führte Genosse Kraler zur Angelegenheit„Aeue Welt'-Maifeier aus: Mitglieder des Zentralvorstandcs hätten Aeußerungen ge» braucht, die für den dritten Kreis nicht schmeichelhaft gewesen seien. Es sei gesagt worden, es läge nur an den leitenden Personen des Kreises, dah dieser in der Sache nicht nachgebe. Der Borwurf sei entschieden zurückzuweisen. Die leitenden Per- sonen gingen als Beauftragte des Kreises vor und nicht als selb- ständige Personen. Der Kreis stehe in seiner Gesamtheit hinter dem Vorstand. Wenn er ein größeres Lokal mit Garten hätte, würde sich die Sache übrigens einfach lösen. Etwa zwei Jahr- zehnte habe der dritte Kreis die„Neue Welt". Von den Rixdorfer Genossen, die genügend geeignete Lokale hätten, sei ihr Ber- langen eigentlich nur eine Pikantcrie. Genosse Gehrmann: Die Zentralisation der Maifeier für Grofc-Berlin in dem Sinne, daß die beiden Aorortskreise ganz einbezogen würden, sei allerdings kaum möglich. Möglich und gut durchführbar wäre aber die Zentralisation für Klein- Berlin mit Hinzuziehung der großen Vorortsgemeinden, die zu jenen Kreisen gehören, aber Berlin umgürten(Nixdorf. Schöne- berg, Eharlottenburg usw.). Das müsse angeregt werden. Dann wäre die Streitfrage damit ohne weiteres gelöst. Genosse Hirschfeld und weitere Redner sprachen tn gleichem Sinne und betonten, daß der Kreis hinter dem Vorstand stehe. Es wurde folgende Resolution gegen 3 Stimmen an- genommen: „Die Generalversammlung erklärt sich mit dem Verhalten de? Vorstandes in der Angelegenheit„Neue Welt"-Maifeier einverstanden und erwartet, daß die Zentralisation der Ma»- feier für Klein-Berlin einschließlich der größeren Vororte im Interesse der Partei durchgeführt werde." Zur Diskussion gelangte ferner ein Antrag: „Um eine bessere Wirkung und Durchführung deS Schnaps- bohkotts zu erzielen, beauftragt die Generalversammlung den Vorstand, unverzüglich entsprechende Flugblätter herauszugeben oder das Flugblatt des Parteivorstandes zur Verbreitung zu bringen." Nach kurzer Debatte wurde beschlossen, diesen Antrag erneut dem Aktionsausschutz zu überweise», um eine einheitliche Ver- breitung eines solchen Flugblattes in Berlin herbeizuführen. Vierter Wahlreiö. Die in den Andreasfestsälen tagende Generalversammlung erfreute sich eines zahlreichen Besuchs. Den Bericht vom preußischen Parteitag erstattete Genosse Bethge: Keine erregten Debattenl Keim heftiges Aufeinanderplatzcn der Meinungen! Ruhige, besonnene Beratungen, getragen von der größten Sachlichkeit I Das Emp- finden, auf allen Gebieten dem gemeinsamen Feinde gegenüber zu stehen, sei es in der Gesetzgebung oder in der Verwaltung, sei es im Staat oder in der Kommune I Das sei die Signatur des preußischen Parteitages geivesen. Erst einmal das allgemeine Wahlrecht erobert, dann wird auch überall die Fackel der Freiheit leuchten, das war die Ueberzcugung und der Wunsch der Dele- gierten. In eingehender Weise berichtet darauf Redner von den Ver- Handlungen des Parteitages. Die Kritik am Berichte der Landes» kcmmission, die noch den voraufgegangenen Aeußcrungen in der Parteipresse allgemein erwartet werden mußte, blieb eigentlich aus, und mit Recht konnte Genosse Ernst sagen, daß es gnädig zugegangen wäre. Die Mehrheit des Parteitages war er Ansicht, ooß die Landeskommission ihre Pflicht getan habe und deshalb sei auch fast schlankweg der Antrag Breslaus auf Wahl eines be- scnderen preußischen Parteivorstandes abgelehnt worden. Der Bericht der LandtagLfraktion, den Genosse H e i m a n n erstattete, habe so recht gezeigt, welche außerordentliche Leistungen diese kleine Fraktion vollbracht hat und cS sei ihr, was sonst nicht zu den Ge- pflogcnheiten in der Partei gehöre, ein Vertrauensvotum aus- gestellt. Allgemein bedauert worden sei. insbesondere von den Landkreisen, daß der Genosse Adolf H o f f m a n n nicht mehr dem Landtage angehört. Gerade er hätte in dieses Parlament, in dem man wissenschaftliche Gründe gar nicht hören will, hineingehört. Der verschiedenen Wünsche, die anläßlich dieses Berichts seitens der Delegierten vorgebracht wurden, wird sich die Frak- rion annehmen und im Landtage die Beschwerden der Arbeiter zur Sprache bringen. Es wurde sogar gewünscht, daß der Frak- tion mehr solche Anregungen gegeben werden als bisher. Das Referat des Genossen Hirsch über das Kommunalprogramm war ein durchaus instruktives und von der größten Sochlichkeit getragen. Das Kommunalprogramm ist das Ergebnis der Be ratungen einer Kommission, der die erfahrensten Gemeindever- treter angehört haben; der erste Teil wendet sich gegen die prcußt- schen Ddaehtfaktoren und der zweite Teil behanoelt die Fragen. die unter dem heute geltenden Gesetz bereits durchgeführt werden können. Damit soll auch gleichzeitig den Gemcindcvertretern eine Richtschnur gegeben werden, damit nicht in der einen Gemeinde sich unsere Vertreter mit allem Eifer für eine Einrichtung ins Zeug legen, während die gleiche Sache von unseren Genossen in der Nachbargemeinde mit"Heftigkeit bekämpft wird. Das vom Genossen S t r ö b e I zur Wahlrechtsfrage gehaltene Referat war ein großzügiges und zeichnete sich durch große Sachlichkeit und politischen Takt aus. Es fehlte ihm aber, deS Redners Ansicht nach, der große begeisternde Zug. der der Wahlrechtsfrag« einen ordentlichen Stoß nach vorwärts geben mutzte. Im übrigen muß man alles anerkennen, was in dem Referat gesagt wurde. Auch er, Redner, sei der Meinung, daß wir un» nur auf unsere eigene Kraft im Wahlrechtskampfe verlassen dürfen. Auch er sei überzeugt. daß das Proletariat in diesem Kampfe siegen muß. ivenn es seine ganze Kraft einsetzt. Der Antrag Adler hatte den Delegierten aus der Seele gesprochen. Das Proletariat müsse nach den gegebenen Situationen handeln. Vorher sich auf etwas festzulegen, gehe nicht an. Doch auf dem Parteitag war man noch ber Meinung. daß die Regierung bald eine Vorlage einbringen wird. Dies ist bislang nicht eingetroffen. Gefoppt und genarrt wird also das Pokl. Cb wir wollen oder nicht, den Kampf müssen wir propa- gieren. Die Massen des VoNeö müssen aufgeklärt werden, dann wird auch die preußische Regierung einlenken müssen, dem Volks» willen, der von der großen Masse getragen wird, kann sie nicht �'�Durch"lebhafte>, Beifall gab die Versammlung ihrer Zufrieden. iheit über den Bericht Ausdruck.«... Genossin Köhler ergänzte daraufhin noch den Bericht in einzelnen Teilen. Sic kehrte insbesondere all das, was für die Frauen von besonderem Interesse ist. hervor, und forderte letztere auf, Jiir die Partei zu wirken, indem sie unter ihren Geschlechts- genossen rege agitieren und vor allem ihre Kinder im sozialisti- sckcn Sinne erziehen sollen. In deL v Diskussiin nahm zunächft Genosse Glag daS Wort. Er wurde mit Unruhe von der Versammlung empfangen. Er meinte, die Berichterstat» tung sei lückenhaft, da von dem Referat Liebknechts über die preußische Verwaltung und den diesbezüglichen Beratungen nichts erwähnt worden sei. Desgleichen auch nichts von dem vom vierte» Kreise gestellten Antrage betr. die Polenorganisation. Es sei aber erforderlich, daß von den Delegierten darüber, wie sie die ihnen gewordenen Aufträge ausgeführt haben, auch berichtet wird. Er warf den Delegierten vor. nicht alles getan zu haben, um diesen Antrag mindestens zur Besprechung gu bringen Markowski, gleichfalls Delegierter, und Bethge wiesen die Vorwürfe zurück. Die Anträge seien zunächst von den Dele- gierten Grotz-BerlinS beraten worden. Der Antrag betreffend die Polenfrage fand dort keine Unterstützung, ebensowenig auf dem Parteitage, weil»ran hierfür nicht den prcuy.ichen, sondern den deutschen Parteitag für kompetent hielt. D,e Delegierten des 4. Kreises haben dafür gestimmt. Neue Momente wurden m der Debatte, an der sich noch die Genossen G l a ß und WeselowSli beteiligte», nicht mehr hervorgehoben. Folgende Resolution gelangie darauf zur Annahme: Die heute, am LS. Januar, in BorgmannS Festsälen tagende Generalversammlung des 4. Kreises erklärt sich mit de» Ar- betten des preußischen Parteitages und der Haltung unserer Delegierten einverstanden und verpflichtet sich, alles daran zu setzen und zu kämpfen, bis das allgemeine, gleiche, geheime und direkte Wahlrecht zum Preußischen Landtag errungen ist. Unter dem 3. Punkt der Tagesordnung: Partei- und Vereinsangelrgenheitrn, brachte Genosse Richter das Verhalten deS Genossen Dasener in der Stadtverordnetensitzuiig zu Sprache und verurteilte das- selbe. Genosse Bethge hält die Aeutzerung Baseners nicht für so schlimm. Dem widersprach Glaß. David söhn meinte, die Aeußerung sei deplaziert und töricht gewesen. Er würde Basener diese Entgleisung nicht übelgenommen haben, wenn B a s e n e r die Sache wieder einzurenken versucht hätte. Dies sei aber nicht geschehen. Ein fauler Witz, eine dumme Bemerkung sei bald ge- macht, aber sie müsse in einer persönlichen Bemerkung wieder aus» geglichen werden. Die Agitation leide aber darunter, wenn in solcher Weise die Grenzen überschritten lverden. Büchner be» dauerte, daß die Angelegenheit in Abwesenheit Bascners zur Erörterung gekommen sei, der durch eine Fraktionssitzung der Stadtverordneten ferngehalten sei. Hieraus wurde die Versammlung geschlossen. Fünfter Wahlkreis. Die gut besuchte Versammlung wurde im Alten Schützen- hause in der Linienstraße abgehalten. Den Bericht über den preußischen Parteitag erstattete Genosse Kitte. Nachdem er eine kurzgefaßte Uebcrsicht der Verhandlungen des Parteitages gegeben hatte, schloß er mit dem Ersuchen an die Parteigenossen, im Sinne der Parteitags» bcschlüsse zu wirken und nicht eher zu ruhen, als bis wir das allgemeine, gleiche, direkte, geheime Wahlrecht für Preußen haben. — In demselben Sinne sprach der einzige Diskussionsredner, Genosse Behls, der auch der Ansicht Ausdruck gab, daß Straßen- denionstrationen bei geeigneter Gelegenheit nicht ohne Wirkung sind.— Da sich sonst niemand zur Diskussion meldete, konstatierte der Vorsitzende Friedländer das Einverständnis der Ver- sammlung mit den Beschlüssen des Parteitages. Es folgte der Punkt BereinSanselegenheiten. Friedländer erstattete Bericht über die Arbeiten einer Kommission, welche eingesetzt worden ist. um diejenigen Mitglieder zur Rechenschaft zu ziehen, die sich nicht an der letzten Stadt- vcrordnetenwahl beteiligt haben. Die Kommission schlägt vor. den Gastwirt Robert Wege, den Tischler Karl Richter und den Arbeiter Otto Hille auszuschließen. Sie haben nicht gewählt. sind auch der Einladung der Kommission, sich vor ihr zu vcrant- warten, nickt gefolgt. Die Versammlung stimmte dem Borschlage der Kommission zu, die genannten drei Mitglieder sind also aus- geschlossen....„ Auf Antrag eines Mitgliedes wurde noch eine andere An- gelegenheit auf die Tagesordnung gesetzt. Es handelt sich um einen Antrag, der in einer früheren Versammlung gestellt und dann im Vorstände beraten worden ist. Der Antrag verlangt, daß bei Delegierten» und Vorstandswahlcn die von den einzelnen Ab- teilungen vorgeschlagenen Kandidaten auf eine Liste gesetzt werden, die den Teilnehmern der Generalversammlung als Stimmzettel zu übereichen ist.— Diese Angelegenheit rief eine lange und mit- unter etwas erregte Debatte hervor. Sie drehte sich in der Haupt- fache darum, ob auf dem Stimmzettel neben den Namen der Kandi- daten auch vermerkt werden soll, aus welcher Abteilung die be» treffenden vorgeschlagen sind. Vorlviegend wurden gewisse Ver- stimmungen besprochen, die zwischen der ersten und den anderen Abteilungen des Vereins bestehen. Der Grund der Verstimmung ist in der Hauptsache der, daß sich die Bezirksführer der an Mit- gliedern stärksten Abteilung durch die Be»irksführer der anderen wesentlich schwächeren Abteilungen in den Kreiskonferenzen majori- siert fühlen. Diese Ansicht wurde von anderen Seiten als unbc- gründet bezeichnet.— Nach l�stündiger Dauer der Debatte wurde der Antrag des Vorstandes mit SS gegen 89 Stimmen angenommen. Er besagt, daß auf den Stimmzetteln die Namen der von den Abteilungen vorgeschlagenen Kandidaten nebst Bezeichnung ihrer Abteilungen angegeben werden- Sechster Wahlkreis. Die außerordentliche Generalversammlung veS Wahlvereins für den S. Kreis wurde im Saal der Brauerei„Königstadt", Schönhauser Allee , abgehalten. Den Bericht über den preußischen Parteitag erstattete Genosse Leid. Da die Parteigenossen über die Ver- Handlungen auf dem Parteitag durch den„Vorwärts" genau unter» richtet worden sind, so glaubt der Referent, sich auf eine kritische Würdigung einiger besonderer Punkte beschränken zu können, um der Diskussion mehr Spielraum zu geben. Zum„Bericht der Land- tagsfraktion" bemerkte er, daß unsere Abgeordneten sicherlich alle Anerkennung verdienen und daß er ihnen ihre Verdienste gewiß nicht schmälern wolle; aber es habe ihn doch sonderbar angemutet, als Genosse Q u a r ck- Frankfurt a. M. eine„Dankresolution" an die Fraktion vorgelegt habe. Unsere Genossen im Landtag haben ihre Pflicht und Schuldigkeit getan, wie wir das von jedem in unseren Reihen erwarten, der an einen verantwortlichen, schweren Posten gestellt wird(Zustimmung): eine Danksagung ist zum mindesten überflüssig gewesen. Der Referent kam dann auf die Schaffung eines Kommunalprogramms, die auf dem Parteitag ausgiebig diskutiert wurde, zu sprechen. Er legte einer besonderen Programmaufstellung für Preußen keine so große Bedeutung bei, wie eS von vielen Seiten geschieht, und meinte, daß wir an Pro» grammen eigentlich keinen Mangel leiden. Er wandte sich scharf gegen die Ansicht, daß wir ein solches Programm dazu nötig haben, um mehr Erfolge zu erzielen. Leider werde in manchen Kommunen von den Genoffen eine Politik verfolgt, die um jeden Preis nach Erfolg streb», oft s-Mr auf Kosten unserer Grundsätze. Davor müsse er warnen. Wenn man streng auf sozialistischen Grundsätzen beharre, so könne man eine klare Politik verfolgen, ohne in Zweifel und Widersprüche zu geraten.— Uebergeheno zu dem Punkte der„VerwaltunaSresorm m Preußen", zollte der Redner der scharfen Kritik deS Genossen Karl Liebknecht Anerkennung und erläuterte, wie in der Verwaltung der Schwerpunkt aller „Regierungskunst" in Preußen liegt. Ueber die Leitsätze, die Liebknecht vorgelegt hatte, konnte der Parteitag allerdings nicht sogleich schlüssig werden; dazu wäre erst eine Vorberatung nötig gewesen und eine zeitige Veröffentlichung dieser Sätze. Daß wir eine demokratische Verwaltung fordern und uns sträuben gegen eine Verwaltung durch ministerielle Erlasse, die oft gegen Gesetz und Recht verstoßen, darüber seien wir uns einig, und wir wüßten auch alle, daß wir von einer demokratischen Verwaltung noch sehr weit entfernt seien.— Zu den OrganisationSfrazen. die den Partei- tag beschäftigten, lag der Antrag vom S. Kreis vor, der in der Generalversammlung vom 7. Dezember angenommen wurde. Der Parteitag gab seine Zustimmung zu diesem Antrage, der folgender- maßen lautete: „Zur Teilnahme am preußischen Parteitag sind berechtigt: ») die Delegierte» der Wahlkreisvereine. Die Wahl der Dele- gierten erfolgt nach Maßgabe der Mitglicderzahlen und können gewählt werde» in Wahlkreisen bis 1800 Mitglieder 1 Dele- gierter. bis 3000: 2, bis 0000: 8. bis 12 000: 4. bis 1S00Y: S und über 18 000 Mitglieder 6 Delegierte. Wo mehrere Delegierte zu wählen sind, soll unter den Delegierten möglichst eine Ge- nossin sein, d) Die sozialdemokratischen Reichstags- und Land- tagsabgcordneten Preußens, c) Die Landeskommission und der geschäftsführende Ausschuß. 6) Der Partcivorstand." Ein Parteivorstandsmitglied wollte den Antrag der Landes- kommission überweisen, daS wäre aber unzulässig gewesen; der Parteitag war zier allein zuständig. Genosse Leid wandte sich dann sehr energilch gegen einen Anirag von Breslau , der einen preußischen Parteivorstand forderte; man habe den Parteitag damit überrumpeln und revisionistische Zwecke fördern wollen. Ebenso- wenig gefiel es ihm, daß die Abstinenzler in der Partei ihre Sonderwünsche in den Vordergrund drängten und ihren Antrag, den Leipziger Beschluß betreffend den Schnapsboykott zu bekrästi- gen, mit„kulturellen Gründen" schmückten, während sie wissen mutzten, daß für den Beschlutz in Leipzig politische Gründe maßgebend waren.— Zum Schlüsse seines Referats behandelte Genosse Leid die Wahlrechtsfrage. Viele seien der Meinung, daß in dieser Beziehung der Parteitag etwas mehr hätte tun können.(Sehr richtigl) Man war gespannt, was er vorschlagen würde, welche Mittel zu ergreifen seien, um das Wahlrecht zu er- ringen. Man könne zweierlei Meinung darüber sein, ob und in- wieweit eine öffentliche Diskussion über die anzuwendenden Mittel am Platze sei. Er glaube, daß mit der Annahme der Resolution, die nach Ströbels Referat vorgelegt wurde, unserer Sache am besten gedient sei. Tarin sei alles niedergelegt, was wir wünschen können. auch dem Verlangen des ö. Kreises, den politischen Massenstreik ins Auge zu fassen, sei Rechnung getragen. Ueber diesen Antrag des g. Kreises konnte man keine bestimmte Entscheidung treffen, da dazu erst eine Reihe von Boraussetzungen erfüllt sein müßten und auch die Gewerkschaften dabei mitzureden hätten. Der Redner schließt unter dem lebhaften Beifall der Versammelten, indem er zu energischer Tätigkeit in der Wahlrechtsbewegung anfeuert. In ver Diskussion nahm zuerst Genosse P i ch l e r das Wort. Er erklärte sich gegen revisionistische Politik, veranschlagte aber die Gcgenwartserfolge, die gerade durch prinzipielle Politik erreicht würden, nicht gering und polemisierte damit gegen den Referenten— irrtümlicherweise, denn der Referent erklärte später diesem wie auch dem nächsten Diskussionsredner, daß er dieselbe Ansicht geäußert habe und ja als Stadtverordneter selbst bemüht sei, für die Arbeiter nach Mög- lichkeit das Beste herauszuschlagen. Genosse P i ch l e r äußerte zur Wahlrechtsfrage, daß er hoffe, den vielen Beschlüssen folgen endlich einmal Taten.(Zuruf: An wen liegt es denn?) Er be- schwerte sich, daß am letzten Wahlrechtssonntag ein Referent (Heine) in einer großen Versammlung sagen konnte, daß man darauf gefaßt sein müßte, daß es noch hundert Jahre dauert, biS wir das freie Wahlrecht haben.(Widerspruch.) Genosse Giebel wendet sich gegen Pichler und warnt davor, ohne weiteres zu glauben, daß Heine dies gesagt habe. Er erklärt sich auch für die grundsätzliche Politik in der Gemeinde, hält aber gerade in den Stadtparlamenten praktische Gegenwartspolitik für notwendig, eine Politik im Sinne des Erfolge». Leids abfällige Worte über den Breslauer Antrag bedauert er. weil eS im jetzigen Kampfe ein taktischer Fehler sei, Gegensätze in der Partei scharf zu betonen; wir auf der radikalen Seite vergäben uns durchaus nichts, wenn wir den Gegner mit mehr Loyalität behandelten. Wenn Genosse P i ch l e r mehr Taten wünsche, so sei er mit Recht vorhin gefragt worden, woran es denn liege, daß die Taten nicht geschehen, und man müsse daraus antworten, daß es an der Masse liege, die sich nicht rühre und ,n Gleichgültigkeit beharre. Wir können nicht an das Volt heran, wie es wünschenswert wäre. Wir müssen nach neuen Mitteln suchen, das Volk zu interessieren, und Redner regt an, Massenpetitionen in Umlauf zu setzen. nur um eine unmittelbare Agitation damit zu treiben. Genosse L u ck o w will von solchen Petitionen nichts wissen und appelliert an die Genossen, sich reger und mutiger an den Demonstrationen zu beteiligen. Genosse Leid betont in seinem Schlußwort, daß eS ihm fern lag, eine Verstimmung zu erzeugen, aber er habe sich verpflichtet gefühlt, die Dinge so darzulegen, wie er sie gefunden. In bezug auf die revisionistischen Absichten bezog er sich auf einen Artikel zum Parteitag in den„Soz. Monatsheften". Er hoffe mit den Diskussionsrednern, daß die Wahlrechtsbcwcgung immer schärfer und energischer einsetzen werde, wenn erst die großen Volksmassen in mehr Bewegung gebracht werden. Der Vorsitzende, Genosse H e n s ch e l. erklärte unter Zu- stimmung der Versammelten, daß der Wahlverein des 6. Kreise? mit den Beschlüssen des Parteitages einverstanden ist. ,, Die Wahl des zweiten Vorsitzenden, die daraus vorgenommen wurde, fiel auf den Genossen Otto Frank . Nach einer Ansprache des Vorsitzenden H e n s ch e l, der zu reger Agitation für unsere große Sache ermahnte, wurde die stark besuchte Versammlung geschlossen. Eue Induftm und ftandd. Der Berliner Handel im Jahre 1909. J>n Zentralverband Berliner kaufmännischer, gewerblicher und industrieller Vereine wurde in der letzten Plenarsitzung die Berichterstattung der einzelnen Branchen über das Wirtschaftsjahr 1009 und die Aussichten für 1010 fortgesetzt und zum Abschluß ge- bracht. Als Gesamtbild ergab sich, daß in den meisten Branchen die erste Hälfte des abgelaufenen Jahres noch einen im ganzen ungünstigen Geschäftsgang zeigte, während in der zweiten Hälfte meistens eine Belebung deS Geschäfts und eine Vergrößerung der Umsätze eintrat. Nicht imnier aber haben die gesteigerten Umsätze auch höhere Preise zu bringen vermocht, so daß der erzielte Nutzen vielfach der Belebung des Geschäftes nicht entsprach. Für eine Reihe von Branchen, die entweder ihrer Natur nach von einer steigenden Konjunktur erst ziemlich spät profitieren oder die im vergangenen Jahre unter gesetzlichen Maßnahmen, besonder» unter den neuen Steuergesctzen, zu leiden hatten, ist das ganze Jahr 1000 noch nicht sehr erfreulich gewesen. So lauteten im w e s e n t» lichen ungünstig die Berichte der Herren Dr. W. F. Waldschmidt über die Werkzeugmaschinen. Ringel über daS Gast wirtSgewerbe, Schnürdreher wer das Buch- dr u cker et g e w ea: b e, Kaphun über den Zigarren» Handel, Sewiger über Zigaretten, WillerS über die Ob st blanche, Rosenbaum über den Grundstücks- und Hypotheken markt, Hansen über den Handel mit photographischen Artikeln, Blum über die Photo- graphie, Löwenthal über die Knabenkonfektion und Efrem über den Kohlenhandel. Günstiger dagegen im Gesamtbild lauteten die Berichte der Herren May über die Blusen- und Kostümfabrikation, Dr. Glier über den Exporthandel, Kerb über Fantasie-, Wirk-, Strick- und Webwaren, Dr. Zeitlin über die Spezial» geschäfte, Oskar Tietz über die Lage der Warenhäuser, Fischer über das Großschlächtereigewerbe, Levy über das Kunstgewerbe, Marschner über das Hotelgewerbe. Rosenberger über daS Agenturgewerbe. Bergmann über die Schirmbranche» Schröder über den Eisenhandel, Reichelt über den Buttergroßhandel, Pniower über den Papiergroßhandel und Moos über das Schuhdetail- g e s ch ä f t. Die Aussichten für das Jahr 1010 wurden von fast allen Branchen, auch von denjenigen, für die daS Jahr 1000 noch keinen Erfolg gebracht hat, als günstig bezeichnet. Nur wenige Gewerbezweige, denen unsere Steuergesetzgebung besonders übel mitgespielt hat und die im gegenwärtigen Jahre erst das Eintreten der vollen Wirksamkeit der neuen Steuern fürchten, blicken nicht allzu zuversichtlich in die Zukunft. Lose-Vertriebs-Gesellschaft. Der Zusammenschluß der Interessenten hat sich auch aus die Lose-Berkaufer erstreckt. Diese nutzen ebenfalls die Konjunktur
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