GewerkrcbaftUcbe�Der allmächtige Kapitalismus.Die ManSfeldersche Kupferschiefer bauende Gewerkschaft, derenLohnsklaven sich erhoben haben, beherrscht eine ganze Landschaft,politisch und wirtschaftlich. Ja mehr: sie verändert Klima undBoden des von ihr unterworfenen Gebietes. Auf dem von ihrunterwühlten Gebiet krachen die Häuser zusammen und müssengestützt oder von den Menschen verlassen werden. Die reiche Ge-wcrkschaft macht alles mit Geld gut. Als ihr selbst aber im JahrelbSÜ der„Salzige See" bei Oberröblingen, ein Gewässer vonähnlichen Dimensionen wie die Müggel oder der Schwielowsee beiBerlin, unbequem wurde, weil seine Abwässer in ihre Gruben ein-drangen, enteignete die Gewerkschaft den See und pumpte ihneinfach aus. Seine beinahe neun Quadratkilometer grohe Flächeliegt jetzt trocken da. Ihre zirka 120 000 Kubikmeter salzigenStollenivassers täglich aber führt die Gesellschaft trotz aller Protesteder Anlieger der Saale und Elbe zu.Sie ist allmächtig. Sie meistert die Natur und sie meistert dieMenschen. Ueberall hat sie ihre Vertreter. In den Gemeinde-körperschasten des von ihr beherrschten Distrikts sitzen ihre Beauf-tragtcn, dank unseres famosen Gemeindeioahlsystems, das demKapitalismus günstig ist und dank des Terrorismus, der gegen diebesitzlosenWähler geübt wird. Man könnte im Mansfeldischen geruhigdie Formen des öffentlichen Lebens umgestalten und den Absolutis-mus der Gewerkschaft anerkennen. Nichts würde sich praktisch da-durch ändern, nur die tatsächlichen Machtverhältnisse erhielten da-durch nun auch äußerliche Anerkennung. Es gärt lange im Mans-feldischen; es gärt in allen Gesellschaftsschichten. Nicht nur dieArbeiter, alle Geschäftsleute, ja alle Behörden sind Sklaven derGewerkschaft. Aber nur die Arbeiter wagen es endlich, wider denStachel zu lecken.Ein Vorfall, wie er sich in tausendfachen Varianten tagtäglichim Dkansfeldischen wiederholt, mag die Verhältnisse illustrieren:Ter Besitzer des Hotels„K a i s e r h o f" in Hettstedt, wo dieGenossen Sachse, Hausmann, Leim Peters und zwei Ve-zirksleiter Wohnung genommen hatten, erklärte diesen amDonnerstag, daß sie ausziehen müßten! Als Grund gab der Mannan, daß der Vorstand des Bergbeamtenvercins bei ihm gewesen seiund gedroht habe, wenn er die„Hetzer" nicht sofort hinauswerfe,würden sie nicht mehr in seinem Lokal verkehren, und zwar wollteder Herr, daß der Hotelbesitzer die„Hetzer" noch Mittwochnachthinauswerfe I Hiergegen wehrte sich der Mann, indem erdoch noch so menschlich war, Gäste nicht mitten in der Nacht aufdie Straße zu werfen; dafür gestand er zu, sie keinen Tagm e h r zu behalten, womit sich die Bergbcamten von Mansfeld zu-frieden gaben. Der Wirt entschuldigte sich und bedauerte, dahersich eine solche Gcschäftssckädigung gefallenlassen müßte, doch mühte er schließlick: damit rechnen, daß der„gebildete" Hüttentroß ihn ruinieren werde! Aber nicht nur im„Kaiscrhof" wurden sie ausgeiviesen, sondern aus allenHotels Hettstedts, und hätten sich nicht kleine Wirte ge-funden, die für Unterkunft sorgen und mehr Mut beweisen, unsereGenossen hätten nach Anfliilt flüchten und von dort den Streikführen müssen. Aus dem �.Kaiserhof" ausgewiesen, gingen sie nachdem„Zentralhotel" und fragten um Unterkunft für 4 Mann an,die sofort von der Frau zugesagt wurde. Um nun nicht einernochmaligen Exmittierung zu verfallen, erzählten unsere Genossen,daß sie im„Kaiserhof" hinausgeworfen seien, weil dieGrubenbeamten sie in Hettstedt nicht dulden wollten. Daraus sagtedie Frau, die vorher 4 Zimmer zu vergeben hatte, daß sie dannerst ihren Mann fragen müßte, glaube aber, daß diesernichts einwenden werde. Nachmittags kam vom Mann der Be-scheid daß seine Zimmer anderweitig besetzt seien!TaS sino„Kulturzustände", wie sie heute selbst in Saarabiennicht herrschen und um die uns Rußland beneiden kann. Gewonnenhaben die Terroristen damit nichts, denn untergekommen sind siealle, die Hetzer, wenn auch nicht mehr so schön zusammen.Berlin und Umgegend.Die gegenwärtige Situation in der Berliner Lrauindnstrie.Neuerliche Verhandlungen des Brauereiarbeiterverbandes mitden Vertretern der Brauereien wegen Vermeidung von Arbeiter-entlassungen infolge Konsumrückganges zeitigten das Ergebnis, daßdie Brauereivertreler bekundeten, von Arbeiterentlasfungen � vorläufig abzusehen. Weiter erklärten sie jedoch, daß sie außerstandeseien, wenn der Konsumrückgang infolge des Vierboykotts—namentlich deS Flaschenbieres seitens der Kantinen— weiter ein soerheblicher bleibt, den jetzigen Zustand aufrechterhalten zu können.Sie wären dann gezwungen, zu Entlassungen zu schreiten, wennauch nicht in demselben Maße, als der Konsum zurückgegangen ist.ES kämen dabei mehrere Hundert Arbeiter in Frage.Ferner wurde über die Entschädigung der Vier«f a h r e r, die durch den Konsumrückgang erheblich in ihrem Eiu�komme» geschädigt sind, verhandelt und die Brauereien erklärtensich bereit, den Ausfall bis zu einem bestimmten Lohnsatz zu decken.DeutTebeo Reich.Tie Schiffszimmcrer von Fürstenberg a. O. sieben schon seit91 Wochen im Streik wegen Nichibcwilligung einer minimalen Lohn-forderuug. Fast sämtliche Ausständige» haben anderweitig Arbeitgefunden. Tie Arbeitgeber haben nun auSsvionicrt, wo dieStreikenden arbeiten und setzen alle Hebel in Bewegung, um siewieder brotlos zu machen. In einem Falle ist ihnen dies auch ge-lungeu. Es arbeiteten nämlich zwei der Ausständigen bei einemMeister in einem anderen Ort. Der betreffende Meister ist Mitglieddes Vereins der Flußschiffswerfteu. Dieser Meister wurde nun solange gedrängt, bis er den beiden kündigte. Die Unternehmer gebensich alle erdenkliche Mühe, Streikbrecher anzuwerben. So ist einerin Stettin gewesen und hat dort auch einige Leute angenommen.Diese aber waren vorsichtig und erkundigten sich erst in F ü r st e n-berg a. O.. wie die Sache dort liege. Darauf verzichteten sie aufdie Arbeit. Vis jetzt ist nur ein Streikbrecher vorhanden. JederSchiffszimmcrer muß es nun als seine Pflicht betrachten, in Fürsten-berg a. O. nicht in Arbeit zu treten.— Die Schiffbauer inS a ch s e n h a u s e n bei Oranienburg stehen wegen Lohn-reduzicrung in einem Abwehrstreik. Auch hier ist der Zuzug fern-zuhalten._Lohnbewegung der Binnenschiffer an der Elbe und Havel.Für die am 1. Oktober gekündigten Mannschaften läuft heutepaS Arbeitsverhältnis ab. Den erwarteten Widerstand hat die Or-ganisation nicht gefunden. Wir konnten vor einigen Tagen melden,daß ein Teil der noch ausstehenden Firmen sich entweder dem Ar-bcitgeberverbande angeschlossen oder sich mit der Organisation ge-einigt hätte. Heute sind bereits wieder 5 Firmen zu melden, diesich dem Arbeitgeberverbande angeschlossen haben. Da nun bei denVerhandlungen vereinbart ist, daß der Arbeitgcberverband nichtnur für die Mitglieder, welche zur Zeit der Verhandlungen ihmangeschlossen waren, sondern auch für die zukünftigen MitgliederGeltung haben, so ist den Herren wenig damit gedient. Die Furchtvor der Organisation hat sie in den Arbeitgeberverband getrieben;sie haben aber nur den einen Trost, nicht selbst mit der verhaßtenOrganisation verhandeln zu müssen, sondern dies dem Arbeitgeber-verbände überlassen zu können. Die Firmen, welche durch ihreMitgliedschaft zum Arbeitgeberverbande sich verpflichtet haben, denTarif anzuerkennen, sind: Schwartztopf u. Co., Magdeburg;A. Lüddecke u. Co., Magdeburg; W. G e r l o f f, Westerhusen;O. u. P. Be n z und S p i t t a u. Co., Havelberg. Bei 12 Firmenwaren die Kündigungen eingereicht, davon haben 9 bewilligt; außer-dem haben noch 4 die Forderungen anerkannt. Bei 3 Firmentreten die Bootsleute in den Streik; diese sind: Dumling,Schönebeck; Buchlein, Dessau und Neubert, Nienburg. Siewerden sich kaum lange über Wasser halten können.1. Der Bergarbeiterstreik in ManSselS.SaS Feuerchen, das der jetzige Beherrscher der alten GrafschaftMansfeld, Herr Bergrat Dr. Vogelsang, in seinem Uebermutangesteckt hat, brennt so wundervoll weiter, daß sich HerrDr. Vogel sang wie auch seine Hintermänner daran nicht nurdie Fingernägel, sondern die ganzen Hände verbrennen dürften.Der Streik ist ein spontaner Ausbruch des langangesammelten Un-willens dieser geknechteten Arbeiterschaft gegen die Willkürherr-schaft und der Ausbeutung einer übermächtigen Sippschaft.Herr Boge Ifang hat es verstanden, in seiner kurzen„Re-gierungszeit" von einem Jahr, das Faß zum Ueberlaufen zubringen, und welche Dimensionen der Streik noch annehmen wird,hängt ganz von dem Verhalten des Herrn Dr. Vogel sang undseiner Inspiratoren ab. Wenn der Streik bis jetzt noch nicht dasganze Revier erfaßt hat, sich vorläufig nur auf 0 Gruben erstreckt,so nur deshalb, weil die Streikleitung eine weitere Aus-dehnung verhindert hat, da diese annahm, daß ein einziger Mann,der ein großes Verantwortlichkeitsgefühl besitzen soll, zur Er-rcichung seiner Machtgelüste einen so iminensen Volkswirtschaft-lichen Schaden nicht anrichten würde. Es scheint jedoch, als ob dieStreikleitung sich getäuscht hätte und Herr Dr. Vogelsang tat-sächlich gewillt ist, ehe er seinen Berg- und Hüttcnsklaven das ge-setzlich garantierte Koalitionsrecht gestatten will, einen Kampf auf-zunehmen, der der Gewerkschaft Millionen k o st e n unddas ganze Land ungeheuer schädigen wird; dennalle bisherigen Versuche zur Einigung sind fehl geschlagen. AlleInstanzen haben versagt: das Oberbergamt. der Vorsitzendedes Aufsichtsrates, Herr Oberbürgermeister D i t t r i ch vonLeipzig und auch der preußische Handelsminister Herr vonS y d o w. Herr D i t t r i ch. dem Genosse Sachse die Leiden derManSfelder Knappen vortrug, meinte, daß er sich nicht in dieDirektiven der Verwaltung hineinmischen dürfte und als Sachseihm sagte, daß Hauer unter 3 M. verdient hätten, die Bergmanns-frauen in Versammlungen erklärten, daß sie Hunger leidenmüssen, erwiderte der Bürgermeister der„freien" SeestadtLeipzig, daß man bei einem Lohn von 3 M. doch nicht zu hungernbrauchte! Herr Dittrich, der alljährlich Taus ende anTantiemen aus der Gewerkschaft und demSchweißdieserarmen Bergleute einsackt, erachtet einen Lohn von 3 M.als ausreichend für einen Bergmann und dieser Mann nennt sich—liberal!Der preußische Handelsminister, den die Streikleitung tele-graphisch um Vermittlung angegangen ist, hat telegraphisch er-widert, daß bei den prinzipiellen Meinungsver-schieden heiten der Parteien er es ablehnenmüßte, sich in den Streik zu mischen.„PrinzipielleMeinungsverschiedenheiten" nennt es der Minister, wenn Arbeitervon ihm fordern, er möge sie in Ausübung ihrer gesetzlichen Staats-bürgerrechte schützen! Mehr kann man von einem Minister im„Rechtsstaat" Preußen billigerweise nicht verlangen. Aber HerrSydow wird mit dieser Antwort„den Weg zu den Herzen derBergarbeiter" nicht finden, den sein Vorgänger ebenfalls vergeb-lich gesucht hat. Die Antwort hat jeden Kenner der Verhältnissenicht überrascht, doch hat sie von neuem die Nichtigkeit der Wortedes ehemaligen Staatssekretärs Dr. V ö t t i ch e r an die Großindustriellen illustriert:«Meine Herren! Wir arbeitenja nur für Sie!"So ist die Situation des Streiks unverändert, die Zahl derAusständigen die gleiche. Am Mittwoch und Donnerstag haben sichauf den Streikbureaus 3800 Mann gemeldet, während die Werks-presse nur von 2070 berichtet, in der Absicht, die Oeffentlichkeit zutäuschen. Alle Einschüchterungsvcrsuche haben die Streikendenbisher standhaft zurückgewiesen, während iii Heldra und Eisleben,wo noch gearbeitet wird, nicht nur Streiklust herrscht, sondern ver-langt wird, daß auch dort der Streik proklamiert werden sollte.Auch die Hüttenarbeiter wollen sich mit den ausständigen Berg.arbeitern solidarisch erklären und in den Streik treten. Zu diesemZweck finden am Freitag in Hettstedt und Umgegend Hütten-arbeiterversammlungen statt, von denen es abhängen wird, ob nichtam nächsten Montag Zehntauscnde neu in den Streik treten.Am Mittwoch fanden fünf überfüllte Frauenversammlungenin und um Hettstedt statt, die sich mit Begeisterung für den Kampfihrer Männer aussprachen. In Klostermansfeld, wo Ge-nasse Sachse sprach, waren an 1000 Personen, darunter 700 bis800 Frauen erschienen, die voll Begeisterung seinen Ausführungenlauschten. Mehrfach wurde er durch minutenlange Beifalls, oderEntrüstungskundgebungen unterbrochen, besonders, als er die Volks-wirtschaftlichen Schäden der Raubpolitik des Schnapsblock und dieTätigkeit des Herrn Abgeordneten Dr. Arendt schilderte. Es warein neues Evangelium, was diesen armen Frauen gepredigt wurdeund mit Freude und Begeisterung lasen sie dem Redner die Wortevon den Lippen. In dieser Versammlung konnte man auch merken,welcher Sympathie sich die R e i ch s t r e u e n erfreuen und welchenWert man ihnen zulegt. Als Sachse auf die Reichstreuen. das„feste Bollwerk" gegen alle Strcikgelüste zu sprechen kam, erscholldröhnendes Hohngclächter durch den Saal und eine Fraurief:„Die Hanswürste der Werksherren spielen,das ist der Zweck der„reichstreuen Vereine!" JeneFrau sprach nur aus, was das Volk allgemein empfindet— aberunter dem Druck der Verhältnisse machten die Leute bisher denHanswurst für die Herren. Damit dürfte nun doch endlich aus-geräumt werden. Den Frauenvcrsammlungen am Mittwoch folgtenam Donnerstag 6 Belegschaftsvcrsammlungen, in denen die Fort-setzung des Streiks einstimmig beschlossen wurde.Die Probe aufs Exempel.Aus dem Bureau des Bergarbeiterverbandes wird uns ge-schrieben:Unter obiger Ueverschrift bringen„Das Reich" und einigeandere Blätter gleicher oder ähnlicher Couleur einen Ar-tikel, der sich mit dem Streik der Bergarbeiter im MansfeldschenRevier beschäftigt. Der Artikel läßt den gelben Neid der..Christen"erkennen darüber, daß die Mansfelder Bergarbeiter von der„christlichen" Organisation nichts wissen wollen, sondern sich demfreien Bergarbeiterverbande angeschlossen haben. Daß sich dieStöckerjünger, dem Beispiele ihres„großen" Meisters folgend, indem Artikel eine Anzahl dreister Unwahrheiten leisten, verstehtsich am Rande.Zunächst ist unwahr, daß„der sozialdemokratische Verbanddie von der liberalen Presse in dem Revier hervorgerufene Steuer-Verärgerung und die durch die Werksleitung durch Lohn-reduzierungen veranlaßte Verbitterung der Arbeiter benutzt, umagitatorisch vorzugehen". Der„sozialdemokratische Verband" hatschon vor einer Reihe von Jahren in jenem Revier Eingang ge-funden und besitzt seit Jahren dort stabile Mitgliedschaften, wovonsich jeder durch die allmonatlich veröffentlichten Abrechnungenüberzeugen kann. Daß die Lohnreduktionen und die mit Hilfeder„christlich-sozialen Arbeitervertreter" geschaffene neue Be-lastung der Arbeiter mit dazu beigetragen haben, die Erbitterungder Arbeiter zu steigern, ist allerdings richtig; aber dann sollten„Das Reich" und seine Gesinnungsgenossen auch verstehen, warumdie Mansfelder Bergleute von den„Christlichen" nichts wissenwollen. Aber die Lohnreduktioncn und die neue steuerliche Be-lastung der Arbeiter waren doch nicht die ausschlaggebendenGründe, welche die Mansfelder Bergleute in den Streik trieben.Der Hauptgrund war vielmehr das Bestreben der dortigen„auch-christlichen" Grubenprotzen, den Arbeitern das Koalitionsrecht zurauben. Die fortgesetzten Maßregelungen von Arbeitern, die sichnichts haben zuschulden kommen lassen und deren einziges Ver-brechen darin besteht, daß sie von ihrem Koalitionsrccht Gebrauchmachen, brachte das Maß zum Ueberlaufen: dagegen den Kampfaufzunehmen, waren die Arbeiter ihrer Arbeiterehre schuldig.Daß sie sich zu Führern in'diesem Kampfe nicht die waschlappigen„Christen", sondern den Bergarbeiterverband, der schon seit Jahrensich bemüht hat. in dem Revier menschenwürdige Zustände �uschaffen, wählten, gereicht den Mansfelder Bergleuten nur zurEhre. Eine Flegelei leistet sich„Das Sleich", welches bor wenigenTagen dem Verbandsvorstand zugefügte Beleidigungen de- undwehmütig zurücknehmen mußte, durch solgendes:„Die Kosten des Streiks werden die Ausständigen leiderselbst zu tragen haben. Erfahrungsgemäß haben die Sozial-demokraten wohl Hunderttausende von Mark für russische undspanische Revolutionäre übrig, aber keine regelmäßige, aus-reichende Streikunterstützung in solchen Fällen, wie im Mans«seldschen Revier."„Das Reich" und seine Gesinnungsgenossen haben wirklichnicht nöiig, sich ihre„christlichen" Köpfe über die Streikunter-stützung zu zerbrechen. Tie Streikenden erhalten die statutarischeStreikunterstützung, welche im Verbände zurzeit 12 M. pro Wocheund für jedes Kind unter 15 Jahren 1 Mk. ertra beträgt. Frei-lich, wenn die„Christen" den Streik zu führen hätten, dannwürde es den Streikenden wohl so gehen wie seinerzeit den dem„christlichen" Gewerkverein der Bergarbeiter angehörendenStreikenden in Lothringen. Dort konnte der„gewaltig starke"Gewerkverein keine Unterstützung zahlen, und was er gezahlt hat,hat er im dortigen Revier und sonstwo zusammengebettelt. Die„Christen" schließen also von sich aus andere, wenn sie behaupten,die Mansfelder Bergleute hätten die Kosten des Streiks selbst zutragen.Ueber die„christliche" Flegelei, die Sozialdemokraten hättenwohl Hunderttausende von Mark übrig für russische und spanischeRevolutionäre, aber nichts für die eigenen Mitglieder, gehen wirzur Tagesordnung über. Es hat keinen Zweck, sich mit dumm-frechen Schafsköpfen über dew Begriff Solidarität auseinanderzusetzen._Soziales.Straßenbahner.Die Straßen- und Kleinbahn-Berufsgenossenschaft berichtet,baß im Jahre 1903 im ganzen 455 Betriebe, gegen 441 im Jahre1907 versichert waren. Während sich die Zahl der Betriebe ver-mehrt hat, ist die Zahl der beschästigten Arbeiter zurückgegangen.Im Jahre 1907 waren noch 97 989 Arbeiter versichert, im Jahre1903 dagegen nur 96 994. Eine Abnahme von rund 1000 Arbeiter.Und die Ursache? Der Bericht erwähnt nur, daß in 186 Betriebendie Elektrizität zur Anwendung gelangt und in diesen Betriebenallein 75 242 Arbeiter schon beschäftigt werden.Der Jahresdurchschnittslohn eines Versicherten beträgt füreinen Vollarbciter im Straßenbahnbetriebe 1302 M. Bei den so-genannten Kleinbahnen mit Dampfbetrieb beträgt der Jahresver-dienst gar nur. 980 M.Die Zahl der angemeldeten Unfälle betrug im Berichtsjahre4951 gegen 5125 im Vorjahre. Auf 1000 Versicherte entfallen trotzdes kleinen Rückganges immer noch 67,7 Verletzte im Durchschnitt.Erwähnt wird, daß"in 4331 der gemeldeten Unfälle innerhalb derersten 13 Wochen Genesung verzeichnet werden konnte. Nur in531 Fällen mußte wohl oder übel eine Rente gezahlt werden, welchein 46 Fällen den Tod, in 339 Fällen teilweise und in 107 Fällenvorübergehende Erwerbsunfähigkeit zur Folge hatten. An 38 Wit-wen mit 86 Kindern wurde eine Rente neu gezahlt, ein Beweis,daß die Mehrzahl der Getöteten Familienväter waren. Der Be»richt spricht auch von den„Wohltaten der Unfallversicherung",welcher jetzt 5155 Krüppel und 366 Witwen mit 750 Kindern teil-haftig werden.Der Bericht sucht wieder die Ursachen der Unfälle auf die Ver-sicherten selbst abzuwälzen. Nur in 16 Fällen will er eine Schuldder Unternehmer„festgestellt" wissen. Unbewußt straft er diese„Feststellung" an einer Stelle Lügen. Er hebt nämlich selbst her-vor, welchen Einfluß die kurze und ungewohnte Beschäftigung ineinem Betriebe auf die Unfallgefahr hat. In 41 Proz. der Unfällewaren es Versicherte, die kaum im Betriebe� tätig waren. DenUnternehmern wird zur Pflicht gemacht,„auf bessere Ausbildungdes Personals" bedacht zu sein, um Unfälle zu verhüten. Darüber,welchen Einfluß lange Arbeitszeit und Uebermüdung auf die Ent-stchung der Unfälle hatten, schweigt der Bericht.Nach dem Sondcrbericht der technischen Aufsichtsbcamtcnwurden insgesamt 254 Betriebe besichtigt; in 138 Betrieben oder54,3 Proz. wurden 346 Mängel vorgefunden. Die Zahl der wirk-lichen Mängel war jedoch viel höher, denn der Bericht erwähntselbst, daß für jeden Betrieb alle Verstöße gegen ein und dieselbeBestimmung der Verhütungsvorschriften nur als ein Mangel be-zeichnet wurde.« �«Gegen 1356 erlassene Rentenbescheide haben 307 Verletzte Be-rufung zum Schiedsgericht erhoben und nur in 85 Fällen ein ob»siegendes Urteil über die Genossenschaft erzielt. Von 137 Rekursenwurden wiederum 81 zugunsten der Genossenschaft erledigt und nurin 35 Fällen zugunsten der Verletzten.Versammlungen.Der Zentralverband der Tapezierer hält in den Tagen vomg._1g. Oktober in allen Städten, in denen sich Filialen des Ver-bandes befinden, zirka 140 Agitationsversammlungen ab. DerZweck dieser umfassenden Agitation ist einerseits, die Unorgani-sierten dem Verbände zuzuführen, und andererseits, die Mitgliederaufzurütteln und anzuspornen, mitzuarbeiten an dem Ausbau derOrganisation. Die hiesige Filiale hielt nun am Montag in den„Sophien-Sälen" eine gut besuchte öffentliche Versammlung fürdie Tapezierer Berlins und der Vororte ab. Kollege Meyn au»Hamburg referierte über:„Wer schützt die Interessen der Tape.zierer?" Redner schilderte in großen Zügen die Entwickelung derGewcrkschaftsorganisationen im allgemeinen und des Tapeziererver-bandes im besonderen, und führte den Beweis, daß einzig undallein nur der Zentralverband der Tapezierer die Interessen derGehilfen in der wirksamsten Weise schützt. In der Diskussionsuchten einige Anhänger der lokalistischen Richtung für ihre Or-ganisationsform Stimmung zu machen, fanden aber bei der Ver-sammlung keinen Anklang. Nachdem noch einige Redner vomZentralverband unter lebhaftem Beifall der Versammlung dieArgumente der Lokalisten zerpflückten, stimmten die Versammelten.nach einigen anfeuernden Worten des Vorsitzenden Z i tz e w i tz be-geistert in ein Hoch auf den Zentralverband ein.letzte JVacbricbtcTi und Dcpclcben.Tie Erregung in Spanien.Madrid, 15. Oktober.(W. T. B.) Die heutige Sitzung desMunizipalrates verlief sehr erregt. Tie republikanischen undsozialistischen Mitglieder verliehen, den Saal. Die Eröffnung derKammern, die heute nachmittag stattfand, ist ohne Zwischenfall ver-laufen.■derbere, 15. Oktober.(W. T. B.) Aus Barcelona wird ge-meldet, daß gestern abend Uhr in einem Klavierlager in derNähe der Kathedrale eine Bombe gerade in dem Augenblickeplatzte, wo die herbeigerufenen Schutzleute sich ihr näherten. TerGeschäftsinhaber und drei Schutzleute wurden schwer verletzt.Madrid, 15. Oktober. sW. T. B.) sTeputiertenkammer.) De«Präsident verweigerte dem Republikaner Azzatti, dem Vertretervon Valencia, das Wort. Die Republikaner protestierten heftig undhinderten Maura zu sprechen. Die Majorität protestierte gegen dieHaltung der Republikaner.»„"'Trieft, 15. Oktober.'(W. T. B.)' Während der heutigenSitzung deS Landtages hielt der liberal-nationale AbgeordneteRascovich eine Gedächtnisrede für Ferrer. Alle Abgeordneten er-hoben sich von den Sitzen. Der Redner schloß mit der Aufforde-rung, zum Zeichen der Trauer durch Verlassen des Saales dieSitzung unmöglich zu machen. Tie Abgeordneten brachen in lautenBeifall aus und verließen den Saal.BerglM. Redglt.: Emil Unger, Grunewald. Inseratenteil verantw.: LH, Glpcke. Berlin, Druck u, Verlag: Vorwärts Buchdr. u. VerlagSanstali Gaul Singer&. Co.. Berlin S W. Hierzu 3 Beilagen u.Nnterhaltungsbl.