Mg. Dr. Liebknecht: Diese Worte waren nicht gerichtet gegen den ersten Ordnungsruf, sondern gegen einige Bemerkungen, die mir von rechts nach dem Ordnungsruf zugerufen waren.(Sehr richtig!) Präsident v. Kröchen Eigentlich hätten Sie das nur zur Ge- schäftSordnung sagen dürfen. Ich habe Ihre Bemerkung als gegen m i ch gerichtet aufgefaßt. Wenn es wirklich der Fall ist. was ich annehme, daß Sie sie erst auf Bemerkungen von rechts gesagt haben, dann nehme ich den zweiten Ordnungsruf zurück.(Bravo ! bei den Sozialdemokraten.) Abg. Dr. Liebtnecht(fortfahrend): Vorhin wies ich auf die Unstimmigkeit zwischen dem Ministerpräsidenten und dem Kultus- minister hin. Jetzt möchte ich auf eine Unstimmigkeit zwischen dem Ministerpräsidenten und dem Justizminister hinweisen. In 5?ott- bus hatten vor einigen Monaten gleichfalls Stadwerordnetenwahlen stattgefunden, bei denen sich gegenüberstanden Sozialdemokraten und bürgerliche Parteien. Aus diesem Anlaß hat die„Märkische Volksstimme" die Bemerkung gemacht, daß der Oberbürgermeister von Kottbus im Kommandoton die Domestiken zur Wahl der bür- gerlichen Kandidaten befohlen habe. Da ereignete sich die eigen- tümliche Tatsache, daß gegen den Redakteur der„Märkischen Volks- stimme" Anklage wegen Beleidigung des Oberbürgermeisters er- hoben wurde!(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Die Be- lcidigung wurde darin gefunden, daß der Oberbürgermeister unter Mißbrauch seiner amtliche« Stellung die ihm unterstellten Beamten bei?lbgabe ihrer Stimme in unzulässiger Weise beeinflußt habe! (Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Dieser Widerspruch zwischen der Justizbehörde und dem Ministerpräsidenten muß aus der Welt geschafft werden. Jedenfalls bedarf diese Haltung eines Regierungsorganes im Gegensatz zur Haltung der Regierung im Parlament der Annagelung.(Sehr richtig! bei den Sozialdemo- traten.) Was wollen die Interpellanten mit ihren Interpellationen? Natürlich keine Denunziation, aber der Erfolg der Jnterpclla- tionen wird eine Denunziation sein, wie denn in Preußen stets die Behauptung einer anständigen liberalen Gesinnung in bezug auf Beamte wie eine Denunziation gewirkt hat. Die Interpellanten wollten eine Gleichheit des Rechts, sie haben erreicht eine Gleichheit des Unrechts. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Das Zentrum wollte sich an den Rockschößen der Polen und an unseren Rockschößen aus dem Sumpfe der preußischen Reaktion herausziehen, und der Er- folg ist gelvescn, daß sie die Sozialdemokraten in den Sumpf der preußischen Reaktion hineingezogen haben. Das Komitee, Mitglied der Ferrerversammlung, jener freisinnige Oberlehrer, ist ja schon vom Provinzialschulkollegium zur Verantwortung gezogen worden!(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Wir können dem Zentrum den Vorwurf nicht ersparen, daß es bei der Be- gründung der Interpellation sahrlässig gehandelt, fahrlässig eine denunziatorische Wirkung herbeigeführt hat. Die Konservativen fordern geradezu die Pflicht einer konservativen Betätigung für die preußischen Beamten. Ich kann mir diese doppelte politische Moral niemals zu eigen machen. Gleiches Recht für alle! Wenn ein Beamter konservativ sein darf, dann darf er auch ein Sozialdemo- krat sein, eine Pole oder ein Zentrumsmann. Weshalb deim gerade konservativ? Gehört Ihnen etwa Preußen?(Unruhe rechts.) Das preußische Volk steht zu u n s.(Lebhaftes Bravo! bei den So- zialdemokraten.) Wie können Sie, die Vertreter einer Minderheit, für sich den Anspruch erheben wollen, daß die Funktionäre des Staates Ihre politische Gesinnung haben? Ist es im Volke un- ruhig, herrschen oppositionelle Strömungen, so ist das ein Zeichen Ihrer Regierungswirtschaft.(Sehr richtig! bei den Sozialdemo- traten. Das Volk versteht uns durchaus und wird Ihre Sprache nicht verstehen. Deshalb suchen Sic ja auck sozialdemokratische Agitatoren mit Gewalt von Ihren Wählern fernzuhalten, treiben uns die Säle ab', weil Sie sich vor uns fürchten.(Lachen rechts.) Wir sehen in Ihrer Gewaltpolitik das Eingeständnis des böse» Gewissens und Ihrer Schwäche. Hätten wir eine unparteiische Regierung, so würde gegen die Be- am«», die die Kattowitzer Angelegenheit inszeniert haben, auf Grund des Disziplinargesetzes vorgegangen werden, weil sie die Pflichten, die ihnen ihr Amt auferlegt, gröblich verletzt haben. (Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Herrschten in Preußen Siecht und Gerechtigkeit, die gemaßregelten Beamten würden sofort in alle Aemter wieder eingesetzt werden, und die, die gemaßregelt haben, würden einem Disziplinarverfahren unterworfen werden. (Shr gut! bei den Sozialdemokraten.) Den Polen aber sage ich: Das ist der Dank vom Hause Bcthmann Hollweg! Hoffentlich sehen die Polen ein, daß sie mit einer Politik des Ent- gegenkommcns nichts erreichen. Der in der Presse angekündigte Entwurf des Beamtenrechts geigt, daß man weit davon entfernt ist, die Beamtengesetzgebung im Sinne einer politischen Befreiung auszubauen, sondern daß man sie dazu anwenden will, die Beamtenunterdrückung in die brennende Schmach einer gesetzlichen Sanktion zu hüllen.(Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Wir wollen auch, daß der Sprachenparagraph beseitigt und gemildert wird. Nichts ist mehr geeignet, die natio- nalen Gegensätze zu stabilisieren als der Sprachenparagraph, der eine künstliche Scheidewand errichtet zwischen Polen und Nicht- polen, der die Polen immer wieder in die Empfindung zurücktreibt, sie seien Ausgestoßene, Gebrandmarkte, Mißhandelte, Unterdrückte des preußischen Rechts.(Lebhafte Zustimmung bei den Sozial- demokraten.) Wir fordern weiter eine Beseitigung der sinnlosen, unwürdigen, korrumpierenden, verfassungswidrigen Oflmarkcn- Politik und die schleunigste Emanierung eines Gesetzes über die politische Verantwortlichkeit der Minister und der übrigen poli. tischen Beamten. Wir meinen, daß bei dem Landratsabsolutismus die Minister längst nicht mehr in der Lage.sind, für jede Verwal- tungswillkür einzutreten. Wir haben die Verpflichtung, Kautelen zu schaffen, eine Kontrolle gegenüber der preußischen Verwaltung. die— wie ein Amokläufer— gegen Recht und Gerechtigkeit und alle Äulturpflichten in Preußen läuft. Die preußische Verwaltung muß demokratisch gebändigt werden. Dann erst werden wir zu besseren Zuständen kommen.(Lebhafte Zustimmung bei den Sozial- demokraten.) Wir fordern eine Reform des Wahlrechts und erblicken in der öffentlichen Stimmabgabe das Unsittlichste und Unanständigste, was wir uns denken können.(Lärm rechts.) Präsident v. Kröcher: Das preußische Wahlrecht steht nicht zur Debatte. Abg. Dr. Liebknecht: Allenthalben wird vom Wahlrecht ge- redet, und nach der Auffassung der Mehrzahl der Parteien gipfelt doch auch diese Angelegenheit schließlich in der Forderung einer Reform des Wahlrechts!(Sehr richtig! links.) Bei allen Ber- Handlungen in dieser Session stand die Frage im Vordergrund: Wie stellen sich die Parteien zur Sozialdemokratie? Wir erblicken darin einen glänzenden Beweis dafür, daß unsere Partei der Jen- tralpunkt, der Angelpunkt des ganzen politischen Lebens in Deutsch . land geworden ist.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Das Losungswort, nach dem sich»in Preußen Freund und Feind neigen, ist allenthalben: Für oder wider die Sozialdemokratie. Selbst Sie(nach rechts) haben sich gegen den Vorwurf wenden müssen, Bundesgenossen der Sozialdemokratie gewesen zu sein. Es ist richtig, daß Sie weit davon entfernt sind, unsere Bundes- genossen zu sein. Im Grunde genommen aber ist die preußische Reaktion, die deutsche Reaktion die Grundlage für unsere Existenz, aus ihr sind wir hervorgewachsen.(Sehr richtig! bei den Sozial- demokraten.) Sie alle sind unsere Bundesgenossen, wenn auch u n- freiwillig. Die ganzen Debatten dieses Hauses in ihrer Hilflosigkeit, in ihrem ohnmächtigen Haß gegen jeglichen Fortschritt sind eine einzige großzügige, unfreiwillige Bundcsgenossenhilfe für die Sozialdemokratie. Die Herren v. Zedlitz, v. Pappenheim , v. Hcydebrand n. d. Lasa, Herold, Dr. Friedberg und Schiffer, wir begrüßen sie und sind ihnen von ganzem Herzen dankbar für die Hilfe, die sie uns haben zuteil werden lassen.(Bravo ! bei den Sozialdemokraten. Unruhe rechts.) Hetzen Sie in der beliebten selbstmörderischen Weise weiter gegen sich selbst, wir sind zufrieden. dlemo nie impune lacessit, so hat eine Persönlichkeit, die man nicht in die Debatte ziehen darf, geschrieben. Das ist auch der Vorsatz der breiten Massen des deutschen Volkes. Niemand soll un- gestraft die Rechte des Volkes mit Füßen treten! Ihre ganze Tätigkeit in diesem Hause stellt nichts anderes dar als eine der- artige Unterdrückung des Volkes. Hüten Sie sich vor dem Volks- zorn!(Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten. Unruhe rechts.) Ministerpräsident v. Bcthmann Hollweg: Der Vorredner hat einen Widerspruch konstruieren zu können geglaubt zwischen meinen Ansichten und denen der anderen Minister. Den Kottbuser Fall kenne ich nicht. Vorredner irrt, wenn er meint, ich hätte gesagt, die Staatsregiernng könne ein Einschreiten gegen die Beamten niemals an parteipolitische und kon- fcssionelle Gesichtspunkte anknüpfen. Das habe ich nicht gesagt; ich habe gesagt, daß im Kattowitzer Fall für die Entscheidung der Regierung keine konfessionellen, kein« parteipolitischen, sondern lediglich nationale Gesichtspunkte in Betracht kamen, und das halte ich aufrecht. Der Herr Kultusminister hat ausgeführt, daß, ivenn der Oberlehrer in Kattowitz in der Ferrerversammlung stillschwei- gend die Schmähungen gegen die katholische Konfession angehört hätte, obwohl er auch mit katholischen Kindern zu tu» hatte, daß er damit die Pflichten seines Amtes verletzt hätte. Das steht mit meinen Ausführungen durchaus nicht in Widerspruch. Man hat von dem Erlaß von 1882 gesprochen. Auch die jetzige Regierung geht grundsätzlich von dem Inhalt dieses Er- lasses aus, aber ich möchte alle die Herren, die sich auf den Fürsten Bismarck und seinen Erlaß bezogen haben, doch daran erinnern, daß Fürst Bismarck der größte Realpolitiker gewesen ist. den wir gehabt haben.(Sehr richtig! rechts.) Und wenn einmal die Zeit kommen sollte, wo die Beamten in den Wahlen die Grundlagen des Staates erschüttern, dann werden dagegen alle Machtmittel des Staates in Anwendung gebracht werden müssen von jedem Staat, oer sich selber erhalten will.(Bravo ! rechts.) Was die Versetzung im Interesse des Dienstes anbetrifft, so war es ja recht geschickt von dem Herrn Borredner, die juristische Definition verwischen zu wollen, indem er die Versetzung als D i s- ziplinarstrafe hinstellte. Ich muß aber darauf dringen, daß man die Scheidung zieht. Ich habe bereits betont, daß es absolut unmöglich ist, genaue Vorschriften darüber zu treffen, wann» das Interesse des Dienstes die Versetzung eines Beamten erfordert. (Sehr richtigl rechts.) Ich würde Ihnen sonst eine Definition geben müssen, an die ich mich nachher doch nicht halten kann. Der Regierung ist es nicht darum zu tun, willenlose, korrumpierte Sklaven als Beamte zu haben, sondern wir wollen Männer haben. die aus innerer Ueberzeugung dem Staate dienen und sich dauernd dessen bewußt sind, daß das Amt, das sie bekleiden, mag es auch noch so untergeordnet sein, doch ein Stück der Staatsverfassung ist, deren Stützung Pflicht der Beamten ist. Es ist deshalb durch- aus unerwünscht, die Beamten in der Freiheit der Wahl irgendwie zu beschränken, und es soll das nur geschehen, wenn zwingende Staatsnotwendigkeiten vorliegen. Ich glaube, daß in ihren prak- tischen Ergebnissen diese Erklärung nicht abweicht von dem, was Herr Schiffer zu erstreben sucht.(Bravo ! rechss.) Abg. Dr. Porsch(Z.): Materiell hat tatsächlich eine DiS- zipliniernng der Beamten vorgelegen.?luf den größten Teil meiner Ausführungen ist der Ministerpräsident gar nicht einge- gangen. Wir müssen vor allem bedenken, daß die politischen Tem- peraturen wechseln.(Sehr richtig! links.) Zur Zeit des Kultur- kampfes galt jeder Zcntrumsmann als Staatsfeind. Daß an den schwarz-weißen Grenzpfählen nicht gerüttelt werden kann, muß heute schon jeder Pole einsehen.(Bravo ! rechts.) Aber denken Sie an das Ende Ihrer jetzigen Polenpolitik, bedenken Sie, daß meine Worte aus Kreisen kommen, die es mit ihrem Deutschtum so ehr- lich meinen wie nur irgend jemand.(Lebhafter Beifall im Zen- trum.) Ein Schlußantrag wird angenommen. Es folgt die Interpellation des Mg. Porsch(Z.): Welche Stellung die Regie» rung einzunehmen gedenkt gegenüber der ein- fettigen Organisation des ZlrbeitsnachweiseS, wie er im Ruhrrevier von feiten der privaten Bcrgwerksunternehmer mit ZwangScharalter eingerichtet worden ist. Handelsminister Svdow erklärt sich zur sofortigen Beantwor- tung der Interpellation bereit. Abg. Trimborn(Z.) begründet die Interpellation: Die Ar- beiter werden durch diesen Nachweis beschränkt in der freien Vcr- Wertung ihrer Arbeitskraft und in ihrer Freizügigkeit. Die Ar- beiter haben dem Handelsministcr diese offensichtlichen Nachteile dargelegt. Die Antwort des Ministers stützte sich auf die von ihm inzwischen mit dem Zechenverbande gepflogenen Verhandlungen. (Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Die Angaben des Zechen- Verbandes über die Häufigkeit des Bclegschaftswechsels und der Kontraktbrüche bestreiten die Arbeiter, und soweit sie vorgekommen sind, führen sie sie auf Mißstände in den Zechen zurück. Die Ar- beiter fordern den paritätischen Arbeitsnachweis. Der Be- fürchtung, daß die mächtigen Bergherrcn den Arbeitsnachweis auch noch zu anderen Zwecken benutzen werden, kann man sich nicht ver- schließen. Ein paritätischer Arbeitsnachweis wäre in der Tat das richtigste. Den Aktionären und Kuxenbesttzern sollte es nicht gleichgültig sein, ob das Geld, das ihnen zufällt, erarbeitet wird unter wirtschaftlicher und politischer Fesselung großer Arbeiter- Massen.(Beifall im Zentrum.) Hierauf vertagte das Haus die weitere Verhandlung der Interpellation auf Sonnabend 11 Uhr.(Außerdem: kleinere Etats und Antrag Aronsohn(frs. Vp.) betr. Organisation dcS öffentlichen Arbeitsnachweises.) Schluß 4% Uhr. _ parlamentanfcbcö. Etat des Diamantenlandes Südwestafrika. Die Dudgetkommission setzte am Freitag die Beratung über den Etat dcS ReichsschutzgebieteS in Südwestafrika fort und er- lcdigte die Einimhmepositionen. Die eigenen Einnahmen aus Steuern sind mit 713 70!) M. gegen 602 200 M. im Vorjahre eingestellt. Die Zölle sind mit 7 334 000 M. gegen 3 701 000 M. im Vorjahre angenommen. Die erhöhten Zolleinnahmen sind auf die gesteigerte Diamantengewinnung und deren Verzollung bei der Ausfuhr zurückzuführen. Unter den Steuern befinden sich 260 000 Mark Einnahme für Spirituosen, die in den vorigen Etat nur mit 100 000 Ali. eingesetzt waren, und die Biersteuer/ die im letzten Jahre 40 000 M,. eingebracht hatte, mit 60 000 M. Dre Diamanten- Unternehmungen und die in Angriff zu nehmenden Bahnbauten werden nach Ansicht des Staatssekretärs den Alkoholkonsum in'der Weise steigern, daß der eingestellte erhöhte Botrag auch wirtlich eingehen wird! Der Zuschuß aus der Kolonialanleihe beträgt 0 Millionen Mark. Eine eiugehende Debatte entspann sich über die in den Kolo- nien für die deutsche Bevölkerung eingeführte Selb st verwal» tung. Nach den erhaltenen Mitteilungen hat man nicht die besten Erfahrungen damit gemacht, weil die weiße Bevölkerung noch zu schwach ist. Das Beamtentum beherrscht dort die Gemeinden völlig. So waren in Windhuk 260 Wahlberechtigte und unter diesen 212 Beamte!I In einem kleineren Orte wareIi 89 Wähler, davon haben 14 gewählt, darunter die 9 aufgestellten K a n d i» d a t e n. Allgemein war man in der Llommission der Ansicht, daß die Selbstverlvaltung aufrecht zu erhalten und auszubauen fei, daß die Gemeinden aber nur über die eigenen Einnahme» und nicht über die vom Reiche geleisteten Zuschüsse verfügen dürfen. Genosse N o S k e schlägt den Vorteil, den die Gemeinden von der Selbswerwaltung unter den heutigen Verhältnissen haben können, nur gering an: man dürfe nicht vergessen, daß eS sich doch trat nkN Dorfgemeinden handle, denen man keine so hohen Aufgaben stellen könne. Es sei notwendig, Zweckverbände zu bilden, diese dürften aber nicht das Recht haben, den Eingeborenen Steuern aufzuerlegen. Mit den Schulen werde man g�gen das Engländerund Burcntum dort ebensowenig erreichen, wie mau in Deutsch » land selber gegen das Polentum erreicht habe. Angenommen wurde ein Antrag des Zentrums: die Regierung solle unverzüglich die erforderliche Anordnung treffen, wodurch den Gemeinden in Südwestafrika 1. genügend Land auch für die zukünftig« Entwickelung vorbehalten bleibe, 2. die Erlassung eines Kommunalsteuergesetzes in die Wege leiten, durch welches ihnen ausreichende Steuerquellen zur Verfügung gestellt werden. Die Beratung wird am Dienstag fortgesetzt. Im Gegensatz zu unserer gestrigen Notiz über das Befinden des Rcichstagspräsidenten wird uns mitgeteilt, daß der Zustand dcS Grafen Stolberg keinen Anlaß zu Befürchtungen gibt. Hua Induftric und Handel. Reichsbankdiskont. Der Zentralausschutz beschloß am Freitag, den Diskont der Reichsbank um'/b Proz. aus 4',-. Proz. und den Lombardzinsfuß für Darlehen gegen Verpfändung von Effekten und Waren auf Proz. herabzusetzen. Der Reichsbankpräsident begründete diese Maßregel mit dem Hinweise darauf, daß es sich empfehle, vorsichtig vorzugehen, damit man die Entstehung eines über- triebenen Optimismus vermeide. Die Situation der Bank sei recht günstig, immerhin noch nicht so gut wie im Vorjahre. Die steuersreie Notenreserve beträgt nach dem Stande von Mittwoch etwa 119 Millionen, bleibe also hinter dem Vorjahre noch um etwa 18 Millionen zurück. Allerdings dürfte inzwischen eine weitere Besserung des Status eingetreten sein.— Am Donnerstag hatte die Bank von England den Diskont um'/b Proz. auf 3(4 Proz. ermäßigt._ Baterlandslose. Von dem teuren Vaterlande gehört den Arbeitern fast gar nichts. Die große Masse des Volkes ist den Grundbesitzern als Pächter und Wohnungsmieter rentenpflichtig. Ein wie winziger Teil des der Agrarkullur dienenden deutschen Bodens landwirtschaftlichen Ar- heitern gehört, dafür liefert die letzte Betriebsstatistik interessante Angaben. Unter den durch die Zählung von 1907 ermittelten land- wirtschafllickien Betrieben(6 736 082 mit einer Gesamtfläche von 43 106 486 Hektar) wurden 679 500(— 10,10 Proz.) Betriebe mit einer Gesamtfläche von 409 109 Hektar(— 0,95 Proz.) von landwirtschaftlichen Arbeitern und Tagelöhnern bewirtschaftet. Ent» sprechend der sozialen Stellung ihrer Inhaber waren dies durch» weg kleine und mittlere Besitzungen, von denen nur 64 Betriebe eine landwirtschaftliche Fläche von l0 bis unter 20 Hektar zu verzeichnen hatten. Den Arbeitern gehörten von diesen Ländereien nur 186 744 Hektar— 45,65 Proz. der Gesamtfläche. Das übrige Land war entweder gepachtet(123 116 Hektar— 30,09 Proz.) oder eS warjsogenanntes Deputatland(99 249 Hektar— 24,26 Proz.),„das ihnen von den Dienstherren als Teil des Lohnes zur Nutznießung überlassen war." Also von den rund 43 Millionen Hektar gehören Arbeitern nur 186 744 Hektar oder 0.433 Proz. der Gesamtfläche. Am 12 Juni 1907 waren in den landwirtschaftlichen Betrieben. abgesehen von den Betriebsleitern, 4 321736 männliche, 7 918 821 weibliche, insgesamt 12 240 066 Personen land- oder forstwirtschaftlich tätig, und zwar: Unter diesem landwirtschaftlichen Personal befanden sich 601 637 noch nicht vierzehnjährige Kinder: 328 879 Knaben und 272 768 Mädchen. Di« Höchstzahl der in der Zeit vom 13. Juni 1906 bis 12. Juni 1007 gleichzeitig beschäftigten Arbeits» kräfte(ausschließlich der Betriebsleiter) betrug 6 843 418 männliche, 9 969 613 weibliche, insgesamt 16 802 931 Personen. Letztere Zahlen find jedoch nicht ganz vollständig, da die bezüglichen Angaben häufig bei kleineren Betrieben unzuverlässig gewesen sind. Deutschlands auswärtiger Handel im Jahre 1909. Nach dem vom Kaiserlichen Statistischen Amte heraus- gegebenen Dczemberhefte 1909 der Monatlichen Nachweise über den auswärtigen Handel Deutschlands betrug im abgelaufenen Jahre im SpezialHandel: Die Einfuhr 62 993 263 Tonnen und 1 641 734 Stück, worunter 1 419 128 Uhren, 121 947 Pferde usw.. gegen 60 626 866 Tonnen und 1 606 389 Stück, worunter 1 476 090 Uhren. 119 616 Pferde usw.. im Jahre 1908. Die Ausfuhr 43 794 204 Tonnen und 370 429 Stück, worunter 362 601 Uhren, 7141 Pferde usw., gegen 46 879 644 Tonnen und 426 236 Stück, worunter 413 122 Uhren, 6636 Pferde usw.. im Jahre 1908. Der Wert der Einfuhr ohne Edelmetalle 8213,6 gegen 7664 Millionen Mark im Vorjahre, der Wert der eingeführten Edel- metalle 333,9 gegen 413,1 Millionen Mark im Vorjahre. Der Wert der Ausfuhr ohne Edelmetalle 6680,8 gegen 6398,8 Millionen Mark, der Wert der ausgeführten Edelmetalle 267,0 gegen 82,9 Millionen Mark im Vorjahre. Der reine Warenverkehr machte also im Jahre 1909 aus 14 894,4 Millionen Mark gegen 14 062,3 Millionen Mark im Vorjahre. Die Besserung belief sich auf 831,6 Millionen Mark. Immerhin blieb das abgelaufene Jahr gegön 1907 um 697,5 Millionen Mark zurück._ Bnefhaften der Redaktion. Sie iurlstNche Sprechstunde sludet Liudenftraste 3,»wrlter H»f, dritter Eingang,»Irr Tr-ppen, ZM- g a st r st u h l«ochcntägltch abcnds von 7� bis'J'.i Uhr statt.«eSffnct 7 Uhr. Sonnabends degwnt die Sprechstnnde um S Uhr. Jeder Anfrage ist ein Buchstabe nnd eine Zahl als Mlrtzcicheu bciinfiigen. Briefliche Antwort wird nicht ertcilt. Bis zur Brautwortung im Bricslastrn louacu 1t Tage dergehra. Eilige Fragen trag« mau tu der Sprechstunde vor. P. 117. OestereS Ausllopsen besonders lm Februar und März. Auf» streuung von Kampserstückchcn, Tabak, schwarzen langem Pfeffer oder getrockneten Hansstengeln. Heiße Dämpfe und Zuglust können auch mit Erfolg angewendet werden.— H. Ei. Bitte zu wiederholen.
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