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GeweHtfcbaftUcbe� Internationale Solidarität. In neuerer Zeit wurde viel über die internationale Soli- darität der Arbeiter gesprochen und geschrieben, und zwei Ereignisse, welckie ein besseres Verständnis zwischen den Ar- beitern von Europa und Amerika anbahnen sollten, sind der Besuch des Präsidenten Samuel G o m p e r s von der A. F. of L. in Europa , und die Mission des schwedischen Delegaten John S a n d g r e n, welcher aus Veranlassung des Generalstreiks in Schweden in Amerika weilt. Die Union der Schriftsetzer, welche bei allen fortschritt- lichcn und die Besserung der Lage der Arbeiter der ganzen Welt anstrebenden Unternehmungen immer in erster Reihe steht, hat unsere schwedischen Brüder in ihrem Gesuch um Beistand auf das freigebigste unterstützt. Die Schriftsetzerunion Nr. 6 von der Stadt New Dork ist eine der ainerikanischen Vereinigungen, welche den Wert eines besseren Einvernehmens zwischen der organisierten Ar- beiterschaft der Welt vollauf zu würdigen weiß. Im der- gangenen Januar ersuchten die Schriftsetzer die Arbeiter Europas um ihre Unterstützung in ihren Bestrebungen, die Butterick Publishing Company, die Herausgeber von Mode- Zeitschriften und Kleidermustern, zu überzeugen, daß es von Vorteil für sie sein würde, ihren Arbeitern eine angemessene Behandlung zuteil werden zu lassen, und diese Beihilfe seitens der europäischen Arbeiterschaft hat sich als sehr wertvoll er- wiesen. Aber das angestrebte Endziel ist bis jetzt noch nicht erreicht worden. Die Butterick Publishing Company beharrt immer noch in ihrer der Union feindlichen Haltung und der Kampf muß unentwegt in jedem Lande fortgesetzt werden, wo dieScab"-Muster verkauft werden. Die Muster und Modczeitschriftcn haben ausschließlich Interesse für das weibliche Geschlecht, und alle unsere Freunde sollten es sich zur Pflicht machen, die Aufmerksamkeit aller ihrer weiblichen Verwandten und Freunde auf diesen Artikel zu lenken und sie zu bitten, die Nichtunionfabrikate nicht zu kaufen. Wir machen noch einmal ganz besonders darauf auf- merksam, daß man gute Papiermuster und Modezeitschriften auch aus anderen Bezugsquellen wie die der Butterick Publishing Company erhalten kann, und daß, wenn die Frauen der Arbeiterbewegung gegenüber ihre volle Pflicht erfüllen wollen, sie darauf achten sollten, daß dieModen Revue ",Buttericks Moden der Hauptstädte",Buttericks Moden-Album" und die Papierschnittmuster der Butterick Publishing Company keinen Eingang in ihrem Heim finden, da sie von Streikbrechern hergestellt werden. Lerlin und Qmgcgend. Ueber den Fensterstreik der Töpfer wurde in der am Freitag abgehaltenen Versammlung der Vertrauensmänner des Töpfer- Verbandes folgendes mitgeteilt: Auf 39 teils ungenügend, teils gar nicht verglasten Bauten sind 383 Töpfer(331 Vcrbandsmit- glieder und 52 Lokalisten) in den Streik getreten. 143 Mitglieder haben sich als arbeitslos gemeldet. Bisher sind, auf 29 Bauten 156 Verbandsmitglieder und 54 Lokalisten wieder in Arbeit ge- treten, weil inzwischen Verglasung erfolgt ist. Außer diesen sind 37 Bauten festgestellt, die von vornherein genügend verglast waren. Nach den getroffenen Feststellungen arbeiten also im ganzen auf 57 verglasten Bauten 579 Verbandsmitglieder und 66 Lokalisten. Als Streikende und Arbeitslose kommen noch ungefähr 159 Ver- bandömitglieder in Frage, die zu unterstützen sind. Im allge- meinen ist der Umfang und der Verlauf des Streiks derselbe, wie er im vorigen Jahre war. Weiter teilte der Vorsitzende mit. daß die Tarifberatung jetzt abgeschlossen ist. Die Vorlage des Resultats der Beratung wird den Kollegen unterbreitet. Die nächste Generalversammlung hat über den abgeänderten Tarif» der für zwei Jahre gelten soll, Beschluß zu fassen. 0eutsd,es Reich. Militär im Streikrevier. Mit Militär überschwemmt wurde das Streikrevier in der Nacht vom 21. auf 22. Oktober, und zwar durch je ein Bawillon der 66er von Magdeburg und 36er von Halle, und außer- dem noch eine Kompagnie der Maschinengewehr. abteilung mit drei Maschinengewehren, von denen sofort zwei in S ch u ß b e r e i t s ch a f t vor den Toren der Kupferkammerhütte in Hettstedt auf- gefahren wurden! Um 19� Uhr abends kam das Bataillon der 66er von Magdeburg in Hettstedt an, jeder Soldat mit 60 scharfen Patronen versehen und, direkt aus dem Eisen- bahnwagen kommend, ließ der kommandierende Offizier sie vor dem Bahnhof antreten, die Ge- wehre laden, die Sturmriemen herunter und dann im Laufschritt nach der Kupferkammerhütte abmarschieren! An der Hütte angekommen, erschallte das Kommando:Seitengewehr pflanzt auf!" Und nun wurden mit scharfgeladenen Gewehr en und aufgepflanz- tem Seitengewehr die leeren Straßenge- säubert"!! An den beiden Hüttentoren wurde je ein Maschinen- gewähr aufgefahren, um nötigenfalls die reichstreuen Kumpels gleich schockweise niederzuschießen! Während es vor der Hütte nichts mehr zu tun gab, da unser Genosse Hansmann längst vorher alle Neu- gierigen von der Straße vertrieben hatte, kam es am Bahnhof zu einigen Verhaftungen. Kein Mensch wußte etwas von der Ankunft des Militärs, und da zufällig am Bahnhof ein Wanderkinematograph aufgestellt ist, war der Bahnhofsplatz/ natur- gemäß noch belebt, und so erregte daS plötzliche Erscheinen des Militärs und das Laden der Gewehre die Gemüter und sollen einige höhnende Rufe gegen die Soldaten ausgestoßen und darauf 7 Mann verhaftet worden sein. Gegen 12 Uhr nachts bezogen die Krieger kompagnieweise Massenquartier in den Sälen desR a t s k e l l e r", Kaiserhof" undHo h e n z o l l e r n p a r k", während vor jedem Hüttentor ein Posten von 1 Offizier, 2 Unteroffizieren und 19 Mann, und außerdem noch 48 Gendarmen zurückblieb, und starke Patrouillen, die geladenen Gewehre unterm Arm, durch die Straßen defilierten! Des Morgens zogen verstärkte Posten vor die Hüttentore, um die Streikposten fernzuhalten. Patrouillen von 2 Unteroffizieren und 19 Mann zogen, die geladenen Gewehre schuhfcrtig, durch die Straßen und trieben alles vor sich her, während kleinere Trupps an den Straßenkreuzungen Aufstellung nahmen! Erst gegen 11 Uhr. als die Befehlshaber wohl die gänzliche Zwecklosigkeit eines solchen Aufgebotes einsahen, wurden Posten und Patrouillen eingezogen und blieben die Gendarmen allein zurück. Während die 66» sich auf die Ortschaften um Hettstedt bis M a n s f e l d verteilt haben, trafen die 36er in E i s l e b e n ein und haben die Ortschaften umRisleben bis He Ibra be- setzt, wohin vorläufig eine Kompagnie verlegt wurde. In Heldra ließ der kommandierende Offizier vor dem Streikburcau Halt Mrantlp. Redakt.: Emil Unger, Grunewald . Inseratenteil verantw.: machen, ließ einige Kommandos ausführen und ermahntedann die Soldaten laut und eindringlich an ihren Fahneneid! Das 3 6. Infanterieregiment, rekrutiert sich hauptsächlich aus Mansfelder Bergleuten(!), die jetzt in ihre Heimat abkommandiert sind, um even- tuell auf Bater, Mutter und Bruder zu schießen!! Streikposten werden zurückgetrieben, mehr noch von den Gendannen als vom Militär, aber das auch schon vorher, ehe noch Militär im Revier war. Was ist wohl borgefallen, um solche Maßnahmen zu recht- fertigen? Was haben diese reichstreuen Knappen, diese staatserhaltcnden Arendt Wähler getan, daß man sie jetzt mit scharfgeladenen Gewehren und auf- gepflanzten Seitengewehren in den Schacht und in die alte reichstreue Gesinnungslumperei zurücktreiben will!? Gar nichts, als daß am 29. in Hettstedt und Heldra einige Frauen sich beim Schichtwechsel vor das Hüttentor und Schachttor gestellt und die Streikbrecher verhöhnt haben, worüber die Behörde entweder den Kops verloren oder diesen Unfug als Anlaß benutzt haben, den Streik durch Militär niederzuwerfen! Um diesem Unfug von dem die Or- ganisatiousleiter erfuhren, als es zu spät war zu steuern, reichtedaszahlreicheGendarmerieaufgebotvoll- ständig, denn nirgends, außer einem Fall, wo ein Streikbrecher eine Frau ins Gesicht schlug und dann verprügelt wurde, nachdem er noch ein langes Dolchmesser aus der Tasche zog, ist es zu Streitigkeiten gekommen. Aber auch die Verhöhnung der Streikbrecher durch die Frauen wäre nicht vorgekommen, wenn nicht dasschneidige" Austreten der Herrn Gendarmen, das Eintreten der Pfaffen und Knappschaftsärzte für die Mansfelder Gewerkschaft die Gemüter außerordentlich erregt hätte. Die Streikenden, die sich im vollsten Rechte befinden, sehen den ganzen Ordnungsklüngel gegen sich, was wunder, wenn sie schließlich die Wut packt- und diese sich dann gegen die Verräter ihrer gerechten Sache richtete. Den- noch kann von ernstlichen Ruhestörungen nicht geredet werden und würde General von A l b e d i l l, der 1889 die Soldaten ins Ruhr- revier, ins Streikgebiet führte, auch von hier berichten:Im Streik gebiet alles ruhig, mit Ausnahme der Zivilbehörde!" Ueberall hält man die Streikboten, Radfahrer an, verbietet den von der Streikleitung ernannten Ordnungsmännern das Weiter- tragen der weißen Armbinden, an denen man bisher keinen An- stoß genommen hat. Die selb st gewählte Polizei wird außer Tätigkeit gesetzt, nur die bewaffnete Diktatur soll gelten! Ob es aber den Vogelfänger ge- lingen wird, durch das Militär- und verstärkte Gendarmerieaufgebot den Streik niederzuwerfen, dürfte bezweifelt werden, doch das eine steht fest: Diese Behandlung vergessen die Maus- selber Bergleute nie mehr. Sie, die bisher als das Muster deutscher Arbeitertreue gepriesen worden sind, werden durch die bewaffnete Macht zurOrdnung" gebracht, sie, die nie sozial- demokratisch gewählt haben, werden dennoch an dem Tage, wo sie ihre gesetzlichen Rechte fordern, alsinnerer Feind" von ihren Brüdern im Waffenrock Paaren ge- t r. i e b e n! Der Regierungspräsident, Herr von Hegel aus Merseburg , der Landrat v. H o hs ce aus Ma n s fe l d, der Bürgermeister Hoppmann aus Hettstedt und Dr. Vogel- fang trafen qm 22. nwrgens kurz nach 5 Uhr vor der Kupfer- kammerhütte ein, um sich dieGewalten" der Streikenden unter dem Schutz der Bajonette anzusehen, mußten jedoch abziehen, ohne auch nur einen Streikenden gesehen zu haben! Nur einen Ordnungsmann hielten sie an und befahlen ihm, die weiße Armbinde abzumachen. Darauf hielten die vier Herren im Kaiserhof" zu Hettstedt eine längere Konferenz ab, deren Ergeb- nis noch nicht bekannt ist. Später wurden die Herren Kommissare nach Hettstedt beschieden, um Verhaltungsmaßregeln entgegenzu- nehmen. Man vermutet, daß die Verhängung des Belagerungs- zustandeS ins Auge gefaßt worden ist, doch waren am Nachmittag irgendwelche Anschläge nicht bekannt. »> Kündigung der Werkswohnungen. Denjenigen Streikenden, welche Werkswohnungen innehaben, ging folgendes hektographierte Schreiben der Werksverwaltung zu: Mit allen Mitteln der Gewalt scheint man den weißen Schrecken proklamieren zu wollen. Da sie freiwillig als gewerkschaftlicher Arbeiter ausgeschieden sind, haben Sie die von Ihnen bewohnte gewerkschaftliche Woh- nung, lt. 8 3 Absatz 3 des Mietsvertrages, bis zum 1. Dezember dieses Jahres zu räumen; dieselbe ist vom genannten Zeitpunkt anderweit vermietet, gez. Knank." Mansfeld , 23. Oktober. (Privatdepesche desVor- wärts".) Trotz der Anwesenheit des Militärs im Streik- gebiet ist alles ruhig. Es ist heute nicht das geringste vor- gekommen. Der Streik nahm noch an Umfang zu. Gestern trug sich ein schreckliches Ereignis in Eisleben zu: Fünf Soldaten verhafteten ein Dienstmädchen. Dieses höhnte hier- über:Ihr seid aber stark!" Die Streikenden halten gerade wegen des unsinnigen Heranziehens von Militär treu zu- sammen. Es streiken rund 80lK> Mann, das sind zwei Drittel der eigentlichen Bergleute._ Zur Bewegung der Holzarbeiter in Südwestdeutschland ist mitzuteilen, daß in den letzten Tagen in allen Orten verhandelt wurde. Die Verhandlungen wurden durch Herrn Stadtsyndikus Dr. Hiller-Frankfurt a. M. in die Wege geleitet. Bekanntlich lehnten die Holzarbeiter in Frankfurt es ab, Forderungen zu stellen, und verlangten von den Arbeitgebern die Grundlage zu Verhandlungen, die diese verweigerten. Herr Dr. Hiller übernahm es dann, diese Grundlage zu beschaffen. Es ergeben sich aber neue Schwierigkeiten daraus, daß seinerzeit die Verhandlungen in Mannheim . Ludwigshafen , Heidelberg und Pforzheim von dem Unternehmerverband unterbrochen wurden, bis der Holzarbeiter- verband sich zu Verhandlungen in Frankfurt bereit erklärte. Da die vom Holzarbeiteverbande geforderte Grundlage für VerHai.d- lungen jetzt vorhanden war, wurden solche für Frankfurt zugesagt, ferner aber verlangt, daß gleichzeitig auch in den anderen Orten die Verhandlungen beginnen sollten. Nach längerem Zögern er- klärte der Arbeitgeberverband sich hiermit einverstanden und wurde in allen Orten gleichzeitig am 19. Oktober mit den Verhandlungen begonnen. Wesentliche Fortschritte haben diese bisher aber nur in Frankfurt gemacht. Ueber das Vertragsschema hat man sich in Mannheim und Frankfurt geeinigt, ebenso über Montagezuschläge, Lohnsicherung der Akkordarbeit, Ueberstundenaufschlag und Ver- tragsdauer. Dagegen ist das Angebot der Arbeitgeber in Mann- heim und Heidelberg bezüglich Lohnerhöhung und Verkürzung der Arbeitszeit undiskutabel. In Frankfurt hat Herr Dr. Hiller den Parteien einen Vorschlag unterbreitet, der gegenwärtig diskutiert wird. Danach sollen die Arbeitgeber eine Lohnerhöhung von 4 Pf. pro Stunde während der Vertragsdauer zugestehen. Außerdem soll die Arbeitszeit vom 1. April 1919 ab auf 52 Stunden pro Woche verkürzt werden. Am Montag soll weiter verhandelt werden, und es ist möglich, daß es in Frankfurt bald zur Einigung kommt. th. Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. VerlagSanstall l In Mannheim sind die Verhandlungen zunächst unterbrochen, Voch soll auch hier wie in Heidelberg in den nächsten Tagen eine neu» Zusammenkunft der Parteien stattfinden. Die Streikenden und Ausgesperrten sehen der weiteren Eni» Wickelung der Dinge mit Gemütsruhe zu und zeigen dieselbe Ge- schlossenheit, wie Bei Beginn des Kampfes. Während der ganzen Dauer des Kampfes ist auch noch nicht ein einziger zum Arbeits- willigen geworden, trotz aller Lockungen und Versprechungen der Arbeitgeber. Nachdem die Kündigungsfrist abgelaufen ist, sind in Frankfurt von zwei weiteren Arbeitgebern insgesamt 5 Mann ausgesperrt. Das ist der Rest, der noch herauskommt. Die Kraft der Innung ist d�rmit zu Ende. Zum Abschluß kann es nur in allen Orten zu gleicher Zeit kommen, und da es nicht ausge- schlössen ist, daß die Verhandlungen wieder in die Brüche gehen, ist es dringend notwendig, daß der Zuzug weiter streng ferngehalten wird. Friede in der Schuhindustrie im Maingau. Die Lohndifferenzen der Zuschneider der Frankfurter Schuh- fabrik, A.-G., vormals Otto Herz u. Co., wurden in den zwei- tägigen Verhandlungen der Kommission durch beiderseitiges Ent- gegenkommen beigelegt. Den Zuschneidern wurde auf ihren seit- herigen Stundenlohn den Leistungen entsprechende Zulagen ge- währt. Außerdem wurde eine Kommission aus beiden Parteien bestimmt, die die Akkordfragen beraten und einen Lohntarif ge- meinschaftlich ausarbeiten soll. Die gegenseitig ausgesprochene und angedrohte Kündigung wurde aufgehoben, und somit kommt es auch nicht zu der großen Aussperrung. Gelogen wie gedruckt. Durch die gesamte bürgerliche Presse Deutschlands geht eine Notiz, wonach in Nürnberg alsLeiter der Unruhen", bei denen ein Streikender von einem Streikbrecher er- stechen wurde, der Arbeitersekretär Hermann verhastet worden sei. Die Geschichte ist vollständig erlogen und auf eine Meldung des Fränkischen Kurier" zurückzuführen, der berichtete, daß der Ver- bandssekretär.Hermann an der Sache beteiligt sei und von der Staatsanwaltschaft gesucht werde, er sei aberverreist". Es gibt in Nürnberg keinen Arbeitersekretär Hermann, dagegen zwei Ver. bandsbeamte dieses Namens; der eine ist beim Südd. Eisenbahner- verband, der andere beim Fabrikarbeiterverband angestellt. Ersterer war an dem Unglückstage überhaupt nicht in Nürnberg , letzterrv hat mit dem Zusammenstoß nichts zu tun und hat sofort eine Be- richtigung imFränkischen Kurier" veranlaßt. Ausland. Der Streik in Winterthur . Von der Firma Gebr. Sulz er wurde dieser Tage eine Ver- sammlung sämtlicher Arbeiter des Betriebes in den Geschäfts- räunien veranstaltet. An der Versammlung durften nur Arbeiter des Betriebes teilnehmen. Ein offenbar von der Geschäftsleitung instruierter Arbeiter schlug eine Resolution vor, die dem Wunsche der Geschäftsleitung, Stellung gegen den Maurerstreik zu nehmen, entsprach. Diese Resolution vereinigte trotz zweimaliger Ab- stimmung kaum 29 Stimmen auf sich. Die übrigen zirka 2299 Ar- beiter stimmten folgender von der Arbeiterkommission deS©e* schäftes vorgelegten Resolution zu: Die heutige Betriebsversammlung der Arbeiter der Firma Gebr. Sulzer gibt der Hoffnung Ausdruck,, daß es der Firma gelingen möge, ihren großen Einfluß bei den Winterthurer Bau­meistern und der Regierung des Kantons Zürich behufs gegen» seitiger Verständigung der beiden streitenden Parteien geltend» zumachen. Im übrigen lehnt es die Arbeiterschaft entschiede» ab, auf die streikenden Maurer einen Druck auszuüben. Die versammelte Arbeiterschaft erklärt, daß ihre Sympathie nach wie vor auf feiten der streikenden Maurer steht, so wie die Sympathien der Firma auf seiten der Bauunternebmer." Herr Nationalrat Sulzer-Ziegler, der seine Metall« arbeiter gegen den Maurerstreik mobil machen wollte, hat nun er- fahren, daß die Solidarität der Arbeiter eine Realität ist, mit der auch die größten Scharfmacher rechnen müssen. Letzte JVacbncbtcn und Depcfcben. Die Flagge purpurrot. Neustadt a. d. H., 23. Oktober. (B. H. ) Vor dem Schöffengericht in Neustadt wurde heute vormittag gegen neun Personen verhandelt, welche am Abend der Stichwahl des Reichötagswahlkreises Neustadt widerrechtlich und mit Gewalt in den Turm des Hambacher Schlosses eingebrochen sind, um auf der Zinne desselben eine rote Fahne auszupflanzen und das Schloß zu beleuchten. Die Angeklagten wurden beschuldigt eines Vergehens des erschwerten Hausfriedensbruches. Das Urteil lautete gegen den Anführer Parteisekretär Prosit auS Ludwigshafen auf acht Tage Gefängnis; sechs weitere Ange­klagte, die Arbeiter aus Hambach und Neustadt sind, wurden zu je sechs Tagen Gefängnis verurteilt, zwei wurden freige- sprachen._ Eine kleinliche Maßregel. Die FlugmoschinewWtcight- Gesellschaft m. b. H. hat Einspruch erhoben gegen die Einführung von Flugmaschinen nach Deutsch - land, die die Wrightschen Patente verletzen. ES werden hierdurch in erster Linie betroffen die Apparate Lathams, Bleriots und Farmans._ Söhne des Belkes gegen das Volk. Hettstedt , 23. Oktober. (W. T. B.) Die Ruhe im AuSstands- gebiet ist seit dem Eintreffen des Militärs nicht wieder gestört worden, trotzdem sind heute abend aus Halberstadt zwei Schwadro- nen des dortige» Kürassirr-Regiments hier eingetroffen. Zweimal zum Tode verurteilt. Lüneburg , 23. Oktober. (W. T. B.) Der 26jährige Hofbesitzer Wilhelm Baucke auS Klein-Bollensen im Kreise Uelzen , der wegen Ermordung seiner Eheftau und seiner Schwägerin und wegen Meineids angeklagt war, ist vom hiesigen Schwurgericht zweimal zum Tode und wegen des Meineides zu einem Jahre Zuchthaus verurteilt worden.__ Sie haben sich geküßt. Racconigi, 23. Oktober. (W.T.B.) Bei der Ankunft wurde Kaiser Nikolaus vom König Viktor Emanuel, der mit dem Minister- Präsidenten Giolitti und dem Minister des Auslvärtigen Tittoni auf dem Bahnhof erschienen war. begrüßt. Die Monarchen um» armten und küßten sich._ Die Kretafrage. K-nstantinopel. 23. Oktober. (W. T. B.) Di« türkische Regierung ließ in Athen der griechischenRegierung erklären, daß die Pforte die Zulassung kretischer Abgeord- n e t e r zum griechischen Parlament als casus belli betrachten würde. Die griechische Regierung erwiderte darauf, sie sei bestrebt. diese Schwierigkeit zu umgehen, indem sie mit allen Mitteln den Beginn der Wahlen hinauszuschieben suche, um vorher eine endgültige Lösung der Kretafrage zu ermöglichen. iaul Singer& Co., Berlin SW, Hierzu 5 Beilage«.