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r. 261. 26. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonntag, 7. November 1909.

Wirtschaftlicher Wochenbericht.

Eigentumsschus

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Berlin, 6. November 1909. Systematischer Betrug Selbstschuh Zu= nahme des Händlertums Mindermaß beim Bierausschank Zuviel Gastwirte Konsumenteninteressen.

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ist immer derselbe: der Kunde erhält leichteres Gewicht als er ein bis zwei Zentimeter unter den Aichstrich hinab. Jm allge verlangt hat und bezahlen muß. meinen läßt sich das Publikum den offenbaren Betrug gefallen. Der Ueberzeugung Ausdruck gebend, daß diese Art Betrug Insgeheim wird natürlich über den großen Feldwebel" gewettert, bereits einen erheblichen Umfang angenommen hat, in gewisser aber selten getraut sich ein Gast das schlecht gefüllte Glas zurück­Beziehung gewohnheitsmäßig betrieben wird, wollen wir gleich zugeben. Man weiß, Schankfellner und auch Wirte strafen den, zeitig auf die direkten Ursachen für das Tun wider Treu und der über das Mindermaß auch nur murrt, mit einem Blick Glauben hinweisen. Sie liegen zum Teil in dem übermäßig souveräner Verachtung. Wer nobel sein will, muß sich betrügen schnellen Anwachsen des Händlertums und dem ständigen Hinauf- lassen, sonst bekommt er vom Betrüger eine deutliche Lektion über treiben der Ladenmieten und sonstigen Sachkosten. Stellt man die vornehme Lebensart. Weil man sich geniert, und aus falscher entsprechenden Ergebnisse der Berufszählung von 1895 und 1907 Scham duldet das Publikum die immer üppiger ins Kraut in Vergleich, dann erhält man für das Deutsche Reich folgende schießenden betrügerischen Manipulationen. Diese werden aufhören, Resultate: oder doch auf ein bescheidenes Maß sich zurückdrängen lassen, wenn 1907 gegen 1895 eine allgemeine und praktische Opposition dagegen einsetzt. Jeder Zunahme in% Biertrinker sollte im eigenen Interesse, wie auch in dem der 19,22 öffentlichen Moral, die unter der durch Gewohnheit legitimierten Betrügerei zweifellos leidet, es sich zur Pflicht machen, kein Glas anzunehmen, das nicht ordnungsgemäß vollgeschenkt ist.

Erwerbstätige im Handels­gewerbe Berufszugehörige( Erwerbs­tätige einschl. Familien­angehörige u.Dienstboten) insgesamt.

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1895

51 770 284 1 205 134

1907 61 720 529 1 739 910

44,37

2 939 620

3 724 347

26,69

Wenn eine arme Witwe etwas Abfallholz stiehlt, damit die frierenden Kinder eine warme Stube bekommen, dann wird sie, läßt sie sich erwischen, von Rechts wegen" bestraft. Der von Hunger Gepeinigte, der ein Brot entwendet, wird als Dieb verurteilt: im Namen des Königs! Man sollte meinen, bei solchem Schuh des Eigentums müsse eine systematische, täglich tausendfältig Gesamtbevölkerung öffentlich ausgeübte Uebervorteilung unmöglich sein. Wer so dentt, irrt! Bei hellem Tage, unter den Augen der Polizei ficher auch oft unter denen eines Staatsanwalts wird Tag für Tag in unzähligen Fällen wider den Betrugsparagraphen des Straf­gesetzbuches gesündigt. Wir denken dabei nicht an die Schwinde­leien, die den Zweck haben, die Spekulation anzureizen, nicht an unlautere Börsenmanöver, die ja auch ständig die Quelle der Bereicherung für die Macher sind, auf einen sinnlich viel wahr­nehmbareren, juristisch ohne Schwierigkeit faßbaren Betrug möchten wir die Aufmerksamkeit lenken. Auf den Betrug durch falsches Gewicht und Maß, der von Händlern sehr oft begangen wird. Konsumenten und Käufer von Lebensmitteln sind die Opfer. Im Grünkramteller, im Kolonialwarenladen, im Konfitüren­geschäft, in vielen Restaurants, überall betreibt man die bewußte Uebervorteilung der Warenabnehmer. Selbstverständlich gibt es auch noch Geschäfte, in denen ehrlich bedient wird, es wird wohl die Mehrzahl sein, aber die planmäßige, mehr oder minder plumpe oder raffinierte Betrügerei hat doch schon einen derartigen Um fang angenommen, daß es uns notwendig erscheint, den Finger auf die Wunde zu legen. Wir dürfen auch wohl annehmen, die Zustimmung der ehrlichen Geschäftsleute und Händler zu unserem Vorgehen zu finden. In ihrem Interesse liegt es ja ebenso gut, wie in dem der Konsumenten und Käufer, wenn wir auf die be­trügerischen Praktiken hinweisen und zur Gegenwehr, zur Selbst­hilfe auffordern. Die Polizei, die sonst alles hört, alles weiß, alles sieht, gegen­über dem gerügten Uebel scheint sie mit einer bedauernswerten Blindheit geschlagen oder mit einer im allgemeinen bei ihr nicht gewohnten und nicht erlaubten Nachsicht behaftet zu sein. Wohl hörte man in der letzten Zeit einige Male, fie sei gegen be­trügerische Manipulationen der Straßenhändler eingeschritten, aber damit ist ihr Kampf gegen den Betrug anscheinend auch beendet. Zudem entsprang ihr Einschreiten in den erwähnten Fällen wohl faum eigener Initiative; wahrscheinlich haben Ladeninhaber, die in dem Straßenhandel eine nicht legitime Konkurrenz erblicken, In offener, vielfach ganz ungenierter Weise übt man die der Polizei die erforderlichen Rippenstöße versetzt. Selbsthilfe ist betrügerische Uebervorteilung der Konsumenten in vielen Gast daher dringend geboten! Doch wie? Was die Ladengeschäfte an- wirtschaften. Das schlechte Einschenken war ja auch früher schon nicht langt, so achte man auf die äußeren Umstände, die den Verdacht unbekannt, seit der Bescherung des Volkes mit der Schnapsblock­des beabsichtigten Betruges beim Einwiegen rechtfertigen fönnen. finanzreform ist es jedoch augenscheinlich viel, viel schlimmer ge= In vielen Geschäften bekommt der Käufer die Wage gar nicht oder worden. Die Gardefeldwebel sind sehr in Mode gekommen. In nur ungenügend zu sehen; man hat sie hinter aufgestapelten Aschinger- Restaurants, in Schultheiß  - und Pazenhofer- Ausschänken Waren verborgen. Der Zweck bei dem Verstecken ist in den meisten sowohl als in noch besseren" Restaurants, scheint man das richtige Fällen jedenfalls der, dem Auge des Kunden betrügerische Mani- Maßgeben fast als eine zu vermeidende Rückständigkeit zu be­pulationen beim Verwiegen zu entziehen. Die Technik des Be- trachten. Und die Beispiele verderben auch die alten Sitten in truges ist verschieden. Man legt falsches Gewicht auf oder erzielt den kleinen Wirtschaften, wo man auch schon den Hang zum durch Druck ein Durchschlagen der Wage usw. Der gewollte Effekt großen Feldwebel" konstatieren kann. Vielfach reicht der Schaum

Wie schon früher an dieser Stelle ausgeführt, können teilweise soziale Verschiebungen speziell im Berliner   Gastwirtsgewerbe als direkte Ursache des betrügerischen Einschenkens angesprochen werden. Die folgenden Angaben nach den Ergebnissen der beiden letzten Berufszählungen bestätigen das allgemeine Urteil:

1907 gegen 1895 Zunahme in% 19,22

1895

51 770 284 954 857

1907 61 720 529

1 247 215

30,62

492 663 175 712

650 897

82,12

238 676

Der Bevölkerungsanteil, der auf das Handelsgewerbe ent­fällt, ist erheblich stärker gewachsen als die Bevölkerung selbst, trok Warenhäuser und der vielfach verbesserten Verkehrsverhält nisse, die eine Verminderung der Zwergbetriebe rechtfertigten. Gesamtbevölkerung Bergleicht man die Zahlen der im Handelsgewerbe Erwerbs- Berufszugehörige des Gast­tätigen mit der Gesamtbevölkerung, dann steht der Zunahme dieser wirtsgewerbes insgesamt von nicht ganz 20 Proz. eine Vermehrung jener von fast 45 Proz. gegen Erwerbstätige imGastwirts­über. Allerdings, die Zahl der Selbständigen ist viel weniger start ge- gewerbe stiegen, sie nahm zu von 578 497 auf 667 238 oder um 15,34 Proz. Selbständige im Gastwirts­Das ist ein Beweis für die Zunahme der Großbetriebe. gewerbe. 35,83 Jm allgemeinen hat die Zunahme der im Handel Erwerbstätigen   Die Vermehrung der Selbständigen im Gastwirtsgewerbe über­den Bevölkerungszuwachs weit überflügelt. Und das gilt wiegt die Zunahme der Bevölkerung um beinahe das Doppelte. besonders vom Waren- und Produktenhandel in stehendem Nicht viel weniger stark ist das Wachstum der im Gastwirtsgewerbe Geschäftsbetriebe. Hier stieg die Zahl der Erwerbstätigen von Berufstätigen, sowie der Berufszugehörigen insgesamt. 997 270 auf 1 454 842 oder um rund 46 Proz. Diese Vermehrung Diese Entwickelung in Verbindung mit mannigfachen Lasten, übersteigt die der Bevölkerung um mehr als das Doppelte. Die die dem Gewerbe auferlegt worden sind, gewährt einem großen Zahl der Berufszugehörigen hat weniger start zugenommen, Teile der Gastwirtsbetriebe nur noch eine proletarische Eristenz. nämlich von 2364 511 auf 3 033 658 oder um 28,3 Proz. Wie die Andererseits werden von den Hausbesitzern usw. die Pachten für Zahlen ergeben, fristet heute gegenüber 1895 ein nicht nur absolut, größere Lokale immer mehr hinaufgeschraubt. Manche Wirte sondern auch relativ viel größerer Kreis von Menschen aus dem suchen dafür einen Ausgleich in der geschilderten Praxis, besonders Handel seine Existenz. Nimmt man dazu die Verteuerung des dann, wenn der Umsatz den Lasten nicht entspricht. Schließlich reizt Betriebes, speziell durch die enorme Verteuerung der Ladenmieten, dazu auch die Sucht nach müheloser Erhöhung des Ueberschusses. dann hat man eine Erklärung, allerdings keine Rechtfertigung für Go wirken verschiedene Faktoren zusammen, die den Betrug durch die geschilderten betrügerischen Manipulationen. Diese zu dulden, Verabreichung von Mindermaß zur geschäftlichen Ufance werden haben die Konsumenten wahrlich keine Ursache. Am besten dürften lassen. Soll der Umfang nicht noch weiter einreißen, will man sie dagegen in den Konsumvereinen geschüßt sein; deren Geschäfts- mit ihm aufräumen, dann muß sich das Publikum allgemein da­gebarung untersteht ja der Bestimmung und Aufsicht der Mit gegen wehren. Es genügt nicht, ungerechtfertigte Vertenerungen glieder, das sind die Käufer und Konsumenten. durch Preisaufschlag oder Maßverminderung zu bekämpfen, biel energischer noch müßte gegen die geschilderte, allgemein demo­ralisierend wirkende Uebervorteilung Stellung genommen werden. Für den Arbeiter ist es ebenso wichtig, seine Konsumenten- als seine Produzenteninteressen zu wahren. D.

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