweist die folgende Ta Arbeiter ausgleichen, die infolge der erhöhten Lebensmittelpreise belle, in der nach den Notierungen der Zeitschrift Stahl und ihren Konsum an Gebrauchsartikeln einschränken mußten. Ver- Eisen" der Jahresdurchschnittspreis pro 1900 in Vergleich gestellt teilten sich die den Konsumenten abgenommenen Millionen auf die ist mit dem Preise für das lebte Quartal 1908. Es fostete pro Gesamtheit der zur Landwirtschaft gehörende Bevölkerung und Tonne Mark: würden sie von dieser für industrielle und gewerbliche Erzeugnisse ausgegeben, so wäre lediglich eine Verschiebung in bezug auf die Konsumentenschaft eingetreten. Der Beschränkung, die sich die übrigen Volfsgenossen auferlegen müssen, stände ein vermehrter Verbrauch der Landbevölkerung gegenüber und man könnte von Deutsches Gießereieifen I 100,58 einer Steigerung der Kauffraft der Bandwirtschaft reden. liegen die Dinge aber nicht. An die Stelle der Konsumschwächung Bessemereisen des großen Wolfsteiles, der nicht an der Einnahmesteigerung aus Spiegeleifen der Lebensmittelberteuerung beteiligt ist, tritt wohl auf der anderen Flußstabeisen Seite eine enorme Einkommensteigerung, diese fommt aber nur in beschränktem Umfange der Industrie zugute. Teilweiſe febt sie in vermehrtent Lugus sich um. Damit wird jedoch kein Ersatz für den Ausfall an einfachen Gebrauchsartikeln der breiten Masse geschaffen, und daher auch nicht für die hiermit in Verbindung stehende Ver­minderung der Arbeitsgelegenheit. Da die Tenerung der Lebens­mittel anhält, bleibt auch eine gewisse Konsumeinschränkung fon­ftant. Das ist für die Wirtschaftslage von großer Bedeutung. Die Veränderung in den Produktionsbedingungen und in der Güter verteilung erschwert den industriellen Aufstieg, hemmt sein Tempo, begrenzt sein Ausmaß.

50

stattet die nachfolgende vergleichende Zusammenstellung der Preise Ein ungefähres Urteil über die eingetretene Veränderung ge­wichtiger Lebensmittel und Industrieerzeugnisse. Es fosteten nady den Angaben des Statistischen Jahrbuches für das Deutsche Reich:

Roggen( Berlin  ) Weizen( Berlin  ) Hafer( Breslau  ) Braugerste( Breslau  ) Speisekartoffeln( Berlin  ). Ochsenfleisch II( Berlin  ) Schweinefleisch( Berlin  ) Kalbfleisch( Berlin  ). Hammelfleisch( Berlin  ). Roggenmehl( Berlin  ) Weizenmehl( Berlin  ) Kartoffelspiritus( Hamburg  )

Doppelzentner

Der Preis für 1900 gleich 100 gejetzt er gibt für 1908

1900 M.

1908

M.

Tonne

142,6

186,5

130,8

151,8

211,2

139,3

125,8

148,9

118,3

"

129,8

167,4

128,9

"

45,0

54,0

120,0

119,1

189,0

117,5

95,5

116,3

121,8

12

128,5

156,6

121,8

"

112,3

140,7

125,3

"

19,8

28,8

123,3

21,1

28,0

132,7

100 Liter

22,9

83,8

167,6

56,8

67,3

118,4

Doppelzentner

280,8

816,3

112,6

103,0

107,2

104,0

Tonne

17,1

18,8

9,9

11,0

109,9 111,1

"

Rüböl( Danzig  ). wolle( Berlin  ) Baumwolle( Bremen  ). Niederschl. Gastohle Buddeltohle( Dortmund  ). Wie die Aufstellung flar erkennen läßt. find die Preise für Lebensmittel und für Rohmaterialien ganz enorm gestiegen. Das bedeutet selbstverständlich eine Verteuerung der gewerblichen Pro­

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1900

1908

Jahres 1900

gleich 100 gefett ergibt für 1908

72

71,6

III

97,33 87,8-90,2 90-110 189,79

69

70,9

64,8

72,8

78

78,0

100-107,5

54,1

210,42

56,0

197,50

65,4

116-120 115-120

noch größer als die Steigerung bei den Lebensmitteln und den Die Senkung der Preise bei den vorstehenden Erzeugnissen ist Rohmaterialien. Sonach ergibt sich eine ganz bedeutende Ber­schlechterung der Produktionsbedingungen. Man fönnte vielleicht zu der Anficht neigen, jede Vergleichung, in der nicht die Preise eines Hochkonjunkturjahres mit denen aus einem Krisenjahr neben­einander stehen, würde ein günstigeres Verhältnis für die in­dustrielle Gütererzeugung liefern. Das ist nicht der Fall. Bringt Die Preise von 1903 gleidh 100 gefest, ergeben für Mitte 1909 des Jahres 1909 in Parallele, gewinnt man folgendes Resultat. man z. B. die Preise des Jahres 1903 mit den Notierungen Mitte folgende Zahlen:

Roggen. Weizen.

147,7 166,3

Deutsches Gießereieisen Nr. 3.. 78,0

Dem gewaltigen Hinaufschnellen der Preise für Lebensmittel steht ein starker Preisfall für Eifen gegenüber. Mag nun auch wieder eine Erholung der Preise für Eisen eintreten: das frühere Ber­hältnis wird nicht wieder herbeigeführt, weil die Lebensmittelpreise dauernd einen Hochstand behalten, dem die Preise der Industrie­produkte nicht werden folgen können. Darumi bleibt auch eine ge­wisse Hemmung in dem wirtschaftlichen Wiederaufleben als Folge der neudeutschen Bollpolitik zurüd. Und die Steuerpolitik der Feudalen im Bunde mit den schwarzen Klerikalen hat die un­günstige Situation am Arbeitsmarkt noch weiter verschlechtert. Das sollte kein Arbeiter vergessen, wenn er die Folgen der Krise schmerz­haft empfindet. Als Produzenten und Konsumenten sind die Ar D. beiter von den Schnapsblockbrüdern geschädigt worden.

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