die B«tt ärgsten Gewissenszwang bedeutenwürde, verteidigen oder empfehlen kaum In GewifsenS-sachen entscheidet neben dem gottgesetzten kirchlichen Oberhirtenamt das religiöse Pflichtbewußtsein des einzelnen Menschen,auch dcS Beamten, nach dem göttlickien Gebote:„Du sollstGott mehr gehorchen, als den Menschen", das doch auch in derevangelischen Bibelausgabe stehen dürfte. Daraus mögen sichgegebenenfalls für jeden Christen, der seinem Glauben treu er-geben ist, Gewissenkonflikte ergeben, wie wir daS auch imKulturkampfe unseligen Andenkens erlebt haben, aber keinchristlich,- gesinnter Beamter wird zugebenwollen, daß dZr Staat seine Omnipotenz auchauf die Geivissensfragcn er st recken dürf e."Neu sind diese Anschauungen ja nicht. Schon imZ3. Jahrhundert hat sie Thomas von Aquino, der größteSophist der Papstkirche, formuliert. Aber für gewöhnlichscheut sich die Zentrumspresse, sie offen und ungeschminkt zuvertreten. Daß jetzt die„Germania" so ostentativ mit diesenAnschauungen hervortritt, ist kennzeichnend für den heutigenGinfluß des hohen Klerus auf die„intcrkonfessio-nelle" Zentrumsprcssc._Tie Leistungen deS Reichsverbandes gegen dieSozialdemokratie.Der Reichsverband gegen die Sozialdemokratie veröffentlichtden Bericht über seine Tätigkeit im letzten Jahre. Wie in An-betracht seiner Eigenart selbstverständlich ist, renommiert er mitgroßen Leistungen und Fortschritten. Ter Zuwachs an neuen Mitgliedern betrug nach diesem Geschäftsbericht im letzten Jahregenau dopelt so viel, wie im Jahre INS, nämlich 33 492 gegenüberIS 690 im Vorjahre. SS neue Ortsgruppen wurden gegründet.Die Gesamtzahl der Mitglieder des Reichsverbandes beträgt211000, die Gesamtzahl der Ortsgruppen 702. 786 Versamm-lungen wurden im letzten Jahre abgehalten. Der Reichsverbandbesitzt jetzt sechs Rednerschulen. An den national-ökonomisch-politischen Ausbildungskursen, die der Reichsverband im letzte»Jahre veranstaltet, nahmen 1199 Leute teil, an demselben Kursefür Lehrer vl Teilnehnier. Die veranstalteten 73 Lichtbildervorträge besuchten mehr als 16999 Leute. Die„Korrespondenz desRcichsverbandeS" wurde in 167 299 Exemplaren verbreitet. Imletzten Jahre gab der Reichsverband das hundertste Flugblattheraus. Von dem bekannten Flugblatte„Die neuen Reichssteuernund der BolkSbetrug der Sozialdemokratie" wurden 1 3S2 259Exemplare verlangt. Ferner wurden 159 990 Exemplare des»VolkskalenderS" verbreitet.Das sind, wenn man lediglich die Quantität in Betracht zieht,achtunggebietende Zahlen; prüft man aber nicht nur die Quantität,sondern auch die Qualität der Leistungen, besonder» den Gehaltder Flugblätter und der sogenannten„Korrespondenz", dann hatder Reichsverband für die enormen Geldsummen, die von ihmverbraucht worden sind, recht wenig geleistet. Und noch geringerist der Erfolg, den dieser Verband im politischen Leben erzielt hat.Mit der größten Skrupellosigkeit hat er bei den verschiedenenWahlen des letzten Jahre» gearbeitet und keine Verleumdung,keine Verdrehung, keine persönlich« Verunglimpfung und keineAufrüttelung der widerlichsten Geldinstinkte gescheut, um diesozialistischen Wahlkandidaten zu bekämpfen— und der Erfolg?Tie Sozialdemokratie hat einen Sieg nach dem andern erfochten!Wir sehen deshalb auch im neuen Jahre der Tätigkeit desReichsverbandes mit Seelenruhe entgegen. Wenn er seine jetzigebewährte Leitung behält und im alten Geiste nach dem schönenRezept weiter arbeitet, daß die Quantität die Qualität ersetzenmuß, kann er trotz seiner enormen Geldmittel nicht viel schaden.Profestor Laband über das preußische Wahlrecht.Der bekannte Strofrechtslebrer Profestor Laband hat kürzlichdie Einführung der Verhältniswahl für Preußen vor-geschlagen. Die„Kölnische Zeitung" hat sich mit dein Borschlagenunmehr näher befaßt und eine Tabelle ausgestellt, der die Ergebnisseder Reichstagswahlstatistik von!997, der LandiagSwablstatistil von IVOSund die Wahlergebnisse von 1998 zugrundegelegt sind. Nach diesenTabellen würden die Mandate bei Einführung der Verhältniswahlwie folgt verteilt sein:nach der nach derReichstags« Landtags«statistik statisttk«2 8255 5247 4282 8929 27117 127Bestand nachder Wahl 1998Konservative....NationaMberale...Freisinnige...»Zentrum.....Bolen......Sozialdemokraten..Antisemiten, Bund derLandwirte usw...2126536104157312tDen Konservativen sind auch die Freikonservatiben zugezählt.Die reaktionäre Presse, soweit sie von diesem Rechenerempel Notiznimmt, erklärt natürlich, daß der Borschlag des Professors Labandvöllig undiskutabel fei.Eine nationalltberale Kriegserklärunga» den Bund der Laudivirte.Seit mehr als einem Jahrzehnt ducken sich die National-liberalen der Provinz Hannover unter das Joch der Landbündler,die unter der Führung des Dr. Diedrich Hahn rücksichtslos in dienationalliberalen Hürden einbrachen und die nationalliberalenMandate zu den Provinzkörperschaften, zum Landtage vielfach inihren Besitz brachten. Immer wieder knurrten die national-liberalen Führer die agrarisch-konservativen Eindringlinge an;wiederholt schon kündigten sie ihnen die nationale Freundschaft,um sich dann bei der ersten besten Gelegenheit noch tiefer vorihnen zu ducken.Das soll jetzt gründlich anders werden. Die Nationalliberalenhaben sich— au» welchen Gründen ist unbekannt— seit kurzemeinen neuen Generalsekretär zugelegt, Dr. Hugo-Hannover, unddieser neue Parteibcsen hat in der vorletzten Woche in einernationalen Versammlung in Stade dem Renegaten und Bundes»Häuptling die schreckliche Drohung ins Gesicht geschleudert,„daßdie Nationalliberalen in Hannover zu einem scharfen undentschiedenen Kampf gegen den Bund ausholenwürden, daß sie, wenn es not tue> auf den groben Klotz denrichtigen Keil zu setzen entschlossen seien, daß es einen KampfAuge um Auge, Zahn um Zahn geben würde".Kaum ist diese fürchterliche Drohung verklungen, da fordernder„Hannoversche Courier" und das„Niedersächfische Wochen-blatt" auf, den Worten die Tat auf dem Fuße folgen zu lassen.Schon zu lange hätten die Nationalliberalen dem Bunde derLandwirte gegenüber politische Toleranz im weitesten Sinnegeübt, weil sie geglaubt und gehofft,„die rein wirtschaftlichenInteressen des Bunde» mit der nationalliberalen Politis in Ein-klang zu bringen". Aber,„ob die Partei auch praktischeLandwirte mit zuverlässig agrarischer Gesin-n u n g ausstellte, das hinderte den Bund der Landwirte nicht immindesten, auch gegen diese, der Landwirtschast so wertvollen,Elemente die heftigste Fehde zu eröffnen, bei der die persönlichgehässige KanipfeSweise allemal zum Haupttrumpf wurdeZentrum, Antisemiten und Welsen dagegen genössen„aus blind-wütigem Haß gegen die nationalliberale Partei, die er einst miß-braucht, Parlamentarier zu werden, unbesehen die fortgesetzteUnterstützung durch die Bündler". DaS Maß vollends zum lieber-laufen gebracht habe„das Agitationsgebaren und das politischeVerhalten der Bündler im allgemeinen". Und nun folgt eineJeremiade über die, Landwirtschaft und Industrie, Stadt undLand verhetzende Kampfcsweise der Bündler. die„unser politischesLeben in seinen besten bürgerlichen Schichten vergiftet".„Tat esdenn not?" so ruft wehklagend der„Hannov. Courier" aus.„Müssen denn die einen die anderen fressen? Können sich nichtalle der durch das Gegenseitigkeitsinteresse(I)so günstig fundierten Wirtschaftslage erfreuen?" Großer Diedrich,Hab' Erbarmen! Ueberdies„hat der Bund die wirtschaftlicheBoykottierung seiner Gegner mit einem Terrorismuszum System erhoben". Genug, die Zeiten der Liebe undder zarten Schonung sind vorbei und Haß und Rache kommen andie Reihe.„Wenn die politische Volksvergiftung sich nicht immertiefer einfressen soll, dann kann es nur eine Losung geben:„A u szur Tat!"Aus jeder Zeile des nationalliberalen Schlachtrufes kann mandeutlich genug herauslesen, wie schwer diese Stellungnahme gegendie Bündler auf den nationalliberalen sammelpolitischen Seelenlastet. Aber es bleibt den Nationalliberalen nichts anderes alsder Kampf übrig, wenn sie nicht tatenlos zusehen wollen, daß sie,soweit sie nicht schon von den Sozialdemokraten bedroht, von denBündlern vollends beiseite geschoben, aus dem letzten Winkel ihrerehemaligen Domäne hinausgeworfen werden. Nur der Not ge-horchend, greift der hannoversche NationalltbcraliSmuS zumFederkiel und zu dem Tod und Verderben bringenden schwerenGeschütz des Rededuells. Zu Paaren wird er die Bündlcr treiben.So trotzig und unheilverlündend die Sprache dieser national-liberalen Kriegserklärung bis zu den entsprechenden Tatenist noch ein weiter Weg. Die nächste Zukunft schon wird lehren.ob die Nationalliberalen wirklich noch die Kraft besitzen, zu einerernst gemeinten Bekämpfung der Bündler sich aufzuraffen.Wahrscheinlich ist das nicht.Zum deutsch-portugiesischen Handelsvertrag.Das amtliche Organ der geaenwärtigen portugiesischen Regierungnimmt Stellung zu der Frage, ob von neuen Verhandlungen zwischendem Demschen Reiche�und Portugal eine Verbesserung des Handelsvertrages zu erwarten sei. DaS Blatt erklärt, zu der Erklärungermächtigt zu sein, daß die portugiesische Regierung niemals ihreBereitwilligkeit zur Abänderung de» zurzeit in: Reichstag vorliegendenVertrages zu erkennen gegeben zu haben.Die Abstimmung über diesen Vertrag in der vom Reichstageingesetzten Kommission ist auf Donnerstag mittag 12 Uhr festgesetzt.ES ist durchaus nicht sicher, daß die Mehrheit der Konimission sichfür den Vertrag entscheidet. Möglicherweise wird man sich dazuentschließen, noch einmal in die sachliche» Verhandlungen einzutreten.Di« Verhandlungen über diesen Vertrag haben insofern eine ganzbesondere Bedeutung, als sie ein Präjudiz darstellen für diekommende Beratung de» Handelsvertrages mit Amerika.Zentrumsmoral.Aus dem Wahlkreise Mülheim-WiPPerfürth-GummcrSbachwerden weitere wüste Ausschreitungen gegen sozialdemokratischeFlugschriftenverteiler gemeldet: In Over at h wurden den Leutendie Agitationskalender abgenommen und zerrissen. In Marien-linde wurde ein Verteiler von einem Wirt und einem Bahn-beamten aus des ersteren Lokal hinausgeworfen, wobei ihm unterden brutalsten Beschimpfungen dreißig Kalender entristen wurden.In Frielingsdorf wurden die Kalenderverteiler mitKnüppeln empfangen und unter den wüstesten Beschimpfungendurchs ganze Darf verfolgt, so daß sie sich in Lebensgefahr begebenhätten, wenn sie gewagt haben würden, in ein Haus zu treten.In Lindlar wurde ein Flugblattverbreiter aus einem Haushinausgeworfen. In Engelskirch en schlugen mehrere Frauenmit schmutzigen Besen auf die Flugblattverteiler ein. In Schalkewurden unsere Genossen von fanatischen Zentrumsparteilern mitKnüppeln aus dem Dorf getrieben und verfolgt. Das sind dieErziehungserfolge der von ihren geistlichen Hirten fanatisiertenMenge.Es charakterisiert die Zentrumspartei, daß alle dieseAusschreitungen wie auch die fast noch schlimmeren in der Nummerdes„Vorwärts" vom 11. Januar aufgezählten in katholischenOrten vorgekommen sind, während aus dem durchweg Protest an-tischen Kreise Gummersbach nicht die mindesten Belästigungenunserer Agitationskalender« und Wahlflugblattverleiler gemeldetwerden._____Ein«euer Titel.Anläßlich der Hochzeit des Großherzogs von Sachsen-Weimar mitder Prinzessin von Meiningen hat der Großherzog einen tiefenipsundenen Bedürfnis abgeholfen, indem er einem neuenTitel erfand und verlieh. Der Schloßhauptmann der Wartburg,Major v. Cranach wurde zum Oberburghauptmann er-nannt. Bisher gab es nur Schloßhauptmäniier. Der Großherzoghat sich sicherlich mit dieser landesväterlichen Leistung ein Verdienstum die deutsche Kultur erworben.Sachsen und die Schiffahrtsabgaben.Einige bürgerliche Blätter wußten dieser Tage zu berichten, daßdie sächsische Regierung sich mit der preußischen Forderung der Er-Hebung von Schiffahrtsabgaben auf der Elbe ausgesöhnt hätte.Demgegenüber meldet der offiziöse Draht aus Dresden:„Die Behauptung, daß Sachsen geneigt sei, seinen ablehnendenStandpunkt in Sachen der Schiffahrtsabgaben auszugeben, wird hieran maßgebender Stelle als frei erfunden bezeichnet. Wenn GrafVitzthum von Eckstädt in seiner Eigenschaft als Minister des Aeußerenunter ausdrücklicher erneuter Bestätigung der letzten Erklärung desStaatSminister Dr. v. Rüger zur Sache in der Ersten KammerStellung genommen hat. so bekundet dies, daß man der An-aelegenheit eine besondere polititische Bedeutung beimißt. DieErklärung des Grafen Vitzthum, daß grundsätzliche BerfastungS-önderunaen, soweit ihrer Durchführung wichtige LebenSintereffenund bestimmte Rechte einzelner Bundesstaaten entgegenstehen, nichtohne Zustimmung dieser Staaten beschlossen werden sollten undjedenfalls nicht gegen ihren Willen zur Durchführung gelangendürften, läßt kcme Zweifel über die hier herrschende Auf«sassung zu."_Der wnrttentberaische Jndustricllenverbandüber die Schiffahrtsabgaben.Alis der Generalversammlung des wiirttembergischen Fitdustriellen-verbandeS am Sonntag, den 16. Januar, wurde von verschiedenenRednern, so auch von, Präsidenten oer Zentralstelle für Gelverbe undHandel. M o st h a f. der als Gast anlvesend war, der VorschlagPreußens betreffend Schiffahrtsabgaben befürwortet. Es wurde eineResolution einstimmig angenommen, in der die Neckarkanali-s a t i o n bis in das Herz dcS Landes als eine Lebensfrage derwürtlembergischcu Jiidustrie und jeder vollswirtschaftlichcu Eulwicke-lung des ganze» Landes bezeichnet wird. Regierung und Landständewerden aufaesordert. die notwendigen Verträge bald zu schließen..Zum Schluß wird gesagt:»Sollte der Bau de» Kanals nur durchSchiffahrtsabgaben auf den natürlichen Wasserstraßen möglich sein,so sind die weitgehendsten Sicherheiten dafür zu verlaugeu, daßdiese Gebühren n»r zu Zwecken des Wasserbaues und nicht zu fiska-lischen Zwecken erhoben und in ihrer Höhe gesetzlich begrenztwerden"._Die Posensche Akademie.Heute mittag wurde in Gegenwart der Spitzen der staatlichen,Militär- und Kommunalbehörden und in Anwesenheit von Vertreternder Staatsrcgieenng da» neue Gebäude der Kömglichen Akademiedurch einen Festakt seiner Besliimnung übergeben. Die Festredehielt der Rektor der Akademie Professor Dr. Spieß, woraus Be-grüßungSansprachen des Oberpräsidente» von Waldow, des Ober-landeSgerichtspräfidenten Dr. v. GrySzewSli und de» Oberbürger-ineisters Dr. WilmL folgten.__franhmd).Kirche und Schule.Pari», 17. Januar. Die Deputierte nka in mer setzteheute nachmittag die Beratung der Interpellationen fori.G r o u s s e a u warf der Regierung vor, sie habe der Neutralitätder Schulen zuwiderlaufende Gesetzentwürfe eingebracht. DeRamel(Rechte) beklagt es, daß in de» öffentlichen Schulen dieKinder zu religiösen Uebungen keine Gelegenheit hätten. Blane(SoKialist) forderte das Unterrichtsmonopol. Paul Meunier(sozialistischer Radikaler) lobte die Laienschule. Die Beratungwird fortgesetzt.Pari», 18. Januar. In der heutigen Sitzung rief eineBemerkung des Abgeordneten Lefas. daß die Zunahme derZahl der Deserteure auf die antipatriotischen Unterrichts-bücher zurückzuführen sei, einen heftigen Tumult hervor.Im Namen der Heereskommission protestierte der AbgeordneteBerteaux lebhaft gegen diese Behauptung und erklärte, die Zahlder Deserteure sei nicht im Wachsen begriffen.Spanien.Steuerreform.Madrid, 17. Januar. Der Ministerrat beschloß zur Beschaffungvon Mitteln für den Bau von Arbeiterhäusern die Erhebungeiner Grund st euer und beriet über das B u d g e t, in dem dieRegierung den von der liberalen Partei gemachten Versprechungenbezüglich des Fiskalsystems Rechnung tragen wird, indem- sie dasunproduktive Vermögen zugunsten der Arbeiter be»steu ert.Indien.Gegen die englische Herrschaft.Kalkutta, 17. Januar. Aufsehen erregt hier die Meldung vonder Verhaftung von zehn Angehörigen eines Ein-geborenenregiments, die an der Aufstandsbewegung be-teiligt sein sollen. Das Regiment wird wahrscheinlich unverzüglichverlegt werden, trotzdem man glaubt, daß nur sehr wenigSoldaten sich der Bewegung angeschlossen haben.Amerika.Der neue Zolltarif.Washington, 18. Januar. Das Staatsdepartement wirdheute oder morgen Proklamationen des Präsidenten Taft der-öffentlichen, die erklären, daß England,'Rußland, Italien.Spanien, die Schweiz und die Türkei auf die Minimal-sähe des Payne-Tarifs Anspruch haben. Ob auch aufDeutschland der Mintmaltarif angewendet werden wird, hängtbekanntlich von dem Ausgang der Perhandlungen ab.Argentinien.'Unterdrückungspolitik.Augenblicklich befinden sich in Argentinien über 600Sozialisten in Haft. Die Regierung wendet den Belagenmgs-zustand als Mttel zur Niederhaltung der sozialistischen undArbeiterorganisationen an. Die sozialistische Presse, daruntereine Tageszeitung, ist verboten. Die Vereine sind geschlossenund die Zusammenkunftsorte unter polizeiliche Aufsicht gestelltoder ganz gesperrt._Soziales«Krankenkassen, Alkoholismus und ReichsversscherungSordnung,lautete das Thema zweier Referate, die am Sonnabend auf Ver-anlassung des Berliner Zentralverbandes gegen den AlkoholismusDr. med. Strecker und Albert Kohn, der Geschäftsführer der Kasseder Kaufleute, im LandeShauS hielten.Die Krankenkassen waren zahlreich vertreten, das Reichs-gesundheitSamt, die LandcSversicherungsanstalt. die Stadtverwal-tungen von Groß-Berlin, ärztliche Vereine hatten Mitglieder ent-sanot.Nach längerer Erörterung wurde eine Resolution gefaßt, diedem Reichstag, dem Bundesrat usw. eingereicht werden soll. Wirentnehmen daraus folgende Wünsche zur Rcichsversicherungs-ordnung:I. Ermächtigung der Krankenkassen, ihre Mittel auch zur vor-beugenden und aufllärenden Arbeit zu verwenden.2. Schaffung einer einheitlichen Statistik über die Belastung derKrankenkassen durch den Alkoholismus.3. Streichung der Bestimmung, welche die Zahlung vonKrankengeld im Fall« von Trunksucht untersagt.4. Schaffung großer, leistungsfähiger Krankenkassenverbänd«.Zivilprozehreform und AnwaltSangrstellte.Am 1. April treten verschiedene GesetzeSnovellen in Kraft, dieeine Reform des Zivilprozesseö enthalten. Einer energischenAgitation der Rechtsanwälte ist es gelungen, verschiedene Bcrbessc-rungen in den Vorlagen zu erwirken, durch die einer wirtschaftlichenSchädigung der Anwälte entgegengewirkt wird. Auch von den An-gestellten der Anwälte wurde eine lebhaste Agitation entfaltet.Leider aber ohne jeglichen Erfolg. Die Angestellten werden von derReform am härtesten betroffen. Vielen von ihnen wird die Existenzgeraubt. Denn viel Schreibwerk in den Anwaltsbureaus wirddurch die Reform auf die Gerichtskanzleien übertragen. Arbeits-kräfte in den Anwaltsburcaus werden überflüssig, Aiigestellte werden entlassen. Weder die Regierung, noch die bürgerlichen Parteienhaben sich auf die Wünsche der Angestellten eingelassen. Die sozial-demokratische Partei war die einzige, die sich gegen das Gesetzwandte, solange den Interessen der Angestellten nicht Rechnunggetragen werde. Die bürgerlichen Parteien sind jedoch über diesenWiderspruch hinweggegangen, ohne sich im mindesten um daS Schick-sal der Angestellten zu kümmern.Tausenden der Angestellten steht, wie uns geschrieben wird,nun die Entlassung bevor. Die gewerkschaftliche Organisation derAngestellten, der Verband der Bureauangestcllten(Sitz Berlin),nnterninunt deshalb einen neuen Versuch, seine Berufsgenossenvor diesem Schicksal zu bewahren. In einer ausführlich begründetenPetition wendet er sich jetzt an die gesetzgebenden Körperschaftender Bundesstaate» mit dem Ersuchen, die stellungslos werdendenAnwaltsangestellten in die infolge der Zivilprozeßreform bei denGerichten neuzuschaffenden Stellen zu übernehmen. Die sozial«demokratischen Abgeordneten der einzelnen Landtage werden sicher-lich bei der Beratung auch hier auf dem Posten sein und denbürgerlichen Parteien wie der Regierung das soziale Gewissenschärfen.