es um so mchr Verwunderung erregen, dah eS jetzt„gelegt", dasheißt zum Wallach gemacht werden solle.In der Tat sollte der Oeffcntlichleit mindestens mitgeteiltwerden, und zwar sofort, welchen Preis denn der Krön-prinz für dies Pferd aus dem staatlichen Gestüt zu zahlen beabsichtigt. Denn der Wert dieses Rennpferdes dürfte sich aufmehrere hunderttausend Mark belaufen! In denletzten Jahren sind wiederholt für englische Vollblüter von derpreußischen Gestütsvcrwaltung Preise von 500 000 bis 600 000 M.gezahlt worden— Summen, die doch aus allgemeinenSteuermitteln aufgebracht werden müssen.Weitere Folgen der Tabaksteuer.In der letzten Woche wurden weitere Arbeitseinschräulungenund Arbeitereutlassuiigen in der Tabakindustrie Westfalens vor-genommen. In Westerenger hat die Firma C. u. G. Schmidt ihreFiliale aufgelöst. 25 Arbeiter der Firma Steinsiek und 58 Albeiterder Firma Rehling u. Blank müssen auf unbestimmte Zeit feiern.In Herford sind über 80 Tabakarbeiter ohne Arbeit. In Werl ent-ließen die Firmen Kerkhoss und Schaff u. Mensing 24 Arbeiter. InWerther feiern bei fünf Firmen über 110 Arbeiter. In Vlothohat sich ein 60jähriger Tobakarbeiter, der schon bei der Tabaksteuer1870 schwere Zeiten durchgemacht hatte, erhängt. Er wollte nichtvoch einmal solche traurige Zeiten in seinem hohen Alter durchleben.Aus dem Wahlkampf in Landsbcrg-Toldin.Nach Neustadt-Landau, Schnceberg-Stollberg, Meiningen. Elsaß-Lothringen,«ochsen, Baden und Koburg ist nun der WahlkreisLandsberg-Soldi» an der Reihe, voni Fortschritt der Sozialdemo-kralie, vom Rückgang der bürgerlichen Parteien Zeugnis abzulegen.Die Vorbedingungen sind freilich nicht so günstig wie in jenenKreisen und Staaten, in denen die Sozialdemokratie in den letztenMonaten und Wochen glänzende Siege erfocht. Die ländliche Be-völkcrnng überwiegt die städtische crbeblich, von einer Jndustriali-sierung deS Landes ist so gut wie nicht die Rede, die größte StadtdeS Kreises, Landsberg a. W., zählt rund 37 000 Einwohner, alleanderen bleiben weit unter 10000. Immerhin erhielt GenossePätzel 1007 6477 Stimmen gegen 13 828, die auf den Konservativenund 6176, die auf den Freisimi fielen.Die Sozialdemokratie ist eifrig und unermüdlich an der Arbeit.Die Zahl der Lokale, in denen sie Versammlungen abhalten kann,ist freilich nicht sehr groß— die Konservativen sorgen schon mitden bekannten sauberen Miltein dafür. Unsere Genossen müssendeshalb versuchen, die schäbige 10 Mimiten-Redezeit auszunützen,die ihnen in de» gegnerischen Versammlungen gegeben wird. Daist es denn erfreulich, so wird aus dem Wahlkreis berichtet, daßmau uns gern hört und sieht. Zweifellos ist die neue Steuerreformder beste Anschauungsunterricht, der je den Wählern gegeben wurde.Jetzt sind ihnen die Augen geöffnet über die konservativePolitik und die liberale Waschlappigkeit. Die Liberalen sindüberhaupt in der putzigsten Lage. Sie suchen zu beweisen, daß siekonservativ sind, um die linkskonservativen Stimmen zu bekommen.und daß sie liberal und arbciterfreundlich sind, um auch bei denArbeitern nicht zu kurz zu kommen. Hoffentlich ergeht eS ihnen wieallen, die zween Herren zugleich dienen wollen. Passierte eS dochHerrn Schoeppe, dem Kandidaten der Liberalen, daß derkonservative L a n d t a g s a b g e o r d n e t e Graf Kalck-reuth sich ,nit den, Schoeppeschen Programm ein-der st an den erklärte! Und diese Liberalen glauben, mitunserer Hilfe in der Stichwahl siegen zu müssen.— Es ist wohlkaum nötig, zu versichern, daß wir alles tun werden, was zu tunwir der Gesamtpartei und dem Interesse des Volkes verpflichtet sind.Am Sonntag haben wir unser drittes Flugblatt verbreitet; es istgegen die Liberalen gerichtet und illustriert.Gustav Ennert als Hypothekenschuldner des FürstenPlest.Die Breslauer„VolkStvacht" und der„Vorwärts" veröffentlichtenäm September vorigen Jahres einen Brief des Generalbevollmächtigtendes größten Grubenbesitzers in Niederschlesien, des Fürsten Pleß,an den bekannten Sekretär der reichstreuen Bergarbeiter«Vereine, Gustav Ennert. In diesem Briefe schreibtder Generalbevollmächtigte, RegierungSrat Keindorff, anErmert, daß es die fürstliche Verwaltung in Zukunftablehnen n, üsse, die reichstreuen Berg-arbeitervereine materiell zu unter st ützen,wenn nicht in das Statut dieBestimmunghineinkommt, daß der Streik grundsätzlich zu verwerfen ist.Diesen Brief zeigte Ermert aber nicht seinen Mitgliedern und die„Volksmacht" versah ihn mit der entsprechenden Kritik. Das Ver-halten ErmertS grenze an Arbeiterverrat und fei unter Umständenals Bestechung aufzufassen. Ermert fühlte sich beleidigt und strengtePrivatklage gegen den Genossen Wolff von der„Volksmacht" an.'Zweimal lehnte Genosse Wolff die Waldenburger Richter wegenBefangenheit ab, das dritte Mal wurde ihm die Führung deSWahrheitsbe weife's unmöglich gemacht, indem dieLadling von unparteiischen Zeugen und Sach-verständigen vom Gericht abgelehnt wurde. DasWalde n burger Schöffengericht, bekannt durch seineexorbitant hohen Geld st rasen gegen„Volkswacht"-Redakteure, erkannte anf sechs Wochen Gefängnis, weil— derWahrheitsbeweis nicht„geführt" wurde. Dagegen legte Wolff Be-rufung ein. die am Dienstag vor der Waldenburger Straf-k a m m e r verhandelt wurde. Als Zeuge war der Brieffchreiber anErmert, RegierunpSrat Keindorff, geladen. Dieser bekundete unterseinem Eide, daß er mit Ermert vor der Hamburger General-dersaminlung des Bundes vaterländischer Vereine über dieStatutenberatung gesprochen und ihm gesagt habe, daßaus den Statuten der reichötreuen Bergarbeitervereine die M ö g I i ch-keit eines Streiks verschwinden müfle, wenn die nieder-schlesischen Grubenbesitzer ihre materielle Hilfe nicht einstellen sollen.Wörtlich sagte der Herr RegierungSrat: Wir werden unsdoch nicht ein'e Organisation großziehen, dieunSinkritifchenZeitenindenRücken fällt. DeS-halb habe er ein großes Interesse daran, daßdie Fassung in dem alten Statut, welche denStreik zuläßt, entfernt wird." Ermert habe ihm,sagte der Regierungsrat weiter au«, versprochen, auf derHamburger Generalversammlung in seinem Sinne zuwirken.Tatsächlich sind auch die Statuten an der entscheidenden Stellegeändert worden, die Möglichkeit eine? Streiks ist ver-fchwunden. Die Drohungen Keindorffs, die Zuschüsse zu ent«ziehen, haben also Erfolg gehabt.Trotzdem ist nach Ansicht der Waldenburger Justiz derBeweis der Wahrheit nicht erbracht.(!) Ermert habedurch sein warmeS Eintretei, für die Wünsche seines Arbeitgebers,der zugleich der der reichStreuen Bergarbeitervereinler ist, die Arbeiter-interessen nicht verraten, er sei nicht bestochen worden. DerBriefwechsel mit Keindorff, die Statutenänderung, die angedrohteVerweigerung der bisher geleisteten Zuschüsse, die Tatsache, daßErmert von seinem Arbeitgeber eine Hypothek von 5000 M. erhaltenhat und dadurch in ein Abhängigkeitsverhältnis gekommen ist, sindnach Ansicht der Waldenburger Richter immer noch nicht ausreichend,um Ermert den Vorwurf deö Verrats von Arbeiterinteressen undder Käuflichkeit zu machen. Die vom Vorderrichter verhängtensechs Wochen Gefängnis wurden für durchaus amPlatze gefunden.Der Bund vaterländischer Arbeitervereine kann auf seinenLorsitzenden wahrlich stolz sein.Nach der Urteilsbegründung müßten eigentlich die nieder«schlesischen Grnbenmagnaten ihre Zahlungen für die gelben Arbeiter-vereine einstellen. Aber sie zahlen weiter und lassen sichdie Bekämpfung der sreiorganisierten Arbeiterschaft und ihrer Presseviel, viel Geld ko st eu.Das Hamburger Staatsbudget.Der Voranschlag des Hamburgischen Staatsbudgets für 1910 istvom Senat an die Bürgerschaft gelangt. Er schließt mit einer Aus-gäbe von rund 150'/,, Millionen, einer Einnahme von rund142>/z Millionen und dementsprechend mit einem Fehlbetrag vonrund 78/4 Millionen ab. Der Senat schlägt für 1010 einen Steuersatzvon 7>/z Einheiten gegen 7 Einheiten in den Vorjahren vor.Von den Stichwahlen in Sachsen.Der sächsische Freisinn hat, wie wir schon mitteilten, eine all-gemeine Stichwahlparole für das ganze Land nicht auszugeben ge-wagt— er möchte es mit keiner der Parteien verderben, die zuseinen Gunsten den Ausschlag geben könnten. Indes hat der Vor-sitzende des freisinnigen Landesvereins, der ReichstagsabgeordneteGünther-Plauen— der freilich in der Stichwahl gegen die Sozial-demokratie steht— das dringende Bedürfnis gefühlt, zu zeigen, daßdas Herz des Freisinns, wie er ihn versteht, unentwegt für dieRealtion schlägt. Er empfiehlt in einem Aufrufe den Freisinnigen,für die„nationale n" Kandidaten einzutreten. Ebenso hat eSder ausgefallene freisinnige Kandidat Engter in Leipzig gemacht.Dagegen haben die Freisinnigen der Oberlausitz beschlossen, wie die„Zittauer Morgenzeilung" meldet, im 1. und 3. ländlichen Kreisegegen die Konservativen Bolt und Donau zu stimmen.In diesen Kreisen stehen die Konservativen mit unseren GenossenUhlig und Schnottler, Redalteure der„Zittauer Volks-Ztg."in Stichlvahl. Für den 2. ländlichen Kreis wollen die Freisinnigenkeine Parole ausgeben. Dort steht unser Genosse Riem mit demnationalliberalen Fabrikanten Rückert in Stichwahl.Ein großer sozialdemokratischer Erfolgim Zentrumsrevier.In Borbeck, der schwärzesten Ecke des WahllreiseS Essen,fanden von Montag bis Mittwoch Gemeinderatswahlenstatt. Das Zentrum bekam vor drei Jahren 1183, diesmal41171 Stimmen, während die sozialdemokratischenStimmen von 258 auf 637 gestregen sind.Der ganze Zuwachs an Wählenden ist also der Sozialdemokratiezugefallen. Das Zentrum ist knapp auf seiner alten Stimmenzahlstehen geblieben. Und hier heißt's mit Recht: Stillstand ist Rück-gang!—_Verurteilung des preußischen Kultusministers.Die Drangsalierung der Arbeiterturnvcreine durch die Regle-rungen und das Provinzialschulkollegium, die in der oft von unsgeschilderten Art auf Grund des Geheimerlasses des Kultus-Ministers Holle vom 7. August 1007 gegen die Verfassung, gegen dieReichs- und Lcmdesgesetze vergingen, ist gestern von der BerlinerStrafkammer für rechtswidrig erklärt worden. Freigesprochenist unser verantwortlick>er Redakteur und der Redakteur der„Ar-beiter-Turnzeitung".' Beide hatten, wie in der Beilage dargelegt,ausdgrücklich zum Ungehorsam gegen die behördlichen Anordnungenaufgefordert, um das Gericht zu einem Urteil gegen denKultusmini st er und die ihm nachgeordneten Re-gierungen zu veranlassen. Die vorsintflutliche Verwaltung in Preußen entzieht ja leider Anordnungen, wie sie gegenArdeiterturnvereine rechtswidrig ergangen sind, dem Schutze durchTurnvereine gerichteten Machenschaften in der erwähntenArt herbeigeführt werden. Sie ist erfolgt. Das Ge-richt hat von den vielen Gründen, die die Verteidigungin trefflicher Weise gegen die Rechtsgültigkeit der be-hördlichen Anordnungen anführte, schon den für ausreichenderachtet, daß der Kultusminister und die ihm folgenden Behördenden Begriff„Jugendliche" entgegen dem Sprachgebrauch und nichtminder entgegen' den Reichs- und Landesgesetzen anzuwenden sichfür befugt erachtet haben. Wird nunmehr der Kultusminister denrechtswidrigen Erlaß seines Vorgängers aufheben? Werden dieRegierungen ihre rechtswidrigen Verfügungen zurücknehmen?Werden sie die gegen Recht und Gesetz verhängten und bei-getriebenen Strafen zurückzahlen? Und wird die Berliner„frei-sinnige" Stadtverwaltung die Turnsälr den Arbeiterturnvereinenendlich wieder öffnen, aus denen sie auf das rechtswidrige Geheißdes Provinzialschullolligiums die Jugendlichen vertrieben hat?Der deutsch-schweizerische Mehlzollkonflikt.Im Schweizer Nationalrat brachte heute, wie telegraphisch be-richtet wird, Frey-Zürich, einer der schweizerischen Handelsvertrags-Unterhändler, die Verhandlungen mit Deutschland über die Bei-legung des MehlzolllonfliktS zur Sprache und führte aus, er halteden Zeitpunlt für gekommen, diese Verhandlungen als fruchtlosaufzugeben. Der gegenwärtige Zustand könne nicht länger an-dauern, wenn die schweizerische Müllerei nicht untergehen solle.Die vereinigten Zolllommissionen des Nationalrats und Ständeratserwarteten einen baldigen Bericht des Bundesrats über das, wasweiter zu tun sei.Bundesrat Schobinger. der Chef deS Handels departements,entgegnete, der Bundesrat prüfe die weiteren Maßnahmenzum' Schutze der Müllerei. Die Vorarbeiten über dieEinführung eines Getreide- und Mehlmonopols seien ab«geschloffen. Man könne aber mit Schutzmaßnahmen nichtwarten, bis die Entscheidung über die Einführung dieses Monopolsgefallen sei. Der Bundesrat werde die Angelegenheit weiter auf-merkiam verfolgen, die Räte auf dem Laufenden erhalten und jeden-falls nicht zugeben, daß die inländische Müllerei zugrunde gehe. Mitdieser Erklärung war die Angelegenheit erledigt.Frankreich.Gegen die klerikale Bevormundung.Paris, 28. Oktober. Da von den Bischöfen der Gebrauchbestimmter Bücher in den Schulen verboten wurde, hat derUnterrichtSminister den Lehrern an öffentlichen Schulen vorgeschrieben.sich jeder fremden Einmischung in den Unterricht zuwidersetzen. Kinder, die die Benutzung der in den Schuleneingeführten Bücher verweigern, sollen bestraft werden.Lelgien.Die Kongoreformen.Brüssel, 28. Oktober. In seinem Entwurf für die Reformenim Kongo schlägt der Minister für die Kolonien vor. den Kongodem freien Handel in drei Etappen mit je einem JahreZwischenraum vom 1. Juli 1010 an zu öffnen; für Belgienollen 600 000 Quadratkilometer reserviert bleiben.England.Arbeiterpolitik und Gewerkschaftsführer.London. 25. Oktober.(Eig. Ber.)Bekanntlich haben sich die organisierte» Bergleute Groß»britanniens ber Arbeiterpartei angeschlossen. In der poli-tischen Praris bedeutet dies, daß die parlamentarischen Ver-treter der Bergleute zur Arbeitcrfraktion gehören und dieSatzungen der Partei unterschreiben müssen. Der wichtigstePunkt der Satzungen besagt, daß die Vertreter der Arbeiter'ich weder mit den Konservativen noch mit den Llberalenindentifizieren dürfen.9tun sind die Organisationen daran, Kandidaten zu er-nennen und sich auf den kommenden Wahlka'mpf vorzu-bereiten. In Northumbcrland sind die Arbeiterführer Burtund Fenwick hochgeachtet und sie besitzen das Vertrauender Bcrgarbcitergewerkschaften. Beide sind seit vielen JahrenParlamentsmitglieder und gehören der liberalen Partei an;Burt schon seit dem Jahre 1874. Diese Männer wurden voreinigen Wochen befragt, ob sie bereit wären, aus der liberalenPartei auszutreten und die Satzungen der Arbeiterpartei zuunterschreiben. Beide gaben eine ver il einende Antwort.Die Northumberländcr Bergleute standen vor einer schwie-rigen Situation. Nach Kongreßbeschluß müssen sie in dieArbeiterpartei eintreten. Aber die beiden hochgeachteten,alten und wohlbewährten Führer wollen nicht mitmachen: siesind liberal und wollen liberal bleiben: sie betrachten dieArbeiterpartei als eine sozialistische Klassenpartei, und einesolche Parter ist eineni Liberalen zuwider.Um einen Ausweg aus der schwierigen Lage zu finden,fanden in Northunrberland inehrere vertrauliche Konferenzenstatt, die letzte am 23. dieses Monats. Ihr Ergebnis istder Beschluß, zweineueKandidatenzuernennen.Diese Nachricht besagt, daß die Bergleute von Morpeth(Burts Wahlkreis) und Wanpsbcck(Fenwicks Wahlkreis)beschlossen haben, ihre alten Führer nicht mehr aufzustellen.uni der Arbeiterpartei treu bleiben zu können.Bedenkt man. wie außerordentlich loyal englische Arbeiterihren Führern gegenüber sind, so wird man daraus ermessenkönnen, wie tiefe Wurzel der Gedanke der politischenSelbständigkeit deS Proletariats in den Gewerkschaften ge-schlagen hat.Die Nachricht hat hier viel Aufsehen erregt. Die meistenLondoner Morgenblätter komnientieren sie. Die Nachricht-beweist aber auch, daß die Kritiker der Arbeiterpartei, die dieArbeitcrfraktion als an die Liberalen verkauft brandmarken,sich wenig um Tatsachen kümmern. Burt und Fenwick—besonders Burt. der zum Mitglied des Geheimen Nats er-nannt wurde— kennen alle Geheimnisse der liberalen Partei.Und wenn sie sich demnach weigern, der Arbeiterfraktion bei-zutreten, so wohl nur deshalb, weil sie sie als Gegnerin derliberalen Partei wissen.Gestohlene Dreadnought-Pläne.London, 28. Oktober.(Unterhaus.) In der heutigen Sitzungfragte R e n v i ck(k.) den ersten Lord der Admiralität M c K e n n a,ob gewisse vertrauliche Zeichnungen, die den Unternehmern für denBau eines der neuesten großen Kriegsschiffe geliefert worden seienund die jetzt wieder im Besitz der Admiralität sein müßten,verschwunden seien und ob die Admiralität diese Zeichnungenwieder zu erlangen hoffe. McKenna beantwortete die ersteFrage im bejahenden und die zweite im verneinendenSinne und fügte hinzu, daß das Schiff bereits einige Zeit in Dienstgestellt sei, so daß die Zeichnungen viel von ihrem Werte verlorenhätten. DaS in Frage kommende Schiff ist vermutlich der„Jndo-mitable"._Auch eine Demonstration.London, 23. Oktober. Im Stadtteil Bermondsey versuchtenheute bei der Wahl eines Abgeordneten zum Unterhause Frauen inzwei Wahllokalen die Stimmzettel dadurch ungültig zu machen, daßsie eine ätzende Flüssigkeit in die Wahlurne» gössen. Ein Wahl-Vorsteher, dem etwas von der Flüssigkeit ins Gesicht gespritzt war,mußte sich in einem Krankenhause aufnehmen lassen. Eine Frauwurde verhaftet.Norwegen. fDie Storthingswahlcn.Aus Stockholm wird uns geschrieben:Die Hauptwahlen zum Storthing haben nun in allen Wahl-kreisen stattgefunden, die Stichwahlen werden erst im MonatNovember zum Abschluß kommen, so daß ein endgültiges Urteilüber die Zusammensetzung des neuen Storthings vorläufig nochnoch möglich ist. Soweit die Ergebnisse bis jetzt vorliegen, sind33 Abgeordnete der Rechtenpartei, 21 der Linien und 7 Sozial-demokraten gewählt. Ueber 60 von den 123 Storthingsmandatenwird erst die Stichwahl entscheiden. Bei den Hauptwahlen sindauf die Kandidaten der Rechten, nach Angaben der konservativenPresse, 177 600 Stimmen abgegeben worden, auf die der Linken145 100. Bei den vorigen Wahlen, 1906, erhielt die Rechte 88 323.die Linke 121500 Stimmen. Die sozialdemokratischeStimmenzahl ist jedoch seit 1906 von 43 134 auf 89 105g e st i e g e n, und zwar in den städtischen Wahlkreisen von 20 576auf 41 495. Der Fortschritt unserer Partei ist also ungefährgleich stark auf dem Lande wie in der Stadt. Die Sozialdemo-kratie hat den verhältnismäßig höchsten Stimmenzuwachs er-halten, und die Hoffnungen der bürgerlichen Parteien, das anSteuerleistung gebundene Frauenwahlrechd, das rund 399 000Frauen das Wahlrecht gibt, aber 200 000 davon ausschließt, werdeder Sozialdemokratie eher Abbruch tun als Vorteil bringen,haben sich nicht erfüllt.In den Stichwahlen, soweit sie bis jetzt stattgefunden haben.zeigte es sich, daß die beiden bürgerlichen Parteien alles auf-bieten, um die Wahl weiterer Sozialdemokraten zu verhindern.Davon hqben bis jetzt die Konservativen den größten Vorteil ge-babt. Die Linkenpartei, die ja sowieso schon arg in? Hintertreffengeraten ist, wird eine andere Taktik einschlagen müssen, wenn sienicht allzu schlecht abschneiden will.—Rußland.Lockspitzel Jrchmel.Der berüchtigte Lockspitzel F r e h m e l. von dem eZ hieß, dasier sich aus Lodz in Russisch-Polen, wo er seine grausame Tätio-keit als freiwilliger Henker ausübte, nach Deutschland begab,und in einem Berliner Vorort seinen Wohnsitz nahm, hat dieseNachricht absichtlich in die Presse gebracht, um seine Spuren zuverwischen und dem zarischen Blutregiment weiter Dienste aufdeutschem Boden zu verrichten. Tatsächlich hält sich Frehmel seitlängerer Zeit in Kattowitz auf. Daß dieser Henker a. D.hier der russischen Behörde Spitzeldienste leisten will, kann alssicher angenommen werden.—CürheuEine neue Parteiorganisation.Konstantinopel, 28. Oktober. Ei» neues Komitee, da« denNamen Magdurin, d. h. die politisch Bedrückten, führt, ist hierletzthin gegründet worden. In dem Komitee, dem u. a. PrinzSabal, Eddin angehört, sind die Ueberbleibsel der Parteider liberalen Union vertreten; auch einige Abgeordnetesollen sich dem Komitee angeschloffen haben./Zmmka.Korruption im Zolldienst.New Dork, 23. Oktober. Großes Aufsehen erregen Enthüllungenüber eine außerordentliche Korruption im Zolldienst. Jahrelang haben angeblich Bestechungen und Unter»Wertungen sowie Erpressungen an Importeuren statt-gefunden, an denen hie meisten Zollbeamten beteiligtsein sollen.