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Mr. 289. 26. Jahrg. Beilage Beilage des Vorwärts"

Gerichts- Zeitung.

Das Attentat im Reichsgerichtsgebäude vor den Geschworenen. Die Verhandlung im Leipziger   Schwurgericht gegen Groffer wurde nach längerer Beweisaufnahme auf heute vertagt. Der An­geflagte machte nach einem uns zugegangenen Telegramm durch die Art seiner endlosen Darlegungen über sein angebliches Ret, das zu brechen die ganze Welt sich verschworen habe, den Eindruck eines Burechnungsunfähigen. Wir werden über den Ausgang des Prozesses

berichten.

Die Verzweiflungstat einer Mutter

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Anzeigen für Süden und Westen.

11. Dezember 1909.

stützt ist die Klage auf die§§ 18 und 37 des Handels- Gesetzbuchs, präfekten des Distrikts Tulcea   stattfanden, das Fahrzeug wurde bei auf§ 16 des Warenzeichengeseßes und§ 1 des Wettbewerb folchen Gelegenheiten sogar von Staatsbeamten(!) benutzt, gesezes. Die Bezeichnung Pilsener Brauhaus" soll geeignet sein, ohne das irgend jemand ein Unbehagen wegen des revolutionären

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in dem unbefangenen Biertrinker den Glauben zu erwecken, es Namens verspürt hätte. Der glückliche Besizer des Karl Marg" handle sich um echtes Pilsener Bier. Der Zusak Berlin  ", der mußte vor einiger Zeit verreisen und war nach seiner Rückkehr einer Verwechselung der Firmen vorbeugen könnte und geeignet wiederzufinden, wo es sich vor seiner Abreise befunden hatte. Nach nicht wenig erstaunt, sein Schifflein nicht mehr an dem Plaze wäre, die Firmenführung damit zu einer erlaubten zu machen, ist langem Suchen findet er den Karl Mary" endlich vor dem Gc= bäude des Hafenkapitanats vor Anker liegen. Als er die Barke in der Firma der Beklagten nicht enthalten. Das Landgericht Berlin   erkannte nur insofern abweichend, zurückverlangt, wird ihm bedeutet, daß Karl Marr" seines rebo­als es die Bezeichnung Pilsener Bier  " als gerichtsnotorisch be- lutionären Namens wegen arretiert sei. Und der Hafenkapitän fannte Gattungsbezeichnung ansieht und deshalb die Klägerin ab- gab das Schifflein nicht eher frei, als bis ihm vom Besitzer hoch wies. Es handle sich hier stets darum, die Methode des Brauens und teuer versprochen worden war, den Namen Karl Mary" in einen anderen, weniger gefährlichen umzuändern. Heute heißt der auszudrücken. Das Kammergericht dagegen sieht als gerichts- frühere Karl Marr Abd ul Hamid", nach Ansicht des Hafen­notorisch feststehend an, daß Pilsener Bier  " Herkunftsbezeichnung tapitäns in Tulcea   jedenfalls ein würdigerer Name als der frühere. ist. Es nimmt Bezug auf Auskünfte, die es vor etwa elf und zehn und das merkwürdigste an der ganzen Geschichte ist, daß der forsche Jahren aus Anlaß ähnlicher Streitigkeiten beim Patentamt ein- Hafentapitän bis zur Stunde noch keinen Orden für seine staats­geholt hat und die ebenfalls Pilsener Bier  " als Herkunfts- rettende Tat erhalten hat. bezeichnung ansehen. Während das Landgericht die Klägerin ab­Auf Grund geraten: Aus Flensburg   wird gemeldet: Das Schul­wies, erkannte das Kammergericht auf Verurteilung der Beklagten schiff Württemberg  " ist gestern nachmittag gegen 4 Uhr bei der Rück­zur Unterlassung des Gebrauchs der Firma. Es sieht die Ver- fehr von einer Schießübung auf der Außenföhrde infolge dichten wechselungsgefahr als gegeben an, da der Firmenzusak m. b. H." Nebels östlich von Holnis in der Nähe von Glücksburg   auf sandigen nicht besonders auffällt und weil auch nicht jeder Biertrinker sich Grund geraten. Die Abbringungsarbeiten haben begonnen. vorher erkundigt, ob er echtes Pilsener erhält.

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Gegen das Urteil des Kammergerichts hatte die Beklagte Revision beim Reichsgericht eingelegt. Der zweite Bibilsenat er­tannte jetzt auf Zurüdweifung der Revision.

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Den Schädel zertrümmert. Aus Düsseldorf   wird gemeldet: Der Hafenarbeiter Jakob Schäfer zertrümmerte seinem Kollegen Otto Zippitich mittels Schlagriemen nach vorhergegangenem furzen Wortwechsel den Schädel. Lippitsch ist gestorben, der Täter ge­flüchtet.

lag einer Anklage wegen versuchten Mordes zugrunde, die die ver­ehelichte Martha Ristau vor die Geschworenen des Landgerichts III  führen sollte. Die Angeklagte ist seit etwa fieben Jahren in zweiter Ehe mit dem Straßenbahnschaffner Ristau verheiratet. Aus ihrer ersten Ehe stammen zwei halberwachsene Kinder, aus der zweiten Ehe das jetzt bald dreijährige Töchterchen Erna. Die Ehe gestaltete sich unglücklich, denn Frau R. regte sich oft über die nich tigsten Gründe gewaltig auf und es tam wiederholt zu Tätlichkeiten zwischen den Eheleuten. Am Abend des 21. August tam es wieder zu einem Zerwürfnis, das damit endete, daß der Ehemann grollend das Haus verließ. Nunmehr beschloß Frau R. Selbstmord zu ver­üben und die kleine Erna mit sich in den Tod zu nehmen. Sie schickte ihre beiden älteren Kinder fort, verriegelte ihre Stubentür und zündete im Ofen Feuer an. Dann stellte sie einen Eimer mit glühenden Kohlen vor ihr Bett und legte sich mit der kleinen Erna Ein entfehlicher Unfall wird aus Frankfurt   a. M. gemeldet. schlafen, um auf diese Weise den Erstickungstod zu finden. Als In einer elettrotechnischen Fabrit in der Adalbertstraße geriet eine die beiden ältesten Kinder gegen 11 Uhr heimkehrten, nahmen sie 16jährige Arbeiterin mit den Haaren in die Antriebsvorrichtung ftarten Stohlengeruch wahr und benachrichtigten eine Nachbarin Schneefall und Berkehrsstörungen. Nach einer Meldung aus einer Bohrmaschine. Die Haare wurden ihr vollständig ausgerissen und die Polizei. Als die Tür gewaltsam geöffnet wurde, fand man München   sind infolge unaufhörlichen gewaltigen Schneefalles allent- und der Kopf teilweise stalpiert. Das Mädchen wurde schwerverletzt die Frau in besinnungslosem Zustande vor, während die kleine halben große Verkehrsstörungen eingetreten, insbesondere auf den nach dem Krankenhause gebracht. Tochter noch bei Bewußtsein war. Aerztliche Hilfe beseitigte bei Bahnstrecken nach dem Osten, dem Süden und dem Westen. Schnell- Ein Rechtsanwalt als Defraudant. Der Rechtsanwalt Wegener Frau R. bald jede Gefahr, die Bedauernswerte wurde jedoch vorzug 18 von Salzburg   hatte über vier Stunden Verspätung, weil er in Stettin   hat sich der dortigen Behörde gestellt und gestanden, daß übergehend in Haft genommen und das Verfahren wegen ver- lange in Traunstein   eingeschneit war. Der Drientzug 11 von er seit längerer Zeit Mündelgelder unterschlagen hat. Der ungetreue suchten Mordes gegen sie eingeleitet. Rechtsanwalt Dr. Aschheim, Paris   hatte zwei Stunden Verspätung, die direkten Wagen Rechtsanwalt wurde in Untersuchungshaft genommen. der ihr Verteidiger war, beantragte die Beobachtung der Ange- fonnten nicht nach Deutschland   eingebracht werden. tlagten auf ihren Geisteszustand und behauptete, daß sie sich bei Personenzug

Vermischtes.

Der

1462 bon Kochel   war bei Drt stunden­

Fünf Arbeiter und sieben Aufpasser.

der Tat in einem Zustande der höchsten Verzweiflung und Er- lang eingeschneit. Der Personenzug 1274 ist bei Sauerlach   einge- Deutschen Reich liefert nachstehende Meldung aus Siegen  : Wie regung befunden, der ihre freie Willensbestimmung ausschloß. Da ichneit. Die Lokalbahnlinien Dorfen  - Belden und Endorf- Obing das ärztliche Gutachten auch in diesem Sinne ausfiel, so ist das sind gesperrt. Der Betrieb auf den großen Bahnhöfen, besonders Berfahren gegen Frau R. nunmehr durch das Gericht eingestellt Wünchen- Hauptbahnhof nnd München  - Laim, gestaltet sich sehr schwierig. Die Schiebebühne im Hauptbahnhof wurde erst nach stundenlanger Arbeit freigebracht. Auch in der Stadt ist der Verkehr sehr gestört, besonders der Straßenbahnverkehr ist zum Teil unmöglich.

worden.

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Einen Beitrag zur Beamten- und Bureaukratenwirtschaft im teuer der Post die Bauaufsicht zu stehen kommt, wurde hier in einer Versammlung der Post- und Telegraphenarbeiter erörtert, indem folgendes festgestellt wurde. Zur Verlegung eines Fernsprechfabels in einer Straße, mit der fünf Arbeiter etiva 14 Tage beschäftigt waren, wurden zur Bauaufsicht folgende Beamte verwandt, die auch stets anwesend waren: ein Direktor, ein Obersekretär, ein Sekretär ( Kabelmeßbeamter), ein Bauführer, zwei Leitungsaufseher und ein Vorarbeiter. Das ergibt auf fünf Arbeiter sieben Beamte resp. Auf­paffer. Der Fall erinnert an das hübsche Boem vom Posthilfsboten Säbelbein, das vor einigen Jahren durch die Blätter ging. Der Posthilfebote Säbelbein lädt auf einer Bahnstation für Berlin   Pakete ein und wird bei dieser Arbeit vom Hilfspadmeister Livius   kontrolliert, während dieser wiederum vom Praktikanten Stiefelbrandt, der Praktikant Stiefelbrandt vom Dersekretär Schelle und der Ober­sekretär Schelle vom Herrn Postdirektor überwacht wird. Der Er­folg" dieser strengen und gewissenhaften Ueberwachung bleibt denn auch nicht aus: Die Pfeife tönt, fort fährt der Bug. Ach, leider war nicht Zeit genug, Daß auch der Hilfebot Säbelbein Lädt sämtliche Pakete ein. Es bleibt, o bittres Mißgeschick, Der Ladung Hälfte noch zurück. Drauf schwindet in des Tunnels Tor Dahin des Amtes Direktor. Herr Schelle, Oberiekretär, Alabastert spornstreichs hinterher; Worauf der junge Stiefelbrandt Im Wartesaale" I" verschwand Und Livius   trinkt aus Verdruß Bei" Gustab" einen Schnaps zum Schluß. Auf dem Perron steht ganz allein Der wadre Hilfebot' Säbelbein Und spricht: So geht es allemal, Wenn Mangel ist an Personal!"

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Allgemeine Kranken- und Sterbekasse der Metallarbeiter (.. 29, Hamburg  ). Filiale Berlin   5. Sonnabend, den 11. Dezember, abends 8 Uhr, bei Freiheit, Dragonerstr. 15: Mitglieder­

Wegen versuchten Mordes berhandelte gestern das Schwurgericht des Landgerichts I   unter Vor­fitz des Landgerichtsrats Thiele gegen den 30jährigen Arbeiter Ernst Die Opfer der Gasexplosion in Hamburg  . Mommert. Der Angeklagte wurde beschuldigt, gegen seine Ehefrau Nach neuesten Meldungen sind von den bei der Katastrophe ver­ein Revolverattentat verübt zu haben, als diese ihn nach vorauf- legten Personen noch zwei Arbeiter, und zwar die Maurer Ferdi gegangenen ehelichen Zwistigkeiten verlassen wollte. Der An- nand Boß und Brüggmann gestorben. Die Zahl der Toten beträgt geklagte hatte in berhältnismäßig ſehr jugendlichem Alter ge- nunmehr, einschließlich des vermißten Eierführers, ach ta eh n. achtzehn. heiratet. Die noch viel jüngere Frau verſtand nach seiner Be- Das Befinden zweier Schwerverletzten ist bedenklich. Morgen findet hauptung nicht zu wirtschaften und kam mit dem reichlich be- die gemeinsame Bestattung der Opfer statt. messenen Wirtschaftsgeld nicht aus. Wiederholt soll es auch vor­gekommen sein, daß er des Abends, wenn er nach schwerer Arbeit Aus dem Leben der Tugendrosen Königin. llus dem Leben ( nach Hause tam, fein Mittagessen vorfand, da, wie er behauptet, der Königin fabella von Spanien   erzählt Sigmund Münz im seine Frau das Wirtschaftsgeld in Buz und Tand anlegte. Die Dezemberheft der Deutschen Revue"( Stuttgart  , Deutsche Verlags­Frau wiederum behauptet, daß ihr Mann häufig nicht gearbeitet anstalt) eine charakteristische Episode, deren Kenntnis er dem im und ihr die ganze Sorge für den Haushalt überlassen habe. Vor letzten Sommer verstorbenen spanischen   Botschafter in Wien  , Gericht gab der Angeklagte ferner an, feine, Frau habe, während Marquis de Casa Arellano, verdankt. Eines Tages war die er eine ihm wegen Berleumdung und Unterschlagung zubittierte Königin auf einer Reise durch Galicien   begriffen, in einer fleinen 3weimonatige Gefängnisstrafe berbüßt habe, es auch mit der ehe- Stadt Spaniens   angelangt. Man stieg im Munizipalpalast ab, wo lichen Treue nicht genau genommen und ihm dies auch einge- für Mittag ein großes Mahl von etwa 100 Gedecken anberaumt standen. Am 3. Oktober d. J. wurde dem Angeklagten mitgeteilt, war. Vormittags fand in der Kathedrale ein Tedeum statt, wobei daß seine Ehefrau in ihrer Naunynstr. 11a gelegenen Wohnung in die Orgel gespielt wurde. Einige Tenöre ließen sich bernehmen, Gemeinschaft mit ihrer Mutter alle Sachen zusammenpade und und auch eine mächtige Baßstimme wurde von obenher laut. Die ihn verlassen wolle. Er eilte sofort nach der Wohnung, um seine Königin wurde von diesem Baß mächtig berührt. Als das Tedeum Frau an dem Fortziehen zu verhindern. Als diese sich weigerte vorüber war, ließ sie Erkundigungen über die Person des Sängers zu bleiben, gab er aus einem Revolver zwei Schüffe ab, welche die einziehen, und man bedeutete ihr, es wäre ein Kurat des Ortes. Frau am Strumpfband streiften, sodaß diefes entzwei ging. Sie ließ diefen Geistlichen zu sich kommen. Seine äußere Gr­Gestern erklärte der Angeklagte, daß er nicht die Absicht gehabt habe, schein g, die nicht gewöhnlich imposant war, verstärkte noch den feine Frau zu töten oder zu verlegen. Er habe vielmehr nur Gint ud, den ihr bereits sein Gesang gemacht hatte. Sofort ver­Schredschüsse abgeben wollen, um seine Frau am Rücken" zu anlaßte fie, daß auch er zum Dejeuner im Munizipalpalast ein­hindern. Die Beweisaufnahme zog sich bis in die späten Nach- geladen wurde, was nicht unerhebliches Aufsehen machte. Für mittagsstunden hin. Staatsanwalt Dr. Klinte trat für Be- 4 Uhr war die Abreise von dem Orte in Aussicht genommen. Ein jahung der Schuldfrage im Sinne der Anklage ein, während Rechts- Bug von Wagen und Pferden hätte die Königin und ihr Gefolge anwalt Dr. Böhow die Freisprechung für geboten hielt und allen- nach der nächsten Stadt bringen sollen. Wie aber war der Minister falls eine Bedrohung als vorliegend erachtete. Die Geschworenen überrascht, als nach beendetem Mahl, nachdem die Königin sich zur bejahten die Schuldfrage wegen versuchten Totschlags unter Bu- Siesta hätte zurüdziehen sollen, von dieser die Anordnung getroffen billigung mildernder Umstände. Der Angeklagte wurde zu drei wurde, es möchte ihr ein Klavier ins Zimmer gebracht werden Jahren Gefängnis verurteilt. und sich zu ihr auch der junge Geistliche mit der mächtigen Baß­stimme begeben, damit sie seinen Gesang begleitete. Längst war die Stunde gekommen, für die die Weiterfahrt der Königin mit ihrem Gefolge beschlossen war. Unten warteten Wagen und Pferde. Der Minister war in schwerster Verlegenheit. Die Königin hatte sich in ihrem Zimmer eingeschlossen, und der Sänger war bei ihr. Es wurde 5, es wurde 6, es wurde 10 Uhr abends, erst dann öffnete sich die Tür. Die Königin ordnete nu an, daß die Weiter­fahrt erst am nächsten Morgen um 10 Uhr stattfinden sollte. Der Priester blieb die Nacht über im Hause. Am nächsten Morgen geschah es, daß Dokumente aus der Hauptstadt eintrafen, die nach der Unterschrift der Königin berlangten. Die Königin unterschrieb, und während des Unterzeichnens befragte sie den Minister, ob nicht eine Erzpriesterstelle in Toledo   frei wäre. Der Minister erwiderte: Nicht, daß ich wüßte." Da meinte die Königin:" Dann muß man eine solche kreieren", und auf der Stelle unterschrieb sie die Er­nennung des jungen Priesters zum Erzpriester von Toledo  . Damals war die Königin noch eine junge Frau. Aber sie behielt ihre Wien  Unruhe und ihre Leidenschaftlichkeit bis zu ihrem Lebensende. An der Königin Jfabella demonstrierte der Botschafter, wie sehr die Kurie sich darauf verstünde, opportunistisch zu sein. Wer," er- Winden; feine erheblichen Niederschläge. zählte er einmal, hätte sich einbilden sollen, daß der Königin, die doch nichts weniger als ein Tugendspiegel war, vom Papst die Goldene Rofe verliehen werden könnte? Und doch geschah unter Pius IX.   das Unglaubliche. Als sich im Rate der Kurie Stimmen gegen diese Verleihung aussprachen, begegnete ihnen der Papst auf die Inspiration gewisser Glemente im Kardinalskollegium, die für die Verleihung waren, mit dem Bemerken, es fönnte der Kirche in Spanien   von Schaden sein, wenn die Kurie zu hartes Gericht über die Königin hielte. Man dürfte patriotische Empfindlichkeiten in Spanien   nicht verlegen, wo so große kirchliche Interessen im Spiele stünden. Es sei allerdings nicht zu leugnen, daß Königin Isabella teinen tugendhaften Lebenswandel führe. Aber die Schuld sei nicht an einem Hang zum Laster gelegen, sondern die Königin sei schwerkrant und infolgedessen zu Grzessen des Fleisches geneigt. Diese krankhafte Veranlagung aber sei, da sie in das Gebiet der Psychose gehöre, mit dem Mantel der christlichen Liebe zu be= decken.

Schiebung.

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Welcher Unfug häufig mit eidesstattlichen Versicherungen ge­trieben wird, die zumeist nur als Hilfsmittel bei gewissen Schiebun­gen" dienen, zeigt wieder einmal eine Verhandlung, mit der sich gestern unter Borsiz des Landgerichtsdirektors Seligmann die 4. Straffammer des Landgerichts II zu beschäftigen hatte. Ange­flagt wegen Abgabe einer wissentlich falschen eidesstattlichen Ver­ficherung war die 59jährige Rentiersfrau Anna Teichert aus Potsdam  .

Der Schwiegersohn der Angeklagten ist der in Ungarn   gebürtige Musiker Julius Kurucz. Dieser hatte etwas leichtsinnig mit seinem Hab und Gut gewirtschaftet, sodaß er schließlich in Schulden ge­raten war und er nicht einmal seinen Schneider bezahlen konnte. Die Folge war eine Zwangsvollstreckung in seiner Wohnung, bei der seine sämtlichen Möbel versiegelt wurden. Wie in tausend gleichen Fällen, trat auch hier plötzlich die Ehefrau des Schuldners als Retterin in der Not" auf und reklamierte die gepfändeten Sachen als ihr Eigentum. Um dies glaubhaft zu machen, bediente sie sich eines nicht gerade sehr anständigen Mittels. Sie erschien eines Tages bei ihrer in Potsdam   wohnhaften Mutter und legte dieser ein Schriftstück vor mit der Bitte, es zu unterschreiben. Die alte Frau ließ sich auch überreden und unterschrieb das Schrift­stüd, in welchem sie die Erklärung abgab, daß die gepfändeten Möbel Eigentum ihrer Tochter wären. Die jebige Angeklagte be­hauptete, daß ihre Tochter ihr damals verschwiegen habe, daß es fich um eine eidesstattliche Versicherung handelte. Die Frau Kurucz zog es vor, nachdem sie mit Hilfe der eidesstattlichen Ver­ficherung ihrer Mutter die Freigabe der Möbel erwirkt hatte, mit ihrem Ehemann Deutschland   zu verlassen und nach Ungarn   zu flüchten. Das Gericht verurteilte die Angeklagte nur zu drei Zagen Gefängnis.

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bersammlung.

Verein ehemaliger Hohenelser. Sonntag, den 12. Dezember, abends 7, Uhr: Monatsversammlung bei C. Berndt, Köpenider Straße 147. Um 7 Uhr: Vorstands- und Kommissionssitung. Ehemalige Hohenelser willkommen.

Witterungsübersicht vom 10. Dezember 1909, morgens 8 Uhr.

Stationen

Barometer.

stand mm

richtung Wind

Windstärke

Better

Swotnembe 773DSD 1 Dunst gamburg 773

Berlin 773 NNW Franti.a. M. 774 München   772 23

1 Nebel 2 bedeckt 3 wolfig

Temp. n. T.

5°.= R.

2

Stationen

Barometer

stand mm

Wind

Haparanda 759 SW

0 Betersburg 778 S 1 Scilly 1 Aberdeen

richtung

Bindstärke

Better

8

bedeckt

2 bedeckt

5 bedeckt

766 SW 751 SSW 4 wollig 774 SSD 2 bedeckt

Lemp. n. T.

5° C= 4° R.

18810

3 Schnee-2 Baris 769 WNW 3 bedeckt 2 Wetterprognose für Sonnabend, den 11. Dezember 1909. Kühl, vorwiegend trübe und nebelig bei meist schwachen nördlichen Berliner   Betterbureau.

Wafferstands.Nachrichten

der Landesanstalt für Gewässertunde, mitgeteilt vom Berliner   Wetterbureau.

am feit

Bafferstand 9. 12. 8. 12. cm cm³) 3473)+23 emel, Tilfit Bregel, Insterburg  -63)-1 Weichsel  , Thorn   130)+20 Dder, Ratibor  374-52 Stroffen 182+13 Frankfurt 184-3 152 4-2 Landsberg   77+5 3

Warthe, Schrimm  

Neze, Bordamm Elbe, Leitmerig

Dresden

Bafferstand Saale, Grochlig Havel  , Spandau  ) Rathenow³) Spree  , Spremberg  ) Beestow Beser, Münden

Minden

am

9. 12. 8. 12.

cm

348

92

114

110

179

266

Rhein  , Marimiliansau 434

Kaub Köln

19

306

40

-15

449

-67

-16 338+16

278

+-12

Nedar, Heilbronn  Main  , Wertheim Rofel, Trier  

145

286

310

ཀཽ ཥྭཱ 1 ཨཽ ཤི ཀཽ- ཤི

Berliner Pilsener" verboten. Die von der Rechtsliteratur mehrfach vertretene Feststellung, daß Münchener   und Pilsener Bier  , teine Gattungsbezeichnungen, sondern Herkunftsbezeichnungen sind, ist in den jüngsten Tagen Karl Marg arretiert. Eine Geschichte, die eher in Preußen vom Reichsgericht infolge eines Rechtsstreits des Bürgerlichen Brau­hauses in Pilsen   und anderer Pilsener Aktien- Brauereien gegen hätte passiert sein können, meldet man aus Tulcea  , einem Städtchen an der unteren Donau   im rumänischen Deltagebiet. Dort hatte die Berliner   Firma Pilsener Brauhaus, Gesellschaft m. b.." sich jemand eine Barte gekauft und sie auf Anraten eines guten 1)+ bedeutet Buchs. Fall. Unterpegel.) Eisstand. eisfrei. in Berlin  , in bezug auf das Pilsener Bier bestätigt worden, Freundes Karl Mary" getauft. Monatelang trug das Schifflein Nach telegraphischer Meldung war die Dder bei Natibor Eine Klägerin hatte gegen die Berliner   Firma auf Unter- feinen Besitzer, de damit auch an Wasserfesten auf der Donau   bis heute früh auf 330 cm gefallen, ist aber jetzt wieder im Steigen be. laffung des Gebrauchs der Firma Pilsener Brauhaus geklagt. Ge- teilnahm, sogar an solchen, die unter dem Patronat des Bezirks- griffen.

Darbu Magdeburg