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Nr. 272. 26. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonntag, 21. November 1909.

Tm 12. Landtagswahlbezirk

haben mehrere Wahlmänner abgelehut, weshalb Neuwahlen stattfinden müssen, außerdem muß eine nochmalige Stichwahl erfolgen. Der Termin dieser Wahlmännerwahlen ist auf kommenden Dienstag, den 23. November, festgesetzt und zwar von vormittags 9 bis mittags 12 Uhr.

A. Die zweite engere Wahl findet ſtatt: Urwahlbezirk 1298. Butligsteg, Bahnhof Putligstraße, Südufer, Lorfftr. 5-8 und 82-35. Wahllokal: Südufer 23 bei John. 2. Abt. zwischen Arbeiter Robert Schmidt und Lokomotivführer Erd­mann Wolff. B. Neuwahlen finden statt: Im 1280. Urwahlbezirk. Bandelstr. 12-18 und 22-81. 2. Ab­teilung für 2 Wahlmanner. Wahllokal: Hohenzollernfäle", Bandel­straße 35, Wintergarten. Im 1295. Urwahlbezirk. Invalidenstr. 55a, Struppstr 1 und 16/17, Lehrterstr. 52-61. Seydligstr. 1-13 und Oberfeuerwerkerschule. 2. Abteilung für 1 Wahlmann. Wahllotal: Lehrterstraße 52 bei Im 1800. Urwahlbezirt. Lehrterstr. 38-42. 2. Abteilung für 1 Wahlmann. Wahllokal: Lehrterstr. 34 bei Ladewig, Vereins­zimmer, Eingang vorn.

Wähner.

Da der endgültige Ausfall der Abgeordnetenwahl nur von einigen Stimmen abhängig ist, müssen die Genoffen alles tun, um die zur Wahl stehenden Wahlmannsmandate für unsere Partei zu gewinnen.

Weitere Beweisaufnahme.

Bei

Eine be

wanzt sein solle. Er habe sofort gewußt, daß die Sache so, wie sie des Kindes bemerkt hat, vom Lichtbade herrühren könnte. von der Semikat dargestellt worden, unmöglich wahr sein könne, Ausführung der Ungezogenheiten fönne die Hand wohl an eine und dies sei ihm später durchaus bestätigt worden. Als er feine Glühbirne gekommen sein, doch handelte es sich um eine ganz un­Tochter Marie eines Tages befragte, was sie denn dem Dienst- bedeutende Sache. mädchen erzählt habe, habe das Mädchen hoch und heilig beschworen, daß sie der Semtat kein Wort von dem gesagt habe, was diese mit­Der Pastor von der Heyde, welcher Gemeindewaisenrat des geteilt habe. Er habe dann aber, angeetelt von der ganzen Sache, 23. Bezirks ist, bekundet, daß ihm seinerzeit von der in demselben doch beschlossen, daß Marie wieder in ein Bensionat kam. In der Hause wie Dr. Bergmann wohnhaften Waisenpflegerin Frau ganzen Zeit vom Sommer 1906 bis Weihnachten 1906, wo das Samosch mitgeteilt worden sei, daß die kleine Marie B. von ihrer Mädchen wiederholt zu Besuch kan, hat die Stiefmutter die Tochter Mutter furchtbar mißhandelt werde. Zeuge hat dann sich mit nie schlecht behandelt; in dieser ganzen Zeit ist das Kind nicht mit verschiedenen Hausbewohnern, und anderen Leuten in Verbindung einer einzigen Klage gegen die Stiefmutter hervorgetreten, sie hing gesetzt, die sämtlich die Mißhandlungen bestätigten. vielmehr an der letzteren mit einer fast übergroßen Zärtlichkeit. fondere Animosität gegen die Frau Dr. B. habe er bei den Leuten Der Zeuge erklärt alle Behauptungen der Semkat bezüglich der nicht wahrgenommen, wohl aber zeigten alle eine große Aufregung. schlechten Ernährung, des schlechten Lagers des Mädchens usw. für Die nächste Zeugin, Frau Samosch, macht recht bemerkenswerte absolut unwahr. Das Lager, welches den Mädchen zugewiesen Angaben. Sie bekundet, daß ihr zuerst im Hause erzählt worden war, war in keiner Weise irgendwie vernachlässigt. Als dann das sei, daß die kleine Marie B. von ihrer Mutter mißhandelt werde. Pensionsverhältnis bei Fräulein Dörstling aufhörte und das Mäd- Sie habe sich deshalb zuerst an die Schulvorsteherin Frl. Dörstling chen wieder ins Haus genommen wurde, habe sich, wie der Zeuge gewandt. Diese habe ihr erzählt, daß die kleine Bergmann soeben weiter bekundet, gezeigt, daß sie von ihren üblen Charaktereigen- einer Mitschülerin eine Semmel weggenommen habe und vor schaften noch nichts eingebüßt hatte: sie war noch immer so schmußig, Hunger ohnmächtig geworden sei. Die Zeugin hat dann bei einer liederlich, hinterhaltig, lügenhaft wie früher und man mußte eine oberflächlichen Untersuchung festgestellt, daß Rüden, Brust und himmlische Geduld mit ihr haben. Schließlich, als alle Versuche, Arme mit Striemen und offenen Wunden bedeckt waren. Die ihr Ordnung und Neinlichkeit beizubringen, mißlangen, habe er sich Marie habe ihr bei dieser Gelegenheit auch erzählt, daß ihre Stief­endlich dazu entschließen müssen, dem anscheinend unverbesserlichen mutter des Nachts als Gespenst an ihrem Bette erscheine und sie Mädchen auch im Notfalle eine körperliche Züchtigung angedeihen frage, ob sie irgend etwas im Hause erzählt habe. Bei einer stödchen getauft und seine Frau autorisiert, das Mädchen auch ein- Liebig vorgenommen hatte, hat erstere gesehen, daß die Marie B. zu lassen. Zu diesem Zwecke habe er eines Tages zwei dünne Rohr- zweiten Besichtigung, welche die Beugin in Gegenwart der Zeugin mal zu züchtigen, wenn sie es gar zu toll triebe. Er selbst sei auch am Bein in der Nähe des Knöchels eine tiefe offene Wunde hatte, einmal in die Lage gekommen, das Mädchen mit dem Stoc züchti- die mit alten Lumpen umwidelt war. Es war dies fein Rein­gen zu müssen, doch gehörte die Anwendung des Rohrstöckchens doch wandlappen, fondern ein Stück Wollappen gewesen. Eine ihr nur zu den Ausnahmen. Die Anwendung der Lichtbäder sei in- gereichte Semmel habe die Marie mit sichtbarem großen Hunger folge der Furunkulose, an der das Mädchen litt, notwendig ge- verzehrt. Die Zeugin bekundete dann weiter, daß fie in Gemein­Prozeß der Frau Dr. Bergmann. wesen und durchaus sachgemäß dem Kinde appliziert worden. Marie schaft mit der Frau Liebig über vier Wochen lang die kleine Berg­habe sich dabei allerdings vielfach ganz ungebärdig benommen und mann mit Nahrungsmitteln versehen habe. Diese wurden zum Der Prozeß gegen Frau Dr. Else Bergmann wegen Kindes- habe geschrien. Richtig sei es, daß, wenn das Mädchen ohne Grund Teil in einem Körbchen von der Wohnung der Zeugin vor das mißhandlung wurde gestern um 11 Uhr fortgesezt. Rechtsanwalt apparats geklopft und dem Kinde geboien habe, ruhig zu sein. heruntergelassen. Der Körper der Marie sei bis zu einem Skelett zu sehr brüllte, seine Frau mit dem Stock gegen die Scheibe des Fenster der darunterliegenden B.schen Wohnung an einem Strid Dr. Schwindt unterbreitete dem Vorsitzenden folgendes: Auf seine Richtig sei auch, daß das Mädchen einmal nach dem Bade Er- abgemagert gewesen. Auf eine Frage des Sachverständigen Dr. Veranlassung sei gestern eine Frau Schumann als Zeugin verbrechen hatte. Das fonnte aber gar nicht auffallen, denn das Schönstadt, ob die Wunden und Striemen, welche die Zeugin an nommen worden, die gegen die Aussagen des Dienstmäddchens Mädchen hatte öfter Erbrechen, namentlich zu jener Zeit, denn dem Körper der kleinen Marie gesehen hat, etwa Kratwunden Semtat etwas zu bekunden hatte. Als diese Frau Schumann gestern marie hatte die üble Angewohnheit, alle mögliche Nahrung hinein- oder Furunkeln gewesen sein könnten, erklärt die Zeugin, daß es nach Schluß der Situng das Gerichtsgebäude verließ, sei sie von einer Anzahl Zuhörer bedrängt und bedroht worden. Nebenbei zuprumpsen. Der durch die Furunkulose hervorgerufene allgemeine sich ihrer Meinung nach um durch Schläge verursachte Striemen bemerkt hätten diese offenbar gegen die Angeklagte voreingenomme- Juckreiz habe die Marie veranlaßt, sich überall zu kraken, und da gehandelt habe. nen Personen auch die Drohung ausgesprochen, daß er gelyncht sie dies stets mit schmutzigen Fingern tat, so wären große Wunden Die Zeugin Freitag war Dienstmädchen bei der Borzeugin. werden würde, falls er es wagen würde, die Angeklagte noch weiter und offene Stellen entstanden. Das Mädchen habe stets mit ihnen Sie bekundet einen Vorfall, bei welchem sie die kleine B. hat zu verteidigen. Da noch mehrere Zeugen heute Aussagen zu- 3usaminen gegessen, mit Ausnahme einer Zeit, in welcher es auf schreien hören. Das Geschrei wäre von gunsten der Angeklagten machen würden und vielleicht auch gegen habe das Bett hüten müssen. Unwahr sei es, wenn behauptet seine Anordnung wegen einer durch Krazen hervorgerufenen Wunde flatschenden Schlägen diese Einschüchterungsversuche zu erwarten seien, so erbat der Ver­teidiger den Schutz des Vorsitzenden für die Zeugen. Landgerichts- werde, daß die Speisen, welche der Marie vorgesetzt wurden, ab- begleitet gewesen, Sirektor Gockel entsprach diesem Wunsche, indem er an die Zu- sichtlich stark versalzen worden seien. Seine Frau habe ihm nie- leinen B. ber Mund zugehalten hörer die ernstliche Mahnung richtete, sich jeglicher Bekundung von gegeben. Auf Vorhalt gibt der Beuge zu, daß es einmal zwischen würde. mals ein Zeichen der Abneigung gegen die Stieftochter zu erkennen Sympathie und Antipathie zu enthalten. Das Urteil spreche nicht ihm und seiner Frau zu einem Zank gekommen sei, er bestreitet Februar 1906 in der Küche abgespielt hatte. Als sie gerade dem Frau Stanislaus bekundet einen Vorfall, der sich im das Volt, sondern das Gericht. Für das Gericht könne die so- jedoch die Behauptung der Semkat, daß es sich bei dieser Differenz Dienstmädchen Krüger eine Bluse ablieferte, sei die Frau Dr. B. genannte Voltsstimme nicht maßgebend sein, das Gericht urteile um die Behandlung des Mädchens handelte. Was die" Spuk hinzugekommen und habe der Marie befohlen, auf den Boden zu nach seiner besten Ueberzeugung auf Grund der Ergebnisse der geschichte" betrifft, bei der seine Frau mit umgehängtem Laten gehen, ihr aber dabei troß der großen Stätte verboten, etwas um mündlichen Verhandlung. als Gespenst" erschienen sein soll, so handelte es sich um einen zunehmen. Die Zeugin Frau Bartsch bekundet, daß die Marie Der Ehemann der Angeklagten, einfachen Scherz, wie man ihn im Monat Januar und Februar zu Bergmann trok der größten Kälte ftets nur mit einem treiben pflegt. Die Marie habe sich, wie der Zeuge ausdrücklich er­dünnen Kattunkleidchen, flärt, niemals bei ihm über schlechte Behandlung oder Mißhand­lungen beschwert. Er sei der Meinung, daß das Mädchen in ganz systematischer Weise den Plan verfolgt habe, ihre Eltern zu zwingen, fie nicht im Hause zu behalten, sondern wieder in Pension zu geben. Zeuge glaubt dies durch verschiedene fleine Vorfälle, die er schildert, beweisen zu können. Das Mädchen habe nach seiner festen Ueberzeugung durch Bermittelung der Krüger mit den Haus­nachbarn konspiriert und die tatsächlichen Verhältnisse erschienen dann in dem Hohlspiegel des gehässigen Hausklatsches völlig ver­zerrt.

Zeuge Dr. med. Bergmann, tritt mit großer Entschiedenheit den gegen seine Ehefrau erhobenen Beschuldigungen entgegen. Die Gr­ziehung seiner Tochter Marie habe von jeher große Schwierigkeiten gemacht, denn ihre Charakterfehler zeigten sich bei vielen Gelegen­beiten. Sie war verlogen, faul, nachlässig, liederlich, maßlos un sauber und besaß eine große Verstellungskunst. Im Frühjahr 1906 habe er dem Drängen des Kindes nachgegeben und Mariechen in feine Häuslichkeit nach Berlin genommen, aber sie habe ihnen fort gesezt schweren Aerger bereitet. Durch nichts in der Welt konnte fie zur Ordnung und Reinlichkeit angehalten werden. Sie benahm sich bei Tisch so, daß die Mahlzeiten zu gelinden Nervenfoltern wurden. Dennoch habe sie in jener Periode teine Schläge erhalten, Auf einen Vorhalt des Kreisarztes Dr. Schönstadt gibt Zeuge sie habe es vielmehr sehr gut gehabt, der Verkehr zwischen der An- Dr. Bergmann zu, daß manche Leute Lichtbäder nicht vertragen geklagten und ihrer Stieftochter nicht nur als einwandfrei, sondern und von unangenehmen Nebenwirkungen belästigt werden. Er fehr zärtlich gewesen; alle ihre kleinen Wünsche wurden erfüllt. habe aber nicht Umschläge auf den Kopf oder dergleichen bei dem Er habe sich dann sehr gewundert, daß das Dienstmädchen Semtat Kinde verordnet, weil nach seiner Meinung bei dem Kinde mehr eines Tages ihm mitteilte, sie habe von Mariechen gehört, daß diese ein psychischer Zustand vorlag, den man Ungezogenheit nennt. jede Nacht von ihrer Stiefmutter aus dem Bett herausgeriffen Auf weiteren Vorhalt gibt Dr. Vergmann die Möglichkeit zu, daß werde und daß die Chaiselongue, auf der Marie schlief, ganz ver- eine Kleine Brandwunde, die Dr. Schönstadt an der linken Hand

Kleines feuilleton.

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mit Theaterstücken, die in einem gewissen Kontrast zu dem stehen, was ihre Eigenart ausmacht." Der Dieb" von H. Bernstein ist eine Mache ohne jeden Reiz. Das Problem fofern davon die Nede fein fann ist völlig berwässert Weiß als Trauerfarbe. Wenn der Totensonntag uns mit und ins Rührjelige berdreht. Eine Frau stiehlt stiehlt ihrer den Stimmungen der Trauer auch die schwarze Trauer- Freundin Geld, um ihren über alles geliebten Mann durch- Meider tracht wieder vor Augen führt, so erinnern wir uns daran, daß an sich zu fesseln. Ein verliebter Jüngling nimmt heroisch die die eigentliche Trauerfarbe auch bei uns lange Zeit das Weiß Schuld auf sich; aber der Mann, der hinter ihr Geheimnis kommt, gewesen ist, wie es noch heute bei manchen Völkern getragen wird. Ursprünglich drückte die weiße Tracht die feierliche Stimmung aus. Das Gewand des Priesters und des Trauernden war weiß. Auch heute noch wählt man mit Vorliebe weißblühende Pflanzen als Trauerblumen. Im Volksglauben verkünden weiße Blätter am Hausbaum, weiße Schmetterlinge und überhaupt weiße Tiere Sen nahenden Tod. In den deutschen Voltstrachten hat sich auch heute noch die weiße Farbe erhalten, so z. B. noch in Graubünden und hier und da in anderen Kantonen der Schweiz . Wichtig für das Festhalten des Volksglaubens an der weißen Trauerfarbe ist die Bedeutung, die sie für die Traumdeutung besitzt. Jedem steht der Tod bevor, der von weißen Mäufen fräumt, von weißen Rüben, weißblühenden Pflanzen, weißen Haaren, von weißer Wäsche, die am Trockenseil hängend im Winde flattert usto. Die schwarze Farbe hat in der volkstümlichen Traumdeutung über­haupt keine Beziehung auf den Tod, sondern an ihrer Stelle gilt überall die blaue. Mannigfache Erinnerungen an die ursprüng­liche Bedeutung des Weiß und seine Beziehung zum Tod haben sich ja noch überall in unserer Stultur und Dichtung erhalten.

entpuppt sich als kleinlich und( grundlos) eifersüchtig. Man erwartet, daß nun der edle Jüngling ihr Herz gewinnt. Indes nach einem offenen Geständnis der Frau kommt alles wieder ins Gleise. Der Ehemann verzeiht und der aufopfernde Jüngling wird mit einem Schwefterfuß entlohnt. Frau Desprès ist viel zu natürlich und echt für diese konstruierte Buppe und andererseits wieder nicht fofett und salonmäßig genug. Ein Stückchen ihrer Kunst zeigte fie im ersten Afte, wo sie sich unbekümmert um die Konvention und etwas gaminhaft zeigte, volle Naturtöne fand sie in der großen Szene des zweiten Aftes, wo ihre reine und feiner Schuld bewußte Liebe fleht, rührt und sich gegen alle Verdächtigung behauptet. Wie sie dann im dritten Afte dem armen Jüngling wie ein guter Stamerad zuredet und von seiner Leidenschaft zu heilen versucht, war wunderbar schlicht und voll warmen Gefühls. Aber unsere Frage bleibt: hat die franzöfifche Damenliteratur nichts Besseres für diese geborene Realistin, für diese Darstellerin der Natürlichkeit als Der Dicb" und" Monna Banna"?

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―r.

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wäre aber plöhlich verftummt, als ob der

einem kurzen Hemd und Baumwollstrümpfen bekleidet gewesen sei. Irgendwelche värmenden Unterkleider habe die Marie nicht ge­tragen. Einmal habe sie( Beugin) gehört, wie die Frau Dr. B.

dem Mädchen aurief:

Ich schlage Dir mitten ins Gesicht!"

Bald darauf habe sie laut Flatschende Schläge vernommen. Die Marie B. habe ihr einmal erzählt, daß sie immer so furchtbaren Hunger habe und sie sich schäme, immer von den Hausbewohnern Eßware anzunehmen. Sie habe schon einmal eine Schrippe aus dem Frühstücksbeutel der Liebig ge­nommen. Die Zeugin hat ihr darauf gesagt, fie folle so etivas nicht noch einmal machen, sondern zu ihr kommen, sie werde ihr schon zu essen geben. Einmal sei die Marie völlig durchnäßt au ihr gekommen und habe ihr erzählt, daß sie

worden set.

von ihrer Stiefmutter mit Wasser begossen

Ein Vizespieß bei den Soldaten wollt' aus Duellfurcht sich bescheußen. Ihn galt es besser zu beraten.

Es gibt noch Richter für uns Preußen.

Wir waren sichre Favoriten

am allerhöchsten Gnadenorte,

und wer den Fuchs nur scharf geritten, der stegte im Regierungssporte,

ward großes Tier bald und Minister. Denn Saufkomment und Randalieren- das weiß der dreckigste Philifter- ist hohe Schule fürs Regieren.

Und jetzt woll'n schäbige Bauler sich erbreisten, uns vorzuschreiben, was wir tun und lassen, die keine Ahnung haben, was wir leisten, und froh sein dürfen, wenn wir sie nicht schaffen.

Borussiae finis! Preußen, laß dich löten! Die Zukunft Deutschlands liegt in tausend Trümmern. Wer wird den Umsturz ferner spielend töten, wenn die Boruffenfarben nicht mehr schimmern. Wie steh'n wir da, wir fünftigen Erzellenzen, beraubt man uns all' dieser wicht'gen Chosen, berbietet man uns in Couleur zu glänzen! Einfach wie ein Mandril in Badehosen!

Notizen.

Flez.

Friedrich- Wilhelmstädtisches Schauspielhaus: Liselott" von Heinrich Stobiger. Was für den Geschmac Der Palazzo Strozzi als Staatseigentum. Aus Florenz wird in Khriz an der Knatter gut genug wäre, follte für ein Berliner berichtet: Die berühmte Perle der Hausarchitektur des Quattrocento Theaterpublikum nicht billig sein. Das hätte sich die neue Direktion ( des 15. Jahrhunderts), der Palazzo Strozzi , wird nun aufhören, fagen müssen, bevor sie es gewagt hätte, dieses harmlose Provinzler­Privateigentum der Familie Strozzi zu sein: er geht in den Besitz stückchen hierorts zu servieren. Der Verfasser meint es ja ganz gut der Stadt Florenz über. In seinem Testamente hatte Fürst Bicro mit seinem historischen" Lustspiel. Er leistete sich da eine artige Strozzi das berühmte Bauwert zum Nationaldenkmal bestimmt und Symne auf teutscher" Frauen Zucht und Wesen, desgleichen auf- Di Scharfrichter, die den Berliner Arbeitern diese es der Stadt Florenz und dem italienischen Staate vermacht mit Sauerkraut und Wurst nach Urväters Weise. Nur vergaß er dies Woche ihre fünstlerische Brettlkunst in zwei Aufführungen vorführten, der einzigen Bedingung, daß seine Witwe entschädigt wird. Nach Gericht ein bißchen schmackhafter herzurichten. Seine literarische haben ihre Couplets und Lieder im Scharfrichter- Verlage zu Leipzig der Berechnung des Verstorbenen würde diese Entschädigungssumme Kochkunst erhebt sich nirgends über Klischeefpeise, selbst wenn er erscheinen laffen. Der Preis für das einzelne Lied( Text nebst annähernd 1 200 000 m. betragen. Auch die historischen Reliquien diese mit einem Portiönchen attischen Salzes" würat, indem er Noten für Singstimme und Begleitung) beträgt 1,50 W. Eine der Familie und die Porträtsammlung der Strozzi sollen in den dem jungen Herzog in einer Pariser Vorstadtkneipe eine Tracht billigere Ausgabe würde zweifellos noch mehr Liebhaber in Käufer Besitz der Stadt und des Staates übergehen. In seinem Testamente Prügel verabreichen läßt. Und was vollends die Briefepisode an- verwandeln. führt der Fürst aus, daß er von privater Seite so glänzende An- geht, so wird dem Autor ja bekannt sein, daß der Russe Gogol fie in erbieten für den Balaft und die Familienreliquien erhalten habe, feinem Revisor" nicht bloß zu allererst, sondern auch weit besser Tagen die Feier ihres 75jährigen Bestehens. - Die Brüffeler freie Universität begeht in diesen daß er seine Familie in ihren alten Reichtum wieder hätte einfegen aur Geltung gebracht hat!- Die Inszenierung und Darstellung Liberalen begründet, als die Klerikalen die offizielle Wissenschaft fönnen, aber im Intereffe feines Vaterlandes lehnte er diese An- glich dieser abgestandenen Novität: fie war provinglerhaft; nur der erbietungen ab in der Erwartung, daß der Staat und die Stadt" Strolch" bon Ciril Rameau trat aus dem Rahmen; aber er Florenz das unverhältnismäßig geringe Opfer bringen würden, um vermochte das Klischeebild nicht zu retten. in den Besitz dieses nationalen Dentmals zu tommen. Humor und Satire. Finis Borussiae.

Theater.

Neues Theater. Gastspiel Desprès. Suzanne Desprès ist bei der Zusammenstellung ihres Repertoires nicht bes sonders gut beraten worden. Sie begann mit einem Experiment, das nicht eben charakteristisch ausfiel( Elektra"), und sie fährt fort

Wir waren die feudalste Blase, und hatten höfische Manieren, wir tanzten jedem auf der Nafe; wer schrie, der fonnte was ristieren.

c. k.

Sie wurde von

böllig zum Werkzeug ihrer Interessen zu machen begannen. Gie hat trok der flerifalen Verfolgungen manchem freien Gelehrten ( auch Deutschen ) in früheren Zeiten eine Wirkungsstätte eröffnet. Aber sie hat auch ihren bürgerlichen Charakter offenbart, als fie während einer Anarchistenheze dem großen Geographen Reclus die Tätigkeit untersagte. Damals war es an der Zeit, daß die freie Wissenschaft sich eine neue, eigene Stätte fchuf: die noch be stehende Neue Universität. So Bietet die Brüsseler Universität ein gutes Beispiel für die Einwirkung der sozialen Kämpfe auf die Wissenschaft.