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Nr. Ii 37. Jahrgang. 3. Ktilm im Jotnitlf Serlim WMM Dienstag» t8. Januar t9w. Partei-?Zngelegenkeiten. Fünfter Wahlkreis. Die erste Abteilung hält heute, Dienstagabend 8V2 Uhr in den Unionsäle u, Greifs­wal d e r Straße 222 ihre Abteilungsversammlung ab. Vortrag des Genossen Ucko. Abteilungsangelegenheiten. Allseitiges Er­scheinen erwartet Der Abteilungsführer. Charlottenburg . Heute abend 8Vs Uhr imVolkshaus" General- Versammlung. Tagesordnung: 1. Bericht des Vorstandes und der Funktionäre. 2. Abrechnung vom 4. Quartal lSOS. 3. Neuwahl des Vorstandes. 4. Vonrag des Genossen Eichhorn überDeutsche Kolonialpolitik". S. Bericht vom preußischen Parteitag. 6. Vereins- angelegenheiten. Der Vorstand. Lichtenberg . Heute abend 8'/z Uhr findet im Lokal der Gebr. Arnhold, Frankfurter Chaussee 5/6 die Generalversammlung des sozialdemokratischen Wahlvereins statt. Tagesordnung: 1. Bericht des Vorstandes und der Kon, Missionen. 2. Diskussion. 3. Neuwahl resp. Ergänzungswahl zum Vorstand, der Kommissionen, Wahl der Delegierten zur KreiSgencralversannnlung und Generalversammlung für Groß-Berlin. 4. Anträge. Tempelhof . Heute, Dienstagabend SV, Uhr Generalversamm­lung bei Apelt, Berliner Straße 9. Mitgliedsbuch legitimiert. Britz -Bnckow. Heute abend VgO Uhr bei Zilz, Werder -, Ecke Rungiusstraße: Generalversammlung des Wahlvereins. Tages- ordnung: 1. Bericht des Vorstandes und der Funktionäre. 2. Bericht der Genieindevertreter. 3. Ergänzungswahl von drei Funktionären. 4. Verschiedenes. Mitgliedsbuch legitimiert. Der Vorstand. Obcr-Schöncweide. Wir weisen auf die heute in Mörners Bluniengarten stattfindende Generalversammlung des Wahlvereins hin. Tagesordnung: Bericht vom Preußentag. Der Vorstand. Grünau . Morgen Mittwoch, den 19. d. M., abends 8l/3 Uhr. im Restaurant Jägerhaus, Bahnhofstr. 1: Volksversammlung. Genosse Groger spricht über das Thema: Warum muß die Arbeiterschaft im Gemeindeparlament vertreten sein? In Anbetracht der bevorstehenden Wahlen erwarten wir, daß die Genossen für guten Besuch agitieren. Der Vorstand. Stralau. Die Parteigenossen werden ersucht, zu der heute, Dienstagabend 8 Uhr stattfindenden Flugblattverbreitung zu er- scheinen. Pankow . Heute, Dienstag, den 18. Januar, abends pünktlich S'/� Uhr findet im Saale von Rozhcki, Kreuzstr. 3/4 die Mitglieder- veriamnilung des Wahlvereins statt. Es referiert der Kreissekretär Genosse Bühler über das Thema:Unsere nächsten Aufgaben". Auch sonst stehen noch sehr wichtige Punkte auf der Tagesordnung. Die Bezirksleitung. Tegel . Am Dienstag, den 18. Januar, abends Uhr: Generalversammlung des Wahlvereins im Lokal von Jul. Klippen- stein. Spandauer Straße 4. Tagesordnung: Bericht der Bezirks- leitung, des Kassierers und der Kommissionen. Die Bezirksleitung. Potsdam . Am Mittwoch findet in allen Bezirken der Z a h l- abend statt. Genossen, welche ihre Wohnung verändert haben, wollen dies den Kasfierern mitteilen. ßerliner JVacbncbten. Unter den Linden . Hoffen und Harren... Die Feder sträubt sich, es niederzuschreiben. So etwas haben die Berliner seit langer Zeit nicht erlebt: ein höfisches Fest und die Gottesgnaden st raßc ohneAbsperrung! Und wer war schuld daran? Nicht etwa der endlich mal erleuchtete Polizeigeist. Bewahre... der olle ehrliche Petrus . Der hatte am Wahlrechtssonntag des Jahres 1910 mit drahtloser Himmelstelegraphie in letzter Stunde das berühmte Gottesgnadenwetter abgesagt. Kanni- balisch wütend soll der alte Herr gewesen sein, daß er für alle seine Verdienste um Thron und Altar nicht auch auf der Ordensliste stand. So sah es denn Unter den Linden um 9 Uhr früh, als die ersten frischgebügelten preußischen Ritter " in Uniform oder in Frack. Lack und Claque mit strahlenden Gesichtern zum Ordensfrühstück auffuhren, gotts- jämmerlich aus. Eisiger. schnAdender Wind pfiff über den Lustgarten, prickelnder Sprühregen rieselte unaufhörlich nieder. Noch war von Publikum weniger zu sehen als von Polizei. Sollte die Ehrenstaffage des deutschen Michels dies- mal ausbleiben? Blutwenig Gaffer haben sich nach der grau- geräucherten Königsburg locken lassen. Desto lebendiger wird in der zehnten Stunde die holde Hermandad. Von allen Seiten ziehen sie herbei, auf Schusters Rappen und hoch zu Roß. und nach einer halben Stunde 0 Wunder! sind fast nicht mehr Schutzleute zu sehen als an jedem anderen Tage. Hier und da und dort liegen sie wieder im Fuchsbau. Zum Schutze unschädlicher Königsmumien selbst miter dem Zwanzigmillionendom, wo es so moderig duftet wie im ober- irdischen Preußen. Aber will denn die Polizei heute die Schlinge gar nicht zuziehen? Viertelstunde auf Viertelstunde verrinnt, und die Hauptstraßenzugänge, die Brücken, Schloß- platz und Lustgarten, die ganzen Linden bis zum Branden- burger Tor hinaus sind nochimmer frei für jeglichen Verkehr. Alles kann passieren, keine Maus wird belästigt. Die Polizei verhält sich völlig reserviert und läßt dem Publikum, das heute allerdings nicht nach Tausenden zählt, den denkbar weitesten Spielraum. Wenn die Polizei glaubte, daß ihr die Berliner Arbeiter- schaft durch die offengelassenen Löcher um so leichter ins Garn laufen werde, so war ihr Hoffen und Harren, das manchmal zum Narren macht, vergebens. Um zwölf. Uhr sind im Lust- garten keine hundert, in der ganzen Lindengegend keine zwei- tausend Menschen. Nicht mal ein einziges Hurra erschallt als Antwort auf die lockenden Sirenen der gekrönten Auto- mobile. Eine Stunde später zieht die von den Franzern ge- steine, von zahlreichen Berittenen eskortierte Wachablösung auf, und keine machtvolle Marseillaise, wie im Vorjahre um dieselbe Konfliktszeit, guittiert über das an dieser Stelle schier unvermeidlicheHeil dir im Siegerkranz ". Bald war es zum Sterben langiveilig. Die meisten Zuschauer unter der Musspritze flüchten ins Zeughaus, besetzen die Fenster und wärmen sich auf. Sehnsuchtsvoll äugen die Polizeioffiziere nach den Lindenzugängen, von wo dierote Gefahr" kommen soll____ und nicht kommt! Nach und nach verkrümeln sich die Polizeier bis auf wenige Straßendamm- Posten. Von der Schloßkuppel schlägt die zweite Nachmittags- stunde. Da schiebt sich von Osten her. vom Lutherdenkmal, eine schwarze Welle über die Kaiscr-Wilhclm-Brücke, langsam und bedächtig, frei und ungehindert, ohne Sang und Klang, ruhig«nd würdig. Etwa M Versammlungsteilnehmer sind es, die der gemeinsame Heimweg am Königsschloß vorüber- führt. Wie aus dem Boden gewachsen tauchen Schutzmanns- ketten auf und sperren für kurze Zeit die Brücke. Radfahrer- Patrouillen fauscn nach allen Richtungen. Unnützes, eitles Beginnen! Es waren und blieben die ersten und die letzten Demonstranten", welche die Gottesgnadenstraße betreten haben. Rein zufällig! Und deshalb hat der preußische Thconsessel beinahe ein Bein verloren? Deshalb hatte die kampfgcschwollene Polente wieder ihre alten Fuchsbauten be- zogen? Das war ein winziger Bruchteil organisierter Arbeiterschaft, Herr Polizeipräsident, nicht Janhagel. Dichter und schwerer fielen plötzlich die Regentropfen, als ob der olle, ehrliche Petrus von oben Tränen lache auf die genasführte deutsche Reichserde. Und aus dem Munde eines weißbärtigen Zivilisten kommt es so laut, daß es dicht dabei der Schutzmann hört, in ehrlicher Ueberzeugung:Pfiffige Kerle sind's doch, diese Roten! Besser und wirksamer konnten sie gar nicht demonstrieren, als daß sie vom höfischen Prunk nichtachtend fernblieben!..." Bon der Areunpfleg« der Stadt Berlin erzählt die Armendirektion in ihrem Jahresbericht pro Etatsjahr 1998/99, den der Magistrat jetzt veröffentlicht hat. Aus diesem Bericht wird in bürgerlichen Blättern mitgeteilt, daß die Stadt in dem genannten Jahre für die Armenpflege einen Zu» schuß von rund 25 Millionen Mark geleistet habe. Die..Volkszeitung" beginnt ihre Mitteilung so:Im Jahre 1998 hat die Stadt Berlin für die Armenpflege eine statt- liche Summe aufgewendet. Die Gesamtkosten für die offene und geschlossene Armenpflege, die Waisenpflege und Fürsorgeerziehung belaufen sich auf 24°/» Millionen Mark gegen 22'/» Millionen Mark im Vorjahr." Und darüber setzt sie groß und breit die Ueberschrift: 25 Millionen für die Armenpflege." DieM orgenpost" glaubt gleichfalls, ihren Lesern die sensationell wirkende Ueberschrift: 25 Millionen für die Armenpflege" bieten zu sollen. Sie er- läutert dann diese Angabe dahin, daß der Zuschuß zurgesamten Berliner Armenpflege" 25 Millionen Mark betragen habe, zählt die ihrer Meinung nach dazu gehörende Verwaltungsgebiete auf und nennt dabei ausdrücklich auchKrankenpflege". In der Tat steckt in den rund 25 Millionen, die da als Zuschuß zurArmenpflege" ausposaunt werden, auch noch manches andere, vor allem der Zuschuß, den die Stadt für ihre Kranken- und Irrenhäuser geleistet hat. Dieser Zuschuß allein belief sich für 1998/99 auf 9 364 317 M. Der Verfasser des Berichtes der Armendirektion unterzeichnet ist Stadtrat Münsterberg addiert diese 9 364 317.M. nach altem schlechten Brauch zu den 15 567 173 M., die für offene Armenpflege(hauptsächlich Barunterstützungen) so- wie für Siechenhäuser, Waisenpflege, Fürsorgeerziehung, Arbeits- haus, Obdach zugeschossen wurden, und so rechnet er einen Ge- samtzuschuß von 24 931 499 M. heraus. Die Armendirektion will mit diesem Additionsexempel nicht nur die Rückständigkeit ihrer Anschauungen, denen selbstverständlich der Magistrat beipflichtet, zum Ausdruck bringen, sondern läßt sich dabei auch von Er- wägungen formeller Art leiten. Ein sozial fortgeschrit- tenes Empfinden wehrt sich gegen ein solches Verfahren, aber demsozialfortschrittlichen" Empfinden der..Morgenpost" scheint es zuzusagen. DieVolkszeitung" ist von uns schon früher einmal darauf hingewiesen worden, daß nach den modernen An- schauungen über die Aufgaben einer Kommune die Krankenpflege an sich nicht mehr zur Armenpflege gezählt werden kann, sie scheint das aber nicht einsehen zu wollen. Die Misere des Gesundheitswesens unserer Stadt erklärt sich hauptsächlich aus dem überlieferten Zusammenhang mit dem Armenwcsen. Den An- schauungen des Kommunalliberalismus entspricht es. die ehemalige enge Verbindung zwischen Armenpflege und öffentlicher Kranken- pflege noch jetzt immer wieder zu betonen, und die angeblich nicht kommunalliberalcn Preßorgane machen das getreulich mit. Wenn es heute dem Magistrat und der Schuldeputation einfiele, zurückzu- kehren zu dem früheren Standpunkt, daß auch die unentgeltliche Gewährung des Elementarunterrichts durch die Gemeindeschule ein Akt der Armenpflege sei, so würdenVolkszeitung" undMorgen post" vermutlich auch das mitmachen, daß der Zuschuß für das Ge- meindeschulwesen ebenso wie der Zuschuß für die Krankenpflege zu dem Zuschuß für die Armenpflege usw. zu addieren sei. Für 1998/99 hätten sie dann alsgesamten" Zuschuß zurArmenpflege" eine noch vielstattlichere" Zahl, rund 35 Millionen Mark, hinaus- posaunen können. Der Zuschuß für Kranken- und Irrenhäuser in Höhe von rund 9� Millionen Mark stellt nicht etwa nur die Aufwendungen für die auf Kosten der Armendirektion verpflegten Kranken und Irren dar. Nein, das ist der gesamte Zuschuß, den die Stadt für ihre Kranken- und Irrenhäuser geleistet hat, und auch das steckt darin, was sie den zahlenden Kranken über den fest- gesetzten Kurkostensatz hinausgeschenkt" hat. Die der ganzen Bevölkerung zugute kommende Sorge für die öffentliche Gesundheitspflege erfordert es, daß die Stadt auch zahlenden Kranken nicht die vollen Selbstkosten ab- nimmt, sondern sogar hier noch etwas aus dem Stadtsäckel zu- schießt. So wird von der Stadt auch die Sorge für höhere Schul- bildung, obwohl diese nur dem Nachwuchs einer kleinen Bevölke- rungsgruppe, fast ausschließlich den Kindern Wohlhabender, zu- gute kommt, dadurch betätigt, daß sie Schulgeld nicht in voller Höhe der Selbstkosten fordert. Im Etatsjahr 1997/98(für 1998/99 sind die Zahlen noch nicht bekannt) hat die Stadt für die Schüler höherer Lehranstalten pro Kopf rund 320 M. ausgegeben, aber nur 149 M. Schulgeld gefordert, also noch rund 189 M. Zuschuß ge- leistet. Und das ist immer noch mehr als das Doppelte des Betrages, den die Stadt pro Gemeindeschulkind überhaupt ausgab. Fürchtet einer, daß..Volkszeitung" und Morgenpost" eines schönen Tages auch den Zuschuß fürhöhere Schüler" zu denGe- samtkosten der Armenpflege" rechnen werden. Ach nein, das werden sie denn doch nicht tun! Wenn man Gemrindcschulcn auflöst! Die Gemeindeschulen von Berlin -Südost werden um eine vermindert dabei bleibt eS I Die 85. Knaben- Gemeindeschule(Wrangelstraße 85) soll allmählich aufgelöst werden, so hat der Magistrat eS beschlossen, und so wollen es auch die Freisinnigen der Stadtverordnetenversammlung. Ein Recht, über die Frage der Auflösung von Gemeindeschulen zu entscheiden, steht der Stadtverordnetenversammlung nicht zu. Nur zur Kenntnisnahme teilt der Magistrat ihr mit, welche Eni- scheidung er selber getroffen hat. Aber die Stadtverordneten können in solchem Fall, um die Ausführung übereilter Be- schlüsse des Magistrats zu verhüten, wenigstens ihre wärmende Stimme erheben. In der letzten Stadtverordnetensitzung haben die Sozialdemokraten das getan: ihren Einspruch gegen die vom Magistrat beabsichtigte Auflösung der 85. Schule hat Genosse Borgmann zum Ausdruck gebracht. Indes, unsere Ge« nossen standen allein da mit ihrem Protest, und abgelehnt wurde ihr Antrag, in einem Ausschuß den Plan des Magistrats zu er- örtern. Was jetzt dem Stadtteil am Schlesischen Tor widerfährt, das ist anderen Stadtteilen bekanntlich schon früher widerfahren. Die Zahl der Gemeindeschulen, die in den letzten fiinf oder sechs Jahren aufgelöst wurden bezw. noch in der Auflösung begriffen sind, bleibt schon nicht »rehr weit unter einem Dutzend zurück. Wie sehr Borgmann im Recht war mit seiner Warnung, schnellfertig eine Schule aufzulösen, wenn sich einmal eine geringe, leicht nur vorübergehende Minderung der Kinderzahl bemerkbar macht, das können wir gerade jetzt an dem Beispiel eines anderen Stadtteils sehen, in dem vor mehreren Jahren eine Gemeindeschule aufgelöst wurde. In der T e in p e l« hofer Borstadt wurde damals dem Teil östlich der Belle-Alliance-Straße eine seiner Gemeinde« schulen genommen, tvcil auch sie sich nichtfüllen" lasse und daherüberflüssig" sei. Und was erleben wir jetzt? In der neuesten Nummer deSGemeindeblatt" macht die Schuldeputation bekannt, daß sie für die Gegen.) zwischen Waterloo-Ufer und Gneisenau- straße genau für den Stadtteil, in dem damals eine Gemeindeschule alsüberflüssig" beseitigt wurde nach einer Mietskaserne sucht, um in ihr 15 Gemeindesch ulklassen unterzubringen. Soll da irgendein SchulhauS geräumt werden, so daß die obdachlos werdenden Klassen in eine Mietskaserne gesteckt werden müssen? Oder hat sich jetzt herausgestellt, daß jene nun längst aufgelöste Schule doch nicht soüberflüssig" war. wie man glauben machen wollte? Die Räume in einem eigenen Schulhaus. die durch die Auflösung der Schule freigeworden waren, sind heute nicht mehr verfügbar. Inzwischen hat dort eine neueröffnete höhere Lehranstalt, das Mädchen-Realgymnasium, in den ehemals von einer Gemeindeschule benutzten Räumen sich häuslich eingerichtet. Das ist das Eigentümliche, dgß für die Schulhäuser, die durch die Auflösungüberflüssiger" Gemeindeschulen verfügbar werden. gewöhnlich schon im voraus eine passende Verwendung ge- funden ist. Auch für das SchulhauS in der Wrangel- straße hat man schon jetzt eine Verwendung, man will es einer Fortbildungsschule als Heim überlassen. Stellt sich dann hinterher in demselben Stadtteil wieder ein Bedürfnis nach Mehrung der Gemeindeschulen ein ja. dann wird eben eine Mandel Ge- meindeschulklassen in eine Mietskaserne hineingepackt, wie es jetzt in der Tempelhofer Vorstadt geschehen soll. So kann'S kommen, wenn man Gemeindeschulen auflöst! Daß eS auch in Berlin -Südost so kommen kann, hat im Rathause Genosse Borgmann nachgewiesen an der Hand der amtlichen Statistik über die bedeutende Mehrung der unvermieteten Woh» nungen des Stadtteils. Bessert sich endlich wieder die Wirtschaftslage» so wird auch der Zuzug von Arbeitern nach Berlin rasch wieder steigen, und es werden dann die jetzt leer stehenden Wohnungen aufs neue sich mit Arbeiterfamilien bevölkern, so daß die Zahl der Gemeindeschulkinder wieder zunimmt. Die Schulverwaltung täte besser daran, sich die gegen« wärtige Periode des Rückganges der Kinderzahl in der Weise zunutze zu machen, daß sie und das gilt für die ganze Stadt, nicht nur für den Südosten durch ununterbrochene Mehrung der Schulen und Herabdrückung der Frequenz endlich einmal nonnale Zustände zu schaffen und fie dann dauernd zu erhalten suchte. Polizeistrafcn für Barbiere, die nach 2 Uhr noch Kunden be» dienen, regnet es jetzt. In der Ichten Versammlung der Berliner Barbiere, Friseure und Perückenmacher wurde den Anwesenden mitgeteilt, daß nicht weniger als 599 selbständige Mitglieder zu je 39 M. Geldstrafe verurteilt worden sind, weil sie am Sonntag, den 9. d. M.. über die vom Polizeipräsidenten gesetzlich festgelegte Zeit hinaus ihr Geschäftslokal offen hielten. Wir wollen bei dieser Gelegenheit ausdrücklich darauf aufmerksam machen, daß nach der Polizciverordnung Barbiere unter keinen Umständen über 2 Uhr hinaus noch Kunden bedienen dürfen, auch wenn diese sich vor znxi Uhr im Geschäft schon eingefunden haben, wie das früher der Fall war. Das Publikum wird gut tun, sich danach zu richten. Der Selbstmord einer Krankenschwester im Birchow-Kranken» haus macht viel von sich reden. De 23jährige städtische Kranken- schwester Herta Rosenkranz wurde am Sonnabendvormittag tot in ihrem Zimmer aufgefunden. Die Staatsanwaltschast hat über den Vorfall, der unter dem Krankenhauspersonal große Erregung hervorgerufen hat. die Ermittelungen eingeleitet. DerLokal- Anzeiger" will über die Ursache folgendes erfahren haben: «Herta R.. die aus Dresden stammt, war seit einem Jahre am Virchow-Krankenhause tätig und galt als eine pflichtgetreue Pflegerin. Am vergangenen Mittwoch hatte sie von der Direktion des Krankenhauses eine Rüge erhalten, der folgender Vorfall zu- gründe lag: Auf die Anzeige eines Wärters wurden zwei Probe- schwestern und eine Lehrschivester sofort entlassen, weil sie am 39. Dezember eine für einen Kranken bestimmte Portion Gänse- braten unter sich geteilt hatten. Schwester Herta soll nun, wegen Duldung dieser Handlung der ihr unterstellten drei Mädchen zur Verantwortung gezogen, mit einem Verweis bedacht worden sein. Wie sie aber selbst am Abend darauf ihrem Schwager, einem Berliner Amtsrichter mitteilte, hatte Geheimrat Ohlmüller, der Direktor des Krankenhauses, nach der Rüge ihr freundlich zu- gesprochen und den Vorfall als erledigt bezeichnet. Am Freitag soll sie beim gemeinsamen Mittagstisch der Schwestern eine Ehrenerklärung der Oberin, die diese angekündigt hätte, erwartet haben. Die Erklärung blieb aber aus. Schwester Herta soll aus Verzweiflung hierüber sich mit Morphium vergiftet haben. Dem- gegenüber wird von vielen Seiten die genannte Absicht der Oberin bestritten. Geheimrat Ohlmüllcr bestätigt den Vorfall mit dem Bemerken, Schwester Herta habe selbst zugegeben, von derSauce genascht" zu haben, es sei aber eine völlige Verständigung mit ihr zustandegckommen. auch sei sie auf der Station belassen worden. Die Direktion hat selbst die Ermittelungen der Staats- anwoltschaft veranlaßt. Das strenge Vorgehen der Direktion hat unter einem großen Teil des Personals lebhafte Beunruhigung hervorgerufen." Es wird Sache der städtischen Krankenhausverwaltung sein, der Oeffentlichkeit nähere Mitteilungen über das Vorkommnis zu machen. Soweit es sich um die Entlassung der Personen handelt. die für Kranke bestimmte Speisen verzehrt haben, so billigen wir durchaus das Verhalten der Direktion des Krankenhauses. Wohl verlangen wir, daß das Personal ordentlich beköstigt wird, miß- billigen es aber aufs schärfste, wenn Personal Speisen oder Ge- tränke, die für Kranke bestimmt sind, sich selbst aneignet. Leider ist diese gar nicht scharf genug» zu verurteilende Unsitte viel weiter verbreitet, als man gemeinhin annimmt. Die Nordöstliche BaugewerkS- BerufSgenosscnjchaft schickt uns bezüglich der in unserer Nummer vom 7. Januar enthaltenen, aus die Anwendung der Schutzvorschriften ans dem Neubau in Schöne- berg, Ebcrssttoße 13. Mitteilungen eine neuerliche Erklärung, in der