vorgeführt wurde. Er hat viele Persouen zum Teil sehr schwer geschädigt. Einer Köchin schwindelte er durch das Eheversprechen und � allerhand Vorspiegelungen nicht weniger als IKlX) M. ab. Emern anderen Mädchen, das die Buchhandlung erlernte und dann von Kalbitz sur sein Institut angenommen, nahm er erst 300 M, und später noch 700 M. als„Bürgschaft" ab. Auch dieses verliert ihre ganze Barschaft. Der Salzsäurcspritzcr setzt sein unheimliches Treiben noch weiter fort. Es ist der Kriminalpolizei noch nicht gelungen, ihm auf die Spur zu kommen. Gestern morgen trat er an der Ecke der Manitius- und Nansenstratze auf. Als eine Frau Martha Schneider vom Maybachufer 39 auf ihrem Wege nach einem Ge- schüft in der Hermannftr. 3, in dem sie arbeitet, jene Ecke erreicht hatte, tauchte plötzlich ein Mann vor ihr auf, schlug vorn den Heber- zieher auseinander und ging an ihr vorüber, indem er die Augen rollte und einige unverständliche Worte murmelte. Erschrocken eilte die Frau weiter«. Als sie dann im Geschäft ihr Arbeitskleid statt des Stratzcnkleides anlegte, sah sie, datz dieses, bespritzt und ganz verbrannt war.— In der Gegend des Hohenzollernplatzes bespritzte der Uebeltäter einer Frau W. aus der Kaiser-Friedrich- stratze den Mantel, so daß er schwer beschädigt wurde. Diese An- griffe erregen in der Bevölkerung Rixdorfs nach und nach Be- unruhigungen. Man nimmt an, daß der Unhold wahnsinnig ist. Aus dem Kunstgewerbemuseum gestohlen ist ein Bronzerelief, das Friedrich den Grasten zu Pferde darstellt. Es ist von Schadow modelliert, 39 Zentimeter hoch, SO Zentimeter breit und seitlich mit vergoldetem Kupfer gefaßt. Mit schwarzer Farbe ist die In- venturnummer 15 309 eingeschrieben. Ein ZeuglttSzwangsverfahren ist gegen den Redakteur Weber von der„Wahrbeil" eingeleitet worden. Dem Polizeipräsidium liegt sehr viel daran, den Informator von Artikeln kennen zu lernen, um gegen ihn disziplinarisch vorgehen zu können. In Nr. 41 vom 9. Oktober vorigen JahreS brachte die„Wahrheit" unter der Ueber- schrift„I» Notwehr" einen Artikel, der in etwas versteckter Form heftige Angriffe gegen den Leiter der Berliner Kriminal- Polizei, OberregierungSrat Hoppe, richtete. Diesem Artikel folgte ein weiterer in der nächsten Nummer. Beide warfen dem Leiter „Bureankratismus und Nichtbefähigung zu diesem verantwortungö- vollen Amt" vor. In dem letzten Artikel wird ein Fall erzählt, wonach in der Sonnabendabendausgabe einer Berliner Tageszeitung von der Vorübung eines Verbrechens berichtet wurde, dessen Ver- folgnng der zuständige Kommissar sofort übernahm, aber erst am darauffolgenden Dienstag die amtliche Order zmn Einschreiten vom grünen Tische erhalten hatte. An diesen, bestehenden System wird heftige Kritik geübt, weil es an der Erfolglosigkeit der Kriminal- Polizei die Schuld trage. Andere Mißstände, die schon oft von einem großen Teil der Berliner Presse gerügt worden sind, werden dann weiter kritisiert. So heißt es unter anderem:„Es werden nur zu oft von„oben" Maßnahmen getroffen, über welche die erfahrenen Kriminalbeamten den Kopf schütteln und denen sie sich doch resigniert fügen müssen. Was soll man z. B. davon halten, daß die wichtige Registratur in neuester Zeit durch Engagement von etwa einem Diltzeud gänzlich unerfahrener Telephonistinuen in eine Verwirrung gebrächt worden ist, die eine durchaus unwillkommene Verzögerung bei Auskünften zur Folge hat. Daß ferner altgediente Kriminal beainle dem Kommando eines erst im Anfang der zwanziger Jahre stehenden jungen Mannes unterstellt werden!" Dann wird dem Leiter der Kriminalpolizei der Vorwurf gemacht, daß er»immer erst gegen Mittag die Bürde seines Amtes auf sich nehme." Unicres Erachtens wird durch das ZeugniSzwangsverfahren nur Reklame für die„Wahrheit" gemacht. Aus dem Krankenhaus Bethanien entwichen ist am Donnerstag- abend ein Mädchen im Aller von 10— 12 Jahren. Ein Arbeiter brachte das Kind, daS im Ansialtslittel auf der Straße umherlief, mit Hmzuziehuirg eines Polizeibeamten'wieder in die Anstalt. Einen bunten Abend, der hauptsächlich der Unterhaltung dient, beranstalle» am Sonntag, den 23. Januar, abends 7t/z Uhr, Frau Margarete Wnlkotte im Gewerkswaflshause. Bemerkenswert ist u. a. das'Auftreten der Konzertsängerirr Elfriede Arendy, die über einen Vorzüglich geschulten Sopran veriügt. - Arbeiter-Dilettliuteii-Kuirstansstcllnng, GcwerkschastshauS,' Engel- ufcr 15. Die Ausstellung ist heute 12—9 Uhr zu besichtiget:. Ein- leitender Bortrag 4 und 6 Uhr. Arbeiter- Dilettanten- KunstanssteLung. Wir werden um Auf- nähme folgender Notiz gebeten:„In der Ausstellung sind Freitag in der Zeit von 9—11 Uhr folgende Gegenstände entwendet worden: ») Eine geschnitzte Büste„Arbeiterkopf"! d) eine kleine geschnitzte Rose, Kunstwerk. Herzlich wird der Betreffende gebeten, der die Gegenstände vielleicht aus Unverstand irritmrhm, dieselben wieder zllrückzuseiiden. da dieselben unersetzlich sind und mit so viel Liebe und Herzensfreude verfsritgt wurden." Auf der Treptow - Sternwarte spricht Direktor Dr. Archenhold Sonntag, nawmillags um 5 Uhr. über:„Mars, eine zweite Erde", und um 7 llbr über:„Das Entstehen und Vergehen der Welten". Montag, abends um 9 Uhr, über das Thema:„Die Bewohnbarkeits« frage im Planetensystem". Mit dem großen Fernrohr wird Venus, der Mond und der Halleysche Komet gezeigt. Fenerwehrnaihrichten. Der 17. Löschzug hatte in der Neueßl» burger Straße 37 einen gefährlichen Brand zu löschen, der in einem Keller ausgekommen war, wo Fette und Oele lagerten. Durch schnelles Wassergeben gelang es, den Brand auf seinen Herd zu beschränken.— In einer Baubude im Vorgarten des Garnison. lazaretts in der Scharnhorststr. 11 brannten Arbeitsanzüge, Lumpen, alte Werkzeuge u. a.. und in der Böckhstr. 51 Kohlen, Kasten usw. In der Pallisadenstr. 58 mußte ein Waschküchenbrand gelöscht werden. Ferner wurde die Feuerwehr nach der Ebeling- straße 1 und anderen Stellen gerufen. Vorort- ftfadmcbtefl. SchSnederg. Die SchSneberger Stadtverordnetenversammlung ist nunmehr vollzählig, nachdem auch die drei Nachwahlen in der dritten Abteilung ihre Erledigimg gefunden haben. Die Zusammensetzung der Versammlung hat durch die diesmaligen Wahlen eine wesentliche Veränderung erfahren. Bekanntlich besteht die Stadtverordneten- Versammlung aus 63 Mitgliedern, die in vier Fraküonen verteilt find. Während vor zwei Jahre» die beiden rechtsstehenden Fraktionen („Uliabhängige Vereinigung" und„Liberale Vereinigung") noch über die Mehrheit in der Versammlung verfügten, besitzt jetzt die »Liberale Froklion" allein schon die Hälfte der gesamten Mandate. Vor zwei Jahren war das Stärkevcrhältnis der einzelnen Fraktionen das folgende:„Unabhängige Vereinigung" 22 Mit- gliever,„Liberale Vereinigung" 13 Mitglieder,„Liberale Fraktion" 20 Mitglieder, und sozialdemokratische Fraktion 10 Mit- glieder, wnbrend ein Stadtverordneter keiner Fraktion angehört«. Jetzt setzt sich die Stadtverordnetenversammlung folgendermaßen zusammen:„Liberale Fraktion" 33 Mitglieder, sozialdemo- kralische Fraktion 13 Mitglieder,„Unabhängige Vereinigung" tl Mitglieder und„Liberale Vereinigung" 7 Mitglieder. Zwei Stadl- verordnete iHepner und Treugcbrodt) gehören keiner Fraktion an. Von de» 22 Man bäten der dritten Abteilung sind also noch neu» im bürgerlichen Besitz und zwar sind dies je zwei Mandate im 1., 2., 10. und 11. Bezirk und ein Mandat im 3. Bezirk. Bon diese» nenn Mandaten gehören sieben der„Liberalen Fraktion" und zwei der„Unabhängige» Vereinigung". Von den dreizehuMitgliedern der sozialdemokraniwe» Fraktion sind sechs Hausbesitzer. Ardeiter, Partcigeimffen! Heute Sonnabend von 4—8 Uhr nach» mittags finden die Wahlen der Beisitzer zum Geiverbegencht statt. Es ist Ehrenpflicht jedes Arbeiters, daß er zur Wahl erscheint und seine Stimme der Liste der Gewerkichaftskommission gibt. Die Wahl- bezirke find nach den Polizeibezirlen eingeteilt. Jeder Arbeiter hat in dem Wahlbezirke sein Wahlrecht auszuüben, wo feine Arbeitsstelle sich befindet. Arbeitslose und diejenigen, die in anderen Orten arbeiten, aber in Schöneberg ihren Wohnsitz haben, wählen in dem Wahllokale, in dessen Bezirk sie wohnen. Als Legitimation gilt: Sieuerzettel, Jnvalidenkarte, Militärpapiere, Mietskontrakt usw. Arbeiter I Gebt Eure Stimme nur der Liste der Gewerkschafts- koinmission Schöneberg . Gewerkfchastökommission für Schöneberg . Am Sonntag, den 23. Januar, mittag? 12 Uhr. findet eine Be- sichtigung deS Naturkundemuseums unter Führung des Genossen E. Gras statt. Treffpunkt vormittags 11 Uhr an der Hochbahn - hallestelle Blllowstraße. Fahrverbindung: Straßenbahn 2, 50, 51, 57. Um Beteiligung aller Jugendlichen bittet Der Jugendbildungsausschuß. Rixdorf. Ter Stock in der Hand des Lehrer? hat schon recht diel Unheil gestiftet. Er hat so manchem Kinde die Lust zur Schule aus- geprügelt, hat nur zu oft die freundlichen Beziehungen zwischen Schule und Familie zerstört. Nicht selten hat er Kinder auch körper- lich geschädigt und für ihr Leben zum Krüppel gemacht und hat die schuldigen Lehrer auf die Anklagebank geführt. Man braucht hier gar nicht mal sogleich an schlimme Ausschreitungen der Prügel« Pädagogik zu denken. Auch bloße Fahrlässigkeit bei Aus- Übung des Züchtigungsrechtes kann durch ihre Folgen verhängnisvoll werden für Kinder und ihre Familien sowie für Lehrende und für die Schule. Dieser Tage hat in Rixdorf ein prügelnder Lehrer eS nur feinem Glück zu danken gehabt, daß er nicht mit seinem Stock einem Jungen ein Auge zerstörte. In der 15. K n a b e n g e m e i n d e« schule sLessingstraße) gingen am Montag in der 12 Uhr- Pause die Schüler auf dem Hofe umher, was bei dem naßkalten Wetter gerade kein Vergnügen war. Ein Schüler A. aus Klaffe I dl hatte die linke Hand in die Hosentasche gesteckt, weil er fror. Lehrer Böhnsch aus Klaffe VII, der in dieser Pause die Auf- ficht auf dem Hofe zu führen hatte, liebt eS anscheinend nicht, daß Schüler die Hände in die Taschen stecken. Daß das zuweilen auch Lehrer tun, ist bekannt, und das soll sogar in der 15. Gemeinde- schule vorkommen. Auch die ungewöhnliche Witterung jenes Tages galt Herrn Böhnsch wohl nicht als ausreichender Entschuldigungsgrund, und so hieb er mit seinem Rvhrstock den Schüler A. auf den Ann, damit er die Hand aus der Tasche nehme. Den Rohrstock trug Lehrer Böhnsch bei sich, wahrend er die auf dem Hofe spazieren gehenden Kinder beaufsichtigte, und mehrfach benutzte er ihn, wenn er Un- gchörigkeiten bemerkte. Der Anblick eines Pädagogen, der mit dem Rohrstock in der Hand die„Erholung" der Schullinder in die rechten Bahnen zu leiten sucht, wirkt zumeist sehr eigen- artig auf Unbeteiligte, die dieses Bild zu beobachten Ge- legcnheit haben. Der Schüler A. steckte nun nach einer Weile die andere Hand in die Hosentasche. Wieder sah eS Herr Böhnsch. und wieder schlug er mit dem Stock nach dem Arm. Dies- mal aber holte er noch zu einem zweiten Schlag aus, der jedoch sein Ziel verfehlte und den Jungen auf das linke Auge traf. Herr Böhnsch schob ihn jetzt nach der Mitte des Hofes, wohl um ihm einen Strafplatz zu geben oder ihn besser beobachten zu können. Hier aber erregte A. Aufsehen dadurch, daß er das Auge mit der Hand bedeckte. Herr Böbnich hielt es dann für ratsam, ihn in die Reihen zurücktreten zu lassen. Nach Schluß der Pauke rief er den Jungen nach Klasse VII und tadelte es, daß A. den Kopf hin- gehalten habe, sodaß der habe getroffen werden müssen. Da« müßte allerdings ein merkwürdiger Junge sein, der eigens den Kops hinhielte, um mit ihm einen Schlag aufzufangen, der dem Arm oder der Hand gilt I Als dann A. sich in ferne; Klasse. I begeben wollte, folgte ihm Herr Böhnsch- Aus dem Korridor, wo A. daS Auge mit Wasser kühlte, sagte Herr Böhnsch in verändertem Ton, es sei doch nur aus Versehen geschehen. Die Eltern führten noch an demselben Tage ihren Sohn einem Arzt zu, dem Stadtverordneten Dr. Silber» stein, der über den Befund folgendes A t t e st ausstellte:„Hier- durch bescheinige ich, daß der Schüler A.... am linken Auge direkt am äußeren Augenrand emlanggehend und über das obere Augenlid hinweggehend einen 2 Zentimeter langen blutunterlaufenen Striemen aufweist. Fernetz ist das ganze untere Augenlid uttd die Gegend unter dem Auge dick geschwollen sowie ein Teil des oberen Augenlides blutunterlaufen. Die Verletzung soll nach Angabe des Schülers durch einen Schlag mit einem Rohrstock ins Gesicht entstanden sein. Diese An- gäbe wird durch den objektiven Befund bestätigt, ein solcher Schlag ins Gesicht hart am Auge entlang muß vom gesundheitlichen Stand- pnnkt als äußerst bedenklich bezeichnet werden, zurnal bei einer Distanz von Va— 1 Zentimeter weiter nach rechts das Auge erheblich hätte verletzt werde» können." Eine Untersuchung der Angelegenheit ist den Eltern zugesagt worden von Herrn Bürgermeister Weinreich. Sie hatten ihn in seiner Eigenschaft als Vorsitzenden der S ch u l d e p u t a t i o n aufgesucht und ihm den Sachverhalt vorgetragen und ihm auch den verletzten Jungen vorgestellt. Herr Rektor Lehmann hat ihnen nach- her sein Bedauern darüber ausgedrückt, daß sie nicht zuerst zu ihm gekommen seien. Vermutlich haben die Eltern daS deshalb nicht getan, weil sie aus mancher Gerichtsverhandlung wissen, daß mit Lehrern und Rektoren manchmal sehr schwer zu verhandeln ist, wenn Eltern sich über eine Prügelleistung beschweren wollen. Eltern, die gegenüber einem sie abweisenden Lehrer oder Rektor ihre berechtigte Entrüstung nicht zu meistern wußten, sind schließlich noch ans die Anklagebank gekommen. Der Vater des Knaben A. will auch die Staatsanwaltschaft bitten, zu untersuchen, ob Lehrer Böhnsch wegen fahrlässigerKörperverletzung zur Ver- antwortung zu ziehen ist. Zum gestrigen Licbesdrama wird noch gemeldet, daß der Gärtner Mollick und die Schauspielerin Kasten vernehmungsfähig sind. Beide sollen nun über die Beweggründe zur Tat vernommen werden. Der Revolver, mit der sie verübt wurde, ist am Tatort gefunden worden, er enihielt noch drei scharfe Patronen. Die Polizei hat in der Wohnung deö Mollick einen Zettel vorgefunden, auf dem er in schlechtem Deutsch niedergeschrieben hat. daß er unglücklich sei und ohne Frl. Kasten nicht leben könne. Adrcstbiich-Säulcn werden demnächst auf dem Vorplatz am Ring- bahnhof Rixdorf und auf dem Hermannsplatz mit Genehmigung der hiesige» Behörde von der Deutschen Adreßbuch-Automatengesellschast zu GLtlingen errichtet werden. Nach Einwurf eines Zehnpfennig- stückes öffnet sich die Säule und es erscheint in bequemer Leseböhe das Adreßbuch; nach geschehener Benutzung oder nach einem Zeit« ramii von 15 Minuten schließt sich die Säule wieder selbsttätig. Gleichzeitig empfängt jeder Benutzer automatisch und gratis ein kleines Notizbuch, damit er sich die gewünschten Adressen hierin notiren kann. Diesem Notizbuch soll späterhin auch eine Anzahl wissenswerter Notizen, Kalender, Uebersicht über Sehenswürdigkeiten, Theater, Straßenbahnlinien usw. eingesützt werden. Peteröstagen b. Fredersdorf . Die Gemeindewählerliste liegt hier in den Tagesstunden von 9—12 Uhr vormittags aus; außerdem kann die Liste noch eingesehen werden bei Harnisch . Bruchinühlerstraße, im Lokal von Max Giese (Dorf) und". Zum alten Desjauer". Köpenick . Um 4000 M. beraubt wurde vorgestern abend auf der Chauffee zwischen Oberspree und SpindlerSselde ein Kutscher der Spindlerschen Färberei. Er hatte mit seinem Wagen eine Summe von zirka 15 000 M. Silbergeld von dem Berliner Hauptkontor nach der Fabrik in Spindlersfelde zu transportieren.' In der Nähe des letzteren OrteS wurde der Kutscher von dem Lenker eines ihm entgegen- kommenden Wäschewagens der gleichen Firma darauf aufmerksam gemacht, daß die an der Rückseite angebrachte Wagentür erbrochen war. Bei näherer Untersuchung ergab sich, daß von dem mit- geführten Gelde, das in mehreren kleinen Beuteln verpackt ivar, ein Säckchen mit zirka 4000 M. fehlte, die also während der Fahrt ge- stöhlen sein mußten. Als Täter kommen vermutlich zwei jugendliche Burschen in Betracht, die den Kutscher unterwegs um Mitnahme auf seinem Wagen gebeten hatten. Noch am selben Abend sind zwei Personen verhaftet worden, doch ist es fraglich, ob dies die wirklichen Diebe sind. TLeiftensee. Zu heftigen Auscinandtrsetzungen zwischen unseren Genoffen und dem Bürgermeister kam es in der Gemeindevertretung bei der Fest» setznng der Amtsznlagen für die Rektoren. Unsere Genossen erlaubten sich nämlich zugleich die schon beschlossene Festsetzung der Ortszulagen der Lehrer zu beleuchten. Die Lehrerschaft hatte eine Petition an den Gemeiiidevorstand und die Gemeindevertretung gerichtet, worin die bewilligten Ortszulagen der Vororte Berlins je nach der Höhe aufgeführt sind und unser Ort erst an zweiunddreißigster Stelle auf- geführt ist. Genoffe Frentz eröffnete hierüber die Debatte; er erwähnte, daß bei der Beratung ans einer Konferenz von Vertretern des letzten StädtetagcS man sich festgelegt habe, die Orts- znlnge für die Lehrer der nordöstlichen Vororte auf 450 Mark zu cihöhen, auch soll« das LandratSamt dahin gewirkt Haben, über diese Summe nicht hinauszugehen. Mit Ausnahme von Weißensee und Französisch-Buchholz sind alle anderen Vororte über diesen Satz hinausgegangen. Es herrsche daher in Lehrerkreisen starke Erbitte» rung. Genosse Tanbmann ergänzte diese Ausführungen und wies darauf bin, wie recht unsere Geuoffen hatten, als sie zur Zeit darauf aufmerksam machten, daß solche Abmachungen der Gemeinde« vorstände nicht verbindlich sein können. Er verlange eine Erhöhung der Ortszulagen der Lehrer schon im Jntereffe der Volksschule und fordere eine Besprechung der Petition oder aber die Beschlußfassung in der nächsten Eemeindcvertretersitzung. Hierauf ging der Vorsteher nicht ein. Mehrere bürgerliche Vertreter wollten eS mit den Lehrern wohl nicht verderben, sie verließen sich auf Versprechungen, daß etwas zur Anfbessernng geschehen müsse, wenn nicht in diesem Jahre, dann aber im nächsten. Herr Kohler zeigte auch ein warmes Herz für die Lehrer, er gab jedoch zu versieben, daß sich dieselben in letzter Zeit nicht so betragen bälten, wie sie es eigentlich sollten, denn ihre Opposition bei den letzten Kirchenwahlen sei nicht schön gewesen. Bei der Abstimmung wurden die Amtsznlagen der Rekloren in Höhe von 1100 M. einstimmig bewilligt. Nun entspann sich folgender Dialog: Tanbmann: Ich ersuche, über den von mir gestellten Antrag abstimmen zu lassen.— Bürgermeister: Ueber den Antrag des Herrn Taubmanu abstimmen zu lassen habe ich keine Veranlassung. — Taubmann: Wozu sind wir denn eigentlich hier?— Bürger- meister: Um Stellung zu nehmen zu den Punkten der Tages» ordnung.— Taubmann: Um Ja und Amen zu sagen I— Bürger- meister: Ich betone nochmals, daß ich keine Veranlassung habe, über Ihren Antrag abstimmen zu lasten.— Taubmann: Dann möchte ich mir doch vom Herrn Borsitzenden den guten Rat er- bitten, wie man es macht, u>n einen Antrag aus die Tagesordnung zu bekommen.— Bürgermeister: Ich weiss Sie auf die Land- gemeindeordnung hin.— Taubmckttn: Die kenne ich. Nach der Landgeineiiideordniing haben die Gemeindeverordneten die Arbeiten des Gemeindevorslands zu kontrollieren und somit auch auf die nächste Tagesordnung einznwirkeii.— Bürgermeister: Ick lasse über Ihre» Antrag nicht abstimmen.— Taubmanu: Das ist eine Vergewaltigung der Gemeindevertretung. Ich konstatiere dies I— Bürgermeister: Konstatieren können Sie das ruhig. Damit war der Zwischenfall erledigt; ein sofort herumgereichter schrtfilicher Antrag wurde von fast sämtlichen anwesenden Vertretern unterschrieben, so daß der Herr Bürgermeister wohl nicht umhui kann, die Petition der Lehrer in der nächsten Sitzung eingeheitd he» sprechen zu lassen., Neinickendorf. Schweres Unheil ist vorgestern durch einen Polizeibeamten ver» hindert worden. In der Granatenstraße waren die Pferde eines GeschäfiswagenS durch das Hupensignal eines vorbeisauseuden Automobils scheu geworden und gingen durch. Die Tiere rasten, das schwer Gefährt mit sich schleppend, den Straßenzug entlang und gerieten schließlich auf den Bürgersteig, auf welchem gerade eine Gruppe Passanten, die eine Festlichkeit besucht hatten, ihnen entgegen« kam. Im Augenblick der höchsten Gefahr warf sich der auf Posten stehende Polizeisergeant Notschle den Pferden entgegen. Es gelang ihm, das Gespann zum Stehe» zu bringen, gerade in dem Moment, als die Pferde eine Frau, die ein Kind auf dem Arm trug, umzu« reißen drohten. Der Stoß beim Anhalten der Tiere war so heftig, daß die Deichsel zerbrach und der Wagen umstürzte. Die Generalversammlung deS Wahlvereins Reinickendorf- W e st nahm den halbjährigen Bericht der Bezirksleitung, den Ge» nasse Bahr erstattete, entgegen. Demnach haben stattgefunden drei öffentliche und fünf Mitgliederveriaminlnngen. Nach dem Bericht de« Kassierers ist eine Einnahme von 789.83 M. und eine Ausgabe von 709.85 M. zu verzeichnen. Der Mitgliederbestand hat sich um 66 Mitglieder vermehrt und zwar von 335 auf 401; davon hatten die weiblichen Mitglieder einen Zuwachs von 33 zu verzeichnen. Dem Bericht der Lokaltommiffion ist zu entnehmen, daß von den zwölf am Orte befindlichen Lokalen neun der Arbeiterschaft zur Verfügung stehen. AuS dem Bericht der ZeitungSkommission ist zu ersehen, daß sich die Zahl der„Vorwärts'teser um 65 vermehrt hat und zwar von 415 auf 480. An Stelle deS verziehenden Genossen Schilf wurde Genoffe Hindenburg als Schriftführer, als Lokal» kommiffionSmitglied Genoffe Röder und als Revisor Genosse Bendt gewählt. Eine längere Debatte rief die Anregung, einen Bildnngs- ausschutz von drei Genossen zu wählen, hervor. Diese Aiiregnng wurde der Bezirksleitung zur Prüfung überwiesen. Als Kandidaten zu der im März stattfindenden Gemeindewahl wurde» die Genossen Otto Ohl und Franz Lange einstimmig gewählt. Zur Auf» nähme hatten sich 17 männliche sowie 11 weibliche Genossen ge- nteldet._ Gerichts-Teitung. Ein Arbeiter, der sein Recht suchte. „WaSi? Du Hund, Du verantwortest Dich noch?" So schrie der Molkereibesitzer Gustav Köhler den bei ihm beschäftigten Stall- schweizer L. an, weil der eS gewagt hatte, geyen eine ihm un- berechtigt scheinende Rüge seines Arbeitgebers sich zu verteidigen. Der Wortwechsel ging dann in eine Schlägerei über, bei der der Herr Köhler mit der Schippe auf den bereits im 55. Lebensjahr stehenden L. einhieb, die Ehefrau Wilhelmine Köhler mit dem Ochsenziemer dem Gatten assistierte und der erst fünfzehnjährige Sohn Hugo Köhler mit dem Peitschenstiel half. L. mußte infolge der erlittenen Verletzungen ein Krankenhaus aufsuchen und war längere Zeit arbeitsunfähig. Der allzu patriarchalisch behandelte Arbeiter erstattete gegen die brei eine Strafanzeige und erreichte, daß das Schöffengericht sie der gemeinschaftlichen vorsätzlichen Körperverletzung mittels ge- fährlichen Werkzeugs schuldig sprach. Die Richter machten eS gnädig und sahen als ausreichend« Sühne an: für Herrn Gustav Köhler 100 M. Geldstrafe, für Frau Wilhelmine Köhler 20 M. Geldstrafe, für Hugo Köhler ein Verweis. Die Verurteilten hatten den Mut. noch Berufung einzulegen. Der Verletzte, der als Neben- klüger zugelassen worden war, legte gleichfalls Berufung ein und forderte strengere Sühne. Er dachte an eine Strafe etwa in der Höhe, wie sie seiner Meinung nach ein Arbeiter sich hätte zudiktieren lassen muffen, wenn der zusammen mit zwei anderen gegen seinen
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten