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Mr. 283. 26. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt Sonnabend, 4. Dezember 1909.

Hus Industrie und Handel.

Die deutschen   Aktiengesellschaften im 3. Vierteljahr 1909. Nach den Ermittelungen des kaiserlichen Statistischen Amtes auf Grund der Bekanntmachungen der Gerichte im Reichsanzeiger" wurden im 3. Vierteljahre 1909 58 Gesellschaften mit einem nomi­nellen Aktienkapital von 61,58 Millionen Mart   neu gegründet, gegenüber 42 mit 85,07 und 51 mit 44,41 Millionen Mark im 1. und 2. Vierteljahre. Von den erwähnten 58 Gesellschaften wurden 23 mit 35,41 Millionen Mark Aktienkapital unter Einbringung be­ftehender Unternehmungen gegründet, für die Sacheinlagen wurden hierbei den Vorbesitzern 27,02 Millionen Mark in Aktien gewährt. Kapitalerhöhungen erfolgten im 3. Vierteljahre bei 81 Gesell­schaften um 91,59 Millionen Mark, während 27 Gesellschaften Kapitalherabjetungen in Höhe von 20,22 Millionen Mark vor­nahmen. 16 Gesellschaften mit 8,72 Millionen Mark Aktienkapital traten in Liquidation. Gegen 4 Gesellschaften mit 2,43 Millionen Mart Kapital wurde das Konkursverfahren eröffnet.

Bierproduktion.

Im Rechnungsjahr 1908 wurden im Gebiete der norddeutschen Brausteuergemeinschaft im ganzen 44,16 Millionen Hektoliter Bier erzeugt, davon 0,27 Millionen Hektoliter im Großherzogtum Lugem­burg gegenüber 46,36 Millionen Hektoliter bezw. 0,26 Millionen Vektoliter im Jahre 1907, das ist weniger 2,2 Millionen Hektoliter, hiervon treffen 2,1 Millionen Hektoliter auf untergäriges und nur 0,1 Millionen Hektoliter auf obergäriges Bier.

Der Malzverbrauch ist gegen das Vorjahr um 489 867 Doppel­zentner zurückgegangen. Auf 1 Hektoliter Bier aller Sorten wurden Surchschnittlich verwendet 16,94 Silogramm Malz gegen 17,20 Stilo gramm im Vorjahre. Die amtliche Feststellung bestätigt, was wir anläßlich der Debatten über die Abwälzung der Brausteuer wieder­Holt betont haben, daß einmal, nicht, wie die Brauereien be­haupteten, nur 5 Hektoliter Bier auf 100 Kilogramm Malz aus­gestoßen würden, sondern ziemlich erheblich mehr( 1908 rund 5,96 Hektoliter im Durchschnitt), und daß weiter das pro Hektoliter Bier erforderliche Quantum Malz sich stetig vermindere.

Auch in den nicht zum Brausteuergebiete gehörigen Bundes­staaten hat die Biererzeugung abgenommen. Im Jahre 1908 wurden gebraut in Millionen Hektolitern: in Bayern   18,5( 1907: 18,6), 28ürttemberg 3,5( 1907: 3,9), Baden 3,23( 1907: 3,29), Elsaß Lothringen   1,27( 1907: 1,45).

Der Bierverbrauch, auf den Kopf der Bevölkerung berechnet, ist im Berichtsjahr ebenfalls geringer geworden. Er hat unter Berücksichtigung der Ein- und Ausfuhr betragen: Brausteuergebiet 1908: 91,9 Liter( 1907: 97,7 Liter), Bahern: 235,0 beziv. 239,7, Württemberg  : 153,8 beziv. 169,1, Elsaß- Lothringen  : 91,7 bezw. 97,8, Baden  : 149,8 bezw. 158,4 und deutsches Zollgebiet überhaupt: 111,2 bezw. 117,5.

Bei Bayern   und Baden gelten die Angaben für das Kalender­jahr, bei den übrigen Steuergebieten für das Rechnungsjahr.

durch Schlußverteilung 1372, durch Zwangsvergleich 475, infolge allgemeiner Einwilligung 33 und wegen Massemangels 167. In 88 beendeten Konkursverfahren war ein Gläubigerausschuß bestelt. Tabakerute und Tabakstener.

Trotz der Abnahme der Anbaufläche und der Zahl der Pflanzer hat nach der amtlichen Statistik die Tabakernte des Jahres 1908 in ihrem Blätterertrage die vorjährige weit übertroffen, wenn auch die Ergebnisse in den einzelnen beteiligten Direktivbezirken große Unterschiede zeigen. Den höchsten Durchschnittsertrag hatte Hessen­Nassau mit 30,5 Doppelzentner auf i Hektar, den geringsten Schlesien   mit 15 Doppelzentner auf 1 Hektar. Insgesamt wurden 1908 34 409 Tonnen geerntet gegen 28 839 Tonnen im Jahre 1907 ( 1906: 32 075 Tonnen, 1905: 31 860 Tonnen, 1904: 34 381 Tonnen). Der mittlere Preis für 1 Doppelzentner trockener dachreifer Tabak­blätter( einschließlich der Steuer) betrug für die Ernte 1908: 98,9 Marf gegen 93,70 M. im Jahre 1907 und 87,2 M. im Durchschnitte der Jahre 1899 mit 1908.

Die Tabaksteuer hatte im Erntejahre 1908 einen Ertrag von 11 103 Millionen Mart, der Eingangszoll von 78,74 Millionen Mark.

Nach Abzug der für ausgeführten Tabak gezahlten Ausfuhr­vergütungen 288 222 M. für ausländischen, 110 767 M. für in­ländischen Tabak- und der Steuernachlässe einerseits und unter Berücksichtigung der Abgabe von Surrogaten 77 531 0. andererseits ergibt sich als Reinertrag der Tabakangaben die Summe von 89,5 Millionen Mark, das ist 1,41 M. auf den Kopf der Bevölkerung. Der Verbrauch an fabrikationsreifem Mohtabak berechnet sich unter Berücksichtigung der Ein- und Ausfuhr auf 1,72 Kilogramm pro Kopf.

Der vorläufige Nachweis über den Tabakanbau im Jahre 1909 ergibt als Gesamtflächeninhalt der im deutschen   Zollgebiete mit Tabat bepflanzten Grundstüde 16 191,3 cttar gegen 14 524,7 Hektar im Jahre 1908.

Aus der Frauenbewegung.

Der verdächtige Frauenbund.

Nun ist den schwarzen Schnapsblodbrüdern sogar schon der Katholische Frauenbund als antiultramontan verdächtig. Mit Bezug­nahme auf einen Artikel des Professors Dr. Spahn in der Zeitschrift Hochland" fordert das Zentrums- Zentralorgan, die Germania  ":

Volksverein wie Frauenbund sind es aber nach dieser Dar­stellung des Herrn Dr. Spahn dem fatholischen Volte in Deutsch­ land   schuldig, offen auszusprechen, welchen Bestrebungen sie dienen, damit es weiß, von wenn es getäuscht worden. Sie müssen offen erklären, ob sie die Handlanger der Entflerikalisierung des fatho­lischen Voltes sein wollen, wie Herr Dr. Spahn dies ihnen zu­schreibt bezw. zumutet."

"

Die Köln  . Volksztg." meint, der Katholische Frauenbund habe es nicht nötig, sich gegen die befremdlichen Angriffe zu verteidigen. Er könne auf zahlreiche Beweise bischöflicher Sympathie und An­erkennung verweisen.

Hoffentlich trägt diese Ehrenrettung dem schwarzen Frauenbund wieder das Wohlwollen der Germania  " ein.

Nedensarten gegen Dienstboten.

Konkursstatistit. Nach der vorläufigen Mitteilung des kaifer­lichen Statistischen Amtes gelangten im 3. Vierteljahr 1909 im Deutschen Reich 2313 neue Sonkurse zur Zählung, gegen 2515 im 3. Vierteljahr 1908. Es wurden 505 Anträge auf Konkurseröffnung wegen Massemangels abgewiesen und 1808 Konkursverfahren er­öffnet; von letteren hatte in 1102 Fällen der Gemeinschuldner die Junker, Scharfmacher und pfäffische Zufriedenheitsapostel Konkurseröffnung beantragt. Beendet wurden im 3. Vierteljahr messen Forderungen der Arbeiterschaft gern mit dem Maßstab des 1909: 2047( 3. Vierteljahr 1908: 1907) Konkursverfahren, und zwar historisch gewordenen Unrechts, das die einzelnen Gruppen bedrückt,

nicht nach dem allgemeinen Kulturzustande. Je tiefer eine Kate gorie Arbeiter auf der sozialen Leiter steht, um so bescheidener muß sie nach solcher Dialektik sein. In bezug auf die Dienstboten hatte sich auch die Arbeitsmarktforrespondenz" solcher hinterwälde­rischen Methode, die Unbescheidenheit erhobener Forderungen nach zuweisen, angeschlossen. Sie verwarf den von den Hausangestellten vertretenen freien Arbeitsvertrag und leistete sich dabei folgenden nichtssagenden Gemeinplay:

An sich ist die vertragsmäßige Regelung der Arbeits­bedingungen für die Dienstmädchen ein nicht unberechtigtes Ver­langen. Allerdings darf ein solcher Vertrag nicht Forderungen enthalten, die von der Mehrzahl der Hausfrauen nicht ohne weiteres bewilligt werden können, und nicht außer acht lassen, daß das Dienstmädchen noch immer zur Hausgemeinschaft ge= hört und sie gewisse Rüdsichten auf die Hausordnung zu nehmen hat."

Das Zentralorgan des Br- bandes der Hausangestellten Deutsch­ lands   bemerkt zu der Auslassung der A.-K.":

" Das heißt also: Wir haben ja viel Verständnis und Mit gefühl für die Dienstboten aber, wenn sie Forderungen stellen, die uns unbequem sind, so müssen wir uns dagegen wenden. Wo bleibt denn da das soziale Verständnis? Auf das Mitgefühl verzichten wir. Noch alle Gesetze, die die Arbeitsbedingungen der Arbeiter regelten, waren den Unternehmern unbequem. Die Begrenzung der Arbeitszeit nennt Herr Calwer einfach uner­füllbar. So haben die Geschäftsinhaber auch gesprochen, als der Achtuhrladenschluß von den Gehilfen verlangt wurde. Und doch hat der frühere Geschäftsschluß nicht nur feinem geschadet, sondern im Gegenteil vielen genüßt. Im Krankheitsfalle, meint Herr Calter, fönnte sich dann die Herrschaft auf denselben Boden stellen wir im Vertrage die Hausangestellten. Berehrter Herr, da kennen Sie die Herrschaften schlecht. Wir wünschten nur, daß sich im Krankheitsfalle der Mädchen die Herrschaften soviel um die Mädchen fümmerten, als dies nach dem Vertrage den Mädchen zusteht. Dann wären viele besser versorgt. Die Ver­teigerung des Lohnabzuges für zerbrochenes Geschirr ist nach Herrn Calwer auch nicht berechtigt, weil die Mädden ihre Mißstimmung an dem Geschirr der Hausfrau auslassen!" Wit solchen Redensarten fann man alles bekämpfen. So geht_cs weiter. Sein gutes Haar bleibt an unserem Vertrage. Was will nun diefer Kampf heißen? Wollten wir unsere Forderungen so einrichten, daß sie den Herrschaften gefallen, dann wäre die erste Bedingung: überhaupt nichts fordern! Was in unserem Vertrage steht, ist das geringste, was verlangt werden kann und wir werden alles aufbieten, es als Notbehelf bis zur gesetzlichen Regelung dieser Frage zur Durchführung zu bringen."

Briefkaften der Redaktion.

Die furistische Sprechstunde findet 2inbenstraße 3, svelter 601, dritter Eingang, vier Treppen, sahesuht wochentäglich abends von 7% bis Uhr statt. Geöffnet 7 Uhr. Sonnabends beginnt die Sprechstunde um 6 Uhr. Jeder Anfrage ist ein Buchstabe und eine Zahl als Mertzeichen beizufügen. Bricfliche Antwort wird nicht erteilt. Bis zur Beantwortung im Brieflaften können 14 Tage vergehen. Elfige Fragen trage

man in der Sprechstunde vor.

W. 2. 28. Ihr Kind wird zur Hälfte von Ihnen, zur anderen Hälfte von seinen Geschwistern beerbt. A. D. Die von Ihnen erwähnte Schilderung ist, soviel wir uns entsinnen, hier nicht eingelanjen. . 2. 19. 1. Auch wenn man keine Vorladung erhält, hat man die Austrittserklärung innerhalb des 29. und 42. Tages nach Eingang der schriftlichen Anmeldung zu erklären. 2. In der Regel wird allerdings Taufschein, Sonfirmationsschein oder dergleichen verlangt. W. Mein.

Verband sozialdemokrat. Wahlvereine Groß- Berlins.

Dienstag, den 7. Dezember, abends 8', Uhr:

General- Versammlungen der Wahlvereine der sechs Berliner   Kreise.

Tagesordnung in allen Versammlungen:

1. Stellungnahme zum preußischen Parteitage. 2. Diskussion und Anträge. 3. Wahl von Delegierten.

1. Kreis.

Dräsels Festsäle, Neue Friedrichstraße 35. Referent: Landtagsabgeordneter Paul Hirsch  .

II. Kreis.

Bockbrauerei( kleiner Saal), Tempelhofer Berg.

Referent: Genosse Klüß.

Weitere Tagesordnungspunkte: 4. Wahl von zwei Mitgliedern zur Preẞkommission. 5. Vereinsangelegenheiten und Verschiedenes. III. Kreis  .

Gewerkschaftshaus, Engelufer 15. Referent: Schriftsleller Genosse Max Grunwald  .

IV. Kreis,

Kellers Festsäle, Koppenstraße 29.

Referent: Landtagsabgeordneter Hermann Borgmann.

V. Kreis.

Altes Schützenhaus, Linienstraße 5. Referent: Redakteur Genosse Wermuth.

VI. Kreis.

Prachtsäle Nord- West, Wiclefstraße 24. Referent: Genosse Ledebour  .

Sonntag, den 5. Dezember 1909:

Teltow  - Beeskow  - Storkow­

Charlottenburg. Nachmittags 2 Uhr:

Kreis- General- Versammlung

im Volkshaus, Charlottenburg  , Rosinenstraße 3. Tages- Ordnung:

1. Der preußische Parteitag. Referent: Genosse Groger, Rixdorf. 2. Diskussion und Anträge. 3. Wahl der Delegierten. 4. Sonstige Anträge.

Die Delegierten der einzelnen Orte müssen mit Mandaten versehen sein. Mitglieder hahen als Gäste Zutritt.

Nieder- Barnim.

Mittags 12 Uhr:

Kreis- General- Versammlung

im Café Bellevue in Rummelsburg  , Hauptstraße 2.

Tages- Ordnung:

1. Der preußische Parteitag. a) Allgemeines. b) Das neue Kommunalprogramm. c) Wahl der Delegierten. 2. Kreisangelegenheiten. Zur Teilnahme sind verpflichtet: die gewählten Delegierten, die Bezirksleiter und die Vorstandsmitglieder.

Das Mitgliedsbuch legitimiert. X Mitglieder haben als Gäste Zutritt.