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Nr. 285. 26. Jahrgang.

Reichstag .

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Dienstag, 7. Dezember 1909.

5. Sizung. Montag, den 6. Dezember, nachmittags 2 Uhr.

Am Bundesratstisch: v. Tirpit.

Auf der Tagesordnung stehen zunächst die Interpellationen Albrecht und Genossen( Svs.) und Dr. Leonhart und Genossen ( freisinnige Parteien) über den

Werftbetrieb in Kiel .

Die sozialdemokratische Interpellation lautet:

Ist dem Reichskanzler bekannt, daß bei den gerichtlichen Verhandlungen über die Unterschlagungen auf der Reichswerft in Riel Unregelmäßigkeiten und Mißstände in der Verwaltung der Reichswerften festgestellt worden sind, und was gedenkt der Herr Reichskanzler zu tun, um eine geregelte und wirtschaftliche Geschäftsführung in den Betrieben der Reichswerften herzu­stellen?" Die freifinnige Interpellation fragt ebenfalls, ob der Reichs­fanzler Maßnahmen treffen will, um Unregelmäßigkeiten und Unterschleife im Betriebe der Kaiserlichen Werften in Zukunft zu verhindern und eine sparsame Wirtschaft sowie eine nach kaufmännischen Grundfäßen eingerichtete Buchführung und wirk fame Kontrolle im Werftbetrieb zu sichern. Zur Begründung der freisinnigen Interpellation erhält das Abg. Dr. Leonhart( frs. Bp.): Das leztemal wurde der Ma­rineetat bekanntlich debattelos erledigt. Inzwischen haben sich in dem Kieler Prozeß schwere Mißstände ergeben. Es sind Unter­schlagungen beim Verkauf von Altmaterial vorgekommen, und wenn auch die Angeklagten freigesprochen sind, so ist doch

Wort

Kleines feuilleton.

Theater.

von einem geordneten Wirtschaftsbetrieb auch nach der rein

erinnere nur an die luguriösen Kaiserzimmer! Kaufmännischer rebner hat schon darauf hingewiesen, daß eine zu große Geist und Sparsamteit müssen dort einziehen bis in die Zahl von Beamten auf der Werft beschäftigt sei. Ich kann seine höchsten Spiken.( Bustimmung bei den Freisinnigen.) Alle Ausführungen noch nach einem Artikel der Berliner Neuesten bürgerlichen Parteien sind sich darüber einig, daß wir eine den Nachrichten" ergänzen. Je 1000 Offiziere und Beamte kommen auf wachsenden Bedürfnissen einer Großmacht angepakte Flotte haben 8500 Arbeiter, also auf je 8 Arbeiter Tommt immer ein Offizier müssen, aber wir sind es unseren Wählern schuldig, dafür zu sorgen, und Beamter, ganz abgesehen von den Vorarbeitern, die hier noch daß das Geld der Steuerzahler nicht verschleudert wird. Sparsam- gar nicht mitgerechnet sind. Bei einem solchen Heer von Beamten feit ist auch hier eine nationale Tat.( Bravo ! links.) muß ja eine Mißwirtschaft eingreifen. Dieses Heer von Beamten Die Interpellation Albrecht( Soz.) begründet bildet meiner Meinung nach eine Gefahr für einen geordneten Betrieb.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Im Jahre Abg. Legien( Soz.): 1905 hat der Gauleiter des Deutschen Metallarbeiterverbandes dem Der allgemeinen Kritik des Herrn Vorredners habe ich nicht Reichstag eine Denkschrift unterbreitet, in der eingehende Dara viel hinzuzufügen. Ich erinnere übrigens daran, daß vor zirka legungen darüber gegeben sind, wie unverhältnismäßig groß die 5 Jahren auf der Werft Wilhelmshaven ein ganz ähnlicher Fall Rahl der Beamten auf der Kieler Werft gegenüber der Zahl der passiert ist wie jetzt in Kiel . Damals wurde ein Magazinauffeher Arbeiter ist. Ich empfehle Ihnen eine eingehende Nachprüfung angeflagt, der bei einem Gehalt von 1800 M. es fertig gebracht dieser Dentschrift, Sie werden dort dargelegt finden, daß unter hatte, fich ein Vermögen von 18 000 M. zu ersparen! Es passiert diesem System andere Ergebnisse, als wie sie vorliegen, gar nicht bei uns in Deutschland ja so manches. Aber eins dürfte doch möglich sind. Es ist in der Denkschrift auch nachgewiesen, daß in auch hier nicht möglich sein, daß nämlich die Beamten, unter deren bezug auf die Technik beim Schiffsbau große Mängel bei den Oberaufsicht diese Vorkommnisse sich ereignen tonnten, ihre Beamten vorhanden sind. Es sind dort Tatsachen angeführt, aus Stellung beibehalten. Ich glaube, der Herr Staatssekretär wird denen hervorgeht, daß genötigt sein, sich da nach Ersatz umzusehen, und da würde ich ihm empfehlen, als Oberwerftdirektor Herrn Frankenthal anzu­stellen( Heiterkeit), denn dieser hat gezeigt, daß er über die Ver­hältnisse auf der Werft weit besser unterrichtet ist als die bis­herigen Leiter der Werft, und zweifellos würde an ihm auch eine geeignete kaufmännische Kraft gewonnen sein, die sicher auch in der Lage wäre, das nötige technische Personal auszusuchen. Einen Herrn wie den Oberwerftdirektor, der erklärte, daß es ganz richtig sei, wenn ein Mast für 80 m. verkauft und dann für 1000 M. wiedergekauft wird, würde er allerdings nicht als technischen Beamten anstellen.( Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Eben­sowenig den Herrn Assessor Frerich, der erklärte, die Kaiserliche Werft jei nicht dazu da, kaufmännisch geleitet zu werden, sondern fie habe dafür zu sorgen, daß die Schlagfertigkeit der Flotte ga­rantiert wird. Eine folche Aeußerung charakterisiert die ganze Auffassung, die diese Herren von ihren Pflichten haben; fie beweist aber auch, wie wenig fie in der Lage find, die ihnen übe- miesenen Aufgaben zu erfüllen. Wären wir in Deutschland scho. so weit, daß man bei Interpellationen Anträge stellen könnte, so wür­den wir schon jetzt beantragen, eine parlamentarische Unter­fuchungskommission einzusehen, die einmal die ganzen Verhältnisse auf der Werft nachprüft, nicht nur die Dinge, die sich bei diesem Brozeß ergeben haben. Bei der zweiten Beratung des Marine­etats werden wir einen solchen Antrag jedenfalls einbringen, denn es handelt sich nicht nur um das, was in diesem Prozeß fest­gestellt ist, sondern um

Die ganze Organisation ist faul,

und deshalb müssen auch die Ergebnisse faul sein. Mein Vor­

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technischen Seite hin auf der Werft in Kiel nicht die Rede sein kann. Ich will die einzelnen Fälle nicht noch einmal an­führen, da sie ja gedrudt sich in den Reichstagsaften befinden. Ich will sie nur noch durch einige Tatsachen ergänzen, um zu zeigen, welche Mißwirtschaft auf den Werften herrscht und daß die bessernde Hand angelegt werden muß nicht bloß beim Verkauf von Altmaterial, sondern auch an anderen Stellen. Ständig erhalte ich Mitteilungen darüber, wie wenig auch die technischen Beamten den an sie zu stellenden Anforderungen ge­nügen. Die Namen meiner Gewährsmänner kann ich nicht nennen, denn das würde für fie, die Familienväter sind, eine Maßregelung bedeuten. Ich habe den Leuten gesagt: um eine Besserung zu erreichen, müßte auch das Opfer einer Maßregelung ertragen wer den, vorausgesetzt, daß wir einen Erfolg erzielen. Mein Bedenken ist aber, daß wir durch derartige Ausführungen nicht zur Besserung kommen werden, wenn nicht der Reichstag einmal ernst macht und selbst Hand anlegt, um die Besserung zu erreichen.( Sehr richtig! Der Herr Staatssekretär wird doch bei den Sozialdemokraten.) jedenfalls nachher bei der Beantwortung der Interpellation sagen: es ist alles in bester Ordnung, und alles, was der Kieler Prozeß gezeigt hat, find nur fleine Schönheitsfehler.( Große Heiterkeit.) Leider liegen die Dinge nicht so, es sind große Fehler, die in der ganzen Organisation des Systems liegen.( Rebhaftes Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Ich will also

einige Beispiele

anführen, die zeigen, wie auf der Werft gewirtschaftet wird. Im Jahre 1900 verkaufte der Marinesiskus ein Grundstück, das mitten im Rayon der Werften lag, für

160 000 m.

225 000 M.!

e. k.

die Marineverwaltung nicht freigesprochen. ( Sehr richtig! links.) Persönlich sind unsere Beamten und Offi­ziere erfreulicherweise intakt aus der Verhandlung hervorgegangen, aber das Verwaltungssystem ist aufs schärffte zu verurteilen; es hat sich als geradezu sinn- und zwedlos herausgestellt. Vor allem ist zu beklagen der ungesunde Einfluß der Bureaukratie auf den wirtschaftlichen Betrieb der Werft. Die Aufsichtsstellen sind meist ohne Sachkenntnis, aber ihr Einfluß geht doch so weit, daß fogar Vorschläge der technischen Behörden nicht ausgeführt werden konnten. Eine Buchführung im kaufmännischen Sinne hat man auf der Kaiserlichen Werft nicht gefannt.( Sört! hört! links.) Die einzige Kontrolle liegt in den Revisionen, und diese sind meist äußerst mangelhaft. So ist es kein Wunder, daß sich die üblen Zustände beim Verkauf des Altmaterials 20 Jahren hindurch halten fonnten. Wie ist es übrigens möglich, daß der Magazindirektor weit größere Mißstände, die dauernd auf der Werft bestehen, Heinrich bis zum 74. Lebensjahre im Dienst blieb? Man ist doch von denen wohl die Werftverwaltung zum Teil unterrichtet ist, die sonst so leicht bei der Hand mit Pensionierungen! Die Zahl der zu beseitigen sie sich aber bisher als unfähig erwiesen hat. Gs Beamten ist dabei gerade auf der Kaiserlichen Werft ungeheuer ist das auch leicht erklärlich. Keinem Ressort werden so freiwillig die groß, viel größer als auf den englischen Werften. Die Schuld Mittel seitens des Reichstags zur Verfügung gestellt wie der Ma­daran liegt an der vielen unproduktiven Schreibarbeit. Was hat rine. Der Reichstag fönnte ebensogut wie die einzelnen Positionen an zwei Privatleute. Diese konnten es für Bauzwecke nicht ver­jetzt zu geschehen? Es ist eine Kommission eingesetzt, in der Ver- so den ganzen Marineetat als Bausch quantum bewilligen, wenden, weil es eben im Werftrahon lag, sie hatten es auch nur waltungsbeamte die Mehrheit haben, die also von vornherein benn irgendwelche Kontrolle, ob die Mittel, die für die einzelnen auf Spekulation getauft. Und nach drei Jahren sah sich nicht geeignet sind, ihrem Vorgesezten gegenüberzutreten.( Schr Ausgaben vorgesehen sind, dafür verwandt werden, wo die Neber- dann der Fiskus auch genötigt, die beiden Grundstücke zurüdzus richtig!) Man ruft nach einer tüchtigen kaufmännischen Kraft, fchäffe bleiben, woher Unterbilanzen gedeckt werden, hat der Reichs- taufen, und zwar für aber eine solche wird in einem staatlichen Betriebe so eingeengt, tag nicht! Wenn für einen großen Kreuzer 26 Millionen Bau­daß sie selbst ebenso schnell ein Bureaufrat wird wie die anderen. tosten und 10 Millionen für Armierungen bewilligt werden, fo Die Krone der Vorschläge der Kommission ist: das Personal noch werden diese Summen natürlich nicht glatt aufgebraucht. Es er-( Sört, hört! bei den Sozialdemokraten.) Eine solche Dummheit um einen Assessor zu vermehren!( Heiterkeit.) Die Herren haben geben sich Ueberschüsse, und daher resultiert es dann, daß die ein- fann ja auch anderen Leuten passieren, aber die Herren von der in ihrem jezigen Amtsbereich nichts geleistet, und deshalb soll ihre seinen Herren Beamten sich aus dem Reichsfädel Anschaffungen Marineverwaltung, denen sie passiert, sollten sich nicht so aufs hohe Zahl vermehrt werden!( Heiterkeit.) Wir leben allerdings in leisten können! Ich glaube daher schon heute die Hoffnung aus- Pferd feßen, wie sie es bisher hier im Reichstag immer getan haben. einer Zeit, in der wir begründete Aussicht auf eine grundlegende sprechen zu können, daß der Reichstag , wenn wir mit unserem( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Reform nicht haben.( Buruf bei den Sozialdemokraten: Leider!) Antrag später kommen, endlich einmal Ernst macht mit der Prü- Nun etwas Allgemeines aus der Verwaltung: Die Zurüde Jedenfalls ist zu fordern, daß die technischen Betriebe selbst fung der Verhältnisse. Daß diese Vorkommnisse möglich waren, nahme von geliefertem Material erfolgt in den Magazinen nicht. cintaufen und verkaufen. Notwendig ist eine kauf- liegt an der ganzen militärischen Organisation der Werftverwal- Was einmal ausgeliefert ist für den Bau eines Schiffes oder für männische Buchführung und eine sachgemäße Revision des Rech- tung. Mir ist mitgeteilt worden, daß es sogar vorkommen konnte, einen anderen Zweck, wird als verausgabt gerechnet und nicht nungswesens. Nicht ein Kaufmann, aber kaufmännischer Geist daß Schiffe auf Stapel gelegt wurden, für die der Reichstag die wieder zurückgenommen! Ein Bureaukrat kann sich ja natürlich muß in die Werftverwaltung einziehen. Vor allem notwendig Mittel noch nicht einmal bewilligt hatte. Das ist eben nur möglich nicht irren. Wohin das führt, dafür einige Beispiele: Zum An­ist auch eine Aenderung des Submissionswefens, das ganz eng aus den Ueberschüssen, die aus den Bauschquanten herstammen. strich eines Schiffes wurde Farbe gebraucht. Das verbrauchte herzig bureaukratisch gehandhabt wird. Alle Kreise in Deutschland , Unter der militärischen Organisation, die auf der Werft vorhanden Quantum ist nicht immer das gleiche, sondern der Verbrauch der die es mit der Flotte gut meinen, find von den Vorgängen in ist, müssen solche Dinge sich abspielen. Farbe richtet sich nach dem Wetter. Bei feuchtem Wetter ist mehr Kiel schmerzlich bewegt und beklagen aufs tiefste, daß so mit dein erforderlich als bei trockenem. Nun war ein Schiff bei son Gelde der Steuerzahler gewirtschaftet wird. Eine ähnliche Ver­nigem Wetter gestrichen, und es waren zwei Fässer Del schwendung wie auf der Werft herrscht bei der ganzen Flotte, ich farbe übrig geblieben. Wohin damit? Die Arbeiter trugen sie ins starre Steifheit von Sartorius etwas. Klein Rhoden wußte fteller bemühten sich redlich um die Vortäuschung eines wirklichen mit der feinparodistischen Figur des altflug glatten Salonschwägers Lebens, was indeffen auch nur teilweise gelang. Artur Bergen Cofane nichts Sonderliches anzufangen. Gut war Herrn Adalberts gab in der Doppelrolle als Hanswurst und Henker neben Albert von des Gedankens Blässe unangekränfelter, naiver Trench und Frl. Seine( Eisenbart) eigentlich die frischefte Leistung. Aleines Theater: euchler, Komödie von Bern­Brandts verzogenes Fräulein Sartorius, ausgezeichnet Abel in der Rolle des halb verhungerten demütigen Mietseintreibers, der dann durch Residenz Theater. Im Taubenschlag", Schwant hard Shaw. Die vom Uebersetzer Trebitich Heuchler" getaufte eine gefchickte Schiebung plözlich zum geschätzten Geschäftsfreund des von Hennequin und Veber. Der von der Berliner Ausgabe Somödie Widowers Houses" gelangte unter dem Titel Die Häuser früheren Chefs aufsteigt. Den Abschluß des Abends bildete eine des franzöfifchen Amüsiertheaters ausgebeutete Schwank lebt in seinem des Herrn Sartorius" bereits vor ein paar Jahren in der Freien lustige Vorstellung von Thomas in der Ueberbrettlzeit schon von ganzen Genre von einer Mischung von Situationskomik, Blödsinn Voltsbübne zur Aufführung. Es ist das älteste der Shawschen Luft Bolzogen aufgeführter Medaille". Medaille". Herrn Rottmanns und verhüllter Erotit. Es genügt bei der neuesten Nummer, die spiele. Die Londoner Premiere 1882 war eine Theaterschlacht. Die Sozialisten, erzählt der Verfasser in dem interessanten Vorwort prächtig urwüchsiger Metzgermeister Lampl war die Krone der bäuer doch nur wieder die älteste ist und so wenig wie ihre Vor­lich fidelen Festversammlung. dt. gängerinnen aus dem Leben schöpft, die unterscheidenden Tricks zum Sammelbande feiner unerfreulichen Stüde ", flatichten aus prinzipiellen Gründen wütend Beifall, während das Neue freie Boltsbühne( Berliner Theater): Doktor anzugeben. Die komischen" Personen sind ja doch bekannte Laden­übrige Bublifum aus demfelben Grunde wie rasend dagegen Eisenbart" von Otto Faldenberg. Es lag wohl feine hüter: die böse Sieben, der etwas dämliche Bantoffelheid, der sich demonstrierte. Es gab teinen Erfolg, doch einen Aufruhr. dichterische noch weniger eine zeitliche Nötigung vor, den mittelalter- nach Abenteuern fehnt( Trick: er stellt sich schwerhörig), der an der den Keuschen mimt, aber vot Mein Streben in allen diefen Stücken", heißt es dann weiter, ging lichen Charlatan und Quadialberer auf die Bühne zu bringen. Der gehende Schwiegersohn, dahin, die dramatische Form zu benutzen, um die Zuschauer zu Verfasser wollte zweifellos eine gute Komödie schreiben. Achtungs- einem Verhältnis, einer mannstollen Korfin, verraten wird usw. zwingen, unerfreulichen, nicht durch irgend ein individuelles Ver- werte Anfäge hierzu find auch vorhanden; mehr freilich nicht. Zwar Das bißchen Satire, das die Schüssel falzen foll, bestreitet die angejahrte Beruffung eines ausländischen Königs, dem schulden erzeugten, sondern in der gegebenen gesellschaftlichen Organi- mochte es verlockend erscheinen, die auch in Dreyers Komödie Tal der amtliche Apparat Liebesabenteuer besorgt. Der zweite sation selbst begründeten Tatsachen ins Gesicht zu sehen". Frau des Lebens" den Angelpunkt bildende Fabel von der Beschaffung Aft bringt wie immer die Erlösung von der Langeweile des ersten Warrens, die ihren Reichtum einem schmählichen Gewerbe ver- eines Thronerben durch einen Leibgardisten dem Doktor Eisenbart dankt, verteidigt sich vor ihrer Tochter damit, daß fie im zu imputieren. Eisenbart ist aber auch glücklich verheiratet. Da er durch die ungezählten Verwechselungen und das tolle Durch einander. Im Hotel Taubenschlag, einem altbekannten, wenn Grunde nach ganz denselben gebeiligten Prinzipien des Geld- im Rufe steht, sterile Frauen von ihrer Kinderlosigkeit furieren zu auch umgetauften Hause der Schwankbranche, geht der große verdienens verfahre, die in der sogenannten refpeftabeln Gesellschaft fönnen, so bat er überall mächtigen Zulauf. Außerdem vers Tohuwabohu bor fich. Der Ehemann fommt zu seinem er Zauberringe, die die gelten. Wenn man gegen Fabrikanten, die wissentlich durch ihre fauft Hungerlöhne Scharen von Mädchen der Prostitution in die Arme fizzen sollen, Ehebrüchige zu überführen. In solchem Falle Abenteuer, da er für den fremden König gehalten wird, die böse Sieben in den Kohlenkeller, und der ungetreue Liebhaber der Korsin treiben, nichts einzuwenden habe, jo sei es albern, gegen Leute, plagt nämlich der Stein ein Stückchen die aus diefer Lage Nußen ziehen, den Bannstrahl sittlicher Ent- Reifen. Ans diefen beiden Motiven bolt Faldenberg die Konflifte wird wieder eingefangen und( o Höhepunkt des Kasperletheaters) an einem Strid angebunden. rüstung zu schleudern. Ganz ähnlich, nur unter größerer Wahrung für die Handlung. Sie bestehen darin, daß Doktor Eisenbart die Aber der Trick, wo bleibt der Trick? Hier ist er: Im des Deforums, argumentiert Sartorius , der millionenschwere Kinderkur an der Herzogin nicht machen will, daß er jetzt vom Barveni, gegenüber dem im Ueberstuffe aufgewachsenen, frischweg Herzog mit Gewalt festgehalten wird, sich nun wohl oder übel bereit Vorraum des Hotels steht ein Amor, dreht man feine Flügel, moralisierenden Trench, seinem angehenden Schwiegeriohne. erklärt, aber zugleich das Honorar( 3000 Goldbufaten) verlangt. fo erscheinen an der Wand Spiegelbilder, die enthüllen, was Die geprickelten Der junge Herr, der eine Rente bon vierzehntausend Serenissimus will blos den dritten Teil zahlen und das Ende dieser sich in den einzelnen Liebesboudoirs abspielt. also Annehmlichkeiten, Zuschauer genießen die fonst nur Mark aus einer ererbten Hypothek bezieht und diese Summe für das Auseinandersetzung ist, daß Eisenbart eingelocht wird. Ift nach Schliffel- und Aftlöcher gewähren( und sind doch enttäuscht). von Gott und Rechtswegen ihm gebührende Existenzminimum er- zehn Monaten kein Thronerbe vorhanden, so soll er als Schwindler. Die Ausführung erinnerte in manchen Besetzungen ans Herrnfeld­achtet, fühlt sich im höchsten Maß chokiert, da er erfährt, was für Frauenfchänder usw. prozeſſiert und gehangen werden. Run muß Theater, hübsch dämlich war Alexander, raisig Frl. Witt( bie Höhlen und Fiebernester Sartorius Häuser sind, mit welch infam er die Kur an der Herzogin mit einer Untersuchung vor Zeugen brutaler Habgier der Ehrenmann aus den Aermiten der Armen einleiten. Da er aber feinem Weibe treu bleiben will, so zwingt Storfin) und eine wirklich komische Alte Frl. Brahms. den wucherisch heraufgeschraubten Wietszins Mietszins auspreßt. Sein er seinen Famulus, einen jungen Grafen, das übrige bei der Er will, daß feine Braut Herzogin fortzufezen. Er selbst wandert ins Gefängnis. Nach zehn Gentlemanbewußtsein revoltiert. auf die Mitgift aus einem so erworbenen Vermögen ber- Monaten wird für ihn der Galgen aufgerichtet. Er weiß aber Politische Vereinsmeier." Meine Herren, um der zichtet. Aber der schöne Elan berpufft auf der Stelle, schon, daß die Herzogin schwanger geht. Der Henker, fein ehe- Sozialdemokratie tvirtiam entgegenarbeiten zu können, ist es jetzt als Satorius ihm auseinanderfest, jene Hypothet, die Bafis des maliger Hanswurst und Ausrufer, vollzieht zwar die Aufknüpfung, an der Zeit, noch einige bürgerliche Parteien zu bilden." Trenchschen Gentlemandaseins sei auf eben die Svelunken eingetragen, jedoch so, daß der Doktor lebendig und munter bleibt. Währenddem die Rente könne in dieser Höhe nur durch die Praftifen folcher Art berkündet Geschüßdonner die Geburt eines Prinzen. Der Herzog Der Konservative am Totenbette des National herausgewirtschaftet werden. Die gleiche schmutzige Quelle speist sie eilt herbei, den Doktor zu begnadigen. Nun springt dieser von der tiberalen: Bevor du stirbst, put mir noch einmal die Stiefel, beide. Der rasch Befehrte muß am Ende noch froh sein, daß die Bahre auf, friegt seine Dukaten und zieht mit seiner Frau vergnügt niemand fann es so gut wie du." hübsche, indes ebenso zänfische Dame feines Herzens, die ihm ob seiner davon. Die ganze Handlung gibt dem Verfasser Gelegenheit zur Zumutung sofort den Laufpaß gab, ihn nunmehr in Gnaden wieder Entfaltung turbulenter Volksszenen usw. Dennoch gibt das nur ein Millionenberdienst. Lese ich da neulich ein Juferat: aufnimmt. Zwitterding von derben Bossen und trivialen Situationen, worunter millionenverdienst nachgewiesen gegen Einsendung von Die soziale Note des Ganzen fand wenig Jntereffe, man de- der Zug zur großen Komödie leidet. Immerhin versteht sich Falden- Mark uit. Mumpit, denke ich natürlich, riskiere aus Neugierde monstrierte weder für noch gegen und schien das Stück wie ein berg ganz passabel auf die Mischung wirksamer Effektmittel im aber doch die Mark. Was friege ich da als Antwort? Machen gewöhnliches, allein auf Amusement abzielendes Lustspiel aufzus grotesken Stil der alten Fastnachtskomödien. Mehr als die gefchickte Sie Geschäfte mit der Kaiserlichen Werft in Kiel ." faffen. Herr 8iegel übertrieb für mein Gefühl im Spiel die Galvanisierung eines Leichnams ist's aber doch nicht. Die Dar

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Humor und Satire.

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