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Kon- Jam

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Kulturkampfsankündigung.

vom Fenster aus, namentlich bei der abendlichen Beleuchtung, Schein. Zwar wird den Eisenbahnen verboten, Attien von Kon- I am gleichen Nachmittag, einige Stunden später, gemütlich ein zuverlässiges Bild der Vorgänge nicht gewinnen läßt. Man turrenzlinien anzukaufen. Doch sofort empfiehlt die Botschaft so unter seinen Renchern vermutlich waren es feine Besucher braucht den guten Glauben der drei Zeugen auch nicht im zahlreiche Ausnahmen von dieser Bestimmung, daß an den bisherigen des Nachmittags- Gottesdienstes bei einem Glase Bier siken geringsten in Zweifel zu ziehen, um gleichwohl diese Aussagen Buständen in Wirklichkeit nichts geändert würde. sahen, wo er mit allem Eifer den Grundsatz verteidigte, da B für absolut belanglos zu erklären gegenüber den Noch unwesentlicher find die Vorschläge, die die Botschaft in Religion und Politik streng auseinander zu ganz bestimmten Aussagen der einwandfreien ihrem zweiten Teil über die Trusts zu machen hat. Die Botschaft halten seien." Zeugen, die auf der Straße selbst aus unmittel- erwägt" eine gerichtliche Untersuchung der Geschichte, der barer Nähe die Brutalitäten der Polizei zu Organisation und der Zwecke solcher Industriegesellschaften, die im beobachten Gelegenheit hatten! Wenn Per Verdachte stehen, das Antitrustgesetz zu verletzen. Da es aber, meint Die Germania ", die sich gestern in ihren Aeußerungen über fonen wie Graf Hoensbroech , Frau Minna Cauer und eine Taft, das zu der gegenwärtig günstigen Lage gehegte Vertrauen den Konflift der Bischöfe von Metz und Straßburg mit der Regie­ganze Reihe ähnlicher einwandfreier Zeugen unter ihrem stören würde, wenn viele Unschuldige für die Fehler der wenigen rung noch zurückhielt, läßt heute der Entrüstung ihrer schönen Beugeneid beschwören, daß ganz harmlose Bassanten Schuldigen leiden, schlägt Taft ein Bundesgesetz vor, wonach tochenden Seele freien Lauf. Unter dem Titel Boroderim in die Lage gesetzt werden, Kulturkampf?" verkündet fie den Beginn eines neuen in der gröblichsten Weise mißhandelt worden die fommerziellen Vereinigungen in die Lage gefegt werden, find, daß die Polizei im Galopp in die Menschen- aus eigenem Antriebe den Charakter ihrer Organisationen Stulturkampfes und ruft das katholische Deutschland feierlich zur Solidarität auf: menge hineinritt und dergleichen mehr, so sind das au ändern und ihr Geschäft dem Rahmen des Gesetzes eben positive Bekundungen, die durch 3 oder auch anzupassen. Das Gesetz felbst soll Vorsorge treffen gegen 30 Zeugen nicht erschüttert werden können, die die bekundeten bloß nominelle Erhöhungen des Aftienkapitals und foll Dinge nicht gesehen haben. Namentlich wenn diese Zeugen ihre Beobachtungen vom Fenster aus gemacht haben!

Das alles ist so klar, daß man wirklich in Erstaunen ge­raten muß über die Naivität des Berliner Polizeipräsidenten, der davon zu sprechen wagt, daß die Aussagen dieser drei Beugen, denen er vollkommen Glauben schenke, ein ganz anderes Bild ergäben, als es die Gerichtsverhandlung geboten habe.

Wie das Berliner Tageblatt" mitteilt, stehen noch wei­tere Proseffe bevor. Herr von Jagow hätte den Verlauf dieser Prozesse abwarten sollen, bevor er den Minister des Innern durch einen Bericht zu beeinflussen versuchte!

Selbst dem Berliner Sofalanzeiger" find die an Gerichtsstelle festgestellten Polizeibrutalitäten denn doch zu start. Schreibt er doch:

von den Korporationen vollständige periodische Berichte über ihre Dperationen fordern. Diesen Korporationen soll es auch verboten werden, Aktien anderer Korporationen zu besitzen, von Aus­nahmen abgesehen, die aus besonderen Gründen durch eine eigene Bundesbehörde gebilligt sein müssen.

" Daß wir mitten im Kulturkampfe find, zeigt ein Blick in die akatholische Presse. Keine Einrichtung der Kirche ist mehr heilig; sie wird heruntergerissen. Klerus, Orden, 3ölibat, Bischöfe, Papst, Bußfatrament usw. müssen jeden Tag Spießruten laufen, werden von Juden= sprößlingen und Apostaten mit Schmuß be= worfen. Das Berliner Tageblatt" greift fatholische Geistliche ( Düren ) an, weil sie vor dem Besuche unfittlicher und glaubens feindlicher Theaterstücke warnten; einem hefiifchen Geistlichen schreibt es vor, wie er sich im Beichtstuhl zu verhalten hat, und so geht es weiter. Selbst vor der plumpesten Fälschung scheut man nicht zurück, um gegen die Kirche anrennen zu können; haben sich doc das Berliner Apostatenorgan Tägliche Rundschau" und andere Blätter nicht gefcheut, in den Hirtenbrief der belgischen Bischöfe folgenden Satz über König Leopold hineinzubringen: dessen Leben fatholischer Reinheit ein Beispiel für jeden katholischen Christen gewesen ist und ber feine Treue gegenüber de: Satzungen der Kirche durch feine Trauung mit der Baronin Vaughan bewiesen hat". Aber solche Beispiele Man sieht, die gute Stimmung der Börse ist erklärlich. Selbst ab­Lassen sich dugendfach aus jeder Woche zusammenstellen. gesehen davon, daß Tafts Vorschläge noch lange nicht Gesetz find, wären Das württembergische leitende Blatt der Volkspartei hat auf sie auch dann für das Großlapital gänzlich ungefährlich. Ja, der Schein- Weihnachten den dortigen Klerus derartig beschimpft, daß der fampf gegen die Trusts, der nur die Ohnmacht der kapitalistischen Bischof von Nottenburg dagegen feierlich protestieren mußte. Dies Gesellschaft beweist, ihrer Dekonomie Herr zu werden, hat sogar für fleine Blütenlese schon gibt uns ein Recht zu der Behauptung, daß wir mitten im Kulturtampf stehen." die Börse das gute, daß er ein energisches Vorgehen dort hindert, Der hohe Klerus fennt zu genau die ganze Schwäche des wo es erfolgreicher sein könnte, auf dem Gebiete des Börsen- und gegenwärtigen Regiments, um nicht zu wissen, was er ihm bieten

Diese Vorschläge laufen alfo im besten falle auf eine Aenderung der juristischen Organisationsform hinaus, ohne das Wesen der Trusts im mindesten zu berühren. Selbst das zuletzt angeführte Verbot des attienbefizes anderer Korporationen würde, wenn wirklich durch­geführt, nur andere Formen der Vereinigung an Stelle der durch Aftienkauf erzeugen. An Stelle bon Mutter und Tochter­gesellschaften würde eben nur ein gemeinsames Unternehmen treten müffen. Der Konzentrationsprozeß selbst würde nicht im mindesten gestört werden.

Man braudyt nicht zu vergessen, daß auch der Polizeibeamte Mensch ist und nervös werden kann ,, man braucht auch nicht gleich über ihn den Stab zu brechen, wenn er einmal etwas au Serb aufaßt, aber offenbare Ueberjchreitung aller zulässigen Grenzen, törperliche Mißhandlung durchaus nicht widerseßlicher Menschen, wahl isses Dreinschlagen oder gar Sistieren ganger, aufällig zusammengedrängter Haufen ohne Gründungsschwindels. Rücksicht auf Schuld oder Unschuld, das ist die Berneinung des bürgerlichen Rechts und sollte nie vorkommen. Der neue Polizeipräsident wird sich ein großes Verdienst erwerben, wenn er nach dieser Richtung auf die ihm unterstellten Sicherheits­beamten einwirkt und die Beamten immer und immer wieder darauf hinweist, daß sie nicht nur höflich zu fein haben, sondern ausschließlich zum Schuße des Public tums und zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung in den gefeßlich vorgeschriebenen Grenzen und unter Achtung der persönlichen Freiheit des einzelnen berufen sind."

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Politifche Ueberlicht.

Berlin , den 8. Januar 1910. Die nichtkonfeffionelle Partei. Einen recht interessanten Beitrag zu der komischen Bentrums These, daß das Zentrum feine Konfessionelle, sondern eine rein politische Partei sei, liefert in seiner Abonnementseinladung( Nr. 1 vom 4. Januar) das klerikale Interessant ist übrigens die Mitteilung des Berliner Brühler Voltsblatt". Das neue Dogma von dem Tageblatts", daß die Schußmannschaften, die die Menschen- inter- oder nichtkonfessionellen Charakter der Zentrumspresse ansammlungen vor Kellers Neuer Philharmonie zu zerstreuen ist, wie es scheint, noch so wenig von diesem Blatt erfaßt hatten, unter dem Kommando des Polizeihaupt- worden, daß es sich unter der Ueberschrift: Kampf­manns Stephan standen, desjenigen Beamten, der parole für 1910" folgende Sätze leiſtet: seinerzeit auch die Absperrungsmaßregeln bei den Straßendemonstrationen an der Ger traubtenbrüde leitete. So sehr dieser Umstand den Polizeipräsidenten bewogen haben mag, sich dieses eifrigen Be­amten dem Minister des Innern gegenüber anzunehmen, so sehr gewinnen dadurch die Schilderungen, die eine lange Reihe bürgerlicher Zeugen vor Gericht über die Art des Vor­gehens der Polizei gemacht haben, an Wahrscheinlich­keit und Bedeutung!

Der Kampf gegen die Cruits.

Die New Yorker Börse hat die angebliche Antitrust- Botschaft" des Präsidenten Taft mit einer allgemeinen Hausse begrüßt und damit zugleich eine erschöpfende Kritik ihres Inhalts geliefert. In der Tat hat der Kampf gegen die Trusts, wie ihn Herr Taft führen will, mit dem von Rosevelt geführten das gemein, daß sie beide den Und daraus wäre Belz waschen wollen, ohne ihn naß zu machen. ihnen nicht einmal ein besonderer Vorwurf zu machen. Die Trusts sind ein legitimes Kind der kapitalistischen Entwickelung und von Sachwaltern des Kapitalismus, wie es die Präsidenten der Ver­ einigten Staaten nun einmal sein müssen, fann man nicht verlangen, daß sie gegen die Interessen, die sie vertreten, Sturm laufen sollen. Den Kapitalismus aber stüßen und die Trusts beseitigen wollen ist eine reaktionäre Utopie, die hieße, von seiner höchsten Entwickelungsstufe auf eine überwundene Phase zurückzuschrauben.

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,, Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich." Dieses inhalts­schwere Wort des göttlichen Meisters teilt die ganze Menschheit in zwei Lager. Ein Drittes gibt es nicht. so mit oder gegen Christus. Dieses fategorische Mit" oder Gegen" ist allen politischen und sozialen Kämpfen des verflossenen Jahres, allen Parteien, jedem einzelnen, auch dem Lauen und Indifferenten unauslöschlich eingeäßt.

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Will man die Macht jenes Teiles des deutschen Bolles er messen, der das Gegen" auf seine Fahne geschrieben hat, so braucht man nur zurückzublicken auf die erbitterten, mit Leiden­schaft und Haß geführten Kämpfe um die Reichsfinanz­reform. Eine Flut von Lügen und Gemeinheiten sind da über die katholische Kirche , über das 8entrum und über Christus ausgeschüttet und in die Welt hinausgetragen worden. Darum gilt es für alle, die unter dem Banner, Mit Christus" marschieren, auf der Hut zu sein und fich zu wappnen gegen einen mächtigen Feind..

Diese gefährlichste Waffe dieses Feindes ist die Breffe. Wer die gesamte Bresse für sich hätte, würde den Erdball beherrschen." Bentrum, katholische Kirche und Christus sind also nach diesem Blatt eins. Wer die von dem Zentrum mit Hilfe der Ronservativen und Polen durchgeführte Reichsfinanzreform fritisiert und verspottet, der schmäht zugleich die katholische Kirche und Christus. Und wer ein Zentrumsblatt liest, der den Kapitalismus marschiert damit zugleich mit Christus" und dient Gott ! Was sagt zu dieser Blasphemie die Nachbarin des Bühler Volksblatts", die Köln . Volksztg."?

Und dieser Artikel hat, wir wir aus der Frankf. Zei­tung" ersehen, nicht nur allein im Bühler Volksblatt" ge­standen, sondern auch in anderen ehrsamen Zentrumsblättern. Er ist in einem bestimmten Fall sogar von einem Pfarrer in

darf.

Preußische Bildungspolitik.

In einem Artikel Breußens Universitäten und Preußens Bureaukratie" der Wochenschrift Allgemeine Zeitung "( München ) äußert sich der nationalliberale Professor Georg Kaufmann von der Breslauer Universität folgendermaßen über die offizielle preußische Bildungspolitik:

In der übermäßigen Begünstigung der Berliner Universität bor den anderen deutschen Universitäten, die dadurch zu Provinzial­universitäten herabgedrückt werden, und in der Zentralisation des Gymnasialunterrichts liegen schwere Gefahren für die Zukunft. Die preußische Bureaukratie ist damit dem Muster Napoleons gefolgt, der mit der übermäßigen Bentralisierung den französischen Staat sehr gefchädigt hatte. In Frankreich und Italien fucht man diese Fehler jest zu beseitigen, in Preußen aber wurde seit der Mitte des 19. Jahr hunderts der umgefehrte Weg eingeschlagen. Dies führte zur ,, bureaukratischen Vergewaltigung der Gymnasien, die jetzt im wesentlichen vollendet ist". Der Direktor ist wesentlich Organ der Be­hörde und Vorgesetzter der Lehrer, und zur Berufung in dies Amt empfehlen den strebfamen Lehrer nach weit verbreiteter Meinung in erster Linie die Eigenschaften, die den guten Unter­offizier ausmachen." Und was ist das Ergebnis? Klagen fiber Ueberbirdung der Schüler und Klagen über die ungenügende, hinter dem früheren Stand erheblich zurüdbleibende Ausbildung der Abiturienten, unruhige Bielgeschäftlichkeit der hörden, Berbitterung der besten Lehrer und endlich das Verschwinden der Anhänglichkeit der Schüler an die Anstalten.

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Die Bureaukratie hat hier ein altes Gut zerstört, einen Schahz des deutschen Volkes verschleudert, eine Quelle des Segens ver giftet. Und schon macht fie fich daran, die Universität gleich­falls nach Schema F zur Ordnung zu bringen, d. h. sie zu zer stören.

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Fafelei?

Diese Kritik ist durchaus berechtigt. Nur ist es nicht in erster Reihe die Schematit und die Schablonisierungssucht der preußischen Bureaukratie, die zu solcher Bildungspolitik geführt hat, sondern die preußische Staatsräfon oder richtiger das Bestreben der preußischen Regierung, die höheren wie die niederen Schulen den Bedürfnissen und Zwecken der preußischen Staatsverwaltung und der diese bes herrschenden Klassen möglichst anzupaffen. Wie die unteren Schulen, bie Boltsschulen, vor allem dem Bolt die Religion erhalten, ihm unterwürfigkeit und Verehrung der Hohenzollerndynastie eintrichtern follen, so wird das Ziel der Gymnafien und der Universitäten hauptsächlich darin gesucht, die Söhne der Bourgeoisie zu patriotischen Staatsbürgern und sich in jede Schematik willig einfügenden Beamten au drillen. Freies Menschentum gilt als lächerliche Phrase. Im diefen Zweck zu erfüllen, ist aber erforderlich, daß alle folche Schul­anstalten streng beaufsichtigt und einer zentralen Kontrolle unterstellt werden, daß also, wie Professor Kaufmann sich ausdrückt, der Direttor wesentlich Organ der Behörde wird" Der Frantf. 8tg." wird darüber aus Baden geschrieben: und an ihm vor allem die Eigenschaften geschätzt werden, die den Eine höchst eigentümliche Art von Gottesdienst hatten wir guten Unteroffizier ausmachen. Gelegenheit dieser Tage zu beobachten. Ueber Neujahr machten tvir eine Wanderung durch den mittleren Schwarzwald und be- Nuffische Blätter wissen von einem anarchistischen Anschlag auf suchten so am Sonntag, den 2. Januar, nachmittags, unfere wilhelm II. zu erzählen. Das Petersburger Blatt" Rußkoje Slowo" Bekannten in Renchen . Glockengeläute und Orgelspiel ber- veröffentlicht Auszüge aus einem für die Beamten des russischen anlaßten uns, mit unseren Glaubensgenossen einem Sonntag Ministeriums des Innern bestimmten, amtlichen Leitfaden über die Nachmittag- Gottesdienste in dem Landstädtchen beizuwohnen. Es Entwicklung des Anarchismus in Rußland . Darin wird, wie wir der war Besper, verbunden mit christlicher Lehre". Wir St. Petersburger 8tg." entnehmen, erzählt: trauten unfern Dhren faum, als wir eine Neujahrsbetrachtung des ,, Acher- und Bühler- Boten", die wir tags zuvor im Gasthause ge­lesen hatten, in diesem schönen Gotteshause von dem katholischen Herrn Stadtpfarrer fast wörtlich wiederholen hörten, nicht von der Kanzel herunter vorgelesen, sondern mitten unter seinen Pfarrkindern stehend. Die Neujahrsbetrachtung des genannten Blattes war nun aber nicht eine Kirchenpredigt, sondern eine mit den Worten: Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich" begrün­dete Aufforderung zum Abonnement der katholischen Preffe. In fie diefer Abonnements aufforderung wird hingewiesen auf die zur ,, mit Leidenschaft und Haß geführten Kämpfe um die Reichsfinanz­reform, speziell bei den badischen Landtagswahlen, auf den Ferrer­Rummel, die Ereignisse in Kattowig und auf die Wahlen in Dortmund , Duisburg usw.", auf die Flut von Lügen und Ge­meinheiten", die da über die katholische Stirche, über das Zentrum und über Christus ausgeschüttet" worden seien. Nach einer furzen Würdigung der Bedeutung der Presse wird weiter ausgeführt, daß von etwa 8 Millionen zeitungslejenden Katholiken nur 2 Millionen Katholische Blätter halten, die übrigen gegnerische oder sogenannte farblose Zeitungen."

So verzichtet denn auch der ehrlichere Herr Taft auf die dema­gogischen Tiraden feines Vorgängers gegen die reichen Räuber" und begnügt sich, einige Auswüchse" der fapitalistischen Schwindelei anzugreifen, um gleichzeitig desto eifriger den guten" Trusts seine Anerkennung auszusprechen. Damit endet denn die amerikanische der Kirche vorgelesen worden. Antitrustgesetzgebung, der größte und energischste Versuch, den Mono­polisierungstendenzen des modernen Kapitalismus entgegenzutreten, mit dem völligen Fiasko. Die ökonomische Entwickelung hat sich feinen Moment lang um die juristischen Fesseln gekümmert, und am Ende einer jahrzehntelangen Gesetzgebung gegen die Trusts bleiben einige Polizeimaßregeln übrig, um schwindelhafte Ausschreitungen bei den Gründungen und schwindelhafte Ausnügungen von Transport­bergünstigungen durch die von den monopolistischen Gruppen be­herrschten Eisenbahnen zu verhindern. Ja, die Fronie der Geschichte bewährte sich auch diesmal wieder darin, daß die truftfeindlichen Geseze selbst ein wirksames Mittel gewesen sind, die Konzentration des Kapitals zu beschleunigen und für die amerikanische Industrie ben Umweg der Kartellierung abzufürzen. Indem sie die Ver einigung selbständig bleibender Unternehmungen erschwerte, be schleunigte diese Gesetzgebung nur die völlige Aufsaugung der Unter­nehmungen in ein einziges Riefenunternehmen, den Trust, und gab so der amerikanischen Judustrie die straffefte und vollkommenste industrielle Drganisationsform.

Und eine zweite Jronie der Geschichte ist es, daß die neue Bot schaft gerade zu einer Zeit erscheint, wo die Konzentration seit der Ueberwindung der letzten Strise mit Riesenschritten vorangegangen ist und die vereinigte Macht Pierpont Morgans und der Rockefeller­gruppe immer unumschränkter über das amerikanische Wirtschafts­Leben ihre Herrschaft ausdehnt.

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Tafts Botschaft gerfällt in zwei Teile. Der erste Teil beschäftigt sich mit den Eisenbahnen und den aus dem Privatmonopol an den Transportmitteln entspringenden Uebelständen. Es ist bezeichnend, daß Taft gar nicht daran denken darf, die Verstaatlichung der Eisenbahnen zu erwähnen. Er muß sich darauf beschränken, durch Schaffung eines neuen Gerichtshofes dafür zu sorgen, daß die staat- Recht seltsam! Das Zentrum ist nach der Behauptung liche Mitwirkung an der Festsetzung der Tarife nicht durch alle feiner parlamentarischen Größen eine rein politische möglichen Winkelzüge, zu denen das amerikanische Recht so reichlich Partei, durchaus keine fonfessionelle. Der Herr Stadtpfarrer Gelegenheit bietet, von den Eisenbahngesellschaften praktisch immer von Renchen aber betrachtet das Vorlesen von Artikeln der wieder unwirksam gemacht wird. Dazu kommen noch einige andere Bentrumspresse als Bestandteil der christlichen Lehre. Bestimmungen, die die Beamten der Eisenbahnen gegen die Willkür Doch das Kurioseste kommt noch! Zum Schluß seines der Gesellschaften schützen sollen. Dagegen sind die Bestimmungen, Berichts schreibt der Berichterstatter der Franff. 3tg.: Das die sich gegen die Konzentration im Eisenbahnwesen richten, bloßer Beste bot uns aber derselbe Herr Stadtpfarrer, als wir ihn

Anfang 1907 bildete sich in Warschau ein Geheimbund mit, dem Ziele: Ermordung des deutschen Kaisers. In Charlotten burg siedelten sich zu diesem Zweck vier Anarchisten an, denen der deutsche Anarchist Senna Hoy ( August Waterlos) Beistand leistete. In Bialystok wurde befchloffen, daß auch Leibele von Bialystok der Verrückte" und" Meitte von Bialystok" nach Charlottenburg reifen sollten. Unterwegs wurde Meitte getötet, Leibele verhaftet. Die Mitglieder des Geheimbundes zogen nun ganz ins Ausland." Die Geschichte flingt höchst wundersam. Wahrscheinlich beruht auf Erfindungen eines Spigels, der sich als besonders befähigt Aufspürung von Attentatsplänen erweisen wollte.

Die Südwestafrikaner gegen Dernburg . Gleich den Lüderizbuchtern wehren sich auch die Intereffenten von Keetmanshoop , Windhut und Swakopmund gegen Dernburgs Pros tektionswirtschaft im Diamantgebiet.

Der Gemeinderat von Keetmanshoop telegraphierte an den Reichstag , daß er gegen jede Politik protestiert, welche durch Ver­fchentung von überaus wertvollen Konzessionen, wie z. B. an die Deutiche Diamantengesellschaft, die Werte aus dem Lande heraus­zieht, die Schulden aber dem Lande beläßt.

Ferner telegraphierten die Gemeinderäte von Windhut und Swakopmund an den Reichskanzler:

" Zeitungsnachrichten zufolge will Reichstolonialamt Deutscher Diamantengesellschaft dauernde Sonderberechtigungen im Sperr­gebiet ohne Gegenleistung der Gesellschaft verleihen. Wir erblichen darin eine schwere Schädigung des Landes nnd seiner Bewohner, die willig die Kosten der Selbstverwaltung auf sich nehmen, dafür aber auch erwarten, daß die Schäße des Landes nicht mehr Kapitalisten ausgeantwortet werden, die nichts für das Land getan