Bom Kampf im Kalisyndikat.
Das Reichsgesetz betreffend die Kaliindustrie soll dem Bundesrat am 10. Dezember zugehen. Wie verlautet, wird es in der Hauptfache eine Kontingentierung und Spannungszölle enthalten. Es ist inzwischen bekannt geworden, daß die amerikanischen Kontrakte Schmidtmanns derartige Zollmaßnahmen zu Lasten der Käufer schon vorgesehen haben.
Jm Berichtsjahre 1908 sind von den bewilligten Altersrenten 1419, davon 5% Millionen, also etwas mehr als die Hälfte als Renten von den bewilligten Invalidenrenten 4872; von den bewilligten für die Versicherten ausgegeben. Jn wenigen Wochen läuft das notdürftig zustande gekommene Krankenrenten 840 durch Tod oder aus sonstigen Gründen in Weg- Resumieren wir, dann muß von der Landesversicherungsanstalt fall gekommen. Am 1. Januar 1909 zählte die Landesversicherungs- Brandenburg gesagt werden: Die Anstalt sieht ihre vornehmste Syndikatsprovisorium ab. Bisher ist eine Einigung zwischen der anstalt Brandenburg 8650 Alters, 51 355 Invaliden- und 1060 Aufgabe der sozialen Fürsorge" darin, eine Menge von An- Schmidtmanngruppe und dem Syndikatsvorstand noch nicht erzielt Strantenrentenempfänger. Insgesamt 61 065 Berfonen, die Renten wärtern" anzustellen und diese auf die leberwachung der Renten worden. Schmidtmann hat in den letzten Tagen fogar mit Verbezogen. Die Rentenbeträge variieren zwischen 110,40 bis 230,40 empfänger abzurichten. Damit ein armer Teufel ja nicht un- sendungen nach Amerila begonnen, die angeblich den Syndikats Mark bei der Altersrente und 116,40 bis 253,20 m. jährlich bei ber berechtigter" Weise eine Rente weiter bezieht", wird ein Heer bon vertrag verletzten. Wenigstens ist das Landgericht in Nordhausen Invaliden und Krankenrente. Beamten angestellt, die rund 95 000 m. tosten und der Anstalt solcher Anficht. Es hat einem Antrage des Syndikats auf einst Die Zahl der Altersrentner ist seit dem Jahre 1906( wenn rund 19 000 M. einbringen. Eine nette Fürsorge! Die Gelder weilige Verfügung entsprochen, weitere Verschiffung untersagt unter auch nur gering) gewachsen, die der Krankenrentner, die im Jahre werden von den Versicherten aufgebracht. Sie sollen in erster Linie Androhung einer Haftstrafe von drei Monaten gegen Schmidtmann. 1907 gegenüber den Vorjahren zurückgegangen war, ist im Be- dazu dienen, die nicht mehr Erwerbsfähigen, die durch die Arbeit richtsjahr( 1908) wieder gestiegen und hat den bisher höchsten Stand im Leben aufgebrauchten Personen vor der bittersten Not zu crreicht. Die Aufwärtsbewegung fällt indeffen nur auf die männ- schüben, aber nicht einem Heer von Militäranwärtern auf Kosten lichen Rentenempfänger. Es fommen( 1908) auf 100 Stranten. Der Versicherten Unterkunft zu berschaffen. Nicht in der Aufrentner 57,3 männliche und 42,7 weibliche. Bei den Invaliden- speicherung von Millionen an Vermögen, sondern in dem weitesten rentenbewilligungen scheint eine geringe Befferung eingesetzt zu Ausbau der Rentengewährung und der Verhütung der Ursachen der haben. Während die Neubewilligungen der Invalidenrenten im Invalidität sollte sich die soziale Fürsorge der Anstalt widerspiegeln. Jahre 1903 mit 10 005 den bisher höchsten Stand einnehmen, find Die Anstalt Brandenburg indessen scheint es sich zur Aufgabe zu Für Erfinder. Geldpreise im Betrage von 30 000 M. Hat der fie dann auf Grund der Bereisungen" des Bezirks der Versiche machen, die Rente erst dann zu gewähren, noch dazu durch VerVerein Deutscher Eisenbahnverwaltungen" für Erfindungen und rungsanstalt durch) Kommissare des Reichsversicherungsamts in den urteilung durch das Schiedsgericht, wenn der Versicherte bereits Jahren 1904 auf 8905, 1905 auf 6265 und 1906 auf 5948 zurüd auf dem Totenbett liegt. Wie oft wird gar den an Entkräftung Berbefferungen ausgesetzt. Das Preisausschreiben, welches zur gegangen. Im Berichtsjahre 1908 wurden 6995 Invalibenrenten Verstorbenen der Bescheid zugefertigt, fie feien noch erwerbsfähig! allgemeinen Bewerbung öffentlich auffordert, unterscheidet Erfinbewilligt gleich eine Zunahme von 2,9 Proz. gegen 1907. Die Zahl der Das ist die Praris, wie sie von der Anstalt" Brandenburg " in bungen usw. betreffend die baulichen Einrichtungen der Bahn und weiblichen Invalidenrentenempfänger ist auffallenderweise im Be- der Invalidenversicherung, die den Versicherten nach Ansicht ge. Betriebsmittel, die Signal- und Sicherheitseinrichtungen, Betrieb und richtsjahre gegen 1907 zurückgegangen. Auf 100 Invalidenrentner wiffer Streise eine gesicherte Eristens" bis in das hohe Alter Verwaltung usw., sowie hervorragende schriftstellerische Arbeiten aus fommen 40,9 weibliche und 59,1 männliche. hinein gewähren und einen ruhigen Lebensabend" bescheiden soll, dem Gebiete des Eisenbahnwesens, wobei als erwünscht" unter gehandhabt wird. Dabei handelt es sich nicht um eine privatrecht anderem folgende Aufgaben bezeichnet werden: Lokomotivfeuerung liche, sondern um eine öffentlich rechtliche Fürsorge. Das nennt man Bersonenzüge, der Luftdruckbremsen, Vorrichtung zur Verständigung öffentlichrechtliche mit mechanischer Beschichung, Verbesserung der Beheizung der just foziale Fürsorge"! zwischen Lokomotiv - und Zugpersonal, handliche Wage, um jederzeit das Ladegewicht eines Güterwagens feststellen zu können, MotorDräfine bis zu 40 Kilometer Stundengeschwindigkeit usw. Zu dem Wettbewerbe werden nur solche Erfindungen, die ihrer Ausführung nach und nur solche schriftstellerischen Werte, die ihrem Erscheinen nach in die Zeit vom 16. Juli 1905 bis 15. Juli 1911 fallen, zugelassen; die Erfindungen müssen auf einer Vereinsbahn praktisch erprobt und von der Verwaltung derselben empfohlen sein. Die Preise, die zwischen 7500 und 1500 2. schwanken, werden nur dem Erfinder selbst bezw. dem Verfasser( nicht Herausgeber) zuerkannt. Die Bewerbungen sind in der Zeit vom 1. Januar bis 31. Juli 1911 an die Vereinsverwaltung( W 9, Köthener Str. 28/29) einzureichen. Die Entscheidung des Preisauschusses erfolgt im Laufe des Jahres 1912.
Von den 1514 ergangenen Ablehnungsbescheiden der Invalidenrentenfachen wurden allein 65,8 Proz. wegen noch nicht„ borhandener" Invalidität erlassen. Das heißt, eine gewisse Aerates fpezies bringt es fertig, die Invalidität noch nicht auszusprechen, obwohl die Invalidität hart" an der Grenze steht. Häufig wird angenommen, daß der Versicherte noch imstande ist, durch„ Nacht. wächterdienste"," Portier" usw.% des geringen Lohnes verdienen zu fönnen, den gleichartige Arbeiter mit dergleichen Ausbildung zu verdienen pflegen, wenn er die Nachtwächter- oder Portierstelle hätte.
Gin recht trauriges Kapitel offenbart der Bericht dem Sozialpolitiker über die Ursachen der Invalidität. An erster Stelle steht die Gruppe der durch Entkräftung, Blutarmut und Altersschwäche erwerbsunfähig gewordenen Rentenempfänger mit 1385 Personen = 19,80 Bros. aller Rentenempfänger. Hier sind es besonders die Personen der Altersklassen der 60 Jahre und höher( 116,8), die überwiegen. Die zweite Stelle nimmt die Gruppe der durch Lungentuberkulose Erwerbsunfähigen mit 926 Personen 13,24 Prozent aller Rentenempfänger ein. Hier find es bie jüngeren Jahrgänge, die von dieser grauenvollen Proletariertranfheit be. fallen werden. Sie betragen nämlich für die 20er Jahrgänge 57,30 Prozent, für die 30er Jahrgänge 38,93 Bros. und für die 40er Jahrgänge noch 23,02 Proz. aller Fälle in den betreffenden je zehn Jahrgängen. Die dritte Stelle nimmt die Gruppe der durch Erkrankung des Herzens und der großen Blutgefäße erwerbsunfähig Gewordenen mit 740 Personen= 10,58 aller Nentenempfänger ein. Ihr folgt die Gruppe der durch Gelenkrheumatismus und Gight criverbsunfähig Gewordenen mit 549 Personen 7,85 Bros., und endlich als größere fünfte Gruppe die durch Bungentrantheiten ausschließlich Lungentuberkulose erwerbsunfähig Gewordenen mit 540 Personen 7,76 Bros. aller Rentenempfänger. Nach Prozentziffern find die Ursachen der Invalidität im Berichtsjahre auf 100 Rentenempfänger: burch Tuberkulose 13,24; durch andere Lungenkrankheiten 9.12; burch Lungenkrankheiten ein schließlich Tuberkulose 22.36. Vergleicht man die Prozentziffer mit 1901- dem ersten Bergleichsjahr- bann ergibt sich die betrübende Tatsache, daß in den Jahren 1901 bis 1904 bie Zahl ber Tuber fulofen 10-11 Bros., dagegen in den Jahren 1905 bis 1908 rund gerechnet 13 Proz. aller Rentenempfänger umfaßte.
Die Zunahme der Lungentuberkulose glaubt der Berichterstatter in der genaueren Präzifierung der Diagnose der neuen Formulare für die erste erbliden zu können. Ein sehr fadenscheiniger Trost. Die ständige Zunahme der Tuberkulose ist vielmehr eine Folge der fortgesetzten schlechten Grnährung und damit verbundenen Unterernährung der arbeitenden Bevölkerung. Und diese findet in den schier unerschwinglichen Preifen der notwendigsten Nährmittel ihre Ursache.
Dienstbotenelend.
Vor dem Schöffengericht in Stöln stand dieser Tage die Frau des Direktors Karl Mag Lehmann aus Köln- Lindenthal unter der Anklage, ihr sechzehnjähriges Dienstmädchen mittels eines Rohrstodes und einer Hundepeitsche auf den nur mit einem zerriffenen Hemde bekleideten Körper mißhandelt zu haben. Das Mädchen mußte fich im Hofe frühmorgens waschen. Zum Bodenaufwischen durfte es sich nur mit einem furzen Röckchen und einem Jädchen bekleiden unb dabei stets auf den Knien rutschen. Währenddessen und bei anderen Gelegenheiten trat es die Angeklagte mit Füßen, riß es an den Haaren, schlug es mit harten Gegenständen und mit der Faust auf die nadten Störperteile, go ihm große Gefäße mit Waffer über den Leib( in einem Falle fünfmal hintereinander), schüttete ihm schmutziges Waffer ins Gesicht. Gin Beuge sah, wie bas Kind sich unter den Mißhandlungen frümmte und zu einem Säufchen zusammenfant. Es war so dürftig bekleidet, daß ein hinter der Mauer stehender Polizeibeamter, der von Arbeitern herbeigerufen wurde, die Schamteile des Kindes beim Bücken fab. Mit den nassen Kleidern mußte es auf den Knien liegend weinend weiter arbeiten. In einem Falle wurde das Mädchen 21 mal hintereinanber mit einer Fliegenklatfche geschlagen.
Das jest 17 jährige Mädchen, das eine Großnichte der Angeflagten ist, befindet sich heute noch in deren Haus. Die Folge dieses Umstandes, den die Behörden zu verhindern verpflichtet gewesen wären, trat in der Verhandlung klar zutage. Das durch die rohe, fittenlose und unmenschliche Behandlung terrorisierte, noch ieht dank des Mangels jeglicher gefeblicher Schuhmaßregeln unter der Botmäßigkeit der Frau Direttor stehende, willenlos gemachte Kind schwor in der Verhandlung alle Mißhandlungen ab! Es konnte aber der Sachverhalt, wie wir ihn eingangs schilderten, durch mehrere Bauarbeiter und zwei von diesen herbeigeholte Schuhleute bekundet werden, die an vier verschiedenen Tagen alle die Graufamteiten, hinter einer Mauer stehend, genau beobachtet hatten.
Der Staatsanwalt beantragte awei Monate Gefängnis, bas Gericht ließ eine geradezu empörende Milde walten. Es erkannte auf eine Gelbstrafe von 200 m.
Gesundes Rechtsgefühl fordert, wenn die Frau Direktor zu rechnungsfähig ist, eine längere Gefängnisstrafe. Und überdies liegt der Sachverhalt doch so, daß dringender Verdacht der Verleitung des burch Angst willenlos und unzurechnungsfähig gemachten Mädchens zum Meineid vorlag und deshalb die Frau Direktorin in Untersuchungshaft hätte genommen werden müssen.
Weshalb die Eltern oder der Vormund und das Vormundfchaftsgericht gegen die Bestialitäten nicht eingeschritten und das Wäbchen in Fürsorge genommen haben, ergab die Verhandlung nicht.
Seilverfahren: Für das Heilverfahren( ausschließlich der Lungentuberkulose und des Zahnerfages) wendete die Versicherungsanstalt Brandenburg ( einschließlich der Reisekosten und der Angehörigenunterstützung) im Jahre 1908 insgesamt 76 795,67 m. auf. Siervon wurden indes 3634,08 m. von britter Seite erstattet. Für Zahnerfas bezw. Zuschüsse betrugen die Kosten 59 594,60 Mart. Hiervon haben die Krankenkassen indessen 19 942,55 W. und die Versicherten felbft 15 108,13 M. aufbringen müssen. Die Anftalt felbft hat demnach nur 25 043,92 M. aufgewendet. Die reiche Anstalt hat also taum 1000 m. mehr aufgewendet als die armen Bersicherten. Immerhin ist das ein Fortschritt gegen früher. In- Aber nicht allein diese Personen und Behörden trifft die dessen auch heute ist der Standpunkt der Anstalt Brandenburg in Schuld an der Möglichkeit einer so gemeingefährlichen Entmenschbezug auf den Zahnersatz noch ein ziemlich reaktionärer. Die Aus- lichung eines armen Kindes. Die Hauptschuld trifft das Gesetz: schußmitglieder( Arbeitnehmer) der Versicherten haben hier ein vor- bie gegen das Gesinde bestehenden Ausnahmegesetze, die vorfintzügliches Arbeitsfeld, den reaktionären und engherzigen Stand flutlichen Vorschriften der Gefindeordnung und der Mangel jeg punft der Herren von Manteuffel u. Gen. in der sozialen Fürsorge licher Arbeiterschutzvorschriften für das Gesinde und die ländzu brechen. Die Gesamtkosten der Tuberkulosebehandlung einschließlich der lichen Arbeiter sind die Hauptursache für die Möglichkeit solcher Reisekosten und Angehörigenunterstützung usw. betrugen im Be zum Himmel schreienden Zustände. Wenn solche in einer Großwie sieht es da erst in Kleinrichtsjahre 823 391,67. Dierbon wurden der Anstalt indessen von Stadt wie Köln vorkommen können britter Seite 207 079,87. erstattet. Die Behandlung dieser städten und auf dem Lande aus! In der letzten Reichstagsfeffion Armen geschieht auf Kosten der Anstalt in den verschiedensten Heil- hat der Reichstag einen sozialdemokratischen, auf Beseitigung der stätten, so auch in dem Pflegeheim"" Burg Daber. In diesem eines Kulturstaats unwürdigen Vorschriften gegen Gefinde und LandPflegeheim scheinen recht eigenartige Ansichten über die Behandlung arbeiter gerichteten Antrag einer Kommission überwiesen. Von dieser derjenigen Kranten, soweit es Versicherte also Arbeiter sind, ist die Regierung aufgefordert, das vorliegende gesetzgeberische Matezu herrschen. Die Landesversicherungsanstalt Brandenburg sollte rial zusammenzustellen. Bis heute hat die Regierung dieser Aufes daher vermeiden, hier ihre franken Weitglieder überhaupt einzuweifen. Die Beschwerde der mit einem Male enilaffenen 9 Ver- forderung nicht entsprochen. Der sozialdemokratische Antrag ist von sicherten hat doch in allen Teilen zugegeben werden müssen. neuem eingebracht. Werden nun endlich der Reichstanzler und der Staatssekretärbes Jnnern Gelegenheit nehmen, von Reiche wegen auf diesem Gebiete Abhilfe zu schaffen? Oder erlauben es ihnen die Herren Junker nicht? Sind sie durch diese und das Zentrum so eingeschüchtert, wie das arme mißhandelte Mädchen.
Servorzuheben ist, daß von den in der Lungenheilstätte Stottbus wegen Tuberkulose behandelten weiblichen Personen die höchste Ziffer( 72) die in Tuchfabriken beschäftigten Arbeiterinnen einnehmen. Dann folgen die Dienstmädchen mit 52. In 70 Fällen war denn auch die Einatmung von Zuchstaub die Ursache der Lungentuberkulose.
Grfreulich ist, daß die Anstalt als außerordentliche Leistungen" (§ 18 J.- B.- 6.) wenigstens etwas höhere Angehörigenunterstüßung gewährt hat. Hierfür wurden 29 483,27 M. aufgewendet.
Eine merkwürdige Auffassung über:" Die soziale Fürsorge" der Anstalt Brandenburg bietet das Stapitel 12: Ausübung der Kon trolle." Jm Berichtsjahre sind in 54 855 Betrieben, Haushaltungen usw. die Karten von 279057 Verfiderten kontrolliert und dabei 76992 Karten beanstandet und in 10 687 Fällen Strafanzeigen erstattet worden. Die Kontrolle gilt, und das wird besonders betont, aweds Beeinträchtigung der schmalen Rentenbezüge. Es heißt in dem Bericht ausdrücklich:" Die fachgemäße Revision der Invalidenrentenempfänger hat mehrfach zur Rentenentziehung geführt und ist jedenfalls ein geeignetes Mittel, dem unberechtigten Weiterbezuge der Invalidenrente entgegenzuwirken."
Die finanzielle Seite dieser geeigneten" Revision ist: daß dadurch 114 365,80 m. eingenommen wurden; demgegenüber foftete die Ausübung der Kontrolle 94 936,86 M. Die bereinnahmten Strafgelder betrugen 28 193,30 M.
Die Finanzlage. Die Anstalt Brandenburg hatte im Berichts. jahre eine Einnahme von 13 010 451,83 m. Hierzu ein Barbestand bon 1907 mit 2 116 531,10 M., insgesamt 15 126 982,93 m. Darunter für verkaufte Marken 10 206 714,18 M., für Barbeträge der in fandwirtschaftlichen Betrieben indeffen nicht versicherungspflichtigen Barten 78 012,19 M. Die Ausgaben betrugen 13 357 327,90 0, darunter an Renten 5 575 396,12 m. und 5 224 435,17 2. für Erwerbung von Kapitalanlagen. Das Gesamtvermögen der Anstalt beträgt 70 469 595,51 M.
Demnach hat die Versicherungsanstalt Brandenburg im Berichtsjahre rund 10 Millionen für Markenbeiträge eingenommen,
Aus Induſtrie und Handel.
Bom Arbeitsmarkt.
Nach dem Berichte des Zentralvereins für Arbeitsnachweis hat fich im Oftober die Lage verschlechtert, wenn auch im Vergleich mit dem Vorjahr immer noch eine Besserung zu verzeichnen ist. Ungünstiger noch als die Arbeitsgelegenheit scheint sich das Entlohnungsverhältnis entwickelt zu haben. Die Lohnliste enthält für September 4045, für Oftober 4005 Berfonen, für welche folgende Wochenlöhne ausgewiefen werden: Von 100 Arbeitern erhielten folgenden Lohn: September Ditober
8-11.. 12-14
15-17
18-19
20-21
22 und mehr
.
Monatslohn und freie Station
267
2
5
10
12
15
15
8
13
11
47
45
5
Demnach ist der Anteil mit den niedrigsten Löhnen verhältnismäßig fiart gestiegen, der mit den höheren Einkommen zurüc gegangen.
Konkurs in der Textilindustrie. Die große Tuchfabrikfirma J.'Langstein Söhne in Reichenberg und Broschwiz bat gestern Konkurs angemeldet. Die Passiven betragen anderthalb Millionen, die Aktiven find gering.
Ein schwerer Winter steht den Tabatarbeitern bevor. Schon im Serbst hat die Arbeitslosigkeit einen Umfang erreicht, twie er in feinem anderen Gewerbezweig zu bemerken ist. Im ganzen Reiche ergibt sich im Durchschnitt ein Andrang von rund 370 arbeitsuchenden Tabatarbeitern auf je 100 offene Stellen. In Rheinland- Westfalen ist besonders der Ueberfluß an männlichen Tabalarbeitern groß; im Durchschnitt tamen auf je 100 offene Stellen nicht weniger als 1180 Arbeitfuchende. Exorbitant hoch ist auch der Andrang im Königreich, wo er durchschnittlich 1023 betrug. In Bofen meldeten sich auf je 100 offene Stellen durchschnittlich 1100 Arbeitsuchende. In Berlin begifferte fich der Andrang Arbeitsuchender im Tabatgewerbe durchschnittlich auf 259, in Hamburg auf 335. In der Provinz Sachsen stellte sich der Andrang im Durchschnitt auf 248.
Die Preisangebote auf die Lieferung von Fleisch- und Wurstwaren für die Garnison Berlin ergaben, wie die Algem. FleischerBeitung" berichtet, ganz erhebliche Preisdifferenzen: Bei Los I, beträgt die Differenz zwifchen bem Höchstangebot des Meisters Otto bas 309 980 Silogramm Rind-, Kalb und Hammelfleisch umfaßt, Stingel( 899 453 W.) und, bem niedrigsten Angebot des Meifters Otto Woigt( 844 681 22.) 54 822 M. Bei 208 II, bas 289 680 Rilogramm Schweinefleisch, Sped und Wurst umfaßt, hat die Differenz zwischen dem Höchstangebot des Meisters Alfred Butz( 448 678 92.) und dem niedrigsten Angebot des Meisters A. Müller( 392 411 M.) 41 267 M. betragen.
Aus der Frauenbewegung.
Katholische Arbeiterinnenvereine.
Schon vor mehr als vierzig Jahren wurde der erste fatholische Arbeiterinnenverein gegründet, dem aber erst in den achtziger Jahren eine merkliche Zahl weiterer Gründungen folgte. Im Jahre 1898 bestanden in Deutschland erst 40 Vereine mit etwa 6000 Mitgliedern. In den letzten Jahren aber hat man sich der„ Organi fation " ber fatholischen Arbeiterinnen mit einem auffälligen Eifer tebern. In den letzten Jahren aber hat man fich der„ Organi gewidmet, so daß heute zu verzeichnen find: 1. der Verband fatholischer erwerbstätiger Frauen und Mädchen Deutschlands ( Bentrale Berlin) mit 22 000 Mitgliedern in 150 Vereinen; 2. der Berband fübbeutfcher fatholifcher Arbeiterinnenvereine( gentrale München ) mit 10 314 Mitgliedern in 68 Vereinen; 3. ber Berband fatholischen Arbeiterinnenbereine der Erzdiözefe Köln ber ( Bentrale M.- Gladbach) mit 12000 Mitgliedern in 80 Vereinen. Dazu kommen noch tatholische Arbeiterinnenbereine in den westfälischen Diözesen Münster und Paderborn .
Jeder der drei genannten Verbände hat seine besondere 3eitung. Der Berliner Verband die Frauenarbeit", der Münchener Verband Die Arbeiterin", der M.- Gladbacher Verband das Blatt Aufwärts", welcher etwas abfenderliche Titel aber nicht in fogialem, fondern in religiöfem Sinne zu verstehen ist.
Die Gründung ist stets bon fatholischen Geistlichen ausgegangen, die auch das Präsidium in den örtlichen Vereinen haben. ein Wunder, wenn bei der Aufzählung des Zweckes der fatholischen Arbeiterinnenvereine die wirtschaftlichen nteressen der Mitglieder erst in dritter Linie kommen. Die Zwede werden in der eigenen Literatur wie folgt aufgeführt: Weckung und Stärkung des religiösfittlichen Sinnes, Bertiefung der religiösen Stenntniffe und geistige Bildung, Förderung der wirtschaftlichen Interessen und Ausbildung für den zukünftigen Hausfrauen- und Mutterberuf. Der größte ber brei Arbeiterinnenverbände, der Berliner , lehnt fogar die gewerkschaftliche Betätigung ausdrüdlich ab.
Bei dem mächtigen Einfluß ber katholischen Geistlichkeit gerabe etiva 45 000 auf das weibliche Element ist die Zahl von organisierten" fatholischen Arbeiterinnen, unter denen sich übrigens auch noch Dienstmädchen und andere Kategorien befinden, nicht gerade achtunggebietend. Man darf aber nicht außer acht laffen, daß Der Aufichwung ziemlich schnell gekommen ist und daß die Klerikalen eben jegt im Begriffe find, fich mit befonderer Energie auf den Arbeiterinnenfang zu werfen, nicht den Proletarierinnen zuliebe, fondern um sie der Aufklärung durch die sozialistische Frauen und die freie Gewerkschaftsbewegung zu entziehen.
Ober- Schöneweide. Eine den großen Gaal im Schloßpark Wilhelminenhof" völlig füllende, faft nur von Frauen besuchte Ver fammlung hörte am Mittwochabend einen Vortrag der Genoffin Bieg über:„ Die Belastung der Frauen durch die neuen Steuern"." Nach dem Vortrage wurden 107 neue Mitglieder für die politische Organisation gewonnen.
Für die Frauen. Der„ Voltsbote", unser Parteiblatt in Stettin , berichtet, daß er durch eine neue Beilage den Frauen die Zeitung wertvoller machen werde. Die Beilage foll jede Woche einmal und zwar am Freitag erscheinen.
Leseabende.
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Reinickendorf - Weft. Freitag, den 3. Dezember, 81% Uhr, befonderer Umstände halber nicht im Lokal von Wohlfahrt, sondern bei Wienhold, Eichbornstraße 87. Vortrag Genoffe Kurt Heinig . Versammlungen Veranstaltungen. Friedrichshagen . Montag, den 8. Dezember, 81% 11hr, öffentliche Frauenversammlung im Restaurant Witwe Lerche, Friedrichstr. 112. Bortrag der Genoffin Berta Lungwig: Die neuen Steuern und die Stellung der Frauen". Handzettelverbreitung zu dieser Versammlung Sonntag vormittag 8 Uhr von den bekannten Bezirkslokalen.