Nr. 292. 26. Jahrgang. 3. Keilue In Jotiöärls" Kerlim WIlsdlM Mittliiolh.!Z. Iezember 1999. Partei- Hngelegenbeiten* Charlottcnburg. Wir machen darauf anfmcrksain, dah die Juacndslhriftenau»stelluiig nur noch bis Sonntag, den 19. Dezember, geöffnet ist-, wir bitten daher den event. Bedarf an Jngendichristen, Wandschmuck und KlasstkerauSgaben baldigst decken zu wollen. Der Vorstand des Wahlverein» EchZncberg. Heute Mittwoch, den IS. Dezember, abends 8 Uhr, findet ln den Renen Naihausiälen die Fortsetzung deS Vortrages .Vom Urtier zum Menscben" mit tZichtbildern statt. Billetts sind am Eingang und in der Spedition Martin-Lutberstrahe bl zu haben. Da der Vortrag rechtzeitig beginnt und verschiedenes nach- zuholen ist, wird um pünktliches Erscheinen erstickt. ________ Der Vorstand. ßerllnev JVacbricbtcn* „Geschenkartikel". Dies schöne Wort neuen, kaufmännischen Stils kann man jetzt vor Weihnachten häufig in den Schaufenstern lesen. Es bezeichnet getvöhulich eine Ware, die„nach was aussteht" und wenig koster. Zil Weihnachten wird dieses Genre besonders stark verlangt. Vor allem von denen, denen das Schenken nicht Herzenssache ist. sondern eine leidige, unbequeme Not- wendigkrtt. der sie sich nicht entziehen können. Den gröfiten Zuspruch haben die Geschenkartikel durch die Hausfrauen, die sich ein oder mehrere Dienstmädchen leisten können. Diesen Damen sind die billigsten Gegenstände als Weihnachts- gäbe für ihre Mädchen getvöhulich die liebsten. und so sieht man sie in allen Läden nach den bei ihnen so sehr beliebten„Geschenkartikoln" ausspähen. Die Geschenk- artikcl zeichnen sich tu augenfälliger Weise dadurch aus. das} sie bei aller Billigkeit äitsterlich in einer ansprechenden Fvrm hergerichtet sind. So iverden dem Publikum zu diesem Zweck Kleiderstoff, Blusen. Wäschestücke, Seife usw.. in geeigneten Mengen in hübsche Kartons verpackt, als„Geschenkartikel" angeboten. Und dabei fällt eS besonders auf, dag der reelle Wert der Ware, den solche Kartons enthalten, sich gewöhnlich im umgekehrten Verhältnis zu der netten Umhüllung befindet. Ein Kleiderstoff z. B., der quali- tativ kaum so viel taugt. daß es sich lohnt, ihn nach Haiise zu tragen, sieht in dem weihen, mit Papier - spitzen verzierten Glacskarton so hübsch aus. daß er leicht über seine wahre Beschaffenheit hinwegtäuscht, und so geht es mit vielen ähnlich hergerichteten Dingen. Solche Schätze tverden eifrig von den Hausfrauen für ihre Dienstmädchen gekauft. Und diese selben Frauen sieht man für den eigenen oder den Bedarf ihrer Familienangehörigen ohne Bedenke» das Teuerste wählen, nach dem richtigen Erfahrungssatz, daß das Teuerste im Gebrauch das wohlfeilste ist, eine Erfahrung, die sie ihren unentbehrlichsten Arbeitskräften gegen über nicht in Änivendimg bringen. Wozu auch? Für das Dienstmädchen dünkt ihnen das Billigste gerade gut genug, sie sehen nur darauf, daß die geschickte Ausstattung, die der Händler den Geschenturtikeln zu geben weiß, über den wahren Wert hinwegtauscht. Viele Mädchen sind aber nicht mehr so»ubeivaudert in..herrschaftlichen' Praktiken und wissen die Dinge oft richtig einzuschätzen Diesen Mädchen ist die Weihnachtsfreude mehr ein Weih. nachtsleid, und doch wird es ihnen bitter verargt, wenn sie nicht die beglückte Dankbarkeit heucheln, wie eS sich nach der Ansicht der Gnädigen geziemt. Dir Brotvertcnemng. untrr der dle minderbemittelte Bevölkerung nun schon seit mehreren Iahren zu leiden hat, d a u e r t n o ch immer fort. In Berlin läßt da»«us und Ab der Broipreise sich genauer verfolgen, weil hier das Statistische Amt der Siadt regelmäßige PretSermittelunge.. Voniimmt. Von einem nennenswerten.Ab" können wir aber einst- weilen noch nicht reden, wenn wir uns die Stesuitote dieser Ermittelungen ansehen. Nach dem rascken»Auf', daS uns in lvvS und mehr noch in 1997 beschert worden war. hatte zwar in 1908 endlich wieber eine Ermäßigung der Brotpreise sich bemerkbar gemacht. Doch nur zu bald verlangsamte die kaum begonnene Abwärtsbewegung sich so sehr, daß sie schon in 1999 ziemlich wieder zum Still- stand kam. Somit halten noch imnier die Brotpreise sich auf einer Höhe, dir im Vergleich zu denen früherer Jahre ganz un- gewöhnlich ist. Die Zahlen liegen setzt erst bis Oktober vor. sie find für diesen Mona« kürzlich vom Statistischen Amt bekannt gegeben worden. Gewonnen wurden sie, wie üblich, au» dem Durchschnitt der Brochreise zahlreicher über das ganze Stadtgebiet sich verteilender Bäckereien, in denen das Stattstische Amt Backwaren ankaufte. Aus dem ermittelten Gewicht der Backwaren wurden für den Okiober Preise berechnet, die beim Roggenbrot nur wenig unter dem Preis aus Oktober 1997 steht» und beim Weizenbrot tScknppen) den PreiS au« Okiober 1997 sogar noch überschreiten. Der Durch- schnitisprei» pro Kilogramm Roggenbrot war im Oktober 1999 inimer noch 39�/,» Pf. mehr sogar alS in demselben Monat von 1998. wo er 89'/,„ Pf betrug, während in 1997. 1996. 1905, 1904 aus diesem Monat 82»/, o Pf, 27'/,„Pf. 25 Pf.. 28s/in Pf. berechnet worden waren.<DaS Etaiistische Amt tauft» wenn wir recht unterrichtet sind, nur in solchen Bäckereien, die weder Rabatt noch Zugabe ge- währen, wofür dann hier das Brotgewicht um so höher sein wird.) Für das Kilogramm Roggenbrot reichlich 39 Pf. das ergibt auf ein FÜnfgroschenbrot noch nicht ganz 3'/, Pfund, während noch vor fünf Jahren daS Durchschnittsgewicht eines FünfgroschenbroteS Volle 4'/, Pfund war. ES fehlt mithin an jedem FÜnfgroschenbrot. daS von einer Arbeiterfamilie gekauft wird, immer noch ein Brot- quamum von ziemlich 1 Pfund. Wo früher vier Brote reickten, da müssen jetzt mindestens fünf Brote gekauft werden, um dasselbe Brot- quantum zu erhalten. Man kann sich leicht ausrechnen, wie daS in einer vielköpfigen Familie mit starkem Brotverbrauch den Geldbeutel belastet. Roch ärger ist der Preis des Weißbrotes im Lauft deS letzten JahrfnukteS gestiegen. Er hat schließlich eine Höhe erreicht, die diese« Gebäck fast schon als Luxus erscheinen läßt. Der Okrober- durchschnittspreiS pro Kilogramm Schrippen war 54»/,„ Pf. in 1909, gegenüber 52% Pf. in 1908 und 53% Pf.«% Pf. 43% Pf. cht% Pf in 1907, 1906, 1905, 1904. Da« Durchschnittsgewicht der Drrierschrtppe beträgt in Berlin schon längst, schon seit dem Herbst 1997, keine fünfzig Granim mehr. Zu solchen Brotpreisen von schier unerschwinglicher Höhe kommt noch die Teuerung zahlreicher anderer RahrungS- «nb Genußmittel, durch die am schwersten die minder« temitielte Bevölkerung betroffen wird. Sie hat auch diese neueste 1 Schröpfung denjenigen Parteien zu danken, die jede Berteuerungs- Politik der ReichSregierung gutheißen und mitzumachen bereit sind. Verbrannt ist in der vorvergangenen Nacht die 60 Jahre alte Kürschnermeisterswitwe Elise Horn geb. Mahlke. die für sich allein in der Stallschreiberstr. 31 im Q-uergebäude eine Stube und Mche bewohnte. Um 1 Uhr nachts hörte man einen Aufschrei und die Schneiderin Frau Nöstel, die im Vorderhause wohnt, sah, daß bei Frau Horn alles brannce. Die Feuerwehr fand die ganze Ein- richtung in Flammen und die Wohnungsinhaberin am Gesicht, am Halse und an der Brust bereits verkohlt am Fenster liegen. Neben ihr lag in Scherben ihre Petroleumlampe. Wahrscheinlich war die Frau mit der Lampe gefallen. Ein Arzt konnte nur noch den Tod der Verunglückten feststellen. Den Brand löschte die Feuerwehr in einer Viertelstunde. Zu dem Frauenmord. Die Ermittelungen zur Aufklärung des Frauenmordes sind in den letzten Tagen durch allerhand falsche Gerüchte erheblich gestört worden. Vor allem lasten sich die Kreise, auf die es besonders ankommt, dadurch von weiteren Mitteilungen abhalten, daß der Verdacht auf Hahn und Frau Schreck gelenkt worden ist. Nach allem, was bisher festgestelli werden konnte, handelt es sich dabei aber nur um ein haltloses Gerede. Irgend jemand, hat einen Verdacht geäußert, und das hat sich nun immer weiter fortgepflanzt. Einer redet dem anderen nach, was er hört. Der Verdacht hatte sich so festgesetzt, daß die Leute in diesen Kreisen die ganze An- gelegenheit schon für erledigt halten und an andere Spuren gar nicht mehr denken. Schon aus diesem Grunde mußte die Kriminal- Polizei den Dingen ans den Grund gehen. Es bedarf aber gar keiner Erwähnung, daß sie nack wie vor die verschiedensten Spuren verfolgt und überall auf die Mitwirkung des Publikum? angewiesen ist. Jede Nachricht irgend welcher Art nimmt sie auch weiterhin dankbar entgegen. Nach dem 29. November, abends 199L Uhr, hat man von der Anna Arnholz immer Noch keine Spur wieder ge- funden. Sie verließ damals die Schankwirtschaft von Opatz in der Urbanstr. 55 und hatte die Absicht, noch ein anderes Lokal aufzu- suchen. Das hat sie wahrscheinlich auch getan, eS sei denn, daß sie bald auf der Straße einen Begleiter gefunden hätte. Gestern war das Gerücht verbreitet, daß der Kopf der Ermordeten im Wasser und die Beine in einem Keller gefunden worden seien. Daran ist kein wahres Wort. Bedeutsam� ist daS Ergebnis der Ermittelungen über einen von uns schon erwähnten Fund geworden, der am 8. Dezember, nach- mittags um 2 Uhr, auf dem Tempelhofer Felde gemacht wurde. Nachdem am 7.. morgens, an der Drcibundstraße das Paket mit den Armen zum Vorschein gekommen war. machte am folgenden Tage nachmittags der Klempnermeister und Hausbesitzer Franke aus der Pannierstraße zu Rixdorf mit seinem Airedale-Terrier einen Spa ziergang, auf dem er auch an dem Garnisonfriedhof in der Hasen- Heide vorüber kam. AlS er eine halbe Stunde später denselben Fußpfad wieder ging, apportierte sein Hund ein Paketchen, das ein paar Strümpfe enthielt. Etwa 199 Meier hiervon lag ein blutiges Taschentuch. Franke übergab beides det Kriminalpolizei . Die Strümpfe wurden mit vielen anderen Sachen, die man in jenen Tagen fand, der Sckwägerin der Anna Arnholz vorgelegt. Sie erkannte sie zunächst nicht. Gestern jedoch sah sie sich diese Strümpfe noch einmal genauer an, und erkannte sie jetzt als ein Paar, das sie der Arnholz bei ihrem letzten Besuch in Lichtenberg mitgab, weil sie klagte, daß sie in ihren dünnen Strümpfen an kalten Füßen leide. Die Strümpfe hatten in der Wade ein Loch gehabt. Mehrere Maschen hatten sich gelöst. Die Schwägerin hatte das Loch mit Garn einfach zusammengezogen. Von diesem selben Garn fand sie noch etwas in ihrer Wohnung. Dazu kommt noch ein anderes Zeichen. Die Frau hatte die Sohlen der Strümpfe mit andersfarbiger Baumwolle llestopft, die Hacken dagegen mit Wolle. Sie erklärt das damit, daß die Wolle für die Sohle zu stark ge- Wesen wäre. Die Sohle hätte dann Druckstellen bekommen. Für die Hacken komme das nicht in Betracht. Auch von dieser ander«« farbigen Baumwolle fand man noch in ihre�r Wohnung. Diese Strümpfe waren nun in eine Bäckertüte gesteckt und verschnürt worden. Das Taschentuch dagegen lag frei auf dem Felde. ES hat mit den Strümpfen und dem Frauenmord wahrscheinlich nichts zu tun. Der Schwagerin der Arnholz ist eS nicht bekannt. Franke sagte nun, das Pakeichen mit den Strümpfen habe bei seinem ersten Gang über den Fußpfad noch nicht dagelegen. Sonst hätte der Hund es sicher schon damals apportiert, und wenn das nicht, so hätte er eS sehen wüsten. Er glaubt nun, daß ein Mann, der zu der Jett vor ihm herging. eS an die Fundstelle gelegt oder ge- warfen habe. Dieser Mann, dessen Ermittelung von der größteti Bedeutung wäre, ist etwa 25 Jahre alt, etwa 1,70 Meter groß und schlank, blaß und hager. Er hat dunkelblondes Haar, keinen Bart und einen nachlässigen Gang und trug ein VraUneS Jakett, eine dunkle Hose, wahrscheinlich einen schwarzen steifen Hut. keinen Ueberzicher. Fest steht nun. baß der Täter bald hintereinander, am 7. morgen? und am 8. nachmittags, in jener Gegend auf dem Tempel- hofer Felde gewesen ist. Er wird also wohl dort in der Umgebung zu suchen sein._ Zwei schwere Straßenbahimnfälle werden vom gestrigen Tage gemeldet. Der Kaufmann Schlesinger aus der Lüyowerstr. 3 in Eharloitenburg hatte einen nack Pankow kabrenden Straßenbalm- wagen benutzt, den er an der Ecke der Schönhauser Allee und Lottnmstraße verließ. Er ging um den haltenden Bahnwagrn herum und betrat in demselben Augenblick daS Nebengleis, alS auf diesem ein Zug der Slraßeiibahiilinie 47 E, in der Richumg noch dem Spittelmarkt fahrend, herannahte. Schlesinger wurde um- gestoßen und geriet mit dem rechten Fuß unter den Schntzrahmen. Durch Anheben des Wagens wurde der Verunglückte befreit und nach der Unfallfiatton kn der Schönhauser Allee gebracht, wo schwere Gehirnerschütterung und Bluterguß am Kopf festgestellt wurde. In bedenkltchei» und besinnungslosem Znstande wurde der Kaufmann »ach dem Krankenhaus Friedrichshain übergeführt. Ein zweiter ähnlicher Unfall ereignete sich gegen»/,S Uhr abends In der Landsberger Allee . Dort versuchte die filnfzehn- jährige Verkäuterin Irma Meier, Landsberger Allee 28 wohn« Haft, unmittelbar vor einem herannahenden Straßeiibahiiivngen der Linie 8l da« Gleis zu überschreiten, wurde umgestoßen und fiel so unglücklich, daß sie mit der rechten Schulter unter den Schutz- rahmen geriet. Mit Hilfe von Straßenpasianten wurde der Bahn« wage» angehoben und die venmgtückie aus ihrer entsetzliche» Lage befreit. Die M. hatte einen Bruch deS reckten ScklüsielbeinS sowie erhebliche Verletzungen und Hautabschürfungen im Gesicht, am Kopse, Rücken und reckten Schulter erlitten. Sie wurde zu einem in der Nähe der Unfallstelle wohnenden Arzt gebracht, der Ihr Not- verbünde anlegte, und dann auf ihren Witnsch nach der elterlichen Wohnung geschafft. Zur tzharaktcristik d»„Deutschen KrankenunterstütangSkasse Kastel", vor welcher wir und auch der Polizeipräsident gewarnt haben, diene folgender Vorfall, den uns ein Leser schildert. Er schreibt: „Meine Frau Marie.... war seit dem 1. November 1998 Mitglied bei oben benannter Kaste. Laut Statut soll meine Frau im Falle einer Krankheit freie ärztliche Behandlung, Medizin und eine wöchentliche Unterstützung von 6 M. erhalten. Am 7. Juli d. I. erkrankte meine Frau und begab sich zu Herrn Dr. Misch-vorsigwalde in Behandlung. Derselbe schrieb meine Frau trank; demgemäß hätte meine Frau Anspruch auf obige Unterstützung gehabt. Die Kaste lehnte die Unterstützung ab, weil meine Frau nach dem Urteil des Vertrauensarztes der Kasse. Dr. Alberts, Miihlenstr. 53, nicht total erwerbSiiil«ähig sei. Hierauf strengte ich gegen die Kaste eine Kluge bei den, königl. Amtsgericht in Kastel wegen Zahlung von 24 M. Krankongeld an. Laut Mitleilung meine» Vertreters, des Herrn Rechtsauwalts Bartelt in Kastel , vom 3. d. MtS. ist die Kaste am 7. d. Mts. zur Zahlung der 24 M. und zur Tragung der Kosten verurteilt tvordeu. Die Kasse hat trotzdem nicht gezahlt, sondern hat sich pfänden lasten, und die Pfätcdmigcn sind fruchtlos verlaufen." Zur Warnung Vieh:: teilen wir den Sachverhalt mit. An dle Adresse der Große» Berliner richtet sich folgende Klage- die uns mit der Bitte Um Veröffentlichung zngehr: „Ich wohne Berlin 0. und arbeite in Rixdorf, Maybach-Ufer sMöbetfabrik I. C. Pfaff). Die einzige Fabrverbindung wäre mit Linie 22 oder 46 von Große Frankfnrtelsiraße, Ecke Andreasstraße bis Hobrechtbrücke. Jedoch ist es nickt möglich, genannte Linien zu benutzen, da man sonst nickt pünktlich um 7 Uhr im Geschäft sein kann. Die Wagen dieser Liuieu fahre» zu spät. Es wohnen viele Arbeiter aus genannter Fabrik im Ölten, und so sind wir gezioungen, den weiten Weg zu Fuß zu machen. Bei dem schlechten Winter- welter gewiß nichts Äugenehmes. Wäre e? nicht Pflicht»der Großen", den Betrieb um 19 Minuten früher zu eröffnen?" Der Arhritsnochweis der Arbeitgeber der Berliner Metallindustrie wird in reckl eigenartiger Weise geführt. Vor einiger Zeil wandte sich ein Arbeiter mit einem schristiicken Gesuch an die Rolleriche Maschinenfabril in der Priuzenallee und sandte zwei Originalzeugnisse mit ein. Nach längerem Warten ans Antwort beschloß ich, so schreibt uns der Arbeiter, einmal persönlich bei der Firina anznfrage». Vom Kontor wurde ich nach der Meisterstube geschickt; hier erklärten mir die anwesenden Meister, daß mein Gesuch nebst Zeugnissen nach der GaNenstraße geschickt worden wäre und man wunderte sich, daß ick die Zeugnisse und Antwort noch nicht zurückerhalieu hätte, sie selbst dürften nur noch durch de» Nachweis Leute einstellen. Ich begab mich nun nach dem vielberiihnite» Nachweis. Jeder muß hier einen Beamten passieren, der die Papiere dahin prüft, ob der Inhaber in den letzten sech? Monaten i» der Meiallindustrie beschäftigt gewesen ist. Wer diese Bedingung nicht eriiillt, wird schon hier abgewiesen z andere erbatten eine Nunimelknrte. Zehn um zehn werden nun m de» Bureanraum ge- ritten. Hier sind Mätifilein und Weiblein lzirka 16) beschäftigt, darunter zieniitch junge Burschen, die jeden bis aus» Hemd aus- fragen, wollen wissen, ob der Bewerber Soldat war, verlangen das Führinigsatlest zu sehen, ob der Nachsuchende verheiratet ist oder nicht, stellen außerdem noch mehr solche mit dem Nachweis von Arbeit nicht zusanimeiihängende Fragen. Meldet sich einer oder der andere zu einer vorher ausgerufenen Stellung, dann wird er auch noch gefragt, ob er organisiert ist. Bon der Antwort ist abhängig, ob er Arbeit zugewiesen erhält. Nach langem Hm und Her erbiet: ich endlich meine Zeugnisse zurück mit dem Bemerken, daß ich in Zukunft gut täte, Zeugnisabschriften einzusenden. Unterer Meinung nach batte die Rollersche Firma kein Recht, die an sie gesandten Zeugnisse weiter zu geben und durfte sie nicht durch Vennilteiung des scowarzeit Kabinetts in der Gartenstrabe dem Arbeiter aushändigen lasten. An geschlossenen Droschken soll, wie der„Lokal-Anzeiger" sich schreibe» läßt, gegenwärtig, besonders nach Schluß der Theater und Konzeriaufführungen großer Maiigel herrschen. Sobald es nicht gerade schneit oder regnet, fände man meist nur die offenen Wagen, die aber selbst enragierie Liiflfreunde. wenn sie auS einem heißen Saale komnien. nicht benutzen. Uns wird das Gegenteil mitgeteilt. Kutscher versichern uns, daß sie mit geschlossenen Droschken stundenlang warten müffen. ehe sie einen Fahrgast erhalten. DaS Berliner Adreßbuch für 1919 ist erschienen und gelangt von heute ab in der Hauptexpedition deS Berliner „Lokal-An- zeigerS", gimmerstr. 36— 41, von 9 Uhr vormittags Bis 4 Uhr nachmittags zur Ausgabe. Von den Vorbestellern kanifi daS Adrcß- buch gegen Aushändigung der ihnen zugesandten Legitimations- karte und Zahlung von 12 M. in Emvfang genommen werden. Von Sonnabend, dem 18. d. M., ab erfolgt gegen eine ZustellungS- gebühr von 29 Pf. die Lieferung der nicht abgeholten Exemplare in die Wohnungen der Besteller. Der Berkauf nicht vorbestellter Bücher zum Ladenpreise, der um 2 M. höher ist als der Vorbestell- preis, findet nur in der vorgenannten Hauptexpedition statt. Seinen Wochenlohn verloren hat am Sonnabend zwischen 5 und 6 Uhr ein junger Arbeiter auf dem Wege von der Schmid- strafte 28/24 bis Bahnhof Jannowitzbrücke. Das Portemonnaie enthielt 19,59 M., außerdem noch eine österreichische Münze. Da der Verlust den Arbeiter hart trifft, wird der eventuelle Finder um Abgabe gebeten an Wasker, Stephanstr. 66. Eine arme Arbeiterin verlor am 13. Dezember. AVi Uhr nachmittags, vom Görlitzer Bahnhof bis Ecke Wiener und Skalitzer Straße eine Portemonnaie mit 29 M. Inhalt, vermutlich beim Einsteigen in die Straßenbahn Linie 98. Da eS fremdes Geld war und die Arbeiterin ersatzpflichtig ist. wird der ehrliche Finder ge- beten, dasselbe gegen Erstattung der Unkosten abzugeben in der Parteispedition Obcrschönetveide, Laufener Straße 21, oder dorthin Nachricht zu senden. Vermißt wird seit dem 13. November in Tempelhof die Schülerin Gertrud Schneider, am 1. Juni 1896 in Schmargendorf , Kreis Teltow, geboren, die bei ihren Eltern in der Dorsstr. 18 wohnte. Dieselbe hat sich am genannten Tage gegen 5 Uhr nach- mittag? entfernt und ist seit dieser Zeit nicht wieder gesehen worden. Das für ihr Alter stark entwickelte Mädchen hat blonde« Haar, blaue Augen und frisches rotes Gesicht. Bekleidet war die- selbe mit einem bordeaurotcn Kleide, graublau-melierter Jacke und trug einen dunkelblauen Haarfilzhut. Mitteilungen über den Verbleib der Vermißten nimmt jedes Polizeirevier sowie die Kriminalpolizei zu Nr. 4792 IV 158. 09 entgegen. Wer ist der Tote? An einem Baum erhängt wurde im Grüne- wald im Jagen 85 in der Nähe des Forsthauses TeufelSsee ein un- bekannter Mann von 45 biS 59 Jahren aufgesunden. Der Tote ist 1,65 biS 1,79 Meter groß, hat blondes, an den Schläfen schon etwas ergrautes Haar und einen starken rotblonden Schnurrbart. Cr trug eine schwarze Kammgarn- und eine blaue Tuchhose, eine dunkle Weste mii roten Punkten, ein schwarze» Kammgarn-Jackett, einen rotbraunen Winterüberzieher mit Samttragen, zwei Trikot- Hemden, ein Vorhemd, einen blauweißen Schlips(Selbstbinder), schwarze Sommerstrümpfe und einen schwarzen steifen Hut. Eins seiner weihsn Taschentücher ist O. D., das andere W. P. gezeichnet. Mitteilungen über die Persönlichkeit des Toten nimmt der Amt». vorstand zu Grunewald entgegen. Vorort- r�admebtm. Schöneberg . In der letzten Sitzung der GewerkschaftZkommission teilte zu- nächst Genosse Henkel mit, daß vor der der Generalversammlung der OrtSkrankefikaste vorangegangenen üblichen Vorbesprechung der Delegierten der OrtSkrankenkasse die Metallarbeiter mit ihren Vcr» trauensleuten und Bezirksleitern bereits eine eigene Vorbesprechung abgehalten hätten, zu welcher auch Angehörige einer fremden Ge- werkschnft zugezogen worden seien. Wenn man auch gegen eine Vorbesprechung solcher oder ähnlicher Augelegcuheiten in den ein- zelnen Gewerkschaften nichts einwenden könne, so führe diese Hand- lungSweise der Metallarbeiter leicht zu Grenzstreitigkeiten und weiter zu einer Zersplitterung der Stimmen in der Generaivet-
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