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Zum Wahlkampf.

Er ist auf den Kriegerverein gekommen! Der freisinnige Wahlausschuß des 12. Berliner   Landtagswahl­treifes hat in letter Stunde einen genialen" Einfall gehabt. Um dem guten Dr. Runze ganz sicher zu einem glänzenden Durchfall zu ver­Helfen, teilt ein Herr Schumacher im Auftrage jenes Ausschusses aller Welt brieflich mit, daß unser" Runze ſchon um deswillen gewählt werden muß, weil er Veteran und Ehrenmitglied des Moabiter Kriegervereins ist!!

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Also: weil Runze Ehrenmitglied" einer Organisation ist, deren Mitglieder durch Vereinsstatut zur Rückgratlosigkeit und zum Hurrà Patriotismus verpflichtet sind, darum soll ihn der Moabiter   Freisinn für den geeigneten Vertreter des Wahlkreises halten! Das ist der Gipfel der Naivität, und die Berliner   Wählerschaft müßte vor

Scham in die Erde sinken, wenn es wirklich gelänge, einen Ab­geordneten von Kriegervereins Gnaden als Vertreter der Haupt­und Residenzstadt ins preußische Abgeordnetenhaus zu schmuggeln. Aber wir sind ohne Sorge: die Blamage wird Moabit   fich

nicht aufhalſen laſſen. bie B ge wird Moabit   fich

Nationalmiserables.

Vor den Stichwahlen in Baden  

und Sachfen.

Großblockabkommen in Baden  .

prefäre Lage gebieterisch drängte, er hat mit der Sozial­In Baden hat der. Liberalismus getan, wozu ihn seine demokratie das Großblocka blommen getroffen. Es ist auf folgender Grundlage zustande gekommen:

Die Blodparteien stimmen für die Sozial­demokraten in den Streisen:

Land, Heidelberg  - Land, Schwetzingen  . Schopfheim  - Schönau  , Freiburg II, Durlach  - Land, Bruchsal­

tionalliberalen in den Streisen: Die Sozialdemokratie stimmt für die Na­

Meßkirch Stockach  ,

=

Engen  - Konstanz  , Donaueschingen  , Säckingen  , Freiburg   1, Freiburg   III, Emmendingen  , Baden- Stadt, Bretten  - Bruchsal  , Ettingen  , Roßbach, Boxberg  - Adelsheim  . Die Sozialdemokratie stimmt für die De motraten in den Streisen:

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Wählern 8233, von Dreistimmen- Wählern 2030 und von Vierstimmen- Wählern 1872 Stimmen. Einige Bezirke fehlen noch.

Die Sozialdemokratie steht in Stichwahl: 19mal mit Konservativen, 27mal mit Nationalliberalen und 7mal mit Freis sinnigen.

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Stimmen aus Sachsens   Parteipresse zum Wahlausfall. Leipziger Volkszeitung  ":

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Die Hottentottenfreude hat nicht lange gedauert. Kaum zweis einhalb Jahre. Die niedergerittene, niedergelogene, niederverleum dete Sozialdemokratie, sie steht heute kräftiger und prächtiger da, denn je. Die Gegner ziehen in regelloser Flucht eiligst von dannen. Wir lieben es nicht, uns Jllusionen zu machen und des­halb sprechen wir es ganz offen aus, daß unter den sozialdemokra tischen Stimmen sehr viele sogenannte Mitläufer stecken. Viele nationale" Männer, selbst deutschnationale Handlungsgehilfen, Privatangestellte und selbstverständlich auch Beamte haben rot ge­mehr, daß die Sozialdemokratie wiederum die Partei des allge­wählt. Das ist nicht eine Herabsetzung des Sieges, es beweist viel­meinen Vertrauens geworden ist, daß sich die Wähler den Hotten­Konstanz, Triberg  - Wolfach  , Lahr  - Land, Offenburg  , Rastatt  , tottenschleim von den letzten Reichstagswahlen her gründlich aus Bruchsal  - Stadt. den Augen gewischt haben, daß die nationale Phrase ausgespielt hat Die Nationalliberalen im 12. Berliner   Landtagswahl­Ausgekämpft wird der Kampf zwischen den und die Künste des Reichsverbandes- Jakob, wo bist du? freis verzweifeln an sich selber. In einem Zirkular, das fie odparteien und der Sozialdemokratie in nicht mehr ziehen. Aus diesen Tatsachen aber ergibt sich die ernste Mahnung für die Partei, jezt mit neuen Kräften und neuem den Kreisen: in alle Welt sandten, betteln sie um entsprechende" Geld­beiträge, damit sie bei der Wahl doch mindestens einen Karlsruhe II, Karlsruhe III, Pforzheim I, Mannheim IV, Heidel- nicht immer liegen die Verhältnisse so günstig für uns, nicht immer Lörrach  - Stadt, Lörrach  - Land, Lahr  - Stadt, Karlsruhe  - Land, Selbstvertrauen an die Arbeit zu gehen und die Weitläufer" soweit wie möglich in überzeugte Sozialdemokraten zu verwandeln. Denn starken Achtungserfolg" erringen. Eine Bostanweisung zur berg 1, Heidelberg II, Heidelberg  - Ebersbach. gefl. Benutzung packten sie gleich bei. Ob die vorhandenen werden die Streichhölzer verteuert und die Erbschaftssteuer ab= Geldbriefträger ausreichen, um die einlaufenden Anweisungen mahnens der badischen Regierung geschlossen Semokratische Agitation so außerordentlich günstige Situation wurde Dieses Abkommen ist tros des dringlichen Abgelehnt. Um es rund heraus zu sagen: durch diese für die fozials zu bestellen, oder ob Herr Kraetke in Anbetracht seiner be- worden. Die amtliche Karlsruher Zeitung" brachte furz vor der gemeingefährliche Charakter des Vierklassenwahlrechts ver zu bestellen, oder ob Herr Kraetke in Anbetracht seiner be­kannten Loyalität gegenüber den Nationalliberalen für den entscheidenden Verhandlungen einen Artikel, der für die fälscht. Sein Ergebnis war diesmal ein viel oppofitionelleres Re­Silfskräfte gesorgt hat, wissen wir nicht. Jedenfalls Hilfskräfte gesorgt hat, wissen wir nicht. Jedenfalls Stichwahlen dringlich eine antisozialdemokratische fultat, als man in Zukunft unter normalen Verhältnissen von ist zu hoffen, daß die eingehenden Gelder wenigstens zu einem Stoalition der bürgerlichen Parteien empfiehlt. diesem Wahlrecht erwarten darf. Hier liegt eine Gefahr vor. Eins anständigen Reichenſtein ausreichen. Denn es wäre doch Der Regierung ist offenbar das Wachstum der Sozial- Sachsen sehr erschwert und zweitens seine Einführung in anderen mal wird dadurch die Beseitigung dieses Wahlrechtsscheusals in schade, wenn das Häuflein nationalliberaler Moabiter ganz demokratie arg in die Glieder gefahren. Ihr Organ Bundesstaaten, in erster Linie in Preußen, sehr erleichtert. Man ohne Sang und Klang verscharrt werden müßte. suchte den Nationalliberalen die e antisozialdemokratische vergegenwärtige sich, daß gestern die erste Probe mit einem Plural­Soalition schmackhaft zu machen durch die Verheißung, daß wahlrecht in Deutschland   gemacht worden ist und daß diese Brobe sie auch bei der Verbindung mit dem Zentrum auf die von mit größter Aufmerksamkeit allenthalben verfolgt wird. Seine Die Maschinengewehre auf dem at 38 berzichten brauchten. Diese Rechnung, hatte jedoch Biſchen Reaktion den Liberalen viel plaufibler gemacht werden, ba einem Großblockabkommen erhoffte Vermehrung ihrer Mandate Einführung in Preußen beispielsweise könnte jetzt von der preus nicht zu das eine große Loch, daß die Nationalliberalen man auf das Ergebnis in Sachsen   hinweisen kann. Und wir müßten in weit mehr Stichwahlen gegen das Zentrum als unsere Liberalen schlecht kennen, wenn sie nicht diese Gelegenheit, gegen das allgemeine, gleiche Wahlrecht vorgehen zu können, mit gegen die Sozialdemokratie stehen. auch die Beklemmungen der Regierung unbeachtet gelassen recht im agrarischen Preußen noch etwas ganz anderes bedeuten, So haben sie denn Begeisterung ergreifen würden. Und dabei würde das Pluralwahl­und haben lieber ihren Vorteil an der Seite der Sozial- als im industriellen Sachsen  . Hier ergibt sich die zweite Lehre demokratie gesucht. des Wahlergebnisses für die Sozialdemokratie, nicht froß, sondern gerade wegen des glänzenden Resultats mit aller Wucht gegen das Vierklassenwahlrecht loszugehen. ,, Dresdener Volkszeitung":

Mansfelder Kampfplatz.

Im Mansfeldischen, wo die reichstreuen Bergknappen sich das ihnen verweigerte Koalitionsrecht erkämpfen wollen, hat man Militär gegen sie aufgeboten. Die Meldung, daß man auch Ma­schinengewehre auffuhr, erschien selbst bürgerlichen Soldschreibern zwar nicht zu schmachvoll für unsere Verhältnisse, aber politisch derart aufreizend, daß sie die Meldung verbreiteten, die Schnell­feuergeschüße wären wieder abgefahren worden. Sie sind es nicht. Aber wenn sie es selbst wären: Diese Maschinengewehre vor den Toren der Kupferhammerhütte in Mansfeld   sind dem Kampf­arsenal der Sozialdemokratie einverleibt für alle Beiten! Wo noch reichstreue" Arbeiter leben, die nicht begreifen wollen, daß der moderne Staat nichts weiter ist als der Nachtwächter der Besißen­den, da wird man's ihnen an den Mansfelder Geschützen demon­strieren. So geht diese Bewegung, abgesehen von ihrem äußeren Umfange umfaßt sie doch beinahe 10 000 Mann weit über den Charakter eines örtlichen Wirtschaftskampfes hinaus. Uebrigens hat man nicht allein die Maschinengewehre nicht abgefahren, fon dern weitere staatliche Machtmittel entfaltet und schwere Kavallerie herangezogen.

Außer zwei Bataillonen, einer Kompagnie Infanterie und " einer Kompagnie der Maschinengewehrabteilung sind am 24. d. M. morgens auch noch mehrere Gstadronen Kürassiere eingetroffen, denen anscheinend die Aufgabe obliegt, etwas Leben in das sonst so ruhige Streifgebiet zu bringen. Das Militär zieht bei jedem Schichtwechsel wohl um die Notwendigkeit seiner Anwesenheit zu demonstrieren in starken Abteilungen, meistens unter der Führung eines Offiziers, durch die leeren Straßen vor die Hütten- und Schachttore und unter dem Schutz der Klein­kalibrigen schleichen die reichstreuen Streitbrecher durch die Werts.

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Wenn das Abkommen eingehalten wird, so würde die Sozialdemokratie mit den Liberalen sechs Sige gewinnen, wozu dann noch jene kämen, die sie gegen die Liberalen zu

erringen vermag.

Die Stimmen der Parteien in Baden  . Die Sozialdemokratie hat am 21. Oftober 80 835 Stimmen erzielt. Im Jahre 1905 stimmten 50 431 Wähler für diefelbe, so daß der Stimmenzuwachs 36 404 oder 70 Proz. beträgt. Die bürgerlichen Parteien dagegen haben samt und fonders Stimmenverlust.

Das Zentrum hatte 1905 125 453 Stimmen; 1909 konnte es nur noch 90 840 zählen. Allerdings ist ein Teil der konservativen, der bündlerischen und der mittelständlerischen Stimmen ins gesamt 30 273 auf sein Konto zu setzen; immerhin beträgt der ungefähre Verlust noch 15 000 Stimmen.

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Die Sozialdemokratie ist die Siegerin des 21. Oktober... Wenn es erst möglich sein wird, die Zahlen der Wähler von der durch die Pluralstimmen verursachten Täuschung zu sondern, dann kann sich erst im ganzen Umfange zeigen, wie schwer die Niederlage der bürgerlichen Parteien, wie groß der Sieg der Sozialdemokratie ist. Denn, wahrlich, das Pluralsystem hat für die bürgerlichen Parteien seine Schuldigkeit getan.... Das Plural­wahlsystem hat den Zweck seiner Urheber insofern erfüllt, als es verhinderte, daß der Zorn und der politische Urteilsspruch des Voltes sich in die entsprechende parlamentarische Machtverteilung umfeßen kann. Andererseits ist nicht zu bezweifeln, daß gerade die ungerechtigkeit des neuen Wahlsystems viele Wähler für die Sozialdemokratie zu stimmen bestärkte. Auch das neue Unrecht rächt sich an seinen Urhebern, den bürgerlichen Parteien.

Neben den großen Wahlstegen der Sozialdemokratie ist das Der liberale Blod zählte 1905 105 929 Stimmen; dies- wichtigste Kennzeichen des Wahlergebnisses der Zusammenbruch der mal marschierten Nationalliberale, Freisinnige, agrarisch- konservativ- zünstlerische Regiment schwer auf fonservativen Mehrheit im Landtage. Seit Jahrzehnten lastet das dem Demokraten und Nationalsoziale fast durchgängig industriellen, kommerziellen Lande Sachsen  . Endlich wird dieser getrennt mit dem Erfolge", daß auf die Nationalliberalen 75 184, Bann einigermaßen gebrochen. Die Partei der Mehnert und Opis auf die Demokraten 15 556, auf die Freifinnigen 4810 und auf die trägt in erster Linie die Kosten dieser Wahl. Anstatt ihrer ein­Nationalsozialen 694 Stimmen entfielen; das sind zusammen seitigen Mehrheitsherrschaft wird nun die neue fozialdemokratische 96 244, also ein Verlust von von rund 10 000 Stimmen. Dabei Fraktion als einflußreicher Faktor und unter Umständen als das kommt den Liberalen noch zugute, daß die Separierung eine größere Bünglein an der parlamentarischen Wage erscheinen. Wahlbeteiligung in den einzelnen Wahlkreisen zur Folge hatte. Pluralwahlsystem ist der Reinfall der Mittelstandsvereinigung. Ein bedeutsames Ergebnis der ersten Landtagswahl unter dem tore; niemand verhöhnt" sie mehr. Tagesüber gehen fortwährend Mit den übertriebensten Hoffnungen ist diese reaktionäre Clique in Militärpatrouillen durch die Straßen der Ortschaften und treiben Stichwahlparolen in Sachsen  . den Wahlkampf gezogen. Sie träumte davon, den Landtag mit den die Leute fort. In Helbra  , wo ein besonders schnei- Eine Konferenz der Sozialdemokratie zu Sonservativen zusammen beherrschen und die geplante Wirtschaft­diger" Herr das Kommando zu führen scheint, duldet das Dresden   traf am Sonnabend die letzten Vorbereitungen zu liche Bereinigung zur maßgebenden Fraktion machen zu können. Militär nicht einmal, daß Geschäftsleute vor ihrem Laden den Stichwahlen. Eine besondere allgemeine Stichwahlparole Der Generalsekretär der sächsischen Mittelständler, Fahrenbach  , stehen oder Hauseigentümer sich vor ihrem Hause aufhalten; fie auszugeben war unnötig, da unsere Partei nur in zwei Wahlen ganz Sachsen   beherrschen und die Mittelstandsvereinler den sprach mehrfach davon, daß sein rückständiges Gefolge bei den werden unnachsichtlich ins Haus hineingetrieben, und selbst Wahlkreisen den Ausschlag gibt. Straßenbahnpaffanten wurde das Warten auf die elektrische 1. städtische Wahlkreis 8itt au Löbau  . Den dortigen würden wie die Antisemiten 1893. So überschwängliche Hoff­Der eine ist der sächsischen Wählern bei den Wahlen dieselbe Ueberraschung bereiten Straßenbahn untersagt! Erst nach mehrfacher Beschwerde wurde Genossen wird empfohlen, für den Freisinnigen nungen, so große Rosinen, und ein so kläglicher Reinfall. Das ist allergnädigst gestattet, daß diejenigen, welche die Straßenbahn benutzen müssen, an den Haltestellen derselben stehen dürfen. So gegen den Nationalliberalen zu stimmen. In feine Niederlage, das ist eine Riesenblamage und eine Ratastrophe dem anderen Kreise, dem 13. ländlichen( Altenberg   für die Mittelstandsvereinigung zugleich. Das ist aber um so wird diesem ordnungsliebenden Publikum gezeigt, was in Dippoldiswalde   Land). steht der Vorsitzende des schmählicher, weil das Pluralwahlsystem den Mittelständlern äußerst Breußen Ordnung" heißt und alles Geschimpfe nußt nichts mehr. Bundes der Landwirte in Sachsen  , der Dekonomierat Andrä, günstig war, denn es bevorzugte ja Zünftler und Hausbesitzer bei Man kann es in Bürgerkreisen nicht faffen, wie es auch mit einem Nationalliberalen zur Stichwahl. Den Genossen der Berteilung der Zuschlagsstimmen ganz besonders. nur möglich war, den so ruhigen und friedlichen Bergleuten Militär dieses Kreises wird empfohlen, die Wahl des bisherigen Ab­auf den Hals zu schicken, und daß die Regierung in diesem Kampf geordneten Andrä, eines der schlimmsten Feinde des werk­so einseitig, nur für Vogelfang, direkt gegen die Bergleute ein­tätigen Volkes, zu verhindern. gegriffen hat.

D

Die Konservativen, die am Freitag in Dresden  tagten, beschlossen natürlich überall dort, wo in Sachfen Sozialdemokraten in der Stichwahl stehen, für den bürger­lichen Kandidaten, auch für die lintsliberalen, einzutreten. in der Erklärung heißt es:

" Daß über das Verhalten der Liberalen in den Kreisen unferer Parteifreunde die bittersten Klagen geführt werden, und daß überall im Lande tiefste Mißstimmung und Verbitterung herrscht, ist mehr wie begreiflich. Und dennoch! Wir dürfen solcher Berbitterung in unseren Reihen nicht ausschlaggebenden Einfluß gewähren! Und dennoch müssen wir, wenn es uns auch hart und schwer angehen mag, bei den bevorstehenden Stichwahlen überall dort, too Sozialdemokraten Gegner, Mann für Mann eintreten für die bürgerlichen Kandidaten."

Bor den Toren der Kupferfammerhütte stehen noch immer die zwei Maschinengewehre, beide in erhöhter Stellung, das eine mit der Mündung nach Hettstedt  , das andere nach Molmed, die zwei Straßen, die nach der Hütte führen, bestreichend. Sie zeigen den furchtbaren Ernst der Situation, und drohen Vernichtung allen, die es wagen, auch nur die Schornsteine des Herrn Vogelfang zu be­leidigen! Am Sonnabend brachten 8 Soldaten mit aufgepflanztem Seitengewehr von Ziersleben nach Hettstedt   einen Fuhrmann, der mit dem Streit nichts zu tun hat, aber irgendwie aufgefallen sein muß. 8 Soldaten, das Seitengewehr aufgepflanzt, um einen harmlosen Menschen von seinem Fuhrwerk abzu­führen. Eine schreckliche Insubordination" muß in Eis­ leben   ein Dienstmädchen begangen haben, denn es wurde 5 Soldaten Der Nationalliberale Landesverein hat mit aufgepflanztem Seitengewehr abge­führt! Wie man sagt, soll das Mädchen das Militär ange- die nationalliberalen Wähler aufgefordert, die bürgerlichen höhnt" haben, da dieses Vogelfang zu Hilfe gekommen sei, und Kandidaten gegen die Sozialdemokratie zu unterstüßen. nachdem sie für verhaftet" erklärt war und abgeführt wurde, Die Freisinnige Bolkspartei dagegen drückt höhnte es weiter( so eine wirklich freche Person!) über die fich nach altbewährter schäbiger Tradition um jede Stellung Stärke des Militärs, to fünf bewaffnete Mann notwendig nahme herum. seien, ein schwaches Frauenzimmer zu verhaften!-

bon

Die Stimmen der Parteien in Sachsen  . Nach einer vorläufigen Busammenstellung entfallen von den 1272 100 Stimmen, die am 21. Oftober abgegeben wurden, auf die einzelnen Barteien: 488 420 Stimmen

Sozialdemokraten Nationalliberale

Der Streif nimmt natürlich gerade wegen des Militärs noch zu und befindet sich das ganze Revier, d. H. sämtliche Schächte, im Ausstand. Die Zahl der Ausständigen betrug am 23. d., M. rund 8000, dazu find aber am 24. d. M. noch drei Hütten der Edardhütte in Leimbach   hinzugekommen, denen man Streitarbeit aus der Kupferkammerhütte zu machen zumutete. Die Höhe der Zahl ist noch nicht festgestellt, doch dürfte es sich ebenfalls um mehrere Sundert handeln. Außer den 8000, die sich bei der Streifleitung dun Freifinnige. täglich melden, befinden sich eine große Anzahl außer Arbeit, die fich nicht melden, aber auch nicht zur Arbeit gehen. Es dürften sich an 9000 im Ausstande befinden.

eine

Konservative und Bund der Landwirte Reformer und Mittelstandsvereinigung

338 040 315 150

"

"

103 830

"

25 660

"

1 272 100 Stimmen

In Dresden   erhielt die Sozialdemokratie von

Lustny leinstimmen. Wählern 19 138,

bon

3weistimmen

Politifche Ueberlicht.

Berlin  , den 25. Oftober 1909. Gegen den Arbeitsnachweis des Zechenverbandes fanden im ganzen Ruhrgebiet   am Sonntag gemeinsame Protest­bersammlungen des Bergarbeiterverbandes und der christlichen Bergarbeiter statt. In den Beschlüssen der Versammlungen wurde darauf hingewiesen, daß ernstliche Konflikte under meidlich seien, wenn der Zechenverband nicht von der Er­richtung des Arbeitsnachweises Abstand nehme. Von der Regierung wird verlangt, daß sie die Forderungen der Berg­arbeiter unterstützt und für die Einführung von Tarifverträgen im Bergbau eintritt.

Das Fiasko des Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie.

Die bürgerlichen Parteien, besonders die Konservativen,

haben bei den letzten Wahlen schlecht abgeschnitten- trotz der energischen Unterstüßung des Reichsverbandes gegen die So­zialdemokratie, der wieder mit genau den gleichen nieder­trächtigen Mitteln der Verleumdung fämpfte wie bei den legten allgemeinen Reichstagswahlen. Dieses Fiasko der Wahlagitation des Reichsverbandes ist natürlich den Herren im Vorstand recht unangenehm, fönnten doch die Gönner und Geldgeber des Reichsverbandes daraus die Folgerung ziehen, daß es keinen Zweck hat, dem Verbande fernerhin blaue und braune Scheine einzuschicken. Um deshalb die Nüglichkeit des Reichsverbandes zu erweisen und den üblen Eindruck feines völligen Versagens abzuschwächen, haben seine leitenden Größen einen Aufruf an die bürgerlichen Par. teien" angefertigt, in dem die staatserhaltenden Parteien bäterlich ermahnt werden, sich nicht mehr wegen der Reichs­finanzreform zu befehden, sondern gegen die Sozialdemokraten zusammenzustehen. So heißt es in der komischen Stilübung:

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