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Zehlendorf (Wannseebahn ). Gegen die freie» Jugendorganisatiencn. Hier werde» seit einiger Heit die ersten Versuche zur Bildung eines VereinsFreie Arbeiterzungend" gemacht. Dem soll, wie es scheint, vorgebeugt werden. Der hiesige Dezernent für das FortbildungSschülwesen, Geh. Oberrcgierungsrat v. Seefeld , hat dieser Tage im Verein zur Förderung des Gcwerbefleiszcs mitgeteilt, daß im Anschluß an die Fortbildungsschulen Jugendunterhaltungen eingeführt werden sollen. Man plant musikalische und deklamatorische Abende sowie gemeinsamen Besuch von Museen, Turnübungen, Ausslüge usw. Mit allen Mitein will man die jungen Leute in ihrer freien Zeit zu fesseln suchen, um sie der sozialdemokratischen Jugendorganisation zu entziehen. Die Aufnahme der Bürgerkunde in den Lehrplan soll verallgemeinert und der Unterricht dem Ver» ständnis der gewerbstätigen Jugend angepasit werden. Das heißt. man wird diesen Lehrstoff so gestalten, daß die arbeitende Jugend die Notwendigkeit der Erhaltung der kapitalistischen Gesellschaft erkennt. Auch Exzellenz Delbrück wird eingreifen, um die Ge- meinden zur weiteren Errichtung von Fortbildungsschulen an- zuhalten. Zu welchem Iweck, das haben die Debüts dieses Herrn der Oeffentlichkeit hinlänglich bewiesen. Wir fürchten nur, die terren sind etwas zu spät aufgestanden. Der Befreiungsdrang der ugend wird sich auch durch die schönsten Teeabende nicht mehr aufhalten lassen. Aber die Arbeiterschaft sollte aus diesen Be. strebungen erkennen lernen, wie notwendig es ist, ihren Nachwuchs der freien Jugendorganisation zuzuführen. Hierzu bietet sich Gelegenheit am heutigen Abend aus Anlaß einer bei Mieck, Karlstr. 12, stattfindenden Jugendversammlung, m welcher Herr Emtl Unger über Jugendschutz und Jugend- aufklärung referieren wird. AdlerShof . Weshalb sind wir für die Eingemtinbung in Köpenick ? Mit dieser Frage beschäftigte sich eine überaus gut besuchte öffentliche Versammlung, an welcher auch die bürgerlichen Vereine zahlreich beteiligt waren. Genosse Hildebrandt referierte als Gr- meindevertreter hierzu. Er begründete die Stellungnahme unserer Parteigenossen im Ortsparlament. Da diese Frage erhebliches Interesse hat, geben wir die Ausführungen des Redners etwas ausführlicher wieder. Hildebrand sagte unter anderem folgendes: Der Beschluß der Gemeindevertretung, die'Eingemeindung nach Köpenick zu betreiben, hat die Gemüter Adlershofs in nicht geringe Aufregung versetzt. Besonders ist dies in denjenigen bürgerlichen Kreisen der Fall, die durch ihr angelegtes Kapital, sei es als Grundbesitz oder als Gewerbetreibende, an der Gestaltung des Ortes lebhaft persönlich interessiert sind. Aber auch die Ar- beiter haben das größte Interesse an dieser Frage und zwar in zwiefacher Art: 1. kommt die wirtschaftliche Seite der Frage in Betracht, L. die politische Seite. Die Eingemeindung einer kleinen in eine größere Gemeinde wird zur wirtschaftlichen Notwendigkeit, wenn die räumlichen Ver- fältnisse ein Jneinandergehen herbeigeführt haben, also offensicht» iche Grenzen nicht mehr vorhanden sind und gleichartige kommu. nale Bedürfnisse ihrer Erledigung harren. In der Gemeinde Adlershof haben sich Bedürfnisse eingestellt, deren Befriedigung un- gcltture Lasten mit sich bringen würde. Gerade die Erkenntnis, daß diese Bedürfnisse befriedigt werden müssen, hat ja auch den Beschluß herbeigeführt. In erster Linie kommt dabei die Ausgestaltung unseres höheren Schulwesens in Betracht. Die höhere Schule, die gegen oiv Stimmen unserer Vertreter beschlossen wurde, erfordert heute schon einen Genreindezuschuß von 7670 M. und in den nächsten Jahren 13 966, 14 726, 15 365 und im Jahre 1313: 19 666 M. Bei diesen Austven- düngen rechnet man im Jahre 1913 mit 126 Schülern und Schüle. rinnen, so daß jedes die höhere Schule besuchende Kind der Ge­meinde 156 M., während jedes die Gemeindeschule besuchende Kind heute der Gemeinde 83,31 M. kostet. Die Wünsche der Schöffen, der Vertreter der 1. Abteilrmg und eines Vertreters der 2.?tbteilung, die damit die Majorität der Ge- meindevertretung bildeten, gingen aber dahin, die Schule zu einem vollklaisigen Rcalgymnasinnr auszubauen, auS welchem die Schüler mindestens mit dem Einjährigenzxugnis die Schule verlassen können. Dadurch würde aber der Gemeinde ein jährlicher Zuschuß von mindestens 56 666 M. erwachsen sein. Eine derartige Be- lastung des Gcmeindeetats hätte aber unbedingt zum Bankerott d'r Gemeinde führen müssen. Die Kosten für jedes die Schule be- suchende Kind würden aber auf 335 M. zu stehen kommen. Als zweite Hauptausgabe mußte der notwendig werdende RathauSbau in Betracht gezogen werden. Dieser Bau hätte wiederum min- dcstenS ein Kapital von 356 666 M. erfordert, wofür eine Ver- zinfung und Amortisation von 18 256 M. im Jahre entstanden wäre. Dann kommen noch die weiteren Projekte, wie eigenes Gas- oder Elektrizitätswerk, welche bei weiterer Selbständigkeit der Ge- mcinde nicht lange auf sich warten lassen würden. Schon allein diese Fragen lassen es an der Zeit erscheinen, der EingemeindungS» frage näherzutreten. Durch die Eingemeindung würden die ver- schiedenen Ausgaben in Fortfall kommen, da Köpenick eine höhere Schule auch ausreichend für Adlershof besitzt, ein selbständiges Rathaus, das Gaswerk, ein eigenes Elektrizitätswerk, seine eigene elektrische Straßenbahn, welche Anstalten von Köpenick nickt voll ausgenutzt werden können, aber durch die Schaffung des größeren ©emeindewefenö lukrativere Verwendung finden würden. In weiterer Verbindung mit der Eingemeindung steht auch die bevor- stehende Gemeindevorsteherwahl, tvelche durch die Eingemeindung ül�rflüssig loürde und damit der Gemeinde jäürlich zirka 6666 M. erspart blieben. Hinzu kommen diejenigen Forderungen, welche wir als Sozialdemokraten als Gegenwartsforderungen an die Kommunen stellen. Das alles find wirtschaftliche Fragen, die Geld kosten und die nur große Kommunen lösen können. Di« zweite Seite der Frag« ist, welche Rechte genießen wir als Arbeiter in einem Gemeinwesen, welche» der Landgemeindeord- nung unterliegt? Dt« ganze Landgemeindeordnung zeigt ja. wie da» preußische Junkerparlament eS verstanden hat, in den sieben östlichen Provinzen den Einfluß auf die Gemeinden den preußischen Junkern resp. Grundbesitzern zu erhalten. Bei allen denselben lln- gerechtigkeitrn der Städteordnung verbleibt aber uns gegenüber der Vorteil, daß die Städteordnitng nur die Hälfte der Sitze den Ansässigen zuspricht, also uns immerhin die Auswahl einer besseren Vertretung verbleibt. Nach der Städteordnung hat auch die Be- völkerung wenigstens soweit Einfluß auf die Polizeiverwaltung. als der Etat für diese Verwaltung zu genehmigen ist und auch «ine Kritik von Polizeiwillkürakten denkbar ist. Wir haben nicht» zu bewilligen und nichts zu kritisieren, da die Amtsverwallung außerhalb des SiahmenS der Gcmemdeverivaltung liegt. Wir dürfen bejahen, sonst aber haben wir zu schweigen. Interessant ist, tvaS uns die Amtsverwaltung kostet. Die Gemeinde hatte als Beitrag zu den Amtsunkosten zu zahlen im Jahre 1896: 1812 M. bei 5591 Einwohnern, 1966: 4364 M. bei 8666 Einwohnern, 1965: 5466 M. bei 9114 Einwohnern, 1969: 16 827 M. bei 10 305 Ein­wohnern. Da» bedeutet eine prozentuale Steigerung der Einwohner- zahl von nicht ganz 166 Proz. Die Amtskosten erhöhten sich aber um 666 Proz. In der Protestversammlung wurde von dem bekannten Herrn .Hansen behauptet, dap unsere Amtsverivaltung gegenüber der Polizeiverwaltung in Köpenick noch äußerst billig wäre und würden die Kosten auf die Einwohner verteilt in AdlerShof 1 M. und in Köpenick 2 M. betragen. Demgegenüber möchten wir darauf hin- ivcrsen, daß Adlershof noch außer den Kosten für den Amtsbezirk für den Sicherheitsdienst 8411,50 M. für zwei Nachtwächter und drei Gemeindediener aufzubringen hat und damit dieselben Kosten pro Einwohner wie Köpenick hat. Wenn wir uns alles klar vor Augen führen, dann können wir uns sagen, daß die Eingemeindung in Köpenick eine Notlvendigkeit ist und wir nur wünschen können, den Zeitpunkt der Eingemeindung recht bald zu erfahren. An unS mutz es aber auch liegen, nack außen zu erkennen zu geben, daß wir ganz auf dm Standpunkt unserer Vertreter im Ortsparlament stehen. Das können wir am besten durch jede Art von Agitation, sei es durch unsere Presse, unsere Organisationen oder durch die Agitation für die nächste Ge- meindevertreterwahl. Rechne jeder damit, daß durch die Heran­ziehung des Fiskus als Steuerzahler eine vollständige Verschiebung der Abteilungen eintritt und das; uns in diesem Jahre ein schwererer Kampf bevorsteht, als wir ihn in den Vorjahren gewohnt waren. Dem Vortrage, dem allseitiger Beifall zu teil wurde, folgte keine Diskussion, trotzdem auch zahlreiche Bürgerliche aus Köpenick anwesend waren. Folgende Resolution wurde einstimmig cmge- nommen; Die heute in Wöllsteins Lustgarten tagende Volksversamm- lung erklärt sich nach dem Referate des GenicindevertreterS Ge- nassen Hildebrandt mit der Beschlußfassung der sozialdemokra- tischen Gemeindevertreter im Ortsparlament in der Angelegen- Veit der Eingemeindung Adlershoss in Köpenick cinverstanben. Sie erblickt in dieser Beschlußfassung den einzigen Weg, um Adlershof zur größeren Selbständigkeit zu verhelfen und das Ansehen des Ortes nach außen zu festigen. Die Anwesenden versprechen, bei der im März bevorstehenden Gemeindevertreter- wähl voll und ganz ihre Pflicht zu tun und dafür einzutreten, daß der sozialdemorkatische Kandidat mit überwältigender Ma­jorität aus der Wahl hervorgeht." Ober-Tchönetvcide. Gemcindcvertrctersibung. Die von der Vertretung vorzu- nehmende Auslosung der 1916 auszuscheidenden Ver- treter ergab folgende? Resultat: In der 1. Klasse scheidet Herr Fabrikbesitzer Engel, in der 2. Klasse der Malermeister Müller und in der 3. Klasse der von den Katholiken gewählte Hausbesitzer Whrzick aus. Die Frage der E r r i ch t u n g e i n e r R t ch t s a u s- k u n f t S st e l l e beschäftigte zum zweiten Male die Vertretung. Erstmalig lag der Vertretung ein Antrag vor, durch Bewilligung anteiliger Kosten mit Nachbargemeinden eine Auskunftsstelle zu schaffen. Ein Antrag unserer Genossen, die Angelegenheit zwecks Erwägung eigener Ausführung zu vertagen, wurde seinerzeit an- genommen. Die Verwaltung konnte sich jedoch hierzu nicht auf- schwingen und legte jetzt ein Angebot des gemeinnützigen Vereins für Rechtsauskünste vor, welcher sich erbietet, gegen Stellung eines Raumes und einer Schreibkraft wöchentlich zwei Auskunftstage in Oberschöneweide zu veranstalten. Die Vertrekung willigte hierin ein und gab damit zu erkennen, daß sie sich ihrer Aufgaben nicht voll bewußt ist, die darin bestehen, daß solche Einrichtungen nicht in die Hände von Privaten gegeben werben sollten, sondern unzweifelhaft der öffentlichen Verwaltung und Kontrolle unterstehen muffen. Eine Verbindung dieser Sache mit dem zu errichtenden Gewerbegcricht ließe sich wohl in die Wege leiten. Die Nieder­schlagung nicht beizutreibender Steuerreste wurde von der Ver- tretung gutgeheißen. Dem Antrag der Vertretung, ihrem Ober- Haupt, dem Gemeindevorsteher, den Titel Bürgermeister zu ge- statten, ist die Aufsichtsbehörde beigetreten. ES geht doch nichts über einen schönen Namen und eventuell die nötige Knopfloch» dekoration. Ein tckwerer Unglücksfall, dem ein vierjähriges Kind zum Opfer fiel, trug sich vorgestern an dem Haufe Rathenaustraße 33 zu. Dort befindet sich in der vierten Etage ein Frontspieß, hinter welchem der Trockenboden liegt. Die Fenster liegen hier fast in gleicher Höhe mit dem Fußboden und sind leicht herauszunehmen. Als vorgestern die in dem genannten Hause wohnhafte Frau Grubcr den Trockenboden benutzte, nahm sie die beiden Fenster- flügel heraus, um dem Luftzug besseren Eingang zu verschaffen, und lehnte die beiden Teile nur leicht an. Kurz darauf erhob sich ein heftiger Wind, wobei der eine schwere Fensterflügel umgerissen wurde und auf die Straße hinabstürzte. Unglücklicherweise gingen in diesem Augenblick die zwei- resp. vierjährigen Söhne des Ar- beiters Bielisch vorbei, die von dem herabstürzenden Fenster ge- troffen wurden. Während der kleinere Knabe mit einer un- bedeutenden Kopfverletzung davonkam, erlitt der vierjährige Paul B. eine schwere Gehirnerschütterung, an deren Folgen er bald nach seiner Einlieferung im Karnkcnhause Bethanien verstarb. Köpenick . Durch einen Wasserrihrbruch wurden vorgestern empfindliche Störungen hervorgerufen. Gegen 2 Uhr stellte sich in der Nähe der Eichhornstraße infolge fehlerhaften Materials in der Leitung ein Rohrbruch in der Wasserzuführung ein. Die Wassermengen strömten so stark aus der Bruchstelle heraus, daß Ueber- schwemmungen herbeigeführt und in der Bahnhofstraße Keller überflutet wurden. Die Bewohner mußten flüchten. Erst nach etwa zehn Stunden konnte der Schaden wieder behoben und die Einwohner wieder mit Wasser versorgt werden. ftfriedrichsfclde. Ein schwerer Strassrnvahnunfall ereignete sich vorgestern gegen 6 Uhr in der Frankfurter Allee . Der Arbeiter Wilhelm Hanne aus der Berliner Straße 39 in Friedrichsfelde hatte einen Wagen der Straßenbahnlinie 69 zur Fahrt nach seiner Wohnung benutzt und stand auf dem Vorderperron des Anhangewagens. An der Ecke der Eckertstraße stürzte Hanne plötzlich vom Wagen herab und blieb besinnungslos und blutüberströmt auf dem Straßen- Pflaster liegen. Der Verunglückte wurde nach der Sanitätswache geschafft, wo ein komplizierter Schädelbruch festgestellt wurde, und von dort nach dem Krankenhaus« übergeführt. Reinickendorf . Au» der Gemeindevertretersitzung. Zunächst erfolgte durch den Bürgermeister die Auslosung eine» Gemeindevertreters aus der Reihe der vor zwei Jahren infolge Verstärkung der Zahl der Ge- meindeverordnete» Gewählten. Da» Los fiel auf den Genosse» Köhn. Es entscheiden infolgedessen au» der dritten Klasse vier Vertreter auS, für die im März ein« Neuwahl zu erfolgen hat. Ge» nosse Köhn benutzte die Gelegenheit, den Bürgermeister wegen der Abschrift der Gemeindewählerliste zu interpellieren. Bisher wurde diese Abschrift verweigert, da eine OberverwaItung»gerichtSent- scheidung sowie ein Ministerialerlaß vom 1. September 1962 dem entgegenstehen soll. Mehrfache Anfragen an den Minister des Innern im Abgeordnetenhause veranlahten diesen jedoch, zu er» klären, daß er angeordnet habe, daß die Abschrift der Wählerlisten gestattet werden soll. Da auf einen diesbezüglichen Antrag der örtlichen Bezirksleitung des Wahlverein» eine Antwort nicht er- gangen war, ersuchte Genosse Köhn um Auskunft. Die Antwort de» Bürgermeisters zeigte, wie entgegen den klaren Worten und der Anordnung de? Ministers doch die Abschrift der Wählerliste ver- eitelt werden kann.Weil die in dein Gesuch de» WahlvereinS angeführten Gründe also die Worte des Ministers und seine Auslegung der Obcrverwaltungsgerichttentscheidung und seine? eigenen Erlasses nicht dem Wesen der OberverwaltungSgcrichtS- entscheidung gerecht werden, habe ich daS Gesuch der Aufsicht?- behörde zur Entscheidung übergeben", war die klassische Antwort de» Bürgermeisters. Da dies ja nicht sofort nach Einrcichung des Gesuche» 1. Januar geschehen sein braucht, der Landrat ja wohl sicher auch seine Entscheidungen nicht so schnell wird fällen können, und Fälle bekannt sind, in denen die Beförderung von Briefen von Berlin nach den Vororten wochenlang dauerte, ist aller Grund zu der Annahme vorhanden, daß in diesem Jahre die Ab- schrift der Listen nicht mehr erfolgen kann, da ja die Listennur" bi» zum 86. Januar auslicgen. Man steht es geht auch so. Nun, die Arbeiterschaft wird bei den im März stattfindenden Mahlen auf diese Machinationen die Antwort finden, die den Anstiftern gebührt. Unbedingt erforderlich ist nun, daß jeder Wahlberechtigte sich davon überzeugt, ob er in der Wählerliste steht, oder einen der auf dem am Sonntag Verteiljen Flugblättern verzeichneten Gc- nassen mit der Einsichtnahme betraut. Für das vom Zwcckverband Reinickendorf , Tegel , Rofenthal und Wittenau zu erbauende Krankenhaus wird bereits zum zweiten Male eine NachtragSforde- rung vorgelegt, die diesmal 264 706 M. beträgt, nachdem erst vor zirka einem Hakben Jahre 236 666 M. nachbewilligp worden waren. Die Gesamkbaukosten, exklusive de? Grund und Boden?, aber in» klusivc der Inneneinrichtung, betragen nunmehr 1966 666 M. Ur« sprünglich waren nur 1 465 366 M. veranschlagt. Das Kranken» Haus dürfte etwa im Herbst in Benutzung genommen werden können. Es ist ursprünglich auf 146 Betten berechnet gewesen, jetzt auf zirka 266 erweitert und so gebaut, daß alle zentrale Einrichtungen für eine Belegung bis 466 Betten-Fassungsoermögen nach völligem Ausbau ausreichen. Zum Ausbau der Sonntagstraß« sollen dazu erforderliche, den Eigentümern Gilka und Jonas gehörige Flächen enteignet werden. Von der Aufsichtsbehörde ist der T'lgungssatz der aufzunehmenden Anleihe in Höhe von 1 466 666 M. auf 2 Proz. pro Jahr festgesetzt worden. Die bei der Herstellung der Straße 7 von den Anliegern gezahlten Beiträge übersteigen die Selbstkosten der Gemeinde. Diese Beträge sollen dem Erneuerungsfonds zu- geführt und auf der Reinickendorfer Sparkasse angelegt werden. Auf der Tagesordnung der nichtöffentlichen Sitzung stand die Be» ratung eines mit den sizilianischen Asphaltwerten abzuschließenden Vertrages. Von unserem Genossen Ohl wurde beantragt, diesen Punkt in öffentlicher Sitzung zu verhandeln. Das wurde jedoch, nachdem der Bürgermeister und der Schöffe Dr. Kühnemann da- gegen gesprochen hatten, abgelehnt. Spandau . Ter Sitzung �ver Stadtverordneten am Donnerstag ging eine gemeinschaftliche Sitzung des Magistrats und der Stadtverordneten vorauf, in welcher der Eisenbahnbau- und Betriebsinspektor Biedermann einen etwa zweistündigen Vortrag über den Anschluß der Hafenbahngleise an die Staatsbahn hielt. An der Hano von ausgehängten Plänen und Zeichnungen erläuterte der Vor- tragende die im Auftrage der Stadt ausgeführten verschiedenen Projekte. Zwei Anschlußlinien sind es, die in Frage kommen. Eine östliche, die vom Hafen aus in die Ausziehgleife bei Ruh- lebe» in die Staatsbahn eingeleitet wixd, und eine westliche Linie, welche vom Hafen aus zunächst einen großen Teil von Ge- lande, westlich der Stadt gelegen, erschließt und beim östlichen Güterbahnhof in die Staatsbahn eingeleitet werden soll. Der Vortragende hält beide Linien in finanzieller wie in Wirtschaft- licher Beziehung für gleichwertig. Die Kosten für beide Linien- iührungen sind ebenfalls ziemlich gleich, sie stellen sich auf etwa je eine Million Mark. Wenn nun auch die westliche Linie be- deutendes Gelände erschließt, was die Vorbedingung für die Rentabilität gewesen wäre, so haben sich doch die Unterhaltungs« kosten für diese Linie, weil sie die längere ist, so hoch gestellt, daß diese Kosten aus dem reinen Umschlagsverkehr nicht auf- gebracht würden; außerdem haben sich die Verhältnisse bei der Em- führung in den örtlichen Güterbahnhof als nicht günstig heraus» gestellt. Infolgedessen sei die östliche Linie für den Anschluß in Aussicht genommen. Für diese östliche Linie sind vier selbständige Entwürfe ausgearbeitet, von denen der Vortragende, nachdem er sie eingehend erläutert, dem vierten Entwurf, welcher die Ueber- führung von Straßen, namentlich der Charlottenburger Chaussee, mittels eiserner Viadukte den Vorzug gibt. DaS dritte Projekt, welches eine Ueberführung der Straßen vorsah, glaubte der Vor» tragende nicht empfehlen zu können, weil die Gleise ziemlich tief in daS Grundwasser gelegt werden müßten, was beinahe un- möglich fei. Die Projekte 1 und 2 sehen Dammschüttungen vor; auch sie müssen zurückstehen, weil das Gesamtbild dadurch zu sehr beeinträchtigt würdd. Redner erklärt, daß die Erschließung des westlichen Geländes durch eine Industriebahn, welche, im Niveau liegend, nach dem Hafen einführe, doch ermöglicht werden könnte; nur für einen Anschluß an die StaatSbahn eigne sich diese West- liche Linie, auch wegen der Tarifstationen, die zweckmäßig in Ruhleben gedacht sind, nicht. Ein fünftes Projekt, das auch his östliche Linie vorsieht, ist vom hiesigen Stadtbauamt ausgearbeitet und wird vom Stadtbaurat Brugsch erläutert. Ties Projekt steht eine Unterführung der Anschlußlinie unter die Strahenzüge vor. Er hält die Einbauung eines Tunnels in da? Grundwasser keines- wcgs für unmöglich. Außerdem verfckstvinde dadurch das be» einträchtigende Gesamtbild, wie es eine überführte Bahn, fei es durch Dämme oder durch Viadukte, mit sich bringe. An diese Ausführungen knüvfte sich eine anregende Debatte, in welcher überwiegend der Wunsch ausgedrückt wurde, wegen der westlichen Linie als Anschlußbahn zu verhandeln und weitere Projekte vor» zulegen, da die Erschkießung von Gelände als den Interessen der Stadt am dienlichsten angesehen wird. Um 614 Uhr endlich wurde die gemeinschaftliche Sitzung beendet; es begann nunmehr die eigentliche Stadtverordnetensihung. Von den zur Beratung stehenden Vorlagen wurden zunächst zwei sehr wichtige zurück- gestellt, weil sie noch nicht genügend aufgeklärt und erläutert sind. Es sind dies erstens die Bewilligung von 156 666 ZR. zur Her- stellung einer KohlentranSportanIage auf der Gasanstalt und zweitens die Errichtung von fünf Kammeröfen zu je 4666 Kubik- rneler auf der städtischen Gasanstalt. Bon den übrigen Vor- lagen sind noch zu erwähnen: die Wahlen von sechs ständigen Aus- schüssen. Von den sozialdemokratischen Stadtverordneten gehört nur der Genosse Pieper dem ersten und sechsten Ausschuß an; in die übrigen Ausschüsse wurde keiner der Genossen gewählt. Ferner genehmigte die Versammlung debattelos den ersten Nachtrag des Ortsstatuts für das Gewerbcgericht. welcher die Verhältniswahlen vorsieht. Dieser Nachtrag muß zunächst der Regierung zur Be- stätigung vorgelegt werden, und dann erst können die Wahlen selbst stattfinden. ES kann Mörz werden, und müssen die alten Gewerbegerichtsbeisitzer, deren Amtsperiode schon mit Schluß des Jahres 1669 abgelaufen war, so lange weiter amtieren. Der vom Genossen Pieper gestellte Antrag über Benutzung der städtischen Friedhofslapelle durch Redner der freireligiösen Ge- meinde soll einer in nächster Sitzung zu wählenden gemischten Kommission überwiesen werden. Man getraute sich nicht sofort dem Antrage zuzustimmen, obwohl doch die Sachlage so einfach und gerecht ist. Der einzige bürgerliche Stadtverordnete, der für sofortige Zustimmung und Erledigung des Antrage» eintrat. war der erst neu eingetretene Dr. med. Kantorowicz. Ge- nosse Pieper, der einsah, daß es ohne die Beratung in ge- mischter Kommission nicht abgehen würde, stimmte schließlich zu mit dem Ersuchen, ihn in diese Kommission mit zu wühlen, waS man auch versprach._ Vermischtes. Die GeLchteten. An einem Festspiel derFreien Sänger" in Altwasser bei Waldenburg , das am 2. WeihnachtSfeiertag statt» fand, haben eine Anzahl von Kindern mitgewirkt. Daraufhin hat Pastor Schäfer den Bannstrahl gegen sie geschleudert und ihnen mitgeteilt, daß sie wegen ihrer Teilnahme an derroten" Weih- nachtsfeier von der Konfirmation ausgeschlossen seien. Der Vater eines der Konfirmanden, der sich deshalb persönlich an den Pastor wandte, erhielt zur Antwort, daß der Umgang der Kinder mit den freien Sängern sündhaft sei und er sie von der Konfirmation aus- schließe, weil er bezweifele, daß die Kinder biete Sünde bei der Beichte aufrichtig bereuen würden. Umgestürzter Postwagen. Der zwischen Galling und Abdenan verkehrende Postwagen ist, Salzbnraer Meldung zufolge, während der Fahrt plötzlich umgestürzt. Die Passagiere des Wagen», zumeist Geschäftsreisende, erlitten mehr oder minder schwere Verletzungen. Der Untergang derCzarina". In der Nähe von San Francisco ging, wie berichtet, wenige hundert Meter von der Küste entfernt, der Union- PacificdampferCzarina" unter. Dabei sind, wie aus Marshfield berichtet wird, im ganzen 66 Mann ertrunken,»nr einer wurde gerettet. Gestern abend wurden von sechs Schiffbrüchigen, die sich im Takelwerk festgeklammert hatten, drei von schiveren Sturzwellen fortgerissen, die anderen drei zogen ihre Kleider au» und sprangen ins Meer, kamen ab» nicht wieder zum Vorschein.