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Nr. 261. 26. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonntag, 7. November 1909.

Tit Kognak Schnaps?

hinaus? Auf eine höchst aufreizende Privilegierung ahmung bei politisch interessierten und charakterfesten Männern der wohlhabenderen Parteigenossen gegenüber des Bürgertums bleiben. Und vor allen Dingen ist der namenlose den armen und ärmsten Arbeitern! Den letzteren Ingrimm, der die gesamte Arbeiterklasse und darüber hinaus Es soll sich um feine chemische Untersuchung handeln. Uns würde man aus dem Verzehr eines gewöhnlichen Kerns für fünf Hunderttausende deutscher Männer und Frauen über die Mehrheitsa interessiert mur die politische Bedeutung dieser Frage. Pfennig einen Vorwurf machen, wer sich aber für zwanzig oder parteien der Finanzreform, besonders über das anmaßende Der ruhige, fast allzu ruhige Verlauf des Leipziger   Parteitags fünfzig Pfennig einen feinen" Liför leisten kann, der darf ruhig preußische Junkertum ergriffen hat, ein wertvoller Bundesgenosse wurde nur selten durch Ausbrüche des Temperaments einzelner weiter trinken! Dabei muß gerade demi Aermsten, der sich bisher des Schnapsboykotts. Redner oder allgemeiner Begeisterung unterbrochen. Eigentlich nach schwerer förperlicher Arbeit durch einen Schnaps aufzufrischen Wenn aber dieser Ingrimm politische Wirkungen äußern soll, einigte nur ein Verhandlungsgegenstand die Stimmung aller Dele- versuchte, der Verzicht viel schwerer fallen als dem besser Situierten, wenn die Junker die Lehren ihrer Steuerunverschämtheiten voll gierten zu einem spontanen Sturm der Erhebung und Begeisterung. der sich für den Verzicht auf einen Benediktiner   auf andere Weise auskosten sollen, so muß dies durch eine Herabminderung der Liebes­Das war die Beratung der Resolution über den Schnapsboykott und ichadlos zu halten vermag. Also fort mit den ausländischen gabe zahlenmäßig in die Erscheinung freten, so darf den Junkern die einstimmige Annahme dieser Resolution. Schnäpsen! der billige Triumph nicht gegönnt werden, daß sie nach Jahresfrist Gerade weil die Aktion gegen den Brannttvein nicht aus Gründen Noch unglüdseliger ist der Hinweis auf die ostelbischen Gefilde an der Hand der Statistit nachweisen können, der Boykott Habe der Alkoholabstinenz, sondern aus politischen Zweckmäßigkeitsgründen und die Bergwerksdistrikte, in denen wir zuerst den Schnaps- ihnen nicht geschadet. Gerade weil durch den Schnapsboykott nicht erfolgte, gelang es ihr, alle Delegierten geschlossen hinter sich zu fonfum eindämmen müßten. Daß der Schnapsboykott von die ganze Liebesgabe beseitigt, weil sie vielmehr nur um einen be­vereinen. Die Abstinenten stimmten mit heller Begeisterung dafür, Breslau   aus angeregt worden ist, gibt zunächst die beste Gewähr scheidenen Bruchteil vermindert werden kann, so wollen wir den weil der Parteitagsbeschluß einen großen Schritt vorwärts auf dem dafür, daß die dortigen Genossen nicht säumen werden, für die Ver- Junkern von diesem Bruchteil auch nicht einen lumpigen Wege zu ihrem besonderen Ziel bildet; die nichtabstinenten Ge- wirklichung des Parteitagsbeschlusses in ihren oberschlesischen Pfennig schenken. nossen wiederum waren sichtlich erfreut darüber, dem von Agitationsbezirken ihr bestes Können einzuseßen. Im übrigen Dazu ist nötig, daß fortab kein Tropfen Schnaps- jedem lassenbewußten Arbeiter gehaßten gehaßten Alkoholismus einen würde es einen schier unbegreiflichen Mangel an politischem Weit- gleich vie! welchen in oder ausländischen fräftigen Schlag zu versetzen, ohne sich dadurch zugleich blick, aber ebenso am Verständnis für praktische Arbeit bedeuten, amen sich der Fusel beilegt über die Lippen eines für die totale Abstinenz festzulegen; alle Genoffen aber, die einen wenn man die Ausführung eines nicht eben leichten Parteitags organisierten Sozialdemokraten geht! wie die anderen, empfinden in gleichem Maße die eigentliche hohe beschlusses den indifferentesten und für diese besondere Aufgabe, Bedeutung des Beschlusses als einer unmittelbaren politischen Aftion außerdem ungeeignetsten und Nichtparteigenossen aufhalsen) gegen das von Schnapsliebesgaben, Zollräubereien und politischen wollte. Die Genossen, die mit dem Hinweis auf die Vorrechten lebende preußische Zunfertum. ostelbischen Schnapsgrossisten dem großstädtischen Detailtrinker Und der helle Jubel, mit dem der einstimmige Beschluß auf sein Gläschen in Ehren nicht verwehren wollen, mögen sich dem Parteitage begrüßt wurde, hat ein lautes und freudiges Echo im nur einmal diese Konsequenz bor   Augen führen; fie In der interessanten Rede, die Genosse Berger jüngst über ganzen Lande gefunden. Selten hat ein Parteitagsbeschluß, noch werden dann selbst einsehen, daß ihre Argumentation einem die amerikanische Arbeiterbewegung in Berlin   gehalten hat, fam Dazu ein so kurz vorbereiteter und nicht einmal von den Justanzen" schlechten Witz nahekommt. Gerade in den Städten und wo überall unser Genosse auch auf die Frage der Einwanderung begutachteter, eine so günstige Beurteilung durch die Parteis und Ge- sonst noch organisierte Arbeiter leben, die Parteidisziplin chinesischer und japanischer Kulis zu sprechen. werkschaftspresse und durch die Parteiversammlungen gefunden wie fennen und die in Streiks, Aussperrungen, Boykotts und anderen der prinzipiellen Wichtigkeit dieses schwierigen Problems und bei der Schnapsboykott. Mit Lust und Liebe geht man allerorts, im Kämpfen oft genug bewiesen haben, daß sie Opfer zu bringen wissen, dem Umstand, daß die Frage vielleicht auch auf dem nächsten Norden und Süden, im Osten und Westen Deutschlands  , ans gerade dort muß der Hebel angefegt werden. Und internationalen Stongreß zur Verhandlung gelangen wird, Werk, um dem Beschlusse Leben und praktische Folge zu wenn die Hunderttausende politisch organisierter Arbeiter und da= geben. Die Partei und Gewerkschaftsblätter fordern nachdrücklich neben die vielen Hunderttausende nur gewerkschaftlich Organisierter über dessen Tagesordnung gerade jegt das Internationale zur Beachtung des Beschlusses auf, ebenso die Leiter von Vereinen mit ihren Familienangehörigen den Schnapsgenuß einstellen, so wird Bureau in Brüssel   verhandelt, erscheint es uns notwendig, etwas und Versammlungen; Gewerkschaftshäuser stellen ihren Schnaps- auch schon diefes Ergebnis geeignet sein, der Junker sonst so fromme eingehender auf diese Frage zurückzukommen. Wir geben daher ausschant ein; Konsumvereine suchen ihre Branntiveinvorräte ab- Denfungsart in gärend Drachengift zu verivandeln. folgenden Artikel wieder, den uns Genosse Gustav Eckstein  , zustoßen; die Bildungsorganisationen streben in eifrigem Bemühen ein genauer Kenner der Einwanderungsfrage, zur Verfügung gestellt danach, einen besseren" Spiritus" an die Stelle des verhaßten hat, indem wir bemerken, daß wir Naunumangels wegen leider ge­Startoffelsprits der gehaßten ostelbischen Volksauswucherer zu setzen. nötigt waren, diese Ausführung einige Zeit zurückzustellen. Aber es gibt eine weniger erfreuliche Stehrseite der Medaille. Manche Genossen scheinen sich erst nachträglich über die Trag­weite des Beschlusses klar geworden zu sein, und sie suchen nun den feurigen Wein der frischfröhlichen Boykottbegeisterung durch einige wohlgemeinte Tonnen Wasser zu verdünnen.

So hört man die Meinung äußern, der Boykott beziebe fich nur auf den inländischen, ostelbischen Schnaps, auf den Kartoffel­fusel, dagegen falle der ausländische Branntwein französischer Kognat, dänischer Storu, holländischer Genever, indischer Arak, Jamaika  - Rum nicht unter den Beschluß.

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Eine andere Argumentation sucht das gelegentliche Kleine Gläschen des großstädtischen Arbeiters zu retten, denn so kleine Mengen fämen für die Liebesgaben doch nicht sehr in Betracht; man müsse vielmehr den Schnapskonsum in den ostelbischen Gegenden und in den Bergwerksdistrikten Oberschlesiens  , wo der Schnaps literweise vertilgt werde, einzuschränken bemüht sein. Wieder andere meinen, man dürfe nicht so schroff vorgehen und den Parteitagsbeschluß zur Pflicht jedes Parteigenossen machen; viele könnten sich den Schnaps nicht mit einem Male abgewöhnen; wenn deshalb der eine oder andere dagegen verstoße, solle man den Verstoß mit Milde passieren lassen.

Diese zweideutigen Interpretationen eines unzweideutigen Partei­tagsbeschlusses sind vor der Kritik nicht stichhaltig.

Diese Erwägung muß auch verhindern, daß der Parteitagsbeschluß wider den Schnaps mit gar zu großer Milde gehandhabt wird. Gewiß soll man nicht gleich mit den strengsten und schärfsten Maßnahmen drohen und hantieren, wenn man organisierte Arbeiter trifft, bei denen der Geist zwar willig, aber das Fleisch schwach ist. Aber die Genossen haben doch eine reiche Fülle moralischer Machtmittel zur Verfügung, mit denen sie Schwächlinge in ihren Reihen aufrichten und festigen können. Mögen sie diese Mittel proletarischer Disziplin nur anwenden! Mögen sie solche Genoffen, die aus Un­verständnis ihren Schnaps weiter trinken, mit dem wohlwollenden Worte der Ueberredung zu einer besseren Einsicht belehren.

Die gelbe Gefahr.

Genosse Eckstein schreibt:

Genosse Berger ist der Meinung, daß die so außerordentlich niedrige Lebenshaltung der gelben Einwanderer das Lohnniveau des amerikanischen   Arbeiters binnen kürzester Zeit auf ihr eigenes herabs drücken würde. Die amerikanischen   Arbeiter seien deshalb genötigt, sich gegen diese verderbliche Invasion zu wehren, die für das Land größere Gefahren mit sich bringe als der Einfall eines siegreichen

Man hat den Beschluß des Leipziger Parteitages eine Feindes. Kulturtat genannt, und auch auf bürgerlicher Seite hat man Wenn wir unseren abweichenden Standpunkt hier zu begründen fich hier und δα veranlaßt gesehen, der Partei dafür Vorschußlorbeeren zu spenden. Mancher Lobredner mag dabei außer fuchen, so soll dabei nicht von ethischen Forderungen die Rede sein, acht gelassen haben, daß die zahlenmäßige Wirkung des Schnaps- es soll nicht darauf Gewicht gelegt werden, daß wir die Arbeiter Boykotts nicht so groß sein kann, wie viele im großen Enthusiasmus aller Völker und Rassen prinzipiell als gleichberechtigt zu betrachten angenommen haben. Nur eine Minderheit der deutschen Arbeiter haben; es soll nicht darauf hingewiesen werden, daß die Eisen­ist gewertschaftlich organisiert und auf diese Minderheit übt der bahnen, die die wirtschaftliche Blüte der amerikanischen   West­Parteitagsbeschluß nur mittelbar eine Wirkung aus. Erheblich fleiner staaten vermittelten, und die dazu beitrugen, der ganzen Welt die aber ist die Minderheit der politisch organisierten Arbeiter, die eigent: Nahrungsmittel zu verbilligen, gedüngt sind mit dem Blut und den lichen Parteigenossen, für die der Leipziger   Beschluß bindende Kraft und wenn auch nur die eines moralischen Zwanges befizt. Unter diesen Hunderttausenden wird gewiß auch noch mancher sein, für den der Leipziger   Beschluß eine schwierige Klippe ist, sodai schließlich der Haufen der politischen Branntweinabstinenten nicht so über wältigend groß ist, wie es dem einen oder anderen auf den ersten Blick erscheinen mochte.

Daß auch die ausländischen Schnäpse durch den Parteitags­beschluß getroffen werden, ist ganz selbstverständlich. Selbst ab­gesehen davon, daß auch die ausländischen Schnäpse mehr oder Andererfeits brauchen natürlich auch nicht die günstigen Neben­iveniger von Zoll und Steuer getroffen werden, also auch zur Er- umstände außer Betracht zu bleiben. So kann bei den meisten höhung der Reichseinnahmen und zur Festigung der Liebesgaben politisch organisierten Sozialdemokraten noch eine Familie mit in beitragen; abgesehen auch davon, daß die meisten ausländischen Anrechnung gebracht werden, die Frau, erwachsene Söhne und Schnäpse das Ausland faum gesehen haben und neun Töchter, Brüder, andere nahe Verwandte und Freunde, auf die Zehnteln aus echtem ostelbischem Kartoffelsprit bestehen- der Schnapsboykott nicht ohne Wirkung bleiben wird. Es wird worauf liefe die Schonung der ausländischen Schnäpie das Beispiel der organisierten Arbeiterschaft auch nicht ohne Nach

Kleines feuilleton.

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Theater.

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Schillingen   wöchentlich bis zu ztvölftausend im Jahre.... Und so rette ich zugleich ihre Seelen vor dem schlimmsten der Ver­brechen, der Quelle aller übrigen, der Armut. Eingestreute Bemerkungen wie die, daß ein richtiger Waffenfabrikant seine Mordmaschinen jedem zahlungskräftigen Kunden ohne Ansehen der Person verkaufe, und daß die Massen einmal, so bewaffnet, die Welt für sich erobern könnten, stimmen in ihrer anarchistelnden Tonart mit dem sonstigen Undershaftschen Terte herzlich schlecht zu­fammen, und sollen dem vom Willkürspiel der Laune weit aus der Bahn gelockten Autor auch wohl nur zu der Salvierung seines re­volutionären Gewissens dienen.

Knochen zahlloser chinesischer Arbeiter, die bei ihrer Aulage zu Tode geradert wurden. Die Frage soll hier ganz nüchtern und sachlich erörtert werden, vom praktischen Standpunkt, wie es der Amerikaner verlangt.

Vor allem ist da festzuhalten, daß Genosse Berger nur seinen individuellen Standpunkt entwickelt hat; denn die Resolution des letzten amerikanischen   Parteitags von Chicago  ( Mai 1908) vertagte die endgültige Entscheidung der Frage bis zum nächsten Parteitag, der erst 1912 stattfinden soll; sie enthält aber in dem entscheidenden Pasius die ausgesprochene Ablehnung einer Fest­legung auf eine Politit der Ausnahmegesetze, die Einwanderer um ihrer Nasse willen ausschließen. Hingegen spricht sie sich entschieden

Textbuch( das von V. Léon und R. Batta stammt) wie auch der Komposition eigen. Sie versteht es gut, durch ihre wechselvollen Harmonien und Klangfarben die Kontraste und die Stimmung auszumalen und ist von einer beneidenswert straffen Präzision, ohne gerade in besondere künstlerische Höhen zu steigen. Nun galt es, die Raffiniertheiten des genannten Theaters auf eine solche Tragödie anzuwenden. Und was nur immer aufgeboten werden konnte, ist aufgeboten worden mit allem Effekt und Erfolg.

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Am wenigsten von Unruhe und Effekt lag in der Darstellung der Hauptrolle durch den Baryton R. Hofbauer um so ver dienstlicher, als das Toben des Mördergewissens leicht zu Unmäßig­keiten in der Durchführung verleitet. Alles lebrige war tüchtiges Musikspiel und Mimitipiel und großenteils auch tüchtige Sangestunſt; den mit mancherlei heitlen Aufgaben belasteten Chor nicht zu vers

Notizen.

82.

Kammerspiele: Major Barbara, Komödie von B. Shaw  . Für das, was Marr einmal die Infamie des Be­stehenden nannte, hat Shaw   ein tiefes, glühendes Empfinden. Auch in der seltsamen Vorrede zu der neuen Komödie bricht dies Gefühl an manchen Stellen mit elementarer Wucht hervor. Ich bin" so schreibt er ,, und bin immer gewesen ein revolutionärer Schriftsteller; weil unsere Gesetze das Gesetz unmöglich machen, Am meisten Interesse hatten die Heilsarmeeszenen im zweiten unsere Freiheiten alle Freiheit vernichten, unser Besis organisierter ft. Ein paar scharf gesehene Typen zogen vorüber: Ein qued­Diebstahl ist, unsere Sittlichkeit unverschämte Heuchelei ist, der silberner harmlos aufschneiderischer Bursch, der sich bei seiner Buße Schatz unseres Wissens von gar nicht oder schlecht unterrichteten die greulichsten Schurtereien angedichtet hat, ein hungernder Alter, gessen! Narren verwaltet wird, weil unsere Macht von Feiglingen und den seiner grauen Haare wegen kein Fabrikant mehr nehmen will, Schwächlingen gehandhabt wird, und unsere Ehrbegriffe ganz und ein verkommener Rowdy, dessen verstockter Sinn unter Barbaras gar falsch sind." Seine ersten Komödien, von denen Widower fanftmütig- gütigen Zuspruch sich zu erweichen scheint. Aber der Houses" und Miß Warrens Gewerbe" auch in der Freien Volks- Umfehr in der Seele der Heldin, ihrem Uebergang von den sozialen Der neue Direktor der Nationalgalerie. Lühne zur Aufführung gelangten, sind getränkt vom Geist sozialer Heilsarmeeideen, von aufopfernder Fürsorge für die Ausgestoßenen Bum Nachfolger Tschudis, des hochverdienten Reorganisators unferer Empörung und äßender Kritit. Hohnlachend reißt er die heuchle- zur Lebenssphäre und Auffassung ihres Vaters fehlt jede feinere modernen Galerie, der durch Intrigen einer bestimmten Clique von rischen Redensarten, hinter denen tonventionelle Moral die Blößen psychologische Motivierung. Daß die Heilsarmee   Summen, die von Berlin   weggeetelt wurde, ist der Sekretär der Akademie der Künste der Gesellschaft verdeckt, in Fetzen. Aber mit dem Haß wider die offenbaren Feinden der Sache, von einem reichen Schnapsbrenner Prof. Ludwig Justi   ernannt worden. Ob der neue Direktor der Institutionen und die sie feig und gedankenlos bemäntelnde Lüge und ihrem Vater, dem Kanonentönige, geboten werden, nimmt, und, genehme Mann der Clique, ob er ein bloßes Protektionstind, ob er verbindet sich bei ihm ein intellektueller Respekt für Personen, die um gewissen Aufgaben zu genügen, nehmen muß, diese Ent- ein farbloser Verlegenheitskandidat oder ein berufener und selbstän den gegebenen Tatbestand einfach hinnehmen, von keinem blauen deckung foll nach Shaw das fluge Mädchen plöblich von Grund aus diger Organisator ist, wird erst zu erweisen sein. Als akademischer Phrasendunst benebelt als rücksichtslose Egoisten sich aus sozialen verwandeln! So wenig überzeugend. wie diese Bekehrung mutet Lehrer und vorübergehender Leiter des Städelschen Instituts in Tiefen den Weg zu Reichtum und Macht gebahut haben. Der auch die Beteuerung der Bekehrung am Schluffe an: sie wolle ihr Frankfurt   hat der 33jährige nichts geleistet, das beſtimmend wäre. Parvenu Sartorius  , der seine Revenuen als Hausherr aus den Werk seelischer Erhebung unter den gutgenährten Arbeitern der Um Bodes Wachsbüste wie wir vorderhand die Aermsten preßt, und die betriebsame Miz Warrens, die es vom väterlichen Fabriken in höherem Sinne fortseßen, während sie als angebliche Lionardobüste nennen sollten scheint es sehr schlimm Wäschermädel bis zur glänzend finanzierten Bordellwirtin ge- Heilsarmeesoldatin doch nur hungernde Menschen mit der Ver- zu stehen; denn im Lokal- Anzeiger", dem offiziöfen Organ der bracht hat, sind Menschen dieses Schlages, und der Angelpunkt heizung von Brot und Himmelsglück bestochen habe. So konnte Bode- Clique, beginnt zur Rettung Bodes ein anonymer Bravo seine beider Stücke liegt in den Szenen, wo sie in überlegenem Cynismus fich weder ein Kontakt mit den Ideen, noch mit den Personen der Manöver. Man erkennt an dem lächerlichen Deutsch dieses Burschen, ihr Handeln als ein dem aller honetten Gesellschaftsglieder wesens Komödie herstellen, und der barocke Witz des Dialogs genügte nicht, daß es derfelbe ist, der seinerzeit durch unsaubere Manöver Tschudi gleiches verteidigen. Bei allem anregenden Reize eines solchen das Interesse wachzuhalten. stürzen half. Inzwischen ist auch die der Büste fehlende Hand Doppeispiels, das in die Anklage wider die Zustände eine Apologie Leider hatte Hedwig Wangel   wegen ihrer Erkrankung die Rolle von ihrem früheren Besitzer fürs Kaiser- Friedrich- Muſeum erstanden Der Personen einfließen läßt, läuft auch in diesen Komödien schon der korrekt rechthaberischen Frau Undershaft nicht übernehmen worden. hier und da eine verdrießliche, auf bloße Verblüffung abzielende tönnen. Der Ersaz für sie ließ zu wünschen übrig. Die anderen Der arme Shaw  . Shaw   macht den deutschen   Kritikern, Sophistit mit unter. In der neuen Komödie aber bildet das Rollen waren durchgängig sehr glücklich besetzt. Hervorragend wirkte die durchgängig von englischem Milien und englischer Art wenig Sophistische geradezu die Signatur. Nicht nur der Ernst sozialer Paul Wegeners fein- ironischer ündershaft und Lucie Ahnung zu haben scheinen, allerlei Nöte. Sie messen ihn mit ihrer Kritik, jeder Gedankenernst wird in dem Stück, das nach dem Pro- Höflich in den Heilsarmeeszenen. ästhetischen Elle und finden, daß ihre Elle zu kurz ist. Heillos gramm des Bortvorts doch der Darstellung und der Entwickelung werden die Mißverständnisse, wenn Kritiker von den Qualitäten Musik. von Gedanken dienen soll, einem leeren Spiele glibernder Para­eines F. H. im Lokal Anzeiger" mit dem Kollegen Shaw dogen geopfert. Die Bewunderung für den erfolggekrönten, hart- Die musikalische Tragödie von dem Hans Mathis  , dem sein anzufammengeraten. Diese lokale Größe erweist Shaws hyper­gefottenen Selfmademan hat einen Grad erreicht, bei dem der einem Juden begangener Raubmord das Gewissen tödlich quält, ist trophierter Geistreichigkeit" die Ehre, ihr gleichfalls geist sozialistische Autor schon an die lächerlichsten Ideologien des einer der wenigen aussichtsvollen Gewinne aus der jüngsten Ge- reich zu kommen. Im Tone eines Berliner   Vergnügungsagenten. Manchestertums streift. Die ganze Weisheit von Shaws gefeierten schichte des musikalischen Dramas. Karl Weis, ein junger Kom- Schnoddrig und überlegen und mit unbestreitbarem Talent, Stanonenfabrikanten Undershaft, die den Sieg über seine zur Heils- ponist tschechischer und deutscher Opern, hat sein Wert Der Situationen( unfreiwillig) humoristisch zu gestalten". Denn Kollegens armee gegangene Barbara davonträgt, ist im Grunde nichts anderes polnische Jude" zuerst vor acht Jahren in Prag  . heraus- fchaft verpflichtet. Shaw wird das am Ende vertragen können. als eine Umschreibung jenes füffisanten Kapitalistentieffinns, daß gebracht. Später wurde es vorübergehend durch ein an Neuigkeiten Aber was müssen die Leser dieses F. H. für eine Vorstellung von jeder die soziale Frage für sich selbst zu lösen habe. Die präten- reiches Gastspiel der Stuttgarter Oper in Berlin   bekannt, und endlich dem neuesten Shaw bekommen, wenn sie folgende Inhaltsangabe tiösen Reden, die er im Schlußatt als Triumphator vor der an- fam's auch noch im Theater des Westens  ", durch dessen Fall es verfekt bekommen: Barbaras Vater wird sich die ganze Heilsarmee dächtig lauschenden Familie hält, hören sich, von ein paar Seiten- wieder verschwand. Nun wird es wohl auf lange zum Berliner   faufen, und dann wird Barbara den Unsinn ihrer Begeisterung ein­sprüngen abgesehen, wie eine Apotheose auf Strupp und Genossen Repertoire gehören, feit es am Freitag von der Komischen sehen und mit ihm und den ihrigen helfen, seine Kanonenfabrik zu an. In dem Heilsarmeequartier sah ich Armut, Elend, Kälte und Oper" übernommen worden ist. immer höherem Gewinn zu steigern." Hunger. Du, Barbara, gabst den Armen Brot und Honig und Was für eine musterhafte, echt bürgerliche Tochter, offenbar das Träume des Himmels. Ich gebe ihnen in meiner Fabrik von dreißig Jdeal von F. H.: fie hilft im Geschäft.

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Die Kontraste von lauterer Freude und bohrender Pein, sowie das, was man eine gewitterschwüle Stimmung" nennt, sind sowohl dem

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