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Mr. 243. 26. Jahrgang. 3. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Sonntag, 17. Oktober 1909.

Der Radbod- Prozeß

der ,, Bergarbeiter- Zeitung".

Bochum  , 15. Oktober 1909.

macher auch noch Garantie leisten. Sind da die 60 Proz. Nuzen wirklich zu viel? Oder wenn ein billiger Regulator im Einkaufs­preise von 10 M. für 16 M. verkauft wird, so stecken in den 6. M. die Unkosten an Zeit und Mühe für das Auspacken und Montieren der Uhr, für das Repassieren des Werkes, das bekanntlich aus der Fabrik in den seltensten Fällen ganz fehlerfrei kommt, und auch hier noch die Garantie. Wer die Verhältnisse in der Uhrmacherei besser kennt, als der Verfasser jenes Artikels, der weiß, daß es mit dem Verdienst schlecht genug steht und daß die Uhrmacher eben deshalb seit einigen Jahren in einer Bewegung zur Ver­besserung ihrer Lage begriffen sind, über die seinerzeit ja auch die Neue Zeit" berichtet hat.

Es ist ferner nicht richtig, daß den Mitgliedern der Deutschen Uhrmacherverbände das Tagieren von Uhren usw. verboten worden sei. Die Ablehnung solcher Tarierungen ist ihnen viel­mehr nur angeraten worden, und auch dies aus einem ganz anderen Grunde, als in jenem Artikel behauptet wird. Die Kunden der Uhrmacher haben nämlich die Gewohnheit, mit einer getauften Uhr, Stette oder dergleichen gleich zu einem anderen Uhrmacher zu laufen und dessen Tarierung einzuholen. Da es bei vielen Uhren unmöglich ist, sie auf die Mark abzuschätzen, so ergeben sich daraus allerhand unliebſame Mißhelligkeiten und Prozesse. Viele Uhrmacher sind es überdrüssig geworden, in dieser Weise gegeneinander ausgespielt zu werden und sie lehnen daher Tarierungen ab, was übrigens jetzt auch die französischen   Uhrmacher einzuführen sich bestreben.

Vor dem hiesigen Landgericht hat sich am kommenden Montag der Redakteur der Bergarbeiter 3eitung", Genosse Theodor Wagner, zu verantworten. Es handelt sich um ein ge­richtliches Nachspiel zu der Radbod- Katastrophe. In der Nr. 8 der Bergarbeiter- Zeitung" vont 20. Februar wurden die Debatten über Radbod besprochen, die auf dem Berliner   Berg­arbeiterkongreß in diesem Jahre geführt worden waren. Die Bergarbeiter- Zeitung" gab in diesem Artikel ein Gespräch zwischen dem Direktor Andree und dem Berginspektor Hollander aus Hamm  wieder, das angeblich ein Bergmann   gehört habe und zu beschwören bereit sei. Nach dem Artikel fragt Inspektor Hollander: Hier sind noch Lebende, was ist zu tun?", worauf Direktor Andree erwidert: Was lebt, das lebt, wir müssen heraus!" Wegen dieser Stelle ist gegen die Bergarbeiter- Zeitung" die öffentliche Anklage wegen Beleidigung erhoben worden. Genosse Wagner und sein Verteidiger, der Reichstagsabgeordnete Genosse Wolfgang eine ( Berlin  ) wollen in der Verhandlung den Nachweis führen, daß nicht die Absicht bestanden hat, irgend jemand zu beleidigen, sondern daß der Artikel sachlichen Interessen gedient habe. Sie haben einen Zeugen namhaft gemacht, der befunden will, eine Auseinander= Daß das Abkommen zwischen den Uhrmacherverbänden und segung zwischen Andree und Hollander, die in dem Artikel wieder- den Uhrengrossisten ein Trick" sei, ist ein großer Irrtum. So töricht gegeben ist, wenigstens dem Sinne nach gehört zu haben. Die Ver- ist kein Uhrmacher, daß er nicht genau wüßte, daß es unmöglich teidigung will aber über den Rahmen des Eröffnungsbeschlusses ist, Warenhäusern usw. die Zufuhr an Uhren abzuschneiden. Was hinaus den Nachweis führen, daß die Zustände auf der Grube der Uhrmacher erstrebt, ist kein Trick, sondern eine reinliche Radbod vor der Katastrophe den bergpolizeilichen Vorschriften nicht Scheidung: er will nur mit solchen Grossisten arbeiten, die nicht entsprochen hätten. Das sei mindestens für das Strafmaß erheb- an Pfandleiher, Abzahlungsgeschäfte, Hausierer und Warenhäuser lich. Die Verteidigung hat zu diesem Zwecke eine Reihe von Berg- liefern, ganz genau so, wie der Arbeiter nur solche Lokale besucht, leuten, die auf Radbod beschäftigt waren, als Zeugen laden lassen, die ihnen zu Versammlungen freigegeben sind. Uebrigens ist uns darunter den mit knapper Not geretteten Bergmann Wilhelm nichts davon bekannt, daß die Uhrmacher über den Terrorismus Thomas und den Sprecher in der bekannten Audienz der Radbod- der Arbeiter sich in pharisäerhaften Heucheleien" ergehen. Der bergleute beim Prinzen Eitel Friedrich, Bergmann Pilgrim. von allen Seiten, von Hausierern, Uhrenneppern, Leihhäusern, Außerdem sind eine Reihe Sachverständiger geladen worden: vom Versandgeschäften, Bazaren und durch Schwindelinserate aus Gericht der Bergwerksdirektor Niederstein vom Eisen- und ländischer Uhrenfirmen bedrängte Uhrmacher organisiert Stahlwerk Hoesch in Dortmund   und von der Verteidigung der sich, jo gut er tann, wie der Arbeiter auch. frühere Bergmann Hangmann, sowie die beiden Vorsitzenden Wenn der Verfasser des Artikels sich über die einschlägigen Ver­des Steigerverbandes. Zechendirektor Andree hat sich dem Verhältnisse vorher ein wenig näher unterrichtet hätte, dann hätte er fahren als Nebenkläger angeschlossen und wird durch Rechtsanwalt sich Ausdrücke, wie frechster Terrorismus" und ähnliche Dinge Köttgen Dortmund vertreten. ersparen können."

Hus Induftrie und Handel.

Terrorismus in der Uhrenindustrie.

Unser Mitarbeiter bemerkt dazu:

Ob ein Nuhen" von 60 Pro 3. als übermäßig oder als gerechtfertigt anzusehen ist, können wir dem Urteil unserer Leser überlassen.

Von der Geschäftsstelle des Deutschen Uhrmacherbundes geht schlag an sich gewendet, sondern dagegen, daß man gewisse Ge­uns folgendes Schreiben zu:

Sehr geehrte Redaktion!

In der Nr. 231 des Vorwärts" vom 3. Oktober finden wir einen Artikel: Terrorismus in der Uhrenindustrie", dessen In­halt in verschiedener Hinsicht auf unrichtigen Voraussetzungen

beruht.

Was zunächst den vorgeschriebenen Nußen von 60 Proz. an­belangt, so flingt das zivar dem Uneingeweihten sehr hoch. Wenn man sich aber die Objekte näher betrachtet, so sieht die Sache anders aus. Bei einem gewöhnlichen Wecker, der den Uhrmacher 2 M. kostet, beträgt der Aufschlag dann 1,20 M.; dafür muß der Weder, nachgesehen und geölt werden, und dafür muß der Uhr

heißen: Es ist ja klar, daß die ehrenwerten Herren ihren 3 wed nicht erreichen werden."

bon

Was das anmerkungsweise erwähnte Tagieren Uhren und anderen Wertsachen betrifft, so geben wir zu, daß der Ausdruck verboten" vielleicht nicht ganz forrekt war; jedenfalls hat der Deutsche   Uhrmacherbund an seine Mitglieder Platate verteilt, in denen das Tagieren über­haupt abgelehnt wird.

Wenn weiter behauptet wird, daß sich jetzt auch die französ fischen Uhrmacher bestreben, die Ablehnung von Tagierungen einzuführen, so wird diese Behauptung widerlegt durch die Deutsche Uhrmacherzeitung"! Dort wird nämlich in Nr. 17 mitgeteilt, das französische   Fachblatt" La France Horlogère" habe ein für die Geschäftsläden der Uhrmacher be= stimmtes Platat herausgegeben, worin es heißt:

Abschäzungen von Uhren und Schmucksachen werden nur gegen Bezahlung vorgenommen. Der Preis wird vorher von Fall zu Fall vereinbart." Dem Abdruck dieses Plakates fügt die Deutsche Uhrmacher­zeitung" die Worte hinzu:

" 1

Dieses Platat lehnt sich in seinem ersten Teile an ähnliche an, die wir schon vor Jahren verteilt haben; nur wurde in unseren Plakaten das Tarieren überhaupt ab= gelehnt. Ob das zu weit geht und das Tarieren gegen Be­zahlung vorzuziehen ist, sei hier dahingestellt."

Daß es mit dem Verdienst der Uhrmacher oft schlecht genug steht", war uns natürlich bekannt. Schrieben wir doch selbst in unserem Artikel:

Sie( die Uhrmacher) sind durch die gewaltige Kapitals­tonzentration im Handelsgewerbe, durch das Aufkommen der Warenhäuser und Abzahlungsgeschäfte in ihrer sozialen age sehr herabgedrückt worden und führen zum großen Teil ein kümmerliches Dasein." Wir haben uns aber dagegen gewendet, daß die Uhrmacher nun versuchen, ihre schlechte ökonomische Lage durch Belastung der Konsumenten zu verbessern. Und zu solchem Protest sind die Konsumenten berechtigt.

Auch die

Produktionseinschränkung. Wie die Franff. 8tg." aus New York   meldet, beschlossen die Baumwollfabrikanten von Nordcarolina, welche zwei Millionen Spindeln vertreten, den Betrieb einzuschränken sowie ein gemeinsames Verkaufskontor einzurichten. Spinner der Neuengland  - Staaten beraten über eine Betriebs­fürzung für die Dauer von vier Wochen, wodurch der Baumwoll­bedarf sehr stark verringert werden soll. Es erscheint zweifellos, daß ein dahingehender Beschluß angenommen werden wird. Witterungsübersicht vom 16. Oktober 1909. morgens 8 1hr.

Stationen

Swinemde. 759 SS pamburg 757 SSW

Better

Stationen

Wetter

Lemp. n. 6.

15°.= 4° R.

6 Regen

2 halb bd. 4 Nebel

9

18478

Wir hatten uns aber in erster Linie gar nicht gegen den Auf­schäfte zu einem derartigen Preisaufschlag zwingen will unter der Androhung, ihnen sonst keine Waren zu liefern! Den Terro= rismus, der gegen die verfemten Geschäfte, gegen die nicht­organisierten Grossisten, gegen die Fabrikanten, die es wagen, an nichtorganisierte Grossisten zu liefern, und gegen unbotmäßige Berlin   761 SW organisierte Uhrmacher und Grossisten mit allen zu Gebote Franti.a. M. 763 S23 stehenden Mitteln"( wie es in der Taschenuhrenvereinbarung Münden 766 SW heißt) ausgeübt werden soll hatten wir im Auge( nicht, daß Bien 767 Still O wolkig sich die Uhrmacher überhaupt organisieren, haben wir Wetterprognose für Sonntag, den 17. Oftober 1909. bekämpft). Ein wenig wärmer, teilweise heiter, aber veränderlich mit leichten Regenfällen und lebhaften südwestlichen Winden. Berliner   Wetterbureau.

Das Wort Trid" ist ein Drudfehler; es würde ja in diesem Zusammenhang auch schlecht passen. Vielmehr muß es

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12 Betersburg 762

3 wolfig

10 Scilly

755 SW

4 bedeckt

9 Aberdeen

745 SS

1 bedeckt

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