geklagte einen so heftigen Stoß in die Magengegend, daß fie zurück-taumelte und ohnmächtig auf der Straße liegen blieb. Dem ob diesesVorganges erstaunten Straßenbahnschaffner erklärte der Angeklagte:Die Sache ist erledigt, fahren Sie nur zu. Trotzdem diese beidenVorgänge von mehreren Augenzeugen in der geschilderten Weisebestätigt wurden, erkannte das Kriegsgericht im ersten Falle ausFreisprechung, da es der Angabe des Angeklagten Glauben schenkte,er sei von der Roßberg zuerst beschimpft wordenund habe diese Beleidigung auf der Stelle er-widert. Den zweiten Fall sah der Gerichtshof äußerst milde anund erkannte auf die minimale Geldstrafe von 6 M.Oertcrmcb.Die ungarische Krise.Budapest, 27. Dezember. Die bisherigen Bemühungen desHerrn v. Lukacs, ein neues Kabinett zu bilden, stoßen auf dieallergrößten Schwierigkeiten. Bis jetzt ist es nochnicht gelungen, eine Formel zur Verständigung der Jnsthpartei zufinden.Tie Justhpartei fordert: Allgemeines gleiches undgeheimes Wahlrecht; Vorbereitung der wirtschaftlichenSelbständigkeit; Vorbereitung der selbständigenungarischen Bank für den 1. Januar 1311. Die beidenersten Punkte hat Lukacs angenommen. Der Streitgeht um den dritten. Für den Fall daß Lukacs nicht zum Zielekommt, soll der Graf Khuen-Hedervary berufen werden, der danndas Parlament auflösen und Neuwahlen vornehmen lassen möchte.Ob er auf diese Weise eine Majorität bekommt, ist allerdings sehrzweifelhaft.Die Meldung, daß Lukacs einer demokratischen Reform desWahlrechts abgeneigt sei, bewahrheitet sich nach der obigen Depeschenicht. So ist es also möglich, daß die Demonstrationen für dasgleiche Wahlrecht, womit die Sozialisten am Freitag den neu-ernannten Ministerpräsidenten am Bahnhof empfingen, zugleicheine Ovation für ihn gewesen sind.frankreicd.Friedensklänge.� In der Verhandlung der Kammer über die aus-tr> ä r t i g e Politik, die am ersten Tage eine Rede desNationalisten M i l l e v o y e brachte, in der zur allgemeinenUeberraschung die Revancheidee zurücktrat, forderte Montagder Deputierte M e u n i e r die Regierung auf, die I n i t i a-tive zu einer neuen Friedenskonferenz imHaag zu ergreifen und für das unter allen Um-ständen obligatorische Schiedsgericht undfür die Einschränkung der Rüstungen einzu-treten. Der Radikale L e s � b r e trat für die nämlicheForderung ein. Er wies sehr beredt auf das Beispiel hin,das Deutschland und Frankreich bei dem Zwischenfall vonCasablanca gegeben hätten, obwohl es sich dabei um ein»Frage des nationalen Prestiges und der Ehre gehandelt habe.Minister P i ch o n beantwortete die beiden Anfragen aus-führlich. Er schilderte die Haltung Frankreichs auf derletzten Konferenz im Haag, deren positive Anträge übrigensder Kammer zur Ratifikation unterbreitet seien. Frank-reich sei für das obligatorische Schieds-g e r i ch t. Der Minister fügte hinzu, daß die interparlamen-tarische Union seine volle Sympathie besitze, da diese Unionein Unternehmen der Propaganda sei, und daß die Ein-berufung einer neuen Konferenz im Haag eine delikatodiplomatische Vorbereitung erfordere.(Lebhafter Beifall.)In der Nachmittagssitzung interpellierte P r e s s e n s 6(Sozialist) die Regierung über die Politik Frankreichs in denVerhandlungen, zu denen die O r i e n t k r i s e Anlaß ge-geben hatte, und erklärte, es sei notwendig, in der Kreta-frage zu intervenieren, an der Bildung einesBalkanbündnisses mitzuarbeiten und die U n a b-hängigkeit Bulgariens zu sichern. Der Rednerstellte sodann fest, daß ein Nachlassender Spannungzwischen England und Deutschland einge-treten sei, die gegenwärtig geneigt zu seinschienen, Verabredungen über die Begrenzungder Rüstungen zu treffen. Die Stunde sei ge-kommen, eine internationale Friedensorganisation zu bilden.Frankreich müsse in den Schiedsgerichts- und Abriistungs-fragen sich an die Spitze der europäischen Nationen stellen.Eine Verständigung mit Mulay Hafid.,Am Freitagabend ist nach Pariser Meldung eine volle Ver-ständigung über fast alle strittigen Punkte zwischen Frankreichund Marokko erzielt worden. Am Abend empfing der Ministerdes Auswärtigen, Pichon, die marokkanische Sondergesandtschaftund hatte mit ihr eine 1% Stunden währende Unterredung.Hierbei wurde die Verständigung erreicht. Nur ein Punkt stehtnoch zur Diskussion. Und der ist sehr wesentlich. Er betrifftnämlich die finanziellen Sicherungen, die Marokko für die An-leihe geben soll, die Frankreich ihm verschaffen muß, wenn es zueiner Kriegsentschädigung' kommen will.—Englancl.Erzbischöflicher Wahlerlaß.London, 27. Dezember. Der katholische Erzbischofvon West min st er forderte die Katholiken seines Sprengelsauf, von den Kandidaten zu verlangen, daß sie sich verpflichten,die katholischen Schulen aufrecht zu erhalten unddenselben öffentliche Subsidien zu gewähren.Kuklanci.Die Spitzel-Höllenmaschine.Die russische Mitteilung, daß der verhaftete Woskressenskyzugestanden, er habe den Obersten Kartzow im Auftrage der Re-volutionäre ermordet, wird jetzt bezeichnenderweise durch eineMitteilung aus Petersburg bestritten. Unterm 26. Dezemberwird aus der russischen Hauptstadt gemeldet: Woskressenskyleugnet nicht, daß er beim Chef der hiesigen Sicherheitsabteilungals Agent gedient hatte und ihm Mitteilungen über dieTätigkeit der Mitglieder der sozialdemokrati-schcn Partei zukommen ließ. Er stellte jedoch inAbrede, daß er den Mord des Obersten Karpoworganisiert und zur Ausführung gebrachthabe. Die Höllenmaschine habe sich tatsächlich in dem Quartierbefunden, jedoch sei sie zufällig explodiert, ohnejegliche Mitwirkung von seiner Seite.—Cbtua.Ein Attentat auf den Prinzregenten.vcach einem Schanghaier Telegramm der„K ö l n.Z t g." vom 27. Dezember verübte ein Revolutionäraus S ü d ch i n a einen Mordanschlag auf den Prinzrcgentenin dein Augenblick, da dieser vor dem Palast seinen Wagenverließ. Durch den D o l ch st o ß wurde Prinz Tschun amUnterleibleichtverletzt, der Blutverlust war gering.Der Verletzte befindet sich verhältnismäßig wohl, der Täterist verhaftet. Die Stadt Peking ist vollkommen ruhig.Verantw. Redakt.: Richard Barth, Berlin. Inseratenteil verantw.:Näheres über die Person und die Beweggründe desTäters wird noch nicht mitgeteilt.Amerika.Flucht des nikaraguanischen ExPräsidenten.Der ExPräsident Zelaha von Nikaragua ist vor den Kriegs-schiffen der llniow und der gegen ihn aufgrstandeneneigenen LandcSkindern auf einem mexikanischen Kriegsschiff nachMexiko geflüchtet. Wie sich die Regierung der Union dazu stellenwird, steht noch dahin. Vor einigen Tagen hieß cs, daß sie dieBestrafung des ExPräsidenten als Privaimann wegen Mordesder zwei Amerikaner Crase und Cannon, die er hatte hinrichtenlassen, verlangen werde. Der mexikanische Minister des Aeußerenhat der Washingtoner Regierung mitgeteilt, daß Zelaha auf seinVerlangen als Privatmann an Bord des mexikanischen Kanonen-bootes genommen worden ist.GewrKIcKaftUcde**.Berlin und Qmgegend.Der Streik in der Perlmutt- und Kuopffabrik von Hinze-Berlin wird bereits acht Wochen geführt, ohne daß eine Einigungmöglich war. Die Inserate in der„Berliner Volkszeitung" habender Firma die nötigen Arbeitswilligen nicht verschafft, so daß dieStreikenden den weiteren Gang der Dinge ruhig abwarten können,wenn Zuzug ferngehalten wird.Oeutfcbes Reich.Lohnbewegungen im Holzgewerbe.In Itzehoe wurden sämtliche Tischler und Maschinenarbeitcrzum 1. Januar gekündigt, weil sie es ablehnten, einen von derTischlerinnung vorgelegten Vertrag anzuerkennen. Zuzug ist fern-zuhalten.In Bautzen dauert der Kampf der Stellmacher, Tischler undMaschinenarbeiter der Waggonfabrik unverändert fort. Von denin Masse herangeholten Arbeitswilligen sind nur noch wenige imBetriebe, die so minderleistungsfähig sind, daß sie fast gar nichtin Frage kommen. Ein neuer Transport Arbeitswilliger, der be-reits bis Dresden gelangt war, machte dort kehrt. Auch jetztzeigt sich die Firma nicht nachgiebig, so daß der Kampf von denAusgesperrten, die guten Mutes sind, energisch weitergeführt wird.In Luckenwalde, Höchst, Schwenningen, Arns-w a l d c und Sommerfeld dauern die Differenzen fort, wes-halb der Zuzug von Tischlern, Drechslern, Polierern und Maschinen-arbeitern nach dorthin auch weiter fernzuhalten ist.Aus einer Arbeitgeberorganisation.Der Zentralverband der Jsolierfirmen Deutschlands t. V.hielt am 18. und 19. d. M. in Kassel eine außerordentlicheGeneralversammlung ab. Unter anderem wurde auf der Ver-sammlung ein Einheitstarif für ganz Deutschland mit Akkord-sätzen und einheitlichen Arbeitsbedingungen beschlossen.Die Lohnbewegung der Sticker in Plauen i. V. nimmt einenfür die Arbeiter günstigen Verlauf. Der neue Tarif istbereits für über 1166 Maschinen bewilligt, so daß nur noch gegen366 Sticker im Streik stehen. Die Stickmaschinenbesitzer(Zwischen-meister) erlassen Inserate, worin sie warnen, den Tarif zu unter-schreibe», und auch sonst noch versuchen, Mißtrauen in die Reihender Arbeiter zu bringen. Ihre Machinationen sind vergeblich, dieSticker lassen sich nicht wankelmütig machen. Man hofft, daß binnenkurzem die Lohnbewegung auf der ganzen Linie zugunsten derSticker beendet sein wird._Der Stadtrat von Karlsruhe und die Scharfmacher.Die im Transportarbeiterverband organisierten Straßenbahnerin Karlsruhe hatten an den dortigen Stadtrat ein Gesuch gerichtet,gebeten wurde, auf der die Versammlungen des Verbandes für dieAngestellten bekanntgemacht werden sollten. Darauf erfolgte an:13. Dezember folgende Antwort:Der StadtratderHaupt- und ResidenzstadtKarlsruhe.Die Anbringung einer Tafel im Depot der hiesigen Straßen-bahn betreffend.Mit Rücksicht darauf, daß Ihrem Verband zurzeit Angestellteaus dem Fahrpersonal der Straßenbahn angehören, gestatten wirIhnen in jederzeit widerruflicher Weise die Anbringung einerTafel im Depot der Straßenbahn zwecks Bekanntgabe der Ver-sammlungen des Verbandes.Wegen des Näheren wollen Sie sich mit der Direktion derStraßenbahn ins Benehmen setzen.gez. Dr. Paul. gez. Neudeck.An die Ortsverwalwng Karlsruhedes Deutschen Transportarbeiter-Verbandesz. H. des Herrn Gauleiter Joh. Reinmüller,dahier.Von diesem Schreiben des Karlsruher Stadtrats hatten jedochdie Direktoren des Straßenbahn-Unternehmerverbandes Kenntniserhalten. Solch ein„Verbrechen" muß gerochen werden. BeimVorstand des Unternehmerverbandes ist ein Antrag eingegangen,den Stadtrat von Karlsruhe aus der Mitglieder-liste zu streichen. Der Antrag ist von fast sämtlichen Direk-toren der preußischen Straßenbahnen und auch einigen süddeutschenunterschrieben. Der Vorsitzende des Verbandes ist der Mnisterial-direktor a. D. Mücke, erster Direktor der Großen Berliner Straßen-bahn.Ausland.Ei» Gesetzentwurf über Einigungsämter und Schieds-geeichte für Arbeiterstreitigkeiten in Norwegen.Im Juli 1968 ernannte die norwegische Regierung ein Komiteezur Beratung und Ausarbeitung von Gesetzesvorschlägen über Ver-Mittelung und schiedsgerichtliche Entscheidung in Arbeitsstreitig-leiten sowie über den Schutz des Vereinigungsrechtes. DiesesKomitee hat nun, soweit die erste Angelegenheit in Frage kommt,seine Arbeiten beendet. Es schlägt einstimmig die Errichtung vonVermittelungs- oder Einigungsämtern sowie eines Schiedsgerichtsfür Arbeitsstreitigkeiten vor. Das Land soll in mindestens vierEinigungsbezirke eingeteilt und in jedem Bezirk soll ein Eini-gungsamt eingesetzt werden, bestehend aus drei Mitgliedern. WederStreiks noch Aussperrungen dürfen vorkommen, bevor die be-treffende Streitigkeit nicht dem Einigungsamt des Bezirkes vor-gelegen hat. Das Schiedsgericht, das in Tätigkeit tritt, wenn dieBemühungen des Einigungsamtes erfolglos bleiben, soll inKristiania seinen Sitz haben und ebenfalls aus drei Mitgliedernbestehen, nämlich einem von der Regierung einzusetzenden Vor-sitzenden und je einem Vertreter der Arbeiter- und der Arbeitgeber-organisation.Soweit ist das Komitee einig in seinen Vorschlägen, und auchdarüber ist es einig, daß Arbeitseinstellungen, sei es durch Arbeiteroder Arbeitgeber, nicht stattfinden sollen, wenn es sich um Rechts-streitigkeiten über bestehende Tarifverträge handelt, daß also insolchen Streitigkeiten als letzte Instanz das Schiedsgericht ent-scheiden soll. Bei Interessen streitigkeiten, das heißt solchenKonflikten, die Forderungen über Lohn- und Arbeitsverhältnissebetreffen, schlägt eine Mehrheit des Konntees vor, daß auch sie zukeiner Arbeitseinstellung führen dürfen, bevor sie nicht dem Schieds-geeicht zur Entscheidung vorgelegen haben. In dieser Frage schlägtjedoch die Minderheit des Komitees— O l e L i a n, der Vorsitzendeder Landesorganisation der norwegischen Gewerkschaften, undM y h r e. der Vertreter der Arbeitgebervereinigung— vor, daßbei Jnteressenstreitigkeiten, wenn sie ohne Erfolg dem Einigungs-LH. Glocke. Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. VerlägSanftaltam! borgelegen haben, den Partelen freigestellt fein soll, da»Schiedsgericht anzurufen. Wenn aber beide Parteien über die An-rufung des Schiedsgerichtes einig sind, sollen dessen Entscheidungenauch in solchen Streitigkeiten bindend sein.Die Vorschläge des Komitees über den gesetzlichen Schutz de»Vcreinigungsrechtcs befinden sich noch in der Ausarbeitung.Die italienischen Zentralverbände im Jahre 1S09.Rom, den 22. Dezember 1969.(Eig. Ber.) Das italienischeReichsarbeitsamt veröffentlicht wie alljährlich eine Statistik derZentralverbände(I�eckeroeioni<ti mestiere). Diese Statistik, die denBestand bei Beginn des Jahres 1969 darstellt, läßt einen Rückgangder in den gewerkschaftlichen Zentralorganisationcn Organisiertenvon 191 666 auf 175 666 im Laufe eines Jahres erkennen. Derstärkste Zentralvcrband ist der der Eisenbahner mit 44 961 Mit-gliedern. Es folgen die Arbeiter im Baugewerbe mit 41 732 undin großem Abstand die Buchdrucker mit 12 566, die Textilarbeitermit 11 666, die Arbeiter in Staatsbetrieben mit 9666, die Bäcker-gesellen mit 8566 und die Metallarbeiter mit 8666. Unter23 Zentralverbänden finden sich 2, die zu Beginn des vorigenJahres noch nicht existierten, nämlich die der Arbeiter in Wurst«fabriken, und der fast 6666 Mitglieder zählende der Arbeiter inden Schwefelgruben. Aufgelöst hat sich dagegen der Zentralverbandder Schuhmacher, der über 3666 Mitglieder zählte, und der derArbeiter an Dampfkesseln. Ter Rückschritt gegenüber dem Vorjahretrifft nicht weniger als 11 Zentralverbände, und zwar am stärkstenden der Arbeiter in Staatsbetrieben(von 17 466 auf 9666), dender Metallarbeiter(von 15 766 auf 8666) und das Baugewerbe(von 48 666 auf 41 666). Für die übrigen 8 ist der Rückschrittgeringfügig. Fortschritte von einiger Bedeutung weisen nur dieEisenbahner(von 46 666 auf 45 666), die Äeramisten und dieGlasarbeiter auf. Entsprechend dem Rückgang der Mitgliederzahlist ein solcher der Einnahmen zu verzeichnen, von 583 666 auf576 666 Lire der gesamten Einnahmen aller Zentralverbände.Was die Wirksamkeit der Zentralverbände betrifft, so ist fiein erster Linie auf die Organisätionstätigkeit gerichtet. Nur 6haben einen Arbeitsnachweis, nur 2(die Glasarbeiter und dieHutmacher) geben Arbeitslosenunterstützung, 5 Reiseunterstützung.Der Jahresbeitrag, der von den Sektionen an den Zentralverbandabgeführt wird, beträgt im Mindestfalle 66 Centesimi und im Höchst-falle(Glasschleifer) 48 Lire. Am häufigsten ist ein Jahresbeitragvon 1,86 Lire. Hohe Beiträge finden sich bei den Flaschenarbeitern(4,26 bis 12 Lire), bei den Glasarbeitern(9,66 bis 24 Lire) undbei den Lithographen(32 bis 43 Lire).Besonders erfreulich ist das durch die Statistik gegebene Bildnicht. Um so mehr, als unter dem Einfluß der Konföderation derArbeit lebhaft an dem Ausbau der Zentralorganisationen gearbeitetwird. Ein Rückschlag der industriellen Krise ist zweifellos imSpiele, besonders bei dem Rückgang der Metallarbeiterorganisa-tionen und der der chemischen Gewerbe.Die WLschereiarbeiter New DorkS, welche in dem Verbändeder Arbeiter der Bekleidungsindustrie organisiert sind, stehen seitkurzem in einer Bewegung, die sich rasch auf andere Großstädteauszudehnen beginnt. In New?)ork stehen über 4666 im Streik,während insgesamt über 26 666 Wäschcarbeiter an der dem-nächstigen Bewegung teilnehmen werden. Es wird ein Minimal-lohn von 26 Cent pro Stunde für qualifizierte Arbeiter und einMaximalarbeitstag von 9 Stunden verlangt. Durch die Vermitte-lung der Civic Federation sollen jetzt Unterhandlungen stattfinden;die Unternehmer sind durch die aufsteigende Konjunktur daraninteressiert, Frieden zu schließen.Auch unter den Schneidern gärt eS bedenklich. In New Aorkstehen schon mehrere hundert Mäntelarbeiter im Kampfe, dersich zu einem allgemeinen Streik auszudehnen droht.Letzte JVaebnebten und DcpcFcbcn.Pichon über die auswärtige Politik.Paris» 27. Dezember.(W. T. B.) Auf die Interpellationenüber die auswärtige Politik erwidernd, legte Pichon dar, Frankreichleiste, indem es seine Berteidigungsmittel vermehrt, der Erhaltungdes Friedens einen dauernden und nützlichen Dienst. Frankreichhabe seinem Bündnis mit Rußland Ententen und Freundschafts-bündnisse hinzugefügt, durch die sein Ansehen sich vermehrt habe.Frankreich bediene sich dieser moralischen Kraft, nur um auf dieEintracht unter den Völkern hinzuarbeiten, die den Wunsch hätten,daß man sie nicht mehr in Abenteuer stürze, ohne daß sie vorherbefragt wären. Die französischen Beziehungen seien erfüllt vonFreundschaft zu allen Reglerungen. Paris und Petersburg feienniemals enger miteinander verbunden gewesen. Die englisch-russische Annäherung sei ein Faktor von größter Wirksamkeit; dieäußerst herzliche Entente Frankreichs mit England und das Ein-Verständnis zwischen Rußland und Italien habe sich ebenfalls durchdie Begegnung der Staatsoberhäupter kundgegeben. Pichon stelltesodann fest, daß die Schwierigkeiten mit Deutschland bezüglichMarokkos beseitigt seien. Das deutsch-franzöfifche Abkommen, dasfür beide Teile loyal und zweckentsprechend sei, habe ein sofortigesNachlassen der Spannung zwischen beiden Völkern und eine Besse-rung der diplomatischen Lage in Europa zur Folge gehabt. Zu derLage auf dem Balkan übergehend, legte Pichon dar, daß sich dieAnnexion Bosniens und die Unabhängigkeitserklärung Bulgariensohne kriegerische Verwickelunge» vollzogen hätte. Anzuerkennensei, daß Rußland zwischen der Türkei und Bulgarien vermittelthabe. Die französische Politik der Erhaltung des Friedens sei durchden Stand ber Beziehungen Frankreichs zu Oesterrcich-Ungarn inhohem Grade erleichtert worden, und so habe man ernstlicheSchwierigleiten friedlich beilegen können. Pichon stellte weiterhinfest, daß die Regierung in Konstantinopel alle Anstrengungen mache,um die Ordnung in Armenien wiederherzustellen. Zur 5kr«tafrageübergehend, erklärte er sodann, daß eine endgültige Regelung derVerwaltung Kretas zurzeit nicht getroffen werden könnte, wennaber die Zeit gekommen sei, würden die sechs interessierten Mächtesich daran beteiligen. Die auswärtige Politik der französischenRepublik entspricht ihren Interessen und hält den Frieden aufrecht.Die Sorge um die nationale Verteidigung wird uns nicht vergessenlassen, was die Republik der Sache der Menschlichkeit schuldig ist.Hierauf wurde eine Tagesordnung, welche die Erklärungen derRegierung billigt, durch HandaufKben nahezu einstimmig ange-nommrn.Aus Eifersucht erstochen.Rathenow, 27. Dezember.(W. T. B.) Der bei seinem Onkelin Niebede im Kreise Westhavclland zu Besuch weilende 19 Jahrealte Schlosser Hermann Geserich aus Berlin ist, als er mit seinerKusine von Tremmen nach Niebede ging, auf der Chaussee vondem Knecht Josef Kniwe aus Gohlitz überfallen und erstochenworden. Der ebenfalls 19jährige Täter, der den lleberfall ausEifersucht begangen haben soll, wurde verhaftetund nach Nauen transportiert.Opfer des Sturmes in Oporto.Oldenburg, 27. Dez.(W.T.B.) Von der Besatzung des Dampfersder Oldenburgisch-Portugiesischen Dampfschisfreederei in Olden-bürg, welcher sich infolge der llcberschwemmungen im Hafen vonOporto von der Bertauung losgerissen hatte, sind nach Mitteilungder Direktion neun Personen gerettet worden, nämlich der ersteund zweite Steuermann, der zweite Maschinist, der Koch, zweiMatrosen und drei Heizer. Der Kapitän und die übrige Mann-schaft werden vermißt, und es ist zu befürchten, daß sie ihr Lebeneingebüßt haben.PaulSmger öd Co.. Berlin SW. Hierzu 2 Beilage« u. UnterhaltungSbl.