Nr. 26. 27. Jahrgang.
27. Sizung. Montag, den 31. Januar, nachmittags 1 hr.
Am Bundesratstische: Dernburg . Zunächst werden einige foloniale Rechnungsfachen debattelos erledigt. Dann folgt die dritte Beratung der Nachtragsetats für Südwestund Ostafrifa.
Abg. Erzberger( 3.): Das Wort habe ich heute ergriffen, weil jezt ein Novum eingetreten ist, nach welchem alle Maßnahmen in der Diamantenfrage in der Luft schieben. Die Deutsche Kolonial gesellschaft bat am 29. Januar in der„ Kölnischen Zeitung " einen Artikel veröffentlicht, wonach der Vertrag von 1908 nach Form und Inhalt zweifelhaft ist, er fei auch nicht notariell beglaubigt und keinesfalls habe die Gesellschaft irgendwie auf ihre Rechte verzichtet. und wir können dem Nachtragsetat nur zustimmen unter dem Bor behalt, daß diese Rechtsauffaſſung festgehalten wird und zur Geltung Abg. Dr. Arning( natl.): Die Rechtsauffaffung des Abg. Erzberger teile ich und die meisten meiner Freunde. Abg. Dr. Arendt( Rp.): Ich schließe mich der Auffassung des Abg. Erzberger an; ich finde den Artikel geradezu unerhört. Wenn die Gesellschaft sich darauf beruft, daß der Vertrag von 1908 nicht notariell beglaubigt ist, fo verftößt fie geradezu gegen Treu und Glauben, und eine rüdsichtslose Handhabung der Gesezgebung gegen sie wäre am Plaze.( Sehr richtig! rechts.)
Tommt.
Auch ich teile die hier zum Ausdrud gekommene Rechtsauffassung. Aber die Frage, ob der Vertrag mit der Gesellschaft notariell abzuschließen war oder nicht, ist eine juristische Frage. Unsere Juristen meinen, daß dazu keine Veranlassung war. Jedens falls bildet der Vertrag vom 28. Februar 1908 die Grundlage der Auseinandersetzung des Fiskus mit der Kolonialgesellschaft.
Abg. Dr. Görde( natl.):
Wäre die Auffassung der Kolonialgesellschaft auch nur möglicherweise richtig, so könnten wir den Nachtragsetat heute nicht annehmen. Da aber der Reichstag auf dem Standpunkt steht, daß der Rezeß vom 28. Februar 1908 gültig ist, so werden wir dem Nachtragsetat zustimmen.
Abg. Ledebour( Soz.):
Zustimmung dazu gegeben hat. Der Herr von Bennigsen war früher Mitglied der Landkommission zur Prüfung der Nechte der Kolonial gesellschaft und hat da einen sehr entgegenkommenden Standpunkt für unsere Auffaffung eingenommen. Als ich meinen Antrag stellte, wurde er von Herrn von Bennigsen unterstügt, und das führte in der Kommission zunächst zu seiner Annahme. Daß gerade dieser Herr jezt seine Zustimmung zu diesem Schriftstück gegeben hat, muß Man fann nur fagen, feitdem das größte Erstaunen hervorrufen. er in der Verwaltung der Gesellschaft ist, hat er alles bergeffen und nichts zugelernt.( Bravo ! bei den Sozialdemokraten.)
Abg. Erzberger( 3.):
Sodann wird in die
Generaldebatte über sämtliche Schuhgebiete
eingetreten.
Abg. Erzberger( 3.): Der Unfug der horrenden Ueberbezahlung der Reiselosten sollte auch nicht ein Jahr weiter existieren. Es ist doch wirklich nicht nötig, daß sogar ein mittlerer Beamter bei einer Bersegung nach Südwestafrika 1500 M. an den Reisekosten berdient.( Hört! hört!)
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Die Gemeindefinanzen in den Kolonien müssen auf gesunde Grundlagen gestellt werden. Es muß aufhören, daß die Gemeinden alles andere besteuern, nur nicht sich selbst. Es soll das auch bei für die Rechte der Kolonialgesellschaft sowohl für die Berghoheit als Erbschaftssteuer sollte auch zur Abwälzung auf andere Schultern Der Herr Staatssekretär muß bestätigen, daß die einzige Quelle uns vorkommen.( Abg. v. Bollmar: Siehe Erbschaftssteuer!) Die für ihr Bergwerkseigentum das Abkommen vom Februar 1908 ist. dienen.( Zustimmung im Zentrum. Lachen links.) In Ostafrika wird noch immer ein schwunghafter Handel mit andernfalls müßten wir anregen, ob wir nicht das Initiativrecht der Gesetzgebung ergreifen müffen, um den llebermut der Gesellschaft Branntwein betrieben; der Staatssekretär möge feine Aufmerksamkeit auf In Neu- Guinea muß den Mißständen entein für allemal zu brechen.( Bravo ! rechts und im Zentrum.) Db diefen Mißstand hinlenken. der Vertrag gültig ist oder nicht, darf für uns leineswegs eine gegengetreten werden, welche die Vermehrung der Bevölkerung hemmen. juristische Frage fein, wie der Staatssekretär meinte, sondern der Eins der wichtigsten Mittel zur Hebung der Eingeborenen ist der rütteln kann. Ohne den Vertrag schweben ja alle unsere Maß- kann der Bezirksamtmann sehr leicht in wirksamer Weise unterſtüßen Vertrag ist für uns die feste gegebene Grundlage, an der fein Jurist Schulbesuch; den von den Missionaren eingeführten Schulunterricht etat, dessen Einnahmen mit 30 Millionen auf den Diamanten basiert Belegung der Gerichte z. B. in Samoa , wo die Gerichtsbarkeit von nahmen in Südwestafrika in der 2nft, und der ganze Stolonial- und geradezu den Schulzwang herbeiführen. Sehr mangelhaft ist die Auch soll der dortige find, würde auch vollständig in der Luft schweben. Deshalb follte einem Gerichtssekretär ausgeübt wird. feiner zur Aufrechterhaltung Autorität für das Haus den Etat einstimmig annehmen, auch die Herren Sozialdemokraten sollten ihre Zustimmung geben, damit die Rechts- notwendig halten, einen ganzen Rattenkönig von Beleidigungsauffaffung des Reichstages flar zum Ausdrud gebracht wird.( Bravo ! prozessen anguftrengen! Gegen einen Mann, der gegen den Gouverneur flagt, leitet man einfach ein Entmündigungsverfahren im Zentrum.) ein und erklärt ihn für verrückt, alles in Abwesenheit der ordentlichen Abg. Dove( frf. Vg.): Namens meiner Freunde habe ich zu ers Richter!( hört! hört!) flären, daß wir keinen Anlaß haben, nach der Erklärung der Abg. Dr. Arning( natl.): In Neu- Guinea flagt man über zu Deutschen Kolonialgesellschaft unsere Auffassung von der Gültigkeit hohe Bölle auf Nahrungsmittel; in der Tat sollte man versuchen, fie des Vertrages, der die Grundlage aller unserer Maßnahmen gebildet herabzusetzen. Die hohen Zölle schädigen gerade den Handel mit hat, aufzugeben. Die Erklärung der Deutschen Kolonialgesellschaft Deutschland. Auch die hohen Ausfuhrzölle wirken hemmend auf die ist nur eine einseitige Parteierklärung. Bir sehen auch keine Gefahr Copraausfuhr. Erfreulich ist, daß Togo einen Reichszuschuß nicht darin, jezt für den Etat zu stimmen; denn wenn die Gefellschaft mehr braucht. Sehr wichtig ist die Baumwollenfrage, die hoffentlich ihren Standpunkt geltend machen wollte, so hätte abgesehen von mit der Zeit auch die Sozialdemokratie veranlaffen wird, ihre abder rechtlichen Aussichtslosigkeit dieses Verfuchs die Kolonial- lehnende Haltung gegenüber den Stolonien aufzugeben; fie follte fich verwaltung es in der Hand, ihre weiteren Maßnahmen danach zu ein Muster nehmen an den englischen Arbeitern, die Geld auf treffen. bringen, um die englische Baumwolfultur in Ostafrika zu stärken. ( hört! hört! bei den Nationalliberalen.)
lage für alle wie immer abgeleiteten Rechte der Gesellschaft. Aber Staatssekretär Dernburg : Der Vertrag von 1908 ist die Grundabgesehen davon, bekommen wir die Einnahmen dieses Nachtragsetats nicht nur auf der Grundlage diefes Bertrages, sondern auf der Grundlage unferer Hoheitsrechte in bezug auf die Zölle und Abg. Ledebour( Soz.):
Steuern.
Gouverneur es
wenn nicht zu rechtfertigen, so doch zu entschuldigen: Man Redner sucht zum Schluß das Verhalten der Lüderizbuchter foll nicht zu streng urteilen. Denken wir daran, welch einen Radau wir am Sonnabend hier im Reichstag gemacht baben.( Seiterkeit.)
"
Abg. Frhr. v. Richthofen( L.): Die Veröffentlichung in der ,, Kölnischen Zeitung " fann nur als eine Manipulation aufgefaßt Staatssekretär Deruburg: In der Angelegenheit der Missions. verden, um einen besseren Boden für fünftige Verhandlungen zu schule in Samoa ist Herr Erzberger falsch unterrichtet. Die Unter bekommen. Solche Winkelzüge sind zu verurteilen, und weder der Der liebenswürdigen Aufforderung des Herrn Erzberger, fir drückung ist erst erfolgt, als der katholische Geistliche von der Kanzel Reichstag noch der Staatssekretär wird einer solchen Preffton nach den Etat zu stimmen, fönnen wir nicht Folge geben. Diefe Auf- aus seinen Katecheten den Besuch der Regierungsschule untersagte! geben.( Sehr richtig! rechts.) Dem Nachtragsetat werden wir zuforderung, zeigt, wie schwierig es den Herren ist, unsere sozialistische( hört! hört!) Die Ausbreitung des Jelams in Afrika ist nicht stimmen. Auffassung zu verstehen, aus der heraus wir uns auf Ihre wunderbar; er liegt den Negern näher als das Christentum, da er tapitalistische Solonialpolitik nicht einlassen tönnen. Ich will die die Polygamie nicht verbietet; auch ist für den Uebertritt zum Islam Begründung unseres Standpunktes nicht noch einmal wieder nicht der lange fatechetische Unterricht wie beim Uebertritt zum holen. Diesen Nachtragsetat lehnen wir ab, aber wir werden Christentum nötig, es genügt, wenn der betreffende Allah il alles unterſtügen, was die Mehrheit des Reichstags etwa be- II ab" fagen kann.( Seiterkeit.) Wit Gewalt dieser Bewegung schließen sollte, um der ungeheuerlichen Zumutung der Land- entgegenzutreten, wäre bei der fanatischen Art des Islams das Aller gesellschaft, der Kolonialgesellschaft entgegenzutreten. Wenn Sie verkehrteste etwa eine Resolution einbringen, welche den ablehnenden Abg. Dove( frf. Bg.): Die öffentlichen und privaten Rechts Standpunkt des Hauses gegenfiber dieser Zumutung zum Ausdruck verhältnisse in den Kolonien sollten in einer außerparlamentarischen Botum wäre dann viel wirfiamer als ein einmütiges Votum hier lichkeit in Samoa erinnert start an Elsaß- Lothringen . Solchen beim Etat, das allen möglichen falschen Auslegungen zugänglich Kulturkampfgelüften muß von vornherein mit Energie entgegen ist und das sicher auch falsch ausgelegt werden würde von den getreten werden.( Bravo ! links.) Barteifreunden des Herrn Erzberger, natürlich außerhalb des Hauses.( Heiterkeit und Bravo ! bei den Sozialdemokraten.) Damit schließt die Diskussion.
wurde, um
Den ablehnenden Standpunkt meiner Partei gegenüber dem Nachtragsetat habe ich schon bei der zweiten Lefung begründet. Bei dem erwähnten Schriftstück war das Erstaunlichste für mich, daß die Kolonialgesellschaft sich noch einmal darauf beruft, daß sie zum Unterschied von den übrigen afrikanischen Landgesellschaften ihren Erwerb auf den ursprünglichen Erwerb des Herrn Lüderitz von den gegen diese Auffassung Stellung genommen haben. Ich glaube bewiesen zu haben, daß das damals eine fraudulente( betrügerische) Erwerbung war, weil die Rechtsunkenntnis der Einwohner ausgenutzt ganze Königreiche für 500 Gewehre und 10 000 Mark zu erschwindeln. Deshalb haben wir das Recht der Gesellschaft von vornherein bestritten. Doch sind wir damit nicht durchgedrungen, denn Herr Dernburg meinte, man würde damit die kapitalistische Entwickelung der Kolonie zurückdämmen. Jah habe dann anerkannt, daß der Staatssekretär und die bürgerlichen Barteien, nachdem sie einmal die Erwerbung als rechtsgültig anerkannt haben, von diesem Standpunkt aus fachlich richtig gehandelt haben. Dieser Standpunkt selbst war eine Stonzession an die Gesellschaft, die wir bes dauern. Daß diese Leute nun aber noch versuchen, durch Manöver der schon geschilderten Art dem Fiskus und dem Reiche noch mehr abzuknöpfen, das ist für sie bezeichnend, und gegen diese Manipu lationen muß mit aller Schärfe Front gemacht werden. Ich muß auch meiner Verwunderung darüber Ausdruck geben, daß ein Mann wie der frühere Gouverneur von Bennigsen, der später Direktor dieser Gesellschaft geworden ist, dieses Schriftstück verfaßt oder doch feine
Kleines feuilleton.
Der Nachtragsetat für Südwestafrika wird angenommen und darauf debattelos der Nachtragsetat für Ostafrika . Es folgt die zweite Lefung des Etats für die Schut gebiete für 1910.
Das Vorgehen der katholischen Geist
Abg. Frhr. v. Richthofen( t.) hofft, daß die Besoldungsordnung noch in diesem Jahre mit Wirkung vom 1. April ab zustande tommt. Interessant wäre es zu erfahren, wie weit die Stodi. fizierung des Eingeborenenrechts gediehen ist. Abg. Noske( Soz.):
Bu meinem lebhaften Bedauern bin ich noch zu später Stunde Auf Antrag des Berichterstatters Dr. Goerde( natt.) wird zu längeren Ausführungen genötigt. Nachdem wiederholt darauf folgende von der Budgetfommission angenommene Resolution, nach hingewiesen worden ist, daß wir Sozialdemokraten zu einer Mendedem der Staatssekretär feine Zustimmung erklärt hat, an- rung unserer Stellung zur Kolonialpolitik gezwungen feien, muß ich darlegen, genommen: weshalb wir nach wie vor der kapitalistischen Kolonialpolitik ablehnend gegenüberstehen müffen.
Die Verbündeten Regierungen zu ersuchen, in bas bor zulegende Kolonialbeamtengejeg die den Kolonialverhältnissen entsprechenden Bestimmungen des Besoldungsgesetzes vom 18. Juli aufzunehmen."
Die Besoldungsordnungen für die Schutzgebiete werden abgelehnt.
Theater.
Bei den Debatten über die Diamantenfrage hat der Herr Staatssekretär eitel Lob für feine Politit einheimfen fönnen, und auch wir Sozialdemokraten haben anerkannt, daß er mit Ulmficht
dt.
Berliner Theater: Bension Söller, Bosse nach einer Jdee von W. Jacoby von Karl Laufs. Vor 20 Jahren war die" Benfion Schöller" ein Zugftück erften Ranges. Der Schauspieler mit dem Bungenfehler lockte das lachluftige Publikum hekatombenweise ins Theater, und über den langmähnigen Jüngling, den vergnügungsfüchtigen Gutsbefizer, das romanschriftstellernde Mannweib, den explosiblen Major a. D. und die übrigen Schöller- Pensionäre wurde so viel und so herzlich gelacht, daß die Idee der Jacoby- Laufsschen Posse in die Versenkung ging.
Genau so wie vor 20 Jahren war's am Sonnabend im Berliner Theater". Der tiefere Sinn des luftigen Unfinns ertrant im Uebermut der schnell wechselnden burlesken Szenen und in dem gut befesten Hause werden faum zwei Dutzend Lacher darauf berfallen fein, daß die Boise ihnen zeigen will: der sogenannte„ sinnige" Mensch unterscheidet sich vom sogenannten„ berrüdten" oft nur dadurch, daß jener frei herumlaufen darf, während man diesen in Pensionen" und Zwangsjaden stedt.
"
Zwiebel ja schon im Herbste vorher völlig ausgebildet ist, nun in milderen Sitten von heute, wiederholte sich der Theaterstandal von Treibhaustemperatur bringen oder nicht. Andere Gewächse frei. Achtzehnhundertvierundneunzig. Der offizielle Applaus, der Halbe lich blühen unter der Hand des Gärtners den ganzen Winter über auf die Bühne rief, wurde von lautem Zischen zeitweise völlig überfo die Maiblumen. Auch blühende Erdbeerstödchen hat man als tönt. Das redliche Bemühen der Schauspieler um ihre undankbaren Herrenrechte. Der Stettiner Polizeipräsident v. 2uthenau Beweismittel für den überaus milden Winter" angezogen. Auch Nollen vermochte nichts zu retten. hat die Aufführung des Schauspiels Herrenrechte ", daß am hier liegt durchaus tein Naturwunder vor. Solche Beispiele 4. Febrnar im Stettiner Bellevuetheater gegeben werden sollte, werden sich immer finden, ob der Winter streng oder mild ist. Das „ wegen der unfittlichen und aufreizenden Tendenz" verboten. Das ist nicht seltsamer als die regelmäßig im Herbste beobachtete Zweit Berbot ist erst erlassen, als durchfickerte, daß der Verfasser des blüte gewisser Obstbäume oder des Weinstocks, oder das Wieder Stückes, der unter dem Pseudonym Friedrich Heinrich in ausschlagen der schon im Sommer wohlentwickelten Blattknospen, der Ankündigung figurierte, unfer bekannter Parteigenofie die den sonst völlig entlaubten Baum an einzelnen Zweigen wieder Friz Herbert ist. Das Stück behandelt die Herren grünen lassen. Im großen und ganzen will die Pflanzenwelt im rechte des Junfertums zur Zeit der Hörigkeit und lehnt inter ihre Ruhe haben. Diese Tatsache besteht, wenn mir auch fich an die Schilderung an, wie fie der ponimersche Dichter Ernst die Einzelheiten der inneren Vorgänge noch nicht erschöpfend Moritz Arndt , dessen Bater noch als höriger geboren war, bon tennen, die nötig sind, um die Bell- und Nährsäfte so zu gestalten, diesen Verhältnissen gab. Unfittlich und aufreizend" ist nicht das daß in ihnen die Triebtraft erwacht. Stück noch dessen Tendenz, sondern die Tatsache, daß ein gut Stüd dieses Herrentums in unserer preußischen Junterherrlichkeit noch weiter besteht. In Süddeutschland dürfte eine Polizeizensur gegen Neues tönigl. Operntheater.( Sondervorstellung der das Stüd unmöglich sein. Hoffentlich beschreitet der Verfasser den akademischen Bühne): Der Ameritafahrer", Fast Verwaltungsstreitweg. nachtsschwant von Max Halbe . Daß Väter ihre ungeratensten Trügerische Frühlingsboten. Der milde Winter hat in zahl- tinder oft besonders zärtlich lieben und unbelehrbar alles wißgeschick, reichen Zeitungen Betrachtungen über abnorme Vegetationserscheis das diesen widerfährt, dem bösen Bufall auf das Konto fetzen, ist nungen hervorgerufen. Jedes Gänseblümchen, das ein wandernder auch in der Welt der geistigen Beugungen nicht selten. So hegt Mar Eine Bosse wie diese muß flott heruntergespielt werden, und das Naturfreund auf seinen winterlichen Sparziergängen fand, mußte Halbe, dem ein prächtiges Drama wie Jugend" und manch anderes Tempo ließ auch nichts zu wünschen übrig, nur am Schluß, wo als Beweis für den überaus milden Winter dienen, und wie das respektable Wert gelang, für feinen unglückseligen Amerikafahrer", Laufs recht hudlig gearbeitet hat, sollte der Regiffeur ein wenig Gänseblümchen, so sollten manche andere Erscheinungen dafür der gleich nach der Geburt einen berühmt gewordenen Theater- stoppen lassen, damit nicht der Vorhang unten ist, che das Publikum herhalten, den unglaublichen Beweis zu führen, daß in diesem durchfall in Berlin erlebte, eine anscheinend unausrottbare Vorliebe. weiß, ob man den Knoten aufgeknippert hat oder nicht. Jahre die Natur auf den Kopf gestellt sei! Nun beweist aber das Er glaubte offenbar, die Leute würden in den anderthalb Jahr- Den Löwenerfolg heimste, tie's recht und herkömmlich ist in Gänseblümchen , so wenig wie der große Fuchs", den irgend ein zehnten seither an Einsicht und Geschmack so weit gefördert diefem Stücklein, Rümpel mit der schwachen Zunge und der starken glücklicher Schmetterlingssammler in dem erwärmten Wäscheraum sein, daß sie die verborgenen Trefflichkeiten des Stückes Lunge( Artur Bergen) ein. Der alte Klapproth( Oskar Sabo) gefunden hat, denn beide das Blümlein wie der Falter ſelbſt erkennen und das ungerechte Urteil revi- war paffabel, und den braben Schöller( Hermann ich a) unterüberwintern in dem Zustand, in dem wir sie finden, ob der dieren müßten. Indes, die Leitung der Akademischen Bühne, stüßten seine berrückten" Benfionäre Josefine Dora , Gustav Winter nun falt oder warm ist. Es wird wohl jedem aufmerk- deren Wunderlichkeiten schon so manches Kopfschütteln er Boy, Albert eine recht wacker. samen Frühlingswanderer schon aufgefallen sein, daß er im ersten regten, hat dem verdienten Dichter mit dem Experiment der Neu- Der lachende Dritte ist hoffentlich der Pensionsfonds der Lenze, wenn noch Schnee fällt und Nachtfröste die junge Bege- aufführung einen üblen Dienst geleistet. Die Gefchichte von dem Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger , für den die Vorstellung tation gefährden, auf der frischgrünenden Wiese, am Wegrain, am girrenden, hinkenden Schneiderlein, das von seiner schmuden Ehe- als Benefiz" angesagt war. Madhufer I ang stielige Gänseblümchen findet. Sie waren mitten hälfte unter Beihilfe zweier Liebhaber als Auswanderer zur Bahn im Winter da, nur hat sie der Schnee unseren Augen verborgen. fpediert wird, um dann am nächsten Tage wieder zu erscheinen und Sie sind also feineswegs durch die Wärme zu vorzeitiger Entwicke- die beiden Konkurrenten bei der Wanfelmütigen siegreich auszustechen, Iung gekommen, gerade wie manche überwinternden Falter frisch wird so erfindungsarm, so ohne jede feinere Pointierung, so alt und munter losflattern, wenn zufällig der Raum erwärmt wird, baden- nüchtern in redseligen Knüttelversen von Hans Sachsschem Wilhelm Bölsche hält am 13., 16. und 20. Februar in dem sie sich für die Wintermonate einquartiert hatten. Im Anstrich vorgetragen, daß auch der abgehärtete Zuschauer etwelche Zeichen in der Singakademie einen Vortragszyklus über drei Geheimnisse allgemeinen brauchen die Pflanzen eine ganz bestimmte Zeit zur von Langeweile und Ungeduld schwer unterbrüden kann. Dazu tam in unserer imodernen Naturerkenntnis" ab. inneren Entwickelung, vor der sie nicht ausschlagen, mag es auch allerhand gefährlich provozierende Komit in der äußeren Inszenierung. Der Steinheil Prozeß auf der Bühne. Das roch so warm fein. Die frühzeitige Wärme fommt nur in ganz Der Vorhang zeigte rätfelhafte Launen; wenn die im Zettel an- Berliner Bolizeipräsidium verbot aus ordnungspolizeilichen Gründen beschränktem Maße zur Geltung, nämlich nur insoweit sie die gekündigte höchst primitiv und schüchtern exekutierte Zwischenakts- die Aufführung des dramatischen Steinheil- Prozesses. Derartige inneren Stoffumwandlungen in etwas fördern kann. Bei den musit begann, erhob er sich verheißungsvoll um einige Fuß und ver- Dramatisierungen aktueller Sensationsstoffe haben zivar feinerlei Schneeglöckchen z. B. gelingt es auch dem geschictesten Gärtner harrte, bis der legte Zon verflang in dieser nedisch spannenden Stulturwert, aber die Polizei tönnte es ruhig dem Bublifum über richt, eine frühere Blüte herbeizuführen, mag er die Pflanze, deren Schwebestellung. In abgeschwächter Auflage, entsprechend den lassen, fte abzulehnen und für seine Sittlichkeit zu forgen.
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Notizen.
G. D.