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1.276. 2s.?«w.g. i Keilllge des Igmartg" Kerlilter Nsldsdlll!). StsStverorckneten-vei'iswmIung. 82. Sitzung vom Donnerstag, den 22. November, nachmittags 2 Uhr. Die Sitzung wird vom Borsteher Michelet nach 5% Uhr eröffnet. Die Wahl der beschlossenen Ausschüsse für die Beratung der Vorlagen wegen 1. nachträglicher Bewilligung von IM 000 M. für Heilstättenkuren usw., 2. Erhöhung der Kanalisationsgebühr, hat stattgefunden; die sozialdemokratische Fraktion ist zu 1 durch die Stadtvv. Ewald, Hintze, Dr. Wehl, zu 2 durch Borg- mann, Glocke, Koblenzer, Singer vertreten. Im Ausschuß zu 1 ist Dr. Wehl stellvertretender Vorsitzender. Zur Beschlußfassung steht zunächst die Magistratsvorlage betr. die endgültige Fassung der Umsah- steucrordnung und die Einführung einer Wertznwachssteuer. Die vorgeschlagenen Aenderungen der U m s a tz st e u e r o r d- nun« bezwecken vor allem: die Erhaltung der Umsatzsteuer für Eigentumsübertragungen des Gefellschaftsrechtes und auch für alle die Fälle zu sichern, wo es nach den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches der Auflassung nicht bedarf. Es sollen damit ins- besondere die Manipulationen getroffen werden, durch die die Form der G. vu b. H. von. Grundstückshandel benutzt wurde, um die Umsatzsteuer zu umgehen. Der W er tz u wachs- steuer ist bekanntlich vor zwei Jahren in der Versammlung von den HauSagrariern das Schicksal der fast einstimmigen Verwerfung bereitet worden, nachdem vorher »ihr Grundgedankeim Prinzip" eine Mehrheit gefunden hatte. Inzwischen hat die Reichsfinanzreform von 1009 den Ueber- ' gang der WlcrtzuwachSsteuer auf das Reich für 1914 in Ausficht genommen; bis 1912 soll das bezügliche Gesetz erlassen fein. Wie das Verhältnis der Gemeinden zum Rcichssiskus darin definitiv geordnet sein wird, das läßt sich noch nicht sicher voraussehen; jedenfalls hält es der Magistrat auch heute noch für geboten, den Versuch zu machen, der Stadtgcmeinde einen Anteil an dem Er- trägnis zu sichern. Im einzelnen unterscheidet sich der jetzige Entwurf von dem früheren hauptsächlich durch eine Ermäßigung der Steuersätze, durch eine andere,'dem Hamburger Gesetz von 1908 entnommene Methode der Steuerberechnung und durch anderwcite Milderungen, so die Freilassung der vor dem 1. April 1892 zurückliegenden Wertsteigerung. Diese Modifikationen haben die Notwendigkeit. ausdrücklich vorzuschreiben, daß die Steuer 22 Proz. des Wert- Zuwachses nicht übersteigen, dürfe, überflüssig gemacht; ebenso be° darf es nicht mehr der Festsetzung einer Freigrenze, noch der Unter- scheidung zwischen bebauren und unbebauten Grundstücken. Stadtv. Heimann(Soz.): Tie Vorlage, über die wir jetzt be- raten, stellt gewissermaßen das Produkt der Arbeit einer geheimen Kommission dar, die seit langem in nächtlichem Dunkel in Berlin  iagt. Das ergibt sich aus einer vor wenigen Monaten, in einem Hausbesitzerorgan erschienenen Publikation, die für die Abwendung diesesUnglücks für die Berliner   Hausbesitzer" Stimmung machen wollte. Es ergibt sich daraus auch, in welcher systematischen, raffinierten Art gewisse Berliner   Grundbesitzerkreise die Agitation gegen diese Steuer betreiben. Soll sich das früher uns gebotene Schauspiel jetzt wiederholen? Sicherlich wird der Kamps der Grundbcsitzcrinteressen mit den allgemeinen städtischen Jnter- essen in unverminderter, vielleicht in noch größerer Heftigkeit als 1996/07 ausbrechen; denn inzwischen hat die deutsche Grundbesitzer- organisation sich in schroffster Weise gegen diebodcnreformc- rischc" Wertzuwachssteuer ausgesprochen, die städtischen Ver- tr-tungen scharf zu machen gesucht und eine noch stärkere Macht in diesen erlangt! Diebodenreformerischen Interessen" fallen in diesem Fall durchaus mit den allgemeinen Interessen zu- sammen. Und da soll eine noch über das jetzige, schon ungeheuer- liche Maß der Vertretung der Hausbesitzer hinausgehende �Ver- tretung dieser Klasse herbeigeführt werden. Derkleine, solide Grundbesitzer", mit dem man immer operiert, wird sehr bald, wenn statt der Zuwachssteuer eine Erhöhung der Einkommensteuer vor- genommen ist, erkennen, daß er lediglich für die anderen die Kastanien aus dem Feuer geholt hat. Tie Wertzuwachssteuer trifft nur d ie Kreise, welche beim Handel mit Grundstücken große Pro- fite in die Tasche stecken; dersolide, kleine Grundbesitzer" wird von dieser Steuer gar nicht betroffen, eine Erhöhung der Ee- meindecinkommenstcuer aber trifft ihn mit voller Wucht. Der Einwand, daß die Einführung der kommunalen Wert- zuwachssteuer angesichts des Absichten im Reiche nur eine vorüber- kleines fcuillcton. Die Zukunft der bretonischrn Spruche. Im Nordivcsten Frank- rcichö hält sich der bretoniiche Stamm mit großer Zähigkeit. Etwa eine Million Menschen spreckisn die bretonisckis Sprache und gut 600 000 haben, wie die Schulstatistiken ausweisen, nicht französisch gelernt. Die Republik   hat sich bisher diesem Zustand gegenüber gemäß der jakobinischen Tradition verhalten, d. h. sie hat die vretonische Nation in der Schablone der staatlichen Zcnrralisation erdrücken wollen. Dabei bat sie wenig glücklich abgeschnitten. Aehnlich wie die preußischen Polen   schlössen sich die Bretonen gegen die ihnen aufgedrängte fremde Sprache und Kultur um so hannäckiger ab, und die eigentlichen Nutz- u.i etzer der verständnislosen Politik der Republikaner   waren die Klerikalen und Feudalen, die sich als Hüter der alten Volksart und Volkssprache ausspielen konnten und, als unter der Regierung EombeS gar der Versuch unternommen wurde, das Ärctonische auch in der Kirche zu untersagen, gegen das fremdspracbige Beamtentum, da« die Republik   repräsentierte. den Fanatismus der kon- l'ervativen Landbevölkerung mobil machten. ES scheint nun, daß sich bei den Republikanern jetzt doch eine bessere Er- kenntniS Bahn bricht. Eine Anzahl von republikanischen De- putierlen der Bretagne   sind beim UnterrichtSminister vorstellig geworden, um die Einführung deS Brctonischen als Unterrichts- spräche in den von einer kompakten bretonischen Bevölkerung be- lvohnten Bezirken durchzusetzen. Mitte'S dieser Reform soll namcnt- lich auch ein rationeller Unterricht im Französischen ermöglicht werden,.dessen Mangel sich besonders beim Militär geltend macht, wo die infolge der an ihrer Nation geübten Vernachlässigung kulturell sehr tiefstehenden bretonischen Soldaten das untauglichste Element sind. Mit einer ähnlichen Maßregel ist man schon m der Provence vorangegangen, wo jetzt über 80 000 Kinder ihren ersten Unterricht in der provencalisch.m Sprache empfangen. ES ist nicht unwahrscheinlich, daß man auch in den baskischen   Be- zirken in den Pyrenäen   ähnlich zu verfahren sich veranlaßt sehen wird. Gegenüber der stark zunehmenden vlämischen Be- völkerung im Nordosten dagegen dürste allerdings daS Mißtranen gegen das germanische Element ein solches Entgegenkommen vor- derband ausschließen. Es ist auch nicht abzuleugnen, daß neben diesen aus eine bloße Duldung der brctonischen Sprache abzielenden Bestrebungen weitergehende regionalistische Tendenzen einhergehen, die nicht nur bei den konservativen Parteien Sympathie finden. Die ans die Dauer unvermeidliche Dezentralisierung der Verwaltung wird wohl zu einer Reform führen, die, wenn auch nicht die alle», von der Revolution aufgehobenen Provinzen, doch größere, nach natürlichen und kulturellen Zusammenhängen abgegrenzte autonome Verwallungsgebiete wiederherstellt. Das Stärken der Leibwäsche wurde, wie die englische Zeitschrift ..Modern Society" feststellt, vor mehr als 300 Jahren eingeführt. Erfunden wurde es von einer Holländerin, der Frau eines gewissen 'gehende Maßnahme sein würde, ist hinfällig, denn niemand kann übersehen, wie sich in zwei bis drei Jahren die Dinge im Reiche gestalten werden, da die Reichsfinanzreform ja so überhastet und miserabel zustande gebracht ist, daß sich da recht bald noch viel ändern kann. Sicher aber ist, daß die Städte, welche diese Steuer inzwischen noch einführen, in irgendeiner Weise entschädigt werden müssen. Lassen wir uns aber die jetzige Chance entgehen, so geht sür die Städte die Möglichkeit, von den ungeheuren Pro- fiten aus dem Grundstücksumsatz einen Teil für sich zu gewinnen, verloren. Die große Wichtigkeit, toelche der heutigen Borlage dem- nach beiwohnt, ist aus ihrer Begründung nicht zu erkennen; so überaus dürftig ist diese ausgefallen. Namens meiner Freunde beantrage ich A u S s ch u ß b c r a t u n g. Auss äußerste bedauern wir, daß der Magistrat in solchem Maße vor dem Ansturm der vereinigten Grundbesitzer kapituliert hat; ich kenne keine Steuer- ordnung, die so unzulänglich wäre und so zarte Rücksicht aus deren Interessen nimmt wie diese. Auf denen, welche es durch ihren Einfluß vor zwei Jahren zum Scheitern der Vorlage brachten, lastet eine ungeheure Verantwortung; auf den Beschluß vom 20. Scp- tember 1907 trifft das Dichterwort zu: WaS du von der Minute ausgeschlagen, Bringt keine Ewigkeit zurück." Der FiskuS soll nach den neuen ministeriellen Bestiimmmgen von der Steuer befreit bleiben. Diese Bestimmung fehlte in der früheren Vorlage! Besonders schwerwiegend ist das Bedenken gegen den 1. April 1892 als Stichtermin. Bor zwei Jahren wurde die Einführung eines solchen Stichlages von verschiedenen Seiten heftig belämpst. Nicht nur, daß damit der Stadt die settesten Bissen entgehen, sondern es liegt darin auch eine Ungerechtigkeit gegen diejenigen, welche ihren Grundbesitz erst nach 1895 erworben haben. Und welcher Rattenlönig von Prozessen wird sich aus der Feststellung ergeben. welcher Gewinnteil erst nach, welcher schon vor dem 1. April 1895 entstanden ist. Der Magistrat hat damit seine Vorlage in bösester Form rückwärts revidiert. Mit der Abstufung der Steuer und der neuen Wert- berechnungsmethode an sich sind wir einverstanden, aber die Tarifsätze selbst sind so ermäßigt, daß der Höchstsatz der Steuer nur 15 Proz. betragen dürfte. Zurzeit geht die große Mehrheit der bestehenden Sleuerordnungen bis zu 22 Proz., was auch die Minister anstandslos genehmigte». Wir sehen zu der übergroßen Bescheiden- heit des Magistrats durchaus keinen Anlaß. Der Wegfall des Unter- schiedö zwischen bebautem und unbebautem Gelände stellt die Borlage gleichfalls in unerfreulichen Gegensatz zu den anderen Sleuerordnungen, denn bei unbebautem Gelände werden viel größere Gewinne realisiert als bei bebautem. Für die Ergänzung der Umsatzsteuerordnung werden wir stimmen. Im Interesse unserer Stadt sind wir mit Freuden bereit, im Verein mit dem Magistrat und den Freunden der Wertznwachssteuer eine Ordnung dafür zu schaffen, aber nur für eine Steuer, die diesen Namen auch wirklich verdient. Wollen die Herren daS nicht, so werden sie wieder ernten, WaS sie gesät haben.(Beifall bei den Sozialdemokraten.) Stadtv. Cassel(A. L.): Durch die Reichsgesetzgebung ist die Sitüatwn gegen die Zeit von vor zwei Jahren allerdings ver- ändert; wir haben damit zu rechnen. Es ist reichsgesetzlich ein Stempel von% Proz. auferlegt und eine Neichswertzuwack)ssteuer soll 1912 in Krast treten. Sollte unter dieser Voraussetzung eine Ermäßigung jenes Stempels von% Proz. aus die Hälfte eintreten, so läge allerdings die Einführung einer kommunalen Wertzuwachs- steuer vielleicht im Interesse des Grundbesitzes selbst. Die Borlage kommt nun auch vielen Wünschen der Interessenten und meiner Freunde entgegen. So macht u n s der Stichtag die Vorlage gerade akzeptabel. Verlangen müssen wir aber einige Modifikationen, so eine schärfere Scheidung des verdienten vom unverdienten Wert- Zuwachs. Daß Enteignungen steuerfrei bleiben sollen. halten wir für unangemessen. Rücksicht genommen werden muß auch auf die' Baugewerbetreibenden. Mit dergroßen Verantwortung" von der der Vorredner sprach, ist es schon deshalb nicht so weit her, weil wir den finan- ziellen Effekt der heutigen wie der früheren Vorlage nur gering achten. Ms ein Heilmittel für alle kommunalen oder gar sozialen Uebel kann man diese Steuer nicht ansprechen. Stadtv. Dr. Levy(A. L.) bekennt sich als Freund der neuen Vorlage, obwohl er gegen die frühere gestimmt hat. Zu dieser veränderten Stellung veranlaßt ihn vor allem die reichsgesetzliche Aktton von 1909. Redner verweist darauf, daß Schöneberg   in- zwischen die Steuer eingeführt hat und daß Charlottenburg   sich an- gelegentlich damit befaßt. Was den Kollegen Heimann gegen die Guilheem, der zur Zeit der Regierung der Königin Elisabeth in London   als königlicher Kutscher diente. Frau Guilheem, die die Aussicht über die Wäsche der Königin hatte, wußte durch das Stärken der Leibwäsche die berühmte Flachheit und Magerkeit des Busens ihrer königlichen Herrin so geschickt zu verbergen, daß Elisabeth sie mit Geschenken und Privilegien über- häufte und sie schließlich zur Obcraufseherin ihres Wäsche- schatzes ernannte. Natürlich wurde die von der Königin eingeführte Mode von allen Damen der Hofgesellschaft mitgemacht, so daß das Bedürfnis, stark gestärkte Wäsche zu tragen, zu einer wahren Sucht ausartete. Ingeniöse Leute nützten diese Manie gehörig aus: eS ließen sich in London  Professoren" der Slärkekunst nieder, und eine vlämische Dame namens Dingden   van der Plasse verlangte von ihren Schülerinnen für jede tlnternchtSstunde nicht weniger als 100 M. unseres Geldes. Später begann man der Stärke blaue Farbe beizumischen. Die Königin Elisabeth fand jedoch, daß das Blau auf ihre roten Wangen einen grauen Schatten warf und unter- sagte deshalb ihren weiblichen Untertanen bei hoher Strafe, andere atö schneeweiße Wäsche zu tragen. Borgeschichtliche Gemäldegalerien in Spanien  . Es war im Jahre 1903, alö der spanische Gelehrte Cabre bei Cretas   in der spanischen   Provinz Teruel   am unteren Ebro   eigen- tümliche Malereien auf Felsen entdeckte. Ebenso merkwürdig wie der Umstand, daß in einem Lande wie Nord-Spanien solche Tinge der Aufmerksamkeit des Menschen so lange baben ver- borgen bleiben können, ist die Tatsache, daß Cabre seine Eni- deckung noch drei Jahre vor aller Welt verheimlichte. Erst im Jahre 1906 machte er davon Mitteilung und tat sich dann mit dem Abbe Breuil zusammen, um den bedeutsamen Fund näher zu er? forschen. Die Ergebnisse der Untersuchungen sind jetzt in der MonatsschriftAnthropologie" mitgeteilt worden. Es steht danach außer Zweifel, daß es sich um Gemälde von außerordentlich hohem Alter handelt, die sich nur dadurch erhalten haben, daß sie unter einem stachen natürlichen Felsdach angelegt worden waren. Wie schon die sonderbaren Gemäldegalerien des vorgeschichtlichen Menschen, die in einigen Höhlen von Süd-Frankreich   vor etlichen Jahren nachgewiesen wurden, stellen auch diese Bilder Tiere in verschiedenen Körperstellungen dar und zeichnen sich durch eine bemerkenswerte Kraft der Ausführung aus. Es sind drei Renn- tiere, ein Stier und ein kleines, schwer bestimmbares Tier, samt- lich in Dunkelrot gemalt und von einer ganz schwach gekerbten Linie umrissen. Einzelheiten, wie die Augen und die Nüstern, sind so gut eingezeichnet, wie es eben in einem einfarbigen Bild ohne Schattierung gehen mochte. Der Entwurf, namentlich der Rennticre, verrät große Naivität, denn sie sind teils von der Vorderseite, teils im Profil gezeichnet. Dieser Punkt ist besonders wichtig, weil sich darin eine Uebereinstimmung mit anderen Tierbildern aus vorgeschichtlicher Zeit bekundet. Roch bedeutsamer erscheinen die gleichzeitig beschriebenen Malereien von Lerida von Katalonien, auf denen unter anderem neun um einen Mann herumtanzende Frauen dargestellt sind. Die Bilder sind übrigens ziemlich klein; das größte mißt 25 Zentimeter im Durchmesser. Vorlage bedenklich mache, mache sie ihm(Redner) annehmbarer; da- gegen beanstandet auch er die Freistellung des Fiskus, die im Gesetz keine Stütze finde, sowie die gleiche statt der stärkeren Hermi- ziehuna des unbebauten Geländes. Oberbürgermeister Kirschncr: Der Magistrat hat geglaubt» mit dieser Vorlage schon jetzt kommen und nicht erst die Etat- beratung abwarten zu sollen. Der neue Etat wird geringere Er- sordernisse als für 1909 nicht aufweisen. Ich deute nur auf den Mehrbedarf für die Bcsoldungsverbesserungen hin, der nicht 3, sondern 4lü Millionen betragen wird.(Hört! hört!) Es fallen andererseits die Staatsbeiträge zu den Schulkosten mit 420000 M. fort, ebenso 1% Millionen an dem Ueberschusse des Vorjahres. Der spezielle Grund sür die Vorlegung ist das Reichsgesetz vom 15. 7. 1909, das mit seinen Bestimmungen über die Reichswert« zuwachssteuer Berlin   anderen Kommunen gegenüber benach» t e i l i g t. Was wir können, müssen wir tun, um diesen Nachteil möglichst abzuwenden. Wir haben uns in der Begründung be- schränken zu können geglaubt, weil die Materie aufs gründlichste h-er bereits erörtert worden ist. Das Notwendige wird im Aus» schuß beigebracht werden. Daß die Steuer nur bis auf 12 Proz. gesteigert werden könnte, ist nicht zutreffend; eine Erhöhung auf 20 Proz. sieht die Vorlage ausdrücklich vor. Die Befürchtung, daß aus dem Sttchtag(1. 4. 1892) zahlreiche Prozesse entstehen könnten, ist auch unbegründet. Hoffentlich stimmt eine große Mehrheit dem neuen Entwurf zu. Stadtv. Dr. Preuß(soz.-fortschr.): Die Stadt hat auch hier den Anschluß verpaßt, jetzt müsse man mit der Reichswert- zuwachssteuer rechnen. Die Steuer sei eine gute kommunale und eine schlechte Reichssteuer; je mehr und je kräftigere kommunale Zuwachssteuern 1912 vorhanden seien, desto mehr sei sür die Kommunen noch zu hofseu. Daß die Hausbesitzer nach dem AuS- spruch des Kollegen Haberland nicht auf Rosen gebettet seien, liege daran, daß die Terrainspckulation das Fett abschöpfe.(Lebhafter Widerspruch.) Den Stichtermin von 1895 hält Redner für über» aus bedenklich, wie überhaupt die jetzige Vorlage mehr als be- scheiden ausgefallen sei. Stadtv. Roscnow(N. L.) vertritt angesichts der dürftigen Be- gründung der Vorlage ebenfalls einen Antrag auf Ausschuß- beratung: die Schwächen der Porlage hinsichtlich der zu er- wartenden Erträge müßten beseitigt werden. Um die Beschrän- kungen bezüglich des Fiskus und der Expropriationen zu beseitigen. sollte man mit dem Ministerium Berhandlungn anbahnen. Stadtv. Mommsen(Fr. Fr.) stellt fest, daß die überwiegende Mehrheit seiner Freunde für die Vorlage eintreten wird und nur bedauert, daß ein positives Resultat erst jetzt in Aussicht steht, nach- dem soviel kostbare Zeit verloren worden. Gegen den Stichtag hat er persönlich Bedenken; die Sätze sieht er aber nicht für so gering an. und verspricht sich auch einen günstigeren Ertrag als die meistcü Vorredner. Stadtv. Haberlanb(A. 2.): Früher sollte diese Steuer ein soziales Allheilmittel sein, eine bessere Wohnungsfürsorge ermög- lichen, die Mieten verbilligen. Das Beispiel von Frankfurt   a. M. zeige, daß von alledem nichts eingetroffen sei. Nach der Meinung des Redners verdient auch diese Vorlage nicht die Bezeichnung einer Wertzuwachssteuerordnuna. Sie berücksichtige das Bau- gewerbe nicht und sei geeignet, die Ausschaltung dieses Teils des Mittelstandes zu beschleunigen und das Großkapital an seine Stelle zu setzen. Damit schließt die erste Beratung. Die Versammlung über- Weist die Vorlage einein Ausschuß von 12 Mitgliedern. Für die Verbreiterung der Landsberger Straße hat die Stadt- gemeinde bereits 7 Grundstücke erworben. Der engste Teil der Straße ist die Strecke von der Katharinen- bis zur Lietzmannstraße. Hier gehören der Stadt bereits 3 Grundstücke, und eS sollen jetzt weitere 4 freihändig erworben werden. Die Kaufpreise sollen 220 000, 382 000, 422 000 und 412 000 ML betragen! Vom Stadtv. Salinger(N. L.) wird Ausschußberafimg empfohlen, da die zu zahlenden Preise zum Teil exorbitant hoch seien. Stadtv. Brunzlow(A. L.) befürwortet diesen Antrag, her so- dann angenommen wird. Der Ausschuß wird vom Vorstande sofort ernannt., Da es inzwischen 9 Uhr geworden ist, werden die Gegenstände, die noch eine längere Debatte ergeben würden, unter anderem die Frage des Ausbaues der Endstrecke der Hoch- und Untergrundbahn von Tresckowstraße nach Bahnhof Schönhauser Mee als Unter­grundbahn und nicht als Hochbahn, für heute abgesetzt. Schluß gegen!410 Uhr. Humor and Satire. Die Diertelmark. Die Welt wird teurer mit jedem Tag, man weiß nicht, was noch werde» mag aus unserem Steuersegen. Just kommt nun in diesem Augenblick das Fünfundzwanzigpfennigstllck. Ich frage mich, weswegen. Die Steuerschraube noch zweimal'nun- gedreht, dann bekommt das Publikum für Kupfer oder fiir Nickel, und wenn es ein Fünsundzwcmziger W2r'< in diesem Vaterland nicht mehr den lausigsten Schundarttkel. Geschäft. Franz. Kommt einer hin nach dem Trockendock Und spricht:Ich zahle zehn Mark mit Vergnügen, Ich möchte dafür ein Dutzend Schock Von ihren allen Putzlappen kriegen." Die Aufseher sagten in aller Ruh', Indem sie ihm das Berlangte gaben: Hier nehme» Sie noch einen Dreadnought dazu, Damit Sie doch etwas zum Putzen haben!" _____(Lust. Blätter'.) Notizen. Theaterchronik. Im Neuen Schaufpielhaofe muß die für Sonnabend angekündigte Aufführung des neu ein- studierten LustspielsDer l e tz t e B r i e f von S a r d o u m,f Mittwoch, den 1. Dez., verschoben werden. Am Sonnabend wird Fulda  « LustspielDas Exempel" mid am Sonntag HebbelsJudith" gegeben. Suzanne D c S p r e s hat ihr Gastspiel im Neuen Theater verlängert; am Sonnabend wird sie noch einmal BeequeSPariserin" spielen. Vorträge. Der Vortragszyklus der Deutschen Garte nsiadt-Gesellschaft wird am Freitag mit dem Bor- tragWie kommen wir zur Garten st adt?" von Dr. Franz Oppenheimer   geschloffen(im Hörsaal des Kunst- gewerbcnuiseumS, abends 8'/3 Uhr). Musikch ronik. Die Klassiker» Novitäten» Matinee von Fritz Jacobsohn findet bestimmt am Sonntag, mittags 12 Uhr, im Ätindworth-Scharwenka-Saal statt. Ein Roman Gerhart Hauptmanns  Emanuel Quint" wird vom Januar an in derNeuen Rundschau" er- scheinen.Der Held deS Romans ist ein religiöser Schwärmer neuerer Zeit, der mit allen geistigen Regungen der Zeit in BerÜh- rung gebracht wird," sagt die Ankündigung.