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habe gerufen:Zum Donnerwetter, wenn die Leute nicht ans- einandergehen, dann bringen Tic sie zur Wache!" Vors. (zum Schutzm.): Tos haben Sie uns ja gar nicht gesagt!" S ch u tz ni.: Ich habe das nicht gehört. Hagedorn: ..Darauf stürzte sich der Schutzmann in die Menge und griff D. heraus." Vors.:Warum denn den?" Hagedorn: Ja. ich hätte es auch sein können." Vors.:Fragte er nicht warum?" Hagedorn:Da gab es keine Widerrede." Auch für den A m t s a n w a l t gab es jetzt keine Wider- rede mehr gegen solche Bekundungen: er beantragte selber Freisprechung, weil es gar nicht möglich gewesen, die Aufforderung zu befolgen, selbst wenn D. sie gehört haben sollte. Der Verteidiger schloß sich an mit folgender Be- gründung: Die Verhandlung hat wieder gezeigt, was heraus- kommt, wenn die Polizei erregt ist. Eine nervöse Polizei wird Zusammen st Lße auch niit der ruhig- stenMenge habem Daher versteht man es, daß der neue Polizeipräsident den Neujahrswunsch aus- gesprochen hat, das Einvernehmen zwischen Polizei und Publikum möge ein besseres sein. Daß es kein gutes ist, ist Schuld der Polizei, auch der oberen Beamten. Das ergeben im vorliegenden Fall die Bekundungen besonders des Zeugen Hoensbroech . Gegen Dölz hat der Schutzmann zuerst sehr bestimmt ausgesagt, nachher aber hat er seine Aussage stark eingeschränkt. Erwiesen ist, daß D. nichts begangen hat. Er ist nicht nur freizusprechen, auch die not wen- digen Auslagen, insbesondere die Vertei- digungskosten, sind der Staatskasse aufzubürden. Das Urteil lautete, gemäß dem Antrag der Ver- teidigung: Freisprechung und Ueber nähme der notwendigen Auslagen auf die Staatskasse. Die Begründung des Urteils hob nochmals hervor:Wir sitzen hier nicht zu Gericht über die Polizei!" Fall Böhm. Und dennoch mußten sie gleich darauf zum zweitenmal über die Polizei zu Gericht sitzen. Sie hatte dem Ge- schäftsdiener Emil Böhm ein Strafmandat besorgt, weil er nach jener Versammlung skandaliert habe. daß man es straßenweit gehört habe. Die Verhand- lung gegen Böhm, der richterliche Entscheidung beantragt hatte, gestaltete sich sehr einfach. Böhm, dem als Ver- t e i d i g e r gleichfalls Rechtsanwalt Rosenfeld zur Seite stand, erklärte, nicht skandaliert zu haben. Schutz- mann Hof, der ihn sestgcnommen hatte, sagte aus: Wir sollten die Leute, die auf dem Bürgersteig waren, t weiter- weisen. Hauptmann Stephan befahl:Nehmen Sie die Leute da sestl" Es waren zirka 20 Personen. Vors.: Alle, die da waren, sollten Sie festnehmen? Warum denn? Schutzmann: DaS weiß ich nicht. Vors.: Skandalierte der Angeklagte? Schutzmann: Das weiß ich nicht.(Nebenbei bemerkt: Dieser Hauptmann Stephan ist vermutlich derselbe Haupt- mann Stephan, der am 12. Januar 1908. dem Wahlrechts- sonntag, die Schlacht an der Friedrichtsgracht verschuldet hat.). Der Vorsitzende hatte genug. Er verfiigte in Ueberein- stimmung mit den Beisitzern Schluß der Beweisaufnahme. Der A m t s a n w a l t beantragte Freisprechung. Ihm schloß der Verteidiger sich an mit dem Ausdruck des Erstaunens darüber, daß ein Polizei- Hauptmann einfach alle sistieren lasse, die da stehen, und das Publikum das geduldig hinnehme. Selbstverständlich seien auch hier dem Angeklagten die notwendigen Aus- lagen zu ersetzen. Das Urteil lautete auch in diesen Fällen: Frei- sprechung und U ebernah me der notwendigen 'Auslagen auf die Staatskasse. In einem Rechtsstaat würden nun die Polizeibeamten, die die widerrechtliche Verhaftung angeordnet und vollführt haben, auf die Anklagebank gelangen und wegen schweren Amtsmißbrauchs und Freiheitsberaubung zu mehrjähriger Zuchthausstrafe und zu einer Buße verurteilt werden. In Preußen aber hat die Gerechtigkeit zu schweigen, zumal die herrschende Klasse auf Grund des Wahlunrechts Herrscherin und GesetzeLverächterin fein darf. polftilcbe acbcrficbt. Berlin . den 6. Januar 1910 Sie haben sich wiedergefunden. Nationalliberale und Freisinnige haben die Streitaxt im Wahlkreise Eisenach -Dermbach begraben. Die große Frage: Wer soll Kandidat des liberalen ParteigemengselS sein?" ist entschieden. Herr Krug tritt zurück und an seiner Stelle wird der n a t i o na l li b era le Rechts- anwalt Appelius aufgestellt. Uns kann es gleichgültig fein, ob der liberale Gegen- kandidat Krug oder Appelius heißt. Ob etwas mehr oder weniger agrarisch, das ist ganz nebensächlich. Aber die kon- servativen Blätter geberden sich, als wollten sie aus der Haut fahren. DieDeutsche Tagesztg." leistet sich in ihrem Aerger z. B. folgende Kapuziner -Epistel: Dieser Rücktritt ist unmittelbar erfolgt, nachdem der Vor- fitzende der nationalliberalen Partei des Wahlkreises öffentlich er- klärt hatte, die Nationalliberalen mützten die Zumutung, den Kandidaten fallen zu lassen und einen anderen auszustellen, mit aller Entschiedenheit zurückweisen. Diesen grotzen Worten ist die kleine Tat auf dem Fuße gefolgt. Die national- liberalenMänner" haben sich, nachdem sie, wie der Berliner sagt, eine Lippe riskiert hatten, ins Bockshorn jagen lasten und sich den freisinnigen Zumutungen bescheiden und löblich unterworfen. Es würde bösartig sein, wenn man sogen wollte, daß diese männliche" Handlungsweise echt national- liberal sei. Man wird aber wohl sagen dürfen, daß sie den Kenner der nationalliberalen Seele nicht überrascht habe. Das Prächtigste an der ganzen Sache ist aber das, daß derselbe Herr, der 24 Stunden vor der Zurückziehung der Kandidatur die frei- sinnige Zumutung so scharf und so entschieden zurückwies, jetzt selber als liberal-freifin Niger Kandidat ins Auge gefaßt oder aufgestellt worden fein soll. Wenn die Frei- sinnigen einem solchen Kandidaten zustimmen, so kann man ihnen das nicht verdenken; der Gefügigleit dieses Herrn können sie sicher sei n._ Ein ungefügiger Bischof. Nachdem schon der Bischof von Metz das Schreiben des Staats- fckretärs der RcichSlande. deö Freiherrrn Zorn von Bulach, zurück- gewiesen hat. folgt nun auch der Bischof von Straßburg mit einer Zurückweisung nur schlägt dieser Herr noch etwas schärfere Töne an als sein Bruder im Herrn. Herr Dr. Fritzen schreibt u. a.: Die Frage, um die eS sich hier handelt, ist in erster Linie eine Gewiffensfrage für einen Teil, neiner Diozesanen. Dem Bischof als dem ordentlichen Träger der kirchlichen Hirten- und Lehrgowalt obliegt die Pflicht und steht das Recht zu, feine Diozesanen auf die Verpflichtung des christlichen SittcngesetzeS hinzuweisen, die sich aus den Verhältnissen deS Lebens für sie er- geben können. Durch den Umstand, daß diese Diözesanangehörigen als Beamte oder Lehrer einer staatlichen Behörde unterstellt sind, kann das bezügliche Verhältnis nicht geschwächt werden, in dem sie in bezug auf Glaubens- und GewifscnSsragen zur kirchlichen Hirten- und Lehrgewalt stehen." Die Verweisung auf den Dienstweg beantwortet der Bischof mit der Bemerkung, daß der Dienstweg' nur einzuhalten sei, sofern es sich um Mitteilungen handelt, die in der staatlichen Kompetenzsphäre liegen und sich auf die durch die staat- lichen Gesetze geregelte Amtstätigkeit der Beamten und Lehrer beziehen. Außer den staatlichen Gesetzen haben aber die katho- lischen Beamten und Lehrer Glaubenspflichten zu erfüllen, in beziig a»s welche sie ncbstdem ihren kirchlichen Vor- gesetzten unterstehen. Wie ich eine diese Gewissenspflicht betreffende Mitteilung auf dem Dienstwege und durch staatliche Vorgesetzte an die Lebrcr gelangen lassen könnte, ist mir nicht ersichtlich, um so weniger, als der kaiserliche Oberschulrat selbst erklärte, daß der Anschluß an den Allgemeinen deutschen Lehrer- verein, um den es sich hier handelt, durch die staatliche Gesetz- gebung dem freie» Ermessen der Lehrer anhcimgestellt bleibt. Dementsprechend sehe ich mich veranlaßt, den gegen mich er- hobenen Vorwurf eines Eingriffes in den Bereich der staatlichen Befugnisie zurückzuweisen."_ Nochmals Nipplers Ende. DieTägliche Rundschau" liebt die Komik. Nachdem dieses un- freiwillig-politische Witzblatt noch vor wenigen Tagen mit größter Bestimmtheit bestritten hat, daß daS Bibliographische Institut in Leipzig mit irgend jemand über den Verkauf derTägl. Rundschau" unterhandelt hätte, schreibt es gestern: Die Falschmeldung derHamb . Nachrichte n", daß dieTägliche Rundschau" an die nationalliberale Partei zum Preise von 1 250 000 M. am 2. Januar verkauft worden sei, wird von einer Anzahl Blänern, insbesondere derDeutschen Zeitung" aus durchsichtigen Gründen weiter kolportiert, obwohl wir sie auf daS unzweideutigste dementiert haben. Man beruft sich auf eine angebliche AuSrunst des Zentralbureaus der nationalliberalen Partei, wonach die Verhandlungen noch nicht zum Abschlüsse ge- bracht seien. DaS Zentralbureau der nationalliberalen Partei er- klärt unS aus unsere Anfrage, daß eS eine solche Auskunft nie- mals gegeben habe. Es kann sie auch nicht erteilt haben: denn Verhandlungen, die niemals stattgefunden haben, können nicht zum Abschlüsse gebracht werden." Bis so weit sieht auch diese zweite Notiz einer Bestreitung durchaus ähnlich! dann aber folgt hinterher folgender lustige Zusatz: Wenn ein Besitzwechsel derTäglischen Rundschau' statt« finden sollte, so ist die selbstverständliche Voraussetzung, daß das Blatt als unabhängige nationale Zeitung erhalten wird und jede irgendwie geartete Par'teiabhängigleit ausgeschlossen bleibt. Wenn dieHamb. Nachr." sich noch einige Zeit gedulde» wollen, werden sie unsere Behauptung ein wandsfrei bestätigt finden." Daß diese Schlußsätze mit den obigen in Widerspruch stehen, scheint den Herren Rippler und Noumann gar nicht zum Bewußt« sein zu kommen. Um so kurioser ist die Zumutung, der Leser solle glauben, dieTägl. Rundschau" werde auch unter dem neuen Be- sitzer ihren antisemitisch- antillerikal- alldeutschen Charakter bei- behalten. Darüber entscheidet doch nicht Herr Rippler, sondern der neue Besitzer._ Großgrundbesitzer und innere Kolonisation. In dem Organ des Deutschen Bauernbundes war behauptet worden, daß man noch nichts davon gehört habe, daßfühlende Großgrundbesitzer jemals an der Ausführung der inneren Kolonisation mitgewirkt hätten". ES sollte damit bewiesen werden, daß die Agrarier für die Ansiedelung von Landarbeitern nichts übrig haben. Gegen diesen Vorwurf wende» sich dieMit- teilungen der Zentralstelle der Preußischen LandwirtschaftS- kannnern" in einem Artikel, den die agrarischeDeutsche TageSzeiwng" nachdruckt. In diesem Artikel wird vor» nehmlich auf diehervorragende Mitarbeit" des Freiherrn v. Wangenheim» Kl.-Spiegcl hingewiesen, der angeblich ein großer Freund der inneren Kolonisation sein und noch auf der Tagung des LandeSökonomiekollegiumS auch für andere Provinzen als Posen und Westpreußen Dtaatszuschüsie zu beregtem Zwecke ge- fordert haben soll. Wenn das dort Gesagte zutrifft, so scheint Herr v. Wangenheim seine Ansichten über diese Frage merkwürdig rasch geändert zu haben. Noch tü07 auf der 0. Generalversammlung sämtlicher der Landwirtickiaftvkammer für die Provinz Pommer» angeschlossenen Vereine stand dieser Oberagrarier auf einem ganz anderen Standpunkt. Er stimmte nämlicki mit dem durch seine ver- krachten agrarischen Gründunge» bekannten von Herzberg» Lottin völlig überein, der sich entschieden gegen die von dem Profesior Ehrenberg propagierte Airstedelnng von Landarbeitern auf HäuSlerstellen aussprach und schließlich wörtlich erklärte: Mit dem mittleren»nd kleinen Grundbesitz in Preußen müssen wir tadului-sku machen. W o kommen iv ir hin, wenn wir nur Stellenbesitzer schaffen? Dann haben wir in hundert Jabren nur K lei n b e i i tz. sSehr richtig I) Ein Herr von der Regierung sagte mir vor wenigen Jahren: Der große und mittlere Grundbesitz sind die Grundlagen des preußischen Staates! Mit diesen AuSfübrnngen erklärte sich Herr v. Wangenheinr damals wie gesagt einverstanden. Wenn also dieser Kronzeuge der Deutschen Tageszeitung" heute anderer Meinung ist,- dann dürfte das wohl darauf zurückzuführen zu sein, daß er inzwischen entdeckt hat, die innere Kolonisation sei ei» probates Mittel, die Landarbeiter in dauernder Abhängigkeit zu erhalten. In dem erwähnten Artikel wird ferner auf dievorbildliche" Tätigkeit der 190? von 22 Großgrundbesitzern gegründeten Pommerschen Ansiodelungsgesellschaft hingewiesen- Mit offenbarem Bezug auf diese erklärte aber damals Herr v. Wangenheim: Die innere Kolonisation werde nur auS Geldinteresse betrieben. Ans diesem Gebiete treibe man den größten Wucher usw. Die fürstlichen Postonkel. Neben den regierenden Fürsten genießt auch noch die fiirst- liche Familie Thurn und Taxis daS Vorrecht der Portofreiheit. Auf dieses veraltete Privileg aus dem 17. Jahrhundert lvill sie jetzt verzichten". Wie das bayerische Verkehrsministerium erklärt, ist dieser Verzicht jedoch an die Gewährung einer AblöfungS- summe geknüpft, über deren Höhe der Landtag demnächst zu be- schließen hat. Da können ja die Herrschaften, die von einer ge- rechten Abfindung für die durch dieFinanzreform" brotlos ge- wordenen Tabakarbciter nichts wissen mochten, auch wieder mal in Großmut machen!_ Dieunpolitischen" Kriegervereine. Zu unserer NotizKricgervereine und Sozialdemokratie" wird UNS geschrieben: Die Ermahnung derParole" an die KriegervereinSleiter, die Mitglieder der Kriegervereine bei den Wahlen gegen die Sozial- 1 demokratie scharf zu machen, ist wohl nicht neu. Jedenfalls ist in diesem Sinne schon seit je von den Kriegervereinsgrößen gehandelt worden. So auch bei der im Oktober vorigen Jahres in K o b u r g stattgehabten ReichStagSersatzwahl. Da versendete der Vorstand des Koburger KriegerverbandeS, an dessen Spitze ein Amts- gerichtSrat steht, folgendes vom. Oktober 1909 datiertes Zirkulär an dieKameraden": Unsere Satzungen verlangen von jedem unserer Mitglieder deutschnationale und monarchische Gesinnung, Vaterlandsliebe, Treue zu Kaiser und Reich, zu Fürst und Vaterland. Die Sozialdemokraten arbeiten diesen unseren Bestrebungen direkt entgegen, wie Ihr aus ihren Reden und Flugblättern er- sehen habt. Am 22. d. M. steht nun Herr RegierunaSrat Dr. Ouarck zur Stichwahl mit dem Kandidaten der sozialdemokratischen Partei. Es ist patriotische Pflicht eines jeden Kameraden, für diesen Kandidaten der Ordnungsparteien einzutreten. Wer nicht wählt, unterstützt unsere Gegner. ES erscheine daher jeder Kamerad zur Stichwahl am 22. Ok- tober und gebe seine Stimme unserem Kameraden im Verbandsvorstand, dem Euch bekannten Herrn RegiernngSrat Dr. Ouarck." Trotz dieses Appells, der den Kriegerbund zu einer Schntztruppe für den nationalliberal-bllndlerischen Kandidaten und Regierungörat stempelte, werden auch jetzt noch im Koburger Ländchen Entladungen zum Beitritt in die Kriegervereine versendet, in lvelchem behauptet wird, daß die Kriegervereine mit der Politik nichts zu tun hätten. Im übrigen fiel trotz der Wahlaufforderung an die Krieger- verleinler derenbelanntes Vorstandsmitglied" am 22. Oktober kläglich durch._ Das Ende des liberalen Blocks in Bayern . Die seit Monaten andauernde KrisiS im liberalen bayerifchm Block ist jetzt so weit gediehen, daß der Block dicht vor dem AuS- einanderfallen steht. Bekanntlich haben die Jungliberalen im vorigen Herbst scharfe Vorstöße gegen die Nationalliberalen, insbesondere gegen den Führer Dr. Casselmann, unternoinmen, die zu heftigen Kämpfen führten. Die Jungliberalen hatten eine Reihe von Forderungen gestellt, wie z. B. die Aendcrung der Blockorganisation, Einberufung eines liberal-demokratifchen DelegiertcntagcS und Schaffung einer BlockgefchäftSstelle in München , die mit Vertretern aller Richtungen besetzt werden sollte. Diese Forderungen wurden von einer Tagung der nationalliberalen Partei- leitung schroff abgelehnt, dagegen wurde die ausdrückliche Zusicherung verlangt, daß an dem bisherigen Organisationsstatut der vereinigten liberalen und demokratischen Parteien festgehalten und Genugtuung für diejungliberalen Ansschreitungen' sowie die Zusicherung fach- licher Austragung etwaiger Meinungsverschiedenheiten gegeben werde. Bon der Erfüllung dieser Forderungen wurde daS Verbleiben der Nationalliberalen im Block abhängig gemacht. Mitte Dezember verhandelte der ZentralanSschuß der vereinigten Liberalen und Demokraten über die Streitfragen. Da inzivischen Dr. Toffel- mann von der nationalliberalen Parteileitung zurückgetreten und die Affäre des von der nationalliberalen Partei aus- geschlossenen jungliberalen Abgeordneten Hübsch durch eine Erklärung auS den Debatten ausgeschaltet war, hoffte man die Versöhnung um so leichter bewerkstelligen zu könne»! der sofortige Bruch konnte aber nur durch die Vertagung der Beschluß« fassung über die strittigen Fragen abgewendet werden. Nunmehr hat sich der LandesauSschuß der nationalliberalen Partei mit der Sache befaßt und ist, wie die liberale Presse meldet, zu dem Beschluß gekommen, darauf zu beharren, daß Garantien für ein zukünftiges gesittetes Verhalten der Jung« ibe raten gegeben werden, da sonst die Nationalliberalen aus dem Block ausscheide» würden. Cngianä. Die Kandidaten der Arbeiterpartei. London , 4. Januar. (Eig. Ber.) Der Vorstand der Arbeiterpartei veröffentlichte die Kandidatenliste, wie sie am 17. Dezember definitiv festgest.llt wurde. Die Arbeiterpartei umfaßt bekanntlich etwa 1,5 Millionen gewerkschaftlich orga- ntsierte Arbeiter, dann die sozialistische Jndependent Labour Party und die Fabian Society . Die Liste schließt also die Kandidaten aller dieser Organisationen ein. Die Zahl der Kandidaten ist 78, wovon auf London und Umgebung nur 3 cutfallen. Die Mehrheit der Kandidaten entfällt auf Lancashire und Aorkshire, dann folgen Schottland und Wales . Von den 78 Wahlkämpfcn sind 27 dreieckig, daS heißt, in 27 Wahlkreisen, werden die Arbeiterkandidaten sowohl Liberale wie Konservative gegen sich haben. In den übrigen 51 Wahl- kreisen haben die Arbeiterkandidaten nur gegen Konservative zu kämpfen. Ueber die Ergebnisse der Wahlen läßt sich nichts voraus« sagen, da sehr wenig positive Nachrichten über die Ansichten der Massen betreffend Tarifrcform vorliegen. Nächsten Montag wird das Parlament aufgelöst und die Wahlen ausgeschrieben. Der 15. d. M. ist der erste Wahltag. Unter den Wahl- kreisen, wo an diesem Tage gestimmt wird, befinden sich B u r n l c y. wo H y« d m a n gegen einen Konservativen und einen Liberalen kandidiert, und W e st- H a m, wo Th orne nur einen konservativen Gegenkandidaten hat. AuS der Wahlbewcgnng. London , S. Januar. Der Erste Lord der Admiralität M c Kenna sagt in einer Erllärung an seine Wähler, die wilden Uebertreibungen bezüglich der Flotte seien bloße Wahl» manöver und entbehrten jeder Begründung. So lange er im Amte sei, werde die Admiralität nicht vor der Pflicht zurückschrecken alle Maßregeln zu ergreifen, die nötig seien, um der Flotte die für den Schutz deS Reiches und seines Handels erforderliche Stärke zu bewahren. Austen Chamberlain widmete den größten Teil einer Rede, die er in Birmigham hielt, der Widerlegung der Be« Häuptling des Premierministers Asqnith, daß die Arb eitSlofig» keit in Deutschland größer sei als in England. Italien . Eine Meuterei. Rom , 0. Januar. Mit Bezug auf die Gerüchte von einem Fall von Meuterei an Bord eines KriegSscbiffes stellt ein Communiquö deS Marine Ministeriums fest, daß eS sich nur um eine Verzögerung in der Befolgung eines Befebls an Bord deS TransportdampserSVolta" handelt, dessen Bemannung zur Kriegs- marine gehörte, da der Dampfer für den Transport von Material zwischen einzelnen militärischen Stationen bereitgestellt war. Während des Löschcns in Neapel wurde der Mannschaft der nachgesuchte WeihnachtSurloub abgeschlagen. Daraus zögerte sie, de», Be« fehl zur Fortsetzung der Arbeit nachzukommen. Der Befehl wurde jedoch, als ein Offizier ihn kurze Zerr darauf wiederholte, sofort befolgt. Die strenge Untersuchung deS Falles hat ergeben, daß die Verzögerung in der AuSfübning des Befehls nicht aus vorherige Verabredungen unter der Mannschaft zurückzuführen ist, sondern lediglich auf die Unzufriedenheit über die Verweigerung des Urlaubs. ES sind disziplinarische Maßnahmen gegen den Kommandanten, die Offiziere, Unteroffiziere und die Mannschaften des Dampfers gc« troffen. Sie werden gruppenweise auf Kriegsschiffe verteilt.