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».Ms. S6.»iw i. AtilM ilts Jornürt!)" Jftliitfi Polliölilutt.->«5 w. Aus der Leichlchte der ruliilchen Revolution.*) Ed ist keine abgeschlossene Geschichte der russischen Revolution. was N. Trotzky in seinem Buche dem Leser darbietet. Denn bemerkt der Verfasser mit Recht in seiner Vorrede-»die Zeit zu einer erschöpfenden geschichtlichen Wertung der russischen Revo- lution ist noch nicht gekommen". Man kann wohl hinzufügen, daß von einer Geschichte der russischen Revolution überhaupt noch nicht die Rede sein kann, da die Revolution ihren Kreis noch nicht voll- endet hat. Selbst dieNowose Wremja" behauptet ja. daßwir uns vor einer»zweiten" Revolution nicht zu fürchten haben, da wir noch die erste nicht erlebt haben". Die revolutionäre Bewegung von 1W4 06 hat nur rein formelle Konzessionen und Reformen gebracht, aber keine tatsächliche Umwälzung der Staatsordnung, nicht einmal die politische Herrschaft der Klassen des grund­besitzenden Adels oder der Handels-, Gewerbe- oder Finanzbour- geoisie: nach wie vor herrscht unbeschränkt die zarische Bureau- kratie. Dennoch ist die Revolutionszeit von großer geschichtlicher Bedeutung; sie hat nicht nur die Unzulänglichkeit desalten Regimes" bewiesen, sondern auch diejenigen Kräfte gezeitigt, die allein berufen sind, die alte Ordnung niederzuwerfen. Es war bloß ein Vorspiel zu einem großen Drama aus der weltgeschicht- lichen Bühne, in dem sich aber alle zukünftigen Mitwirkenden in ihren Hauptrollen und Eigenschaften den Zuschauern vorgestellt habem Trotzkys Buch ist eben ein Versuch, die Personen, die im Vorspiele mitgewirkt haben, auf Grund ihrer Leistungen zu charakterisieren und zukünftige Rollen anzudeuten. Seine Auf- merksamkeit widmet der Verfasser hauptsächlich dem Industrie- Proletariat, das den wirklichen Helden der russischen Revolution gespielt hat und auch in Zukunft zu spielen von der Geschichte be- rufen und bestimmt ist. Den größten und wichtigsten Teil des Buches bildet die Ge° schichte des Petersburger ArbeiterÄelegiertenrateS, dessen tätiges und, wie aus dem Buche zu ersehen ist, einflußreiches Mitglied der Verfasser selbst war. Der Arbeiterdelegiertenrat sin Petersburg) sagt Trotzky entstand als die Erfüllung eines objektiven, durch den Gang der Ereignisse erzeugten Bedürfnisses nach einer Organisation, die die Autorität darstellen könnte, ohne Traditionen zu haben, einer Organisation, die mit einem Male die zerstreuten, nach Hundert- taufenden zählenden Massen umfassen könnte, ohne ihnen stärkere organisatorische Hemmungen aufzuerlegen, nach einer Organisa- tion, die die revolutionären Strömungen innerhalb des Prole- tariatS verkörpert, die einer Initiative fähig und automatisch sich selbst kontrollieren könnte und. was die Hauptsache ist, einer Or- ganisatwn, die man innerhalb 24 Stunden ins Leben rufen könnte." Keine der früheren Organisationen, keine politische Partei, die sozialdemokratische nicht ausgeschlossen, war dieser Aufgabe ge- wachsen. Die objektive Notwendigkeit wurde durch eine impulsive, spontane Streikbewegung, die keinen Halt wissen wollte, die immer mehr die allerverschiedensten Arbeiterberufe und Branchen in ihren Bannkreis zog. die im Laufe von wenigen Wochennach ungefährer Schätzung 122 Städte und Dörfer, einige Bergwerke des Donaubassins, 10 Eisenbahnen und eine Million Menschen" umfaßte. Diese Streikbewegung war der Ausdruck der in den Arbeiter- Massen gärenden revolutionären Energie, der Bestrebung der Proletariermassen, ihre noch halb unbewußte Macht zur Geltung zu bringen. Wie harmlos und unbedeutend schienen zu Anfang die ersten Vorboten dieser großen Streikbewegung, die am Ende dag ganze wirtschaftliche und politische Leben des ganzen Landes ins Stocken gebracht hat und denunbeugsamen" Zarismus zur ) R. Trotzky,»Rußland in der Revolution", Dresden , Kaden u. Co. 3SS Seiten. Preis 6 M. Nachgiebigkeit, wenigstens zu augenblicklichen Konzessionen und Versprechungen gezwungen hat. Ein Streik der Setzer in einer privaten Druckerei in Moskau , die eine kleinere Lohnerhöhung ver- langten, ein Streik der Bäckereiarbeiter, ebenfalls in Moskau und ebenfalls aus Lohndifferenzen, das war der Beginn. Arbeiter verschiedener anderer Branchen und Städte streikten anfangs nur, um den Moskauer Streikenden ihre Sympathien auszudrücken. Bald aber werden neue Forderungen aufgestellt, neue allgemeinere Losungen gegeben. Mit dem Streike der Eisenbahner sowie der Post- und Tclegraphenangestellten werden die allgemeinen Lo° jungen klar formuliert: Achtstundentag, bürgerliche Freiheiten, Amnestie, konstituierende Versammlung. Die Klassenforderung des Proletariats wurde somit durch die revolutionär-politischen For- derungen des ganzen Landes ergänzt. Das Proletariat hatte sich an die Spitze der ganzen Revolution gestellt und bedurfte eines Organs zur planmäßigen Leitung des weiteren Kampfes. Und ein solches Organ ist im Petersburger Arbeiterdelegiertenrat ge- schaffen worden. Ausführlich und packend schildert Trotzky daS innere Leben des Arbeiterdelegiertenrates, seinen gewaltigen Einfluß auf die Arbeiterschaft Petersburgs, das Zentrum der ganzen nichtprole- tarischen Bevölkerung und das Doppelspiel der Regierung diesem unberufenen, von der Obrigkeit nicht anerkannten Proletarier- Parlamente gegenüber das hinterlistige heuchlerische Entgegen- kommen des frischgebackenen Grafen Witte und den unver- hüllten Haß der T r e p o w und D u r n o w o. Wie Erinnerungen aus halbvergessenen Märchen wirkt es heutzutage in den Tagen des Stolypin-oktrobristischenParlamentarismus", wenn man in Trotzkys Buch über die*tausendköpfigen Arbeiterversammlungen, über die Riesendemonstrationen auf den Straßen Petersburgs) über den halboffiziellen Empfang der Vertreter des nicht aner- kannten Arbeiterrates bei dem Ministerpräsidenten so lebendige Schilderungen liest. Und doch sind noch keine vier Jahre ver- flössen, seitdem dieses Märchen Wirklichkeit war. Und wird es den Beruhigungsversuchen Stolypins und den Verleumdungen der Liberalen gelingen, dieses Märchen aus dem Gedächtnis nicht nur der Arbeiterschaft, sondern der ganzen unterdrückten und nach vorwärts strebenden Bevölkerung zu verdrängen? Ausführlich schildert auch Trotzky die Vorbereitungen der Regierung zur Ver- nichtung des verhaßten Arbeiterparlaments und sein tragisches Ende sowie das Nachspiel der ganzen Episode-- den sogenannten Prozeß des Arbeiterdelegiertenrates". Der Geschichte des Petersburger Arbeiterdelegiertenrates folgen im Buche kurze leider zu kurze Skizzen über die Be- wegung in Moskau und in der Provinz sowie über die Bewegung in der Flotte und in der Armee. Die Arbeiterdelegiertenräte in der Provinz verdienen sicherlich mehr Beachtung, als ihnen Trotzky zukommen läßt. Haben doch in manchen Städten tz. B. in Nikolajew , Rostow usw.) die Räte tatsächlich, wenn auch nur wenige Tage, als administrative Macht funktioniert; sie haben vermittels einer Arbeitermiliz die Ordnung in einer Weise auf- rechterhalten, daß selbst die schlimmsten Gegner der Revolution und der Arbeiterschaft öffentlich anerkennen mußten, daßGe- walttaten nur sehr, sehr selten" vorgekommen unddie Dis- ziplin der Arbeiter nur zu bewundern" sei. Auch die Eharakte- rifiik der Bauernbewegung und der Bewegung der liberalen Bourgeoisie hätten wir etwas ausführlicher gewünscht. Die Haupt- tendenzen verschiedener Jnteressentengruppen innerhalb der libe- ralen Bourgeoisie traten bereits während der Semstwokongresse in Moskau hervor. So fanden die Großgrundbesitzerinteressen der Semftwomänner bei der Ausarbeitung des ersten Konstitutions- projekes ihren Ausdruck in dem von sämtlichen Liberalen an­genommenen Vorschlag, eine zweite Kammer zu verlangen, die ausschließlich aus Semstwovertretern zusammengesetzt werden sollte. Formell wurde dieser Vorschlag durch harmlose Motive begründet, in der Tat aber war es der Schritt zur Sicherung der Interessen des Großgrundbesitzes, natürlich auch der liberalen Eigen- tümer. Noch viel interessanter und charakteristischer sind die Be- ratungen über die Frage der Ausnahmezustände. Ein denwkrati- kleines feuilleton. Berlin als Lichtfiadt. Mehr als 34000 Gasflammen, über 1000 elektrische Lampen und etwa 120 Spiritusglühlicht- und Petroleum- lalernen erhellen die Straßen und Plätze Berlins und machen die Stadt zu einer der bestbeleuchteten der Welt, wenigstens in den besseren" Quartieren. Aber es war ein langer Weg durch Dunkel- heit und ungewisse Dämmerung. Es find jetzt gerade 100 Jahre her, daß in den Straßen Berlins völlige Nacht herrschte und die Beleuchtung überhaupt aushörte, weil eS an Mitteln fehlte, um die Oellieleronten zu bezahlen. Damals wagten sich nur Wenige bei dringenden Anlassen hinaus aus die stockfinsteren Straßen. Ueber die Geschichte der Beleuchtung Berlins erfahren wir interessante Einzelhetten aus dem BucheBerlin in Geschichte und Gegenivart", das Prof. Paul Goldschmidt bei Julius Springer soeben hat er- scheinen lassen. Paris hatte 1817 Gas erhalten, von deutschen Städten zunächst nur Hannover . In Berlin erlangte eine englische Aktiengesellschaft von der Regierung ein ausschließliches Privilegium für Gas- bcleuchtung auf 21 Jahre und an» 19. September 1826 war der Tag, an dem zum erstemual Unter den Linden Gasflammen brannten. Aber die staunende Bewunderung wich bald gemischteren Gefühlen, denn das neue Licht war recht teuer. Wer da in seinem Hause sich ocn Luxus einer GaSlampe leisten wollte, der mußte im Durchschnitt etwa 15 Taler für eine mäßig große Flamme zahlen, die bis um 11 Uhr abends brennen durfte. Die Privatlampen konnten nicht eher angesteckt werden, als die Gasflammen der Straßen- laternen. Da die Gesellschaft sich dabei mehr nach den Angaben des Kalenders, als nach den Bedürfnissen richtete. so mußten die Benutzer oft recht lauge warten. 1837 wurden Gas- messer eingeführt, doch der Preis blieb weiter so hoch, daß ein ollgemeiner Gebrauch des Gaslichtes ausge'chlossen war. So war nian zunächst aus dem Regen in die Traufe gekoinmeu. Die Straßenbeleuchtung war sehr mangelhaft und beschränkte sich auf den inneren Kern der Stadt; die vereinbarte Beleuchtungszeit war Viel zu gering bemessen, die Laternen standen sehr weit auseinander und obwohl die Stadt jährlich 30 000, später sogar 50000 Taler für die Belenchiuug zu zahlen hatte, wurde fast noch mehr über Dunkelheit geklagt wie früher. Als das Privilegium der Gesellschaft im Januar 1847 abgelaufen war. entschloß sich die Stadt, die Straßenbeleuchtung selbst in die Hand zu nehmen., nutzte aber mit der Gesellschaft erst einen Prozeß führen und regelte dann allmählich die Gasversorgung so. daß beide die gleichen Preise erheben sollten und die Gosellswaft für Benutzung der städtischen Straßen eine Gebühr zahlen mußte, die allmählich auf mehr als 500000 M. gestiegen ist. Die Gesellschaft versorgt heute besonders die westlichen Vororte mit Gas; im größten Teil der Stadt befriedigen die fünf städtischen Gaswerke alle Bedürfnisse und ergeben jetzt jahrlich einen Reingewinn von 3 Millionen Mark; sie haben im Jabre 1906 zur öffentlichen Beleuchtung Berlins 13 Millionen Kubikmeter Gas unentgeltlich geliefert. Wie ein Wright gebaut wird? Die Herstellung von Flug- Maschinen ist auf dem besten Wege, zu einer bedeutsamen Industrie zu werden. Ganz besonders die großen Erfolge der Gebrüder Wright haben nach dieser Nichtung bahnbrechend gewirkt, und nicht nur in dem Heimatland dieser Pioniere, sondern auch in Deutsch - land sind Werkstätten zum Bau von Flugmaschinen nach dem von ihnen erfundenen Muster entstanden. Wie es in der Fabrik für Wrightflieger in Reinickendorf bei Berlin zugeht, schildert ein Aufsatz in derDeutschen Zeitschrift für Luftschiffahrt". Die Ge- samtheit der Anlage zerfällt in die Maschineniverkstatt, die Motorenstation, die Schmiede und den Zeichenraum. Den fesselnd- sten Anblick gewährt natürlich die große Halle, in der die Flug- Maschinen zusammengesetzt werden. Dort arbeitet zunächst eine große Zähl von Holzbearbeitungsmaschinen. Sie schneiden die fein geschwungenen Spieren aus dünnen Latten, die dann durch kurze Zwischenstücke verbunden und versteift werden. Die Längsträger der Tragflächen iverden aus bestem amerikanischen Fichtenholz her- gestellt, ebenso die nach den beide» Enden dünner werdenden Stangen, die das Oberdeck tragen. Damit ja keiner der hölzernen Bestandteile platzt und damit eine möglichst große Elastizität erzielt wird, werden keine Schrauben verwandt, sondern die Eckstücke der Tragflächen werden aufeinandergeleimt und mit bester Hanfschnur umwickelt. Daneben ist eine Anzahl von Sattlern tätig, die wieder besondere Maschinen zu ihrer Verfügung haben. Sie haben die Tragflächen zu bespannen und die Sitze zu polstern. Nun kommen wir zu dem Ort, wo der wichtigste Teil des ganzen Apparates ver- fertigt wird, nämlich die Luftschrauben. Während zu diesem Zweck sonst meist Aluminium benutzt wird, geschieht die Her- stellung der Luftschrauben hier gleichfalls aus Holz. Dabei ist eine ganz besondere Aufmerksamkeit vonnöten. Die Auswahl und die tadellose Bearbeitung der Planken wird um so schwieriger, als diese Schrauben eine außerordentliche Größe besitzen und weil von der genauen Erzielung einer ganz bestimmten Form unter Umständen der wesentlichste Teil des Erfolges abhängig ist. Zunächst werden starke Bohlen unter gleichmäßigem Druck aufeinandergeleimt, und dann werden daraus die Schraubenflügel hcrausgeschnitzt, und zwar die beiden einander gegenüberliegenden Flügel aus ein und dem- selben Stück, so daß die Schraube nur aus zwei Teilen zusammen- gesetzt zu werden braucht. Das Holz wird außerdem sclbstverständ- lich aufs sorgfältigste geglättet. Wenn alles fertig ist, werden alle Teile zusammengefügt, die Maschine eingebaut, und die Maschinen wandern in eine große Halle, um nun erst von gelernten Führern eingefahren zu werden. Erst dann werden sie dem Besteller ge- liefert Die Raubtier- und Schlangenopfer in Indien . Man hört soviel davon, die sogenannten wilden Tiere seien durch das Bordringen des Menschen in alle Gegenden der Erde in starker und unaufhalt- samer Abnahme begriffen, daß man glauben sollte, es werde solche nächstens nur noch in zoologischen Gärten und Menagerien geben. In der Tat sind ja sogar ui Afrika schon Maßnahmen getroffen worden, die auf einen Schutz mancher selten gewordenen Vierfüßler abzielen, auch wenn diese nicht zu den nützlichen Tieren gezählt werden können, eben nur um der Erhaltung willen. Die Ansicht. scher Semstwoabgeordneter. ein Herr Ismailen, machte den Vor- schlag, in das Projekt der Verfassung den einfachen Satz aufzu- nehmen: Alle Ausnahmezustände werden für immer aufgehoben. Ein bedeutender Teil des Kongresses lvar gegen diesen Borschlag, unter anderen der berühmte Jurist Herr Kasimir Karawajew sowie niehrere der jetzigen Führer der Kadettenpartei, auch der zukünftige so geachtete Präsident der erstenkonstitutionell-demo- kratischen" Reichsduma, Herr Professor Muromzew. Unter Hinweis auf andere europäische Verfassungen verlangten die Demokraten " und Juristen die Beibehaltung des Rechtes, Aus- nahmezustände zu verhängen; allerdings sollte dies nur mit der Genehmigung der Volksvertretung geschehen dürfen. In der Volksvertretung wurde nämlich im Versassungsprojekt bereits die Vorherrschaft der reicheren Klassen gesichert. Ich erwähne diese Tatsachen, da sie zur Klärung des nachherigen Verhaltens der Liberalen beitragen können und bei Trotzky nicht erwähnt sind. Ebenso könnte man schon während der Bauernbewegung die Spaltung innerhalb der Bauernschaft feststellen, die Spaltung. die jetzt durch dieAgrarreformen" Stolypins und der dritten Reichsduma gesetzlich sanktioniert worden ist. Auch dies ist von Trotzky unserer Meinung nach nicht genügend hervorgehoben worden. Das Verhalten des Liberalismus und der Bauernschaft ist aber sehr wichtig zur Beurteilung der gegenwärtigen Lage in Rußland , ebenso wie zur Beurteilung der Rolle jeder einzelnen Schicht der Bevölkerung in den zukünftigen Befreiungskämpfen. Die Bauernbewegung scheint Trotzky überhaupt nicht ganz richtig zu beurteilen. So lesen wir in seinem Buch(S. 77), daß eine der einfachsten und größten Aufgaben des Proletariats sei:Das Dorf organisieren und sich mit ihm koalieren." Allerdings wurden diese Worte im November 1905 in einem Zeitungsartikel ge- schrieben, jetzt aber, im Buche, ohne Aenderung wiederholt. Nun war es aber für viele bereits im November 1905 klar, daß es kein einheitlichesDorf" in Rußland mehr gibt. Heutzutage ist es mehr als klar: Das Dorf ist tatsächlich in zwei ungleiche Teile gegliedert: die reicherestaatserhaltende Minderheit" und die besitzlose Mehrheit das Bauernproletariat. Die oben erwähnten Reformen sanktionierten nur diese bereits vollendete Spaltung innerhalb der Bauernbevölkerung. Für die Zukunft gibt es kein koalieren mit dem Dorfe" mehr, sondern nur ein Zusammengehen des Industrie- und Agrarproletariats, vielleicht eine gänzliche Wer- cinigung beider Teile des Proletariats. Trotz dsr zu kurzen Charakteristik einzelner, besonders nichtindustrieproletarischer Schichten gibt das Buch doch ein ein- heitliches und lebhaftes Bild der ganzen Bewegung. ES verdient viel gelesen zu werden, schon wegen der ausführlichen und trefflichen Schilderung der führenden und organisatorischen Tätig- kett des Proletariats, das zum ersten Male in der Weltgeschichte die Hegemoni « in einem großen Befreiungskampfs über- nommen hat. Viel Material liefert Trotzkys Buch zur Lösung der so viel in der letzten Zeit erörterten Frage, ob wirklich das Proletariat in Rußland berufen sei, auch zukünftig in der russischen Befreiungs- bewegung die führende Rolle zu spielen. Das Buch ist durch eine reiche Anzahl interessanter und künst­lerisch wertvoller Illustrationen trefflich ausgestattet. _ E. Levik. Die CandesvcrfichcruBasanltalf Berlin Im fahre 1908. Dem Rechenschaftsbericht der Landesversicherungsanstalt Berlin für das Jahr 1908 entnehmen wir folgende die Arbeiterschaft inter - essierende Stellen. Das Jahr 1908 weist seit Bestehen des Gesetzes die höchste Ziffer(7 0 4 9) an Rentenanträgen auf. Diese Er- scheinung ist dem Berichterstatter zufolge auf die ungünstige Wirt» schaftliche Lage, die im Berichtsjahre herrschte, zurückzuführen. Denn, so sagt der Berichterstatter:wie in den Zeiten günstiger Wirt- schaftlicher Lage viele Versicherte mit verminderter Ärbeitslraft, so lange sich ihnen noch Gelegenheit bietet, diese Arbeitskraft ergiebig daß man schon mit dem Aussterben der großen Raubtiere rechnen müsse. scheint aber doch übertrieben zu sein. Zun« mindesten sprechen die in Indien gemachten Erfahrungen mit auffallender Deutlichkeit dagegen. Indien hat doch gewiß im Laufe des letzten Jahrhunderts große Wandlungen erfahren. Es sind Tausende von Kilometern Schienenweg und große Straßen gebaut worden, und ein gut Stück urwüchsiger Natur hat diesen Zwecken zum Opfer fallen müssen. Dennoch zeigt die jährlich vor- genommene und veröffentlichte Statistik der durch wiloe Tiere ge» töteten Menschen und zahmen Tiere durchaus keine Abnahmen. Nach dein jetzt erschienenen Bericht sind iin vorigen Jahre nicht weniger als 2166 Menschen auf diesem Wege umgekommen, 200 mehr als im Vorjahre. Die Bengaltiger allein haben sich 100 Leute mehr geholt, und in den Zentralprovinzen betrug die Zunahme 64. Was ein einziges dieser großen Raubtiere leisten kann, hat der Fall eines Tigers bewiesen, der 19 Menschen tötete, ehe er zur Strecke gebracht werden konnte. Auch Panther und Bären haben sich recht unnütz gezeigt, in anderen Gebieten Leoparden und Wölfe. Selbst» verständlich sind hohe Belohnungen auf die Tötung der großen Raubtiere ausgesetzt worden, aber auch das scheint keinen wesent» lichen Nutzen zu bringen. An Vieh kam auf dieselbe Art eine An» zahl von 87 697 Stück um. Etwas besser steht«S um die Schlangenopfer, die um fast 2000 fielen, aber doch noch beinahe 20000 Menschen erreichten, gewiß recht stattliche Ziffern, die nicht darauf schließen lassen, daß die wilden Tiere in Indien im Aus- sterben begriffen seien._ Notizen. Kun st abend«. Marcell Salzer wird am 20. De» z e m b e r(2. Weihnachtsfeiertag) im Beethovensaal das voll» ständig neue Programm wiederholen. B o r t r ä g e. Im Institut für Meereskunde beschließt Prof. Penck am Montag, den 20. Dezember, seine Vortragsreihe mit einer Schilderung der Eisenbahn durch das Meer in Florida . Einlaßkarten zu 1 M. in der Geschäftsstelle. D i e Z e i« s u r verbot die Uraufführung des Militärdramas Herzeleid" von Karl Müller-Ruzika, die im Rose-Theater vor« gesehen war. Gründe unbekannt und überflüssig. Die Nationalgalerie, die bisher dem Verbände der königl. Museen angehörte und deren Generalverwaltung unter» stand, wird daraus gelöst und dem Kultusminister direkt unterstellt. Die Machtbefugnisse deS Herrn Bode, des derzeitigen General« direktors werden also eingeschränkt und der Nationalgalerie eine gewisse Selbständigkeit gewährt. Schade nur, daß diese Umwand» lung erst erfolgt, nachdem Tschudi glücklich beseitigt ist. -- Schlag auf Schlag wird der Nordpol-Cook als Fälscher und Schwindler entlarvt und dann wieder als Opfer von Gaunern rehabilitiert. Aus Kanada kommt die Nachricht, daß Kapitän Loose, der Cooks Observationen fabriziert haben wollte, zugegeben habe, daß die Geschichte von den ihm und dem Makler Duncle für ihre Mitarbeit an Cooks Bericht über seine Expedition zugesagten 4000 Dollar von llnfang bis zu Ende erfunden fei. Die Cook» Aktien steigen infolgedessen wieder.