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sein, möglichst viel von den Getränken zu verkaufen. Um den Kon« sum zu erhöhen, müssen sie selbst mittrinkend An diese verwerflichen Gepflogenheiten der Animierkneipen er- innert ein Utas, den Herr L o e w i, Inhaber des Cafe Opera, Unter den Linden , am 27. Dezember vorigen Jahres durch seinen Geschäftsführer an seine Kellner gerichtet hat. Dieser sah so aus: Auf Veranlassung des Herrn Loewy mache ich hiermit fol- gendes bekannt: die kleinen Einnahmen, wegen der großen Fülle des Lokals an Publikum der letzten 2 Tage, sind nur darin zu suchen, daß sich die Kellner nicht genug Mühe geben, die besseren Sachen anzubieten, bezw. zu verkaufen. Nach Einsicht in die Bonbücher ist nur Cafe oder Bier zu verzeichnen. Es wird den Kellnern anheimgestellt, dieses Faktum zu ändern, widrigenfalls eben bessere Kräfte angestellt werden müssen." Berlin . 27. 12. OS. P lisch et. Geschäftsführer. Einige Tage darauf wurden mehrere Kellner entlassen; allem Anscheine nach gehörten sie zu den schlechten Verkäufern, die nicht gerissen genug sind, den Gästen die besseren Sachenanzudrehen". Das in den Cafes verkehrende Publikum wird gut tun, darauf zu achten, sich nicht Getränke aufdrängen zu lassen, nach denen es gar kein besonderes Verlangen trägt, und die ihm nur offeriert iverden, damit der Herr Cafetier ein möglichst hohes Profitchen herausschlägt._ Wilhelm Eberhard in Charlottenburg ist am Dienstagabend nach langem schweren Leiden gestorben. Eberhard, von Beruf Gürtler, später Gastwirt, hat fast zwanzig Jahre an der Spitz« der Organisation des Riesenwahlkreises Teltow-Beeskow gestanden, als dessen besoldeter Beamter-r mehrere Jahre im Dienste der Partei fleißig gearbeitet hat. Außerdem gehörte Eberhard als Beisitzer dem Parteivorstande an. Ein schwere« Leiden zwang Eberhard vor etwa zivei Jahren aufs Krankenlager und machte es ihm unmöglich. seinen Parieipflichten in der früher gewohnten Weise nachzukommen. Seit einem Jahre etwa siechte Eberhard dahin und ist nun von seinem Leiden erlöst worden. Ein schreckliches Brandunglück ereignete sich Dienstagabend gegen 5 Uhr im Hause Neichenberger Straße 178 bei der Portiersfrau Tinart. Als Frau Tinart im Hause das GaS anzünden wollte, kam das kleine vierjährige, in der Wohnung zurückgebliebene Lottchen der Lampe zu nahe. Das Kind fing Feuer und im nächsten Augen- blick brannte eS lichterloh. Auf das Geschrei des Kindes eilte die Mutter hinzu und brachte daS schwerverbrannte Kind nach der nächsten Unfallstation, von wo aus eS nach dem Krankenhause am Urban übergeführt wurde. Da Kind ist noch am Abend seinen Verletzungen erlegen. Verhaftet wurde der Konservenfabrikant Walter Binz in Schöne« berg auf Veranlassung des Hamburger Untersuchungsrichters. Binz soll eine Großfirma in Hamburg um eine halbe Million betrogen haben. Es handelt sich um eine Summe, die er vor mehr denn 3 Jahren in Hamburg einem dortigen Senator entliehen und bisher noch nicht zurückgezahlt hat. Er bezog in Oldesloe für eine Cornedbeef-Fabrik Fleisch aus einer eigenen Schlächterei in Toronto in Kanada . Er war damals auch Lieferant der deutschen Heeres- und Marineverwaltung. DaS neue Fleischschaugesetz erschwerte ihm natürlich den Betrieb der Fabrik umsomehr, als die Behörden ihm eine ständige Konirolle direkt in die Fabrik setzten. Er erhielt zwar von seinem Schwiegervater nam- hafte Zuschüsse und eS gelang ihm auch, von einem Senator ein großes Darlehen gerüchtweise verlautet, etwa eine Million Mark zu erhalten; er ließ aber seine Fabrik im Stich rmd meldete sich am 14. November 13l>6 nach Kanada ab. Nach seiner Abreise wurden von den Arbeitern der Binzschen Fabrik Mit- teilungen über Borgänge bei der Herstellung des Cornedbeef in die Oeffentlickkeit gebracht, die die Staatsanwaltschaft veranlaßten, einen Steckbrief hinter Walter Binz wegen Nahrungsmittelvergehens zu erlassen. Binz stellte sich daraufhin nach einiger Zeit freiwillig den Hamburger Behörden, wurde aber auf freiem Fuße gelassen und schließlich ganz außer Verfolgung gesetzt, da die Staatsanwaltschaft den Angaben der Arbeiter keinen Glauben beimaß. Oeffentliche Bibliothek und Lesehalle zu unentgeltlicher Be- Nutzung für jedermann, SO., Adalbertstr. 41. Geöffnet werktäglich von 5Vj-10 Uhr abends, an Sonn- und Feiertagen von S 1 und 86 Uhr. In dem Lesesaal liegen zurzeit 541 Zeitungen und Zeit- schriften jeder Art und Richtung aus. Gefunden hat ein Arbeiter ein anscheinend einer Arbeiterin gehöriges Portemonnaie mit Inhalt(etwa 6 M.), daS er der Ver­liererin oder dem Verlierer gern zurückgeben möchte. Zwecks Ent- gegennahme des Betrags wird ersucht, sich an Gustav Scheu, Gitschiner Straße 87a zu wenden. Am Dienstagabend �6 Uhr ist in der Alexandrinenstraße eine Kiste mit Inhalt gefunden worden, die wahrscheinlich von einem Rollwagen verloren worden ist. Der Finder nimmt an. daß der betreffende Kutscher ersatz. pflichtig ist und möchte ihn davor schützen. Gegen Legitimation (Frachtbrief) kann die Kiste abends von 68 Uhr bei Dehmel. Gräfestr. 15/17, Seitenflügel, abgeholt werden. Arbeiter-Samariterkolonne. Heute abend, 9 Uhr, 3. Abteilung in Schöneberg bei Wieloch, Grunewaldstr. 82 und 4. Abteilung in Lichtenberg bei Beckmann, Samariterstr. 11. Vortrag über: Ertrinken und Ersticken" mit nachfolgenden praktischen Uevungen. Vorort- JVadmcbtcn* Das Dreiklassenwahlrecht in den Kommunen wird wieder einmal grell beleuchtet durch die Wählerlisten, die gegen« wärtig in allen Gemeindebureaus ausliegen. Von de» zahlreichen nur ein paar besonders kraß hervortretende Beispiele: Die Gemeinde Treptoiv- Baumschulenweg zählt nach der Liste 3908 Wähler(1908 2838), die insgesamt 996 429,02 M. (1008 634 274,16 M.) Steuern aufbringen. Nach der hiernach bor « genommenen Teilung gehören zur ersten Klasse 12 Wähler mit 417322,61 M. Steuern(1908 9 mit 267810,04 M). Zur zweiten Klasse 218 Wähler mit 331212.92 M. Steuern (1903 137 mit 209 665,22 M.). Zur dritten Klasse gehören 3678 Wähler, die 247893,49 M. Steuern aufbringen (1908 2692 Wähler mit 156 892,89 M. Steuern). Hiernach haben 306 Wähler der dritten Klasse nur so viel Recht wie 1 Wähler der ersten Klasse. Die erste Klasse beginnt mit dem Steuersatze von 184 173,54 M. und schließt mit 8016.40 M. Die zweite beginnt mit 7890,37 M. und schließt mit 551,24 M- In Wilhelmsruh-Rosenthal hat sich gegenüber den vorigen Jahren durch die Ansiedelung der Firma Bergmann die Liste wesentlich verändert. Die erste Wahlabteilung zählt nur noch 6 Wahlberechtigte. Die zweite Abteilung 94 und die dritte Abteilung 396 Wahlberechtigte. Rur wer mindestens 2419 M. Steuern zahlt, ist würdig, die erste Abteilung zu zieren. Wer unter 242 M. jährlich zahlt, gehört der dritten Abteilung an. Schon die zwei Beispiele zeigen die Widerstnnigleit des Drei- klasienwahlrechts auch in der Kommune in der krassesten Form. Schlimmer als alles andere muß dieser für die große Masie der werktätigen Bevölkerung vorherrschende rechtlose Zustand im bevor- stehenden Wahlkampf eine aufreizende Stimmung auslösen. Tchöneberg. Bei der SchSneverger Feuerwehr ist jetzt die Einrichtung ge- troffen, daß bei jeder Alarmierung neben dem Löschzuge auch ein Krankenwagen auSrückt. Man hat sich zu dieser Maßnahme ent- schloffen, da die Feuerwehr häufig bei Verunglückungen und Straßenunfällen in Anspruch genommen wird und bei dem Nicht- einstellen eines Krankenwagens Verzögerungen eintreten, die für den Verunglückten verhängnisvoll werden können. Handelt es sich um ein Feuer, so können natürlich ebenfalls Zwischenfälle ein- treten, die ein sofortiges Eingreifen der Samariterhilfe oder einen Transport nach dem Krankenhause nötig machen. Städtische Volksuntcrhaltungsabende. Der zahlreiche Besuch, den die vom Magistrat veranstalteten Volksunterhaltungsabende gefunden haben, hat es ermöglicht, besonders die musikalischen Darbietungen auf eine Höhe zu bringen, wie man sie sonst nur in Konzertsälen ersten Ranges zu finden gewohnt ist. Der dritte, am Sonntag, den 23. d. M., in der Hohenzollernschule(Belziger Straße) stattfindende Volksunterhaltungsabend ist der Kammer- musik gewiomet. Das Programm, desten Ausführung in den Händen der Herren Professor Schumann und Kammervirtuosen Exner und Dechert liegt, bringt das Trio-dur Op. 1 Nr. 1 von Beethaben und das Trio ö-dur Op. 99 von Schubert und wird durch Liedervorträge der Konzertsängerin Fräulein Eva Neinhold abwechselungsreich gestaltet. Für den geringen Preis von 30 Pf. wird hier auch den minder bemittelten Schichten der Bevölkerung die Möglid, keit geboten, sich an Kunstgenüssen zu erfreuen und sich zu bilden. Rixdorf. Eine lebende Feurrfinile erregte vorgestern abend auf dem Her« mannplatz Aussehen. Der Kammerjäger Gustav Tietze auS der Steinner Siraße 15 in Berlin trug in seiner Rocktasche eine Phosphorlösung zur Vertilgung von Nagetieren. Durch eigene Un- Vorsichtigkeit gerieten diese Lösung und die Kleidung des T. in Brand. Obgleich schnell Hilfe bereit war, erlitt T. Brandwunden an den Händen und am linken Oberschenkel. Er wurde zunächst nach der Unfallstation in der Sieinmetzsiraße, wo er verbunden wurde, und dann nach seiner Wohnung gebracht. Aus der Sitzung der städtischen Schuldeputaiion. Mit der Leitung der 3. Gemeindeknabenschule in der Prinz-Handjery- Straße wird vom 1. April dieses JahrcS ab an Stelle des in den. Ruhestand tretenden Rektors Weinreich der bereits zum Rektor gewählte Vorschullehrer Bose betraut. Von der Errichtung des Schulgebäudes auf dem Schulgrundstück Fuldastraße wird mit Rücksicht auf die neuesten statistischen Erhebungen Abstand ge- nommen. An Stelle dieses Schulgebäudes wird auf dem Schul- grundstück Saalestraße die Errichtung eines Schulgebäudes mit 36 Klassen, welches später bis auf 54 Klassen erweitert werden kann, vorgeschlagen. Der Errichtung von weiteren acht Klassen- räumen sowie einer Turnhalle auf dem durch Ankauf erweiterten Schulgrundstück Kaiser-Friedrichstratze 4 wird zugestimmt. DaS Schulgebäude Kaiser Friedrichstratze 4 soll an Stelle der vorhan- denen Ofenheizung mit einer Zentralheizungsanlage versehen wer- den. Bei den neuzuerrichtenden Schulgebäuden soll auch die Heizung der Korridore mit vorgesehen werden. Die beantragte Herstellung eines gepflasterten Weges auf dem Schulhofe Kopf- straße wird genehmigt. Die Ausstellung von Regenmessern auf den Schulgrundstücken Mahlower- und Knesebeckstratze sowie die Kontrolle derselben durch die Schuldiener wird genehmigt. Für die stattgehabten Schülervorstellungen des Direktors Türk im laufenden Winterhalbjahr wird als Zuschuß der Betrag von 300 Mark nachträglich bewilligt. Den Schuldienern wird der Ver- kauf von Milch und Kakao an die Schulkinder zum Preise von 5 Pf. genehmigt. Drei Tage unbemerkt in seiner Wohnung gelegen hat der Objährige Gastwirt Wilhelm Knorr, der Donausir. 24» wohnte. Als Knorr sich mehrere Tage nicht hatte sehen lassen, benachrichtigte man seinen Sohn, einen Ingenieur, der die Wohnung öffnen ließ. Man fand den alten Mann tot im Bett. Ein Arzt stellte fest, haß der Tod schon vor drei Tagen eingetreten sein müsse, vermutlich infolge eines Herzschlages durch Arterienverkalkung ............-------- Steglitz . Eine männliche Leiche wurde vorgestern an der Grenze von Lichterfelde und Steglitz angeschwemmt. Es wird vermutet, daß eS sich um einen Arbeiter W. aus der Dürerstraße handelt. Lichtenberg . Ersatzwahl zur Stadwerordnetenversammlung. Durch Verzug des Stadtverordneten G l i e s e(Sog.) macht sich für den 14. Bezirk der dritten Wählerklasse eine Ersatzwahl notwendig. Am Frei- tag, den 4. Februar, ist der Bezirk zur Wahl aufgerufen. Gliese vereinigte bei der Hauptwahl 1908 von den 592 eingeschriebe- nen Wählern 187 Stimmen auf sich, während die Bürgerlichen mit 152 Stimmen in der Minderheit blieben. Ehrensache unserer Parteigenossen muß es sein, alles daran zu setzen, das Mandat für die noch 4 Jahre währende Mandatsdauer mit erhöhter Stimmenzahl der Sozialdemokratie zu erhalten. Boxhagen- Rummelsdurg. Die Gemeindewählerlisten liegen im Rathaus, Türrschmidtstr. 26, Zimmer 99, an den Wochentagen in der Zeit von 8 3 uhr und an den Sonntagen von 10�12 Uhr vormittags aus. Außerdem sind Abschriften der Liste für diejenigen Wahlbezirke angefertigt, die im März d. I. zur Wahl stehen. Die Listen liegen aus für den ersten Wahlbezirk bei Herweg, Grünbergerstr. 10, vierten Wahlbezirk bei Adolf Schmidt, Alt-Boxhagen 25, fünften Wahlbezirk bei Oskar Blume, Alt-Boxhagen 56. siebenten Wahlbezirk bei Otto John , Karlshorfterftr. 1. Der JngendauSfchuß veranstaltet am Sonntag, den 23. Januar, abends 6 Uhr, im Cafö öellevue einen UnterhaltungSabcnd. Außer einem Vorkrage des Genosse Karl Lllpnitz wird der Zitherklub Edelweiß 1901" mitwirken. DeS weiteren finden noch deklama- torische Vorträge statt. Die Mitglieder des Niedervarnimer WahlvereinS und deren An- gehörige sind freundlichst eingeladen. Eintritt frei. DaS Jugendheim ist an diesem Sonntage von 4 bis 6 Uhr geöffnet. Lichtenberg -Rummelsburg . Heute abend, pünktlich 9 Uhr, nimmt der Kursus der Arbeiter- BildungSschule im Lokal der Gebr. Arnhold, Frankfurter Chaussee 5/6, seinen ssortgang. Genosse Katzenstein spricht über: Die Geschichte der Rekchsgesetzgebung und der Sozialpolitik." Wir ersuchen die Genossen und Genossinnen, sich zahlreich an diesem Kursus zu beteiligen. DaS Unterrichtsgeld wird vom Wahlverein gezahlt. Spandau . DaS in engster Berührung mit dem Reichsverbond stehende Spandoner Tageblatt" tischt seinen Lesern einen längeren Bericht über die Tätigkeit des genannten Verbandes auf. Interessant ist es zu lesen, daß daS Blatt die Korrespondenzen des Reichsverbandes, die an Zeitungen vom Schlage des.Spandauer Tageblatts" ver­schickt und von solchen abgedruckt werden, alsKanäle" bezeichnet, durch die sich ein weiter Strompolitischer Aufklärung" durch die TageSpresse ergießt, ohne daß im ewzelnen immer erkenntlich sei. auS welcher Quelle dieser Strom hervorsprudelte. Letzteres muß für Blätter vom Schlage des.Spandauer Tageblatts", die sich besonder« Gewissenskrupel über verbreitete Reichsverbandslkigen nicht machen, eine besondere Beruhigung sein. Denn wer noch Sinn für politische Aufklärung besitzt, kann nicht behaupten, daß dieReichsverbands- korrespondenz" diese Mission erfüllt. Ernsthaste Politittker find fich darüber klar, daß der Rcichsverband unser politisches Leben ver- giftet. Vermi ledtes. Sechs Bergleute verschüttet. Wie aus Gelsenkirchen berichtet wird, sind auf Schacht v der Zeche Holland, der gegenwärtig abgeteuft wird, in der vorletzten Nacht sechs Bergleute verschüttet worden. Die Verunglückten waren 40 Meter unter der fünften Tiefbausohle mft Maurerarbeiten be« schäftigt, als vom nördlichen Schachtstoß eine GesteinSwand herein« brach. Die Bergleute konnten sich anscheinend in eine Mauernische retten. Die sofort energisch aufgenommenen Rettungsarbeiten lassen hoffen, die Verunglückien lebend zu bergen. Eine spätere Meldung aus Gelsenkirchen besagt: Bisher läßt es sich noch nicht voraussagen, wann man zu den verschütteten Berg« leuten gelangen wird. ES ist noch nicht gelungen, die nördliche Schachtwand zu befestigen, da die eingebauten Verstrebungen wieder gebrochen sind. Die Reparaturarbeiten sind bei der Unruhe des Schachtes sehr gefährlich. Die eigentlichen Auftäumungsarbeiten können erst beginnen, wenn die Sicherung des Schachistoßes erfolgt ist. Die Aufräumungsarbeiten erfolgen unter der Leitung der kgl. Bergbehörde Wattenscheid. _ Hochwasser. Wie ein Telegramm aus Stuttgart besagt, kommen auS dem ganzen Lande Hochwassermeldungen. Bei Cannstatt mußte die nach Münster a. N. führende Straßenbahn den Betrieb einstellen. Die Enz führt bei Vaihingen zahlreiche Tierleichen. fJm Ammertal sind viele Häuser vom Verkehr abgeschnitten. In Calw sind die Straßen zum Teil von der Nagold überflutet. Gewaltige Stürme mit Regengüssen suchten die Schwarzwald - gegend heim. Viele Telephonleitungen sind zerstört. Die Flüsse sind stark überschwemmt. In Donaueschingen sind die Straßen unter Wasser. Auch die Dreisam in Freiburg führt Hochwasser. Das Dorf Mühlen am Neckar ist überschwemmt und großer Schaden ist angerichtet worden. Auch aus Paris werden Hochwasserschäden gemeldet: Ein Telegramm von dort besagt: Seit 48 Stunden regnet es in der Gegend von Belfort . L-.hl- reiche Ortschaften sind überschwemmt, desgleichen in den Vogesen , wo die Mosel über ihre Ufer getreten und der Bahnverkehr zwischen Bussany und Saint Maurice unterbrochen ist. Brand des türkischen ParlamentSgebändeS. Eine Meldung aus K o n st a n t i n o p e l vom gestrigen Tage- 11'/, Uhr vormittags, besagt: In dem als Parlamentsgebäude dienenden Tschiraganpalast ist soeben Großfeuer ausgebrochen. Zur Zeit deS Ausbruchs des FeuerS war keine Plenarsitzung, doch war eine Anzahl Abgeordneter in den Kommissionen versammelt. Konstontinopcl, l9. Januar, 12 Uhr 45 Minuten. Die gesamte Inneneinrichtung des Tschiraganpalastes scheint völlig verloren zu lein. Die Feuerwehr ist dem Elemente gegenüber machtlos. Militär ist zur Hilfeleistung requiriert worden. Verluste an Menschenleben sind, soweit bisher bekannt, nicht zu beklagen. Einige Personen sind bei den Rettungsarbeiten zu Schaden gekommen. Konstantinopcl, 19. Januar, 1 Uhr nachmittags. Der Brand im Tschiraganpalast ist auf eine Explosion des Heizapparates in den Räumen des Senates zurückzuführen. Infolge des heftigen WindeS griffen die Flammen rasch um sich und breiteten sich auf daS ganze Gebäude aus. Die Sitzungssäle der Kammer und de« Senats sowie der Thronsaal sind vollständig vernichtet. Drei ElekttiziiätSarbeiter wurden verletzt. Die Feuerwehr ist ununterbrochen am Brandplatze tättg. Konfiantinopel, 19. Januar, 2 Uhr 40 Minuten nachmittags. Das Feuer im Tschiragaupalaste wütet ungeschwächt fort. Infolge des starkes Südwindes erscheint das in der Nähe des Palastes gelegene Stadtviertel Beschiktasch, daS fast aussi�ließlich aus Holzhäusern besteht, gefährdet. Der Großwesir, der Kriegsminister Mahmud Schewket Pascha und die anderen Minister sowie der Präsident der Kammer Achmed Riza sind auf der Brandstätte anwesend, deren Umgebung eine ungeheure Volksmenge anfüllt. Kavallerie hält die Absperrung aufrecht. Die Löscharbeiten werden vom Bosporus her durch mehrere Löschschiffe unterstützt. Konftantinopcl, 19. Januar, 4 Uhr 50 Minuten nachmittags. Das Feuer im Tschiraganpalast ist lolalifiert. Die gesamte Ein- richwng des Palastes ist zerstört, nur die Umfassungsmauern sind teilweise erhalten. Wie eine weitere Meldung besagt, find bei Brande auch die Parlamentsakten größtenteils verbrannt. Das Gebäude war nicht versichert. Der Schaden beziffert sich auf zehn Millionen Pfund. . Zu dem Explofionsunglück in Hetschburg wird noch aus Weimar Gemeldet, daß infolge der heftigen Erschütterung in dem nahen ementwerk ein Mann von einer Maschine gestürzt und ums Leben gekommen ist. DaS Tifliser Straßenbahnunglück, über das wir in der gestrigen Nummer unterLetzte Nachrichten und Depeschen" berichteten, hat. wie jetzt aus Tiflis gemeldet wird, nur ein Menschenleben gefordert. Dagegen sind, wie jetzt festgestellt ist. 27 Personen schwer verletzt worden; vielen mußten die Beine amputiert werden. Ein Uebcrlandslug Paulhans. Einer Meldung auS Los Angeles zufolge hat der Aviatiker Paulhan einen Ueberlandflug von 45 Meilen ausgeführt. Er startete mit dem Winde und kehrte gegen den Wind an den Start zurück. Durch Einatmen giftiger Gase wurden, wie aus Duisburg ge» meldet wird, auf der Friedrich-Alfredhüite in Rheinhausen vier Arbeiter betäubt und stürzten aus vier Meter Höhe ab. Drei von ihnen erlitten hierbei schwere Verletzungen, einer blieb tot auf dem Platze. Beim Einsturz eine« Schornsteins getötet. Aus Stavanger wird gemeldet: Beim Brande einer Meierei auf Jaederen wurden durch den Einsturz eines Schornstein», der einen Giebel mitriß, zwei Per- sonen getötet und sechs schwer verletzt. Lese- und DiskutierklubJohann Jacoby ". Heule abend 3'/, Uhr bei Bugge, Kastanien« Allee 95/96: Sitzung.(Säste willkommen. Lese- und DiStutiertlubWilhelm Liebknecht «. Heute Donners- tag. abend« S Uhr, Sitzung bei K. Eichhorn, Danziger Straße 93. Gaste willkommen._ eingegangene Dpuckrdmften. Die Entstehung der Bolkswirtschaft. Vorwäge und Versuche. Von Dr. Karl Bücher. 7. Auslage. Preis geb. 7,20 M. Verlag der H. Laupp- scheu Buchhandlung. Aus Natur und GeisteSwelt: Einfülirung in die Philosophie. Von R. Richter. Sichtbare und unsichtbare Strahlen. Von R. Börnsteiii und W. Marckwald. Die Blütezeit der griechischen Kunst im Spiegel der Relirfsarkophagc. Preis geh. 1 M., geb. in Leinwand 1,95 M. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig . Die Finanzgeschichte des Deutschen Reiche». Von Emanuel Wurm . Preis 1 M. Verlag von Auer u. So., Hamburg . Handbuch für Heer und Flotte. Von&. v. Alten. 10. 19. Liefe­rung. Preis für die Lieferung 2 3». Deutsches BerlagShau» Bong u. Co..