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Nr. 278.

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Berliner Volksblatt.

26. Jahrg.

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Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.

Menetekel!

Sonntag, den 28. November 1909.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1984.

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berg- Stolberg, Koblenz , Koburg , Landsberg - Soldin und schlimmste ist, sie haben auch die Sympathien der Halle 171 139 Stimmen abgegeben, wovon auf die Sozial- Behörden und der Regierung im Kampfe gegen demokratie 60 236 Stimmen entfielen. Bei den Nachwahlen, die Bergarbeiterschaft! Hiervon aus jüngster Zeit nur einige Ein Menetekel nennt die nationalliberale, National die in diesen sechs Wahlkreisen in der Zeit vom 20. Juli bis Beispiele: Wor einigen Wochen war die Bergarbeiter- Zeitung" in Zeitung" das Ergebnis der Reichstagserfakwahl in zum 26. November 1909 stattfanden, wurden bei den Haupt- der Lage mitzuteilen, wie die Polizeibehörden den Gruben­Salle. Sie erblidt darin ein schlimmes Vorzeichen" für wahlen 155 647 Stimmen abgegeben, wovon 72 164 auf die besigern beispringen in der Verfolgung kontraftbrüchiger" die Zukunft, für die nächsten Reichstagswahlen. Ungeachtet sozialdemokratischen Kandidaten entfielen. Die Stimmen der ausländischer Arbeiter. Nicht nur, daß solche Arbeiter durch des Zusammenschlusses der bürgerlichen Parteien habe die bürgerlichen Parteien gingen also von 110 903 auf schwarze Listen versemt und zur Auswanderung nach anderen 83 483 zurüd, während die Stimmen der Sozialdemo- deutschen Bergrevieren gezwungen wurden; nein, man schickte Sozialdemokratie solch glänzenden Sieg errungen, ,, weil die Erbitterung der Volksmassen stärker wirkte, als die fratie von 60 236 auf 72 164 stiegen! Einem Verlust der ihnen in ihrem neuen Wohnort und Arbeitsstelle den Aus­Ueberzeugung von der Notwendigkeit, jeden weiteren Macht- bürgerlichen Parteien von mehr als 27 000 Stimmen eifungsbefehl nach! Und die Ausweisung erfolgte zuwachs der roten Partei zu verhindern. Die Wahl in steht also ein Gewinn der Sozialdemokratie von 12 000 unter direktem Hinweis des Kontrattbruches auf der früheren Arbeitsstelle!! In diesen Tagen ging der Bergarbeiter­Stimmen gegenüber! Halle geht in ihrer Bedeutung weit über den Wahlkreis hinaus. Nicht örtliche Verhältnisse blods wie für die bürgerlichen Parteien überhaupt. Zumalu den Grubenbesikern erst recht drastisch zeigt. In der Tat ein Menetekel für die Parteien des Schnaps. Beitung" ein Aftenstück zu, das uns die nahen Be­diehungen der Behörden und der Regierung haben das Wahlergebnis beeinflußt, sondern Stimmungen Sie Babl in Salle beweist, daß die rote Flutwelle", von der Dieses Aftenstück lautet: und Leidenschaften, von denen ganz Deutschland er­füllt ist". Worauf dann das nationalliberale Blatt die heute wieder die Lägl. Rundschau" spricht, nicht im Ab­bürgerlichen Parteien und die Regierung beschwört, der schwellen, sondern im Anschwellen begriffen ist. ,, drohenden Gefahr vorzubeugen" und auf eine Besserung Wozu neben der Steuerausplünderung auch die unerhört brutale Scharfmacherpolitik der Mansfeldischen der Verhältnisse hinzuarbeiten". Als ob das so leicht wäre! Als ob die skandalöse Schulden- und Defizitwirt. Gruben herren und das Aufgebot von Truppen schaft und die empörende Steuerausplünderung der Massen und Maschinengewehren zugunsten dieser nicht das durchaus logische, unausbleibliche rücksichtslosen Grubengewaltigen nicht wenig Ergebnis der ganzen Politif unserer herr- beigetragen haben mag! So ist die Wahl in Halle in der Tat ein Menetekel! schenden Klassen gewesen wäre!

Wenn das nationalliberale Blatt den Wahlsieg in Halle Sollten Regierung und Bourgeoisie die Flammenschrift dieser einen glänzenden Sieg" nennt, so trifft es damit nur den Wellen nicht lesen können oder wollen, um so schlimmer Nagel auf den Kopf. Hat doch nach der letzten amtlichen für siei

Meldung der sozialdemokratische Kandidat, Genosse Kunert,

26 020 Stimmen erhalten, während es der freifinnig- bünd- Drohende Lage im Drohende Lage im Ruhrbecken.

lerische Gegenfkandidat Reimann nur auf 21 549 Stimmen

Der Amtmann : J.-Nr. 456 IV

" Herten , den 22. Februar 1909. Der Herr Minister des Innern hat durch Erlaß vom 4. Dezember 1908 angeordnet, daß die Kontrolle der kontrakt­brüchig gewordenen ausländischen Arbeiter in Zukunft lediglich auf Grund der im Zentralpolizeiblatt" zur Veröffentlichung ge= langenden Listen von Personen, nach denen Nachforschungen ans zustellen sind und die aus dem preußischen Staats. gebiet ausgewiesen sind, erfolgt. Die Ortspolizei­behörden haben zu diesem Zwecke Namen und Herkunft der vertragsbrüchig gewordenen Arbeiter ihres Bezirks der Re­daktion des preußischen Zentralpolizeiblattes" in Berlin mitzuteilen. Indem ich von diesem Verfahren er gebenst Mitteilung mache, ersuche ich, vor kommende Kontrattbruchfälle unverzüglich der diesseitigen Stelle anzuzeigen.

gez. von Kleinforgen."

An die Berwaltung der Beche Ewald, hier.

brachte. Die Sozialdemokratie hat also 4079 Stimmen ge- Aus dem Ruhrrevier schreibt man uns: Ueber dieses Dokument wird ja der Reichstag gleichfalls wonnen, während der bürgerliche Sammelfan­Werden die Ruhrbergarbeiter in den Streit eintreten ein derbes Wort mit zu sprechen haben. Nur in einem Lande, didat 3700 Stimmen verloren hat. Es macht deshalb auch oder nicht? das absolut als laffenst a at sich betrachten lassen will, Seitdem bekannt geworden ist, daß die Ruhrgruben­einen geradezu kläglichen Eindruck, wenn das führende selbst reden. Wir wollen nur feststellen, daß solche Praktiken Organ der Sorte Freisinn, dem Herr Reimann, der Hallesche befizer für ihre Zechen einen einseitigen zentrali- find solche Dinge möglich. Wir lassen das Aftenstück für sich Durchfallskandidat, angehört, die" Freif. 8tg.", die fierten Arbeitsnachweis absolut zur Durchführung der Regierung und der Behörden das Vertrauen der Berg­bringen wollen, tritt die Frage des Ausbruches des leute zu der Regierung auf den Gefrierpunkt bringen Schuld für die glänzende Niederlage in Halle dem Zentrum Streits immer mehr und mehr in den Vordergrund. Und diese müssen. Und wollen wir der Wahrheit die Ehre geben, dann oder den Polen in die Schuhe schieben will. Halluziniert Frage wird von Tag zu Tag brennender. Jeder Tag der müssen wir konstatieren, daß die Ruhrbergleute auch wenig doch das Wiemer Blatt davon, daß das Zentrum Bögerung seitens der Grubenherren bringt der Bergarbeiter Hoffnung haben, daß die Regierung auf die Interpellationen durch die Proklamierung der Wahlenthaltung wohl an bewegung gegen den Arbeitsnachweis nur gründlichere in der Frage des Arbeitsnachweises eine die Bergarbeiter 2000( 1) Wähler von der Abstimmung fern gehalten habe Festigung, fördert ihre Kräfte. Und günstiger gestaltet sich befriedigende Antwort geben wird! Die Regierung und daß auch die Zurückziehung der polnischen Sonder- die Situation für die Bergarbeiter, wenn der Reichstag an scheint vollständig unter die Fuchtel der Miniſterſtürzer aus fandidatur durchweg den Sozialdemokraten zugute ge- die Erörterung der Lage herantritt und somit erst recht die dem Palasthotel geraten zu sein. Dennoch! Die Regierung kommen" sei. Demgegenüber braucht nur festgestellt zu öffentliche Meinung auf die Dinge lenit, wie sie sich würde sich Eloßstellen, wenn sie das Prinzip auch vor dem im Ruhrbecken entwickeln. Daß dabei die Gruben­werden, daß das Zentrum im Jahre 1898 ganze 59 und im befizer gut fahren, ist ausgeschlossen. Parlament verteidigen wollte, daß es richtig ist, daß eine Das drängt Handvoll übermütiger Bergwerkskapitalisten in Deutschland Jahre 1903 gar nur 46 Stimmen auf sich vereinigte! die Grubenbefizer denn auch zum schnellen Handeln, Das unsinnige Gerede der Freisinnigen Zeitung" umsomehr, als ihnen aus den Konjuntturverhält ist die Regierung flug, dann wird sie wenigstens in der schalten und walten können, wie sie wollen. Wie gesagt, wird auch sonst durch die Wahlziffern ad absurdum geführt. nissen und aus anderen Gründen heraus ein Streit nur Frage des Arbeitsnachweises der öffentlichen Meinung, die Wenn zum Beispiel die Freisinnige Zeitung" behauptet, willkommen sein kann. den Bergarbeitern heute günstig gegenübersteht, Rechnung die Wahl Kunerts sei nicht nur durch den Stimmenzuwachs Was die Absichten der Werksherren aber zunächst tragen. Wenn nicht, trägt sie mit die Verantwortung für die in Halle in Höhe von rund 3000 Stimmen, sondern auch da- durchkreuzt, ist der Einfluß, den die Bergarbeiterorganisationen wirtschaftlichen Stomplikationen, die sich aus einem kommenden durch gesichert worden, daß die Landstädte und Land- auf einen sehr großen Teil der Ruhrbergleute gewonnen Bergarbeiterstreit ergeben müssen. gemeinden des Wahlkreises diesmal über 1000 bürgerliche haben. Die Disziplin der Bergarbeiter hat sich in den letzten arbeiter machen dann auch die Regierung mit Stimmen weniger aufgebracht hätten als 1907, wobei fie Jahren sehr gehoben. Und schließlich sprechen die Erfahrungen verantwortlich für den Streit selbst. bei früheren Streits mit. Sicher ist, wenn die Grubenbesizer Viel zu der erbitterten Stimmung trägt bei die augen. glauben machen will, daß zahlreiche bürgerliche hoffen mit ihrer Ueberrumpelung die Bergarbeiter allzu blickliche Behandlung der Bergarbeiter auf den Ruhrgruben. Wähler sich diesmal überhaupt der Stimme boreilig in einen Putsch, der nur die schlimmsten Folgen Alles wird angewendet, um die gereizte Stimmung der Berg­enthalten hätten, so werden diese Behauptungen zeitigen fann, hineinzutreiben, dann haben sie die Rechnung arbeiter zu steigern. Das Strafwesen steht zurzeit in durch die Wahlziffern selbst gründlich widerlegt. ohne den Wirt gemacht.

zeichen weisen auch zurzeit darauf hin, daß, ihm die Berg­arbeiter nicht aus dem Wege gehen können.

Herr Martin Spahn als Moderniit.

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höchster Blüte; die Hauerlöhne sind während der Wirt­Denn Genosse Kunert hat im ganzen 4079 Stimmen mehr Die Vertreter der Bergarbeiterorganisationen haben erhalten als 1907. In Salle selbst davon 2938 Stimmen, wenigen Tagen beschlossen, über die Frage, ob Streitschaftskrisis um rund 1 Mart pro Schicht gesunken, die Antreiberei fennt keine Grenze mehr! so daß das Land die fehlenden 1141 Stimmen oder nicht, erst dann endgültig zu beschließen, wenn andere In den letzten Tagen erlebten wir im Ruhrbecken einen mehr aufbringen mußte! Die 1000 Stimmen, die Hilfsmittel versagen und ihnen ein anderer Weg der Abwehr Kohlenversand, wie er nicht einmal in der glänzendsten Zeit der Hochkonjunktur zu verzeichnen war. Alles das hängt mit die Freifinnige Zeitung" vermißt, find also für den sozial nicht mehr gegeben ist. In erster Linie hoffen die Verbände auf den Reichstag! bem event. Ausbruch eines Streits eng zusammen. Die demokratischen Kandidaten abgegeben worden! Die Regierung wird, das steht ja schon fest, in der Frage des Grubenbesizer wollen ihn um jeden Preis. Und alle An­Daß der sozialdemokratische Wahlsieg in Halle nicht etwa Arbeitsnachweises interpelliert werden und zwar bald dadurch so glänzend wurde, daß ein Teil der Wähler sich nach Zusammentritt des Parlaments. Handelt die Regierung überhaupt der Stimme enthielt, sondern daß er dem völligen flug, dann wird sie biel dazu beitragen fönnen, um die wirt­Umschwung der Stimmung der Wähler zuzuschreiben ist, be- schaftlichen Störungen, die mit einem Streit verbunden sind weist ja schon die Tatsache, daß die Wahlbeteiligung und diesen selbst vermeiden zu helfen. Glaubt aber die Ne­diesmal keineswegs geringer war als bei den gierung,' den Standpunkt der Grubenbefizer verteidigen zu Die als Modernism u 8" bezeichnete reformkatho­Hottentottenwahlen. Damals wählten 89 Prozent aller ein- müffen oder glaubt die Regierung, nichts tun zu können geschriebenen Wähler. Da diesmal nicht weniger, sondern gegen das Vorhaben der Herrenmenschen, dann ist der Streif lische Bewegung macht trotz ihrer Schwächlichkeit dem hohen unvermeidlich. Wir kennen die Ruhrbergleute und wissen Klerus bange Sorge, und die von diesem inspirierte Zen­im Gegenteil 379 Stimmen mehr abgegeben worden auch, wo ihre Geduld ein Ende hat und wo sich ihr Groll trumspresse betrachtet es deshalb immer wieder als eine ihrer sind, dürfte die ungewöhnlich starke Wahlbetei- und die Empörung über die Schranken selbst der gewerkschaft Hauptaufgaben, vor den modernistischen Ideen zu warnen ligungsziffer die gleiche geblieben sein! lichen Disziplin himvegsetzt. Selbstachtung und Not- und die Modernisten der Konspiration gegen die katholische Nicht der schweigende Protest der Abstimmung sich mehr lassen die Bergarbeiter vergessen, wie der Streit für Kirche zu verdächtigen. Voran gehen in diesem heiligen enthaltender Wähler brachte der Sozialdemokratie den fie ausfallen farin. Was haben wir zu verlieren?"" Sollen Kampf die ehrsame Germania" und ihr völlig unter den Die Menschen Einfluß des Erzbergerschen Geistes geratener Ableger, die gewaltigen Erfolg, sondern die offene Empörung der wir uns zu Sflaven herabdrücken lassen?" Tausende von ehedem bürgerlichen Wählern, die diesmal würde gebietet uns, daß wir uns wehren!" Das ist so die Märkische Volkszeitung". Das war nicht immer so. Der für den sozialdemokratischen Kandidaten ihre Stimmung, wie sie zurzeit bei den Bergarbeitern zum Durch Eifer der Germania " ist verhältnismäßig neuen Datums. bruch kommt. Diese Stimmung wird immer erregter, je mehr Noch vor etwas mehr als zwei Jahren, als im Anschluß an Stimme abgaben! fich das Material anhäuft über die to a hren Zwecke und die Scholl- Commer- Affäre unter Leitung des Freiherrn von Die Wirkungen der Schnapsblockpolitik sind eben unber- 3iele, die die Grubenherren mit ihrem Arbeitsnachweis an- Hertling und des Universitätsprofessors Schwering fowie fennbar. Das zeigt sich auch, wenn wir uns die Resultate der ftreben. Und es gereicht den Ruhrbergleuten nicht einmal zur einiger anderer Zentrumsgrößen die Münstersche Anti- Inder­legten Reichstagserfahwahlen insgesamt bergegen- Unehre, wenn sie sich nicht zu willenlosen Heloten herab- bewegung von sich reden machte, nahm die Germania " fir wärtigen. Bei den Hottentottenwahlen am 25. Januar 1907 drücken lassen wollen. So weit aber wollen es die Gruben- diese Bewegung Partei und wandte sich gegen die Corrisp. wurden in den sechs Wahlkreisen Neustadt- Landau, Schnee- befizer bringen. Sie haben ja die Macht und was das Romana", die damals die Teilnehmer an der Münsterschen

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