»■m M-zch-M-. 4. Keilte des Ismirts" Kerlim AlksdlM.-««««.tlilttwoct). denZu den Candtag$°£r(atz wallen.Der Magistrat gibt bekannt:Nachdem die UrWählerlisten zu den aufDienstag, den SS. Oktober d. Js.anberaumten Wahlmänner-Ergänzungswahlen für die amDienstag, den SV. November d. Js.stattfindenden Abgeordneten-Ersatzwahlen vorschriftsmäßig aus-gelegen haben und die dagegen erhobenen Einsprüche erledigtworden sind, haben wir nach den Bestimmungen der§§5 bis 8des Reglements über die Ausführung der Wahlen zum Hauseder Abgeordneten vom 14. März 1903/ 20. Oktober 19W dieAbteilnngslistenaufgestellt. Diese werden gemäß Z 9 a. a. O. und zwar amSonntag(heute), den 1v. Oktober d. Js.»Von vormittags 10 bis nachmittags 1 Uhr,Montag, den 1k. Oktober, undDienstag, den IS. Oktober d. Js,von nachmittags 5 bis abends 8 Uhr,in den nachstehend aufgeführten, für jeden der vier Wahlbezirkebesonders vorgesehenen Räunien zur Einsicht öffentlich aus-liegen und zwarfür den S. Wahlbezirk— umfassend die Stadtbezirke 79bis 81. 86—96 und 102-1 13 L und die Urwahl-bezirke 270-278, 293-319 und 337-401-in der Turnhalle der 20. Gemeindeschnle, Waldemarstr. 77;für den S. Wahlbezirk— umfassend die Stadtbezirke 147bis 156. 159, 161— 179A und die Urwahlbczirke 490bis 626. 533—536 und 542-639—in der Turnhalle der 87./98. Gemeindeschnle, BromberaerStraße 13/14;für den 7. Wahlbezirk— umfassend die Stadtbezirke 157,158, 160, 179B— 181J, 189A— 192 und 193B— 193Hund die UrWahlbezirke 527—532, 537—541, 640 bis6850. 710-761 und 767-781B-in der Turnhalle der 104./15S. Gemeindeschnle,Olivaer Straße 19;für den IS. Wahlbezirk— umfassend die Stadtbezirke 235bis 304 und 309 und die UrWahlbezirke 1176—1302und 1332—1333—in der Turnhalle der 31. Gemeindeschule, Alt-Moabit 23.Etwaige Einsprüche gegen die Richtigkeit der Abteilungs-listen können nur an den genannten drei Tagen in unseremWahlbureau, Possstraße 16 II, schriftlich oder in den obigenAuslegestellen bei unseren dort anwesenden Beamten zuProtokoll angebracht werden.Einsprüche, die sich gegen den Inhalt der festgestelltenUrWählerliste richten, sind insoweit gegenüber der Ableilungs-liste nicht mehr zulässig.(§ 9, Abs. 2 des Reglements.)Gemäߧ 4 des Gesetzes vom 29. Juni 1893, betreffendAenderung des Wahlverfahrens, ist für jeden Urwahl»bezirk eine besondere Abteilungsliste ge-bildet.Um eine schnellere Abfertigung der die Listen einsehendenUrwähler zu bewirken, ist es erforderlich, daß die Quittungenüber Staats» und Gemeindesteuern für das Vierteljahr Julibis September 1909 vorgelegt werden.Partei-?Znge!egenKeiten.Zur Lokalliste. Der.Guttempler-Orden', SektionTempelhof, veranstaltet am 16. Oktober im Lokale vonFischer, Tempelhof, Dorf» und Berliner Straße» Ecke, ein Ver»gnüflen, zu dem man lebhaft bemüht ist, Billetts unter der Arbeiter»schast zu vertreiben. Wir weisen darauf hin, daß genanntes Lokalder Arbeiterschaft nicht zur Verfügung steht.Der Inhaber des Etablissements Lücke Nachfl., Winkel»mann, Tempclhof, Berliner Str. 128, hatte sich durch Vettragschriftlich verpflichtet, seine Räume der Arbeiterschaft zur Verfügungzu stellen, diesen Vertrag jedoch sofort wieder gebrochen und unssein Lokal ohne Angabe irgendwelcher Gründe entzogen. Ebensoweigert sich der Inhaber des Lokals Berliner Str. 133, A u ß m a n n,hartnäckig, der Arbeiterschaft sein Lokal zur Verfügung zu stellen. Wirersuchen, dies besonders zu beachten.In Johannisthal steht uns das Lokal„Neues Gesellschafts»Haus", J ich. Fritz Bichler, Friedrichstraße, zu den bekannten Be-dingungen zur Verfügung. Die Lokalkonmnssion.Erster Wahlkreis. Sonntag, den 17. Oktober, abends 6 Uhr, imGewerkschaftshause, Engelufer 16: Kunstabend zur Feier des20. Sliflnngsfestes mit anschließendem Ball. Billetts' a 40 Pf. sindbei den Bezirlsführern und beim Kassierer B ittn e r, Feilnerstr. 11.zu haben.Dritter Wahlkreis. Den Frauen hiermit zur Nachricht, daß derExtra-Leseabend nicht am Montag, den 11. Oktober, sondern erst am18. Oktober stattfindet. Der Vorstand.Achtung! Bietter Wahlkreis! Heute Sonntag, den 10. Oktober,findet in Kellers Festsälen, Koppenstt. 2S, ein Sinfoniekonzert, verbunden mit Gesang, unter Mitwirkung des Gesangvereins„Liedes-freiheit-Ost' statt. Billetts a 60 Pf. mkl. Garderobe sind noch beiden Bezirksführern zu haben.Charlottenburg. Wir machen die Genossen auf die heutigeFlugblattverbreitung aufmerksam, die von den bekannten Lokalenaus stattfindet.Die erste und die vierte Gruppe wird am Mittwoch einenGruppen-Zahlabend abhalten und zwar die erste Gruppe in der„Roßtrappe", Spandauer Chaussee, die vierte Gruppe bei Leitner,Windscheidstr. 24/25. Der Vorstand.Nicder-Schöncweide. Die Generalversammlung des Wahlvereinsfindet am Dienstag, den 12. d. M.. abends 8>/g Uhr, im Lokale desGenossen Fichtner, Hasselwerder Straße 12, statt. Tagesordnung:1. Berichte des Vorstandes und der Funktionäre. 2. Wahl des erstenVorsitzenden, des Schriftführers und des Spediteurs. 3. Vereins-ongelegenheiten und Verschiedenes. Der Zahlabend fällt amMittlooch, den 13. Oktober, aus. Die Bezirksführer nehmen in derVersammlung Beiträge entgegen. Der Vorstand.Borsigwalde-Wittenau. Am Dienstag, den 12. d. M., findet inden„Borsigwalder Festsälen" eine Volksversammlung statt. Tages-ordnung: Vortrag des Gewerkschaftssekretärs Adolf Ritter.Montagabend Handzettelverbreitung zu dieser Versammlung.. Oktober: ZahlabendN-wawcS. Mittwoch, den 13. Oktober, abends 8>/z Uhr. findetim Lokal des Herrn Ernst Schmidt, Wilhelmstr. 41—43, die Ver-sammlung des Wahlvereins statt. Tagesordnung: 1. Der Schnaps-boykottbeschluß des Parteitages in Leipzig. Referent: GenosseDavidsohn. 2. Geschäftliches. 8. Abrechnung vom 3. Quartal.4. Verschiedene?. Gäste haben Zutritt, auch werden neue Mitgliederaufgenommen._ Der Vorstand.Berliner JVacbricbten.Das„Diebespaket".In einem großen gewerblichen Betriebe mit viel weib-lichem Personal spielt sich jeden Mittag und jeden Abend kurznach Dienstschluß eine für den Uneingeweihten höchst seltsameSzene ab. Eine ganze Schar junger und älterer Damentrottet mit Hut und Mantel, fix und fertig zum Fortgehen ge-rüstet, ins Betriebskontor und hält hier ihre Handtasche oderein sonstiges mitzunehmendes Paket einem besonderen An-gestellten, mitunter auch dem Chef oder der Chefin selbst, ge-öffnet zur Durchsicht vor. Die einen lässig und gleichmütig,als ob sie in der Tretmühle untergeordneter Arbeit sich auchan diese Schmach gewöhnt haben, andere mit sichtbarem Hohnin den Mienen oder auch mit verbissenem Ingrimm. Jetzt istder Hausdiener an der Reihe. Mit urkomischer Bewegungzeigt er dem hohen Vorgesetzten die beiden leer herausge-zogenen Taschenböden, empfiehlt sich ironisch und pfeiftdraußen, frei nach Götz von Berlichingen, die schöne Melodie:„Du kannst mir mal fürn Sechser, weil wir uns beidekennen..." Eines Abends ist ein Geschäftsfreund aus demfreien England da. Zufällig wird er Zeuge der eigenartigenProzedur und fragt erstaunt, was denn das zu bedeuten habe.Wichtig wirft sich der deutsche Leuteschinder in die Brust underklärt:„So fühle ich meinen Angestellten auf den Zahn,ob sie die Begrife von Mein und Dein verwechseln I" Der Ge-schäftsfreund antwortete nur:„Damned, das dürftet Ihr beiuns nicht riskieren. Da ist der niedrigste Angestellte so selb-ständig, daß er die Vergewaltigung seiner Ehre nicht duldet.Mich wunderts, daß die Deutschen, die doch immer ihre Frei-heitsideale so sehr rühmen, derart mit sich umspringen lassen."Aber auch diesen leisen Vorwurf parierte der Berliner Tret-mühlenbesitzer:„Was wollen Sie? Meine Leute müssen tun,was ich anordne. Paßt's ihnen nicht, so können sie vor dieTür fliegen!"Was wir hier drastisch schildern, ist leider eine Tatsache,eine niederträchtige, aus der Gewalt geborene Selbstherrlich-keit nicht weniger Arbeitgeber. Sie trauen jedem niederenAngestellten, wer es auch sei, eine Unehrlichkeit zu und ent-blöden sich nicht, diejenigen Menschen, welche mit ihren Knochenihnen ihr eigenes Brot erst verdienen helfen, jeden Tag alsvermutete Spitzbuben zu brandmarken. Vielleicht keine zweiteschamlose Handlungsweise ist bezeichnender für die bürgerlicheGesellschaft, die selbst so gern betrügt, aber die kleinen Diebehängen möchte und die großen aus dem eigenen Lager laufenläßt. Und wenn die entwürdigende Kontrolle der Paketenoch einen vernünftigen Sinn hätte! Niemand, erst recht nichtder gewohnheitsmäßige Geschäftsdieb, wird doch so törichtsein, daß er sich selbst ans Messer liefert. Wer unehrlich seinwill, der bringt das gestohlene Gut auf anderem Schmuggel-Wege in Sicherheit und legt es nicht seinem Besitzer vor dieNase hin. Aber der Arbeitgeber sonnt sich in dem Bewußt-sein seiner Macht. Ihm ist es ein Hochgenuß, den Unter-gebenen zu zeigen, wie er sie„zwiebeln" kann und wie sie fürihn nur die Bedeutung einer Arbeitsmaschine haben. Wasdie Angestellten, wenigstens die weitaus meisten, die noch nichtabgestumpft sind, bei solcher schnöden Behandlung im Innerstenfühlen, das geht in sein verknöchertes Herz nicht hinein. Dafürhat er vielleicht nicht mal Verständnis. Oder sollte nicht aufso manchen dieser Arbeitgeber, der von nichts etwas ge-worden ist, das alte wahre Wort passen, daß man niemandenhinter der Tür suchen soll, hinter der man nicht selbst steht?Sie wissen aus eigener Erfahrung, wie es gemacht wird.Darum halten sie jeden anderen Mitmenschen derselbenSchuftigkeit für fähig. Aber wenn auch die Finger einessolchen Brotherren noch rein sind, kann er nimmermehr, wiees geschieht, die Paketkontrolle mit Rücksichten der Ordnungoder der Disziplin verteidigen. Wer täglich mit Leuten um-geht, die er täglich und stündlich als Diebe anspricht, desseneigene Moral befindet sich auf einem bedenklichen Tiefstande.Statistik des Arieitsmarktes.Die Gemeindebehörden haben für die Statistik, des Arbeits-Marktes im vorigen Jahre 20 000 M. bewilligt. Hiervon sind fürdie Arbeitslosenzählungen vom 17. November und 16. Februar zirka16 000 M. verausgabt worden. Gleichzeitig aber wollten die Gemeinde-behörden eine Statistik der in den größeren Betrieben von Berlinund Vororten beschäftigten versicherungspflichtigen Personenbeider Geschlechter einrichten. Hierzu reichen die von dereingangs erwähnten Summe noch übrigbleibenden Mittel nicht aus.Da der Magistrat auf die Statistik über die Verfolgung deS Be-schäftigungSgradeS in den verschiedensten Zweigen der Industrie, deSHandels und deS Verkehrs besonderes Gewicht legt, beantragt erjetzt zu ihrer Fortführung die Bewilligung weiterer 8000 M. beider Stadtverordnetenversammlung. Mit der regelmäßigen Ver-öffentlichung dieser statistischen Ergebnisse zugleich mit einer Ueber-ficht zu einer Statistik von Groß-Berlin soll demnächst begonnenwerden._Straßenbahnvcrbindnng nach dem Johannisthaler Flugplatz. Derstarke Verkehr nach dem Flugplatz während der Aviatiker-Woche hatdas ftüher bestandene und später aufgegebene Projekt der Her-stellung einer Straßenbahnverbindung von Adlershof nach Rudowvon neuem entstehen lassen. Man rechnet jetzt um so mehr mit einerRentabilität dieser Linie, als ja weitere größere Veranstaltungenauf dem Flugplatzgelände geplant sind und diese einen starken Ver-kehr von Nieder-Schöneweide, Köpenick usw. nach Adlershof undRudow herbeiführen dürften. Aus diesem Grunde wird geplant, dieneue Straßenbahnlinie an die Strecke Adlershof-Glienicke anzu-schließen und sie nach Köpenick weiterzuführen, um so mehr, als einTeil der Berliner Flugplatzbesncher besonders an den Sonntagenvoraussichtlich die Vorortbahnstrecke nach resp. von Köpenick be-nutzen wird._Die Tragödie des Gräfin Strachwitz.Die gestern gemeldete Bluttat des Kaufmanns Friedländer ander Gräfin Strachwitz wirst ein grelles Schlaglicht auf Sitte undMoral gewisser Gesellschaftskreise. Wie ein Kapitel aus dem nieder-in(frofMMn.gehenden alten Rom lesen sich die Mitteilungen über die bei derStrachwitz gefundenen, zu Lustzwecken verwendeten Gegenstände.Und dabei soll Berlin über eine ganze Reihe solcher Lustquartiereverfügen, in denen die tollsten Orgien getrieben werden. In Be-tracht kommen jene Kreise, die alle Schulen des Lebens durch-gekostet haben und davon übersättigt nach neuem Nerven- undSinnessitzel verlangen.Von einem bekannten Spezialarzt geht dem„Verl. Tageblatt"zu der Ermordung der Gräfin Auguste Strachwitz in der Friedrich-straße 30 folgender Brief zu, der geeignet ist, über das MotivAufklärung zu schaffen, das den Kaufmann Alfred Friedländerzu der Tat veranlaßt hat:„Ich hatte am Freitag, dem1. Oktober, eine telephonische Unterredung mit der Verstorbenen,im Anschluß an einen Brief, den ich an sie gerichtet hatte.Ich hatte dem Staatsanwalt Dr. Wulffen in Dresden für sein Endedieses JahreS bei Langenscheidt erscheinendes Werk„Sexual-Verbrecher" ein Bild der Gräfin zur Verfügung gestellt, das diesein dekolletierter Robe mit einer Hundepeitsche in der Hand darstellt.Ich hatte versucht, mich durch briefliche Anfrage ihrer Zustimmungzur Veröffentlichung deS BildeS zu versichern, aber eine Autwortnicht erhallen. Deshalb rief ich sie an und sie gab mir die Ein«willigung mit den Worten:„Ueber mich ist ja so viel geschriebenworden, daß die Veröffentlichung meines Bildes in einem teurenwissenschaftlichen Werke ohne Bedeutung ist." Die Gräfin teilte mirdabei mit, daß sie mit ihrem langjährigen Freunde zu Beginnder kommenden Woche nach Venedig und von dort nach St. Moritzgehe, woraus ich entnahm, daß diese langjährigen, mir bekanntenBeziehungen noch bestanden. Ihre Kundschaft erstreckte sich auf dieTräger bester Namen und i« die hohen und höchsten Gesellschaftskreise,und man muß ihr das Kompliment machen, daß sie den Ruf dieserexponierten Persönlichkeiten durch strengste Diskretion in jeder Hin-ficht, auch gelegentlich ihrer gerichtlichen Konflikte, zu wahren wußte.Wie weit die mehrwöchige in Aussicht genommene Reise mit demalten Freunde die Eifersucht Friedländers erregt haben kann, entziehtsich vorläufig meiner Beurteilung. Ein kleiner Revolver befand sich,soweit ich mich erinnere, im Besitz der Toten."Von anderer Seite wird gemeldet, daß die ermordete Gräfinsich nach ihren eigenen Angaben durch ihre Tätigkeit ein Vermöge»von 60 000 Mark erworben hatte.— Ueber die Beisetzung der beidenToten ist noch keine Bestimmung gettoffen worden. Die Leiche derGräfin Strachwitz wurde im Laufe deS gestrigen TageS vom Kranken-hause Am Urban nach dem Schauhause geschafft. Die Leiche AlfredFriedländers befindet sich noch im Krankenhause.Ueber die Behandlung der Uebungsmannschafte» beim 3. branden-burgischen Trainbataillon Nr. 3 in Spandau während der Zeit vom22. September bis 6. Oktober d. I. erhalten wir folgende Zuschrift:„Nachdem wir, gemäß der Gestellungsorder, am 22. September.vormittags 9 Uhr pünktlich am Gestellungsort in Schöneberg er-schienen und bei der ärztlichen Untersuchung für diensttauglich be-funden waren, wurden wir sosott in zwei Kompagnien gesondertund die Ueberftihrung nach Spandau konnte von statten gehen.Wer jedoch annahm, daß diese Ueberführung auf Staatskostengeschehen sollte, hatte sich geirrt. Die in Begleitung des unsüberführenden Offiziers befindlichen Unteroffizier gaben be-kannt, daß jeder, der mit seinem Gepäck nicht laufenwollte, die Fahrt bis Lehrter Bahnhof selbst zahlen müsse. Da be-greiflicherwessc hiergegen kein Widerspruch erfolgte, ließen sich dieUnteroffiziere sofott herbei, doS Fahrgeld(10 Pf.) einzukassieren.Nachdem unS nun noch eine Tasse Kaffee zum Preise von 10 Pf.verabreicht war, traten wir die Fahtt nach Spandau an. Dort au-gekommen, teilten uns die Unteroffiziere zuerst mit, daß die 10 Pf.für Fahrgeld nicht gereicht hätten und wir nochmals 10 Pf. nach-zahlen sollten. Auch dieser Nickel wurde mit wenigen Ausnahmen gezahlt.Ohne irgend welche Mittagspause ging es nun sofort an das Verpassen derGarderobe und am späten Abend endlich, nach Beendigung desStalldienstes konnte jeder für eigenes Geld seinen Hunaerstillen. Hierfür, also für die Verpflegung deS ganzen Tages be-kamen wir statt 27 Pf. Löhnung 83 Pf. Verpflegungsgeld, also ganze11 Pf.— In den nächsten Tagen nun sollte uns die militärischeZucht und Ordnung wieder beigebracht werden, aller-.dingS durch.Mittel, die die meisten von unS währendihrer aktiven Dienstzeit wohl nicht kennen gelernt haben.So erlaubte sich ein junger Reserveleutnant, die ganzeKompagnie, meistens verheiratete Männer, mit Titulaturen aus demTierreich zu bezeichnen. Auch über die militärische Sauberkeit läßtsich manches berichten. So wurde uns für die vierzehntägige Uebungein einziges Handtuch zur Verfügung gestellt. Nach Verlaus vonacht Tagen wurden allerdings die Handtücher von den Bcrittführerneingefordert, so daß wir glaubten, reine zu erhalten. Aberweit gefehlt. Es sollte nur festgestellt werden, ob keine?fehlte. Sodann wurden die Tücher wieder verteilt, und manch einerhatte nun das Vergnügen, sein Gesicht mit demselben unsauberenHandtuch zu trocknen, mit dem vorher vielleicht jemand seineSchwcißfüße getrocknet hatte. Da uns Spinden oder sonst verschließ-bare Gegenstände nicht zur Verfügung standen, so mußten wirmorgens sowohl wie abends stets die traurige Feststellung machen,daß die zahlreich vorhandenen Mäuse in dem freiliegenden Brotefaustgroße Löcher genagt hatten.So wie die ganze Uebung, so war selbst noch die Entlassunglehrreich. Wenn bei der Einziehung wenigstens noch die Fahrt vomLehrter Bahnhof bis Spandau auf Staatskosten geschah, so mußtendie Berliner Uebungsmannschaften, nachdem sie bis zum SpandauerBahnhof geführt waren, die Entdeckung machen, daß sie die Rück-fahrt selbst zu zahlen hatten. Selbst die Militärfahrkarte wurde unSnoch vom Schalterbeamtcn verweigett, obwohl wir doch rechtmäßignoch Soldat waren."Das sind recht nette Zustände! Weiß die Militärverwaltungdavon und wenn, billigt sie dieselbe?Wegen Unterschlagung von Kirchengelder» verhaftet. Fest-genommen wurde gestern der Rechnuugsrat Eberhard Boß. derfrühere Kirchenkassenrendant der Nazarethgemeinde, der, wie wirseinerzeit mitteilten, im vergangenen Sommer nach bedeutendenUnterschlagungen flüchtig geworden war. Boß. ein Mann von neun-undvierzig Jahre», war Rechmingsrat im Finanzministerium undverwaltete vierzehn Jahre lang die Kirchen- und'die Friedhofs-lasse der Nazarethgemeinde. Zur Aufbewahrung der Gelder stand ihmin seiner Wohnung in der Secstr. 62 ein Geldschrank zur Ver-fügung. Anfang Juni d. I. sollte seine Kassenführung geprüftwerden. Voß aber hatte niemals Zeit und entschuldigte sich immerdamit, daß er im Ministerium mit Arbeiten überhäuft sei. InWirklichkeit brachte er alle freie Zeit auf der Rennbahn zu. Inseiner Kasse fehlte ein großer Betrag und er hoffte immer noch, durchglückliche Wetten und Spiel in den Besitz von Mitteln zu kommen.Als am 16. Juni die Abrechnung und Kaffenprüfung endlichstattfinden sollte, war der Rendant wieder nicht da. Manglaubte, daß er im Finanzministerium sei, als man aber dortanfragte, erfuhr man, daß er den ganzen Tag nicht dagewesen war.Unterdessen ging Boß zum Kirchhofsverwalter, ließ sich von demnoch 1100 M. Einnahmen auszahle» und verschwand damit. Als