empfangen. Die Mitglieder der Partei erhoben sich von den In Wandsbek hat man das strifte Gegenteil getan, und der welche das religiöse Gebiet berühren, sich jeder Abgeordnete nach Sizen und begrüßten den Minister mit Hochrufen. Als Sieg des geeinten Bürgertums schmeckt ein wenig bitter. In den Grundsägen seines Glaubensbekenntnisses richtet. Asquith sich dann zum Sprechen erhob, brach aufs neue ein Uetersen hat man noch rasch den Zensus auf 1350 M. erhöht, Unterschrieben ist diese hochkomische Konzilien- Entscheidung minutenlang andauernder Beifallssturm los. um sich die gefährlichen Roten für einige Zeit vom Leibe zu halten. von dem Freiherrn v. Hertling und dem Dr. Porsch sowie Die Erklärung, mit der Asquith seinen Antrag einbrachte, In Neumünster , Elmshorn , behoe und einigen 26 der hervorragendsten Zentrumsparlamentarier, darunter lautete wörtlich: fleineren Städten hat das Bürgertum empfindliche Niederlagen auch von Herrn Roeren. Ich habe gehört, daß die Finanzbill, die von diesem Hause erlitten, so daß dem nadten Klaffeninteressen frönenden Bürger- So ist die große Frage glücklich gelöst; ob endgültig, angenommen worden ist, in der vergangenen Nacht vom Hause der tum in Zukunft gehörig auf die Finger gesehen werden kann. das ist allerdings zweifelhaft; denn außerhalb der ZentrumisLords in zweiter Lesung abgelehnt wurde. Deshalb teile ich Ihnen Einer der Mitschöpfer der schleswig- Holsteinischen Städteord- partei werden nur sehr wenige Politiker den Beschluß als mit, daß ich bei nächster Gelegenheit, nämlich morgen, folgenden nung, der alte Professor Hänel, dürfte an dieser Entwickelung richtig anerkennen. Sie werden daran zweifeln, ob die VerAntrag einbringen werde: Das Borgehen der Lords, die es ab- wenig Freude erleben. Aus seinem Werk bröckelt ein Stein nach sammelten überhaupt zwischen Confessionell und politisch zu Vielleicht gefchlagen haben, dem Finanzentwurf für das laufende Fiskaljahr dem anderen heraus. Als vor einigen Jahren der Kieler Ober- unterscheiden vermochten. Doch das macht nichts. Gesetzestraft zu verleihen, charakterisiert sich als ein Ber- bürgermeister auf dem Städtetage in Mölln die Meinung läßt noch nachträglich das Zentrum durch den Epistopat festfassungsbruch nud als eine Anmaßung von Rechten, aussprach, die Sozialdemokratie würde auch den Höchstzensuswall stellen, was im nichtkonfessionellen Zentrumsfinne tonfessionell die dem Unterhause zustehen. ( der bekanntlich 1500 m. beträgt) überklettern, da schlug man seine ist. Eine solche nähere Interpretation ist entschieden nötig.
Das Landeskulturgesez angenommen.
Dieser Erklärung folgte erneuter stürmischer Beifall der Mahnungen in den Wind. Die Spießbürger fühlten sich so sicher Liberalen, Jren und der Arbeiterpartei. Unmittelbar nach auf den Rathäusern, daß sie die ganze wirtschaftliche Entwidelung dieser Erklärung wurde die Sigung geschlossen. Die Ver- und das Aufsteigen der organisierten Arbeiterschaft geflissentlich tagung des Unterhauses soll am 3. Dezember stattfinden. überfahen. Seit den Hottentottenwahlen hielten sie die Sozialdemofraten für„ total niedergeritten". Sie ahnten nicht, daß sich hinter den Niederlagen die Vorboten neuer glorreicher Siege bargen. Die guten Bürger, die sich auf ihren Liberalismus etwas zuLondon, 1. Dezember. Das Oberhaus trat heute zusammen, gute taten, scheuten sich nicht, in den Wahlkämpfen zu den verum über das vom Unterhause wieder zurückgewiesene Landes- werflichsten Mitteln zu greifen. Das Beamtentum in Schleswig tulturgesek zu beraten. Das Unterhaus hatte die Mehrzahl Holstein erwachte in den letzten Jahren zum politischen Bewußtsein, der vom Oberhaus zu dem Gesek gemachten Zusätze mit der es fab sich vom Bürgertum geprellt und auf die Seite geschoben. Begründung abgelehnt, daß sie eine Verletzung der Privilegien Es wollte sich nicht mehr als Stimmvich bei den Kommunalwahl des Hauses der Gemeinen bedeuteten. Die Lords bestanden nicht tämpfen gebrauchen lassen, und weil es nicht offen für die Sozial auf ihren Abänderungsanträgen, womit das Gesetz angea demokratie eintreten konnte, unterstüßte es indirekt durch Wahlnommen ist. Lord Lansdowne führte aber heftige enthaltung unsere siegreich vorwärts marschierende Armee. Das lage gegen diese Behandlung von feiten des liberal schillernde Bürgertum in Schleswig- Holstein griff deshalb Unterhauses und wandte sich nachdrücklich gegen die Art, in zum schäbigsten Mittel: es denunzierte die Beamten welcher seiner Meinung nach die Minister die Privilegien des der Begünstigung der Sozialdemokratie! Ein Unterhauses benußten, um dem Oberhause die Möglichkeit zu führendes liberales Blatt fagte ganz offen, daß, wenn die Beamten. nehmen, über Dinge zu verhandeln, zu deren Erörterung es be- nicht Order parieren wollten, dann müßte ihnen, von oben" gesagt fugt fei. Eine in diesem Sinne gehaltene Resolution wurde werden, welche Pflichten sie gegen Staat und Stadt zu erfüllen mit 41 gegen 21 Stimmen angenommen. hätten. Unter Vorantritt ihrer Vorgesetzten wurden die niederen Beamten und Gemeindearbeiter auf Kommando ins Wahllokab geführt. Wehe dem, der sich erfrechte, zu Hause zu bleiben!
Gefchäftsverwirrung.
Aus dem Reichstag . 1. Dezember. Wenn die heutigen Vorkommnisse im Reichstag einen Vorgeschmack abgeben von dent, was wir zu erwarten haben im Laufe der Schnapsblockära, dann können wir schöne Dinge erleben an Geschäftsunordnung und Geschäftsverwirrung.
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Das ultramontane Kulturkampfgeschrei ertönt allemal dann, wenn es dem Zentrum darum zu tun ist, irgendeine seiner Sünden zu verdeden und das Mißtrauen und den Unwillen seines Gefolges von sich abzulenken. Dann schreit es: Die Religion, die Kirche ist in Gefahr! oder es deutet geheimnisvoll an, daß diese oder jene Maßnahme, über deren Notwendigkeit der katholische Wähler den Kopf schüttelt, geboten war, wenn nicht ein neuer Kulturfampf heraufbeschworen werden sollte. Einez der das Zentrum recht gut tennt, Johannes Fusangel , hat vor einigen Jahren diesen Schwindel mal offen angenagelt. Jm April 1907 war in der Westdeutschen Volkszei= tung", dem Blatte des genannten Zentrumsmannes, zu lesen:
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„ Es sind höchst unerfreuliche Erscheinungen, die der Wahlkampf, der sofort nach dem 18. Dezember anhob, gerade in: Zentrumslager gezeitigt hat. Zunächst war es vollständig verfehlt, bon einem neuen Kulturtampf 6 sprechen. Die Regierung denkt gar nicht an einen solchen. Für das Zentrum als Kampfpartei tönnte ja nichts er wünschter sein, aber die Regierung wird uns diesen Gefallen nicht erweisen; sie wird sich streng auf dem gesetzliche:: Boden halten und nichts tun, was unseren Bischöfen berechtigte Veranlassung zum klagen geben könnte. Das wissen die Teitenden Persönlichkeiten in der Partei au d ganz genau und es macht einen nicht gerade ange= nehmen Eindruck, daß man unsererseits das abgetrieben: Kulturkampfrößlein wieder aus dem Stalle 30g und es weiblich
tummelte.
Sind wir denn gar so gedankenarm geworden und steht uns das Volk schon so entfremdet gegenüber, daß wir, um es bei der Stange zu halten, zu solchen Mitteln greifen müssen, die weder den Tatsachen entsprechen, noch unserer Wahrhaftigkeit Ehre machen? Das mag ja sein, daß die kleinen Geschenke, die, wie man zu fagen pflegt, die Freundschaft unterhalten, fürs erste fortfallen, was unangenehm ist für diejenigen, die die parlamentarische Laufbahn als Sprungbrett für ihre Karriere benutzen möchten, falls solche Personen in der Zentrumsfraktion überhaupt vorhanden sein sollten. Allein, das ist kein Kulturkampf und man sollte sich hüten, dieses häßliche Gespenst immer wieder an die Wand zu malen. Wir müssen auch der Regierung gegenüber ehrlich sein und keine Behauptungen aufstellen, für welche wir feinen Beweis erbringen können."
Johannes Fusangel fennt seine ultramontanen Pappen. heimer, er ist unter ihnen aufgewachsen und hat lange genug im Bentrum eine große Rolle gespielt. Er hat es allerdings büßen müffen, daß er gelegentlich seine eigene Meinung und wenig e spett vor den angestammten Barteigrößen hatte. Bei der Wahl 1907 hat man ihn von Parteiwegen einen Gegenkandidaten, den ießigen Abgeordneten Becker, auf die Nase gesetzt, dem er dan weichen mußte, und dann haben es seine ultramontanen Verleger tonfurrenten fertig gebracht, daß seinem Blatt der Charakter als Bentrumsorgan abgesprochen wurde. Leute mit eigener Meinung und dem Mut der Meinungsäußerung kann man im Zentrum nicht brauchen. Um so mehr Beachtung und Vertrauen verdienen in diesem Falle die Worte des alten Zentrumskämpen Fusange!.
Viereinhalb Milliarden Schulden.
Die schleswig- Holsteinische Städteordnung ist nun den Liberalen nichts mehr wert. In verschiedenen Bürgervereinen SchleswigHolsteins ist es of fen ausgesprochen worden, daß die Städteordnung viel zu liberal feiweil nun weil ein Teil des Bürgertums und die Beamten mit den liberalen Wahrheitsaposteln nicht mehr durch did und dünn gehen. Auf diese Weise sorgt das Bürgertum für seine Selbstkastrierung! Riberal sein ist recht schön, Auf der Tagesordnung stand die Wahl der Präsidenten aber zum Teufel damit, wenn es nichts mehr einbringt. Jm vorigen und Schriftführer. So etwas pflegt sonst glatt und erregungs- Jahre trat ja der sonst so kluge und weitsichtige Oberbürgermeister los von statten zu gehen. Die ersten beiden Wahlen vollzogen von Stiel, Herr Dr. Fuß, den Kanofsagang zum Minister v. Moltte fich auch ohne Anstoß. Der Konservative Graf Stolberg an. Er beschwor ihn im innigen Einverständnis mit dem Bürgerwurde zum Präsidenten und der Zentrumsmann tum, doch endlich seine starke Hand zur Abänderung der schleswigSpahn zum ersten Vizepräsidenten gewählt. Für holsteinischen Städteordnung zu bieten. Der Minister wollte aber beide Kandidaten hatte auch die sozialdemokratische Fraktion nur dann seinen Einfluß geltend machen, wenn die Kieler mit der zu stimmen beschlossen, indem sie sich als Nichtschnur dienen Einführung des preußischen Dreitlassenwahlrechts einverstanden ließ, daß die Fraktionen in der Reihenfolge ihrer Stärke für seien. Das ging den tapferen Liberalen damals noch zu tveit. In die Besetzung dieser Posten in Frage kommen müßten. Eigent- diesem Jahre tönt es aber aus allen Eden und Kanten: Weg lich wäre ja nach diesem Grundsaß das Zentrum für die Be- damit! Mit der altbewährten schleswig- holsetzung des Präsidentenpostens in Frage gekommen; da die steinischen Städteordnung sind keine Geschäfte Zentrumsfraktion mit der konservativen Fraktion, die der mehr zu machen! Her mit dem Dreiflaffen- oder PluralwahlBahl nach an zweiter Stelle steht, freiwillig getauscht recht" oder was sonst die rote Bande zur Einflußlosigkeit verhatte, so wurde die Berechtigung dazu von der sozialdemo- dammt. Als sich im vorigen Jahre die schleswig- Holsteinischen fratischen Fraktion nicht bestritten. Bürgervereine ein Stelldichein gaben, nahmen fie eine Resolution Der Fraktionsstärke gemäß fam für den Bosten des des Inhalts an, daß überall dort, wo dem Bürgertum von der aweiten Bizepräsidenten die nationalliberale Sozialdemokratie Gefahren drohen, das Bezirkswahlsystem Fraktion in Frage. Für Herrn Baasche stimmten deshalb zur Einführung gelangen müsse. Wo das nichts nüße, da müsse die nämlichen Fraktionen, die ihre Stimmen für Stolberg eine schlaue Wahlgeometrie das übrige tun. Wie's gerade trefft. und Spahn abgegeben hatten; die freisinnige sowie die Wie heute die Dinge liegen, kann nicht mehr daran gezweifelt nationalliberale Fraktion, die beschlossen hatten, sich am Brä- werden, daß das Ende der berühmten schleswig- holfidium nicht zu beteiligen, gaben jedoch auch hier weiße steinischen Städteordnung nahe bevorsteht. Von Bettel ab. Herr Paasche selbst erklärte darauf, daß er fast einem Dutzend Nathäusern in Schleswig- Holstein flattert luftig im Einverständnis mit einem Beschlusse seiner Fraktion die die rote Fahne. Die traurigen Epigonen der alten aufrechten FortWahl nicht annehme. schrittler à la off in Stiel, die sich, wo sie sich sicher fühlen, so Geschäftsordnungsgemäß hätte nun sofort in die Wahl radikal gebärden, haben an sich und ihren sogenannten Brinzipien eines zweiten Bizepräsidenten abermals eingetreten werden die Selbstentmannung vollzogen. Der Rest ift Schweigen. Alljährlich geht dem Reichstage eine Dentschrift zu über die müssen. Das paẞte aber den Konservativen und Zentrums- Aber auf den alten Ruinen wird neues Leben erblühen und die Ausführung der seit dem Jahre 1875 erlassenen Anleihegesebe. Teuten nicht in den Stram, da sie sich noch nicht darüber ge- Sozialdemokratie die Erbschaft antreten! Wie sich nun aus der jüngsten Dentschrift ergibt, beziffert sich einigt hatten, em sie nunmehr ihre Stimme geben würden, denn offenbar geht es ihnen wider den Strich, den Grundsay, der Gesamtbetrag der Anleihekredite zurzeit im ganzen auf 4 372 957 138 M. Davon sind bis 1. Oktober 1909 realisiert die Präsidentenposten nach der Stärke der Fraktionen zu ivorden 4 328 767 479 M., so daß noch verfügbar bleiben besetzen, auch der nunmehr nach dem Ausscheiden der Libe 44 189 659 M. Das gesamte Echuldkapital betrug danach am ralen nächstberechtigten Fraktion der Sozialdemo 1. Oftober: an 4prozentigen Schuldverschreibungen 410 Millionen tratie gegenüber zur Anwendung zu bringen. Um nun die für Verhandlungen nötige Beit au gewinnen, hätte Die Vorstände der Reichstags- und der Landtagsfraktion Mart, an 3½prozentigen 2020 Millionen Mart, an 3prozentigen der Mehrheit der Ausweg zu Gebote gestanden, einfach die des Zentrums haben sich zur Lösung der größten Frage der 1783,5 Millionen Mark und an 4prozentigen Schahanweisungen Bertagung des Hauses bis Donnerstag zu beantragen. politischen Gegenwart bewogen gefühlt, nämlich zur Lösung 340 Millionen Mark, oder zusammen 4553,5 Millionen Mark! das Zentrum eine politische oder Statt dessen beantragte der Führer der Konservativen, Herr der Frage, ob Wenn's so weiter geht, tann bald der Konkursverwalter in oder b. Normann, die Ausseßung der Wahl des eine fonfeffionelle Partei gar eine tonfessionell- Funktion treten. zweiten Vizepräsidenten bis auf Freitag, politische Partei sei. Seit fast vierzig Jahren besteht die dennoch find nicht fich aber die sofortige Vornahnie der Wahl der Schrift- Sentrumspartei; Jm Kieler Werftprozek nur die wie sondern Streitereien die Der amtierende Präsident Graf Stolberg Zentrumswähler, führer. im sprachen am Mittwoch nach dem Plaidoyer der Staats. ließ diesen Antrag anstandslos zu. dieses Jahres Jahres bewiesen Abend haben, selbst die anwaltschaft noch zwei Verteidiger. Genosse Singer wies jedoch in ausführlichen Dar großen Theoretiker und parlamentarischen Kapazitäten dieser wurde die Verhandlung dann auf Donnerstag vertagt. Der legungen nach, daß das ein geschäftswidriges Verfahren sei. Partei völlig unflar darüber, was eigentlich das Zentrum ift. Angeklagte Siegfried Jacobsohn ist aus der UntersuchungsHerr b. Normann verstummte zunächst. Dann sprangen Um endlich Ordnung in diese Konfusion der leitenden haft entlassen worden. indes vom Zentrum Herr Gröber und Graf Braschma Zentrumsgrößen zu bringen, haben sich zu feierlichem Konzil sowie der Konservative Dietrich mit allerhand lenden- die Vorstände der Reichstags wie der Landtagsfraktion am lahmen Ausflüchten bei, während der Freisinnige Müller 28. November im Fraktionszimmer des Zentrums im Reichsund der Nationalliberale Baffermann Singers Aus- tagsgebäude versammelt und auf Grund tiefgründiger Erführungen unterstützten. In der Sache gaben jedoch die Ver- wägungen einstimmig zur Schlichtung der Streitfragen betreter der Mehrheitsparteien nach. Der Präfident trennte schlossen, daß fünftighin das Zentrum nur noch als politische, zunächst auf eine Anregung Gröbers hin die Abstimmung nicht mehr als fonfessionelle Partei betrachtet werden dürfe. In dem Beschluß heißt es: über Normanns Antrag, indem er zunächst über die Aus. setzung der Wahl des zweiten Vizepräsidenten abstimmen ließ, die denn auch von der Mehrheit angenommen wurde. Dann beantragte die Mehrheit die Bertagung des Hauses. Ihr eigener vorheriger Beschluß, die Wahl bis Freitag auszusetzen, nötigte den Präsidenten dann, den Donnerstag überhaupt ausfallen zu lassen. Somit haben die Herren b. Normann und Compagnie infolge ihrer Unfenntnis der Geschäftsordnung dem Reichstag einen vollen Arbeitstag geraubt und sich selbst bis auf die Knochen blamiert.
Das Ende der Schleswig- Holsteinlichen
Städteordnung.
Der Ausfall der diesjährigen Kommunalwahlen in zahlreichen Städten Schleswig- Holsteins hat dem liberalen" Bürgertum die Augen geöffnet. Die alte bewährte" schleswig- Holsteinische Städteerdnung aus dem Jahre 1869 bewährt sich nicht mehr als Bollwerk gegen die Nichtbesitzenden. In Niel hat sich das Bürgertum nur durch eine schnöde Wahlgeometrie und eine berüchtigte Bezirkseinteilung vor dem Ansturm der Sozialdemokratie retten tönnen.
Sommer
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Die Zentrumspartei ist grundsäglich eine politische nicht tonfeffionelle Bartei; sie steht auf dem Boden der Verfassung des Deutschen Reiches, welche von den Abgeordneten fordert, sich als Vertreter des gesamten deutschen Boltes zu betrachten. Darum erstrebt die Zentrumspartei den Schutz und die volle Gleich berechtigung aller Staatsbürger, deren Interessen sie in steter Rücksicht auf die Wohlfahrt des Ganzen und auf das Gedeihen aller Klassen zu vertreten sucht...
Abgesehen von dem Programm bietet die Tatsache der Zugehörigfeit fast aller ihrer Wähler und ihrer Abgeordneten zur fatholischen Kirche genügende Bürgschaft dafür, daß die Zentrums partei die berechtigten Interessen der deutschen Katholiken auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens nachdrücklichst vertreten wird. Dadurch verliert aber die Zentrumspartei nicht den Charakter einer rein politischen Partei.
Die Zentrumspartei hat die Zugehörigkeit zur Partei niemals von der Angehörigkeit zum tatholischen Glaubensbekenntnis abhängig gemacht, und die Zentrumsfrattion des Reichstages hat auch tatsächlich bis heute stets Angehörige eines nichtkatholischen Glaubensbekenntniffes au ihren Mitgliedern gezählt, welche allen, auch ihren intimsten Verhandlungen beigewohnt haben. Dabei ist es als selbstverständlich zu betrachten, daß in denjenigen Fragen,
Folgen des Sparsystems.
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Am 9. Juli 1908 stürzte die im Bau befindliche Südbrüde in Köln a. Rhein ein. Acht Menschenleben wurden dabei bernichtet. Seit dieser Zeit wird eine Untersuchung geführt, aber die Schuldige: tönnen nicht ermittelt werden. Jetzt werden von fünf Sachverständigen, die sich in herborragenden Stellen, befinden zum Teil sind es Professoren a technischen Hochschulen Gutachten veröffentlicht, die zwar auch nicht die Ursache für das Unglüd bezeichnen, immerhin aber erkenne: laffen, daß die Hauptschuld das Sparsystem der ausführenden Firma, der Dormunder Union, und der Regierung trägt. Alle Gutachter stimmen darin überein, daß die ungewöhnliche Bauart der GerüstSie bezeichnen brüde bei dem Einsturz wesentlich mitgewirft hat. sämtlich die vom Unternehmer gewählte Zusammensetzung der Trägerglieder aus vielen einzelnen, meist nur mit Schrauben verbundenen Walsstäben im Vergleich zu den sonst gebräuchlichen Anordnungen als weniger standsicher, aber mit Rüdficht auf den Zweck der lediglic als Baugerüst, nicht aber dem öffentlichen Verkehr dienenden Brücke als zulässig. Sie sehen in der Anwendung für diesen Zwed kein strafbares Verschulden.
Es wird also festgestellt, daß beim Gerüstbau nicht die notwendige Sorgfalt beobachtet worden ist. Die Gutachter wollen allerdings tein strafbares Verschulden darin erblicken. Man wird also in der Annahme nicht fehlgehen, daß die durch das Kapital verschuldete Bernichtung von acht Menschenleben ungefühnt bleiben wird.
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Die Bertagung der Witwen- und Waisenversicherung.
Dem gestern( Dienstag) dem Reichstage zugegangenen Gesetzentwurf, der eine Abänderung des§ 15 des Zolltarif