GewerfefcbaftUcbc�Bitten wir um kommende Gnade!Nach und nach tauchen aus ihrem dunkeln Dasein dieverschiedenen Splitterchen an Arbeiterorganisationen aus undfühlen sich wichtig genug, zu der Frage des Nachweises derBergherren Stellung zu nehmen. Jetzt ist's der EvangelischeArbeiterbund, die sogenannte Bochumer Richtung in derevangelisch-sozialen Arbeiterbewegung, die sich ihrer Arbeiter-Mitglieder wegen bemüßigt sieht, zu der Frage Stellung zunehmen. Die Bochumer gehören zu den Sezessionisten desevangelischen Gesamtverbandes, 1901 traten sie aus undgründeten mit 33 Vereinen den Evangelischen Arbeiterbund.1997 gaben sie 19 990 Mitglieder an. Jetzt wollen sie ausihrer vor einigen Tagen in Gelsenkirchen stattgefundenenaußerordentlichen Delegiertentagung 70 Vereine mit 13 909Mitgliedern vertreten haben. Als Referent erklärte der HerrChefredakteur Küppers- Bochum, daß er beim besten Willenin dem Entwurf nichts finden könne, was der Freizügigkeitoder dem Koalitionsrecht der Arbeiter eine Gefahr bedeute.Ebenso sei die von anderer Seite geäußerte Befürchtung, daßder neue Arbeitsnachweis dazu dienen solle, den Arbeiterndie Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage zu erschweren,unbegründet. Das klügste und beste sei, der neuen Ein-richtung gegenüber vorläufig einmal eine abwartendeStellung einzunehmen. Der Korreferent, Bergmann Knoop-Gelsenkirchen meinte dagegen sehr vernünftigerweise ein-wenden zu müssen, daß die einseitige Gestaltung des Arbeits-Nachweises im höchsten Maße geeignet sei, die Freizügigkeitder Arbeiter illusorisch zu machen; danach seien ja schon dieSatzungen eingerichtet. Ihn befriedige aber auch nicht derVorschlag der vier großen Verbände, einen paritätischenArbeitsnachweis einzurichten, er befürchte sehr, daß ein solcherunter die Botmäßigkeit irgend welcher gewerkschaftlichen oderpolitischen Strömungen komme. Die beste Lösung der schwie-rigen Frage sei ein Reichsarbeitsnachweis. Es bleibt nursehr fraglich, ob die nationalliberalen Schutzherren dieserOrganisationen für solche Wünsche zu haben sind.Eigentümlich muß es deswegen immer wieder berühren,wie eilig es diese Leutchen stets haben, ihre evangelischenArbeiter vor gewerkschaftlichen oder politischen Strömungenzu schützen. Und wie oft sind sie doch schon vor politischeInteressen gespannt worden. Und auch diesmal kam es nichtanders. Da erschien, als die Debatte einen ernsten Charakterannehmen wollte, der Herr Pastor auf dem Plane, diesmalhieß er Peter aus Gelsenkirchen, sonst nannte er sich N a u-mann, F r a n ke n oder Weber, und machte den Vorschlagzu folgender Entschließung:„Die Versammlung dankt für die Vorträge, aus denen sieentnommen hat, daß ein Arbeitsnachweis notwendig ist. Ob dieFreunde oder Gegner des Zentralarbeitsnachweises recht haben,wird die Zukunft lehren. Sollte durch die Einrichtung des Ar-bcitSnachweises das Koalitionsrecht der Arbeiter oder ihre Frei-zügigkeit gehindert sein, dann würden wir es für erwünschthalten, ein Reichs-Arbeitsvermittewngsgesetz zu schviffen, dieRegierung wäre dann zu bitten, die notwendigen Vorarbeiten indie Hände zu nehmen."Also abwarten, warten und immer wieder abwarten. Esist wie mit der ewigen Seligkeit. Es erscheint nur rechtzweifelhast, ob der Herr Pfarrer damit einverstanden wäre,wenn die Arbeiter einmal erklärten, erst abwarten zu wollen,wer Recht habe, die Freunde oder die Gegner dieser Seligkeit.Es ist immer wieder die alte Melodie, Kirchenpolitik ist dieTriebfeder! Die katholische Arbeiterbewegung wurde zu stark,da gründete man die evangelische Richtung, nicht wegen derArbeiter, sondern um der Interessen der Kirche willen.Lerlin und Umgegend.Der Streik der Isolierer.In einer Mitgliederversammlung der Isolierer, die am Mitt-wochuachmittag bei Freiheit in der Dragonerstratze tagte, berichteteder Verbandsvorsitzende Lange über die Lage des Streiks, dernun bald drei Wochen dauert. Die Lage ist unverändert. DieStreikenden harren alle treu im Kampfe aus und werden das auchfernerhin so halten, bis das Unternehmertum sich zu einem ehr-lichen Friedensschluß bereit findet. Die Unternehmer versuchenmit immer neuen Mitteln, Streikbrecher heranzuschaffen. Ihre inder Gitschiner Straße eröffnete Vermittelungsstelle für Streik-brecher benutzen sie nun nicht mehr wie bisher. Trotz der eifrigenUnterstützung durch uniformierte und geheime Polizei schien ihnendie Sache dort offenbar nicht mehr zuverlässig genug zu funktio-nieren. Es ließ sich eben nicht verhindern, daß die Leute, die manvon auswärts zu Ärbeitswilligendiensten herbeigeholt hatte, sehrschnell über die Sachlage aufgeklärt wurden. Dem sucht man nundadurch vorzubeugen, daß man den betreffenden Leuten aufgibt,bei ihrer Ankunft in Berlin sofort zu telephonieren, oder auch sichohne weiteres nach der Privatwohnung des Unternehmers zu be-geben, bei dem sie in Arbeit treten sollen. Merkwürdig ist auch dasVerfahren der hiesigen Filiale der Magdeburger Firma O e r t y mund Schulze, die bei Arbeitswilligen, die sie anzuwerben sucht,den Glauben erwecken möchte, daß sie für dail Magdeburger Geschäftarbeiten sollten und der Streik sie deshalw nichts angehe. Manmacht das in der Weise, daß man auf den Briefbogen des BerlinerGeschäftes den Kopfdruck überklebt und statt Berlin Magdeburgschreibt. Aber die Stnzikleitung ist schon längst über diese Schlicheunterrichtet. Dem Unternehmertum ist es trotz aller Machen-schaften nicht möglich, irgendwie ausreichenden und brauchbarenErsatz für die Streikenden aufzutreiben.In der vorigen Woche wurde von Streikenden beobachtet, daßhier und da Jsoliererarbeiten von Rohrlegern und HeizungSmon-teuren ausgeführt wurden. Zwei Rohrleger, die solche Streik-arbeit verrichteten, erklärten, daß sie Mitglieder des AllgemeinenMetallarbeiterverbandes seien. Es konnte jedoch festgestellt werden,daß sie gelogen hatten. In der nächsten Nummer des Organsdieses Verbandes erschien dann eine Warnung vor Streikarbeitund das hatte unter anderem zur Folge, daß sich die SchlichtungS-kommission der Rohrleger mit dem Streik im Jsolierergewerbe be-faßte. Auf diese Weise kam es zwischen den Isolierern und ihrenArbeitgebern zu Verhandlungen, die am letzten Montag stattfindensollten. Aber die Unternehmer kamen nicht. Sie waren in Hannoverund hatten dort mit dem Hauptvorstand ihres Verbandes eineSitzung abgehalten, die sich unter anderem mit dem Plan einerallgemeinen Aussperrung der Isolierer ganzDeutschlands befaßte. Das lag den Herren offenbar mehram Herzen als die VerhanIlungen in Berlin, die dann auf Diens-tag verschoben wurden. Sie fanden statt, führten aber, wie zu er-warten war, zu keiner Einigung. Es wurden verschiedene Eini-gungSdorschläge gemacht, und der letzte lief darauf hinaus, daß dieUnternehmer bei Akkordarbeit einen Stundenlohn von öS Pf.garantieren wollen, daß inzwischen über den Akkordtarif verhandeltwerden, wenn aber bis zum 15. Februar hierbei keine Einigungzustande kommen sollte, der Tarifvertrag selbst mit dem 1. A p r i lIg10 ablaufen sollte. Die Vertreter der Isolierer erklärtensich demgegenüber bereit, dafür einzutreten, daß der von denUnternehmern vorgelegte Akkordtaris unverändert an»erkannt werde unter der Bedingung, daß derSS Pf.-Stundenlohn bei Akkordarbeit garan-tiert werde, so daß der Tarifvertrag ohneweiteres bis zum 31. Oktober 1910 gelten könnte.Obgleich nun dieses Angebot den Wünschen�der Unternehmer weiterVerantw. Redakt.: Richard Barth. Berlind Inseratenteil verantw.:entgegenkam, als der vorige von ihnen gebilligte Vorschlag, lehntensie es ab und wollten von weiteren Verhandlungen nichts wissen.Sie zeigten damit, daß es ihnen keineswegs um eine Einigung,sondern um Fortsetzung des Kampfes zu tun ist. Bei den ganzenVerhandlungen spielte der auch im Schlossergewerbe bekannteDr. K a r w o h l eine Art Scharfmacherrolle. Offenbar bilden sichdie Unternehmer ein, daß dieser junge Mann mit seinem Doktor-titel auch eine besondere Befähigung habe, über praktische Fragendes wirtschaftlichen Kampfes zu entscheiden. Der Vorschlag, denTarif mit dem 1. April ablaufen zu lassen, damit das Unternehmer-tum in der schlechten Geschäftszeit des Jahres nach Beliebenschalten und walten könnte, fand natürlich nicht die Billigung derArbeitnehmer. Ter Redner erklärte hierzu, daß er diesen Vorschlagnicht empfehlen könne, es aber ganz der Versammlung überlassenwolle, darüber zu entscheiden.— In der regen Diskussion erklärtensich alle Redner entschieden gegen den Vorschlag undfür Fortsetzung des Kampfes, und dies wurde dann aucheinstimmig von der Versammlung beschlossen. Es wird darauf auf-merksam gemacht, daß alle Isolierer und Helfer, die arbeiten undnicht als Streikbrecher tätig sind, mit einer Arbeitsbcrechtigungs-karte versehen sind, auf der der Name des Betreffenden, seine Buch-nummer, die Firma, wo er arbeitet, sowie der Organisationsstempclstehen._Der Streik in der Sport- und Webereiabteilung der FirmaI. Elsbach(Inhaber Martin Hirschfcld und Moritz Nagel), Gör-litzer Straße 52, dauert unverändert fort. Die Firma hat durchihren Werkführer Böse und einen Agenten Adolf Danz»mann aus Zinna Streikbrecher anwerben lassen. Vier der demStaate nützlichen Elemente sind aus dem Vororte Strausberg: einerist aus Kloster Zinna. Letzterer, Heinrich mit Namen, hat esoffenbar darauf abgesehen, Konflikte mit den Streikposten zu pro-vozieren, die derartige Versuche aber unbeachtet lassen. Eine eigen-artige Rolle spielt auch der Werkführer B ö s e, der— wenn er sichvon den Streikposten beobachtet fühlt— mit seinen Schutzbefohlenenaufgeregt in die Polizeiwache am Bahnhof stürzt. Ebensoaufgeregt und eilig kommen daraufhin die behelmten Sicherheits-Wächter auf die Straße gelaufen. Eine weitere Arbeit erwächstfür sie daraus nicht, da die Streikposten sich in den Grenzen halten,die ihnen nun einmal durch das Gesetz gezogen sind.Zuzug ist nach wie vor fernzuhalten. Die Streikleitung.OentfeKes Reich.Lohnbewegungen und Betriebseinschränknngen in denTapetenfabriken des Tiag-Ringes(A.-G.).Der seit kurzer Zeit bestehende Tapetenring, der mit 12 dergrößten Firmen Deutschlands eine Trustgesellschaft bildet, berichtetin dem letzt erschienenen Geschäftsbericht über erhebliche Unter-bilanzen. Die Folge war, daß in der dem Ring angehörendenTapetenfabrik von Langhammer-Ehemnitz 59 Arbeitern gekündigtwurde. Unter dem Hinweis, daß zu teuer produziert werde, er-olgten auch in der Tapetenfabrik von Jven u. Co.. Altona-Otten-en, Entlassungen und bedeutende Lohnkürzungen; bei einzelnenArbeitern 3—5 M. per Woche. Nach ergebnislosen Verhandlungenlegten mit Ausnahme der Formstecher, die eine vierzehntägigeKündigung haben, über 209 Arbeiter die Arbeit am Montag nieder.Infolge des seit einigen Wochen währenden Streiks in derTapetenfabrik von Gebr. Rasch in Bramsche wurde die Streik-arbeit nach Beul und nach Köln zu den Firmen Flamersheim undSteinmann geschickt; in beiden Firmen legten die Tapetendruckergleichfalls die Arbeit nieder. Damit stehen zirka die Hälfte derin diesen Ringfirmen beschäftigten Tapetendrucker im Streik. DerRing hat ungefähr die Hälfte der gesamten Produktion in Händen.Entlarvter Schwindel.Während des Nürnberger Tischlerstreiks im vergangenenSommer war im Hofe des Tischlermeisters Marquard einBretterstoß umgefallen und hatte zwei spielende Kinder erschlagen,wovon das eine sofort tot war, während das andere schwer verletztwurde und heute noch nicht wieder hergestellt ist. Man scheute sichdamals nicht, dieses Unglück mit dem Schreinerstreik in Verbindungzu bringen, der Meister selbst ließ durchblicken, die Streikendenhätten den Stoß so zugerichtet, daß er einfallen mußte. In einerVerhandlung vor dem Landgericht Nürnberg stellte sich dies alselender Schwindel heraus, denn das brave Meistcrlein hatte denBretterstoß höchst eigenhändig in solch leichtfertiger Weise aufge-sckichtet, weshalb er sich wegen fahrlässiger Tötung zu verantwortenhatte. Das Gericht verurteilte khn zu einer Woche Gefängnis.In der Verhandlung kam auch die seinerzeitige Beschuldigung derStreikenden zur Sprache und das Meisterlein mußte zugeben, daßseine Andeutungen haltlose Verdächtigungen waren, was aber nichthindern wird, daß diese Geschichte gelegentlich wieder in einerSammlung von Terrorismuslügen auftaucht.Terrorismnsmärchen vor Gericht.Bekanntlich hat die bürgerliche Presse die Vorgänge beimZelluloidarbeiterstreik in Nürnberg in unerhörter Weise gegen dieStreikenden ausgeschlachtet und in den blutigsten Farben denTcrrorismus geschildert, der von ihnen verübt werde. Die Nürn-berger Gerichte verhandeln nun täglich wegen der Fälle, die vonjenen Vorgängen herrühren, wobei sich ergibt, wie sehr da über-trieben und gelogen worden ist. Es ist schon gegen eine ganze An-zahl solcher Missetäter verhandelt worden, wobei es sich durchwegum ganz harmlose Dinge handelt. Wo das Gericht zu einer Ver-urteilung gekommen ist. wurden geringe Geldstrafen ausgesprochen.Nur in einem Falle wurde auf Gefängnis erkannt und hier warder Verurteilte kein organisierter Arbeiter, sondern ein Jndifte-renter und verkommener Mensch, der aus Nürnberg ausgewiesen istund zu dem ausgesprochenen Zwecke, sich an den Zusammenrottungenzu beteiligen und Radau zu machen, Bannbruch verübte und nachNürnberg kam. Das einseitige Vorgehen der Polizei wurde amDienstag in einer Verhandlung gegen einen Bauarbeiter illustriert,der des Widerstandes gegen die Staatsgewalt und Aufreizung be-sckuldigt war. Er war auf einem Bau in der Nähe der WolffschenFabrik besckäftigt und als er sich eines Morgens zum Bau begebenwollte, fand er alle Straßen abgesperrt, weil die Polizei die zurArbeit kommenden Streikbrecher nicht mit anständigen Leuten inBerührung kommen lassen wollte. Der Bauarbeiter fürchtete, zuspät zu kommen, wurde aber nicht durchgelassen, weshalb er in derErregung und in der Furcht, seine Arbeit zu verlieren, einigeheftige Worte gegen die Polizei gebrauchte. Das sollte Widerstandund Aufteizung sein! Das Gericht nahm aber nur Beleidigung anund erkannte auf 29 M. Geldstrafe. Interessant ist, daß die Polizei,um ein paar Arbeitswillige zur Arbeit zu begleiten, andere, an-ständige Arbeiter an ehrlicher Arbeit hindert.Ein Konflikt am Straflburqer Stadttyeater.Der allgemeine deutsche C h o r s ö n g e r v e r ban dhat die Bühne des Straßburger Stadttheaters für die Mitgliederdes Verbandes gesperrt, nachdem die vom Lokalverband inmehreren Eingaben nachgesuchte Diensterleichterung, so-wie eine den heutigen Teuerungsverhältnissen einigermaßen ent-sprechende Erhöhung des Einkommens, ferner die Abstellung son-stiger Mißstände nicht gewährt wurde. Auch eine Interpellationdes Verbandsleiters blieb unbeantwortet.Husland.Weitere Verschmelzung französischer Gewerkschaften.Der letzte französisbe Gewerkschaftskongreß empfahl bekanntlichden Ausbau der Berufsorganisation zu Jndustrieverbänden. DieserAufforderung sind bisher die Gewerkschaften des Baugewerbes undder Metallindustrie gefolgt, die, obwohl einzelne Gruppen ihre so-genannte Autonomie immer noch nicht aufgeben wollen, nun schonrecht ansehnliche Landesverbände besitzen.Kürzlich hat nun auch der Zentralvorstand des Bergarbeiter-Verbandes beschloffen, das Tätigkeitsgebiet der Organisation aufUp. Glocke. Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. VerlagSanstallsämtliche unter Tag bezw.„in der Erde' beschäftigten Arbeiter au»-zudehnen durch Verschmelzung mit den für solche noch bestehendenGewerkschaften der Schieferbrucharbeiter usw. Ein„EiuigungS-Kongreß" soll für Anfang des nächsten Jahres nach Albi einberufenwerden.kommunales.Aus der Stadtverordnetenversammlung.Zwei bittere Pillen waren es, die gestern den Haus«agrariern präsentiert wurden. Um dem Stadtsäckel etwasniehr von dem nötigen Kleingeld zuzuführen, kommt derMagistrat jetzt mit einem neuen Projekt der Einführungeiner Wertzuwachssteuer und gleichzeitig mit dem Vorschlageiner Erhöhung der Kanalisationsabgabe. Zur Wertzuwachs-stouer haben die Stadtverordneten sich noch nicht geäußert,die Vorlage wurde von der Tagesordnung abgesetzt. DerErhöhung der Kanalisationsabgabe hätten sieohne weiteres zustimmen können, denn zu dieser Maßregelhatte ja die Versainmlung selber durch eine im Frühjahr an-genommene Resolution den Magistrat ermuntert. Aber auchdiese Pille wollten unsere Hausagrarier nicht ohneSträuben hinunterschlucken. Mitglieder der«NeuenLinken" wie der„Alten Linken" machten unter Führung desStadtv. Werner und des Stadtv. Cassel den leider er-folgreichen Versuch, die Vorlage in einen Ausschuß hinein-zuretten, wo sie dann nach Möglichkeit verstümmelt, wennnicht ganz abgewürgt werden kann. OberbürgermeisterKirsch ner äußerte sein Erstaunen darüber, daß jetzt nocheinmal um diese Frage, die bereits entschieden zu sein.schien,gestritten werde. Mit welcher Hartnäckigkeit der Kampf imniernoch geführt wird, das zeigten die Ausführungen eines derverbohrtesten Hausagrarierführer, des Stadtv. � d e n, derin Preußens Landesverband der Hausbesitzervereme zu denleitenden Persönlichkeiten gehört. Dieser Herr sagte, er sei„überrascht", und jammerte, daß nicht die„Allgemein-heit" den Hausagrariern die ihnen zu-kommenden Lasten abnehmen wolle. Ihm schloffensich ein paar der anderen Hausagrarier an, und einer davondrohte im voraus mit den: Oberpräsidenten, aus dessen Ein-spruch sie ihre Hoffnung setzen. Von unserem GenossenBorgmann wurde diesen Vertrauensleuten des Haus-agrariertums so kräftig die Wahrheit gesagt, daß sie mitlärmenden Unterbrechungen sich zu wehren suchten. � Borgmann geißelte die Verschleppungstaktik, die hierwieder geübt werde, um die Vorlage zu Falle zu bringen.Auch Stadtv. U l l st e i n hob hervor, daß von der Ueber-Weisung an einen Ausschuß nichts Gutes zu erwarten sei.Vertreter warf noch Stadtv. H a b e r l a n d, der bewährteVertreter der Grundstticksspekulanten sich ins Zeug gegen dieErhöhung der Abgabe bis auf 2 Proz.; es verstand sich vonselber, daß er in diesem Chor nicht fehlen durfte. Die Ueber-Weisung an einen Ausschuß wurde beschlossen; die sozial-demokratische Fraktion stimmte diesem Antrag n i ch t zu.Im ersten Teil der Sitzung war es bei zwei Beratungs-.gegenständen zu Debatten über die Armenpflege ge-kommen. Hausbesitzerintercssen waren es wiederum, diehinter einer Petition auf Aufhebung der Sperre überdie Köllnische Straße standen. Sie wurden warmverteidigt vom Stadtv. S o n n e n f e l d, der dem StadtratM ü n st e r b e r g die erwünschte Gelegenheit gab, der vonihm selber geleiteten Verwaltung ein Loblied zu singen.Unser Genosse Singer hob hervor, daß man nicht nach denInteressen der Hausbesitzer zu fragen habe, sondern nach deinWohl der A r m e n, denen so mancher Hausbesitzer die eleu-de st enWoh nungen vermiete, weil sie kein anderer mehrhaben wolle. Die Pflicht, hier einzugreifen, falle dem Polizei-Präsidium zu, nicht dem Magistrat, solange nicht die Forderungeiner Uebernahme derWohlfahrtspolizei aufdie Stadt erfüllt sei.Es folgte dann eine sehr lebhafte Aussprache darübör,ob die H e i l st ä t t e n k u r e n, für die der Magistrat einehinter dem Bedürfnis noch iinnier zurückbleibende Npch-bewilligung forderte, nötig und nützlich seien oder nicht. Einewunderliche Frage, aber Stadtv. Sachs warf sie ernsthaftauf. Dieser Mann hat eine geradezu brutale Art, jede überdas nötigste hinausgehende Fürsorgepflicht der Gemeindezu verneinen— nebenbei bemerkt: nicht aus persönlicher Hart-Herzigkeit(privatim genießt er sogar den Ruf eines„Wohl-täters"), sondern aus echt freisinniger Ueberzeugung.Genosse H i n tz e trat ihm entgegen mit der entschiedenenForderung, daß im Hinblick auf das Elend der Armen dieFürsorgepflicht der Gemeinde noch sehr viel weiterausgedehnt werde. Ein Angriff des Herrn Sachs aufdie Aerzte wurde von unserem Genossen Ewald zurück-gewiesen, Herr Sachs legte sich dann aufs Streiten. Die Vor-läge wurde einem Ausschuß überwiesen, der versuchen wird.noch etwas herunterzuhandeln.Den Schluß der Sitzung mochte die Beratung einerS ch u l b a u- Vorlage. Vergeblich versuchten hier unsereGenossen Borgmann und Singer, Ucberweisung aneinen Ausschuß durchzusetzen, weil das in Aussicht geklommeneG r u n d st ü ck zu k l e i n ist. Der Mehrheit war es großgenug, sie nahm die Vorlage ohne weiteres an.Letzte Nadmcbtcn und Dcpcfcbcn.Wirkung der Pfaffenhetze.Paris, 13. November. In Chassigny bei Chalons sur Saoneweigerten sich die Schülerinnen, die von den Bischöfen ver»botenen Lehrbücher zu benutzen. Die Mütter dieserSchulkinder verbrannten öffentlich die verfemtenBücher.—_Zuckrrsteuer für Griechenland.«u»,c>i, 18. November.(SB. T. B.) Der Finanzminister brachtein der Deputiertenkammer einen Gesetzentwurf betreffend dieBesteuerung des einheimischen Zuckers ein und hob die guten Er-gebnisse hervor, die die Versuche, Zucker aus Rosinen zu gewinnen,gehabt haben._Massenmetzeleien in Nicaragua.ia>u>>l»lgton, 18. November.(W. T. B.) Zwei Amerikanerdie der Armee der Revolutionäre von Nicaragua Dienste geleistethatten und gefangen genommen waren, sind vom PräsidentenZelaya zum Tode verurteilt worden. Depeschen, die beim Staats»departement eingegangen sind, besagen, daß das Urteil bereits voll-streckt worden sei. Zwei amerikanische Kriegsschiffe sind eiligstnach Nicaragua entsandt worden. In New Orleans angekommeneReisende berichten, daß über 599 Personen, die verdächtig waren,mit den Revolut-:ären zu sympathisieren, in summarischem Ver«fahren erschossen worden seien und daß Präsident Zelaya weitereHinrichtungen vornehmen lasse._Kaul Singer Lc Co« Berlin L1V. Hierzu 2 Beilage» o.Uaterhaltuugsbl.