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0ewerhrcbaftUcbc� Hufruf an die deutfche Hrbeitcrfcbaft 1 Partei- und Gewerkschaftsgenossen! Der Streik der ManSfelder Bergleute um das gesetzlich gewährleistete Koalitionsrecht hat nach sechswöchigem heroischen Kampfe sein Ende gefunden. Der Ausgang ist bekannt. Alle Kräfte deS KlassenstaateS: Kapital, Behörden, Staatsgewalt, Geistlichkeit und nun auch die Justiz haben gegen die jähr- zehutelaug geknechtete Arbeiterschaft Partei ergriffen. Aber der Erfolg der Bewegung liegt schon darin, daff die Mansfelder Knappen sich endlich aufrafften, um ihre Staatsbürgerrechte zu erkämpfen. Die noch junge Organisation war noch nicht imstande, den Kämpfenden schon jetzt den vollen Sieg zu bringen. Das brutale Scharfmachertum. verkörpert in der Person des berüchtigten BergwcrksdirektorS Vogelfang, ließ seinen Rachegelüsten freien Lauf und nahm mit Hilfe des Landrats eine auSgicbige Auslese unter den Wieder- anlegenden vor. Hunderte von Familienvätern liegen heute»och a!» Gemaßregelte ans der Straße.. Damit das bevorstehende Weihnachtsfest auch für die Opfer des allmächtigen Kapitals kein freudloses sei. wird an das Solidaritätsgefühl der deutschen klassenbewußten Arbeiter- schaft appelliert. Wir bitten alle Parteigenossen und Genossinnen, ihr Scherflein für die gemaßregelteu ManSfelder Bergleute bei- zutragen und Geldbeträge usw. zu einer Weihnachts- Unterstützung an den Kreiskassierer Joh. Stelzer, Eisleben , Klosterplatz 30, senden zn wollen. Helft uns in der Unterstützung der gewonnenen Tausende euer Klassenkämpfer I Der Borstand deS Sozialdemokratischen BereinS für de» Wahlkreis ManSfeld . Arbeiterfreundliche Blätter werden um Abdruck gebeten! »» Beiträge für den obigen Zweck nimmt die Expedition deS Vorwärts", Berlin , L i n d e n st r. 69, entgegen. Sendungen durch Postanweisung wolle man ausdrücklich als für die ManSfelder Bergleute bestimmt bezeichnen._ Berlin und Umgegend. Bantenkontrolleure her! Auf dem Neubau des Reform-Nealgymnasiums in der Schwal- bacher Straße(Friedenau ) werden die Rabitzdecker in der Aula von der Firma Julius Sollwedel ausgeführt. Zu diesem Zweck sind nicht etwa f e st e Gerüste, wie sie zum Putzen der Decken und Wände üblich sind, aufgestellt. Diese Arbeit wird viel- mehr von der Leiterrüstung ausgeführt. Es bedarf wirklich keiner besonderen.technischen Vorbildung", um zu erkennen, daß diese Art Rüstung nicht die genügende Tragfähigkeit haben kann. Gewisse Kreise im Baufach lernen indessen erst er» kennen, was not tut, wenn ein Unglück geschehen ist. So auch hier. Am 2S. November d. I. kam der Träger mit einer Mulde Kalk auf die Rüstung. Als er den Kalk auswarf, brach ein Teil der Rüstung mit krachendem Getöse zusammen. Durch den Ein- stürz wurde ein Träger mit in die Tief« gerissen. Der Kalkträger erlitt schwere innere Verletzungen. Die Ursache dieses Unglücks? DieUeberlcger" waren zu schwach und konnten die Last nicht tragen. Daß nicht auch die auf der Rüstung arbeitenden Personen ver- unglückten, ist ein Wunder. Dieser Bauunfall zeigt wieder, wie dringend berechtigt die Forderung der baugewerblichen Arbeiter ist auf Anstellung von Bautenkontrolleuren aus den Kreisen der Arbeiter. Der Fall dürfte auch den Herrn Minister der öffentlichen Ar- beiten belehren, daß der Schutzmann so wenig wie die AuffichtS- beamten der Berufsgenossenschaft eine wirksame und nützliche Kon- trolle der Bauten auszuüben imstande sind. Daher Bautenkontrolleure' Herl Die Vertrauensmänner des TSpferverbandeS waren am Freitag sehr zahlreich im Gewerkschaitshause versammelt. Zunächst hielt Dr. Zadel einen lehrreichen Vortrag über Berufskrankheiten. Dann fand eine eingehende Aussprache statt über die Verhältnisse auf den Bauten. Es handelte sich ausschließlich um die Anwendung des neuen Tarifs. Verschiedene Fälle wurden angeführt, wo teils auS llukenntnis. teils mit Absicht die Positionen des neuen Tarifs. soweit sie für die Arbeiter günstiger sind wie der alte Tarif, nicht beachtet worden sind. Beim Töpfermeister K l a m a n n ist eS zu einem Konflikt gekommen, weil er sich weigert, so zu bezahlen, wie es der neue Tarif vorschreibt. Ferner wurde mitgeteilt, daß sich jetzt auch die Spandauer Töpfer- meister dem neuen Berliner Tarif angeschlossen haben und vom nächsten Sonnabend ab die Sätze desselben bezahlen werden. Wie gerüchtweise bekannt geworden ist, soll der Lokalverein der Töpfer eschloslen haben, den Meistern einen Tarif vorzulegen, dessen Lohn- sähe 10 Pioz., nach anderen Angaben 5 Proz. niedriger sind wie der jetzt geltende Tarif. Es soll festgestellt werden, ob diese Mit- teilung aus Wahrheit beruht. Wenn eS der Fall ist, dann werden die Lokalisten von den Berbandsmitgliedern ebenso angesehen und behandelt werden wie Gelbe und sonstige Lohndrücker. veutkedes Reich, Die Zahlstelle eines Verbandes wieder einmal alS politischer Verein erklärt. Zn Thorn wurde der Vorsitzende der Filiale des Töpferver- bandes zu 1b M. Geldstrafe verurteilt, weil er es unterlassen hatte, ein Verzeichnis der Vorstandsmitglieder einzureichen. Unter dem alten VereinSgesctz war in einer Versammlung auf die Reichs- tagSwahl hingewiesen worden, auch sollte Politik in den Versamm- lungen getrieben worden sein. Auf Grund veralteter Polizei- berichte, die damals von überwachenden Beamten aufgenommen worden waren, leitete die Thorner Polizei sowie auch später daS Landgericht Thorn her, daß der Zweigverein des Töpferverbandes noch heute Politik treibe und die Vorstandsmitglieder daher an- meldepflichtig seien. Jetzt hat nun Wider Erwarten daS Ober» landeSgericht zu Marienwerder das Urteil der Strafkammer Thorn bestätigt. Es bleibt also dabei, daß die Filiale deS Töpfer» Verbandes ein politischer Verein ist, weil auf Grund veralteter Be- richte zu schlußfolgern ist, daß nach wie vor Politik getrieben wird. DieS ist nun schon der zweite Fall, daß im Osten Filialen der Gewerkschaften für politische Vereine erklärt werden. Einmal war e» die Filiale der Glasarbeiter in Gertraudenhütte, wo das Statut deS Verbandes als Unterlage dient«. Weil darin steht, daß der Verband danach strebt, daß die gesetzlichen Vorschriften im Arbeits- Verhältnis eingehalten werden, erfolgte die Verurteilung. Diese Auslegung des Koalitionsrechtes macht nicht nur der dienstbeflissenen Thorner Polizei und den korrekten Richtern Ehre, sondern es wird dadurch auch die Freiheit desliberalen" Reichs- Vereinsgesetzes treffend illustriert. Die reinliche Behörde! Der Leitung der Metallarbeiter in L i e g n i h war vom dortigen Polizeipräsidium das Verbreiten von Flugblätlern, die zum Eintritt in den Metallarbeiterverband aufforderten, ohne An- gäbe von Gründen verboten worden. Auf eine Anfrage nach den Gründen dieses polizeilichen Vorgehens erhielt der Vorsitzende, Genosse N i e de r I i ch, folgenden Bescheid: Auf Ihre Anfrage vom 27. v. M., betreffend Verbreitung von Flugblättern auf den Straßen, erwidern wir Ihnen, daß erfahrungsgemäß die verteilten Flugblätter zu einem großen Teile von den Passanten fortgeworfen werden, wodurch die Straßen sehr verunreinigt werden. Um eine Verunreinigung der Straßen zu verhindern, haben wir die Erlaubnis zur Ver- teilung der Blätter nicht erteilt. I. V.: Dr. Reichert." Der Reichstarif für das Malergetverbe. Die im Bezirk Rheinland und Westfalen organisierten Maler und Anstreicher nahmen bisher in 16 Städten zu dem Reichstarif- muster Stellung, wovon in 13 Orten darunter Düsseldorf . Dort- mund. Barmen, Bielefeld usw. die zahlreich Erschienenen dem Reichstarifmuster und der Weiterverhandlung durch die zentrale Verhandlungskommission mit großer Majorität zustimmten. In den äußerst anregenden Versammlungen kam überall in der Dis- kussion zum Ausdruck, daß dem endgültigen Abschluß des Tarif- nur dann zugestimmt werden könne, wenn er wesentliche Ver- besserungen in der Frage des Lohnes und der Arbeitszeit bringt. Dagegen wurde in den ebenfalls zahlreich besuchten Versammlungen in Hagen und Essen das Reickstarifmuster mit kleiner, und in Köln mit großer Majorität abgelehnt. In Posen hat eine Maler- Versammlung nach lebhafter Debatte n» geheimer Abstimmung den Reichstarif abgelehnt. Ausland. Tie internationale Solidarität des Unternehmertums. Den schwedischen Unternehmern ist am Donnerstag aus Berlin folgenderGlückwunsch" ihrer deutschen Klassengenossen zuge- gangen: Die in der Hauptstelle deutscher Arbeitgeberverbände ver- einigten Unternehmer sprechen den schwedischen Arbeitgebern für die erfolgreiche Ausfechtung des harten Kampfes ihren Glück- Wunsch aus und danken den schwedischen Unternehmern für die großen Dienste, die sie der Sache der Arbeitgeber im allgemeinen geleistet haben. Hauptstelle deutscher Arbeitgeberverbände. Rötger." Der schwedischen Arbeitgebervereinigung wären vielleicht ein paar Millionen lieber gewesen als dieser recht zweifelhafte Glückwunsch. Mit ihren Erfolgen des gewiß auch für sie recht harten Kampfes ist es bekanntlich sehr schlecht bestellt. Ihre Aussperrungstaitik hat schmählich Schiffbruch gelitten, und wenn das schwedische Unter- nehmertum nun auch nocki hier und da in der Lage ist, die organi- siertc Arbeiterschaft zu schikanieren, so ist das kein Erfolg des harten Kampfes, sondern vielmehr eine Folge der schlechten Wirt- schaftslage. Die schloedischen Unternehmer wissen ganz gut, daß der Kampf für sie keineswegs erfolgreich war, wenn sie auch ihre Klassengenossen im Auslände das Gegenteil glauben machen wollen. Im übrigen zeigt der Glückwunsch der deutschen Unternehmer wieder einmal, daß das Unternehmertum international denkt und fühlt, wenn es auch in dem einen wie in dem anderen Lande noch so viel von den nationalen Interessen, von Ruhm und Ehre des Vaterlandes und anderen schönen patriotischen Dingen redet. ES ist eben alles Phrase; ihr Klassenintcresse ist den Herren die Haupt- fache, daS verbindet sie über Land und Meer,-* Versammlungen. Unrichtig oder wahr? In der Nr. 232(3. Dezember 190g) desVorwärts" erläßt der Verein Berliner Musiker sE. V.) eine von seinem Vorsitzenden, Herrn A. Prietzel unterzeichneteErklärung", worin behauptet wird, die in einer von uns imVorwärts" veröffentlichte Annonce sowie in einem dortselbst veröffentlichten Bersammlungsbericht gegebene Darstellung, daß der Allgemeine Deutsche Musiker-Ver- band ein Feind der modernen Arbeiterbewegung sei. und daß die Leitung seines Liegnitzer Lokalvereins anläßlich unseres dortigen Lohnkampfes Militärmusiker als Streikbrecher besorgt habe, seien unrichtig. Der Allgemeine Deutsche Musiker-Verband stehe in politischer Hinsicht auf vollständig neutralem Boden und betreffs des Liegnitzer Musikerstreiks sei nach den Informationen der Er- klärungverfassererwiesen, daß der dortige Lokalverein des All- gemeinen Deutschen Musiker-Verbandes sich in diesem Kampfe voll- ständig neutral verhalten habe." Wir wollen den Lesern desVor- wärts" die Möglichkeit und Gelegenheit geben, sich selbst über die Behauptungen ein Urteil zn bilden. Anläßlich der Reichstagswahl von 1993 erließ daS Präsidium deS A. D. M.-V. in der Nr. 23(6. Juni 93) derDeutschen Musiker- Zeitung"(offizielles Organ dieses Verbandes) einenZur Wahl- bewegung" überschricbenen Aufruf, in welchem die Verbandsmit- glieder aufgefordert wurden, in-den Wählerversammlungen die Kandidaten über ihre Stellung zur Militärmusilerkonkurrenz zu befragen. In diesem Aufruf wurde u. a. auch ausgeführt, es sei sogar angeregt, selbst Kandidaten aufzustellen, doch sei dies nicht an- gängig, da kein Musiker Aussicht habe, gewählt zu werden. Und wörtlich heißt es dann: Man stellt u»S entgegen: Aber der Präsident des Deutschen Gastwirtsverbandes, Herr Ringel, tritt doch als Kandiat aufl Ganz recht; nur ist der Herr einem dringenden Wunsche von feiten der bürgerlichen Parteien deS Kreises Niederbarnim nachge- kommen. Sollte an einen Musiker ein derartiger Antrag herantreten, dann allerdings" usw. Also nur, wenn von bürgerlicher Seite ein derartiger Antrag kommen sollte, dann uiw. Damit ist doch wohl klipp und klar ausgedrückt, daß für die Mitglieder des A. D. M.-V. nur bürgerliche Kandidaten in Betracht kommen sollen! Noch deutlicher aber trat dieseNeutralität" des A. D. M.-V. gelegentlich der Hottentotten-Wahl von 1997 zutage. Wieder hatte das Präsidium einen Aufruf im obigen Sinne erlassen. In der Nr. 3(19. Januar 1997, also 3 Tage vor der Wahl) derDeutschen Musiker-Zeitung" wurde dann in einem Artikel ausgeführt, daß dieser Aufruf im allgemeinen von den Mitgliedern gut beachtet worden sei, und als einziges Beispiel für dessen Wirkung wird mitgeteilt, daß der in Leipzig als Reichstags- landidat fungierende Dr. Junck(liberal) in einer öffentlichen Wählerversammlung erklärt habe, die Militärmufikerkonkurrenz sei zu mißbilligen", er werde deshalb für gesetzliche Maßnahmen gegen dieselbe eintreten. Verschwiegen aber ward nicht nur, daß der einzig« Gegenkandidat des. blockliberalen Dr. Junck, der sozial- demokratische Kandidat, viel einschneidendere Er- jklärungen in dieser Frage abgegeben hatte, sondern eS wurde auch in unmittelbarem Anschluß an die für Dr. Junck so einseitig gemachte Propaganda die prinzipielle Haltung der Sozialdemokratie überhaupt verdächtigt und lächerlich zu machen versucht. ! ES wurde nämlich erklärt, daß in München sogar die Ehristlich- sozialen mit den Sozialdemokraten in Fehde geraten seien wegen der Wahlstimmen der Musiker. DieMünchener Post" habe nZm. sich an den in derDeutschen Musiker-Zeitung" ergangenen Präsi- dialaufruf anknüpfend geschrieben, daß die Sozialdemokratie stets mit Nachdruck gegen die Schädigung der Zivilmusiker durch die Militärkonkurrenz eingetreten sei, worauf aber das christlichsoziale Deutsche Volksblatt" mit einer sehr bemerkenswerten Geschichte diente. Es wird nun diese Geschichte wiedergegeben, die darin bestehen soll, daß der auf stramm-sozialdemokratischer Grundlage stehende Metallarbeiterverband zu einem Vergnügen eine Militär- kapelle beschäftigt habe, und die in folgendem Dialog ausklingt: Es ist gewiß eine ganz merkwürdige Tatsache, daß die Militär- behörde eine Regimentskapelle bei einem Feste mitwirken ließ, das zur Stärkung sozialdemokratischer Streiks und Wahlkassen be- stimmt war." Aber noch merkwürdiger ist die Unverschämtheit, mit welcher die..Münchener Post" die Zivilmusiker direkt anzu- lügen wagt. Dieselbe Partei, welche über die den Zivilmusikern durch die Militärmusikcr bereitete Konkurrenz so große Teilnahme heuchelt, ladet zu einer von organisierten sozialdemokratischen Arbeitern veranstalteten Feier ein, zu der man Militärmusiler engagiert hat." Zum Zeichen ihres v o l l st ä n d i g e n E i n v e r- ständnisses mit dieser ebenso unrichtigen wie unqualifizier- baren Verdächtigung und Beschimpfung der Soz. Partei versieht dieDeutsche Mus. Ztg." diesen Sermon mit zwei in Klammern gesetzte Ausrufungszeichen, um dann aber sofort wieder einen neutralen Mantel umzuhängen, indem sie erklärt: Von unserem Standpunkte haben wir keine Veranlassung, unS in diesen Streit der Parteien einzumischen." Also: Erst macht man eifrig Propaganda für einen gegen die Sozialdemokratie kandidierenden Blockkandidaten, gibt dann eine der schmutzig st en Anpöbelungen /Zegen die Sozialdemokratie wieder und unterstreicht diese noch durch doppeltes Ausrufungszeichen, hängt sich aber schließlich zum Schein ein möglichst harmlos aussehendes Mäntelchen um, und die Neutralität ist unentwegt gewahrt. Wie nun aber erst die neutrale Haltung im Liegnitzer Musiker» streit aussieht, mögen folgende, nicht zu bestreitende Tatsachen zeigen: Um den Liegnitzer Lokalverein deS A.D.M.-V., von dem bei der ganzen Bewegung höchstenfalls zwei Mitglieoer in Frage kommen konnten(der ganze Verein zählt nur zirka 16 Mitglieder. von denen aber 12 in einem bei der Bewegung gar nicht in Be- tracht kommenden Lokale fest engagiert sind), zu vermögen, bei einem etwaigen Kampfe sich mindestens neutral zu verhalten, er» suchte unser dortige Vorsitzende den LolalvereinSvcrsitzenden. Herrn G. Vogt, um Gewährung einer Besprechung mit seinen Vereins- kollegen. Herr Vogt sagte auch zu, um aber am nächsten Tage, als die Besprechung stattfinden sollte und unsere Vertreter sich dazu in dem betreffenden Lokal eingefunden hatten, durch die Wirtin dieses Lokals einen Brief überreichen zu lassen, worin unter den nichtigsten und grundlosesten Vorwänden mitgeteilt ward, daß die gewünschte(und erst gewährte Besprechung) abgelehnt würde, da die Mitglieder des LokalvereinS kein Interesse an der ganzen Sache hätten usw. usw. DaS war am 10. bezw. 11. Juni 1909. Am 29. Juni brach dann der Kampf wirklich aus, und jetzt wandten sich die Saalbesitzer an Herrn Obermusikmeister M e h» ring vom Gren rdier-Regiment Nr. 7 König Wilhelm I. um Er- satzkräfte für die Streikenden. Herr Mehring lehnte dieses Sin sinnen ab mit der Motivierung,daß sonst jedenfalls die Musiker bis hinauf zum KricgSminister Beschwerde führen würden, woraus sich für ihn die größten Unannehmlichkeiten ergeben müßten". Bei dieser Ablehnung blieb es bis zum 25. Juni mor» gcns. Am Abend des 25. Juni wurde die Streikleitung von der Kunde überrascht, daß Herr Mehring nun doch zum 27. Juni Militärmusikcr stellen wolle, und sofort war diese sich klar darüber, daß hier der Lokalverein irgendwie seine Hände im Spiele haben mühte. Es begaben sich infolgedessen am 26. Juni morgens zwar. Mann der Streikleitung zu dem Lokalvereinsvorsitzenden Herrn Vogt und erfuhren nun aus dessem eigenen Munde, daß er hinter dem Rücken der Streikenden und der Streikleitung mit den bestreikten Unternehmern konspiriert und es tatsächlich veranlaßt hatte, daß Herr Mehring seine ablehnende Haltung aufgab und nunmehr zusagte, Streikbrecher zu stellen. Herr Vogt erzählte: Ich war gestern zu einer Be» sprechung der Saalinhaber, die imKaiser " stattfand, eingeladen, an der auch Herr Mehring teilnahm. Dort frng mich nun Herr Mehring, ob wir ihm etwas in den Weg legen würden, wenn er die Musik stelle. Darauf antwortete ich ihm: Rein. Wir haben mit dem Streik nichts zu tun und legen Ihnen nichts in den Weg! Daraufhin erklärte sich dann Herr Mehring bereit usw. DaS ist der wahrheitsgemäße Hergang, der übrigens auch amtSurkundlick bestätigt ist durch daS Antwortschreiben» das die Streikleitung auf ihre an den Kriegsminister gerichtete Be» fchwerde vom Pofener Generalkommando erhalten hat. Im übrigen aber zeigt gerade dieser Vorgang auch äußerst drastisch, was es mit dem von Prietzel verlangten Vorgehen gegen die Militärmufikerkonkurrenz auf sich hat. Wer selbst den Militärkapellen den Weg für den Streikbruch ebnet, darf dock wohl kaum ernst genommen werden, wenn er vom Kampf gegen Militär» konkurrcnz redet! Der Appell in der Erklärung, gemeinsam zu kämpfen, kann aber ebenfalls kaum ernsthast wirken, wenn man sich bor Augen hält: 1. Welche Behandlung 1907 der Genosse Legten resp. die Generalkommission durch die Delegiertenversammlung des A. D. M.-V. erfahren hat. 2. daß sowohl der A. D. M.-V. wie auch der Verein Berliner Musiker 1903 ihren Mitgliedern verboten hatten, eine von unserem Verbände veranstaltete Umfrage über Lohn» und Arbeitsverhältnisse auch nur zu beant- warten, und 3. daß der Verein Berliner Musiker eS auch ablehnte, mit unserer Ortsverlvaltung gemeinsam über Tariffragen zu beraten. Ihren Appell zu gemeinsamem Vorgehen müssen also die Ver- anlasscr resp. Verfasser derErklärung" sckon an eine andere, ihnen vidl, viel näher als uns stehende Adresse richten. Zentralverband der Zivilmusiker Deutschlands , Ortsverwaltung Berlin . Hermann Jrrgang, Vorsitzender. Letzte l�achncbtcn und Depefcbcn. Aus dem österreichischen Abgeordnetenhaus. Wien , 19. Dezember. Nach unwesentlicher Debatte heute die erste Lesung deS BudgetprovifvriumS beendet, die Ueberweisung an den Budgetausschuß erfolgte. wurde worauf Berantw. Redakt.: Richard Barth , Berlin . Inseratenteil verantw.: Uh. Glackr, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. verlagSanftalt f|5aulSingerLcCo..BerlinLW. Ein schweres Brandunglück. Wien , 11. Dezember. (B. H. ) Bei einem heute früh in einem Zimmer eines Gasthauses in der Paulanergasse ausgebrochenen Brande kam ein Lehrling umck Leben, während ein Schneider töd- liche Brandwunden erlitt. Opfer des Sturmes. 'Bukkal-, 11. Dezember. (W. T. B.) Der durch den Sturm auf dem �riefee am letzten Mittwoch und Donnerstag angerichtete Schaden wird auf eine Million Dollar geschätzt. 59 Menschen sind umgekommen. Hierzu 7 Beilagen.