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Staaken immct tüc�r daS. tvaS der Reichsverband für Deutsch - land." Wo liegt in diesen Worten die lügenhafte Verdrehung, deren 'ich mich schuldig gemacht haben soll? Um mir in dieser Weise die Ehre abzuschneiden, muß dasCorrespondenzblatt" den Charakter der Civie Federation fälschen, von der es jetzt nichts zu be- richten weiß, als ihr Bemühen nach Abschluß von Tarifverträgen und Vermittlung in Arbeitskonflikten. Es sind deutscheSozialdemokraten.diedie deutschen Proletarier über den Charakter des amerikanischen ReichsverbandeS irreführen, sich für diesen einsetzen und Genossen be- schimpfen aus keinem anderen Grunde, als weil diese sich herausnehmen, eine Bande der schmutzigsten und erbittertsten unserer Gegner zu kennzeichnen. S)aS ist einfach ein Skandal! Verträte dasCorrespondenzblatt" in dieser Sache die deutschen Gewerkschaften, man könnte von ernsten Besorgnissen um die Arbeiterbewegung Deutschlands erfaßt werden. Aber ich nehme an, daß seine Haltung gegenüber Gompers und der Gvic Federation nur ein paar Personen zuzuschreiben ist, denen im Falle GomperS eine Entgleisung passierte und deren persönlicye Rachsucht darüber, daß diese Entgleisung offenbar wurde, keine Grenzen kennt. Daß man ein sehr guter Gewerkschafter sein und GomperS samt seiner Livia Federation energisch zu Leibe rücken kann, bezeugen nicht nur eine Reihe von Gewerkschaften in Amerika , eine Reihe deutscher Gcwerkschaftsblätter, die von Gompers abgerückt find, das bezeugte vor allem die jüngste internationale Konferenz der Gewerkschaftssekretäre in Paris , wo der Vertreter Oesterreichs unter dem Beifall der Mehrheit den Gewerkschafter GomperS so behandelte, wie der Vizepräsident der Civic Federation es verdiente. Bericht über die Cätigheit der iozialdemokratifchen Frahtion im Berliner Rachauie. VI- Fürsorgeerziehung. Verkehrswesen Selbstverwaltung. Es ist unmöglich, im Rahmen unseres Berichte? ein vollständi- ge? Bild der Tätigkeit der sozialdemokratischen Fraktion im Rat- hause zu geben; wir wollen uns deshalb in diesem letzten Abschnitt damit bescheiden, noch einige Punkte aus verschiedenen Gebieten zu berühren, die von besonderer Bedeutung waren. Die skandalösen Vorgänge, die sich in der Fürsorge- erziehungsanstalt Mielczyn abspielten, deren Opfer Berliner Fürsoraezöglinge waren, und die vomVorwärts" aufgedeckt wurden, sind noch in aller Erinnerung. Trotz aller Beschwichtigungsversuche sind unsere Vertreter im Rathause unentwegt dafür eingetreten, daß die Berliner Fürsorgezöglinge aus Mielczyn zurückgezogen, der Ver- trag mit der Anstalt für nichtig erklärt werde. Die Entlastung des PastorS Breithaupt, zu der man sich endlich bequemte, genügt nicht, da der Verein, mit dem der Vertrag abgeschlosten wurde, keinerlei Sicherheit böte, daß ähnliches sich nicht in Zukunft wiederhole. Bei den Beratungen in der Stadtverordnetenversammlung wurde von den Gegnern darauf hingewiesen, daß ja schließlich die Sozialdemo- kraten selbst dem Vertrage zugestimmt hätten. Das ist richtig; unter welchen Umständen aber die Zustimmung erfolgte, das wollen wir durch die bezüglichen Ausführungen aus dem Werk von Hirsch (S. 418/419) belogen. Wir ziehen das einer eigenen Darstellung vor, weil das Werk von Hirsch erschien, noch ehe daS geringste über die Vorgänge in Mielczyn bekannt war; man kann deshalb nicht den Einwand erheben, es handle sich jum ein nachträgliches Aus- reden. Hirsch schreibt: Schon bei der ersten Lesung der Vorlage am 28. März wandten sich Hintze, Borgmann, Dr. Bernstein und Singer gegen den der Vorlage zugrunde liegenden Gedanken, sie warnten davor, daß die Stadt sich das Aufsichtsrecht aus der Hand nehmen lasse und es einem Verein übertrage, und rieten zur Gründung neuer eigener Anstalten. Denselben Standpunkt ver- traten die sozialdemokratischen Mitglieder des Ausschusses. Wenn die Fraktion schließlich in zweiter Lesung am 23. April trotzdem der Vorlage ihre Zustimmung erteilte, so deshalb, weil es den Sozialdemokraten gelungen war, im Ausschuß einer Resolution zur Annahm« zu verhelfen, die den Magistrat ersucht, dafür Sorge zu tragen, daß der zuständige Arzt der Anstalt Lichtenberg die Zog- linge vor ihrer Ueberweisung psychiatrisch untersucht und von Zelt zu Zeit durch Nachprüfung an Ort und Stelle den Zustand über- wacht. M anasse erklärte namens der Fraktion ausdrücklich, daß seine Freunde prinzipiell auf dem Standpunkt stehen, daß die Stadt in eigenen Anstalten für diese unglücklichen Kinder zu sorgen habe. Nur schweren Herzens hätten sie sich entschlossen, die Magistrats- Vorlage anzunehmen, sie legten aber ganz besonderen Wert darauf, daß dem Geiste der Resolution entsprochen werde. ES sind unglückliche Kinder, die zum Teil geistig nicht intakt sind, die obendrein unter schlechter Erziehung, unter schlechten Vorbildern, unter Verhältnisten, an denen sie unschuldig sind, gelitten haben, und die dauernd in Beobachtung bleiben müsten." Diese Ausführungen zeigen klar, welchen Standpunkt die sozialdemokratische Fraktion in Sachen der Fürsorgeerziehung ein- nimmt. Wir wollen hinzufügen, daß unser Redner zum Etat 1999 nachdrücklich darauf hinwies, daß auch hier die vorbeugende Tätigkeit das beste sei.Die moderne Entwicklung reißt die Mutter der Kinder aus dem Hause, um für den Unterhalt der Familie zu sorgen. Die Mutter kann die Kinder nicht mehr erziehen. So muß die Gesellschaft nach Mitteln suchen, wie man die Kinder erzieht. Namentlich haben wir als Vertreter einer Großstadt diese Auf- gäbe; denn gerade in der Großstadt sind die Kinder am leichtesten der Verderbnis ausgesetzt. Deshalb tritt die Sozialdemokratie mit äußerstem Nachdruck für städtische Veranstaltungen auf dem Gebiete der Krippen» Kinderhorts und Kindergärten ein." Im vorigen Bericht sind wir auf die F r a g e n d e S V e r k e h r S, namentlich auf das Verhältnis der Stadt zur Großen Berliner Straßenbahngesellschaft eingegangen(S. 3234). Für den Kampf gegen dieses mächtige, von den staatlichen Behörden gegenüber der Stadt in einer selbst in Preußen fast unbegreiflichen Weife be- günstigte Unternohmen sind in unserer Berichtsperiode zwei wichtige Positionen gewonnen worden. Eines der wirksamsten Mittel, um den Einwänden der Gönner des Privatkapitals, die die Fähigkeit der Stadt zum Betrieb eigener Straßenbahnlinien bezweifeln, ent- gegentreten zu können, mußte der praktische Nachweis dieser Tätig- keit durch den erfolgreichen Betrieb eigener Linien sein. Im vori« gen Bericht konnten wir mitteilen, daß die Baukosten für die beiden Linien im Norden der Stadt mit 3 Millionen bewilligt seien. Jetzt liegt der erste Rechnungsabschluß über den Betrieb für das Etats- jähr 1908 vor; er umfaßt die Zeit vom 1. Juli 1998 bis zum LI. März 1999; an einem vollen Jahr fehlt also gerade das günstige Vierteljahr vom 1. April bis 81. Juni mit seinem Oster- und Pfingstverkehr, während im Winter fürStromverbrauch und Koks wegen der langen Frostperiode, für Salzverbrauch und Hilfs- kräfte bei Schneefällen usw. erheblich höhere Beträge aufgewendet" werden mußten, als veranschlagt waren. Trotzdem ist das Er- gebnis glänzend, wie wir schon unterFinanzfragen" anführten. Bei der Aufstellung deS Etats war ein Ueberschuß nicht erio artet worden, vielmehr stellte man einen Zuschuß aus Mitteln des Stadt- Haushalts in Höhe von 75 999 M. in Rechnung. Der Zuschuß war nun nicht nur unnötig, eS wurde vielmehr ein erheblicher Ueber- schuß erzielt. Nach Abzug der Betriebskosten, der Verzinsung und der Rücklagen für den ErneuerungSfonds blieben noch 128 284 M-, die zur Tilgung der Baukosten verwendet werden konnten. Darf die sozialdemokratische Fraktion es sich zum Ruhm an- rechnen, daß sie durch ihre unausgesetzten Vorstöße zu diesem Er- folge ganz wesentlich beigetragen, so trifft das nicht minder zu für den zweiten großen Schritt, der in der Richtung zur Uebernahme der Straßenbahnen durch die Stadt gemacht worden ist. Im vori- gen Bericht(S. 8) wiesen wir darauf hin, daß wir stets und ständig darauf hingewirkt haben,mit den Vororten Zweckverbände auf den verschiedenen Gebieten des kommunalen Lebens zu bilden". Auf dem Gebiete des Verkehrswesens ist jetzt der Zweckverband be- schlössen. Genötigt wurde die Stadt zu diesem Schritt dadurch. daß sich die Straßenbahngesellschaften auf den Z 6 des Kleinbahn- gesetzes beriefen, durch dessen Auslegung bestimmt sei, daß im Falle eine Bahn durch mehrere Gemeinden gehe, nur deren Gesamtheit die Uebernahme des Unternehmens zustehe. Am 16. Januar 1998 hatte sich die Versammlung mit einer Magistratsvorlage zu be- schäftigen, die unser Redner als ersten Schritt zu der Verwirk- lichung einer Forderung bezeichnen konnte, die in einer Konferenz der sozialdemokratischen Stadtverordneten und Gemeindevertreter Groß-Berlins am 6. Mai 1998 beschlossen wurde. Sie ging dahin, dafür zu wirken, daßalle Gemeinden Groß-Berlins sich zu einem Verbände zusammenschließen, dessen Aufgabe es ist, die Uebernahme des bestehenden Verkehrsnetzes vorzubereiten und die Schaffung aller neuen Verkehrslinien selbst in die Hand zu nehmen". Das Statut für den Verkehrsvcrband, das die Magistratsvorlage brachte, war nach langen Verhandlungen mit den beteiligten Gemeinden zustande gekommen und lag auch in den übrigen Gemeinden deren Vertretungen zur Annahme bor. Im Berliner Rathause gab es bei der Generaldebatte, bei deren Beginn sofort von der Alten Linken Ausschußberatung beantragt worden war, keinen Wider- spruch; aber mit Recht wies der sozialfortschrittliche Dr. Preuß darauf hin:Es wäre ja nicht das erste Mal, daß man hier die Erfahrung machte, und zwar bei den allerbesten Vorlagen des Magistrats, daß sich in der Generaldebatte gar kein Widerspruch her vorwagt, daß aber nachher die Sache infolge von gar nicht recht greifbaren Widerständen nicht vom Flecke kommt." Zu solchen Hindernissen könne auch hier die Ausschußberatung führen. In der Tat ließen es die Herren, die in großkapitalistischen Unter- nehmungen unantastbare Güter der Kultur erblicken, im Ausschuß nicht an Bemühungen fehlen, das Zustandekommen des Zweckver- bandes zu hintertreiben; bezeichnete doch der Oberbürgermeister in einer späteren Plenarsitzung einen der von Herrn Haberland gestelltenVerbesserungsanträge" geradezuals ein durchaus taug- liches Mittel, den Zwcckverband unmöglich zu machen." Dennoch gelang es im Ausschuß den Bemühungen unserer Vertreter, noch einige wirkliche Verbesserungen durchzusetzen und wenn nicht alles wünschenswerte erreicht wurde, so konnte unser Redner bei den ab- schließenden Beratungen im Plenum, die am 7. und 11. Mai 1998 stattfanden, unsere Zustimmung erklären; er brachte zum Ausdruck, daß unsere Fraktion sich hierbei von höheren Gesichtspunkten leiten lasse: Wenn jeder Beteiligte sich hinsetzt und mit dem Rcchenstift in der Hand sich ausrechnet: wie komme ick hier am besten weg? dann kann natürlich keine Gemeinschaft uno keine Gemeinsamkeit erreicht werden. Es stehen eben nicht nur materielle Interessen, die sich in Mark und Pfennig darstellen, in Frage, sondern eS steht in Frage, ob unsere Gemeinde die kommunalen Rechte, die jeder kleinen Gemeinde zustehen, aufgeben soll, ob sie abdanken soll zu- gunsten einer rücksichtslosen privaten Erwerbsgesellschaft. Meine Frelinde stehen nun sämtlich auf dem Standpunkte, daß wir diese Rechte selbst unter Opfern hochzuhalten haben." Bei den Be- ratungen am 7. und 11. Mai fehlte es nicht an Widerspruch und Warnungen seitens der Herren vom Großkapital; aber diesmal waren ihre Bemühungen vergeblich. In namentlicher Abstimmung wurde s 1 und damit der Zweckverband im Prinzip mit 72 gegen 15 Stimmen angenommen, beim§ 2 standen nur noch 9 Nein gegen 82Ja" der Rest wurde en bloc angenommen. Wir bezeichneten oben den Erfolg der städtischen Straßenbahn- linien und die Schaffung des Verkehrsverbandes als zwei wichtige Positionen im Kampf für die Uebernahme der Straßenbahnen ,n Gemeindeverwaltung. Leicht wird dieser Kampf trotzdem noch nicht sein. Ganz ausdrücklich legte Herr Cassel, der Führer der großen Linken, Verwahrung dagegen ein, daß man sich durch Annahme des Verkehrsverbandes für die Verstadtlichung festlege, die er sogar als eineGefahr" bezeichnete; und er versäumte nicht auch eventuell gu erwartende Erfolge der städtischen Linien, die damals noch nicht in Betrieb waren, als für ihn unmaßgeblich hinzustellen.Ich werde auch nicht ohne weiteres, wenn ein paar solcher Linien prosperieren, daraus den Schluß ziehen, daß wir auch daS ganze Bahnnetz übernehmen können, sondern man wird nach dieser Rich- tung hin nur eine Probe aus diesen Resultaten ziehen(?). Ich muß es daher durchaus bestreiten, daß mit der Annahm« des Ver- kehrsverbandes klar liegt: wir wollen die vom Verkehrsverband zu übernehmenden Bahnen selbst betreiben. Nur die Möglichkeit dazu ist geschaffen, und unsere Stimmen genügen, nach dem jetzt abge- änderten Statut, um einen solchen eigenen Betrieb zu ver- hindern. Es ist also eine solche Gefahr mit Annahme des Verkehrsverbandes nicht gegeben." Also schwer wird unser Kampf auf diesem so wichtigen Gebiete bleiben. Wer wünscht, daß er gegen alle Kniffe des Großkapitals zu einem segensreichen Ende geführt wird, der stimme jetzt bei den Wahlen für die Kandidaten der Sozialdemokratie. Am 21. November 1998 begingen die städtischen Behörden die Jahrhundertfeier der Städteordnung. Freilich darf das preußische Bürgertum auf die EntWickelung der Städteordnung seit der Zeit, da der größte preußische Staatsmann es damit beschenkte, nicht stolz sein; das preußische Bürgertum hat es nicht einmal verstanden, daS Geschenk deS Freiherrn vom Stein vor Schaden zu be- wahren. Es ist nicht möglich, hier eine, wenn auch nur kurze Skizze von der Ent" ickelung zu geben;«S wird genügen, wenn wir daran erinnern, daß die Städteordnung vom 21. November 1898 die Stadtverordnetenversammlung aus allgemeinen, direkten und ge- Heimen Wahlen der Bürgerschaft hervorgehen ließ, daß selbst die revidierte Städteordnung vom 17. März 1831 an diesem Wahlrecht nichts Erhebliches änderte, sondern nur Abänderungen innerhalb gewisser Grenzen durch OrtSstatut zuließ, und daß erst die Städte- ordnung vom 39. Mai 1853 das Dreiklassenwahlsystem und die öffentliche Stimmabgabe brachte, nachdem die Bourgeoisieihre" Revolution gegenüber dem Junkertum verloren gegeben hatte. So wenig wußten die bürgerlichen preußischen Parteien ihreFreiheit" zu verteidigen, geschweige denn auszubauen und damals gab es noch keine Sozialdemokratie. Es verlohnt sich wohl, jetzt daran zu erinnern, wo die Freiheitshelden beständig klagen, daß eS die böse Sozialdemokratie sei, die ihr den Kampf für Volksrechte unmöglich mache. Ach nein, eS ist gerade der Freisinn, der trotz allen Drän- genS der Sozialdemokratie auch in derS e l b st v ew w a l t u n g" beständig vor der reaktionären Regierung zu Kreuze kriecht. Ein trauriges Beisviel davon liefert das Verhalten in der A n- gelegenheit des ArbeiterturnvereinsFicht e", der am 19. Mai 1999 von unseren Genossen im Rathaus zur Sprache gebracht wurde. Seit 1994 hatten die Turnwarte bei der Schuldeputation um Bewilligung des Erlaubnisscheines nachzusuchen; diese verlangte zunächst ein Führungszeugnis; den bürgerlichen Turnwartcn wurde dann der Schein anstandslos bewilligt, die sozialdemokratischen erhielten den Bescheid:Auf Anordnung des Provinzialschulkollegiums sind wir nicht in der Lage, Ihnen den Unterrichtserlaubnisschein zu er- teilen." Die Erklärung dieses Vorganges bringt ein Geheimerlaß, den unser Redner vorlas. In ihm heißt es:Auf den Mangel sitt- licher Tüchtigkeit allein wird die Versagung de? Erlaubnisscheines jedoch nur dann zu stützen sein, wenn die Zugehörigkeit des An- tragstellerS zur sozialdemokratischen Partei unzweifelhaft festgestellt ist. sl) Am 17. Juli 1998 forderte nun die Schuldeputation den VereinFichte" auf, die Turnwarte zu nennen, die dieJugend bis zum 21. Lebensjahre" unterrichten. Der BegriffJugend" war hier in der unerhörtesten Weise ausgedehnt rechnet doch selbst da» deutsche Vereinsgesetz die«Jugendlichen" nur bis zum IS. Jahre! Falls der Verein dem Verlangen nicht entspräche, würden ihm für die Hebungen derJugendlichen" die Turnhallen entzogen, die für die Schülerabteilungen schon früher durch das Provinzialschulkollegium gesperrt waren. Am 19. April 1999 er- folgte eine neue dringende Aufforderung, die unserer Fraktion Veranlassung zum Einschreiten gab. Unser schleuniger Antrag wollte den Magistrat auffordern,die Anordnung der Schul- deputation rückgängig zu machen, durch die dem TurnvereinFichte" die Entziehung der Benutzung der städtischen Turnhallen auf Ersuchen des Provinzialschulkollegiums angedroht ist, eventuell dem TurnvereinFichte" andere Räume, auf deren Be- Nutzung dem Provinzialschulkollegium eine Einwirkung nicht zusteht, zur Verfügung zu stellen." Unser Redner legte den Sachverhalt in aller Schärfe dar; auf die Be- schuldigung gegenüber der Schuldeputation, daß sie Turn- warten von sozialdemokratischer Parteistellung den Erlaubnis- schein verweigert habe, wußte selbst der sozialfortschrittliche Dr. Preuß, der selbst solche Absagebriefe unterzeichnet hatte, nichts zu sagen, als daß er die Fassung jener Absagebriefe lobte. Man sei dem Minister nicht gefolgt, habe nicht wegen Mangels an sitt- licher Qualifikation abgelehnt, sondern auf die Adresse hingewiesen, mit der die Herren sich auseinanderzusetzen hätten! Wenn er weiter darauf hinwies, daß ja im Falle der Erteilung das Pro- vinzialschulkollegium jeden Augenblick die Erlaubnis entziehen konnte, fo ist diese Entschuldigung noch schwächer; man durfte eben nicht für das Provinzialschulkollegium die Kastanien aus dem Feuer holen; mochte sich dieses selbst die Finger verbrennen; ein freisinniger Mann hätte sich nicht zur Hergabe seiner Unterschrift bequemen dürfen. Herr Stadtrat Hirsekorn erklärte übrigens, daß diese Frage dadurch aus der Welt geschafft sei, daß seit dem 1. April 1999 das Provinzialschulkollegium selbst die Erlaubnisscheine er- teile. Im übrigen könne man dem Antrage nicht entsprechen; das Provinzialschulkollegium habe einen Gastwirt, der dem Verein seinen Saal zur Verfügung gestellt habe, mit einer Strafe bedroht und der Magistrat dürfe sich nicht der Begünstigung einer mit Strafe bedrohten Handlung schuldig machen.(Das Landgericht Berlin I hat am 28. Oktober 1909 die Verordnungen für rechts- ungültig erklärt und die angeklagten Redakteure frei» gesprochen! D. B.) Einer unserer Redner geißelte dieses Verhalten des Magistrats, für das auch der Ober- bürgcrmeister eintrat. Man müsse es eben auf den Zwang an- kommen lassen, wie bei einer früheren Gelegenheit, wo es sich um den Jugendunterrricht derDissidenten", um den polnischen Sokol und um die Schülerabteilungen des VereinsFichte" gehandelt habe. Damals habe es der Magistrat anzuerkennenderweise bis zum äußersten kommen lassen, dazu, daß die Rektoren aus un­mittelbaren Befehl des Provinzialschulkollegiums die Schulen jenen Vereinen gesperrt hätten. Aber selbst wenn man es auf diesen peinlichen Zustand nicht wieder hinauskommen lassen wollte, so müsse man wenigstens den zweiten Teil unseres Antrages an- nehmen; schon hätten Schöneberg , Weißensee und Wilmersdorf Räume zur Verfügung gestellt. Richtig sei es, daß einem Gastwirt wegen ähnlichen Tuns ein Strafmandat in Höhe von 199 M. angc- droht worden sei; dieser Mann habe sich aber um ein so recht- widriges Vorgehen nicht gekümmert und so sei denn auch nichts gegen ihn erfolgt, obgleich seit der Anhrohung bereits ein Jahr vergangen sei. Unser Redner wies darauf hin, daß ein ähnlicher Fall Aufreizung zum Ungehorsam gegen die Verfügung des Provinzialschulkollegiums bis zum Reichsgericht getrieben worden sei, aber dem Beschuldigten sei kein Haar gekrümmt worden. Leider habe das Reichsgericht über die Rechtsgültigkeit der Verfügung nicht entschieden; es ließ diese Frage unerörtert, da aus anderen Gründen auf Abweisung der Klage zu erkennen war. Uebrigens würde demnächst die Frage aufs neue die Gerichte be- schäftigen, da zwei Redakteure, davon einer beimVorwärts", von neuem zum Ungehorsam aufgefordert hätten.(Der Prozeh ist leider vertagt worden. D. B.)Auch untergeordnete Behörden sind nicht verpflichtet und gezwungen, einem solchen Beschlüsse nachzukommen, sondern müssen sich wehren und nicht solche rechtsungültigen Be- schlüsse weiterausbauen und in die Welt setzen." Aber der Anruf an die Mannhaftigkeit verhallte im Berliner Rathause unbefolgt unsere beiden Anträge wurden abgelehnt; Privatleuten wurde eS überlassen, einen Kampf auszufechten. zu dem der angegriffene Berliner Magistrat berufen war handelt eS sich doch um Wahrung der bescheidensten Rechte der Selbswerwal- tung. Wer wirklich für die Sesbswerwaltuna eintreten, wer ihren weiteren Ausbau will, der darf in diesem Wahlkampf nur stimmen für die Kandidaten der Sozialdemokratie! Huö der Partei. Mecklenburgischer Parteitag. Am 24. und 25. Oktober hielt die Sozialdemokratisch« Partei Mecklenburgs in Schwerin ihren Parteitag ab: den zweiten, der in Mecklenburg selber abgehalten werden konnte. Den Delegierten 44 aus 39 Orten tag der Bericht über das Geschäftsjahr 1998/1999, das erst« Jahr der politischen Versammlungsfreiheit in Mecklenburg , gedruckt vor. Die Sozialdemokratie Mecklenburgs ist im Berlqrs;ahre mit einem Zuwachs von rund 2599 Mitgliedern ein gut Stück vouvärts gekommen; noch größer wären ihre Erfolge gewesen, hätte sich nicht die ungeheuere Arbeitslosigkeit im Lande so scharf bemerkbar ge- macht. In allen 7 Kreisen des Landes ist kräftig agitiert und wacker am Ausbau unserer Organisation gearbeitet worden, so daß wir jetzt 54 Ortsvereine(im Vorjahr 35) haben, außerdem 18 Orte mit Vertrauensmännerorganisation. Im Lande sind zurzeit 8923 Männer und etwa 899 Frauen Mitglieder der sozialdemokratischen Parteiorganisation. DerMecklenburgische Volkskalender" ist in 199 999, drei Flugblätter in zusammen 145 999, dieGleichheit" in 1599 Exemplaren verteilt worden. In den mecklenburgischen Stadtparlamenten Häven wir, trotzBürgerrechtgeld" bis zu 21 M. und trotz Klassenwahl. Vertreter: in Boizenburg 1, Wismar 16, Schwerin 1, Rostock 4, Güstrow 5. Jugendausfchüsse bestehen bisher in Güstrow , Rostock , Schwerin und Wismar . DieMecklenburgische Volkszeitun g", das einzige sozialdemokratische Organ im ganzen Lande, hat auch im Berichtsjahr trotz der Arbeitslosigkeit mit ihrer bisher noch nie dagewesenen Ausdehnung ihren Abon- nenteustand erhalten und zum Herbst sogar erhöh ti Ein- nahmen und Ausgaben der Kasse oes Landesvorstandes balanzierten mit 6537,92 M. .* Mit der Vertretung des Parteivorstandes war Genossin Z ietz betraut, die zu Beginn der Verhandlungen des Parteitages die politische Lage im Reich einer kurzen Würdigung unterzog. Das Parteiblatt hat, wie aus dem Bericht der Preßkommission hervor- ging, einen Abonnentenstand von etwas über 8999 mit 35 773 M. Abonnenten- und 22 362 M. Jnseratengeldern. Die Buchhandlung erzielte einen Gewinn von 1388 M. Nachdem die Anträge zur Agitation diskutiert und erledigt waren, referierte Genosse F a a ß (Redakteur deS BlattesDer Landarbeiter") über die Land» arbeiterorganisation, und Genosse S t a r a s s on über Die politische Lage und über die mecklenburgische Verfassungsfrage. Der nächste Parteitag soll in Wismar stattfinden. K r ög e r° Rostock schloß die Tagung, indem er den Genossen mit beredten Worten die Beachtung des Schnapsboykotts empfahl._ Ein Parteijubiläum. Zum festen Besitzstand unserer Partei gehört der 8. schleSwig» holsteinische Wahlkreis(Altona -Stormarn ), der seit 25 Jahren ununterbrochen durch den Genossen Karl Frohme im Reichstage vertreten wird. Schon einmal, in den 79er Jahren, entsandte dieser Kreis, in der Stichwahl gewonnen, einen sozialdemokratischen Vertreter in der Person des Genossen Hasen- clever in den Reichstag , aber bei den Attentatsschwindelwahlen von 1873 ging er wieder verloren. 1834 wurde der Kreis dann