tlntt gewissen M i ß g u n st LeruhendeZ Widerstreben, demZentraltierband gröbere Mittel zur Verfügung zu stellen. Daran istauch der einzig richtige Gedanke, bei Begründung der Hauptstelledeutscher Llrbeitgeberverbände einensogenannten Jnliusturmzu errichten, gescheitert. ES soll daher eine Kommission ge-bildet werden, und zu dieser Kommission soll eine Reihe vonVereinen ermächtigt werden, je ein Mitglied zu ernennen. DieseVereine sind:1. Der Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichenInteressen in Rheinland und Westfalen in Düsseldorf.2. Der Verein für die Bergbaulichen Jiiteressen im Oberberg-anitsbezirk Dortmund in Essen a. Ruhr.3. Der Verein der Industriellen deS Regierungsbezirks Köln inKöln.4. Der Mittelrheinische Fabrikantenverein in Mainz.5. Der Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichenInteressen der Saarindustrie in Saarbrücken.ö. Das Elsaß-Lothringische Industrielle Syndikat in Mülhausenin Elsag.7. Der Verein Süddeutscher Baumwollindustrieller in Augsburg.8. Der Bayerische Jndustriellenverband in München.!). Der Verband von Arbeitgebern der sächsischen Textilindustriein Chenmitz.10. Der Oberschlesische Berg- und Hüttenmännische Verein inKattowitz.11. Der Verband Schlesischer Textilindustrieller in Breslau.12. Der Verband Ostdeutscher Industrieller in Danzig.13. Der Verein Deutscher Pavierfabrikanten in Berlin.14. Der Ausschuß der Ton-, Zement- und Kalkvereine in Berlin.15. Tie Norddeutsche Gruppe deS Vereins Eisen- und Stahl-industrieller in Berlin.Der Borsitzende dieser Kommission wird seinen Sitz inBerlin haben müssen. Die Kommission soll verpflichtet sein, eineGeschäftsstelle zu unterhalten. Dem Geschäftsführer wird die Auf-gäbe zufallen, sich über die Verhältnisse in den Wahl-kreisen zu infornlicren, Vertrauensmänner in denbetreffenden Wahlkreisen anzustellen und seine Vor-schlage für daZ Vorgehen bei den Wahlen dem Komitee zu unter-breiten.Dann schlagen wir Ihnen vor, als Maßstab für den Beitragzum WahlfondS die Lohnsumme zu betrachten. Dieser Maßstabist jedenfalls viel gerechter als die Zahl der Arbeiter. Namentlichin bezug auf jene großen Industrien, die auch ver-hältnißn, äßig billige Arbeiter verwenden, wiebeispieltveise die Textilindustrie, die soviel jugend-liche und weibliche Personen beschäftigt. Ueber dieVerwendung der Beiträge soll,so weit eS zweckmäßig erscheint,Rechenschaft abgelegt werden.Dem Hausabund wollen wir keine Knüppel zwischen die Beinewerfen. Unser Beschluß stammt aus einer Zeit, in der er noch garnicht existierte.Dazu kommt, meine Herren, daß wir im Zentralverbande zuder Ueberzeugung gelangt sind, der Hausabund sei abgesehen vonbesonderen und daher auch besonders zu behandelnden Fällen nichtdie geeignete Stelle, um im allgemeinen auf die Wahlen durchVerwendung eines Wahlfonds einzuwirken. Meine Herren, wollteer das tun, so würde er zwei Wege beschreiten können. Ich willetwas anderes vorausschicken. Es ist eine offenkundige und inder Presse vielfach besprochene Tatsache, die auch heute von demHerrn Vorsitzenden erwähnt worden ist, daß in dem HansabundGruppen mit verschiedenen, sogar mit direkt entgegengesetztenInteresse» vertreten sind. Meine Herren, das ist eine Tatsache, dienicht zu bestreiten ist, und» wenn bezüglich dieser Tatsache der Hansa-bund vielleicht den einen Weg einschlagen könnte, die Kandidatenaller in sich vereinigten Gruppen bei der Wahl zu unterstützen, dannwürde er dazu kommen, Gelder gegen die Interessen derer zu ver-wenden, die sie hergegeben haben. So ist es der Industriebei den letzten Wahlenergangen. Ich habe schon angedeutet, daß die Industrie damals großeFoudö für den Wahlzweck zur Verfügung gestellt hat. Sie wurdenverwendet von einem Komitee in der Art, daß alle bürgerlichen Pur-teien ihren Anteil erhielten, der schematisch bemessen wurdenach der Zahl ihrer Vertreter in» Reichstage.Also, meine Herren, von dem Gelde, das die Industrie gesammelthatte, sind bei der Wahl Kandidaten unterstützt worden, die die In-dustrie als ihre entschiedensten Gegner in wirtschaftlicher und sozialerBeziehung betrachten mußte....Wollen Sie eine Aenderung in dieser Beziehung herbeiführen, sodürfen Sie Ihre Taschen nicht zuknöpfen und sich mißmutig ab-wenden. Meine Herren, die Zeiten sind schlecht, aber mögen dieZeiten gut oder schlecht sein, Ihre Zinsen, Ihre Steuern, Ihresonstigen Abgaben müssen Sie auch bei den schlechtesten Zeitenzahlen, wenn Sie Ihre Türe nicht zuschließen wollen. MeineHerren, da kommt auch in schlechten Zeiten das heraus, was hierfür den Fonds gebraucht wird, was für den einzelnen Verhältnis-mäßig sehr gering sein wird, wenn alle Mitglieder deS Zentral-Verbandes die Notwendigkeit erkennen und sich als opferwillig indiesem Falle erweisen. Den schlechten Zeiten aber werden besserefolgen, die Morgenröte der besseren Zeit scheintja bereits aufzu st eigen.(Ein zweiter Artikel folgt.)Kelielttetoen gegen die Aahlrekorm.Daß die Reaktionäre fortfahren, in der wütendsten Weisegegen die Wahlreforin zu Hetzen, ist kein Wunder. Sie wissenja, daß es ihnen cm den Kragen geht, daß ihre Privilegien-Wirtschaft gefährdet würde. Die Angst davor, daß ihnen dieKlinke der Gesetzgebung aus der Hand gewunden werdenkönnte, spornt sie fort und fort gil den frechsten undt o l l st e n Brüskicrungen des Volkes an. Oder kann es eineärgere Unverfrorenheit, eine frechere Verhöhnung des Volkesgeben als die an die Regierung gerichtete Forderung, vonder feierlich versprochenen Wahlreform deshalbabzusehen, weil die Volksmassen bei den letzten Wahlen sounverkennbar gegen die Volksausplünderungdurch eine privilegierte Kaste und f ii r eine Volks-tümliche Politik demonstriert haben?! Also gerade weildas Volk bewiesen hat, daß eS voller Empörung anden Ketten rüttelt, sollen ihm diese Ketten n ick) tabgenommen werden IKrone und Regierung sollen sich wieder einmal, sofordern unsere Junker, schirmend vor die bedrohten Junker-Vorrechte stellen, wobei die„Kreuz.Zeitungs"-Nitter der.Krone zu verstehen geben, daß durch Mehrung der Volksrechtedoch die Rechte des Monarchen so gut eine Minderung er-führen als die der Junker. Unsere Junker betrachten also denKönig alü einen der Ihrigen, als den o b e r st e nFeudalen, dessen Interessen denen des Volkesdanach diametral gegenüberständen! Eine Auf-fassimg, gegen die gerade die Krone energischen P r o t e stzu erheben alle Ursache hätte! Denn wenn es schon ein im18. Jahrhundert lebender Hohenzoller, Friedrich II, für not-loendig hielt, sich den„e r st e n Diener des Staates"zu nennen, so hätte doch heutzutage ein Hohenzoller erstrecht olle Ursache, es mit aller Entschiedenheit zurückzuweisen,daß ihn jemals ein persönliches oder Familien-i n t e r e s s e, irgendein d y n a st i s ch e s Interesse veranlassenkönnte, sich dem Streben des Volkes nach S e l b st b e-stimmung seiner Geschicke zu widersetzen! Aber gegensolche Bärendienste ihrer„Freunde", der Junker, mag sich dieKrone schon selbst verwahren. Tut sie es nicht— um sos ch l i m in e r f ü r sie!Verwahren niag sie sich auch gegen die absurde Unver-frorenheit der„K r e u z- Z t g.", das Wahlreformversprechender Thronrede dadurch für null und nichtig zu er-klären, weil in jener Stelle der Thronrede nur davon dieRede gewesen sei,„auf Grund der Verfassung"eine„organische Fortentwickelung" des Wahlrechts eintretenzu lassen. Da nun aber das Dreiklassenwahlsystemdurch die Verfassung festgelegt sei, könne natürlich vonder Absicht irgendeiner Aenderung des Dreiklassenwahlsystemsgarkeine Rede sein! Daß die„Kreiw-Ztg." erst in ihrerNunimer vom II. November 1909— also 13 Monate nachdrr Thronrede— diese glorreiche Entdeckung macht, kenn-zeichnet deren Wert hinlänglich. Unseren Junkern ist aberkein Argument zu elend und zu lächerlich, wenn es ihnen,den„bis auf die Knochen monarchisch Gesinnten", gilt, Re-gieruug und Monarchen zu einem W o r t b r u ch zu ver-leiten IDie„Hamb. Nachr." bedienen sich nicht ganz so kläglicherund schäbiger Argumente für den gleichen Zweck. Aber ihreGründe sind trotzdem noch erbärmlich genug. Unter Berufung aus unseren Leitartikel„Um das gleiche Wahlrecht"sucht das hanseatische Scharsmacherblott Regierung undKrone damit dem Wortbruch geneigt zu machen, daßes auf die Folgen eines größeren Einflusses des Volkes aufdie preußische Gesetzgebung hinweist, daß dann nämlich nichtmehr der Herrsch- und Beutesucht einer Volks-Minderheit in Preußen sowohl wie im Reiche Tür undTor geöffnet seien. Das Blatt schreibt:„Deutlich ist hier der Weg gewiesen, auf den jede Reformdes preußischen Wahlrechts führen muß. Das Ende, das Zieldieses Weges begrüßt triumphierend die Sozialdemokratie. Sollnun, weil der vorige Reichskanzler undMinisterpräsident in Preußen das nicht erkannt.sondern den Mangel an st aats männisch er Ein-ficht und Boraussicht auch noch in einerThronrede fe st gelegt hat. sein Nachfolger, dereines Besseren belehrt ist, bei den» also begangenenFehler verharren? Das hieße nichts anderes, als denFehler noch vergrößern, statt seine verderblichenFolgen verhüten. Alle Voraussetzungen, unterdenen die Thronrede die Wahlrechtsreform verheißen hat, sind,wie wir gezeigt haben, hinfällig. Die ganze Politik, in derdas Nesormversprechen ein wesentliches Moment bildete, gehörtsamt dem, der sie begründet und verkörpert hat, der Ver-gangenheit an."Also weil der Gang der Entwickelung nun einmal nachaller historischen Entwickelung zur Demokratisierung auch desreaktionären Preußen führen muß— deshalb sollenKrone und Mini st er ihr feierliches Ver-schrechcn für nicht gegeben erklären!Den schnurrigsten Einfall hatte aber doch der freikonser-vativc Freiherr v. Zedlitz. Dieser Brave meint mit einemmokanten Seitenblick auf unsere Freisinnigen:„DerBrustton der Ueberzeugung, mit dem jetzt die Ein-führung des Reichswahlrechts für Preußen gefunden zu wer-den pflegt, würde wohl vielfach weniger voll undlaut klingen, wenn man nicht unbedingt sicherwäre, nicht beim Worte genommen z u werde n."Dann aber macht er mit dem ihm eigenen fauuischen Grinsenden kostbaren Vorschlag, zur Beruhigung der Massen wenig-stens das geheime Wahlrecht einzuführen. Freilich nichtallgemein, sondern dergestalt, daß in den städtischenWahlkreisen als Schutz gegen den s o z i a l d e ni o k r a t i-scheu Terror die Abstimmung eine geheime sein solle,im übrigen aber die öffentliche Abstimmung bei-behalten bleibe!Die Sache wäre wirklich zum Schieflachen, wennsie nicht doch wiederum bewiese, mit welch ausgesuchtem Hohnunsere Scharfmacher das entrechtete Volk überschütten zudürfen wähnen!Wie lange noch?!frestiiglglieit im Kapilalistischen Staat.Bedingungslos mußten die Mansfeldcr Bergsklavennach einem sechswöchigen, ereignisreichen undharten Kampfe die Arbeit wieder aufnehmen, mußten in denSchacht zurückkehren, ohne erreicht zu haben, daß sie in einem„Rcchtsstaate" von einem auch ihnen gesetzlich gewährleistetenStaatsbürgerrechte Gebrauch machen dürfen. Nachdem derFriedcnsversuch vom 27. Oktober gescheitert war. wandte sich dieStreikleitung an eine Reihe von Unternehmern, die eine größereAnzahl Arbeiter suchten. Die Streikleitung konnte mit Bestimmt-hcit darauf rechnen, 14— 1700 Mann in kurzer Zeit unterzubringen, worauf sie den Ruf an die Streikenden ergehen ließ, daßsich diejenigen, die Lust zur Abwanderung hätten, melden sollten.Innerhalb zweier Tage meldeten sich 1354 Mann, von denen auch300 abgeschickt wurden, um— keine Arbeit zu erhalten!!Sofort, als der Plan, durch Entziehung junger Arbeitskräfteeinen Druck auf die Generaldirektion auszuüben, der Ocffentlich-keit bekannt wurde, trat der Arbeitgcberverband in Aktion, undnoch ehe die abgewanderten Bergarbeiter ihr Ziel erreichten, warschon das Verbot. Mansfelder Bergarbeiter ein-zustellen, an den Arbeitsstellen! In Groß-Lichterfclde wurden30 Mann verlangt, 14 schickte die Streikleitung hin; keinerwurde eingestellt. Nach Hamburg wurden 30 Mann ver-langt und auch abgeschickt; aber keiner erhielt Arbeit!Die Hamburger Gewerkschaften gewährten ihnen im Gewerk-schaftshaus Gastfreiheit, damit sie sich nach und nach einzelnArbeit suchen könnten. Nach Zimmerode und Sachsenhausen i. Th.wurden 38 Mann gefordert, denen für ein ganzes Jahre Bc-schäftigung für 38 bis 40 Pf. Stundenlohn versprochen wurde.Dorthin sandte die Streikleitung 32 Mann/ die ohne Arbeit inKassel im Gewerkschaftshause sitzen und unterhalten werdenmußten. In Goslar wird ein Scheibenstand gebaut, und eswurden 12 Mann verlangt, wohin zunächst 10, meistens ältereLeute, geschickt wurden, die eine gute Aufnahme fanden und mitder Arbeit wie dem Unternehmer zufrieden waren. Nach wenigenTagen schrieben sie, daß es ihnen in Goslar sehr gut gefalle, daßder Unternehmer noch drei Mann wünsche, die auch hingeschicktwurden. Am 11. November erhielten alle 13 ihre sofortigeEntlassung, weil Mansfelder Bergleute nichtbeschäftigt werden dürfen! Von Büttstedt kam einSchachtmeister auf die Nachricht hin, daß die Gewerkschaft 500 Mannnach dem Streik ablegen werde, ins Streikgebiet gefahren undbot sich an, diese Zahl an einem Bahnbau einzustellen, weil ersonst Russen, Kroaten und Italiener einstellen müßte,jedoch lieber mit deutschen Arbeitern zu tun habe. Dorthin wurdenzunächst 105 Mann geschickt. Aber kaum waren die Leute dort,teilte der Schachtmeifter mit, daß die Annahme vonMansfelder Bergleuten ihn wahrscheinlich seineStelle kosten werde! Lieber Italiener und Kroaten, lieberRussen und Chinesen, als an einem deutschen Bahnbau deutscheArbeiter beschäftigen, die für Anerkennung deutscher Gesetzestreikten.— Auch diese sind zurückgekehrt!Dieser Schlag wurde von den Streikenden mit einem Auf-schrei der Entrüstung entgegengenommen. Aber sie alle empfanden.daß das schwerer und aufreizender wirkte, als selbst Maschinen-gewehre, Kürassierlanzen, aufgepflanzte Seitengewehre und Land-friedensbruchparagraphen. Es blieb nur der Rückzug übrig, zumalHerr Vogelsang von den Gewerlm Blankovollmacht erhalten hat.den Kampf nach seinem Gutdünken zu führen und zum Abschlußzu bringen. Nach dem bisherigen Auftreten des Mansfelder Berg-Herrn, der hinter Maschinengewehre und Kürassierlanzen ver-schanzt, eine»mutige Sprache" führte, war nicht daran zu denken.daß dieser innerhalb sechs Wochen, vielleicht sechs Monaten nach.geben würde, so daß das Weiterstreiken ein aussichtsloses Ver-bluten der Organisation bedeutet hätte. Das sahen auch die Ver-trauensleute ein, die am 11. November in KlostcrmanLfeldmit 79 gegen 2 Stimmen den Abbruch des Streiks beschlossen, demvon 14 Bclegschaftsvcrsammlungen 13 einstimmig zustimmien.Nur in Alsdorf stimmte<nan für die Wetterführung desStreiks, falls der größte Teil ihrer Belegschaft in Heldra dafürsei. Da jedoch die Resolution in Heldra einstimmig angenommenwurde, war auch die Entscheidung mit für Alsdorf gefallen unddamit der Kampf einheitlich abgebrochen.Feierlich, wie der Beginn, noch feierlicher war vielfach derAbbruch. In Klostermanbfeld stimmte eine tausendköpfige Ver-siimmlung nach Annahme der Resolution das Kampfeslicd„Frischauf Kameraden, durch Nacht zum Licht" an und sangen es stehendzweimal. Auch andere Versammlungen schlössen mit dem Absingendieses Knappenliedes und alle mit dem Gelöbnis, treue Ver-bandsmitglieder bleiben zu wollen!»»Die Einstellung der streikenden Bergleute auf der MansfeldcrGewerkschaft hat gestern vormittag begonnen. Sie wird sich aufdie ganze Woche verteilen, da es nicht möglich ist, sämtliche sichMeldenden auf einmal in den Schächten unterzubringen.Süchtige Aahlrechlsdemonsti'alionin Frankfurt a. Iii.Eine Siegesfeier, die die Frankfurter Sozialdemokratie am Sonntag aus Anlaß der Siege in Sachsen, Badenund Berlin veranstaltete, wurde in ihrem Fortgang zu einereindrucksvollen Demonstration gegen die Dreiklassenschmach.Als Referenten für die große Versammlung waren dieGenossen Frank- Mannheim, F l e i ß n e r- Dresden undK. Liebknecht- Berlin bestellt. Sie sprachen am Mittagin dem Riesenraum des Zirkus Schumann, den rund 8999Mensckien bis auf den letzten Platz füllten. Die Reden wurdenvon öfteren stürmischem Beifall unterbrochen. DonnerndeZustimmung fand besonders der Hinweis des Genossen Lieb-knecht auf die Mansfelder Schmach, die die Arbeiter-schaft veranlassen müsse, statt zu jubeln und feiern, mitaller Einsetzung der ganzen Persönlichkeit für die Beseitigungder Dreiklassenschmach zu wirken.Mit dem Schluß der Versammlung war das Ende derKundgebung noch nicht gekommP). Es drängte die Massenzu intensiver Einwirkung auf die Oeffentlichkeit. In dichtem,breitem Strom bewegten sie sich, vereinigt mit vielen Taufen-den von Arbeitern aus der Umgegend, die im Saale nichtmehr Platz gefunden hatten, die Kaiserstraße hinunter zumB i s m a r ck d e n k m a l. Hier fanden die Genossen Quintund Dr. O u a r ck die dem Augenblick und der Situation entsprechenden, das Wollen der Demonstranten scharf und deutlichausdrückenden Worte, indem sie aufforderten, angesichts dieserSchandsäule zu geloben, nicht zu ruhen undnicht zu rasten, bis das allgemeine Wahl-recht erkämpft sei.Der riesige Zug gin/)— 29999 Demonstranten mochteer zählen— dann weiter, am Schillerdenkmal vorüber.wo die Marseillaise gesungen wurde. Am Polizei»p r ä s i d i u m, wo er gegen 3 Uhr nachmittags anlangte,stellte sich die Polizei den Massen entgegen. Mit rücksichtsloserGewalt wurde er zersprengt. MehrereVer Haftungenwurden von eifrigen Polizeibeamten vorgenommen,\bochwurden die Sistierten nach kurzer Frist wieder freigelassen.Die gewaltige Kundgebung hat alle bisherigen Wahl-rechtsdemonstrationen des Frankfurter Proletariats über-troffen. Seit 1818 hat man dergleichen in der ehemaligenfreien und Hansestadt nicht mehr gesehen. Die FrankfurterArbeiterschaft hat einen glänzenden Vorstoß gegen diepreußische Wahlrechtsschmach unternommen, dem die Nach-folge im übrigen Preußen nicht fehlen wird.politifcke GcbcrHcbtBerlin, den 15. November 1909,Die Bündlerparade in Gnesen.Der Bund der Landwirte hielt gestern in Gnesen, in dem-selben Orte, wo im Juli der neue nationallibeiale DeutscheBauernbund gegründet wurde, so etwas wie eine außerordent-liche Generalversammlung ab— allem Anschein nach zukeinem anderen Zweck, als seine Anhänger durch mehr oderminder gute Witze über den obengenannten Bauernbund undseine Größe zu amüsieren.Als erster Redner trat Hofbesitzer Logemannaus Hannover auf, der die hannoverschen Leiter des Deut-scheu Banernbundes, namentlich die Herren Wachhorst deWent? und Wamhoff kritisierte und karikierte, eine Leistung,die den bäuerlichen Teilnehmern der Versammlung vielenSpaß machte.Dann kam als vornehmste Kapazität Freiherrv. W a n g e n h e i m an die Reihe, der das Rezept der„Deut-scheu Tagesztg." befolgte, das heißt über die Zollkämpfe derJahre 1999/92 sprach, den jetzigen Zollschutz der lcmdwirt-schaftlichen Produkte für völlig ungenügend erklärteund die Versammelten ermahnte, treu zum Bund der Land-Wirte zu halten, da neue Zollkämpfe bevorständen und esnoch manches zu erringen gäbe.Doch auch die hohe Politik, besonders das Verhalten derKonservativen bei der Beratung der Reichsfinanzreform im