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Nr. 253.

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Berliner Volksblatt.

26. Jahrg.

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Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.

Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.

Freitag, den 29. Oftober 1909.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Mr. 1984.

Stimmen erhielten bei der Bisher ver

Hauptwahl

Wahltag- Zahltag.

Aus Baden wird uns geschrieben:

-

-

89

Liberale Zentrum

Sozials Rons. u. demokraten Bündl.

Wahlkreis

treten

Wahlkreis

3. Konstanz Stadt

987

26. Triberg - Villingen ..1493

204 56

-

288

782

33

T

447

27. Lahr - Offenburg

1848

-

10

5

239

29. Offenburg Stadt

772

Demo- Nat.| Soz.| Bentr. fraten Lib. Dem. Konf. 861 462 992 657 989 747 1082 2093 648 942

durch einen

Demokraten Nationallib.

Demokraten

Demokraten

2

696

37. Rastatt Stadt.

-

673

688

51. Bruchsal Stadt

918

48

78

881

651

296

435

244

28

775

838

326

148

592

|||

663

900

411

693

234

562

|||

276 356 472 428 Nationallib. 276 11898entrum

In folgenden elf Kreisen, in denen die Gefahr eines flerifal- konservativen Sieges nicht, besteht, wird der Kampf zwischen den Riberalen und Sozialdemo fraten durchgefochten:

Stimmen erhielten bei der Bisher vers

Wahlkreis

Hauptwahl

treten

I

273

3172

65

107

641

15

108

178

103

-

96

237

IIII

IIII

Frei- Nat. Goz. 8entr. finnig. Lib.

11. Stadt Lörrach .

12. Lörrach Land

562

1063

401

25. Lahr Stadt.

23

506

741

40. Karlsruhe Land

685

986

353

478 398

569

"

-

541

471

247

42. Karlsruhe Stadt II 43. III 47. Pforzheim I

Dem. Kons. 447 311 937 309 960 1331 1615 223 905 974 198 1840 1622 1265 1692 1260 851

durch einen

Sozialdem.

Nationallib.

Nationallib.

Nationallib.

1848

873

757

290

289

61. Mannheim II

80

-

485

112

64. Heidelberg I

65. Heidelberg II

580

-

586

217

1976 16368-35220 2221

35351 131 292 2513 131

Wiesloch

Mit diesem Schlagwort hat das Zentrum in seiner Presse, in Flugblättern und Bersammlungen den Zorn der 47. Stadt Pforzheim I Wähler über die Steuermacherei von sich auf die Riberalen 48. Stadt Pforzheim II und Sozialdemokraten abzulenken versucht. Am Wahltag 49. Pforzheim - Land.. sollte den Nationalliberalen vom Volfe heimgezahlt werden, 50. Bruchsal - Durlach daß sie dem Bauer die Erbschaftssteuer auferlegen, überhaupt 51. Stadt Bruchsal mehr Steuern hätten bewilligen wollen, als das Zentrum 52. Bruchsal Land fchließlich im Interesse des Vaterlandes zu bewilligen sich 53. Bretten - Bruchfal berpflichtet gefühlt habe. Wahltag- Bahltag! war auch 54. Wiesloch - Bruchfal 55. Heidelberg - Wiesloch . 152 der Kriegsruf gegen unfere Partei. Die christlichen Arbeiter 56. Schwegingen. und Kleinbauern sollten den Rothäuten wie wir geschmack 57. Mannh.- Schweging. voll bezeichnet wurden eine vernichtende Niederlage be- 58-62. Mannheim - Stadt reiten, um uns zu zeigen, daß wir uns vor vier Wochen nicht( 5 Kreise). ungestraft mit den Liberalen gegen die schwarzen Herrschaften 63. Weinheim - Mannh.. bei den Stichwahlen verbunden hätten. Um diesen Zweck zu 64. Stadt Heidelberg I erreichen, wurden die allerverwerflichsten Mittel angewandt. In 65. Stadt Heidelberg II einem vom Abgeordneten Dr. Schefer herausgegebenen 66. Eppingen - Sinsheim­Wahlflugblatt Der Waldmichel", das allen Bentrums- 67. Sinsheim blättern beigelegt und auch sonst im ganzen Lande verbreitet 68. Heidelberg - Eberbach wurde, schüttete der priesterliche Verfasser den Unrat gleich 69. Buchen- Adelsheim. kübelweise über uns aus. Ein beliebter Trick der Zentrums- 70. Mosbach. presse war es, immer wieder in fetten Lettern die unver- 71. Borberg- Adelsheim schämte und verleumderische Behauptung aufzustellen: die 72. Tauberbischofsheim Sozialdemokraten hätten im Reichstag gegen die Unte73. Bertheim Tauber­bischofsheim.. stützung der durch die Erhöhung der Tabak­steuer arbeitslos werdenden Arbeiter ge­stimmt. Der Wahltag sollte uns Zahltag werden für diesen an den armen Tabatarbeitern aus purer Lust am Bösen be- Verlust der Liberalen. gangenen teuflischen Verrat ihrer Lebensinteressen. Ach, wie Verlust der Konservativen ist es doch ganz anders gekommen, als die um Wader, Verlust des Zentrums und der Konservativen. dem intransigenten Führer des badischen Zentrums, mit Sicherheit erwartet hatten. Die Wahl brachte dem so fest- Die Zunahme der liberalen Stimmen ist minimal und gefügten Zentrum eine geradezu verblüffende Niederlage ist, wie in der Stadt Mannheim , auf das Wachsen der Wahl­über das ganze Land. Ungeheurer Niedergang der bürger­lichen Parteien und Massen. Fahnenflucht, namentlich im berechtigtenzahl zurückzuführen. Dem stehen aber fast drei­Zentrumslager, auf der einen Seite und ein voller Sieg auf mal soviele Verluste gegenüber. So haben sie in Müllheim­sozialdemokratischer Seite, das war die Zahlung, welche die 1909) ihrer Stimmen verloren, von denen wir die Hälfte be­Lörrach fast die Hälfte( 2521 im Jahre 1905 gegen 1380 Wählerschaft am Wahltag den bürgerlichen Parteien in Baden gegeben hat. Wie unser Sieg ein vollständiger ist wonnen haben, während die andere Hälfte zu Hause ge­blieben ist. In Kehl sanken sie von 3515 auf 2531, also und über das ganze Land sich erstreckt und wie das Zentrum um 984 Stimmen, die bis auf 160 noch zu uns abgeschwenkt auf der ganzen Linie in die Flucht geschlagen ist, darüber sind. Dasselbe ist in einer ganzen Reihe anderer Wahlkreise gibt die nachstehende Tabelle erschöpfende Auskunft: der Fall. Der Rückgang des Zentrums ist überall dort ein gleichmäßiger, wo die Industrie Eingang gefunden hat. Sehr wesentlich hat auch, namentlich im Unterland, der Zentrums­berrat an den Tabafarbeitern zu seinem Stimmenrückgang beigetragen. Ein Vergleich der Rückgangsziffern des Zentrums und unserer Gewinnziffern zeigt, daß die Arbeiter und Kleinbauern vom Zentrum abschwenken und in die Reihen der Klassenkämpfer eintreten.

Wahltreis

21. Waldkirch- Freiburg.

Liberale Zentrum

Gew.

111

Verl .

Sozial Konj. u. demokraten Bündt.

Gew.

Verl .

Gew.

Verl .

5499 14686 1976 18344 5499

9187

18589

292 2221

Nach dem zwischen den Blockparteien und der sozial­demokratischen Bartei getroffenen Stichwahlab­fommen erhalten die sozialdemokratischen Kandidaten die Unterstüßung der Liberalen ( Nationalliberale, Freisinnige und Demokraten) gegen Zentrum und Konservative in folgenden sechs Kreisen:

Stimmen erhielten bei der Bisher ver Hauptwahl treten Demo- Nat.| Soz.-| 8entr. durch einen fraten Lib. Dem. Kons. 1481 862

-

1. Pfullendorf Ueberlg.

802

370

82

2. Meßlirch- Stodach.

224

10

67

3. Stadt Konstanz .

204

39

112

4. Konst.- Stodach- Ueb.

102

-

383

279

5. Engen - Konstanz

824

276

53

6. Donauesching.- Engen

78

407

27

7. Villingen - Donauesch.

125

59

238

8. Bonndorf - Waldshut

444

-

125

293

9. St. Blasien- Waldshut

-

583

316

10. Säding. Schopfb.- B. 279

566

524

11. Stadt Lörrach .

80

89

180

12. Lörrach - Land

270

265

619

101

13. Schopfheim - Schönau

847

715

275

14. Müllh.- Lörrach- Stauf.

1141

123

510

Wahlkreis

15. Staufen - Schönau - Fb.

100

778

183

16. Breisach - Emmending.

116

522

496

17. Neustadt- Tribg. Villg. 131

108

202

18. Stadt Freiburg I

20

180

331

19.

II..

19

-

274

503

18. Schopfheim - Schönau . 19. Stadt Freiburg

371

"

20.

III

127

368

46. Durlach - Ettlingen .

787

117

470

330

50. Bruchsal - Durchlach

22. Freiburg - Emmending.

581

551

187

55. Heidelberg - Wiesloch

23. Emmendingen

599

255

835

56. Schwetzingen ..

1492 1324 Nationallib. 1249 1599 Sozialdem. 1796 1879 Konservativ 873 428 2362 1830 Ronservativ 115 1320 2215 1384 Sozialdem. 645 694 1975 1686 Demokraten

24. Ettenheim = Emmen

singen- Lahr ....

748

221

285

25. Stadt Lahr

159

4

772

117

1104

296

419

321

787

125

293

509

12

46

277

984

824

-

369

-

955

889

386

445

551

-

115

996

553

172

678

531

65

350

452

80

387

566

56

51

220

321

485

666

246

522

435

244

-

131

357

22

1087

42. Stadt Karlsruhe II

650

43. Stadt Karlsruhe III

182 200

848

44. Stadt Karlsruhe IV 45. Durlach- Stadt

298

76

1102

198

-

138

380

46. Durl. Ettlg.- Pforzh.

127

447

657

26. Triberg - Will.- Wolfach

27. Lahr - Offenburg .

28. Wolfach - Offenburg .

29. Stadt Offenburg

30. Kebl.

31. Offenburg - Rehl.

32. Oberkirch Offenburg­

Achern.

M

33. Achern- Bühl.

34. Bühl- Baden

35. Baden- Stadt

36. Rastatt- Baden 37. Stadt Rastatt 38. Rastatt - Bühl

39. Ettlingen - Rastatt­Karlsruhe.

40. Karlsruhe - Land 41. Stadt Karlsruhe I

1118111

305 241

-

||||||||

IIIIIII

||||||||

|||||||

In den folgenden zwölf Kreisen stimmen die Sozial­demokraten und Demokraten für die National­liberalen:

Stimmen erhielten bei der Hauptwahl

Bisher ver

treten

Demo- Nat. Soz. Bentr. durch einen

fraten Lib. Dem. Konf.

Wahlfreis

2. Meßkirch - Stockach .

166 2733

5. Eugen- Konstanz

2418

328 2535 Nationallib. 584 2442 Zentrum

6. Donauesching. - Engen 361

2820

211

10. Säckingen - Waldshut .

1315

1039

2330 Zentrum 2211 Zentrum

18. Freiburg I

779

798 1485

Zentrum

20.

III

1349 984 1718

1114

1162 1249 748 633

1249

1582

1013

443

1383

2342

1383 1983 710 363

2507

23. Emmendingen

35. Baden - Stadt

53. Bretten Bruchsal

106 66. Eppingen - Sinsheim

70. Mosbach

71. Borberg- Adelsheim

-

68. Heidelberg Oberbach.

Nationallib. 2046 814 Freifinnigen 1308 1818 247 Nationallib. 2445 1886 619 Nationallib. 351 1266 639 291 Nationallib. 488 1275 775 504 Nationallib. 601 1309 1502 956 Nationallib. Im Kreise Pforzheim I werden die National­liberalen zugunsten der Freisinnigen ihre Kandidatur zurück­ziehen, wofür die Freisinnigen, resp. Nationalsozialen, dann in Heidelberg II für den Nationalliberalen eintreten. In Lörrach Land, wo der nationalliberale Parteiführer Obkircher kandidiert, wollen die Freisinnigen Gewehr bei Fuß dem Kampf zwischen den Sozialdemokraten und den Nationalliberalen zusehen. Da die Sozialdemokratie einen Vorsprung von 300 Stimmen hat, so hat sie in diesem Kreise gute Aussichten.

Zu den Berliner Landtagswahlen bemerkt das Neich":

Wir hatten zwar barüber zuvor feinen Zweifel aufkommen lassen, daß im 5., 6. und 7. Wahlkreis die sozialdemokratischen Aussichten außerordentlich günstige seien, aber es ist doch immerhin erstaunlich, daß, obwohl der Freisinn ganz erhebliche Anstrengungen gemacht hatte, fein Einfluß und seine 3iffern stets zurüd­gehen...

Das interessanteste Bild bot der 12. 2andtagswahl. freis. Obwohl durch die Aufstellung eines freisinnigen, fon­servativen und nationalliberalen Kandidaten einer jeden nicht­fozialdemokratischen Gesinnung die Möglichkeit gegeben war, einen entsprechenden Wahlausdruck zu finden, so setzten dennoch die Sozialdemokraten 327 Wahlmänner durch, so daß ihnen zur absoluten Mehrheit nur 32 Wahlmänner noch fehlten. Dabei wurden 141 freisinnige, 54 nationalliberale und 10 konservative Wahlmänner gewählt. Das Fiasko der Berliner Konservativen ist eklatant, wenn man ertvägt, daß bei der Vorwahl noch 125 konservative Wahl männer gewählt wurden.

Die im 12. Wahlkreise notwendigen Stich tv ahlen, an denen die Freifinnigen in 129, die Nationalliberalen in 79, die Konservativen in 39, die Sozialdemokraten in 83 Fällen beteiligt sind, werden erst die endgültige Entscheidung bringen, ob der Freisinnige Runze oder der Sozialdemokrat Hoffmann als Sieger aus dem Wahlkampf hervorgehen wird. Soviel ist aber sicher, daß, nachdem die bürgerlichen Parteien sich nicht genug tun fonnten, sich in einer Berfleischungspolitit" zu gefallen, es faum gelingen wird, eine völlige Einigung der nationalliberalen, freisinnigen und konservativen Stimmen zu erzielen. Das Uebel fist au tief. Die Flut steigt zu sicher, als daß fleine temporäre Mittel gegenüber der Sozialdemokratie viel ausrichten werden. Unsere nationalgesinnten Kreise müssen erst avieder wachgerüttelt werden, um aus dem Dämmer schlaf aufzuwachen, um die Gefahr, in der unser Vaterland schwebt, zu erkennen. So haben wir den Mut, zu sagen: Wir begrüßen das Anwachsen der Sozialdemo­fratie! Möge es dazu dienen, daß unsere Gesinnungs genossen endlich aus der matten Ruhe aufgescheucht werden und in straffer Organisationsarbeit an die Durchsetzung und Ver wirklichung ihres politischen Zieles gehen."

wonach zwar die absolute Majorität im 12. Wahlkreis nur Die Täg I. Rdsch." hat eine Rechnung aufgemacht, 347 betrage, die Sozialdemokratie es aber höchstens auf 342 Wahlmänner bringen werde. Das Blatt hat eine erstaunliche Prophetengabe!

Weniger find National- 3tg." und" Post" von der sicheren Niederlage der Sozialdemokratie überzeugt. Sie Nationallib. fordern vielmehr ein bereintes Schlagen aller Nationallib. bürgerlichen Parteien", da es eine Ehren­Nationallib. fa che" für das gesamte Bürgertum, lies: die eine reaf­1098 2420 d. d. Landw. tionäre Masse, sei, der Sozialdemokratie das Mandat ab­

Nationallib.

Konservativ

2555 Nationallib.

zujagen.

Troß der unmutigen Aeußerung des Reich" sind wir denn auch davon überzeugt, daß Konfervative, National­

In folgenden sechs Kreisen ziehen National- liberale und Freisinnige faktisch gemeinsam schlagen" liberale und Sozialdemokraten ihre Kandidaten werden. Die bürgerlichen Gegner werden es an feinem zurüd und treten für die Demokraten ein: noch so verzweifelten Mittel fehlen lassen, Herrn Runze, dem