Nr. 253.
Abonnements- Bedingungen:
Abonnements Breis pränumerando: Bierteljährl. 3,30 Mt., monatl. 1,10 m., twöchentlich 28 Pfg. frei ins Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags numimer mit illustrierter Sonntags Beilage, Die Neue Welt" 10 Bfg. PostAbonnement: 1,10 Mart pro Monat. Eingetragen in die Post- ZeitungsBreisliste. Unter Kreuzband für Deutschland und Desterreich- Ungarn 2 Marf, für das übrige Ausland 3 Mart pro Monat. Postabonnements nehmen an: Belgien , Däneniart, Holland , Italien , Luxemburg , Portugal , Rumänien , Schweden und die Schweiz .
Ericheint täglich außer Montags.
Vorwärts
Berliner Volksblatt.
26. Jahrg.
Die Infertions- Gebühr beträgt für die sechsgespaltene Solonel zeile oder deren Raum 50 Pfg., für politische und gewerkschaftliche Vereinss und Bersammlungs- Anzeigen 30 Pfg. ,, Kleine Anzeigen", das erste( fett gedruckte) Wort 20 Bfg., jedes weitere Bort 10 Pfg. Stellengesuche und Schlafstellen- Anzeigen das erste Wort 10 Pfg., jedes weitere Wort 5 Pfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.
Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.
Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.
Freitag, den 29. Oftober 1909.
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Mr. 1984.
Stimmen erhielten bei der Bisher ver
Hauptwahl
-
-
89
Liberale Zentrum
Sozials Rons. u. demokraten Bündl.
Wahlkreis
treten
Wahlkreis
987
204 56
-
288
782
33
T
447
1848
-
10
5
239
772
Demo- Nat.| Soz.| Bentr. fraten Lib. Dem. Konf. 861 462 992 657 989 747 1082 2093 648 942
durch einen
Demokraten Nationallib.
Demokraten
Demokraten
2
696
-
673
688
918
48
78
881
651
296
435
244
28
775
838
326
148
592
|||
663
900
411
693
234
562
|||
276 356 472 428 Nationallib. 276 11898entrum
In folgenden elf Kreisen, in denen die Gefahr eines flerifal- konservativen Sieges nicht, besteht, wird der Kampf zwischen den Riberalen und Sozialdemo fraten durchgefochten:
Stimmen erhielten bei der Bisher vers
Wahlkreis
Hauptwahl
treten
I
273
3172
65
107
641
15
108
178
103
-
96
237
IIII
IIII
Frei- Nat. Goz. 8entr. finnig. Lib.
•
562
1063
401
23
506
741
40. Karlsruhe Land
685
986
353
478 398
569
"
-
541
471
247
42. Karlsruhe Stadt II 43. III 47. Pforzheim I
Dem. Kons. 447 311 937 309 960 1331 1615 223 905 974 198 1840 1622 1265 1692 1260 851
durch einen
Sozialdem.
Nationallib.
Nationallib.
Nationallib.
1848
873
757
290
289
80
-
485
112
65. Heidelberg II
580
-
586
217
1976 16368-35220 2221
35351 131 292 2513 131
Mit diesem Schlagwort hat das Zentrum in seiner Presse, in Flugblättern und Bersammlungen den Zorn der 47. Stadt Pforzheim I Wähler über die Steuermacherei von sich auf die Riberalen 48. Stadt Pforzheim II und Sozialdemokraten abzulenken versucht. Am Wahltag 49. Pforzheim - Land.. sollte den Nationalliberalen vom Volfe heimgezahlt werden, 50. Bruchsal - Durlach daß sie dem Bauer die Erbschaftssteuer auferlegen, überhaupt 51. Stadt Bruchsal mehr Steuern hätten bewilligen wollen, als das Zentrum 52. Bruchsal Land fchließlich im Interesse des Vaterlandes zu bewilligen sich 53. Bretten - Bruchfal berpflichtet gefühlt habe. Wahltag- Bahltag! war auch 54. Wiesloch - Bruchfal 55. Heidelberg - Wiesloch . 152 der Kriegsruf gegen unfere Partei. Die christlichen Arbeiter 56. Schwegingen. und Kleinbauern sollten den Rothäuten wie wir geschmack 57. Mannh.- Schweging. voll bezeichnet wurden eine vernichtende Niederlage be- 58-62. Mannheim - Stadt reiten, um uns zu zeigen, daß wir uns vor vier Wochen nicht( 5 Kreise). ungestraft mit den Liberalen gegen die schwarzen Herrschaften 63. Weinheim - Mannh.. bei den Stichwahlen verbunden hätten. Um diesen Zweck zu 64. Stadt Heidelberg I erreichen, wurden die allerverwerflichsten Mittel angewandt. In 65. Stadt Heidelberg II einem vom Abgeordneten Dr. Schefer herausgegebenen 66. Eppingen - SinsheimWahlflugblatt„ Der Waldmichel", das allen Bentrums- 67. Sinsheim blättern beigelegt und auch sonst im ganzen Lande verbreitet 68. Heidelberg - Eberbach wurde, schüttete der priesterliche Verfasser den Unrat gleich 69. Buchen- Adelsheim. kübelweise über uns aus. Ein beliebter Trick der Zentrums- 70. Mosbach. presse war es, immer wieder in fetten Lettern die unver- 71. Borberg- Adelsheim schämte und verleumderische Behauptung aufzustellen: die 72. Tauberbischofsheim Sozialdemokraten hätten im Reichstag gegen die Unte73. Bertheim Tauberbischofsheim.. stützung der durch die Erhöhung der Tabaksteuer arbeitslos werdenden Arbeiter gestimmt. Der Wahltag sollte uns Zahltag werden für diesen an den armen Tabatarbeitern aus purer Lust am Bösen be- Verlust der Liberalen. gangenen teuflischen Verrat ihrer Lebensinteressen. Ach, wie Verlust der Konservativen ist es doch ganz anders gekommen, als die um Wader, Verlust des Zentrums und der Konservativen. dem intransigenten Führer des badischen Zentrums, mit Sicherheit erwartet hatten. Die Wahl brachte dem so fest- Die Zunahme der liberalen Stimmen ist minimal und gefügten Zentrum eine geradezu verblüffende Niederlage ist, wie in der Stadt Mannheim , auf das Wachsen der Wahlüber das ganze Land. Ungeheurer Niedergang der bürgerlichen Parteien und Massen. Fahnenflucht, namentlich im berechtigtenzahl zurückzuführen. Dem stehen aber fast dreiZentrumslager, auf der einen Seite und ein voller Sieg auf mal soviele Verluste gegenüber. So haben sie in Müllheimsozialdemokratischer Seite, das war die Zahlung, welche die 1909) ihrer Stimmen verloren, von denen wir die Hälfte beLörrach fast die Hälfte( 2521 im Jahre 1905 gegen 1380 Wählerschaft am Wahltag den bürgerlichen Parteien in Baden gegeben hat. Wie unser Sieg ein vollständiger ist wonnen haben, während die andere Hälfte zu Hause geblieben ist. In Kehl sanken sie von 3515 auf 2531, also und über das ganze Land sich erstreckt und wie das Zentrum um 984 Stimmen, die bis auf 160 noch zu uns abgeschwenkt auf der ganzen Linie in die Flucht geschlagen ist, darüber sind. Dasselbe ist in einer ganzen Reihe anderer Wahlkreise gibt die nachstehende Tabelle erschöpfende Auskunft: der Fall. Der Rückgang des Zentrums ist überall dort ein gleichmäßiger, wo die Industrie Eingang gefunden hat. Sehr wesentlich hat auch, namentlich im Unterland, der Zentrumsberrat an den Tabafarbeitern zu seinem Stimmenrückgang beigetragen. Ein Vergleich der Rückgangsziffern des Zentrums und unserer Gewinnziffern zeigt, daß die Arbeiter und Kleinbauern vom Zentrum abschwenken und in die Reihen der Klassenkämpfer eintreten.
Wahltreis
21. Waldkirch- Freiburg.
Liberale Zentrum
Gew.
111
Sozial Konj. u. demokraten Bündt.
Gew.
Gew.
5499 14686 1976 18344 5499
9187
18589
292 2221
Nach dem zwischen den Blockparteien und der sozialdemokratischen Bartei getroffenen Stichwahlabfommen erhalten die sozialdemokratischen Kandidaten die Unterstüßung der Liberalen ( Nationalliberale, Freisinnige und Demokraten) gegen Zentrum und Konservative in folgenden sechs Kreisen:
Stimmen erhielten bei der Bisher ver Hauptwahl treten Demo- Nat.| Soz.-| 8entr. durch einen fraten Lib. Dem. Kons. 1481 862
-
802
370
82
2. Meßlirch- Stodach.
224
10
67
204
39
112
4. Konst.- Stodach- Ueb.
102
-
383
279
824
276
53
6. Donauesching.- Engen
78
407
27
125
59
238
444
-
125
293
9. St. Blasien- Waldshut
-
583
316
10. Säding. Schopfb.- B. 279
566
524
80
89
180
270
265
619
101
847
715
275
14. Müllh.- Lörrach- Stauf.
1141
123
510
Wahlkreis
100
778
183
116
522
496
17. Neustadt- Tribg. Villg. 131
108
202
18. Stadt Freiburg I
20
180
331
19.
II..
19
-
274
503
371
"
20.
III
127
368
787
117
470
330
581
551
187
599
255
835
1492 1324 Nationallib. 1249 1599 Sozialdem. 1796 1879 Konservativ 873 428 2362 1830 Ronservativ 115 1320 2215 1384 Sozialdem. 645 694 1975 1686 Demokraten
748
221
285
159
4
772
117
1104
296
419
321
787
125
293
509
12
46
277
984
824
-
369
-
955
889
386
445
551
-
115
996
553
172
678
531
65
350
452
80
387
566
56
51
220
321
485
666
246
522
435
244
-
131
357
22
1087
650
182 200
848
44. Stadt Karlsruhe IV 45. Durlach- Stadt
298
76
1102
198
-
138
380
46. Durl. Ettlg.- Pforzh.
127
447
657
30. Kebl.
Achern.
M
33. Achern- Bühl.
34. Bühl- Baden
35. Baden- Stadt
36. Rastatt- Baden 37. Stadt Rastatt 38. Rastatt - Bühl
1118111
305 241
-
||||||||
IIIIIII
||||||||
|||||||
In den folgenden zwölf Kreisen stimmen die Sozialdemokraten und Demokraten für die Nationalliberalen:
Stimmen erhielten bei der Hauptwahl
Bisher ver
treten
Demo- Nat. Soz. Bentr. durch einen
fraten Lib. Dem. Konf.
Wahlfreis
166 2733
5. Eugen- Konstanz
2418
328 2535 Nationallib. 584 2442 Zentrum
2820
211
1315
1039
2330 Zentrum 2211 Zentrum
18. Freiburg I
779
798 1485
Zentrum
20.
III
1349 984 1718
1114
1162 1249 748 633
1249
1582
1013
443
1383
2342
1383 1983 710 363
2507
-
68. Heidelberg Oberbach.
Nationallib. 2046 814 Freifinnigen 1308 1818 247 Nationallib. 2445 1886 619 Nationallib. 351 1266 639 291 Nationallib. 488 1275 775 504 Nationallib. 601 1309 1502 956 Nationallib. Im Kreise Pforzheim I werden die Nationalliberalen zugunsten der Freisinnigen ihre Kandidatur zurückziehen, wofür die Freisinnigen, resp. Nationalsozialen, dann in Heidelberg II für den Nationalliberalen eintreten. In Lörrach Land, wo der nationalliberale Parteiführer Obkircher kandidiert, wollen die Freisinnigen Gewehr bei Fuß dem Kampf zwischen den Sozialdemokraten und den Nationalliberalen zusehen. Da die Sozialdemokratie einen Vorsprung von 300 Stimmen hat, so hat sie in diesem Kreise gute Aussichten.
Zu den Berliner Landtagswahlen bemerkt das„ Neich":
Wir hatten zwar barüber zuvor feinen Zweifel aufkommen lassen, daß im 5., 6. und 7. Wahlkreis die sozialdemokratischen Aussichten außerordentlich günstige seien, aber es ist doch immerhin erstaunlich, daß, obwohl der Freisinn ganz erhebliche Anstrengungen gemacht hatte, fein Einfluß und seine 3iffern stets zurüdgehen...
Das interessanteste Bild bot der 12. 2andtagswahl. freis. Obwohl durch die Aufstellung eines freisinnigen, fonservativen und nationalliberalen Kandidaten einer jeden nichtfozialdemokratischen Gesinnung die Möglichkeit gegeben war, einen entsprechenden Wahlausdruck zu finden, so setzten dennoch die Sozialdemokraten 327 Wahlmänner durch, so daß ihnen zur absoluten Mehrheit nur 32 Wahlmänner noch fehlten. Dabei wurden 141 freisinnige, 54 nationalliberale und 10 konservative Wahlmänner gewählt. Das Fiasko der Berliner Konservativen ist eklatant, wenn man ertvägt, daß bei der Vorwahl noch 125 konservative Wahl männer gewählt wurden.
Die im 12. Wahlkreise notwendigen Stich tv ahlen, an denen die Freifinnigen in 129, die Nationalliberalen in 79, die Konservativen in 39, die Sozialdemokraten in 83 Fällen beteiligt sind, werden erst die endgültige Entscheidung bringen, ob der Freisinnige Runze oder der Sozialdemokrat Hoffmann als Sieger aus dem Wahlkampf hervorgehen wird. Soviel ist aber sicher, daß, nachdem die bürgerlichen Parteien sich nicht genug tun fonnten, sich in einer Berfleischungspolitit" zu gefallen, es faum gelingen wird, eine völlige Einigung der nationalliberalen, freisinnigen und konservativen Stimmen zu erzielen. Das Uebel fist au tief. Die Flut steigt zu sicher, als daß fleine temporäre Mittel gegenüber der Sozialdemokratie viel ausrichten werden. Unsere nationalgesinnten Kreise müssen erst avieder wachgerüttelt werden, um aus dem Dämmer schlaf aufzuwachen, um die Gefahr, in der unser Vaterland schwebt, zu erkennen. So haben wir den Mut, zu sagen: Wir begrüßen das Anwachsen der Sozialdemofratie! Möge es dazu dienen, daß unsere Gesinnungs genossen endlich aus der matten Ruhe aufgescheucht werden und in straffer Organisationsarbeit an die Durchsetzung und Ver wirklichung ihres politischen Zieles gehen."
wonach zwar die absolute Majorität im 12. Wahlkreis nur Die Täg I. Rdsch." hat eine Rechnung aufgemacht, 347 betrage, die Sozialdemokratie es aber höchstens auf 342 Wahlmänner bringen werde. Das Blatt hat eine erstaunliche Prophetengabe!
Weniger find National- 3tg." und" Post" von der sicheren Niederlage der Sozialdemokratie überzeugt. Sie Nationallib. fordern vielmehr ein bereintes Schlagen aller Nationallib. bürgerlichen Parteien", da es eine EhrenNationallib. fa che" für das gesamte Bürgertum, lies: die eine reaf1098 2420 d. d. Landw. tionäre Masse, sei, der Sozialdemokratie das Mandat ab
Nationallib.
Konservativ
2555 Nationallib.
zujagen.
Troß der unmutigen Aeußerung des Reich" sind wir denn auch davon überzeugt, daß Konfervative, National
In folgenden sechs Kreisen ziehen National- liberale und Freisinnige faktisch gemeinsam schlagen" liberale und Sozialdemokraten ihre Kandidaten werden. Die bürgerlichen Gegner werden es an feinem zurüd und treten für die Demokraten ein: noch so verzweifelten Mittel fehlen lassen, Herrn Runze, dem