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©ewerhrcbaftUcbe*}. SrfcbUcbene Streikarbeit kann verweigert wercien. Ein bemerkenswertes Urteil fällte dieser Tage das Ge> werbegericht in L e ch h a u s e n. In der dortigen Glühfaden- fabrik traten die Arbeiter der Pumpstation wegen fortgesetzter Maßregelung organisierter Arbeiter in den Streik. Da von dem Fortbetrieb dieser Abteilung der ganze Produktions- Prozeß des Unternehmens abhängt, suchte die Fabrikleitung durch Abkommandierung von Arbeiterinnen die männ­lichen Arbeiter hatten sieb geweigert aus anderen Ab­teilungen nach der Pumpsration diese flott zu erhalten. Eine Arbeiterin, die nach der bestreikten Abteilung versetzt wurde, weigerte sich nun, Streikarbeit zu verrichten und verlangte Zurückversetzung an ihren alten Arbeitsplatz, da sie den Strei- kenden nicht in den Rücken fallen wollte und ihr auch ver- schwiegen worden sei, daß sie Streikarbeit verrichten sollte. Die Fabrikleitung hatte hierauf die Arbeiterin kurzerhand entlassen, und zwar wegen beharrlicher Weigerung der ihr übertragenen Arbeit.(§ 123 Abs. 3 G.-O.) Die entlassene Arbeiterin klagte nun beim Gewerbegericht auf Zahlung von 52 M. Entschädigung wegen kündigungsloser Entlassung. Durch Urteil lvurde die beklagte Firma verpflichtet, an die Klägerin den eingeklagten Betrag zu zahlen. Maßgebend für die Verurteilung war neben 8 157 B. G.-B. auch§ 119, wonach Verträge rückgängig gemacht werden können, wenn sie gegen Treu und Glauben verstoßen. Die Klägerin sei unter Verschweigung der näheren Umstände zur Eingehung eines Vertrages veranlaßt worden, den sie bei eingehender Würdigung des Falles nicht eingegangen wäre. Das Urteil hat nun eine Anzahl weiterer Klagen zur Folge. Secltn und Hmgcgcnd. Achtung» chirurgische Jnstrumentenmachcr! Die chirurgischen Jnstrumentenmacher in Wien befinden sich im Streik. Deshalb machen wir ausdrücklich darauf aufmerksam, daß Wien für chirurgische Instrumenten macher gesperrt ist. Etwaige Arbeitsangebote nach Wien sind zurückzuweisen und ist der unterzeichneten Verbandsleitung davon sofort Mitteilung zu machen. Außerdem machen wir die in Arbeit stehenden Kollegen darauf aufmerksam, daß die bestreikten Wiener Arbeitgeber versuchen werden, bei verschiedenen hiesigen Firmen Streikarbeit anfertigen zu lassen. Deshalb ersuchen wir, daß die Kollegen in dieser Be- ziehung ganz besonders auf dem Posten sind. Sollte den Kollegen Sireikarbeit aus Wien angeboten werden, dann ist sofort unserem Bureau davon Mitteilung zu machen, damit die geeigneten Maß- nahmen getroffen werden. Wir erwarten, daß unsere Kollegen diese Miteilung genügend beachten und verbreiten werden. Deutscher Metallarbeiterverband, Ortsverwaltung Berlin . NW. , Charitestr. 3. Die Tarifverhandlungen der Maler wurden am Mittwoch fortgesetzt, sie sind aber noch nicht zum W- schluß gekommen. Die Diskussion drehte sich ausschließlich um die Frage der Lohnerhöhung. Nach dem Schiedsspruch, der seinerzeit zu dem Reichstarif abgegeben wurde, muß ein gewisses Maß von Lohnerhöhung eintreten, um einen Ausgleich dafür zu schaffen, daß der Reichstarif die Zuschläge für Ueberstunden, Nachtarbeit Fassadenanstrich. Fahrgeld usw. etwas ungünstiger stellt, als es nach dem alten Tarif der Fall war. Wie weit der Lohn nun er- höht werden muß, um einen gerechten Ausgleich herbeizuführen, darüber sind die Meinungen auf beiden Seiten verschieden und konnte auch darüber keine Verständigung erzielt werden, lieber diese Erhöhung hinaus fordern die Arbeitnehmer noch weitere Lohnerhöhungen mit Rücksicht auf die durch die neuen Steuer- belastungen bedingte wesentliche Verteuerung des Lebensunter- Halts. Die Arbeitnehmer haben nach dieser Richtung für die Lö0 in Frage kommenden Orte ganz bestimmte Forderungen ein- gereicht, welche S 10 Pf. pro Stunde betragen. Sie begründeten ihre Forderungen während der Verhandlung durch eingehende sta- tistische Nachweise. Doch vom Tische der Arbeitgeber aus wurde ihnen unverblümt gesagt, daß die Zahlen und Tabellen auf die Arbeitgeber gar keinen Eindruck machen und daß sie keine Lohn- erhöhung bewilligen würden. Infolge dieses Standpunktes hatten die Arbeitgeber keine Angebote in bezug auf Lohnerhöhung ge- macht. Die Arbeiter ersuchten mehrmals die Unternehmer, doch ihrerseits Angebote zu machen, damit man sich über das Maß der zu bewilligenden Lohnaufbesserung verständigen könne. Die Ant- wort der Arbeitgeber lautete:Wir haben verhindert, daß die von unseren Mitgliedern beschlossenen Lohnherabsetzungen gefordert werden. Das ist unser Angebot." Als hierauf von den Arbeit- nehmern auf einige Städte verwiesen wurde, wo die Arbeitgeber- vereine sich zu Lohnerhöhungen bereit erklärt hatten, hüllten sich die Arbeitgebervertreter in diplomatisches Schweigen. Sie bestritten die angeführte Tatsache nicht, gaben sie aber auch nicht zu. An eine Verkürzung der Arbeitszeit, sagten die Arbeitgeber, sei gar nicht zu denken. Die Vertreter der Arbeiter erklärten ganz bestimmt, daß man ihnen einen Tarifabschluß auf drei Jahre ohne Lohnaufbesserung nicht zumuten dürfe. Auch der Vertreter des christlichen Verbandes schloß sich dieser Erklärung an und betonte besonders, daß in Rheinland-Westfalen der Reichstarif auf Annahme nicht rechnen könne, wenn den Arbeitern keine Lohnerhöhung zugebilligt werde. Man würde dann ohne Tarif arbeiten.Wir auch" sagten darauf die Arbeitgeber. Die Unparteiischen gaben am Schluß der Sitzung bekannt, daß sie sich im Laufe des Nachmittags durch statistische Nachweise über die tatsächlichen Verhältnisse informieren und die vorgetragenen Tatsachen prüfen würden, um für die Verhandlungen, welche am Donnerstag fortgesetzt werden, gewisse Richtlinien aufzustellen, über die dann weiter diskutiert werden soll, so daß voraussichtlich am Freitag ein Schiedsspruch abgegeben werden kann. Achtung, Putzer! Auf dem Bau Sybelstr. 36 zu Charlotten- bürg sind zwischen den Fassadenputzern und dem Bauunternehmer Schlamp Differenzen ausgebrochen. Der Bau ist durch die Leitung der Sektion der Putzer gesperrt. In Betracht kommen die Hoffassade und Lichthof. Die übrigen Putzarbeiten sind fertig- gestellt. Es ist für geübte Putzer höchstens nur noch für eine Woche Arbeit vorhanden, trotzdem haben sich aus den Reihen der Maurer(welche auf Gnadenbrot rechnen) Leute gefunden, die aus dem genannten Bau Arbeitswilligendienste verrichten. Es wird ersucht, den genannten Bau strengstens zu meiden. Der Borstand. OeutkcKes Reich. Die Aussperrung in der Stettiuer Herrenkonfektion dauert nunmehr bereits die fünfte Woche an, ohne daß es auch nur zu Verhandlungen gekommen wäre. Das Gewerbegericht hatte sich als Einigungsamt angeboten; die Lohnkommission war zu Verhandlungen auch bereit, während die Arbeitgeber unter Verantw. Redakt.; Richard Barth , Berlin . Inseratenteil verantw.: dem 30. V. M. jede Verhandlung solange abgelehnt haben,bis die Forderung der Lohnkommission auf tarifliche Festlegung der Löhne für Bügler und Näherinnen, welche überhaupt in keinem direkten Arbeitsverhältnis zu uns stehen, fallen gelassen ist". Nach dieser Begründung muß angenommen werden, daß die Unter- nehmer sich überhaupt noch nicht die Mühe gemacht haben, die Forderungen der Arbeiter verstehen zu lernen. Eine Forderung, wie sie obige Begründung meint, ist von den Arbeitern niemals gestellt worden. Die Lohnkommission hat von Anfang an auf dem Standpunkt gestanden und hält noch daran fest, daß lediglich die Löhne der Zwischenmeister, Näherinnen, Bügler usw.. welche direkt bei den organisierten Unternehmern beschäftigt sind, tariflich geregelt werden sollen. Das ist auch dem Arbeitgeberverband bekannt, und deshalb geht mau wohl in der Auffassung nicht fehl, daß er durch seine Winkelzüge die öffentliche Meinung irreführen will. Die Löhne für diejenigen Näherinnen und Bügler, welche nicht bei den Konfektionären, sondern bei den Zwischenmeistern beschäftigt sind, setzen die Organisationen im Einverständnis mit den Avischenineistern selbst fest. Dadurch wird der zügellosen Ausbeutung, insbesondere der Heimarbeiterinnen, ein wirkungsvoller Einhalt geboten. Nach dieser Richtung haben die Verbände bereits erfreuliche Erfolge zu verzeichnen. Die Lohnkommission hat unter Berichtigung der irrigen Auffassung des Arbeitgeberverbandes sich abernials zu Verhandlungen bereit erklärt, und wenn die Konfektionäre ihre Tariffeindlichkeit nicht offen zugeben wollen, werden sie nunmehr wohl oder übel verhandeln müssen. Ihre im Dezember noch günstige Stellung verschlechtert sich jetzt auch mit jedem Tage, da d:e Saison für die Frühjahrs- und Sommerwaren bald beginnt. Die Stimmung der Ausgesperrten ist eine durchaus hoffnungs- frohe, weil sie wissen, daß die Unternehmer doch bald nachgeben müssen. Letztere haben übrigens zugeben müssen, daß mehrere organisierte Firmen vorgezogen haben, die festgesetzte Konvention«!- strafe zu zahlen, um die Aussperrung nicht mitzumachen. Die Arbeiterorganisationen dagegen haben durch die Aussperrung er- freulichen Zuwachs zu verzeichnen. Ein ungewollter Erfolg der Unternehmerprotzen l_ Die Magdeburger Elektromonteure sind in eine Lohnbewegung eingetreten. Sie haben eine Kommission mit der Ausarbeitung einer Lohnsklala beauftragt, die einer späteren Versammlung der Elektromonteure zur Beschlutzfassung unterbreitet werden soll. Lohnbewegungen im Töpfergewerbe. In Hirschberg i. Schl. ist am 3. Januar ein allgemeiner Töpferstreik ausgebrochen. Die Gehilfen hatten den alten Lohn- tarif gekündigt, und den Unternehmern eine erhöhte Tarifvorlage unterbreitet, deren Anerkennung jedoch von den Unternehmern ab- gelehnt wurde. Diese machten vielmehr eine Gegenvorlage und erklärten, daß die darin enthaltenen Zugeständnisse das äußerste seien und eine etwaige nochmalige Verhandlung von vornherein abgelehnt werde. Bei näherem Zusehen entpuppte sich dasZu- geständnis" der Herren als eine Verschlechterung des früheren Tarifverhältnisses, weshab die Gehilfen am 3. Januar einmütig die Arbeit niederlegten. Die Situation liegt günstig, Arbeits - willige sind nicht vorhanden. Zuzug von Töpfern ist von Hirsch- berg fernzuhalten. Die Lohnbewegung der Dresdener Töpfer und Hilfs- arbeiter ist immer noch nicht erledigt. Die Unternehmer machen vor allem in der Lohn- und Tariffrage für die Hilfsarbeiter Schwierigkeiten. Die Verhandlungen werden noch weiter geführt. Eine Lohnbewegung der Töpfer in B ü tz o w in Mecklenburg wurde auf friedliche Weise erledigt. Die im Töpfertarif vor- gesehenen Akkordlöhne erfuhren in den einzelnen Positionen Auf- besserungen von 5 8 Proz. Die Aussperrung der Holzarbeiter in Itzehoe haben die Unter- nehmer zurückgezogen. Dort hatte der Arbeitgeberverband in Ge- meinschaft mit der Tischlerinnung die Kündigung sämtlicher Tisch- ler und Maschinenarbeiter zum 1. Januar ausgesprochen, weil die Arbeiter einen ihnen vorgelegten Vertrag nicht anerkennen wollten. Die von den Arbeitern geforderten Abänderungen des Vertrages und ihre Wünsche in bezug auf Löhnerhöhung und Erhöhung der Montagegelder wurden rund abgelehnt. Die Aussperrung und ein langer, schwerer Kampf schien unvermeidlich, als am 28. Dezember erneute Verhandlungen in die Wege geleitet wurden, die der Arbeitgeberverband zu hintertreiben suchte. Die Verhandlungen endeten mit dem Abschluß eines Vertrages, der den Arbeitern 4 Pf. Lohnerhöhung(Mindestlohn 47 Pf. pro Stunde), Erhöhung der Montagegelder, Regelung des Aufschlages für Ueberstunden usw. bringt. Den kleinen Scharfmachern in Itzehoe paßte es gar nicht, daß durch das Eingreifen des Vorstandes des Holzarbeiterver- bandeS der Friede im letzten Augenblick noch erhalten werden könnte. Vergebliche Hoffnung Unorganisierter. Seit drei Jahren schon besteht ein Tarifvertrag für die Ar- beiter des inneren Betriebes der Brennerei und Pretzhefefabril F. R a u t e r in E s s e n, die sämtlich dem Brauereiarbeiter- verbände angehören. Das Fahrpersonal war trotz aller Be- mühungen nicht zum Eintritt in die Organisation zu bewegen; es glaubte noch an die Jnteressenharmonie zwischen Kapital und Arbeit und hoffte auf gleiche Lohnverbesserungen auch ohne die Organisation. Diese blieben aber aus. Sie blieben auch aus bei der kürzlich erfolgten Erneuerung des Tarifvertrages für die übrigen Arbeiter. DaS brachte die Fahrer zur Erkenntnis, daß auch sie sich der Organisation anschließen müßten, und nachdem sie dieses getan, wurden in einem Nachtrag zum Tarifvertrage ihre Löhne um 2,ö0 bis 4,50 M. pro Woche erhöht; auch erhalten sie bei Touren, wo sich ein Uebernachten notwendig macht, 3 M. vergütet, ferner haben sie abwechselnd einen freien Sonntag. Die übrigen Bestimmungen deS Vertrages finden auch auf die Fahrer Anwendung. So sind gewerkschaftliche Erfolge die beste Lehr- Meisterin der Indifferenten, und es bestätigt sich auch hier wieder der Erfahrungssatz, daß ohne Organisation nichts zu erreichen ist. Auf dem Sägewerk der Lippischen Holzverwertungsgesellschaft in Lemgo haben sämtliche 12 Arbeiter, die alle im Zimmererver- bände organisiert sind, wegen Lohnkürzung die Arbeit niedergelegt und ersuchen um Fernhaltung des Zuzuges. Der Stickerstreik in Plauen und die Hirsch-Dunckerschen. In F a l k e n st e i n hat der Stickerstreik eine weitere Aus- dehnung erfahren, so daß gegenwärtig 700 Sticker und Arbeite- rinnen im Kampf stehen. Zu neuen Bedingungen arbeiten im ganzen Bezirk 1800 Maschinen. Bei einer Verhandlung mit einem Unternehmer behauptete dieser, daß er sofort genügend Arbeitswillige erhalten könnte, wenn er sich an den Generalsekretär des Hirsch-Dunckerschen Gewerkver- eins Herrn Müller aus Spremberg gewandt hätte. Herr Müller habe ihm die Vermittelung von Arbeitskräften in einem solchen Falle ausdrücklich versprochen. Diese Behauptung muhte natürlich sehr stark angezweifelt werden. Nun hat aber diese Firma eine Anzahl Sticker gemaßregelt, weshalb dieser Betrieb vom Deutschen Textilarbeiterverband gesperrt worden ist. Die Hirsche haben darauf den Betrieb durch ihre Mitglieder besetzt! Durch diese Tatsache sind selbstver- ständlich die in die Behauptung des Plauenschen Unternehmers gehegten Zweifel beseitigt. Der Hirsch-Dunckersche Gewerkverein hat sich aber mit dieser Tat ein neues Blatt in seinen Ruhmes- kränz geflochten. Der Streik der Druckerinnen bei der Firma Bäreuther u. Co., Hof i. B., hat zur Aussperrung von 57 Arbeitern geführt. Von den Ausgesperrten gehören nur 6 dem Deutschen Textil- arbeiterverbande an. Sie sind als unorganisierte Arbeiter nun ohne jede Unterstützung und verspüren jetzt recht merklich, welchen lt. Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. BerlagSanstaU| Wert die Gewerkschaftsorganisation hat. Hoffentlich fft ihnen das eine Lehre für künftige Fälle. Etwa 300 Granitarbeitcr des Odenwaldes stehen in Tarifver- Handlungen. Der Bezirkstarif für die Orte Heppeirhcim, Sonderbach, Kirschhausen und Hemsbach ist am 1. Januar abgelaufen. Um die Arbeiter beim Verhandeln gefügiger zu machen, erhielten 150 ihre Kündigung. Darauf kündigten die christlichen 150 Steinarbeiter ebenfalls, denn die Unternehmer wollten mit dieser Kündigung die Einigkeit der organisierten Steinarbeiter stören. Die Granitwerksbesitzer haben dieselbe Taktik schon im Jahre 1908 unternommen. Damals glückte sie ihnen, weil ungünstige Betriebsverhältnisse die Arbeiter zum Nach- geben zwangen; die Kälte war damals groß, was natürlich für die Steinarbeiter sehr ungünstig ist. Die Unternehmer schützen jetzt Arbeitsmangel vor, sagen jedoch, wenn sich die Arbeiter ihren Intentionen fügen, dann würden die Kündigungen wieder zurück- genommen. Damit sind aber die Arbeiter nicht einverstanden. Die Granitarbeitcr allerorts werden daher gebeten� Arbeits- angebote aus dem Odenwalde abzulehnen. lZusUnd. Gewerkschaftliche Grenzstreitigkeiten in Dänemark nnd ihre Regelung. Die Repräsentantschaftsversammlung deS Verbandes der dänischen Gewerkschaften, die zwei Tage dauerte, hat sich, abge- sehen von den Vorschlägen über Vermittelung und Schiedsgerichts- verfahren bei Tarifstreitigkeiten und Lohnbewegungen, noch mit einigen anderen Fragen besaßt. Es wurde Bericht gegeben über die gegenwärtige Lage und die Lohnbewegungen in den verschiede- nen Berufen, und dann beschäftigte man sich mit einem Antrag auf Einsetzung eines permanenten Ausschusses zur Entscheidung von Grenz st reitigkeiten zwischen den einzelnen Organisationen. Wie hierzu der Vorsitzende deS Verbandes der Gewerkschaften Karl M a d s e n ausführte, ist in Dänemark die Ursache solcher Streitig- leiten der Gewerkschaften in der Regel der Umstand, daß die Ar- beitgeber immer wieder versuchen, ungelernte Arbeiter und Ar- beitsburschen zu geringeren Löhnen als den mit den Berufs- organisationen tariflich festgelegten zu beschäftigen. In Zeiten flotten Geschäftsganges werden dagegen im allgemeinen von den gelernten Arbeitern keine Einwendungen erhoben, in Krisenzeiten scheint es ihnen aber ein Unding, daß sie von den einer anderen Organisation mit geringeren Tariflöhnen angehörenden unge- lernten Arbeitern aus ihrer Berufsarbeit verdrängt werden. Daß das Bestreben der Arbeitgeber, sich auf diese Weise billige Arbeits. kräfte zu verschaffen, Erfolg hat, hängt mit der immer mehr fort- schreitenden Arbeitsteilung und Maschinentechnik in Handwerk und Industrie zusammen, und demgegenüber nützt es natürlich nichts, wenn die gelernten Arbeiter dem Arbcitsmannsvcrband Vorwürfe darüber machen. Es kann der Arbeiterschaft nur zum Schaden gereichen, wenn die Organisationen sich gegenseitig über diese Verhältnisse herumstreiten. Nach gründlicher Besprechung der Angelegenheit wählte die Repräsentantschaftsversammlung einen Ausschuß, der Regeln für die Entscheidung von Grenzstreitig- leiten und damit zusammenhängenden Dingen ausarbeiten und der nächsten ordentlichen Generalversammlung, dem dänischen Gewerkschaftskongreß, zur Annahme vorlegen soll. Bis dahin hat der Ausschuß auch die Aufgabe, zu versuchen, vorliegende Grenz- streitigkeitcn zu regeln. Auf dem nächsten Gewerkschaftskongreß soll, wenn nötig, zu diesem Zweck ein permanenter Ausschuß ge» wählt werden. Man befaßte sich sodann mit einer besonderen Grenzstreitig- keit. DerWeibliche Arbeiterverband" hatte einen kleinen Teil von Mitgliedern der Zeitungsbotenorganisation aufgenommen, wo» mit diese Organisation selbstverständlich nicht einverstanden war. Die Repräsentantschaft mißbilligt dieses Verhalten des Arbeite- rinnenverbandes, sprach sich jedoch dafür aus, daß die ganze Or- ganisation der Zeitungsboten, die meist aus weiblichen Mitgliedern besteht, sich demWeiblichen Arbeiterverband" anschließen soll,- um so als Abteilung dieses Verbandes eine einheitliche Organisation der Berufsgruppe zu bilden. Zur Regelung dieser Angelegenheit wurde ebenfalls ein Ausschutz gewählt. Wie man sieht, gibt es auch in Dänemark unter den Gewerk- schaften Grenzstreitigkeiten. Man erfährt davon im allgemeinen in der Oeffentlichkeit sehr wenig. Die dänische Arbeiterschaft liebt es nicht, dergleichen Dinge vor dem großen Publikum breitzutreten, was ja auch zu tun sehr töricht wäre. Sie schafft sich eben in ihrer Gewerkschaftszentrale eine Körperschaft, die über dergleichen Dinge sachverständig zu entscheiden hat. In der Pariser Nationaldruckerei ist ein Ausstand auSge, brachen wegen einer Beförderung, die von den Arbeitern als Be- vorzugung des Betreffenden betrachtet wurde. Der Streik der Hafenarbeiter in Stavanger , der kurz vor Weih- nachten ausbrach, ist am 2. Januar durch Abschluß emes neuen Uebereinkommens beendet worden, das den Arbeitern annehm- bare Lohnerhöhungen bietet. Die Streikenden konnten am Montag alle wieder in Arbeit treten. Keine ReujahrSaussperrungen in Schwede». Das schwedische Unternehmertum wollte zu Neujahr in den Kohlengruben der Landschaft Schonen sowie in der Kleinglasindustrie des ganzen Landes allgemeine Aussperrungen veranstalten, nachdem die Tarif. Verträge abgelaufen waren und die Verhandlungen über neue Ver- träge zu keiner Einigung geführt hatten. Kurz vor Neujahr ist es jedoch mit Hilfe der staatlichen Schlichtungsmänncr zu neuen Verhandlungen und zum Abschluß neuer Tarifverträge gekommen. Sowohl die Grubenarbeiter wie die Glasindustriearbeiter sahen sich infolge der traurigen Wirtschaftslage genötigt, auf Erhöhung ihrer sehr unzureichenden Löhne zu verzichten. Die neuen Ver- träge sind mit den Organisationen auf 4 Jahre abgeschlossen, die Arbeitgeber hatten sogar fünfjährige Dauer verlangt. In dem alten Tarifvertrag der Kleinglasindustrie war ein Passus enthalten, wonach bei Entlassungen wegen Arbeitsmangel Rücksicht auf die Beschäftigungsdauer der Arbeiter im Betriebe, auf ihre Ansässig- keitsdauer in der Gemeinde und auf ihre Familienverhältnisse genommen werden sollte. Die Schwedische Arbeitgebervereinigung. der auch die Glasindustriellen angehören, hatte nun den Befehl erteilt, daß dieser Passus aus dem Vertrag verschwinden sollte. Man will eben, daß bei Entlassungen stets die für ihre Organi» sation besonders eifrig tätigen Arbeiter zuerst auf die Straße fliegen. Die Glasindustriellen sind dem Befehl ihrer Zentrale aber nur formell nachgekommen. Sie haben es zwar durchgesetzt. daß jener Passus nicht in den neuen Vertrag aufgenommen wurde, sich aber protokollarisch verpflichtet, der alten Bestimmung gemäß zu handeln._ Letzte JVachricbten und Oepeleden. Betricbseinschränkungen. Charlotte(Nordkarolina), 5. Januar. (W. T. B.) Auf einer Konferenz von 200 Baumwollspinnern, die 1%. Millionen Spindeln vertreten, tvurde beschlossen, den Betrieb bis zur Wieder- kehr günstigerer Zeiten einzuschränken, wenn nicht eine Herab» setzung der Preise für Rohmaterial zu er» reichen sei._ Sturmschäden in Riga . Riga , S. Januar.(W. T. B.) Wegen des feit gestern ununter» brachen herrschenden SturmeS ist der Straßenbahn- und Dampferverkehr eingestellt worden. Die Düna ist auf 5 Fuß über normal gestiegen; die Eisenbahnen kommen mit großer Verspätung an. In der Stadt sind mehrere Dächer fortgerissen worden, wobei zwei Personen ge» tötet wurde». Große Holzvorräte sind fortgeschwemmt. aul Singer& Co« Berlin SW, Hierzu 3 Beilagen u, Uoterhaltungsbl.