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Mr. 304.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

26. Jahrg.

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Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin "

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.

Zum preußischen Parteitag.

Donnerstag, den 30. Dezember 1909.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1984.

Interessant ist ein Vergleich des Berliner Wahlergebnisses Abgeordneten wählen kann, während die industrielle Hälfte bon 1908 mit dem von 1903. Damals tamen auf die Sozial- sich mit nicht viel mehr als einem Viertel begnügen muß. demokratie von insgesamt 178 379 Urwählern nur 122 150 Ur- Welch standalöse Zustände diese agrarische Ver­wähler, das heißt nur 68,5 Proz., während sie diesmal schandelung des ohnehin so schandbaren Dreiklassenwahlrechts Das Empfangsbureau für die Delegierten befindet sich im 74 Broz. sämtlicher Urwähler auf sich vereinigte! Oder mit schafft, beweisen folgende Feststellungen der vorliegenden Gewerkschaftshause, Engelufer 15, anderen Worten: die Zahl der sozialdemokratischen Urwähler Statistik:

Saal 9, Hof geradezu rechts. Legitimations- und Wohnungskarten können daselbst vom Sonntag, den 2. Januar 1910, in den Stunden von

9 Uhr morgens bis 11 Uhr abends

in Empfang genommen werden.

hat sich um 56 441 oder 46 Proz. vermehrt!

-

Die, Deutsche Tages- 8tg." hat sich nur nach dem Vorbilde der amtlichen Statistik den frechen freilich Hohn geleistet, von einer

,, Demokratisierung" des Dreiklassenwahlrechts diesmal Zu den am Montag, den 3. Januar, morgens 100 Wählern 3,82 der ersten Abteilung, 13,87 zu sprechen, weil im Durchschnitt von je der 9 Uhr, im Gewerkschaftshause beginnenden Verhandlungen zweiten Abteilung und 82,32 der dritten Abteilung an­haben die organisierten Mitglieder der Partei und Gewerk- gehörten, während 1903 das Verhältnis der drei Abteilungen schaften gegen Vorzeigung der Mitgliedsbücher freien Zutritt. 3,36: 12,07: 84,75 war. Demgegenüber sei denn doch fest­Gastkarten zum Preise von 50 Pf. für die Halbgestellt, daß im Jahre 1855 das Verhältnis 5,02: 13,89: 81,09 tagstarte sind vor Beginn und während der Verhand- war. Damals gehörten also den beiden ersten Abteilungen Yungen gleichfalls im Gewerkschaftshause erhältlich. 18,91 Urwähler an, während 1908 nur 17,68 Urwähler auf die beiden ersten Abteilungen kamen!

Gesuche um Zutrittstarten für Presseber treter find an Eugen Ernst , Berlin SW. 68, Lindenstr. 69( Vorwärts- Buchdruckerei), zu richten. Der geschäftsführende Ausschuß.

Eine nette Sorte Demokratisierung! Zudem ist die geringfügige Verschiebung in der Klassen­einteilung gegen 1903 nur auf die schärfere Steuer­heranziehung der arbeitenden Klasse zurückzuführen! Da das Junterparlament das famose Gesetz gemacht hat, wo­nach die Arbeitgeber der Steuerbehörde das Ein­kommen der bei ihnen beschäftigten Arbeiter denunzieren

Wahlkreis

1. L.- Rattowig, Zabrze .

2. Schöneberg - Rigdorf

3. Gelsenkirchen

4. Bochum - Herne .

5. Berlin X

6. Mülheim a. Nuhr

7. Berlin VIII

8. Duisburg - Oberhausen 9. Essen- Land

10. Riel

11. Charlottenburg

12. Tarnowitz

13. Essen - Stadt. 14. Stettin 15. Köln

16. Teltow - Beeskow 17. Berlin VI 18. Berlin XII 19. Düsseldorf

20. Dortmund.

Zahl der

Urwähler

62 701

0

78 307

59 516

58 733

. 57 375

51 675

0

53 323

53 718

49675

50 098

9

62 663

45 311

55 335

50 276

50 097

51597

49 976

44 380

42 322

38 212

1065 290

Diesen 20 größten Wahlbezirken mit je einem Ab­

Die Statistik gegen die Wahl- müſen, ist der Steueranteil des Proletariats natürlich ge geordneten standen folgende 20 kleinste Wahlbezirke gegenüber,

reform.

1. Hohenzollernsche Lande

2. Frankenstein- Münsterberg. 3. Nordditmarschen

wachsen, was bei der Steuerdrittelung seinen Ausdruck findet. bon denen jeder Wahlkreis einen Abgeordneten wählen durfte: Und da unsere Besigenden sich nach dem Zeugnis des Professor Delbrück einerseits und der agrarischen ,, Volkswirtschaft­ lichen Korrespondenz " andrerseits im Hinterziehen der Die Statistik über die preußischen Landtagswahlen von Steuern überbieten, sind nun glücklich gegenüber 1908 ist nun endlich erschienen, nachdem der Auszug der 1903 von je 100 Urwählern ganze 24 aus der dritten Ab­" Berl. Korresp." bereits seit mehreren Tagen vorlag. Da in teilung der Entrechteten in die Abteilungen der Privilegierten siefem Auszug jeltsameriveise die 8ahl der Urwähler aufgerückt! Wobei aber troballedem das Verhältnis der britten die für die verschiedenen Parteien gestimmt hatten, nur in Abteilung zu den beiden anderen Abteilungen 1908 noch abgerundeter Prozentzahl mitgeteilt war, waren ungünstiger ist, als im Jahre 1855! wir genötigt, die betreffenden Ziffern selbst zu errechnen. Besonders schlecht kommen bei dem elendesten aller Wahl­

Bei der Ungenauigkeit der von der Berl. Korresp." mit- systeme das industrielle Proletariat und der geteilten Prozentzahlen konnten die von uns errechneten städtische kleine Mittelstand weg. Denn gerade in Ziffern natürlich nicht genau stimmen, doch unterscheiden sich den Städten gehören von je 100 Wählern fast 84, nämlich die von uns gestern veröffentlichten Zahlen nur unwesentlich 83,83, der dritten Abteilung an, deren Wahlrecht völlig in von denen der Statistik, die wir hiermit wiedergeben.

Konservative

Freilonservative

Nationalliberale. 256 220 Freis. Vereinigung. 16 735 Freis. Volkspartei 73 245 Zentrum

die Winde geblasen ist, wenn sich nur 15 Wähler der ersten Prozent Abgeordnetenzahl und zweiten Klaffe gegen sie zusammenschließen! In zahl­

Urwählerzahl

1903 1908 324 157 354 786 47975 63 612 318 589

14,15

152

2,54

60

12,71

65

21 993

0,88

8

98 600

3,93

28

251 958

499 343

19,91

104

Bolen, Dänen usw.

181 356

226 248

9,02

19

Bund der Landwirte

Antisemiten usw.

12 548 2880

15 013

0,60

8.959

0,36

Sozialdemokraten 314 149

598 522

23,87

12,04

Unbet. Parteiste.. 190 390 301 894

I

4. Greifenberg - Stammin

5. Heiligenstadt, Worbis

6. York- Kehdingen.

9. Eckernförde .

Zahl der

Urwähler

6 721

7.403

8.339

7922

8 507

9 041

7. Seegeberg

8 820

8. Oldenburg

8560

8165

10. Weststernberg-Dsisternberg

8 881

8 947

8 507

10 226

>

8144

9428

.

9724

10 014

18. Neuhaus a. Dste- Hadeln

10 334

19. Schrimm - Schroda - Wreschen 7888 20. Heiligenbeil - Br.- Eylau

8432

178 998

11. Hünfeld - Gersfeld

12. Warburg- Hörter

13. Wittlich- Bernkastel

14. Br.- Holland- Mohrungen

15. Unterlahnkreis

16. Biedenkopf

17. Bellerfeld- lfeld

reichen einzelnen Städten ist die dritte Klasse prozentual noch zahlreicher, d. h. rechtloser! In Charlottenburg ge­hören z. B. 86,04 Proz. der Wähler zur dritten Klasse, in Köln 86,57 Broz., in Frankfurt a. D. 87,57 Broz., in Posen 89,02 Proz., in Danzig 89,43 Proz., in Aachen 90,31 Proz., in Königsberg in Preußen gar 91,34 Proz. usw. usw. Sieben Wähler Afo: im ersten Falle entfielen auf 1 065 000 Urwähler der ersten und zweiten Klasse brauchen dort nur gemeinsame 20 Abgeordnete, im zweiten Falle auf 174 000 Urwähler die Sache zu machen, um die 91 Wähler der dritten Klasse zu gleiche Zahl der Abgeordneten! überſtimmen! Bei der ersten Gruppe entfielen 53 265 Urwähler auf Arger Schwindel wird ferner mit der Behauptung ge- jeden Abgeordneten, bei der zweiten Gruppe nur 8700 Ur­trieben, das Dreiflassenwahlrecht lasse wenigstens den wähler!

Diese Zahlen beweisen also durchaus den verbrecherischen Mittelstand zu seinem Rechte kommen, weil er das Die Wähler der zwanzig fleinsten, wirtschaftlich Aberwitz des Dreiklassenwahlrechts! Uebergewicht in der zweiten Klasse habe. Das sucht die rückständigsten Wahlkreise hatten mehr als sechsmal so Die Sozialdemokratie, die mit rund 600 000 Ur- Statistit damit zu beweisen, daß sie ausführt, daß von den viel Wahlrecht, wie die Wähler der wirtschaftlich ent­wählern die weitaus stärtste aller Parteien ist und fast insgesamt 29 028 Urwahlbezirken dritter Klasse für 15 289 widelt sten Wahlkreise! ein Viertel aller Urwähler hinter sich hat, mußte schon ein Einkommen von 2400 M. die Höchstgrenze Dem schnöden Wahlsystem mit seinem Privilegium des

Zusammensetzung des hohen Hanses"

sich mit 7( jetzt gar nur 6) Abgeordneten begnügen, während bilde. Demgegenüber ist festzustellen, daß in 13 739 Urwahl- Geldsacks und obendrein der wirtschaftlichen und politischen die Konservativen und Freitonservativen mit bezirken dritter Klasse die Steuergrenze höher liegt( in Rückständigkeit, mit seiner schmachvollen Entrechtung der un­zusammen kaum mehr als zwei Dritteln der sozialdemo- 2361 Urwahlbezirken dritter Klasse sogar über 6000 M.), geheueren Mehrheit des Voltes, der Arbeiterschaft in Stadt fratischen Urwählerzahl 212 Abgeordnete in die Junkerkammer daß also in fast der Hälfte aller Urwahlbezirke auch noch und Land, und des kleinen Mittelstandes entspricht denn selbst­entfenden konnten! die Wähler mit mehr als 2400 Einkommen zur dritten verständlich auch die Ein solches Wah'recht ist unter aller Stritit! Klasse gehören! Aber es tommt ja auch nicht nur Aber nicht nur bei einem Vergleich der Gesamtstimmen in Betracht, welches Einkommen die unterste Grenze zum der preußischen Abgeordneten. zahl mit dem Ergebnis der Abgeordnetenzahl tritt die 8utriti zur zweiten Klasse bildet, sondern welches ffandalöse Ungerechtigkeit des Wahlsystems zutage, sondern Durchschnittseinkommen zur Zugehörigkeit zur sieht, haben wir ja bereits erfahren. Interessant ist aber auch, Wie es mit der Vertretung der einzelnen Parteien aus­selbst bei einer Betrachtung des Berliner Wahlergebnisses, dem zweiten Klasse erforderlich ist. Die Durchschnittssteuersumme doch die Sozialdemokratie mit einer einzigen Ausnahme ihre betrug aber für die zweite Klasse 180 M., so daß Wähler mit zu sehen, aus welchen Berufsgruppen fich das Drei­sämtlichen Mandate zu danken hat. Einkommen von 2400-3000. in der zweiten Klasse nur Landesamtes gibt darüber folgende Auskunft: flaffenparlament zusammensetzt. Die Statistik des preußischen eine hoffnungslose Minderheit bilden. Wozu noch kommt, daß nur in 3734 städtischen Urwahlbezirken die dritte Klasse mit 2400 M. Einkommen abschließt, in 8255 städtischen Urwahl­bezirken dagegen auch Wähler mit beträchtlich höheren Einkommen zur dritten Klasse gehören, in 4828 3. B. mit 3000-6000 m. Einkommen, in 1130 mit 6000 bis 9500 M. Einkommen usw. Eigentlich braucht das gar nicht erst durch derartige Zahlen bewiesen zu werden, denn wenn in den Städten von je 100 Wählern 84 zur dritten Klasse ge­hören, steckt unter diesen 84 Proz. selbstverständlich auch der größte Teil des Mittelstandes!

ergaben folgendes Bild:

Die Wahlen in Berlin III. Abt. Insgesamt III. Abt. Insgesamt

3 675

301

Ronservative

I. Abt. II. Abt. I. Abt. II. Abt.

265

Nationalliberale

153

Freifinnige Bereinigung.

14

Freifinnige Boltspartei

4477

1055 299 88 9748

50

9041

4 995 753 102 23 266

Zentrum

3

16

20

Bolen usw.

1

1

·

.

956 1427

7 293 40 751 194 035

34 351 178 591 242 079

Stimmen sonstig. u. unhel

Barteirichtung

Sozialdemokraten

Insgesamt

-

7438

25957 22 170 154 994

M.

Die agrarische Wahlkreisgeometrie

Attive Verwaltungsbeamte Aftive Juftizbeamte

Attive Offiziere

Katholische Priester Rechtsanwälte

47

52

5

Offiziere und Staatsbeamte a. D. Gemeinde- und Korporationsbeamte.

13

18

Universitätsprofessoren und Lehrer Evangelische Geistliche.

19

5

15

26

9

Privatbeamte

12

Landwirte

157

Gewerbetreibende, Industrielle

25

4

Schriftsteller, Journalisten

7

Rentner.

27

Arbeiter.

2

Kaufleute

Aerzte

Leider ist die Statistik in diesem Punkte so wenig aus­

Trotzdem also die Sozialdemokratie 74 Prozent aller Ur- vermag auch von dieser Tendenzstatistik nicht verschleiert zu wähler auf sich bereinigte, gewann sie nur 7 von 12 Mandaten. werden. Ist es doch geradezu ungeheuerlich, in wie skandalöser Ja, eins dieser 7 Mandate ist ihr sogar durch die Nachwahl Weise allmählich die Rechte der industriellen und großstädtischen in Moabit wieder entrissen worden, trotzdem die Sozial- Wahlkreise dadurch beeinträchtigt worden sind, daß man seit demokratie bei dieser Nachivahl ihre Stimmenzahl noch ber dem Jahre 1858( 1) keine dem veränderten Bevölkerungsstand giebig, daß wir die Angaben des Handbuchs für das preußische mehrte! Die Sozialdemokratie gewann also mit entsprechende Wahlkreiseinteilung mehr veranlaßt veranlaßt hat. Abgeordnetenhaus" zur Ergänzung heranziehen müssen, um 74 Prozent aller Urwähler nur die Hälfte der Berliner Denn die Vermehrung der Wahlkreise um 10 neue Wahlkreise, gerade die interessantesten Details zu erfahren. Mandate, während der Freisinn, selbst wenn wir ihm von 433 auf 443, die man vor etlichen Jahren vorgenommen Da zeigt sich nämlich, daß sich unter den aktiven Staats­alle 63 488 übrigen Urwähler zurechnen, mit 26 Prozent der hat, bedeutet nichts gegenüber dem ungeheuerlichen Zustande, beamten nicht weniger als 26 Landräte im Dienst und Urwähler die andere Hälfte gewann! daß die agrarische Hälfte Preußens fast dreiviertel aller 18 andere höhere Verwaltungsbeamte befinden! Unter den