auch die Verteuerung der Lebensmittel gehört, ging aus der RededeS Freiherr,! nicht hervorJustizrnt Dr Dietrich- Prenzlau meinte: Die Konservativenseien dem Zentrum und den Polen„zufällig" aus dem Wege be-gegnet. Wären sie den Freisinnigen in derselben Weise begegnet,dann wären sie mit den Freisinnigen gegangen.— t'lbg. GrafWestarp: Man beschuldige die Konservativen de? Vaterlands-Verrats. Eine Partei, der Bismarck, Moltle und Rooii angehörthaben, werde durch solchen Vorwurf nicht verletzt. Die Leven■Smittelwären nicht im mindesten billiger gewesen, wen» die Erbschafl-neuerangenommen worden wäre. JmJnteresse der„armen Wiiwrn und Waisen"mutzte die Erbschaftssteuer abgelehnt werden. Der Rednerbedauerte, daß die Nationalliberalen mit den Freisinnigen sich ver-bunden haben. Die Nationalliberalen und Konservativen gehörennotwendig zusammen.— Äbg. Gras Sckwerin-Löwitz: Er seinicht prmzivieller Gegner der Erbschaftssteuer. Wenn er gewiitzlhätte, durch die Ablehnung wurde die Reichsfinanzresorm scheitern.dann bätle er für die Erbschaftssteuer gestimmt. 350 000 Bauernhätten sich für die Ablehnung der Erbichnslssteuer erklärt. DieterOberagrarier ritt alsdann den oftmals im Zirkus Busch vorgeführtenGaul: die Landbevölkerung liefere die lriegStüchtigsten Soldaten,folglich müsse sie am meisten geschützt werden. Die Sozial-demokraten Schippe! und Cnlwer hätten sich sogar für land-wirtschaftliche Schutzzölle erklärt. Calwer babe nachgewiesen, das; dieReallöhne um 12— tg Proz. gestiegen seien. Die Laudwirlschaflwerde sehr bald imstande sein, nicht nur 60 Millionen, sondern100 Millionen Menschen mit Fleisch zu versorgen. Er hoffe daher.dafe die Reichsregierung das amerikanische Fleisch schonau« Gesundheitsrücksichten nicht hereinlassenwerde.— Abg. M a l k e w i tz behauptete, daß die konservativePartei stets für den Mittelstand einiietreleu sei. Es sei bedauerlich,dost Obermeister Rahardt, der mit Hilfe der Konservativen gewählt.sich mit Haut und Haaren dem grotzkapitalistischen Hausabunde ver-schrieben habe.Nach einigen weiteren Rednern erhielt daS Wort RechtsanwaltVredereck- Berlin: Ich stehe vollständig aus dem Bvden derkonservativen Partei und deS Christcutum«, ich mutz es aber als eineSchmach bezeichnen, datz die Konservativen durch ihr Verhaltenbei der Reichsfinanzreform znm mindesten den Anschein erweckt haben,dast sie lediglich die Interessen des Großgrundbesitzesvertreten.(Stürmisches Oho!) Die Konservativen haben den Blockzersprengt und ein Bündnis mit dem Zentrum und den Polen ge-schloffen.(Stürmisches Oho l Rufe: Schlutz I Schluß I) Durch den Blockist eS gelungen, die Sozialdemokraten aus der Hälfte ihrer Wahlkreisezu vertreiben, das Zentrum hat dagegen den Sozialdeumkraten20 Sitze im Reichstage verschafft.(Rufe: DaS haben die Frei-sinnigen und Nationallibexalen auch getan I) Brede re ck: Die Frei-finnigen sind durch daS Verhalten der Konservativen erbittert.(Stürmische Heiterkeit. Großer Lärm.) Meine Herren I Wenn Sieeine große Partei sein wollen, die Wellpolitik treiben und imReichstag ausschlaggebend sein will, dann muß sie doch in ihre»Reihen eine Richtung dulden, die die Politik betreibt, diedie Parteileilnng lange Zeit befolgt hat.(StürmischeSchlußrufe.) Justizra» Dr. K l a s i n g- Bielefeld. RechtsanwaltUlrich- Berlin, Abg. v. F r e g e- Altnaundorf u. a. tretendem Rechtsanwalt Bredereck lebhaft entgegen.Ulrich warf die Frage auf, ob die Konservativen bei denStichwahlen auch für die Freisinnigen stimmensollen, nachdem letztere die Konservativen mehrfach im Stichgelassen habe».— Von Ulrich und anderen Rednern ivurde dieBegründung einer populär geschriebenen billigenkonservativen Tageszeitung befürwortet. Es sprechennoch Graf M i r b a ch» Sorquitten, Major a. D. Strosser undDr. Diederich Hahn. Letzterer sang selbstversiänolich ein Lobliedauf den Bund der Landwirte.— Frbr. v. Heydebrand meinte:Die Konservativen haben ihre volle Pflicht getan, sie haben sich nichtzu entschuldigen, sondern nur zu lernen.Schließlich gelangte eine Resolution zur Annahme, in der dasVerhalten der Konservativen bei der Reichs»finanzreform über den grünen Klee gelobt wurde,zumal lediglich den Konservativen daS Zustandekommen der Finanz«reform zu danken fei.»Der Delegierte»»«« erwartet, daß die konser-vative Partei auch in Zukunft ihre volle Selbständigkeit wahrenwerde."Die Junker behalten also in der Konservativen Partei da«Zepter fest in der Hand I_ver Sahlkamps in England.Die Versannnlung in der Albert-Hall verlief sehr cindmckS-voll. ASquiths Rede war mit Spannung erwartetworden, da über die Absichten der liberalen Partei, fallssie wieder vom Volke mit der Macht bekleidet würde, nocherhebliche Unklarheit herrschte. Man mutz es Asquith lassen.datz er in dieser Beziehung volle Klarheit geschaffen hat.Der englische Ministerpräsident erklärte mit grotzem Nachdruck,datz der Anspruch der LordS, sich in die Steuergesetzgebungeinzumischen, eine Gefahr für dieFreiheit sei undzurückgewiesen werden müsse. Er bitte die Wählerschaft umdie Ermächtigung zur Einführung eines Gesetzes, das ausdrücklich bestimmt, datz dieLords keinRecht habensollen, sich mit der F i n a n z g e b a r u n g zu befassen.ASquith ging aber noch weiter. indem er die Ab-schaffung deS absoluten Vetorechts der Lordsüberhaupt forderte und damit das Versprechen einer Wahl-reforn, verband. Die Abschaffung deS absoluten Vetorechtsdes Oberhauses müsse von einer Verkürzung derLegislaturperiode des Unterhauses begleitet sein. Diejetzige siebenjährige Maxi'maldauer müsse auf fünf oder sogaraus vier Jahre herabgesetzt werden. Was dasFrauenstimmrecht betreffe, so sei sein Standpunkthierzu unverändert. Die Regierung wünsche jedoch nicht, einerFrage auszuweichen, über die das neue Unterhaus seine An-ficht kundgeben solle. Mit den Worten: Zeigen Sie sich derVergangenheit würdig und handeln Sie wie Sie können.schlotz unter riesigem Beifall der Ministerpräsident. Nach ihmsprachen noch kurz Lloyd George und Churchill.Da Asquith ausdrücklich erklärt hatte, die Minister ge-dächten kein Anlt mehr anzunehmen, wenn sie nicht dienötigen Sicherheiten hätten, die für die Ausrechterhaltung derNützlichkeit und Ehre der Volksvertretung notivendig seien, sobilden Asquiths Erklärungen das offizielle Programm derliberalen Partei.Man wird an diesem Programm vor allem die Forde»rung nach völliger Beseitigung des Ober-Hauses vermissen, ein Mangel, der offenbar nur der Rück-ficht auf den rechten Flügel der Partei entspringt. ES istdoch wirklich nicht einzusehen, warum den Lords, die mitvollem Recht für unfähig erklärt werden, in Budgetfragenmitzuwirken, ein aufschiebendes Veto gegenüber den Be-fchlüffen des Volkshauses zuerkannt werden soll.Noch dürstiger scheint die versprochene Wahlreformzu sein. Die Verkürzung der Legislaturperiode ist von keinerallzu großen praktischen Bedeutung, da eS nur selten vor-kommt, datz ein Unterhaus nicht schon vor Ablauf der Legis-laturperiode aufgelöst wird. Dagegen wird nichts gc-sagt über die Notwendigkeit, daS Wahlrecht endlichwirklich gleich und allgemein zu machen und die Wahlselbst durch Einführung des Proporzes zum wirklichen AuS-druck des VolkSwillenS zu gestalten. Die Vertretung dieserdemokratischen Forderungen bleibt also der Arbeiter-Partei allein überlassen.Für die Konservativen antwortet ihr Führer Bai-f o u r durch eine Flugschrift, in derer erklärt, der Angriff aufdas Oberhaus sei der Gipfelpunkt einer von langer Handvorbereiteten Verschwörung von Mitgliedern der Ne-gierung. um tatsächlich zu einer einzigen gesetz-gebenden Kammer zu gelangen. Die großen Macht-befugnisse des Unterhauses genügten diesen Verschwörernnicht, weil sie das Unterhaiis nicht nur von den Peers,sondern auch vom Volke unabhängig gemacht haben wollten.Im Interesse des Volkes müsse das Komplott zu-nichtc gemacht werden. Auf die Lage Englands zurSee/ hinweisend, sagt Balfour: Die Öeffentlichkeit wirdnicht so leicht die bedauernswerte Nachlässigkeit vergeben,durch welche die von den Liberalen so beklagte Rivalität imFlotteiibau in so gefährlicher Weise ermutigt ivurde. Sodanntritt Balfour mit Nachdruck für den Schutzzoll ein.Verglichen mit der Rührigkeit und Energie, mit der derKampf gegen die Uebergriffe des Oberhauses geführt wird,niacht die konservative Wahlkanipagne einen schivächlichen Ein-druck. Die Konservativen sind durch die Frechheit der Lords.die das englische Volk nicht so geduldig trägt wie dasdeutsche, sichtlich in die Defensive gedrängt.Politische(lebersicbt.Berlin, den 11. Dezember 1909Der Papst und die christlichen Gewerkschaften.Bekanntlich tobt zwischen den Leitern der sogenanntenBerliner Richtung der katholische» Gewerkschaftsbewegung, daSheißt den Anhängern der katholischen Fachvereinsorganisation,und den klerikalen Führern der christlichen Gewerkschaften einerbitterter Kampf, da die„Berliner" befiirchten, daß in denchristlichen Gewerkschaften, die auch manche protestantischenMitglieder haben, der katholische Glaube durch das Zusammen-wirken mit Andersgläubigen gefährdet werden könnte. Indiesem Kampf der feindlichen Richtungen hat jede sich nachhohen Gönnern und Schiitzern im Episkopat umgesehen unddiese auch gesunden. Die Anhänger der strengen BerlinerRichtung finden Unterstützung beim Fürstbischof Kopp vonBreslau und dem Erzbischof von Trier, während der Kardinal-Erzbischof Fischer von Köln, dem Zwange folgend, nicht demeigenen Triebe, die christliche Gewerkschaftsbewegung be-günstigt, die vornehmlich im Rheinland und in Westfalen ihrDomizil hat.Auch die Autorität deS PapsteS ist verschiedentlich direktund indirekt von den zwei feindlichen Brüdern angerufenworden, doch hat dieser eS bisher vermieden, offen in denStreit einzugreifen und sich für die eine oder andere Richtungzu entscheiden. Um so bedeutsamer ist, datz, wiedie„Germania" berichtet, der Papst sich jetzt fiir diestreng auf dem Boden der katholischen Kirche stehendegewerkschaftliche Organisation ausgesprochen und dieseals allein berechtigt anerkannt hat. Im„OekonomischsozialenVerein für die italienischen Katholiken", der seinen Sitz inBergamo hat. war nämlich aus Anlaß der Errichtung einesGeneralsekretariats für die dem Verein angeschlossenen Ge-werkschaften die Frage aufgetaucht, ob dieser neuen Zentraleauch solche beruflichen Verbände und Vereinigungen an-.gegliedert werden dürften, die zwar nicht ausgesprochenkatholisch seien, aber an den Grundsätzen christlicher Gcrechtig-keit festhielten. Schließlich wurde die Autorität deS Papstesangerufen, der in einem Schreiben an den Präsidenten desVereins, den Grafen Medolago Albani, folgendes antwortete:Geehrter Herr Graf! Nachdem wir das neue Statut fürden Zusammenschluß der gewerblichen Verbände und Ver-einig», igen gelesen und darüber nachgedacht haben, ist es uns,obwohl wir von den vorzüglichen Absichten der mit der Aen-derung betrauten Herren durchaus überzeugt sind, ganz undgar unmöglich, eS anzunehmen, und noch weit weniger,eS gutzuheißen. Die in dem Memorandum angeführtenGründe haben unS nicht nur überzeugt, daß der ange-strebte Zweck, den lauen und zweifelhasten Katholiken daSStatut tatsächlich annehmbar zu machen und für den Gesamt-verband eine Vertretung bei der Regierung zu erlangen, nichterreicht wird, sondern eS ist auch weder loyal noch vornehm, d a Skatholische Bekenntnis unter falscher Flaggesegeln zn lassen, al» ob eS eine Ramsch- und Schmuggelwarewäre. Es ist ferner nicht abzusehen, bis zu welchem Punkte mitdem Begriff„ch r i st l i ch e Gerechtigkeit", der genugsamweit und gefährlich ist, der Geist der angeschlossenen Verbände undfolglich auch die Personen, die in den Vorstand gewählt werden,noch gelangen können. Möge die Umolis Economioo-Socialealso mutig die katholische Fahne hochhalten undan dem am 20. März diese» Jahres approbierten Statut fest-halten. Ob wir mit diesem den Zroeck deS Zusammenschlusseserreichen? Wir würden dem Herrn dafür Dank sagen. Soll unserWunsch vereitelt werden? Dann bleiben unS unsere Einzel-verbände, unsere katholischen Einzelverbände, undsie werden den Geist Jesu Christi bewahren, der fie sicher segnenwird. Haben Sie die Güte, Herr Graf, diese Entscheidung denMitgliedern der Kommission mitzuteilen, denen ich wie auch Ihnenvon Herzen den apostolischen Segen erteile. Den 22. November 1909,Pius X. Papst.Der Brief spricht den gemischten christlichen Gewerkschaftenjede Berechtigung ab; denn was für Italien gilt, das giltauch für Deutschland. Trotzdem wird man in Deutschlandvorläufig die christlichen Gewerkschaften weiter dulden, da dieDurchführung der Forderung einer streng konfessionellenSonderung die christliche Gewerkschaftsbewegung sprengenund den Einfluß des Zentrums auf die rheinisch-ivestfälischeArbeiterschaft beträchtlich vermindern würde. Trotzdem ist esinteressant zu sehen, wie man in Rom über die christlichenGewerkschaften denkt._Interesse und Logik.Die mecklenburgischen Regierungen haben bisher, wenn imReichstage die mecklenburgische Verfassungsfrage zur Sprache kam,stets durch ihre Vertreter erklären lasten, daß das Deutsche Reichnicht befugt sei, in die inneren Verhältnisse der mecklenburgischenLande einzugreifen, und daß vor allem nicht der Bundesrat dasRecht habe, die mecklenburgischen Regierungen und Stände zu einerAenderung der Verfassung z» zwingen. Wie eS scheint, wollen diebeiden Regierungen sich künftig ander? verhalten, wenigstens drohenfie beide, ihren bisher eingenommenen Standpunkt nicht länger auf-recht erhallen zu können. In der Antwort, die die Mecklenburg»schwerinsche Regierung auf die Ablehnung ihre» BerfassungSentwurfSdurch den Landtag erteilr hat, heißt eS wörtlich:„Die Verantwortung für die damit geschaffenen Verhältniffemüssen wir allerdings der Ritterschaft überlassen, insbesondereauch dafür, daß wir bei einer etwaigen erneuten Erörterung dermecklenburgischen verfassungsfrage imReichStage, insbesondereauch gegenüber der Frage eineS Eingreifen« des Reiche» dendurch die Erklärung unseres vundeSratSbevollmächtigten in derSitzung des Reichstage? vom 1ö. Juni d.J. eingenommenenStandpunkt nicht werden aufrecht erhaltenkönnen."Aebnlich drückt sich die mecklenburg-strelitzsche Regierung au?,indem sie sagt:„Unserer Ritterschaft müssen wir die Verantwortung dafürüberlasten, datz wir die Hoffnung, zu einer Verständigung zu ge-langen, zu unserem schmerzlichen Bedauern nicht aufrechierhaltenkönnen, und datz wir gezwungen sein werden, daraus die not-wendigen Konsequenzen zu ziehen, weil demnächst die Frage eine?Eingreifen» des Reiches in die mecklenburgischen Ver-fassungSvelhäitniste in Frage kommen, und weil erneute Er-örierungrn der mecklenburgischen Versastungsverhältiiisse imReichslage stattfinden sollen. Wir sind von der Notwendigkei:der Einführung einer repräsentativen Verfassung für unser Landüberzeugt, und wir werden keine Mittel unversuchtlassen, um dieses Ziel zu erreichen.Wie merkwürdig doch daS eigene Interesse die Logik beeinflußt!Bisher haben die mecklenburgischen Regierungen jedes EingreifendeS Reiches als gänzlich unberechtigt und der Reichsverfastungdirekt widersprechend zurückgewiesen; kaum aber erscheintihnen ein solches Eingreifen für ihre Pläne günstig, daändert sich sofort ihre Logik und Rechtsanffasstmg. Fürdie künftige Behandlung der meckleiiburgischen Verfassungsfrage imReichstage ist dieses Zugeständnis der beiden Regierungen rechtwertvoll, denn wollen beide sich nicht vor aller Welt total lächerlichmachen, können fie nun nicht mehr behaupten, das Reich sei nichtkompetent, sich in die inneren Verhältnisse der beiden meckleu-burgisch?» Großherzoglümer zu mischen. Mit dieser Drohung er-kennen sie selbst dem Reiche ausdrücklich das Recht zu, in der Ver-fastungsfrage ein energisches Wort mitzureden.Eine wahlrechtsfeindliche Stadtverordnetenversammlung.In Mülheim a. Rh. hatten unsere Parteigenossen denAntrag eingereicht, da» zum Wahlrecht für die Stadtverordneten-wählen erforderliche Einkommen von 900 M. auf 660 M. herab-zusetzen, wie eS im benachbarten Köln bereit» geschehen ist, ohnedaß die veranlagte Steucrsumme erhoben wird. Jetzt hat nun dieStadtverordnetenversammlung den Antrag abgelehnt, leiderin geheimer Sitzung, so daß man nicht weiß, wer den Antragniedergcstimmt hat: ob e» einmütig von„Liberalen" und Zentrümlcrngeschah oder ob die letzteren, die in der Mehrheit find, dieWahlrechts- und volksfeindliche Tat allein auf dem Gewissen haben.Auf die Schuld der Klerikalen läßt die Vegründung in dem den An-tragstellern zugesandten Schreiben der städtischen Verwaltung schließen,denn es heißt darin, daß„grundsätzlich daran festgehaltenwerden muß, nur solchen Personen daS Wahlrecht zu gewähren, diezur Gemeindeeinkommensteuer herangezogen find". Diese Be-tründung entspricht dem Grundsatz, den der Zentrumsführerr i m b o r n in die rheinische Städteordnung hinein zu„inter-pretieren" versucht hat._Kommunalwahleu.Guben, 11. Dezember.(Privatdepesche deS„Vorwärts".) Inden Stadtverordneten-Stichwahlen wurden drei Sozialdemo»traten gewählt. Die Stimmenzunahme gegen die Hauptwahl be-trug 200.JnNetzschkaui.V. siegte bei der Stadtverord»netenwahl in der dritten Abteilung der sozialdemo-lratische Kandidat mit 328 Stimmen über den gegnerischenKandidaten, der 179 Stimmen auf sich vereinigte.»Wahlen in Württemberg.In Ravensburg,.einer Zentrumsdomäne, gelang cZmittels der Proportionalwahl neben vier Zentrumsleuten einenLiberalen und einenSozialdemokraten inden Gemeinde-rat zu wählen.In Ruit wurden bei einer Wahlbeteiligung von 90 Pro?..zwei Sozialdemokraten und ein Bürgerlicher gewählt.In Botnang wurde neben drei Bürgerlichen e i n S o z i a l,demokrat gewählt.In Böckingen siegte der Zettel be« sozialdemokratischenVereins, auf dem drei Sozialdemokraten und einBürgerlicher standen, mit großer Mehrheit.In L i n d a ch bei Gmünd hat die Sozialdemokratie sich zumersten Male an der Gemeinderatswahl beteiligt. Sie gab einenZettel aus, auf dem neben einem Sozialdemokraten drei bürgerlicheKandidaten standen. Dieser Zettel siegte mit 106 bis 68Stimmen, während die Gegenkandidaten nur 38 bis 13 Stimmenerhielten.In Steingeim a. A. gelang es. ohne Abkommen mitanderen Parteigruppen den ersten So zialdemock raten inden Gemeinderat zu senden.In Backnang war ein Abkommen zwischen Sozialdemokratie,Volkspartei und Liberalen abgeschlossen worden. Gewählt wurdenein Sozialdemokrat, zwei Volksparteiler, ein Liberalerund ein Nationalliberaler.Die Fraktionen des Reichstages.Zu der Notiz vom Freitag ist berichtigend nachzutragen, daß dieNationalliberalen seit der letzten Wahl nicht zwei, sondern dreiSitze und zwar neben Koburg und Landau an die Sozialdemokratena»ch den 6. hannoverschen Kreis an die Welsen verlorenhaben. Diesen drei Verlusten steht ein Gewin»s<Siegei,-Wittgenstein)gegenüber. Zu den aus der nationallibcralen Fraktion Ausgeschiedenen,U auch noch der jetzt„ftaltionSlose" Abgeordnete Lehmann-Jena zu zählen._Die Stadtverordnetenwahlen in Halle.Ueber das Wahlergebnis, das wir schon mitgeteilt haben, wirdunS noch geschrieben:Unsere Geuossen sind in der Stichwahl infolge eine« raffiinierienWahlsystems abermals unterlegen. Und das, trotzdem sie schon'bei derHaupttvabl 6791 Stimmen aufbrachten, die Gegner aber nur 6S6t.Eine raffiniert ausgeklügelte Zerreißung der Wohlbezirke, dieübrigens auf total ungesetzlichem Wege perfekt geworden ist, brachteeS zuwege, daß nur ein Snzialdeniokral als gewählt anzusehe» war,die übrigen sieben mußten sich der Stichwahl nnterziehen. Da hierbei die Hatiptarbeiterquartiere ausschieden— für diese besteht nochBezirkstvahl. für die übrigen Stadtteile Listenwahl I— wurdenunsere Genossen in die Minorität gedrängt. Sie steigerten ihreStimmenzahl gegen die Hauptwahl um 660. gegen die Wahl 1907sogar um fast 1500, aber auch die bürgerlichen Slimineu nahmengegen die Hauptwahl in fast gleichem Maße zu, lvas auf einen selbstm Halle interhörteti Terror zurückzusühren ist. Während die Polizei eZduldete, daß daS bürgerliche Wohlkomitee Kinder im Altervon elf bis zwölf Jahren als Wahlschlepper verwendete,.wurden unsere Genossen im Wahllokal verhaftet und bis zumSchluß der Wohlhandlung festgehalten. Angeblich weil fie Wahl-schleppende Studenten belästigt haben sollten. Mehrere hnndertStimmen erlangten die Bürgerlichen dadurch, daß von den Zentral»Werkstätten in Delitzsch, wohin schon vor geraumer Zeit vieleBohtthandwerker und Arbeiter versetzt worden sind, ein langer Extra-zug mit wablberechtigten Etsettbahnern abgelassen wurde, die natürlichalle„freiwillig" wählen gingen. In mehreren Fällen traten dieseWähler nach der Sttmtitabgabe�vor den Wahlvorsteher und erbatensich eine Bescheinigung, daß und wie sie gewählt hätten. IhrWerkstättenvorstand verlange eine solche von ihnen!Außer den staatlichen und städtischen Beamten wurden auch diePrivatangestellten, BersicherungSbeamten und Straßeubahner zur