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Ein schwerer Straßenbahnunfall ereignete sich vorgestern in der Zirkus Busch hat zu den Feiertagen ein neues Ausstattungsstüd Ober- Schöneweide. Sonntag, den 26. Dezember( 2. Weihnachts. Thaerstraße. Dort versuchte gegen 6 Uhr nachmittags vor dent herausgebracht. Das anfänglich Nihilisten" betitelte Schaustück hat feiertag) findet im Jugendheim, Wilhelmstr. 43, eine Weihnachtsfeier Hause Nr. 1 der Werkmeister Anton Oleined aus der Belziger- den Namen, Marja" erhalten und führt uns nach Rußland . Marja der Jugend statt. Der Unterhaltungsteil wird von der szend selbst straße 9 in Schöneberg die Gleise zu überschreiten, ohne dabei zu ist die hübsche Tochter eines Gastwirtes, in dessen Stellerräumen„ Ver- ausgeführt. Die Eltern sind freundlichst eingeladen. Anfang o Uhr. beachten, daß ein Straßenbahnzug der Linie 67 in der Richtung schwörer" eine Bombenfabrikation angelegt haben. Die Polizei nach Lichtenberg herannahte. Er trat unmittelbar vor dem Waggon tommt dahinter und verhaftet die ganze Gesellschaft, darunter einen Der Jugendausschuß. auf die Schienen und wurde umgestoßen. In bewußtlosem Zu- Studenten, der die schöne Marja liebt und deshalb mit dem das veranstaltet heute( 1. Feiertag) einen Unterhaltungsabend Groß- Lichterfelde . Der hiesige„ Männer- Chor"( M. d. A.-S.-B.) stande wurde der Berunglückte nach der Unfallstation in der War- Lokal inspizierenden" verliebten Staatsrat einen Zusammen- im Kaiserhof" am Stranoldplag. Beginn abends 8 Uhr. schauerstraße gebracht, wo eine schwere Verlegung der Wirbelsäule stoß hat. Auf einem Feste des Staatsrats will er sich an Tempelhof . Wir weisen die Genossen nochmals auf den heute festgestellt wurde. Nachdem O. die erste Silfe zuteil geworden, den letzteren rächen. Der Anschlag mißlingt aber. Die von der am 1. Feiertag im renovierten Saale des Wilhelmsgarten", Berwurde er nach dem Krankenhaus Friedrichshain übergeführt, wo er Polizei Berhafteten wandern in die Verbannung, wohin Marja frei- liner Straße 9, stattfindenden Kunstabend hin. in bedenklichem Zustande daniederliegt. Dr. Hirschberg willig folgt. Durch einen schweren Sturm, der einem Erdbeben spricht über„ Das deutsche Volkslied". Der Vortrag wird am Klavier Eine Einbrecherschule wurde gestern von der Kriminalpolizei gleichfommit, kommen alle ums Leben. Die Aufmachung ist eine und durch Gesang erläutert. Anfang 6 Uhr. Vor und nach dent in der Gartenstraße ausgehoben. Ein Kriminalbeamter bei einem Fest beim Staatsrat. Im Vordergrunde stehen die von Von 12 Uhr ab: Tanz. glänzende. Das fommt vor allem im zweiten Aft zum Ausdruck, Vortrag Konzert von Mitgliedern des Berliner Sinfonie- Orchesters. fah vorgestern auf dem Stettiner Bahnhof den ihm bekannten Arbeiter Karl Hennicke mit einem anderen Manne zusammen, echten Russen aufgeführten Nationaltänze. Dazu kommt das Eichwalde . Der Arbeitergesangverein Männerchor"- Eichwalde der später als ein Vinzenz Kortus festgestellt wurde. Als die Auftreten der spanischen Tänzerin Rosario, die durch ihre( M. d. A.-S.-B.) veranstaltet am zweiten Weihnachtsfeiertage in beiden mit einem Vorortzuge nach Stolpe abfuhren, reiste der leidenschaftlichen Tänze das Bublifum mit fortreißt. Die Wittes Waldschlößchen" eine Weihnachtsfeier. Da genannter Verein Beamte ihnen nach und beobachtete sie. Hennide und sein Spieß- Kostümpracht wird aufs äußerste entfaltet und die Beleuchtungs - zu Parteifeſtlichkeiten fiets zur Verfügung steht, wird um rege Begeselle machten sich alsbald daran, in eine abseits gelegene, im tecnit feiert Triumphe. Im Schlußakt sieht man die schnee- teiligung ersucht. Winter nicht bewohnte Villa einzubringen, indem sie das Tür - verwehten Hütten der Verbannten und gewinnt einen fleinen Einschloß mit einem Stemmeisen herausbrachen. blick in die Armseligkeit ihres Lebens. Während der große Sturm Wilmersdorf . Während der Kriminalbeamte die Ortspolizei zu Silfe holte, pacten die Ein- einsetzt, wobei sich alle Schlensen des Himmels öffnen und alles Ein Kampf gegen Lehrerinnen. Von der kommunalpolitischen brecher ihre Rucksäcke voll und kehrten dann nach dem Bahnhof vernichtet wird, ertönt das in russischem Text gesungene Weih- Nückständigkeit der Stadtverordnetenversammlung konnten wir schon zurüd, um wieder nach Berlin zu fahren. Auf dem Bahnhof nachtslied: Stille Nacht, heilige Nacht! mehrfach Kostproben zum besten geben. In der Sigung vom in Stolpe wurden sie ergriffen und nach Berlin gebracht. Hier Das übrige Programm ermangelt gleichfalls nicht des Ab- 23. Dezember feierte der Geist der Reaktion wieder ein Fest, als es hatte Kortus in der Gartenstraße 67 ein Wohnung gemietet, in wechselungsreichen Großen Spaß machte die Vorführung dressierter sich um die Beratung eines Magistratsantrages handelte, wonach bei der auch Hennicke, der der Polizei wegen keine fefte Wohnung Schweine. Diese Nummer macht die Redensart: Dumm wie ein Belegung verschiedener Lehrstellen sowohl in einer höheren nehmen wollte, Unterschlupf fand. Dort fand die Kriminalpolizei Schwein! zu schanden. Mädchenschule als auch in einer Gemeindeschule dem gestern noch vier junge Burschen, die von Hennice Unterricht in Zirkus Albert Schumann bringt ein schönes und reichhaltiges Magistrat die Wahl gelassen werden sollte, geeignetenfalls auch der Stadtbahnsledderei und in Villeneinbruch erhielten und auf Festprogramm. Für die vielen Stinder, die an den drei Nach- weibliche Lehrkräfte anzustellen. Als Fachmann betonte der beiden Gebieten unter Führung ihres Lehrmeisters und des mittagsfestvorstellungen seine Gäste werden, sind Paet, der Wunder- Stadtverordnete Dr. Heinis, daß besonders für höhere Kortus auch schon praktisch tätig gewesen waren. Auch diese vier affe, Clown Bagonghi, der kleinste Parforcereiter der Welt, Wittor Mädchenschulen sehr wenig Meldungen von Lehrern einlaufen, wurden festgenommen und mit den beiden anderen dem Unter- Niblos sprechende Bögel und der fomische Ningkampf der Clowns trotzdem die Gehälter mit denen der Knabenschulen gleich fuchungsrichter vorgeführt. Die Kriminalpolizei beschlagnahmte Jim Jam und Cottrell Quellen fröhlichster Seiterkeit. Dabei geht find. Unter diesen Umständen wären die Schulleiter froh, wenn sich eine Menge gestohlener Sachen. wie in den Abendvorstellungen die glänzende Nitterpantomime Die Lehrerinnen meldeten. Gegen diese Darlegungen wandten besonders genannt das Stehaufmännchen zu Pferde, wird allabendlich bei deren Mangel an fachmännischem Urteil durch die Kundgebung der drei Rivalen" auch nachmittags ungefürzt in Szene. Bagonghi, die Stadtverordneten Lehmann und Pulver, zwei Herren, feinem Auftreten mit Jubel begrüßt. Heute am ersten Weihnachts. Ansicht aufgewogen wurde, daß es den Umsturz bedeute, wenn man feiertage findet das Debüt des Sergeanten Brenan statt, des be- so gefährlichen Dingen wie der Frauenbewegung irgendwelche Kon rühmtesten Diabolospielers der Welt. Fast täglich stehen jetzt Debüts effionen mache. Diese Anschauungen wurden noch unterſtützt durch von Novitäten auf der Tagesordnung. die Kundgebung des konservativen Vorschullehrers, Stadtverordneten Busch, der gleichfalls gegen die Anstellung von Lehrerinnen wetterte. Mit großer Mehrheit erklärte sich die Stadtverordnetenversammlung mit dieser Rückständigkeit solidarisch, indem sie aus der Magistratsvorlage die Bestimmung strich, daß in der höheren Mädchenschule wie in der Knabenvollsichule geeignetenfalls auch ehre rinnen eingestellt werden dürfen.
Die Ausrüstung eines Amtsgerichtsrats gestohlen. Aus einem Baletfahrtwagen auf offener Straße gestohlen wurde ein Stoffer, der tvertvolle Ausrüstungsgegenstände des Amtsgerichtsrats R. aus Schöneberg enthielt. Der Kutscher hielt mit dem Wagen vor dem Hause Bayreuther Str. 14. Als er den Wagen einen Augenblick berließ, um eine Besorgung auszurichten, wurde der große Koffer herausgeholt und war dann spurlos verschwunden.
Beschwerde über den Flugplatz in Johannisthal . Ein Lefer schreibt uns: In der Sonntagnumner vom 12. Dezember 1909 las ich, daß der Flugplatz in Johannisthal für einige Sonntage für das Publikum unentgeltlich offen sei und auch eine fostenlose Besichtigung der Flugapparate stattfinden könne.
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Im Stadtbahnwagen zwischen Baumschulentweg und Rummels burg hat ein Arbeiter am 23. Dezember ein Paket, enthaltend: 3 Damenhemden, 6 Stinderhemden, 1 Photographiebrosche und eine fleine Spange, liegen lassen. Da derselbe für die Sachen ersatzpflichtig ist, wird der ehrliche Finder gebeten, Nachricht zukommen zu lassen an Baul Garsfi, Baumschuleniveg, Baumschulenstr. 94.
Sein Handwerkszeug, das sich in einem Beutel befand, und eine Handjäge hat fürzlich ein älterer Arbeiter irgendwo zurückgelaffen. nicht angeben, wo das gewesen ist. Sollte jemand Auskunft erteilen Da der Mann berunglückt ist und im Krankenhause liegt, tann er tönnen, wird gebeten, diese an den Gastwirt Reinhold Wieke, SchillingStraße 15, gelangen zu lassen.
Vorort- Nachrichten.
Weihnachtsveranstaltungen.
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Die Stadtverordnetenversammlung beschäftigte sich in ihrer Sizung vom 23. Dezember des langen und breiten mit der Angelegenheit Bedmann, über die wir unsere Leser in Nr. 277 des Vorwärts" ausschusses erstattete Stadtverordneter Dr. Lisco den Bericht. eingehend unterrichtet haben. Im Namen des UntersuchungsDieser Herr zählte die Anschuldigungen, die
Als Juteressent wollte ich diese günstige Gelegenheit nicht vor übergehen lassen und opferte am letzten Sonntag einen Nickel für eine Fahrt nach Johannisthal . Aber wie groß war meine Enttäuschung, als ich vor verschlossenen Toren schon einige zwanzig Personen vergeblich auf Einlaß warten sah. Nach einiger Zeit hatten wir denn auch die Aufmerksamkeit einiger Personen Dr. Büchtemann und Dr. Schwarz gegen den früheren erregt, die sich auf dem Flugplay zu schaffen machten Stadtverordneten- Vorsteher erhoben worden sind, im einzelnen auf und und ein Wächter, anscheinend von der Wach- und Schließgesellschaft, tam zu dem Schluß, daß die Mehrheit des Ausschusses alles in bester stedte schließlich seinen Kopf durch ein im gaune befindliches GudOrdnung gefunden habe. loch und erklärte uns, daß der Eintritt nur gegen Zahlung von Bekanntlich sollte das Friedrichshagener Sägewert, an dem Dr. Beckmann mit einer Anzahl anderer Wilmers50 Pf. gestattet sei. Db wir für unsere 50 Pf. auch einen Apparat dorfer Bürger als Teilhaber intereffiert ist, bei Vergebung von zu sehen bekämen, konnte der gute Mann nicht sagen. Natürlich Lieferungen bevorzugt worden sein. Nach dem Ausschußbericht sind wurde diese Erklärung mit allgemeiner Entrüftung aufgenommen, und Lichtenberg . Heute am 1. Feiertag, abends 7 Uhr, veranstaltet seit Bestehen des Werkes im ganzen für 712 000 M. Arbeiten der wir fragten uns gegenseitig ist es ein Trick der Flugpiaggefell- der Bezirk Lichtenberg im Lokale von P. Schwarz, Möllendorf- Stadt Wilmersdorf in Frage gefommen, wovon der Gesellschaft im schaft, um auf diese Weise ein Wintergeschäft zu machen, oder ftraße 25/26, eine Weihnachtsfeier, bestehend in Konzert, Rezitationen Submissionswege für 24.000 M. übertragen worden sind. Als bebetreibt der Wächter dieses Geschäft auf eigene Faust? Auf feinen und Gesangsaufführungen. Bei den außerordentlichen Darbietungen denklich bleibt aber die im Bericht erwähnte Tatsache bestehen, daß Fall ist es richtig, daß das Publikum unter Vorspiegelung des freien wird auf einen zahlreichen Besuch gerechnet. Dr. Beckmann den Stadtbaurat Herrnring auf das Sägewerk Eintritts dort hinausgeleckt wird, denn es waren nach und nach Rigdorf. Heute findet bei Hoppe, Hermannstr. 49, die Weih aufmerksam gemacht hat, ohne daß der Baurat von der zirka hundert Personen erschienen, darunter viele, die 50 Pf. nicht so nachtsfeier statt. Nachmittags präzise 3 Uhr gelangen für Teilhaberschaft des Stadtverordnetenvorstehers Kenntnis leicht wegwerfen können und sie zogen auch fast alle ergrimmt von tinder farbige Lichtbilder mit Erläuterungen zur Aufführung und hatte. Weiter tam in Betracht, daß die Regelung einer Herrn dannen. zwar heitere Szenen von Wilhelm Busch . Eintritt pro Kind 10 Pf. Dr. Beckmann nahegehenden hypothefenangelegenheit Die Flugplaßgesellschaft wird nicht umhin tönnen, sich hierüber Saaleröffnung 2 Uhr.- Abends 7 Uhr: Familienabend. in einer Weise durch die Wilmersdorfer städtische Spartafie er zu äußern. Konzert, Chorgefang und turnerische Aufführungen. Nachdem folgt ist, die den Anklägern als Bevorzugung erschien. Man beGroßer Ball. Herren, die daran teilnehmen, zahlen 50 Bf. nach. mängelte namentlich, daß Herr Dr. Beckmann einen Betrag von Jufrafttreten der Polizeiverordnung betreffend Geschäftsschluß im Eintritt 30 Bf. Morgen( 2. Feiertag) gelangt im Rigdorfer Stadt- 300 000 M. zu 4 Proz. erhalten hatte, während um dieselbe Zeit Barbiergewerbe. Am 1. Januar 1910 tritt für das Barbiers und theater: 2 x 2= 5, Gathrspiel von Gustav Wied , zur Aufführung. andere Personen 41 und 41% Proz. zablen mußten. Auch diese AnFriseurgewerbe eine vom 15. November 1909 datierte Polizeiberord Kinder unter 10 Jahren haben teinen Zutritt. gelegenheit ist nach dem Bericht des Ausschusses unverfänglich vor nung in Straft, wonach an Sonn- und Feiertagen der Betrieb pünkt- Borhagen- Rummelsburg . Sonntag, den 26. Dezember( 2. Weih- fich gegangen, wenn auch eine Minderheit von drei Mitgliedern der lich um 2 Uhr vollständig einzustellen ist. Es dürfen mithin Stunden, nachtsfeiertag), abends 6 Uhr, veranstaltet der Jugendausschuß im Meinung war, daß die Hypothekenregelung beffer unterblieben wäre. welche zwar vor 2 Uhr den Laden betreten haben, jedoch um 2 Uhr Café Bellevue", Hauptstr. 2, eine Weihnachtsfeier. Zur Aufführung Desgleichen steht ein anderer Teilhaber des Sägewerks, Stadtnoch nicht abgefertigt sind, nicht mehr bedient werden. Das Publikum gelangen zwei fleine Theaterstücke sowie musikalische und Gesangs verordneter Pumplun, nach dem Bericht des Ausschusses einwandfrei tut darum gut, die Friieurgeschäfte möglichst frühzeitig. spätestens vorträge. Legztere werden vom Quartett Harmonie" ausgeführt. da. Dieser Herr, ein Zimmermeister feines Zeichens, ist bei elf aber um 1 Uhr zu besuchen, um mit Bestimmtheit auf Bedienung Billetts( a 25 Pf. für Erwachsene, a 10 Pf. für Jugendliche) sind Submissionen, die die Stadt ausgeschrieben hat, neunmal Mindestredhmen zu fönnen. Diese Verordnung ist angesichts der geringen für die Mitglieder des Niederbarnimer Wahlvereins und deren An- fordernder geblieben und hat demzufolge die in Betracht gekommenen Freizeit, welche Angestellte sowie allein arbeitende Selbständige haben, gehörige bei den bekannten Personen zu haben. Kinder unter Arbeiten erhalten. mit Freuden zu begrüßen, nur liegt es in erster Linie am Publikum, 14 Jahren frei. Um zahlreichen Besuch bittet diese Verordnung zu reipettieren, zweitens an den Polizeiorganen, derfelben Geltung zu verschaffen, damit es nicht so weiter geht wie bisher, daß, wo imiautere Glemente das Geschäft zu jeder Zeit offen hielten, ohne ein Strafmandat zu bekommen, während jeder anständige Varbier sein Geschäft gefchloffen hatte.
Am Heiligen Abend.
Weihnachten eines Proletarierkindes.
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Der Jugendausschuß.
Das Jugendheim ist am Sonnabend, den 25. Dezember( ersten Feiertag) und am 1. Januar 1910 von 4 Uhr nachmittags bis 10 1hr abends geöffnet; am 26. Dezember( zweiten Feiertag) obiger Weihnachtsfeier wegen nur von 4 bis 6 Uhr nachmittags.
fauern gegen die Kälte zu schüßen. Die fadenscheinige, unzureichende Kleidung kann ben unterernährten Körper nicht warm halten. Ein starker Schüttelfrost durchschauert den Kleinen, und während ihm die Zähne klappern, starrt er mit sehnsüchtigen Blicken nach einem im gegenüberliegenden Hause aufleuchtenden Christbaum. So unendlich traurig blicken diese Kinderaugen aus dem frühalten Gesicht.
Dem offiziellen Bericht fügte Oberbürgermeister Habermann hinzu, daß auch der Magistrat einen besonderen Untersuchungsausschuß eingesetzt habe, nachdem in der" Vossiichen Zeitung" die befannten Auflagen erhoben worden waren. Dieser Ausschuß iei in gemeinsamer Verhandlung mit dem Stadtverordnetenausichuß zu der Ueberzeugung gekommen, daß alle Beschuldigungen unbegründet mitgebracht; den puben wir uns nachher aus. Ich habe von unserer Nachbarin einige Aepfel und Nüsse geschenkt bekommen. und etwas zu essen habe ich auch mitgebracht. Möchtest Du etwas essen? Ja, mein Junge?"
„ Einen Weihnachtsbaum möchte ich haben, bitte, bitte." Der trübe, graue Tag geht zu Ende. Gar viele Menschen Während die Mutter mit zitternden Händen das Bäumchen haften dem Innern der Stadt zu. Ein gewaltiges Brausen umauspußte, tritt fie mehrmals an das Bettchen des Kleinen, dessen fängt uns. Das Läuten der Straßenbahnen, Tuten der AutoEin Spieltamerad hatte, nachdem er allen Bitten des Ver- fieberglänzende Augen ihr Besorgnis einflößen. Ob der Arzt mobile und das Rumpeln und Rattern der verschiedenartigen einsamten entgegen sich dennoch entschließen mußte,„ oben" zu mitkommen wird? Und wovon ihm bezahlen oder die Medezin Fuhriverte vermischt sich mit dem Schreien der Straßenhändler gehen, ihm zum Trost einige alte Bleisoldaten geschenkt; hoffte heranschaffen? Bum Armenvorsteher, dem Hauswirt von nebenan, und dem dumpfen Gefumm einer vieltausendföpfigen, schnell er doch reichlichen Ersatz dafür zu bekommen. Dunkel erinnerte wagte sie fich nicht mehr; der hatte sie so grob angefahren, als dahineilenden Menge. Diese Menge scheint heute nicht so falt, er sich, daß seine Eltern vor einigen Jahren, als er noch nicht sie ihn um Marken bat, damit sie sich Essen aus der„ Armenküche" so egoistisch aneinander vorüber zu eilen wie sonst; eine stille, zur Schule ging, auch einen Weihnachtsbaum auspuhten; und er holen konnte. taum verhaltene Freude leuchtet den meisten aus den Augen. Ein hatte eine Trommel bekommen und Kuchen und Nüsse. Ei, das Da hört sie harte Männertritte die Kellertreppe herunterstummes Sichverstehen. It's die Erinnerung an die harmlosen war schön! Aber seit der Zeit ging es immer schlechter. Mutter fommen. Es flopft. Jedenfalls der Arzt. Sie öffnet. Gin Freuden der eigenen Kindheit?; ist's das föstliche Gefühl, den sagte: der Vater wäre zu alt, er bekäme höchstens noch im Schußmann steht mit etwas verlegenem Gesicht vor ihr.„ Guten Seinen einen vielleicht schon lange gehegten Wunsch erfüllen zu arbeiter noch auf der Bahn Arbeit gefunden, aber vor vielen nach dem Revier kommen." Sommer Arbeit. In diesem Sommer hatte er als Strecken- Abend! Hören Sie mal, Sie möchten doch mal morgen vormittag können? Es ist ein Tag, ein Abend, an dem durch findliche Wochen wurde er, weil teine Arbeit wäre, wieder entlassen. Freude, durch, vielleicht auch wehmütige, Erinnerungen viel Ver- Mutter war oft tranf. Da mußte er auch manchmal betteln gehen, bitterung aus unserem Gemüt gewaschen wird. ihm gab man eher etwas wie den Eltern. In aller Frühe waren beide fortgegangen; vielleicht bot sich doch irgendwelche Gelegenheit, etwas zu verdienen. Doch sie waren noch immer nicht zurüd und in ihrem Keller war es so dunkel und kalt. Ach jal Einen schönen Weihnachtsbaum mit vielen, vielen Richtern mochte er haben; und dann sich einmal recht satt essen. Unter diesen Gedanken war der Kleine eingeschlafen. Er träumte von einem schönen Weihnachtsfeste. Ein glückliches Lächeln lag auf dem abgemägerten Gejichtchen. Grimmig heulte der Wind um diese düsteren Mietstasernen und wirbelte den eisigen Schnee auf den schlafenden Knaben. Niemand als der Wind beachtete ihn und zärtlich bettete er ihn ein.
Seht jene menschliche Ruine, die in der immensen Lichtflut bes von tausenden elektrischen Lampen erleuchteten Warenhauses und angesichts der Ueberfülle glänzenden Reichtums besonders erbärmlich erscheint, die scheu dem Ashl für Obdachlose zuwandert, sich schon darauf freuend, am ersten Feiertag früh statt der Mehlsuppe Kaffee und ein Stück Weihnachtsstolle zu erhalten. Dieser Mensch hat vielleicht auch oft als Kind an der Hand um ihn besorgter, hoffnungsfroher Eltern, um den im Kerzenglanz strahlenden Weihnachtsbaum herumgetollt, vor Freude über die bescherten Spielfachen gejauchzt. Mochte ihn die Gesellschaft noch so tief hinabstoßen, einst war auch er ein Kind wie jene Saiten und Reichen; auch er war einst glüdlich und lachte, wie nur unschuldige Kinder lachen können, die das Leben noch nicht in seine harten Arme aufgenommen hat.
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Draußen in der östlichen Vorstadt treibt ein eisiger Wind ben spärlich gefallenen, törnigen Schnee durch die Straßen. Es ist gegen acht Uhr. Nur hin und wieder, haftet noch ein Passant mit hochgeschlagenem Rodkragen, patetbeladen dahin. Durch viele Fenster leuchtet der gelbliche Lichtschein angezündeter Weihnachtsbäume. Ueberall freudige Erwartung und Spannung. Kinderlachen, Kinderfreude.
In einer dunklen Haustürnische hodt auf dem Brellstein ein etwa achtjähriger Knabe. Vergeblich sucht er sich durch Zusammen.
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Als er wieder erwachte, war ihm ganz wunderlich zumute. Es sprach jemand zu ihm, aber der war so weit ab. Da erkannte er beim Schein der Küchenlampe, daß sich seine Mutter über ihm gebeugt. Sie fprach; er verstand aber nichts; fonnte sich auch nicht freuen. Was war mit ihm geschehen?
Allmählich wurde er flarer. Er lag in Mutterns Bett, dem einzigen, das sie noch hatten. Seine Mutter, hörte er, schidte eine Nachbarin zum Arzt.
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Bielleicht stirbt er mir sonst noch!"
Mit lautem Aufschluchzen warf sie sich über das Bett. Reise rannen die Tränen. Da bat der kleine mit schwacher Stimme: Mutti, bitte, bitte, nicht weinen!" Ein Hoffnungsstrahl durchaudte die. tränenden Augen der Mutter. Grtennst Du mich, mein Liebling? Sieh nur, ich habe ein fleines Tannenbäumchen
„ Was, ich? Was soll ich denn dort?"
Das weiß ich auch nicht. Aber ich glaube, es handelt sich um Ihren Mann." " Was um meinen Mann? Was ist passiert? O bitte, fagen Sie es mir doch; Sie wissen es."
„ Na, wissen Sie, Sie tun mir leid, aber erschrecken Sie nicht. Ihr Mann ist heute früh von den Eiswerken zum Abeisen eingestellt worden. Doch als der Inspektor kam, um die Neueingestellten zu mustern, stellte er Ihren Mann als zu alt zu dieser Arbeit zurüd. Da ging er noch zu einem Bekannten, der schon bei der Arbeit auf dem See war, um ihm Adieu zu sagen, jo sagte er wenigstens zu dem Vorarbeiter, der ihn erst nicht rauf lassen wollte. Doch nachdem dieses geschehen, wagte er sich zu weit an das offene Waffer vor und plöblich war er verschwunden." „ Ach, auch das noch. Doch, sagen Sie, sie haben ihn doch wieder herausgeholt?"
Ja, man hat sofort alles mögliche zu seiner Rettung unternommen, und konnte ihn auch nach längerem Suchen wieder herausbringen, aber er war schon tot."
" Ich danke Ihnen, Herr Wachtmeister."
Still kehrte die Frau in die tahle Stube zurück. Das Fieber des Kindes steigerte sich wieder; er bat fortwährend, er wolle einen brennenden Weihnachtsbaum haben. Mechanisch befestigte die Mutter Enden eines Wachsstodes an den Zweigen und zündete die winzigen Lichtlein an. Dann jezte sie sich auf den Rand des Bettes still vor sich hinstierend. Die Augen fladerten.
Irgendwo sang man: Stille Nacht, heilige Nacht...