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Kr. 299. 26. IahrMg. 1 ßtiliw Ks Jonitls" Knlim NcksdlR ßiiuiimtag, 33. Nezember 1909. 9er Streütlirawall in VaMH-KheinkelÄen vor Lericht. Waldshut  . 21. Dezember. Unter dem Vorsitz von Landgerichtsrat Straub begann heute morgen vor der Strafkammer Waldshut   der Prozeß gegen die am Streikkrawall in Badisch-Rheinfelden   ermittelten Beteiligten, welcher Krawall sich in der Nacht vom 13. zum 14. August vor der Zabrik der Aluminium- und Karbidwerke abspielte, und bei welchem ein Streikender getötet und ein anderer lebensgefährlich verletzt wurde. Bei dem großen Interesse, welches der Vorfall hervorrief, läßt sich auch die badische Regierung durch Landeskommissär Regie- rungsrat S tr a u b- Konstanz und den Vorsteher der badischen Fabrikinspektion, Regierungsrat Dr. B i t t m a n n vertreten. Die Anklage vertritt der Erste Staatsanwalt am Landgericht Waldshut  . Mehl, während ein Teil der Angeklagten, welche dem christ- lichen Metallarbeiter verbau de angehören, von Dr. M ü r b. Säckingen verieldigt wird. Nach dem Ueberweisungs  - beschloß erhebt der Staatsanwalt Anklage auf Grund des Artikels 125 Absatz 1. Landfriedensbruch, gegen folgende 21 Personen: 1. Giovanni G a d d i, Fabrikarbeiter von Grono  , Italien  , 23 Jahre alt. in Untersuchungshaft seit 14. August. 2. Lorenz O t t i n g e r, Fabrikarbeiter von Hausen, Baden, 36 Jahre alt. in Untersuchungshaft seit 21. August. Ottinger ist derjenige, welcher durch den Fabrikporher Biel   mit einem schweizc- rischen Kadettengewchr lebensgefährlich verletzt und vom Kranken- bett weg in Untersuchungshaft gesetzt wurde. Biel   dagegen befindet sich nicht unter den Angeklagten. 3. Emil Jeck, Fabrikarbeiter von Binningen  , Baselland  . Schweiz  . 29 Jahre alt, in Untersuchungshaft seit 15. August. 4. Franz« a l e s Bär, Fabrikarbeiter von Rotzingen, Baden  . 48 Jahre alt. in Untersuchungshaft seit 21. August. b. Alfred Rand, Fabrikarbeiter von Degerfelden  , Baden  , 48 Jahre alt, in Untersuchungshaft seit 21. August. 6. Albert Heinrich D i e t s ch e. Klempnerlehrling von Lörrach  , Baden  . 17 Jahre alt, in Untersuchungshaft vom ö. September bis 2. November. 7. Alfred D auch er, Schnftsctzcrlehrling von Wyhlen  , Baden  , 13 Jahre. 8. Karl F. Niedlinger, Maler, von Niederschwörstadt  . Baden  , 18 Jahre alt, in Untersuchungshaft seit 11. September. 9. Philipp B a t s ch, Fabrikarbeiter von Schönmünzach, Württemberg  . 29 Jahre, in Untersuchungshaft feit 29. August. 19. Gustav S ch l a ch t e r, Fabrikarbeiter von Hogschür, Baden  , 29 Jahre alt. in Untersuchungshaft seit 21. August. 11. August Meier, Schlosser von Nollingen, Baden  . 22 Jahre alt. 12. Friedrich B r u t t e l, Fabrikarbeiter von Wangen  , Baden  , 17 Jahre alt. in Untersuchungshaft seit 4. September. 13. Ceno Bär. Fabrikarbeiter von Lochhäuser, Baden  , 17 Jahre alt. 14. Epnst August Sänger, Fabrikarbeiter von Nollingen, Baden  . 19 Jahre alt. 15. F. A. S t e i n b r e n n e r, Fabrikarbeiter von Atzenbach  , Baden  . 28 Jahre alt.... 16. Guiseppe D o n i n i, Fabrikarbeiter, Rinim, Italien  , 21 Jahre alt. in Untersuchungshaft seit 17. August. 17. Bittorio Perrazzini. Fabrikarbeiter von St. Archan- gclo. Italien  . 29 Jahre alt; in Untersuchungshaft seit 14. August. 18. Fritz Büt scher, Fabrikarbeiter, aus Frankreich  , in (Oberelsaß) geboren, 21 Jahre alt. in Untersuchungshaft seit 21. August. 19. Alexius Strittmatter. Schlosser von Hardschwand, Baden  . 29 Jahre alt. in Untersuchungshaft seit 14. August. 29. Friedrich Meier, Fabrikarbeiter. Warmbach. Baden  , 34 Jahre alt.. LI. Frida Trachsel. Dienstmagd von Jaberg  . Bern   in der Schweiz  . 21 Jahre alt, in Untersuchungshaft seit 29. August. Den vorgenannten Angeklagten, von denLn R a u z. D i e t s ch e, Daucher, Riedlinger. Bruttel und Bär noch im jugend- lichen Alter stehen, wird zur Last gelegt, daß sie in der Nacht vom 13. zum 14. August in Badisch-RHeinfelden  . als sich dort bei den Aluminium» und Karbidwerken eine Menschenmenge öffentlich zu- sammenrottete, und mit vereinten Kräfte» gegen Personen(nämlich gegen die Fabrikverwaltung und die Arbeitswilligen) und gegen Sachen(nämlich gegen die Gebäude und Einfriedigungen der Alu- kleines f cuillcton. Die Abtrennung der Nationalgalerie von der Generalverwaltung der Museen, d. h. dem Machtbereich des Herrn Bode, ist nach einer offiziösen Meldung nur aus sachlichen Motiven und aus An- trag des Herrn Bode selbst erfolgt. Ob diese geflissentliche Kund- gebung in allem zutreffend ist, mag dahingestellt bleiben. An der Erfreulichkeit der Talsache wird ja dadurch nichts geändert. Wahrscheinlich hat auch Herr Bode an dem Sieg, den er über Tichudi davongetragen hat, für künftige Fälle genug. Da er nun Tschudis Konkurrenz glücklich beseitigi hat und der von ihm selbst als dessen Nachfolger erkorene junge Mann ihm ungefährlich scheinen mag. so kann er ohne weiteren Schaden sich das Air der Sachlichkeit gestatte». Was übrigen? ein Direktor der Nationalgalerie in erster Linie zu leisten hat, erfährt man zutreffenderweise aus dem bodeoffiziösenLokal- Anzeiger". Tschudis Abgang war danach durch ihn selber verschuldet. weil er die modernen'französischen Bilder, die Wilhelm II.   nicht leiden kann, ankaufte. Und mm folgt der klassische Satz, den sich jeder Direktor preußischer Kunstanstalten über seinem Schreib- lisch eingerahmt zur nachdrücklichen Beachtung aufhängen sollte: das Bewußtsein seiner Beamteneigenschast war eben nicht allezeit in ihm wachgeblieben". Wir hoffen, daß daS preußische Parlament(natürlich nicht die jetzige parodistische Ausgabe) einmal die Kolllequenzen ans diesem Satze ziehen und den König von Preußen ersuchen wird, die Beamten, die seinem Privatvergnügen dienen, aus seiner Privatschalulle zu besolden. Die Cookiade. Die Entlarvung Cooks als solche ist der Ausgang der Kopenhagener Prüfung anzusehe» hat allgemein überrascht. Solchen Humbug bat doch kaum jemand erwartet, zumal in Europa   den amerikanischen Enthüllungen nicht viel Glauben ge- schenkl wurde. Di« Papiere Cooks enthalten nach Kopenbagener Meldungen nicht nur keine Beweise für die Erreichung des Nordpols, sondern lassen vielmehr die Annahme zur Gewißheit iverden, daß er nicht da war. Cook ist inzwischen immer noch unauffindbar. Wie derBoss. Ztg." telegraphiert wird, soll er eine kleine Million Mark als Honorar und als Vorichuß für seine Borlesimgen eingesackt haben. Damit kann man immerhin leben, auch ohne den Nordpol   entdeckt zu haben und auch ohne den Ehrendokter, den die Kopenhagener Universität ihm jetzt wohl aberkennen wird. Da Armut»ach B. Shaw das größte Laster ist. so ist anzunehmen, daß Cook jetzt, da er sein Schäfchen im Trockne» hat, ein sehr honnetter und braver Bürger sei» wird, der vielleicht noch einen Teil seiner Beute für die armen Teufel als Prämie stiftet, die in Zukunft den Nordpol   wirklich entdecken wollen oder müssen. Theater. Königliches Schauspielhaus:Strandkinder". Schauspiel von Hermann Sudermann  . Die Ankündigung: das Stück spielt auf der Halbinsel Hela zur Zeit der Ordens- minium- und Karbidlverke) Gewalttätigkeiten beging, an dieser Zusammenrottung durch Anwesenheit sowie durch Bewerfung und Beschädigung der Gebäude der Aluminium- und Karbidwerke, die Trachsel auch durch Aeischleppung von Steinen, teilgenommen haben. Der Anklage liegt folgender Tatbestand zugrunde: Die Aluminium- und Karbidlverke Neuhausen-Schaff- hausen haben bald nach Inbetriebsetzung der Kraftwerke Rhein  - felden eine Filialfabrik in Badisch-Akheinfelden errichtet, in welcher zirka 159 Angestellte und Arbeiter beschäftigt wurden. Die Alu- ! miniumwerke arbeiten mit einem Aktienkapital von 26 Millionen ' Frank. Bis vor etwa zwei Jahren hat das Werk großen Gewinn abgeworfen und die Aktien der Aluminiumwerke standen an der Börse hoch im Kurs. Tann kam der Trust der französischen   Alu- miniumwerke, der die Preise des Aluminium ganz erheblich herab- drückte. Bis in diesem Jahre ist es der Fabrikleitung gelungen, die Arbeiter von den Organisationen fernzuhalten. Im Mai wurde durch den christlichen Arbeitersekretär Engel aus Straßburg   eine Sektion des christlichen Metallarbeiterverbandes gegründet, welcher fast alle Arbeiter beitraten. Schon im Juli wurde in eine Lohn- bcwegung eingetreten und der Fabrikleitung wurden Forderungen eingereicht, welche in einer durchschnittlichen zehnprozentigen Er- höhung der Tagelöhne, besserer Entlohnung der Ueberzeitarbeit und zweckmäßigere Einteilung der Mittagspause, sowie Einsetzung einer Arbeiterkonimission bestanden. Die Fabrikleitung hat sich diesen Forderungen gegenüber ablehnend verhalten und so erfolgte am 22. Juli der Streik, an welchem etwa 199 Arbeiter teilnahmen; eine Anzahl Arbeiter und auch die Meister und Vorarbeiter blieben der Firma treu. Von verschiedenen Seiten, so auch vom Bürgermeister Sänger, wurden Vermittelungsversuche unternommen; aber die Fabriklcitung verblieb bei ihrer ablehnenden Haltung und suchte auswärts Arbeitswillige. Die Fabrikleitung gab vor, daß eine Zeit niedergehender Konjunktur nicht der geeignete Moment zu einer allgemeinen Lohnerhöhung sei; eine solche werde eintreten, sobald sich die Verhältnisse wieder einigermaßen gebessert. Bis zum 13. August nahm der Streik einen verhältnismäßig ruhigen Verlauf, da der Zugang von Arbeitswilligen nur ein spar- licher war. Auf diesen Tag war ein Trupp von 27 Arbeitswilligen ans Frankfurt   angekündigt und das hat die Ausständigen in ge- waltige Aufregung gebracht. Als man erfuhr, diese angeworbenen Arbeitswilligen werden in Beuggen   aussteigen, zogen die Streiken- den nach dem etwa Stunden von hier entfernten Bahnhof Beuggen  , um die Arbeitswilligen zur Abreise zu bewegen. Die Arbeitswilligen waren von Meistern begleitet, welche mit Revolvern bewaffnet waren. Es kam daher schon am Nachmittag zu einem Renkontre, wobei ein Streikender, als er dem Fabrikmeister Fischer den Revolver wegnehmen wollte, durch einen Schuß am Arm ver- letzt wurde. Die Streikenden verlangten die Verhaftung Fischers, welche aber von der Gendarmerie abgelehnt wurde! Darauf sammelte sich eine ziemlich große Volksmenge, die vor das Fabriktor zog und eine drohende Haltung einnahm, und wiederholt die Herausgabe des Fischers forderte. Aus dem Fabrikhofe fiele« alsbald Schüsse, welche von dem Portier Biel   und anderen Arbeitswilligen abge- feuert wurden, durch welche der Italiener Adamo Gnolli getötet und der Arbeiter Lorenz Ottinger schwer verwundet wurde. Diese Schüsse gaben denn das Zeichen zu einem allgemeinen Angriff und es wurden die Wohnungen der Arbeitswilligen und der Meister in starker Weise beschädigt» auch die Fabrikkantine und das Ber- waltungsgebäude wurden teilweise beschädigt. Den durch diesen Ansturm entstandenen Schaden an Gebäuden berechnen die Alumi- niumwerke auf zirka 3999 Mk.. der Schaden an Möbeln und Haus. haltungsgegenständen, welcher den Meistern entstanden, ist erheb- lich größer. Am folgenden Abend wiederholten sich die Angriffe auf die Fabrik, wobei die Umzäunung um das Fabrikanwesen zer- stört wurde. Es befand sich an diesem Tage ein Gendarmerieauf- gebot von 45 Mann, sowie der Vertreter des Bezirksamts Säckingen, Oberamtmann Kapferer, sowie auch die Staatsanwaltschaft auf dem Kampfplätze; aber die Haltung der aufgeregten Massen war fortgesetzt eine drohende, sodass am Sonntagmorgen eine kriegsstarke Kompagnie Infanterie mit 2 Maschinengewehren vom Jnsantericregiment Nr. 114 in Konstanz   einrückte, welche die Ruhe wieder herstellte; über Badisch-RHeinfelden   wurde der Be­lagerungszustand verhängt. Unter der Mitwirkung von Landes- kommissär Straub und Fabrikinspektor Dr. Vitt mann kam dann am Sonntagabend eine Einigung zustande, derzufolge am Herrschaft, war nicht verlockend. Dramatiker, die sich ihre Stoffe aus einer, unserer ganzen Denk- und Anschauungsweise entrückten Vergangenheit holen, haben heute den Verdacht gegen sich, daß sie nur desbalb diesen weiten Abstand nehmen, um im romantischen Dämmerlicht der Ferne einer unbequemen Kontrolle möglichst enthoben zu sein. Bei solchen Stoffen kommt man um ein Abwägen der Motive, um die Glaubhaftigkeit der Handlung, um alle jene Forde- rungen seelischer Verfeinerung herum, für die der Naturalismus unser Ohr geichärst hat. Da kann man mit der Buntheit der Kostüme die Nisse der Charakteristik decken, und wenn man nichts zu sagen weiß, doch die Kanonen dramatischer Rhetorik und Patheiik donnern lassen. JndeS die schlimme Vorahnung erfüllte sich. Es ist charakteristisch für das Schauspielhaus, ditt es auf eine solche Arbeit Sudermaims gewartet hat. um ihm seine Pforten zu öffnen.(Und doS ist sogar Lindaus Werk.) Der blutige Zwist der Helabewohner mit ihren Nachbaren aus Putzig bildet den Hintergrund der Handlung. Es sind Fischer, die ihre karge Existenz durch Freibeuterei ergänzen. Wen sie fangen, Knaben oder Mädchen, muß ihrem Herreugeschlechte, den Ryntes, fronen. Tag um Tag schleppt da» elende Sklavenvolk Stämme für den Scheiterhaufen herbei, der nach dem Gebot des Großkomturs zur Nacht den Schiffern leuchten soll. Nur der kleinen Melide   wurde ein bestereS Los. Einer der beiden Rynkesöhne, Heimeringk, der Mildgesinnte, hat die Erbeutete in seinem Hause aufgezogen und duldet, daß sie den Mitgefangenen ihr Los zu erleichtern sucht. Die Szene, wo die Armen ihrem Klagegesange lauschen und, von der gleichen Sehnsucht nach der Heimat erfaßt, die Tränen nicht mehr halten können, ließ aus Augenblicke all die falschen Töne, das süßlich Gespreizte in den Reden des Kindes ver- gessen. Am Abend aber, lvenn die Sklaven gefesselt im Keller liegen, wird das Holz heimlich aus Gregor Ryntes Geheiß weitab zum Klippenstrand getragen und dort in Brand gesetzt. Vor Jahren ist »ein Vater von PntzigS Herrn, dem Falkner, geschlagen worden. Der Sohn nimmt Rache, indem er durch ein falsches Wahrzeichen die Seefahrer des Nachbardorfes ins Verderbe» lockt. Er trininvhiert, als endlich der Verhaßte selber in einer Sturmnacht Schiffbruch leidet und stößt dem halb lebendig ans Land Gespülten das Messer in die Brust. Der zweite, der weitaus beste Alt, der für die mit unter- laufenden llmnöglichkeiten wenigstens durch schlagkräftig starke Steigerung und die Stoßkraft der Szenen entschädigt, spielt auf dem Hofe der gipnkes. Der Danziger Komtur der Ordensritter, bei dem des Falkners Tochter, eine Th?aterteufelin, Klage angestrengt hat. verlangt anOrt und Stelle Rechenschaft. Eingeschüchtert durch Gregors Drohungen schweigen die Zeugen. Nur Melide   sagt die Wahrheit. Die Falknerin und Gregor lassen in ihrer Wut schließlich jede Maske fallen. Sie rühmt sich, ihr Vater habe den seinen umgebracht und er frohlockt, daß er den Mord mit Mord vergolten. Der Komtur aber, in seiner Vorliebe für starke dramatische Verwicklungen ent- scheidet und damit Friede tverde, müsse einer der Rynkesöhne die Falknerstochter zum Weibe nehmen. Dienstag die Arbeit wieder aufgenommen, alle Arbeiter, die sich nicht an den Krawallen beteiligt, wieder eingestellt, wegen Teil- nähme am Streik durfte keiner entlassen werden; ferner wurde ein Arbeiterausschuß eingesetzt, der mit der Fabrik über die streitigen Lohnfragen und anderen Differenzen unterhandeln sollte. Noch am gleichen Slbend gegen 12 Uhr wurde die Beendigunä des Streiks proklamiert und anderen Tages um 11 Uhr rückte auch das Militär wieder ab. Schon am Sonnabend und Sonntag wurden zahlreiche Ver- Haftungen vorgenommen, und es wurden die Verhaftungen bis An- fang Dezember fortgesetzt; von den Verhafteten wurden einige wieder aus freien Fuß gesetzt, während ein großer Teil der Be  - teiligten sich rechtzeitig über die Schweizer Grenz« flüchtete. Ein großer Teil der heute unter Anklage Gestellten ist noch im jugend- lichen Alter und nicht am Streik, sondern lediglich aus jugend- lichem Uebermut an den Unruhen beteiligt. Tie dem christlichen Metallarbeiterverband angehörige« Ange­klagten werden durch Rechtsanwalt M ü r b verteidigt. Bei mäßig besetzten Tribünen begann die Verhandlung mit dem Aufruf der Angeklagten. Diese haben in vier Reihen hinter- einander Platz genommen. Hinter jedem Angeklagten befindet sich ein mit seinem Namen versehenes Schild. Es folgt der Zeugen- aufruf, die für den ersten Verhandlungstag geladen sind. Nach Verlesung des Eröffnungsbeschlusses und Vereidigung deS Ueber- setzers erfolgte die Vernehmung der Angeklagten. Um 4(4 Uhr war das Verhör der Angeklagten beendet und ei wurde in die Zeugenvernehmung eingetreten. Als erster Zeuge erscheint Oberamtmann Kapferer-Säckingen. Nach seiner Auffassung sei der Arbeitersetretär Engel aus Straßburg   der eigentliche Ur- Heber des Streits, er habe die Arbeiter angestiftet, ihnen gesagt, daß sie zu wenig Lohn bekommen, während die Aluminiumindustrie großen Gewinn abwerfe. Die Behörden hätten bis zum 13. August keinen Anlaß zum Einschreiten gehabt, wohl sei es zu einigen un­bedeutenden Zwischenfällen gekommen, aber nur in zwei Fällen mußte behördlich eingeschritten werden. Zeuge gibt dann seine Wahrnehmungen über den weiteren Verlauf des Streiks und die Mahnungen, die man den Streikenden von der Behörde zugehen ließ. Am 12. August hätte die Fabrikleitung verstärkten Polizei» lichen Schutz eventuell militärische Hilfe verlangt; das letztere habe das Bezirksamt abgelehnt, da der vorhandene polizeiliche Schutz als genügend erachtet wurde. Eingehend erörtert der Zeuge sodann die Ankunft der Streikbrechertruppe aus Frankfurt  , ihren Trans- Port von Beuggen   nach Rheinfelden  , den Zwischenfall mit dem Meister Fischer, dem man den Revolver entrissen, wodurch ein Streikender und Fischer selbst verletzt wurden. Erst anderen Morgens sei er dann über die schweren Ausschreitungen in der Nacht vom 13./14. August telephonisch unterrichtet worden. Sofort sei er an Ort und Stelle gereist und hätte die nötigen Verfügungen getroffen. Durch Plakatanschlag seien die Aufruhrparagraphen publiziert und die Bevölkerung Rheinfeldens auf die schweren Folgen von Ausschreitungen aufmerksam gemacht. Eine auf den Abend einberufene Volksversammlung, die sich mit den Streikvör- gongen beschäftigen sollte, wurde polizeilich verboten, die sofortige stille Bestattung des Erschossenen G n o I i in Nollingen angeordnet, um eine geplante Arbeiterdemonstration zu verhindern. Am Sonn- abendabend sei es dann abermals zu Ausschreitungen gekommen, wenn auch nicht von so gefährlicher Art wie am vergangenen Abend. Da für den kommenden Sonntag großer Arbeiterzuzug aus Wyhlen  , Rheinfelden  , Laufenburg und Basel   gerüchtweise an- gekündigt und somit neue Unruhen befürchtet wurden. Hatto man militärische Hilfe requiriert, welche am Sonntagmorgen eintraf. Die Befürchtungen bewahrheiteten sich glücklicherweise nicht, und am Sonntag kam es unter dem Vorsitz von Landeskommissär Straub-Konstanz zu Einigungsverhandlungen, welche zum befriedi- genden Abschluß führten, mit den bereits bekannten Zugeständnissen der Fabrikleitung. Zeuge erklärt auf Befragen, daß wiederholt Versuche gemacht wurden, Vergleichsverhandlungen mit der Fabrik- leitung anzubahnen, aber diese hätte sich strikte ablehnend verhalten; erst aus die ernste Vorstellung des LandeSkommissärs Geheimen Oberregierungsrats Straub sei Generaldirektor Schindler zu Unterhandlungen herbeigekommen, habe aber die Erklärung abgegeben, daß die Fabrikleitung erst nach Wiederher- stellung der Ruhe auf Unterhandlungen über die Differenzen mit ihren Arbeitern eintrete, um nicht den Eindruck zu erwecken» als ob sie der öffentlichen Meinung nachgegeben hätte. Der zweite Teil deS Stücke» verpufft in ganz grotesken, melo­dramatisch zugestutzten Abenteuerlichkeiten, denen schlechthin jedes Interesse fehlt. Der gute Heimeringk, der, sich für den Bruder opfernd, die Falknerin gefteit hat, erntet schlechten Dank. Gregor das macht die Wahlverwandtschaft der dämonischen Naturen fühlt sich bei allem Haß in heißer Liebesglut zu ihr gezogen. Die beiden Frevler deklamieren in wundervoll geschwollenen Redensarten sich gegenseitig etwas vor und zünden dann nach ihrer Liebesfeier, um Heimeringk, der über See gefahren, zum Scheitern zu bringen, am Klippenstrand den Holzstoß an. Aber die Strandkinder, von der ihrem Besitzer schwärmerisch ergebenen Melide   angeführt, machen den schmähliche» Anschlag zunichte. Unversehrt durchkreuzt der Gute die Brandung. Er trägt das Ordenszeichen. Melide   bekommt ihn also nicht zum Mann, wird aber auf Grund eines Amuletts dafür wenigstens als hochgeborene Fürstentochter erkannt. Die Dekoration war glänzend, die Aufsührnng von Fräulein Resse! abgesehen, die die Geziertheit der Melide  »och aus eigenem steigerte recht gut, hervorragend Frau Poppe als wilde Falkuerin. Der Dichter wurde viel hervorgerufen, doch klang am Schlüsse ein vernehmliches Zischen in den Applaus. St. Notizen. Theaterchronik. Harry Walde» gastiert am S. Ja­nuar im Luisen-Theater als Karl Heinrich in»Alt- Heidel- Berg*. Das Deutsche Theater wird im August und September des nächsten Jahres wieder im Münchener   Künstler- Theater Festspiele veranstalten. Außer Wiederholungen von Hamlet  " und dem.Kaufmann von Venedig" sollenJulius Cäsar  ", Die Zähmung der Widerspenstigen"(der vorausgenommene dies- jährige Karnevalsscherz des D. Th.), derFaust" 2. Teil und die Orestie  " des AeschyloS dargestellt iverden. Der Beweis für den F er matschen Satz er- bracht? In der Verbandszeitschrift preußischer Landesvereiiie glaubt Oberlandmesser Seyfert zu Breslau   den Fermatschen Satz   bewiesen zu haben(daß die Summe der nten Potenz zweier ganzen Zahle» niemals die nie Potenz einer dritten ganze» Zahl ergeben kann, wenn ii größer als 2 ist). In der Wolfskehl  -Siiftung sit ein Preis von 199999 M. für den bestimmt, der obigen Beweis liefert. Die königliche Gesellschaft der Wisseiischaften zu Göttingen  , die kürzlich einem anderen Mathematiker einen Preis von 1999 M. für die teil- weise Lösung der Aufgabe zuerkaunte, wird darüber entscheiden, ob der Beweis gelungen ist. 89 099 Marl   für ein neues Stück, das ihn in all seinen Künsten zeigt, bietet der italienische Verwandlmigskünstler F r e g o l i. Der gewandte Mann weiß sich bekanntlich noch schneller umzuziehen wie manche Fürsten  , die hierin doch auch allerlei leisten. Dafür bezieht er aber auch eine Zivilliste, die eS mit mancher fürst- lichen aufnimmt. Welch eine Perspektive für ausrangierte Herr- kchasten]