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1909 im Dienste der VII. Abteilung der Berliner   politischen Polizei steht und zwar für einen monatlichen Judaslohn von 40 M. Zuerst hat Schiefer mit dem Herrn Kriminalbeamten Radtle, Lichtenberg  bei Berlin  , Vollerstiaße 2, I rechts, bei Fr. Hermann sein lumpiges Handwerk betrieben; jetzt setzt er seine schurkischen Handlungen mit dem Herrn Kriminalkommissar Kunze, Berlin   W. 15, Düsseldorfer Straße 9, fort. Schiefer hat mit ausländischen Anarchisten eine starke Korre- spondenz geführt, die manchem die Ausweisung aus Preußen-Deutsch  - land eingebracht hat. ES sei daher vor diesem internationalen Ver» räter gewarnt. Paul Frcuiböse, Stolpischestr. 22. Paul Wehrle, Kastanien-Allee 61. ArlirnSlosenfllrsorge des Magistrats. Einen Tag vor dem Heiligabend wurden eine Anzahl Arbeiter deS städtischen Gaswerls Giischiuerstraße entlassen, angeblich aus ArbertSmaugel._ Erkrankung deS LandgerichtSdirektorS Jaemsch. Ein Opfer seines Berufes ist allem Anschein nach der aus mehreren großen Prozessen bekannte Nichter, der Landgcrichtsdircktor Dr. Bernhard Jaenisch geworden. Dr Jaeniscki, der nach ärzllichem Urteil unier den Folgen einer schweren Nervenüberreizung durch Ueberarbeitung sehr schwer erkrankt ist, mußte sich gestern in ein Sanatorium begeben. Ueberschweinmungen in der Uferstraße. Durch das Platzen eines Haupldcuckrohres der städtischen Kanalisation tvnrden gestern vor« mittag in der Uferstraße, im Norden Berlins  , große lieber- schwemmungen herbeigeführt. ES traten gewaltige Wassermengen an«, so daß in kurzer' Zeit nicht nur der Straßcndamm und die Bürgersteige, sondern auch zahlreiche Keller der umliegenden Häuser unter Wasser standen. Zur Hilfeleistung mußte die Feuerwehr alarmiert werden, die mit einer Dampfspritze über drei Stunden in Tätigkeit war. um die Wasfermassen wieder auszupumpen. Die Ver- Wallung der städtischen Kanalisation ließ sofort den Betrieb in diesem Stadtviertel einstellen und entsandte mehrere Arbeiter- kolonnen nach der Unfallstelle. Obgleich mit den Reparaturarbeiten sofort begonnen wurde, waren diese doch bis zum Spätnachmittag noch nicht beendet. Die Ursache des RohrbrucheS konnte noch nicht festgestellt werden. Wegen schwerer Mißhandlung eines Pflegekindes ist die Polizei gegen eine in der Pankstr. 56 wohnende Witwe Erden eingeschritten. Die E. hatte das dreijährige Söhnchen einer in der Liebenwalder Straße wohnenden Frau N., deren Mann gestorben ist, in Pflege und behandelte das Kind in einer so bestialischen Weise, daß die Nachbarn das Geschrei deS mißhandelten Knaben nicht mehr anhören konnten. Als ein Polizeibcamter in der E.schen Wohnung erschien, war der Knabe gerade in einem kalten dunklen Zimmer eingesperrt. Er hatte kurz vorher Schläge erhalten. Der in der Nachbarschaft wohnhaste Arzt Dr. Bater, dem das Kind zur Untersuchung übergeben wurde, stellte fest, daß das Gefäß und der Rücken über und über mit blauen Flecken und blutunterlaufenen Stellen ver- sehen waren. Der Kleine war schrecklich zugerichtet und befand sich in einem bejammernswerten Zustande. Nach Ansicht des ArzteS müssen die Mißhandlungen mit einem harten Gegenstand vollführt worden sein. Auch der Schlafbursche der E. soll sich an den Aus- fchreitungen beteiligt haben. Er wird sich ebenso wie die E. vor dem Strafrichter zu verantworten haben. Der kleine N. wurde ander­weit in Pflege gegeben. Gcrüstrinstnrz infolge des Sturmes. Der in der dritten Nach- Mittagsstunde des gestrigen Tages urplötzlich einsetzende orkanartige Sturm hat in der Umgebung Berlins   vielfachen Schaden angerichtet. In der Kaiserin-Augusta-Allee zu Charlottenburg   hätte er leicht eine Katastrophe herbeiführen können. Dort werden zurzeit mehrere Neu- bauten aufgeführt. Auf einem von ihnen zwischen Keplerstraße und Habsburger Ufer war ein drei Stockwerke hoher hölzerner Fahrstuhl errichtet, auf dem Steine und Mörtel emporgeschafft wurden. Als nun der Sturm einsetzte, verlieben alle dort beschäftigten Arbeiter fluchtartig den Bau. Kaum war dies ge- schehen, als der Fahrstuhl in seiner ganzen Höhe umgeworfen wurde und zwar direkt auf den Straßendamm. Bei seinmiv Sturze durchschlug er die Drähte der elektrischen Straßenbahn, so daß diese nach beiden Richtungen hin stromlos wurde. Glücklicherweise war in diesem Augenblick jene Straßengegend frei von Passanten und Fuhrwerken, so daß weitere Unfälle verhütet wurden. Die Straßen- bahn entsandte sofort einen Rettungswagen mit Geräten und ließ die zerrissenen Drahtleitungen wieder in Ordnung bringen. Immerhin dauerte die Verkehrsstörung fast 2 Stunden. Während dieser Zeit mußten die Bahnlinien 5. 8 und 13 umgeleitet werden. Der Sturm führte auch eine größere Störung auf der Stettiner Bahn herbei. Zwischen den Stationen Zepernick und Bernau wurden zwei große Telegraphengestänge umgerissen, wodurch die Gleise in beiden Richtungen gesperrt wurden. Da hierbei die telegraphischen Verbindungen linterbrochen waren, so trat eine einstündige Stockung im Fern- und Vorortverkehr ein. Auch sonst richtete der Sturm allenthalben viel Schaden an. Infolge schlechter Behandlung durch ihre Dienstherrschaft hat sich das Dienstmädchen deS Schlächtermeisters Balzer, Goßlerstraße das Leben nehmen wollen. So lautete eine Notiz, die Ende Juli durch die Presse ging und auch von uns übernomnien wurde. Herr Balzer hat die Richtigkeit dieser Meldung sofort bestritten und gegen die Verbreiter der Nachricht den Klageweg beschritten. In einer gegen das Dienstmädchen gerichteten Klage kau» eS zu einem Vergleich, in welchem das Dienstmädchen erklärte, daß es nicht richtig sei. daß es sich aus Verzweiflung über schlechte Behandlung ihrer Dienst- Herrschaft. deS Schlächtermeisters Balzer das Leben habe nehmen wollen, das sei vielmehr durch ihren leidenden Zustand veranlaßt worden. Wir kommen der Aufforderung, die Erflärung zu veröffentlichen, nach, weil auch wir die erste Meldung gebracht haben. Ein großer Kellerbrand in derErsten Berliner   Eisenmöbelfabrik von H. Schulz" alarmierte am Mittwochnachmittag gegen 3 Uhr den 11. Zug aus der WilmSstraße. Dort, in der Hasenheide Nr. S, standen die Kellerräume in großer Ausdehnung in Flammen, auch war der Angriff durch Rauch und Hitze sehr erschwert. ES mußte mit mehreren Schlauchleitungen Wasser gegeben werden, um die Gefahr für die oberen Geschosse»md Räume zu beseitigen. Der Schaden soll erheblich, aber durch Versicherung gedeckt sein. Beitragsmarke» des BcrbandeS der baugewcrblichen Hilfsarbeiter, die sich in einem Kuvert befanden, sind aus dem Wege von der WilhelmShavener Str. 3 durch die Wiclefstraße bis Waldstr. 31 ver- loren gegangen. Der Finder wird um Abgabe gebeten im Restaurant von Röther, Waldstr. 31. Fenerwehrnachrichte». In der letzten Nacht wurde die Feuerwehr nach der Ritterstraße 34 alarmiert, wo in einer Wohnung Feuer ausgekommen war. Wegen eines Christbaumbrandes wurde der 4. Löschzug nach der Landsberger Allee 45 alarmiert. In einem Laden der GreifSwalder Straße 196 brannte Fett, am Georgenkirch- Platz 5 Säcke in einein KeÄer. Der 17. Löschzug hatte in der Krausenstraße 54/55 zu tun. Dort war der Fahrstuhlführer W. Wiegelmeyer im Fahrstuhl verunglückt. Die Feuerwehr befteite den Mann und schaffte ihn nach der königlichen Klinik in der Ziegelstraße, wo man Rißwunden am Kopf und einen Bruch des linken Beines feststellte. Durch Entflammung von Spiritus kam Wilhelmsbavener Straße 46 Feuer in einen, Materialwarengeschäft aus. Zwei Kücheubrände kamen Gartenstraße 75 und Müller- straße 1 a zum Ausbruch. Möbel und Gardinen brannten Katzler- straße lS, Königgrätzer Straße 64 und an anderen Stellen. Der 1. Zug hatte in der Dragonerstraße 29 zu löschen, wo durch Ueber- kochen von Teer ein Feuer auf einem Dache ausgekommen war. Vorort-JVacb richten* Rixdorf. Am 3. Januar 1910; abends 8 Uhr, begimit der naiurwissen- schaftliche Vortrogszyklus mit Lichtbildern über:Die Geschichte unserer Erde  "(Vortragender: Genosse Engelbert Graf.) Der Zyklus erstreckt sich auf fünf Vorträge, welche Montags und zwar am 3., 10.. 17., 24. und 31. Januar in Hoppe- großem Saal, Hermannftr. 49 stattfinde». Jeder Vortragsabend bildet in sich ein abgeschlossenes Thema. 1. Historischer Abriß. Die Bildung und EntWickelung uiiseres Planetensystems. 2. Die Entwickelung der festen Erdrinde. Erftarrungs- und Ablagerungsgefteme. 3. Die Zeitalter der Erd- geschickt? 4. Formen dv Erdoberfläche. 5. a) GebirgSbildung  . Erdbeben und Vulkane, d) Wasser und Land. Kreislauf des Wassers. Verwitterung und Abtragung der Erdoberfläche. Da dieser Zyklus ganz besonders lehrreich und interessant ist. werden auch die Frauen ersucht, recht rege daran teilzunehmen. Wir ersuchen daher, Eintritts- karten a 50 Pf. recktszeitig in der Spedition Neckarstr. 2. im Lokal von Hoppe, Hermanustr. 49, oder bei den Funktionären zu entnehmen. Die Karte berechtigt für alle fünf Abende. Der BildnnaSauSschuß. Charlottendurg. Ein schtvrrer Betriebsunfall ereignete sich vorgestern in der Asphaltfabrik von Johannes Jeferich, Salzufer l8/19. Dort geriet infolge Unvorsichtigkeit der 24jährige Dreher Wilhelm Sckade aus der Cauerstr. 35 in das Getriebe der von ihm bedienten Maschine. Dem Verunglückten wurde der rechte Arm glatt abgerissen und die rechte Brustseite furchtbar zerfleischt. Sch. wurde zunächst nach der Ulifallstatioil in der Berliner Straße und von dorr nach Anlegung von Notverbänden nach dem Krankenhause Westend   gebracht, wo er in bedenklichem Zustande daniederliegt. Lichtenberg  . Selbstmord eines englischen Professors. Auf dem Lauben- gelände an der Hohenschönbausener Straße wurde vorgestern die Leiche eines etwa 45jährige»i, elegant gekleideten ManneS auf- gefunden, die zwei Schußwunden in der linken Bruslseite aufwies. Der neben dem Tote» entdeckte Revolver läßt mit Sicherheit daraus schließen, daß es sich um einen Selbstmord handelt. In dem Lebens- müden wurde aus vorgefundenen Papieren der Gymnasialprofessor Kershaw auS London   festgestelll, der sich während der WeihnachtS- seicriage zun, Besuch bei diesigen Verwandten aufgehalten halte. DaS Motiv zu der Tat ist gänzlich unbekannt. Mariendorf  . Dir Tatsache, daß der von der Volksschule veranstaltete Eltern- abend in einem für die Arbeiterschaft gesperrten Lokal abgehalten wurde, veranlaßte unsere Genossen für ihre Kinder am 3. WeihnachtS- fciertag eine Weihnacktsfeier abzuhalten. Die Kinder hatten sich denn auch mit ihren Eltern in einer so großen Anzahl eingefunden, daß der hierfür gemietete Saal bei weitem nicht ausreichte, um die Erschienenen aufzunehmen. Die Feier nahm einen geradezu imposanten Verlauf, nur schade, daß sich so mancher BoltSfeiud von den hier von den Kindern so trefflich gebotenen Leistungen nicht überzeugt hat. Weihensee. Einen schaurigen Fund machten am Mittwoch um die MttagZ- zeit zwei Arbeiter, die die Dunggrube des Grundstücks Langhans- straße 66 zu entleeren hatten. Sie förderten eine KindeSleiche zu­tage. die schon mehrere Wochen in der Grube gelegen haben muß. Da ein Verdacht auf die Bewohner des Grundstücks nicht fällt, dürfte der Körper von der Straße zur Dunggrube geschafft worden sein. Reinickendorf  . In hilflosem Zustande wurde hier vorgestern eine junge Dame, anscheinend den besseren Ständen angehörend, aufgegriffen. Das etwa 25jährige Mädchen will nach ihrer Angabe Lehrerin sein. Ske habe seit längerer Zeit infolge Krankheit keine Stellung mehr an- nehmen können und sei vollständig mittellos. Das Hotel, in welchem sie in Berlin   gewohnt habe, hätte sie vor mehreren Tagen verlassen müssen, weil sie nicht mehr habe Zahlung leisten können und irre seit dieser Zeit in der Umgebung der Reichshauptstadt umher. Die Fremde, die ihren Namen nicht nennen wollte, machte den Eindruck einer Geisteskranken. Da sie Selbstmordgedanken äußerte, wurde sie zu ihrer Sicherheit in Polizeigewahrsam genommen. Gerichts- Leitung. Als einen Bampyr der Großstadt bezeichnete der Vorsitzende der 3. Strafkammer deS Landgerichts I LandgerichtSdireltor Lieber den Schneider Max M i n u t h, welcher sich wegen Vergehens gegen den§ 175 und wegen Diebstahls zu verantworten hatte. Mitangeklagt wegen Vergehens gegen den genannten Paragraphen war ein Kaufmann K. Der Angeklagte K.. welcher eine elegant eingerichtete Junggesellenwohnung inne hat, wurde eine? Abends vor mehreren Jahren von dem damals 19jährigen Minuth auf der Straße angesprochen. Er ließ sich verleiten, den jungen Menschen, der ihm mit beweglichen Worten sein Elend schilderte, in feiner Wohnung Obdach zu gewähren. Am nächsten Morgen schon ließ M. die MaSke fallen und entpuppte sich als ein ganz gemeingefährlicher Erpresser. Er behauptete, daß sich K. in der Nacht an ihm vergangen habe, und drohte mit einer Anzeige, wenn K. ihn nicht weiter aufnehme. Aus Furcht vor Unannehmlichkeiten erfüllte K. den Wunsch deS Burschen, der sich von nun an völlig in der Wohnung einnistete und als Herr darin schaltete und waltete. Der völlig Willensschwäche K. geriet mit der Zeit vollständig unter den Einfluß des jungen Burschen und wagte auch nicht Einspruch dagegen zu erheben, als Minuth eines schönen Tages seine sämtlichen Kleidungsstücke und Wertsachen versetzte. Er löste die Sachen vielniehr stillschweigend wieder ein und ließ sich fast täglich um größere und kleinere Geldbeträge schröpfen. Dieses kaum glaubliche Verhältnis hätte vielleicht noch länger gedauert, wenn Minuth nicht am 15. Sep« tentber d. I. folgenden Streich fertiggebracht hätte. Er ging zu einem in der Nähe wohnenden Trödler und bot diesem während der Abwesenheit des K. die gesamte Wohnungseinrichtung zum Kaufe an. Nachdem er schriftlich versichert hatte, daß die samt- lichen Möbel und Kunstgegenstände sein Eigeiltum wären. ließ der Pfandleiher die Sachen sofort abholen und zahlte an Minuth eine größere Summe auS, niit welcher dieser sofort spurlos verschwand. Als K. bald darauf zurückkehrte und nur noch die kahlen Wände vorfand, erstattete er sofort Anzeige in der Meinung, daß während seiner Abwesenheit Einbrecher in der Wohnung gehaust hätten. Die Kriminalpolizei ermittelte jedoch bald den wahren Sachverhatt und sorgte dafür, daß der ge- fährliche Erpresser schon am nächsten Tage hinter den schwedischen Gardinen saß. Staatsanwalt Alfessor Reimer beantragte gegen Minuth eine Gefängnisstrafe von 1% Jahren und gegen den Angeklagten K. sechs Monate Gefängnis.  'Rechtsanwalt Dr. D o n i g beantragte für K. eine möglichst milde Strafe, da dieser da? Opfer einer der gemeingefährlichsten Erpresser geworden sei und durch fortgesetzte hohe Geldopfer schon schwer genug bestraft sei. DaS Gericht erkannte gegen Minuth auf zwei Jahre und sechs Monate Gefängnis. Gegen K. wurde auf einen Monat Gefängnis erkannt. Keine Treibjagd. Treibjagden sind durch die verschiedene» Verfrommungs- Verordnungen für die Sonntage verboten worden und das Kammer- gericht hat das Verbot für zulässig erklärt. Diese Vorschrift sollte auch ein Herr Wantke übertreten haben. Er war Sonntags mit nur einem Begleiter auf die Jagd gegangen; sein Kollege hatte durch Händeklatschen und Hohorufe Wild   aufzuscheuchen gesucht. Die Strafkammer in Lüneburg   verurteilte den Angeklagten wegen Ver­anstaltung einer Treibjagd. Das Kammergerichl sprach ihn jedoch frei und führte aus, daß hier gar nicht von einer Treibjagd die Rede sein könne. Eine Treibjagd könne nicht angenommen werden, toenn das Wild durch Treiber nicht in eine bestimmte Richtung dirigiert werden kann. Durch den einen Mann, der etwas lärmt, werde das Wild nicht gezwungen, in einer bestimmten Richtung weiterzugehen._ Vermischtes. Der Gummischlauch im Religionsunterricht. Wie auf den Dörfern im Reiche deS Bischof Benzler den armen ArbeiterkindernDie Lehren Christi" beigebracht werden, geht deutlich auS nachstehender von derPfälzischen Post" wiedergegebenen Be- schwerde eines Bergmannes aus Gebenhausen bei Saargemünd   an den dortigen Kreisschulinspettor hervor, die wie folgt lautet: Gebenhausen, 23. Dezember 1909. An Herrn Kreisschulinspektor   in Saargemünd  . Sehr geehrter Herr Schnlinspektor! Herr Pfarrer Becker von hier mißbraucht seit langer Zeit daS ZüchtignngSrecht gegen die Schulkinder in den Religionsstunden der- art, daß in unserer Gemeinde ein großer Unwille dagegen herrscht und ich mich beschwerdeführend an den Herrn Schuliiispektor wenden muß iu der Hoffnung, daß dann dein ungesetzlichen MißhandlungS- brauch gesteuert wird, ohne weitere Schritte machen zu müssen. Am DieiiStag, den 14. Dezember, hat.Hochwürden" mein elf- jähriges Töchterchen im ReligioiiSlinterricht mit einem Gummi­schlauch derart auf die Hände gedroschen, daß noch zwei Tage später die Hände und Unterarme rot angelaufen und teilweise geschlvollen waren, so daß das Mädchen die Hände ohne Schmerzen nicht be- wegen konnte! I Ain gleichen Tage bläute.Hochwürden" Becker noch 4 bis 6 anderen Kindern.göttliche Offenbarungen" mit dem Gummischlauch ein und zwar so, daß eines der Kinder in Ohn- macht stell! Einem Jungen hatHochwürden" diegöttlichen Offen- barungen" derart init dem Gummischlauch auf die Hände ,ge- strichen", daß der Junge sich von anderen Kindern schreiben lassen mußte. Eine solche Behandlung ist ungesetzlich, unmenschlich und brutal, spricht den Grundsätzen der christlichen Moral(Lasset die Kindlei,, zu mir kommen und wehret ihnen nicht..... I) direkt Hohn und ein Mann, der die Kinder so behandelt, ist alles andere, nur kein Erzieher, Pädagoge und kein Religionslehrer und hoffe ich, daß, soweit mein Kind in Frage kommt, diesem in Zukunft keine Bibelsprüche mit dem Gummischlauch eingebläut werden. Mit vorzüglicher Hochachtung Chr.», WaS würde den armen Kindern blühen, wenn die Schulen ganz an die Pfaffen ausgeliefert würden, die schon jetzt die.Religion der Liebe" mit Gummischläuchen lehren? Sternickel verhaftet. Gestern abend wurde in Bugglahr bei Horhausen   im Westerwald   der Müllergeselle August Sternickel, der wegen Raubmordes und Brandstiftung' seit vier Jahren steckbrieflich verfolgt wird, verhaftet. Sternickel hat in der Nacht zum 12. Juni 1905 den Raubmord an dem Windmühlenbesitzer Cnappe in Plagwitz  in Schleften begangen und das Gehöft in Brand gesteckt. Eine Stadt vom Orkan zerstört. AuS Madrid   wird gemeldet: Die kleine Stadt Biana in der Provinz Galicien   ist durch einen fürchterlichen Orkan vollständig zer- stört worden. Der größte Teil der Einwohnerschaft hatte sich in ein durch einen mächtigen Felsen geschütztes Gebäude geflüchtet. Der Orkan war von solcher Stärke, daß viele Häuser einstürzten. Einige 30 Tote find aus den Ruinen hervorgezogen worden. Die Zahl der Verletzten beträgt einige 40. Hilfeleistungen waren absolut unmöglich. Der größte Teil der Leute ist seit zwei Tagen ohne jegliche Nahrung.  _ Die Affäre Hofrichter. Aus Hirschberg i. Schl. wird geschrieben: Die Giftmordaffäre des österreichischen Oberleutnants Hofrichter scheint nun auch auf den Badeort Warmbrunn Überzugreifen Dort weilte tm vorigen Sommer der Vater des Oberleutnants Hofrichter, der Fabrikbesitzer Hofrichter aus Reichenau bei Gablonz   zur Kur und ivohnte bei dem Tischler- meister Geffers. Eines Abends gegen 8 Uhr war Hofrichter gesund und munter von einer Gcbirgsparlie zurückgekehrt und am anderen Morgen fand man ihn tot in seinem Bette. Die Leiche wurde da- mals nach Reichenau gebracht und dort beerdigt. Jetzt sind, wie bereits berichtet, aus Ersuchen der österreichischen Militärbehörde Ermittelungen in dieser Sache eingeleitet worden und es haben auch schon Vernehmungen stattgefunden. Es soll» wie verlautet, in Reichenau die Leiche ausgegraben und seziert werden, um die da» malige Todesursache genau festzustellen. Bei der Berhaftimg vergiftet. Aus Paris   wird gemeldet: Hier wurde heute ein russischer Jugenier Gilewitsch festgenommen, der im Jahre 1908 sein Leben mit 270 000 Fr. versichert und den Plan gefaßt hatte, einen ihm ähnlich sehenden jungen Mann zu ermorden, nm als der Tote zu gelten und so>ann mit Hilfe eines Komplizen die Versicherungssumme abzuheben. Er tötete auch wirklich einen gewissen Podlutzly und floh nach Frankreich  . Bei seiner Verhaftung Ichützte er ein Unwohlsein vor und ließ sich in den Waschraum führen, wo er sich mit Zyankali vergiftete. Schneesturmschäden. Eine Meldung aus New Aork besagt: Der durch den Schneesturm der letzten Tage in New Aork und Umgegend angerichtete Schaden soll sich auf über fünf Millionen Dollar be- laufen. Vor allen Dingen hat die Schiffahrt sehr gelitten. Zahl- reiche kleinere Schiffs sind auf den Strand geworfen worden. 2500 Personen sind beschästigungslos. Der reguläre Telegraphen« und Telephondienst ist unterbrochen. Massenmord bei Dpa. Aus Brüssel   wird gemeldet: Vier Personen sind aus der Landstraße in der Nähe deS bekannten Badeortes Spa ermordet worden. Dort betreibt der Gastwirt Eduard Evrard eine Wirtschaft. In der gestrigen Nacht wurde der Mann mit seiner Mutter, seiner Frau und seinem zwei Monate alten Kinde von einein bisher un- oekannten Mörder getötet. Als gestern früh ein Bruder des Gast- Wirtes feine Angehörigen besuchen wollte, fand er die vier Personen mit eingeschlagenen Schädeln vor. Der Mörder hatte die Kasse der Gastwirtschaft ausgeraubt und war dann geflohen. Ein fremder Händler ist unter dem Verdacht des Mordes verhaftet worden. touictuii«6unctitctii vom 39. Dezember|9«9, morgen« 8 tthr. Wetterprognose siir Donnerstag, den 39. Dezember 1999. Kühler, ziemlich trübe und nebelig mit geringen Niederschlägen und mäßigen westlichen Winden. Berliner   Vetter»«?»«»