g o s e tz e brotlos werden de Tabakarbeiter gegeben. DaS Gesetz hatte dafür 4 Millionen Mark bestimmt;die Regierung hatte davon 2 Millionen Mark in den Nach-tragSctat eingesetzt, die Budgetkommission diese Summe aberauf 2V3 Millionen Mark erhöht. In der Debatte hatte dernationallibcrale Lizentiat E v e r l i n g gegen die Sozial-demokratie scharfe Vorwürfe erhoben, weil sie die Heim-arbeit abschaffen wolle. Er versicherte: Heimarbeiter, denen erdiesen finsteren Plan der Sozialdemokratie Enthüllt habe, hättenerklärt:„Dann schaffen wir die Sozialdemokratie ab!"Schade. daß man nicht iveiß, was für Unsinnüber die sozialdemokratischen Absichten der Herr Lizentiatseinen gläubigen Zuhörern vorgeschwaselt hat!— GenosseGeyer leuchtete dem Herrn, der schon wiederholt eine PastoraleVerherrlichung der„poesievollen Heimarbeit" im Reichstagverzapft hat, gehörig heim. Er legte dar, daß wir Gegnerder Heimarbeit sind, weil sie zur scheußlichsten Ausbeutungder armen Heimarbeiter und zu deren physischen und seelischenDegradierung fiihrt. Mit Wärme vertrat Geyer dann nochdie Ansprüche der Tausende von Tabakarbcitcrn, die durchdaS verderbliche Stcuergesetz außer Beschäftigung kommen,erkannte aber auch bereitwillig an, daß der neue SchatzsekretärHerr Mermuth sich bemühe, ihnen entgegenzukommen.Herr Erzberger fand sich noch gemüßigt, gegen die So-zialdemokratie den Vorwurf zu erheben, sie habe gegendie U n t e r st ü tz u n g gestimmt, worauf GenosseMolkenbuhr aus den Akten die Unwahrheit dieser Be-Häuptling nachwies.Anläßlich der sozialdemokratischen Interpellation wegender Unterstützung der Tabakarbeiter wird die gange Frageübrigens demnächst noch gründlicher zur Erörterung gelangen.Li» Musterbeispiel militärischerLeMverichwenckiing.Mag man auch noch so viel über die Geldverschwendung, dieMilitarismus und Marinismus nach sich ziehen, schreiben, manwird nicht damit fertig. Wer dieses traurige Thema erschöpfenwollte, müßte mindestens drei Bände im Lexikonforinat schreiben.Selbst die krasse st en Fälle sind nicht bekannt. Wir wolleneinen solchen Fall, der geradezu nach Abhilfe schreit und eindrastisches Beispiel für die militärische Geldverschwendung dar-stellt, vorführen.Es handelt sich hier um die königl. bayerische Leib-jgarde der Hartschiere. Diese Leibgarde seht sich aus ehe-maligen Feldwebeln und Wachtmeistern zusammen, so daß in ihrschon der..Gemeine" Feldwebelsrang hat. An derartigen„Gc-meinen" zählt sie 92 Köpfe. Sie ist gar nichts weiter als einerein höfische Rcpräsentationstruppe, die der All-gemeinheit gar nichts leistet. Ihre Aufgabe besteht im Posteu-stehen vor den Gemächern des Regenten und fürstlicher Gäste; beifeierlichen Gelegenheiten bildet sie innerhalb der Residenz Spalierund außerdem marschiert ein Teil davon bei der Eröffnung desLandtags, bei der Fronlcichnamsprozession, beim Georgiritterfest—> der Münchener sagt respektlos Gregoriritter— rechts und linksvom Regenten als Leibwache.Die Uniformierung der Hartschiere ist natürlich sehr k 0 st-spiel ig. Sie haben dreierlei Uniformen: eine für die Straße,eine für den gewöhnlichen„Dienst" und eine Galauniform. Schondie Uniform für den gewöhnlichen Dienst strotzt von Silber.An Löhnung erhält jeder Hartschier 936 M. Dazu kommennatürlich noch Nebenbezüge, z. B. Geldentschädigung für dieWohnung, Verpflegungsgelder. Wieviel ein Hartschier in barerhält, ist aus dem Etat nicht genau ersichtlich, dieweilen dieMilitäretats so aufgestellt sind, daß sie einen genauen Einblickin die militärischen Ausgaben nicht gewähren. Alles in allem—auch die Uniformen muß daS Volk bezahlen— kommt ein Hart»schier dem Staate auf mindestens'1699 M. jährlich. DaS find bei92 Hartschieren rund 147 999 M. mindestens im Jahre.Nun zum Nllcrschönsten: Diese 92 Hartschiere werden nichtvon einem Hauptmann, dem ein oder zwei Leutnants beigegebensind, befehligt, sondern zu ihnen gehört ein Offizierkorps von 14,sage vierzehn Offizieren. Trifft also durchschnittlich auf rund7 Hartschiere ein Offizier. Der oberste der Offiziere heißtGencralkapitä» der Leibgarde der Hartschiere. Mandenke: Der höchste Vorgesetzte einer Abteilung von 92 Mann führtden Mordstitel Generalkapitän t Er bezieht daS Gehalt einesDivisionskommandeurs, also 13 654 M. pro Jahr, dazu WohnungS-geldzuschuß und auch noch zwei Pferderationen, obwohl er über-Haupt kein Pferd braucht. Aber die 92 Hartschiere haben nocheinen Offizier mit Generalsbezügen. Dies ist d e rPremierleutnant der Leibgarde der Hartschiere.Er erhält das Gehalt eines Generalmajors, somit 19 269 M.,WohnungSgeldzuschuß und ebenfalls zwei Pferderationen. Auchein Offizier mit Regimentskommandeursgehall.8772 M. und Wohnungsgeldzuschuß, gehört zu den Hartschieren.Ihm gebühren gleichfalls zwei Pferderationcn. Zwei Offiziere— sie heißen Kornet und Exempt— erhalten daS Gehalt vonBataillonskommandeuren, also je 6SS2 M.. dazuWohnungsgeldzuschuß und je eine Ration. Dazu gesellen sich nochein Ossizier mit Hauptmannsgehalt» 4 mit Oberleutnants- und4 mit Leutnantsgehalt. Alle neun beziehen auch den Wohnungs-Heldzuschuß ihrer Charge.Kann man sich eine tollere Verschwendung denken? 92 Mann,deren militärische Existenz vollkommen überflüssig ist.werden mit 14 Offizieren ausgestattet, von denen zwei Generals-bezöge und drei die Bezüge von Stabsoffizieren haben? Ist esnicht auch lächerlich, 92 Mann so mit Offizieren zu dotieren.Selbstverständlich sind diese Ofsiziersposten gut bezahlteSinekuren für Söhne aus bayerischen Adels-familien. Erst vor kurzem wurde der Sohn des verstorbenenGeneraladjutanten und Günstlings des Regenten. Freiherrn vonFreyschlag, in eine solche Stelle mit 6552 M. Gehalt, Wohnungsgeldzuschuß und eine Ration hineinbugsiert.Die Behandlung des bayerischen MilitäreiatS gehört aller-dings nicht zur Kompetenz des Reichstags, sondern zu jener desbayerischen Landtag», aber erstens muß eine derartige Ver-schwendung in alle Welt hinausgerufen werden, und zweitens wirdder bayerische Landtag schärfer zugreifen, wenn er sieht, daß dieGeschichte auch außerhalb Bayerns Aufsehen erregt. Darumhaben wir sie hier ausführlich besprochen Genosse Vellmar hatauf die Geldverschwendung, die mit den Hartschieren getriebenwird, schon vor 16 Jahren im bayerischen Landtag hingewiesen.Bielleicht ist jetzt, wo das Volk für den Moloch so furchtbar be-zahlen muß, wo es überall Erbitterung über diese Schröpfereiempfindet, ein Vorstoß erfolgreicherlBayern erhält übrigens die Mittel für seine Armee vomReiche, und zwar im Verhältnis seiner Präsenzstärke zu jener derunter der preußischen Verwaltung stehenden deutschen Truppen-teile und der sächsischen und württembergischen Kontingente. Inrunder Zahl ausgedrückt, beträgt das Verhältnis Bayern kannalso aus militärischem Gebiet mit den Steuergroschen des Volkesgar nicht verschwenderisch umgehen. Senn das Reich oder, bessergesagt, der Reichstag es ihm nicht bormacht. Würde derReichstag mit dem Gelde des Volkes sparsam sein, so würde dieQuote für die bayerische Armee nicht so viel betragen, daß derbayerische Landesherr sich aus Kosten des deutschenVolkes eine Leibgarde halten kann, die im Jahre zirka% Million verschlingt und sich wie ein Spuk aus dem Mittelalter aus-nimmt und mit ihren Hellebarden an die Theateraufzügo blut-rünstiger Tyrannen vergangener Zeit erinnert.kispitalistilche Treibereien.Seit einiger Zeit wird eine lebhafte Hetze in Szene ge-setzt, um Marokkos wegen neuen Unfrieden zwischen Frank-reich und Deutschland zu stiften. Es ist natürlich überflüssigzu sagen, daß diese Hetze von lauter waschechten Patriotenausgeht und ebenso selbswerstäudlich ist, daß hinter diesemPatriotismus gewöhnlichste kapitalistische Profitsucht und aller«schäbigster Konkurrenzneid sich verbirgt. Der ganze Lärm umMarokko wird ohne weiteres klar, wenn man weiß, daß Marokkoreich an Erzlagern ist, deren Ausbeutung reiche Gewinne verspricht.Um den Besitz solcher Bergwerke hat ja das spanische KabinettM a u r a den verbrecherischen Krieg gegen die Rifkabylen ge-führt und die Aussicht auf Bergwerkskonzessionen war und istdas Motiv für die Kolonialtreiber in Frankreich ebenso wiein Deutschland. Schon schien es. daß der Kampf dieser Interesse»durch eine Vereinigung zur gemeinsamen Ausbeutung dermarokkanischen Bodenschätze durch Franzosen und Deutsche bc-endet werden sollte. Es bildete sich eineMincngesellschaft, dervor allem Schneider- Crcuzot, das ist der französische Krupp»und Krupp- Essen, das ist der deutsche Schneider, an-gehörten. Die Patrioten diesseits und jenseits beruhigten sichund die Presse wurde stiller.(Es ist übrigens eine bekannteErfahrung, daß bei Fortfall der Konkurrenz auch die Reklame-spesen, Pressebeteiligungen usw. sich vermindern.)Da erschien plötzlich ein anderes Syndikat auf dem Plan.Da das erste Syndikat französisch firmiert und dieWahrung seiner Interessen bereits als patriotische Pflichtder französischen Negierung überwiesen hat, so mußtedas neue Syndikat natürlich deutsch firmieren, was selbst-verständlich nicht ausschließt, daß auch bei ihm französischeInteressen stark vertreten sind. An der Spitze dieses„beut-scheu" Syndikats steht ein Großkapitalist namens ReinhardM a n n e s in a n n. Er behauptet, sehr wertvolle Bergwerks-konzessioncn von dem verflossenen Abdul Asis erhalten zuhaben, die angeblich unanfechtbar seien. Das„französische"Syndikat behauptet natürlich mit gleicher Bestimmtheit, daßHerr Mannesmann flunkert und seine Rechte äußerst zweifel-Haft seien.Die französische und deutsche Regierung, die so zwischenzwei hadernde deutsch- französische Kapitalistencliquen geratenwaren, taten das einzig Vernünftige: sie erklärten, daß dieAngelegenheit einem internationalen Schieds-g e r i ch t unterbreitet und von diesem endgültig erledigtwerden soll. Darüber sind die Mannesmanninteressentenin große Aufregung geraten, was jedenfalls beweist, daßihre„Rechtsansprüche" nicht so unanfechtbar sind, wiesie gerne glauben machen möchten. Es ist ein wildes Presse-treiben inszeniert worden und Herr v. S ch 0 e n wird der„Preisgabe nationaler Interessen", des„Zurückweichens vorFrankreich" usw. beschuldigt in dem üblichen patriotischenJargon. Liest man die Zeitungen von der„Tägl. Rundschau"und der„D. Tageöztg." bis zur„Franks. Ztg.", so wäre dasdeutsche Vaterland in Gefahr, weil nicht das deutsch-(französische), sondern das französisch-(deutsche) Minensyndikatden Hauptprofit machen soll, zu dessen Erlangung tausendefranzösischer Soldaten und Millionen von Steuergcldern ge-opfert und Europa eine Zeitlang in Kriegsgefahr gestürztwurde.Und die patriotische Presse geht gehörig ins Zeug. Die„Tägl. Rundsch." leistete sich sogar die Behauptung, derStaatssekretär des Auswärtigen Amts habe während einerRede des Abg. Liebermann über die Marokkopolitik den Gc-Heimen Legationsrat Freiherrn von Griesinger in dieDiplomatenloge des Reichstages gesandt, um den dort an-wesenden französischen Botschaftsrat Baron de Berckheimfragen zu lassen, ob er noch weitere Erklärungendes Staatssekretärs Freiherrn v. Schoen wünsche. Herrv. Schoen hat im Reichstag den„unerhörten Vorwurf, deretwas behaupte, was nahezu an Landesverrat grenze", alsdreiste Erfindung mit dem größten Nachdruck zurückgewiesenund dasselbe ist durch die„Nordd. Allg. Ztg." geschehen.Aber es ist doch interessant festzustellen, mit welchenMitteln diese patentnationalcn und patentpatriotischen Blättergegen die sonst so sehr verteidigte„Staatsautorität" zuarbeiten wissen, wenn diese Staatsautorität einen Momentlang sich nicht in den Dienst der gewöhnlich st enprivaten Profitinteressen stellen lassen will, weilihr der Einsatz— das gute Verhältnis au Frankreich— dochfür das Spiel des Herrn Mannesmann etwas zu hoch er-scheint.Etwas weniger plump, aber nicht minder heftig fährtdie übrige kapitalistische Prcßmeuts Herrn v. Schoen an dieWaden. Auf den Ausgang kann man ja einigermaßen be-gierig sein. Aber wenn die Herreu glauben, daß sie dasdeutsche Volk wegen Bergwcrkskonzessionen ebensoweitbringen wie das unglückliche spanische, dann befinden sie sichin großer Täuschung. Uns scheint schon jetzt die Frechheitder Mann es mannpresse daS erträgliche Maß weitzu übersteigen._politifcbc Ckberfiebt.Berlin, den 14. Dezember 1909,Die geprellten Soldaten.Als der Block-Reichstag zusammentrat, wurden denBeamten Gehaltserhöhungen versprochen, die durch die neueGehaltsordnung schlecht genug eingelöst worden sind. Damalshat die sozialdemokratische Fraktion auch die Erhöhung derLöhnung der Soldaten gefordert, die auch allseitig zugesagtwurde.'Bei der Gehaltsregulierung aber erhöhte man nurdie Bezüge der Offiziere und Unteroffiziere undließ die Gemeinen leer ausgehen, angeblich weilkein Geld da sei. Auch habe der gemeine Soldat nichtso sehr unter der Teuerung zu leiden wie der Offizier, dersich sein Essen selber stellen müsse. Aber, so führte namentlichmit gewohnter Selbstüberhebung der Abg. Erzberger auö, derSoldat könne in anderer Weise entschädigt werden, indemman ihm das P u tz z e u g. das er sich jetzt selber beschaffenmüsse, von Reichs wegen stelle.Das soll nun jetzt geschehen. Im Nachtragsetat sind fürden unberittenen Mann 7,10 M. und für den berittenenMann 8,10 M. gefordert. Der Gesamtbetrag für die voraus-sichtlich neu einzustellenden 202 920 Rekruten beträgt rundl'/s Millionen Mark, während die im Besoldungsgesetz fürOffiziere und Unteroffiziere beschlossene Erhöhung über13 Millionen Mark ausmacht. Für den gemeinen Soldatenhaben die um Erzberger und Heydebrand nur„Wohlwollen",aber kein Geld!_Ein Seitenstück zur Kieler Werft-Astäre.Militärische Unterschleife lagen einer Verhandlungzugrunde, mit der sich das Oberkriegsgericht des 3. Armeekorpszu beschäftigen hatte und die einen interessanten Einblick in dieKüchengeheimniffe der Kaserne gewährte. Bei dem Kolonial-warcnhändler Schröder in Brandenburg trat Anfang 1997 derHandlungsgehilfe Albert Henze als Angestellter ein. Sch. hat dieLieferungen für das dritte Bataillon des erwähnten Infanterie-regimcnt». Er liefert alle diejenigen Waren, die das Proviantamt nicht führt, und sobald aus dem Proviantamt bestimmte Vor-röte zur Neige gegangen sind, muß er gleichfalls laut Kontra':mit Lieferungen einspringen. Die zu liefernden Waren werdenin der Kasernenküchenverwaltung in ein Bestellbuch eingetragen,durch eine Ordonnanz wird das Bestellbuch dann zu Schröder hin-geschickt und dieser läßt die aufgezeichneten Waren einpacken unddurch den Hausdiener auf einem Wagen nach der Kaserne schaffen.Die Eintragungen in das Bestellbuch geschehen durch den Küchen-Unteroffizier, in diesem Falle durch den Sergeanten Tetz las f.Sergeant E h l e r t dagegen war Menagcbuchführer. Sollen nun.Waren doppelt geliefert werden, so werden hinter den angeführtenPosten Kreuze gezeichnet. DaS Bestellbuch geht mit dem Haue-diener nach der Kaserne zurück, und jetzt werden die gelieferten Posten inS Verwaltungsbuch eingetragen und zurZahlung angewiesen. Dem Handlungsgehilfen Henze war cS im'.'.vom ersten Tage seines Antritts in dem Schröderschen Geschäftaufgefallen, daß Posten, die angekreuzt waren, entwedergar nicht oder nur teilweise geliefert wurden. In Rechnung wurdensie aber gebracht. In einem kleinen Privatbüchelchen verzeichneteHenze gewissenhaft alle die Posten, die als bestellt in dem Bestell-buch eingeschrieben bezw. angekreuzt waren, die aber nicht obernur teilweise durch Minderlieferungen erledigt wurden. DiesBüchelchen sollte dem Sch. zum Verhängnis gereichen und naoimehr als zweijähriger Frist den Militärgerichten als Unterlagefür das Prozeßverfahren dienen. Im Juli d. I. kündigte Stf.dem H. die Stellung, weil er angeblich nicht mehr so auf demPosten war, wie eS verlangt werden mußte. H. suchte sich neueStellung, erhielt aber keine und glaubte, daß die Schuld darandem Sch. beizumessen sei, da dieser schlechte Auskünfte über ihnbei den betreffenden Firmen gebe. H. stellte seine Aufzeichnungendem Militärgericht zur Verfügung und daraufhin erfolgte dieVerhaftung der drei genannten Angeklagten. T. wurde als derHauptmissetätcr betrachtet. Man nahm an, daß der Kolonial-Warenhändler mit den Unteroffizieren unter einerDecke gestanden habe. Es mußte auch schließlich auffallen, daßfast tagtäglich von den bestellten Waren vielfach nur kleineBruchteile geliefert, das ganze jedoch in Anrechnung gebrach:wurde. So wurden z. B. statt 83 Kilogramm Kartoffelmehl nur32. statt 18 Kilogramm Butter nur ein Kilogramm, statt22 Kilogramm Zucker nur 19 Kilogramm, statt 7 KilogrammMajoran nur 1 Kilogramm usw. geliefert. Auch ganze Posten,wie 29 Kilogramm Kaffee usw., erreichten die Kaserne über-Haupt nicht, wurden aber angerechnet. Dies ging so überzwei Jahre hindurch. Das Bataillon hatte 436 Personen zu ver-köstigen, und auf diese täglich 436 Portionen verteilte sich dasfehlende und nicht gelieferte Warenmaterial.Recht eigenartige Manipulationen vollführte der SergeantEhlert mit dem fiskalischen Eigentum. So hatte der KaufmannSchröder eine? Tages für das Zuchthaus in BrandenburgErbsen zu liefern. Es waren fünf Zentner. Sie wurdenaber von der Inspektion des Zuchthauses beanstandet, weil sie zuschlecht waren. Sie waren mit Wurmfraß behaftet, grauund teilweise eingetrocknet. Sch. erhielt die Erbsen wiederzurück, und waS tat er nun, um sich vor Schaden zu bewahren?Er setzte sich mit dem Menagcbuchführer, dem AngeklagteuEhlert. in Verbindung, und dieser ließ sich auch dazu über.reden, die Erbsen anzunehmen und dem Sch. dafür die aus demProviantamt entnommenen guten Erbsen zu übergeben.WaS alsofür die Insassen des Zuchthauses zu schlechtwar, daS mußte für die Soldaten— die deutschen VaterlaudSvec-teidigcr, wie sich der Vcrhandlungsleiter ausdrückte— gutgenug fein.In der gestrigen Verhandlung wurde durch Zeugenaussagenfestgestellt, daß vor dem Ausrücken zum Manöver oder zu anderenUebungen Sch. die Unteroffiziere mit Wein. Kognakund Zigarren versah. Ob die Angeklagten mit Sch. etwageteilt haben, konnte nicht herausgebracht werden. Die erwähntenBestellbücher sind heute verschwunden. Nur ein einziges hat sich angefunden. Auch die Lieferzettel, die häufigals Ausweis bei Abholung der Waren benutzt wurden, sind vonSch. vernichtet worden.Der als Zeuge vernommene Vorstand der Küchenverwaltung.Hauptmann Naumann, bekundete, daß irgendwelche Klagen überdaS Essen oder den Kaffee seitens der Mannschaften nicht lautgeworden seien! Der Unteroffizier Tetzlaff habe sparsam ge-wirtschaftet und es sei ihm deswegen auch ein Lob zuteil geworden! Der Zeuge Schröder bestritt, sich in irgendeiner Weisestrafbar gemacht zu haben. Das Kriegsgericht schenkte seinen Au-gaben aber offenbar keinen Glauben. Da Sch. als Teilnehmerin Betracht kommt, so wurde von seiner Vereidigung Abstand ge.nommen.Der Angeklagte Krausewitz war gleichfalls Menagebuch-führer in seinem Regiment. Bei einer unerwarteten Kassen-reviswn durch die Intendantur wurden 59 Kilogramm Kaffee mehrvorgefunden, als nach den Büchern vorhanden fein durften. Esstellte sich heraus, daß ein Posten von 199 KilogrammKaffee nicht eingetragen war. Um nun das Manko derfehlenden 59 Kilogramm zu decken, entlieh der Angeklagte vonSchröder 59 Kilogramm Kaffee, und ebenso wie Ehlert wirtschafteteer diesen Posten durch„Sparsamkeit" wieder heraus.Das OberkriegSgericht verurteilte den Angeklagten Tetzlaffzu sechs Monaten Gefängnis unter Anrechnung von einem Monatder Untersuchungshaft. Außerdem wurde er degradiert und in diezweite Klasse des Soldatenstandes versetzt. Ehlert wurde ineinem Fall der Unterschlagung freigesprochen, im übrigen zu dreiWochen Mittelarrest verurteilt. Gegen Krausewitz wurde auseine Woche gelinden Arrest erkannt.Die deutsch-amerikanische» Zollvertragsverhandlnngen.Noch immer ist die Ansicht weit verbreitet, daß es sichdarum handle, nach Ablauf des jetzigen Provisoriums mitden Vereinigten Staaten von Amerika ein neues Abkommenzu schließen. Der Handelsvertragsverein wirst deshalbwiederholt darauf hin, daß das durch das neue amerikanischeTarifgesetz völlig ausgeschlossen ist. Es werden darin dem