beschlossen, Me elektrische Zentrale nicht stillzulegen, also das Gegenteil von dem, waS der Herr Laiidrat„festgestellt" hat. Man sieht daraus Iviedermn, wie die Behörden„zuverlässig informiert" werde», und auf Grund solcher„Informationen" ließ der Landrat eingestandenermaben vier Garnisonen alarmieren,, holte Infanterie. Kavallerie und Maschinengewehre heran. Daß die Maschinengewehre aufgefahren worden sind, scheint dem Landrat selbst nicht mehr zu behagen; er entschuldigt das damit, daß diese zur Truppe gehörten, aber längst schon beiseite gesetzt seien.' „Kam es infolge des plötzlichen NeLergangeS 1>er Streikenden zur Gewalt zu Blutvergietzen und Zerstörungen, so war. ab- gesehen von den sonstigen ssolgen, nicht nur die Geiverkschaft durch Verluste an ihren Werken, sondern auch die nach vielen Tausenden zählende Arbeiterschaft geschädigt, deren Beschäftigung aus lange Zeit aushörte und deren Existenz völlig in Frage ge- stellt wurde. Diese letztere Folge wäre dann den sozialdemokralischen Hetzern vielleicht gleichgültig oder gar erwünscht erschienen, uni die dann brot« und existenzlosen Leute ganz in ihre Hand zu bekommen." Also phantasiert der Artikelschreiver weiter.— Es scheint als ob im Kopf desselben bereits die Gebäude in die Luft zu fliegen drohten, taufende reichstreue Hälse abgeschnitten würden, wenn nicht die Maschinengewehre noch rechtzeitig angekommen wären. Diese blutige Phantasie zu widerlegen, hieste wirklich das Exposb ernst nehmen, und das wird uns jedenfalls kein Mensch zumuten. Ebenso unhaltbar ist die Behauptung, den„sozial- demokratischen Hetzern"»viirde eine umfangreiche Existenzlosigkeit der Arbeiter erwünscht fein: haben sie doch deshalb den Kampf aufgenommen, um den Existenzlosen die Wiedereinstellung zu erkämpfen! Man sieht, wie ganz anders sich im Kopfe eines LandrateS die Welt malt. Und wegen dieses PhantasiebUdeS mußten die Maschinengewehre aufgefahren werden. DaS werden sich die ManSfelder Knappen dauernd merken. listiovzllibersler liatüenjzwwer. Daß die badischen Nationalliberalen— der Not ge- horchend l— vor vier Jahren mit der Sozialdemokratie ein Stichwahlabkommen trafen. daS ihnen zwölf Mandate sicherte, hat den außerbadtschen Siationalliberalen schon immer erheb- liches Bauchgrimmen verursacht. Mit Unbehagen sah man deshalb auch in diesen. 5kreisen den diesmaligen Land- tagswahlen entgegen. Selbst der Wortführer der badischcn Nationalliberalcn, Obkircher, rückte zu Beginn der LandtagSwahIbewegung vernehmlich von dem sozial- demokratischen Stichwahlverbündeten von 190E> ab. Doch da kam die Hauptwahl und brachte den National- liberalen— ganze vier Mandate! Sie waren bei den Stichwahlen ganz in die Hände der Sozialdemokraten gegeben: blieben diese neutral, da zogen die einstigen allniächtigen Beherrscher des Landtages und der Landespolitik als s ch w ä ch st e Fraktion in den Landtag ein I In dieser Not griffen die Nationalliberalen dankbar nach der Erneuerung des Stichwahlbündntsses, und die braven Basser- männer in- und außerhalb Badens drückten schmunzelnd ein Auge zu. Jetzt sind aber die Stichwahlen vorbei und trotz der eroberten 13 Mandate emvfinden die Nationalliberalen den Ausgang als schwere Niederlage, denn sie sind mit insgesamt 17 LandtagSsitzen an die dritte Stelle geraten. Deshalb geht das Wettern gegen den Großblock los! Schon gestern kanzelte die„National-Zeitung", der„Mannheimer Generalanzeiger". Bassermanns Blatt, und eine Anzahl anderer nationalllberale'r Organe die badische nationalliberale Parteileitung wegen ihrer Großblockpolitik ab; und heute vollzieht die parteiamtliche„Nattonalliberale Korrespondenz" (Nr. 284 vom 2. November) ii» einem umfangreichen Artikel aus Baden(von Bassermann?) die förmliche Hinrichtung. Es heißt in dem Artikel: „Die nationalliberale Partei Badens hat, wenn wir zunächst einmal die schweren grundsätzlichen Bedenken außer acht lassen, den gehler gemacht, dieses taltische Abkommen, das in seinem Ursprung nur eine Abwehrmehrhett gegen das Zentrum sein sollte, über seine engen Grenzen hinaus unzulässig zu der« breitern. Die ganze politische Stimmung in der Partei war von ihm beherrscht, aber auch die politische Aktion wesentlich von ihm beeinflußt. DaS bedingte dreierlei: Unmöglichkeit der Wiederknüpfung gelv isser Fäden zu den konservativ gerichteten Elementen im Lande, Schwäche der Abwehr gegen dt« Sozial » demokratie, Hemmung der eigenen Werbe» tätigleit und Organisation sarbett. Statt in der Großblocktaktik eine bedauerliche Notwendigkeit eines verzweifelten Augenblickes zu sehen, wurde sie in die Reihe der großen und immer fruchtbaren politischen Gedanken erhoben. Die Hauptwahlen konnten die Wirkung dieser unrichtigen Anschauungen und verkehrten Taktik nicht ganz zum Ausdruck bringen, weil als störendes und ablenkendes Moment die NeichSfinanzreform sich in den babischen Parteitampf hineinschob.... So lassen sich die Quellen der großen nationalliberalen Verluste im ersten Wahlgange nicht ganz reinlich von einander sondern. Aber soviel ist sicher, die Wahl wäre ohne Reichsfinanz- reform, nur im gelchen des Großblock�s. genau so verlustreich für die Nattonalliberalen geworden, wie sie eS jetzt ist. Mit dem Unterschiede, daß die nationalliberale Partei dann nicht nur an die Sozialdemokratie, sonder» auch an daS Zentrum und die Konservativen abgegeben hätte.... Ziffernmäßig klarer lassen sich die Wirkungen der Großblockstimmung, in der die national- liberale Partei Badens ihren Aufmarsch vollzog, erkennen an den Stichwahlen vom Sonntag. In sie spielte die Reichsfinanz- reform nur noch schwach hinein. Der Großblock regierte die Stunde, und er hat in jeder Hinsicht die Er« Wartungen der Nationalliberalen enttäuscht, Nutzen gebracht nur der Sozialdemokratie... Der Großblock hat daS Zentrum wieder gestärkt, den Sozial- demokraten eine gewaltige Ueberlegeuheit gegeben, die National- liberalen auf» empfindlichste geschwächt. Der Raum verbietet, auf Einzelheiten einzugehen, aber wir denken, daS zahlenmäßige Ergebnis der Stichwahl genügt, zu zeigen, daß unter dem Gesichts- punlt de» allgemeinen liberalen Interesse» wie unter dem des nationalliberalen Parteiinteresses der Großblock ein ungeheurer taktischer Fehler war.... Recht behalten haben die nationalliberalen Gegner de» Großblock«», die seit l'OOö warnten, ohne gehört zu werden... In der Kammer werden die Sozialdemokraten von der nationalliberalen Partei bald als unbequeme Weg- genossen empfunden werden. Praktische Politik im Sinne eine« entschiedenen, aber verständigen Liberalismus läßt sich nicht mit ihnen machen. Wollen die Nationalliberalen nicht ganz ausgeschaltet werden, so werden sie schon mit der Rechten auf dem Wege der Kompromisse zur Verständigung über die Regierungsvorlagen kommen müssen. Sie wären nicht in dieser Zwangslage, wenn sie die kostbare Zeit von vier Jahren nicht zum Hinarbeiten auf das Stichwahlabkommen mit der Sozialdemokratie, sondern auf die Stärkung der eigenen Position gegen Zentrum und Sozialdemokratie genutzt hätten. Dann wären sie zweifelsohne auch Ivos eine Macht in der Kammer geblieben, wenn auch nicht die erste, eine Macht vor allem im Lande. Diese nun wieder zu werden, muß heute und künftig ihre eüizige Aufgabe sein. Borbedingung ist gründliche Absage an das Abenteuer des Großblockes. Wird diese Vorbedingung erfüllt. dann kann die nationalliberale Partei wieder die S a m m e I- statte aller gemäßigten Elemente bis weit nach rechts werden.... Die nationalliberale Gesamlpartei des Reiches wird... für alle Zukunft von einem schweren Alpdruck befreit sein, wenn die nationalliberale Partei Badens sich dauernd löst von der verhängnisvollen Gemeinschaft mit der Sozialdemokratie. Denn diese hat der Gesamtpartei eher geschadet, ihr den Kampf gegen die Rechte ungemein erschwert, sie würde gerade gegen- wärtig sehr hemmend auf die nationalliberale Agitation im Osten gewirkt haben....' Die Sozialdemokratie hat nichts dagegen, wenn die badischen Nationalliberalen den Rat ihrer offiziellen Berliner Parteikorrespondenz befolgen und politischen Selbstmord be- gehen. Denn Selbstmord würde es sein, wenn sie künftighin die„gewissen Fäden" zu den konservativ gerichteten Elementen wieder anknüpfen und einen„kraftvollen Kampf gegen die Sozialdemokratie" aufznnehmen versuchte. Die Wähler, die in der Hanptivahl noch nationalliberale Stimmzettel abgaben, würden sich dann größtenteils nach links wenden, und die einst so große mächtige nationalliberale Partei, die Anfang der siebziger Jahre neun Zehntel aller Sitze im Landtage innehatte, hätte aufgehört zu existieren. flu! Ifliekzyn. Pastor Breithaupt, gegen den bekanntlich der Staatsanwalt das Strafverfahren eingeleitet hat, ist immer noch Leiter der Anstalt. Der Magistrat hat auch jetzt noch nickt die noch dort befindlichen Zögling�: fortgenommen. Die Zahl der Zöglinge ist glücklicherweise infolge weiterer Entweichungen auf sieben zusammengeschmolzen. Diese Nicht- rntfernung deS Herrn Pastors hängt damit zusammen, daß der Magistrat immer noch mit dem für die Greuel in Mielczyn mitverantwortlichen Kuratorium des„Evangelischen Vereins für Waisefürsorge in der Ostmark" Unterhandlungen führt. Jnsolge der Mißhandlung, die ein ausweislich der Alten geistig zurückgebliebenes Kind durch Pastor Breit- Haupt hat erdulden müsien, ist dies arme Kind jetzt der Gefahr nahe, in dauerndes Siechtum zu verfallen. Es leidet bis heute an ständiger bis zur Verfolgungsidee gesteigerten Angst vor weiteren Mißhandlungen durch den Pastor Breithaupt. In dem neuesten„Ministerialblatt für die preußische innere Verwaltung" wird das RcichLgerichtSurteil in der Strafsache gegen Kolander vom 17. Mai IWS abgedruckt. In diesem Urteil wird die Frage erörtert. wann eine strafbare Ueberschreitung des aus dem ErziebungSrecht folgenden ZiichtignngSrechtS vor- liege. Das Urteil führt auS: Eine Strafbarkeit liegt stets vor, wenn es vom Schlagenden in Wirklichkeit nicht auf Anwendung von Zuchtmitteln, sondern ans bloße Mißhandlungen unter dem Vor« wände der Züchtigung abgesehen war. Eine Strafbarkeit liege aber auch dann vor, wen» der Umfang de? ZiichtigungsrechteS über- schritten ist. Dieser Umfang wird durch„den allgemeinen Zweck der Erziehung bestimmt, also der im Interesse, den Fähigleiten und Anlagen sowie den sonstigen Verhältnissen des KindeS ent- sprechenden Sorge für seine körperliche, geistige und fitt- liche Ausbildung, und durch die besonderen Zwecke der Für- sorgeerziehung."„Hiernach ist zu entscheiden, ob die jeweilig vor- genommene Züchtigung sich nach Art und Maß innerhalb der Grenze einer maßvollen, vernünftigen und durch die Umstände gebotenen AnstaltSzucht gehalten hat." Wegen der Mißhandlung des armen, mit Stockhieben traktierten. an Hänoen und Füßen mit Stricken gebundenen und in den Wasch« räum geworfenen FürsorgezöglingS, der jetzt dem Siechtum nahe ist, hat Pastor Breithaupt zu seiner Entschuldigung angeführt, er habe nicht gewußt, daß dies Kind psychopathisch' war, weil der Magistrat die Akten ihm nicht üüersandt hatte. Nach dein schon früher von uns Dargelegten und den eben angeführten Gründen dev Reichs- acrichtScntscheidung dürste eS keinem Zweifel unterliegen können. daß selbst eine gelinde Züchtigung mangels jeder Kenntnis über die Persönlichkeit de» Zöglings eine st r a f b a r e Mißhandlung war. Art und Maß der vom Pastor Breithaupt angewendeten ZiichtlgungSmethode waren aber so ungeheuerliche, daß auch eine nach Jahren berechnete Gefängnisstrafe IUI Verhältnis zu den ver« übten Greueln von gesundem Rechtsempfinden als hinreichende nicht erachtet werden kann. Pastor Breithaupt befindet sich aber noch immer auf freiem Fuße. Und der M a g i st r a t verhandelt gar mit dem Kuratorium, unter dessen verantwortlicher Leitung die zum Himmel schreienden Mißhandlmigen der Kinder erfolgten. über Fortdauer des Fürsorgeverirage» mit Mielczyn. Und daS nennt sich„freisinnige" Stadtverwaltung. poUrtfcbe dcberlicbt. Berlin , den 2. November 1909. Ein alter Schwindel. Mit der bekannten agrarischen Ungeniertheit tischt die„Deutsche TageSztg." in Nr. V12 wieder«ine schon mehrfach als Schwindel nachgewiesene Berechnung auf über die Steigerung der Löhne und Lebensmittelpreise. Um eine über die Preissteigerung hinausgehende Lohnerhöhung zu konstruieren, stellt sie die offiziellen Angaben über die vergarbeiterlöhne im Jahre 1S8S mit solchen auS dem Jahre IVOS in vergleich. Das Jahr 1S8S war nun aber das der niedrigsten Löhne, standen doch die Tagesverdienste im Bergbau, die hier zum Exempel gewählt sind, weit unter denen, die 1873 erzielt worden waren. Andererseits waren die Lebensmittelpreise auch im Jahre 1883 verhältnismäßig hoch, so daß bei einem Vergleich mit dem Jahre 1V0S die Lohnstelgerung erheblich, die Steigerung der Lebensmittelpreise minder hoch erscheint. Will man vergleichen, dann muß man selbstverständlich entweder die Ergebnisse zweier Krisen« oder zweier Hochkonjunkturjahre gegenüber stellen. Doch sehen wir uns zunächst die Zusammenstellung der„Deutschen TageS« zeitung' an. Sie schreibt: Im folgenden geben wir eine Tabelle, welche für 1883 und 1333 einmal die JahreSdurchschnittSlöhne der in der KnappschaflS- Berufsgenossenschaft versicherten Arbeiter, und speziell noch der Arbeiter im Steinkohlen-Bergbau wiedergibt und die Preise für Roggen, Weizen, Sprisekartoffeln. Rinder und Schweine, durchweg für Berlin , dessen Preise ja ungefähr dem ReichSdurchschnitt ent- sprechen. In der S. Kolumne ist dann die Steigerung in Prozenten berechnet. 1883 1333 Steigerung M. an.°/o Jahresdurchs chnittSlöhne der Knapp« schaftSberufSaenosienschast.. 723 1339 91,3 Speziell Steinkohlenarbeiter,.. 768 1478 32.4 Roggen p. Tonne lBerlln).... 133,3 186,5 12,8 Weizen p. Tonne(Berlin ).... 121,3 2ll.2 33,3« Speisekartoffeln p. Tonne(Berlin ). 23.3 24.3 83,3 Rinder p. Doppelzentner.... 131,4 133,0 37,1 Schweine p. Doppelzentner... 34,2 116.3 23,2 Durchschnitt für die fünf Konsumartitel 44.7% Wir sehen also, baß die Löhne für die fünf Konsumartikel sich in den 22 Jahren fast verdoppelt haben. Die durchschnittliche Steigerung der fünf hier aufgeführten Konsumartikel aber beträgt noch nicht die Hälfte der Lohnsteigerungcn. Demnach liegt also gar kein Grund vor, von einer ungewöhnlichen Belastung der Arbeiterschaft durch die Preissteigerung zu reden: die Lohn- ftdgenmg hat jedenfalls, wie wir hier sehen, noch einmal so große Schritte gemacht. Wie leichtfertig der Statistiker der„Deutschen Tageszeitung" vorgeht, zeigt schon seine Ermittelung des Durchschnitts. Anstalt diesen auS den absoluten Größen zu ermitteln, errechnet er ihn auS den— prozentualen Steigerungen l Nach solchem Beispiel könnte man auch Schweine. Agrarier, Esel und Grafen zusammcnaddieren. Doch das nur nebenbei. Die Haltlosigkeit der aristokratischen Rech- nung darzutun, dient die nachfolgende Berechnung. Wir haben dabei die höchsten Bergarbeiterlöhne ausgewählt und die Preise nach den Veröffentlichungen des Statistischen AmtS der Stadt Berlin eingestellt. Danach ergibt sich dieses Bild: «iwi iona Steigerung Tagesdurchschnittsverdienst der �«m in Bergarbeiter im OberbergamtZ-"'' Prozent bezirk Dortmund ,..... 4,13 4.82 12.31__ Roggen per Tonne.,.... 142,22 183,48 33.88 Weizen........ 151,80 211,22 30,07 Kattoffeln, 1200 Kilogramm... 54.31 64.72 13.83 Ochseufleisch, I.Oual., 53Kilogramm 28,85 69,73 13,49 Schweinefleisch, 53 Kilogramm.. 47,79 58,33 23,41 Die Lohnsteigerungen haben demnach nicht nur nicht gleichen Schritt gehalten mit den Preisaufschlägcn, sie find hinter diesen ganz erheblich zurückgeblieben._ Höhere Töchter! Vor kurzem veröffentlichte die„Nordd. Allgem. Ztg." eine offizielle Warnung des Kolonialamtes, in der die Eltern hoffnimgs- voller„höherer Töchter" ersucht wurden, darauf zu achten, daß ihre weiblichen Sprößlinge nicht mit den schwarzen Jünglingen der deulschen Kolonie» in brieflichen Verkehr treten und ihnen brünstige Liebesbriefe schicken. Die Warnung warf ein grelles Licht auf die Gefühlsverbildung und-Berirrung der„höheren Tochter", der es in unseren heutigen gesellschaftlichen Verhältnissen nur zu oft an jeder ernsten geistigen und körperlichen Arbeit fehlt. Immerhin handelte eS sich in diesem Fall nur um ein widerliche? Liebesgirren per Distanz: die Szenen aber, die sich jüngst in Hamburg bei der Abreise der in Hagenbecks Tierpark ausgestellt gewesenen Schwarzen abgespielt haben, zeigen, daß, sobald sich die günstige Gelegenheit bietet, diese „gebildeten" Töchter zum Teil unter die gewöhnlichste Straßendirne herabsinken. Bürgerliche Blätter wisien nämlich aus Hamburg zu berichten: „Gestern nachmittag gingen mit dem Dampfer„Skandia " von der Hamburg-Amerika-Linie die während des Sommers in Hagen - becks Tierpark zur Schau gestellten Aethiopier in See. Es gab dabei höchst widerwärtig« Szenen. Eiwa zwanzig Verehrerinnci'. der Aethiopier hatten sich am Auguste-Viktoria-Kai eingefunden, als die Truppe in vier Wagen an.am und eingeschifft wurde. Die Mädchen gaben sich als die intimen Freundinnen der Schwarzen, denen sie in jeder Weise ihr Bedauern über deren Scheiden zum Ausdruck brachten. Einigen der Mädchen, die fast alle Abschiedsgaben mit- gebracht hatien, gelang es sogar. aufS Schiff zu kommen, um ihre schwarzen Freunde im Zwischendeck aufzusuchen. Sie wurden allerdings, sobald sie bemerkt wurden, von Bord gewiesen. Die Mehrzahl der jungen Dämcken, die für daS Entwürdigende ihres Lerhaltens kein Gefühl hatten, standen dann mit den Aethiopier» am Kai. Adressen wurden ausgetauscht, zärtliche AbschicdSworte flogen hin und her. Als die Dampspfeife da» Abschiedssignal er- tönen ließ, gab eS die rührendsten Abschiedsszenen." Ethnologen und Reisende, die niedrigstehende Völkerschaften be- suchten, haben oft über die widerliche Geilheit und Aufdringlichkeit der eingeborenen Weiber berichtet. Die Erzählungen der zurück- kehrenden Aethiopier über die vielgerühmte Siltenreinheit der deutschen„gebildeten" Tochter werden kaum viel ander» lauten. Die Einnahmen des Deutschen Reiches an Zöllen. Steuern und Gebühren in der Zeit vom 1. April bis Ende September dieses Jahres ergaben einen Uebcrschnß über den Etatsansatz von 54,6 Millionen Mark. ES brachten mehr: Die Zölle 28,4, die Börsensteuer 17,7 Millionen Mark, die Branntweinverbrauchsabgabe 12,8 Millionen Mari, die Zuckcrsteuer 3.2 Millionen Mark, die Erbschaftssteuer 2 Millionen Mark, die Zigaretten-, die Schaumwein- und die Losesteuer je etwa» über 1 Million Mark. Mindererträge ergaben: die Brausteuer(2,2 Millionen Mark) und die Tabaksteuer(1.1 Millionen Mark). Beeinflußt sind diese Erträge natürlich durch die neue ReichSfinanzreforin. Die da- durch neu eingeführten Abgaben sind die Stempelsteuern von Ge- winnanteilschein- und ZinSbogen, von Schecks und von Grundstücks- Übertragungen. Die Einnahme von den Schecks datiert erst vom 1. September; sie hat 269 764 M. in diesem Monat betragen. AuS der Talonstcuer sind 247313 M. und auS Grundstücksübertragungen 2331 733 Mark vereinnahmt. Die Sinnahme an Stempelsteuer sürFrachturkundcn belief sich auf 7,2 Millionen, um 3,3 Millionen weniger al« im Etatsansatz, für Personenfahrkarten auf 3.6 Millionen oder 3.2 Millionen Mark weniger, für Kraftfahrzeugkarten auf 1,3 Millionen oder 3.8 Millionen Mark mehr, für Tantiemen auf 2,4 oder 0,7 Millionen Mark mehr. Die Emnahmen der Post ergaben ein Minu» von 24,1 Millionen Mark gegen den Etat. Schon diese Zahlen zeigen, daß daS MehrergevniS der Reichskasse nicht annähernd den Mehrbetrag der ungedeckten Matrikularbeiträge für 1933 erreichen wird.--_ Verurteilter Amtövorsteher! Im Wahlkreis Züllichau-Krossen haben unser« Par» teigenossen unter der Saalabtreibung ungemein zu leiden. Na- mentlich im Bereich de» LandratSamtS Krassen a. Oder. AIS in Räd n i tz nach jahrelangem Kampfe der Lokalinhabcr de» Hammer- krugeS sich endlich dazu verstand, seinen Saal auch den Arbeitern zu ihren politischen und gewerkschaftlichen Versammlungen zur Verfügung zu stellen, da begannen die kleinen Mittel preußischer „Fürsorge" zu spielen. Persönliches„Gutzureden". Verweigerung der Tanzerlaubnis, Strafmandate für Dinge,„über die man sonst hinweg gesehen hätte". Der Amtsvorsteher von Rädnitz, Herr W a m t n» k i, war eS bekanntlich, der neben seiner Amtsvorsteher. tättgbeit für die bei ihm um TanzerlaudniS nachsucknnden Gast- Wirt« die Bicrlicfcrung übernahm. MS unser Genosse Grauer gelegentlich der Maifeier im vorigen Jahre in LeiterSdorf einen Vortrag halten sollte, wurde daS amtSvorsteherliche Bier auf Anordnung des AmtSvorsteherS wieder aus dem Keller des Gastwirtes, wo eS schon seiner Bestimmung harrte, zum Amtsvorsteher zurückgeholt. Dieser AmtSvorsteher hat nun von dem Wirt de» HammerkrugeS im Jahre 1932 eine Landparzelle zur Ausnutzung de» Sandes für die Glasfabrik gepachtet, deren Mitinhaber Herr WaminSkr war. AI » der Verpächter den Pachtpreis von 73 Mark pro Morgen und Jahr für zu niedrig Iwjeichnete, soll der AmtSvorsteher ihn mit dem Versprechen zum Vertragsabschluß bewogen haben, daß der Wirt alle 14 Tage Tanz abhalten dürfe. Dieses Versprechen— das allerdings über die amtsvorstcherlichcn Machtbefugnisse hinausgeht— ist nun aber nicht inne gehalten worden, da unter Umständen ja auch die bösen Sozi an dieser Vergünstigung teilnehmen konnten. Aber das Versprechen wurde ruchbar, es gäb eine Anklage wegen Amtsmißbrauchs»wd
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